Beiträge von Hendrik

    Metaphysik und Erleuchtung haben nicht zwingend etwas miteinander zu tun, weshalb bei einem Verzicht auf eine metaphysische Dimension die Sphäre der Erleuchtung gar nicht berührt wird.


    Was ist damit gemeint? Die Frage ist, was ist „Erleuchtung“? Da sind sich die verschiedenen bud. Schulen ganz und gar nicht einig. Schon im frühesten, vorkanonischen Buddhismus gab es hier verschiedene Deutungen: Für die einen, der Ausstieg aus dem Wiedergeburtskreislauf, für die anderen das Aufhören von Dukkha im Hier und Jetzt. Und das ist nicht das selbe.


    sB schliesst sich letzterer Deutung an und ist damit beste alte Schule! 🙂

    Mir scheint es manchmal so, dass manche (viele?) säkulare Buddhisten "aufatmen", weil nun endlich Wiedergeburt (punabbhava, Wiederwerden, Weiterwerden) und Karma aus dem Buddhismus entfernt wurden.


    Wenn es so sein sollte, wäre die Buddhalehre aus meiner Sicht unbrauchbar zerstückelt.


    Was man aber sehr wohl tun kann: Sich über die Bedeutung dieser Begriffe unterhalten.

    Das ist ja das Missverständnis: Niemand „entfernt“ irgendwas. Es geht lediglich um ein naives Karmaverständnis, das mit einer Reinkarnationsvorstellung verbunden ist. Das führt nämlich zu argen Vorstellungen. Ein jüdischer Mensch, der in der Schoa gequält und getötet wurde, ist selbst schuld, weil er in einem früheren Leben irgendwas getan hat, was er jetzt zu bereinigen habe.

    Zum Thema Karma im säkularen Buddhismus: Niemand leugnet, dass alles bedingt ist, also Folge früherer „Taten“. Wenn Karma im sB kritisiert wird, dann nur insofern, dass kein menschliches Schicksal von den Taten des betreffenden Individuums aus seiner vorherigen Existenz abhängt. Beispiel: Niemand ist heute krebskrank, weil er in einem früheren Leben „schlechtes Karma“ angehäuft hat.


    Genau. Es geht um das 3-Sekunden Phänomen. Das ist - wissenschaftlich - natürlich kein Unsinn. Mit etwas Recherche findet man sicher auch was zur Methodik.


    Und auch richtig: Das ist meine Deutung. Ich schrieb ja von meinen Zugängen, die im Sinne des Threads Brücken sein sollen. Was Du schreibst, ist schließlich auch Deutung:

    Mit dem Augenblick, mit dem ich vollständig dieses Sosein annehme, löscht sich Karma aus und Wiedergeburt ist zu Ende.

    Hinsichtlich der Frage des "unüberbrückbaren Grabens" zwischen traditionellen und säkularen Buddhisten möchte ich gern meine Sicht beitragen.


    Tatsächlich streiten Buddhisten sich darüber, ob es einen buchstäblichen Wiedergeburtskreislauf gibt oder nicht. Wird Hendrik in irgendeiner Form als Individuum nach seinem Tode wieder existieren? Das beinhaltet durchaus die Möglichkeit der Erinnerung an vorherige Existenzen. Es ist in den klassischen Texten ja die Rede davon, dass der Erwachte sich an alle seine vorherigen Existenzen erinnern konnte.


    Zunächst einmal: Die Frage ist keine neuzeitliche. Wir haben die nicht neu erfunden. Schon in frühester, vorkanonischer Zeit gab es Buddhisten, die jede Spekulation über solche Dinge ablehnten, neben denen, die diese vertraten oder sie vorraussetzten. Alle diese Positionen fanden ihren Niederschlag im Pali-Kanon. Daher lassen sie sich jeweils aus den alten Texten belegen. Man kann sich also gegenseitig alte Texte um die Ohren schlagen: "Hier, sieh, da steht, dass ich Recht habe!". Was Buddha selbst dazu dachte, wissen wir aber nicht mit Sicherheit. Daher kann man eigentlich beide Positionen gleichberechtigt nebeneinander stehen lassen.


    Ein zweiter Zugang ist, dass man die Vorstellung von Wiedergeburten auch auf die verschiedenen Phasen eines Menschlebens deuten kann: Vor 10 Jahren war ich ein anderer als heute und bin dennoch irgendwie der selbe in Abhängigkeit dieses anderen, "alten" Ichs. Erst recht, wenn man weiter in der Zeit zurückgeht.


    Ein dritter Zugang ist ein noch stärker psychologischer: Wir wissen aus den Neurowissenschaften, dass das Jetzt, das, was wir als Gegenwart bezeichnen, der gegenwärtige Augenblick, 2,7 Sekunden lang ist. Alle 2,7 Sekunden treten wir in ein neues Jetzt ein. Dieses ist durch das vergangene Jetzt bedingt und doch etwas neues. Wir befinden uns in einem ständigen Wiederwerden. Wir erinnern uns, wenn wir wach genug sind, an die vergangenen Jetzt. Je wacher wir diese erlebt haben, desto klarer sind die Erinnerungen an sie. An manche Jetzt erinnern wir uns nicht, weil wir eben nicht wach genug waren, sondern – wie meistens eigentlich – automatisch gehandelt haben.

    Das Buddhadharma für eine säkulare Welt - YouTube


    "Mit jeder Rezeption des Buddhismus entstand etwas Neues. Von Indien fanden die Ideen des historischen Buddha Siddhartha Gautama ihren Weg weiter nach Ost- und Südostasien. Es entstanden vielfältige Traditionen. Bis der Buddhismus schließlich im 19. Jahrhundert im Westen zur Kenntnis genommen wurde. Auch hier entwickelt der Buddhismus einen eigenen Charakter. Dieser Transformationsprozess ist nicht abgeschlossen. Das Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne soll in diesem Buddha-Talk beleuchtet werden: Wie sieht ein westlicher, zeitgemäßer Buddhismus aus und welche Legitimationen gibt es für diese Interpretation des Buddhadharma?"


    Ein Vortrag von Frank Hendrik Hortz aus der Vortragsreiche "Buddha Talk":

    Buddhismus Hamburg - Buddhistische Vorträge und Meditation


    ...zu Gunsten der buddhistiachen Hilfsorganisation MiA:

    https://www.mia.eu.com/jetzt-spenden/

    Ich habe Klaus gefragt, er erklärt dazu:


    „Der Name des japanischen Roshi ist Oi Saidan. Der Tempel ist keine Filiale des Myoshinji. Zu dem Zeitpunkt war Oi Saidan Roshi des Hokoji Tempels bei Hammamatsu. Dorthin ist Oi Saidan vom Myoshiji gewechselt. Christoph Hatlapa hat von Oi Saidan den Auftrag bekommen, seine Linie in Deutschland zu vertreten und hier den Tempel dafür aufzubauen. Damit ist es ein Rinzai-Tempel in der Linie des Rinzai Roshi Oi Saidan.“

    Dadie Japaner ja für ihre Höflichkeit bekannt ist, ist es ja schon eine sehr herber Akt der Distanzierung wenn man jemand, der viele Tausende Kilometer gekommen ist sagt, man will ihn nicht ordinierten.


    Und man zusätzlich Christoph Hatlapa sagt, er soll einen eigenen Tempel bauen. Der dannn ja wohl auch nicht ein Filialtempel des japanischen Tempels ist. Ist es dann überhaupt ein Rinzai Tempel in der Myoshinji Linie oder wie ist sein Status?


    Und der Name des japanischen Roshi ist wohl deswegen nicht genannt, weil man ihn nicht brüskieren will?

    Ich versuche dazu mal etwas rauszufinden.

    Findest du es richtig, Leonie, in einem buddh Forum Zweifel an ebenjenen eindeutigen Erklärungen Buddhas zu sähen?

    Ja, das ist gioldrichtig, weil es diese "eindeutigen Erklärungen Buddhas" erstens nicht gibt und es zweitens erlaubt sein muss, jede Art von Kritik zu äußern, solange dies respektvoll und sachlich geschieht. :)_()_

    Uns, der Menschheit?

    Uns, der Menschheit. Wenn wir es alle besser aushalten könnten, etwas nicht zu wissen, wäre viel gewonnen. Stattdessen haben wir alle die Tendenz, uns ein schlüssiges Weltbild zu basteln, in dem keine Fragen mehr vorkommen. Dann fühlen wir uns wohl und sicher. Das ist auch oft der Grund für Streiterei: Weil wir die Überzeugungen anderer, die nicht in dieses Weltbild passen, das mir Sicherheit vermittel und Sinn, als Bedrohung erleben.

    Moin Hendrik.

    Bewusst-Sein ist eine metaphysische Erfahrung. Die Tatsache, dass für uns Qualia existieren, ist metaphysisch. Dass etwas ist und nicht nichts, ist metaphysisch. Und die vorstellungs- und wertungsfreie, unmittelbare Erfahrung des Gegenwärtigen ist metaphysisch. Erfahrung ist etwas sehr anderes als aktive Bereiche im Gehirn.

    Nach gängiger Definition ist „metaphysisch“, was unsere Erfahrungsmöglichkeit überschreitet. Die unmittelbare Erfahrung wird gedeutet. Dies kann mit metaphysischen Vorstellungen geschehen.

    Wir schweifen ab, aber ich find's interessant :) Aus meiner SIcht ist das ganze Universum an sich mystisch, weil nicht erklärt werden kann, WARUM es überhaupt etwas gibt (einen ewigen Schöpfergott außen vor gelassen). Da sieht man eine Begrenzung der WIssenschaft. Sie beruht auf Logik, und mit Logik endet man immer im infiniten Regress (will meinen, man kann IMMER fragen: Warum?). Darum bricht man irgendwann ab. Warum gibt es das Universum? Wegen des Urknalls. Was war vorher? Quantenfluktuationen. Warum gab es die? Wegen der Quantengesetze. Warum gibt es die? Irgendwann muss man da mal sagen: Brute Fact. Ist halt so. Wissenschaft hat Grenzen. Das wird oftmals übersehen.

    Diese Grenze übersehe ich durchaus nicht. Aufgabe der Wissenschaft ist nicht, zu klären warum etwas ist, sondern wie die Dinge die sind, beschaffen sind. Alles andere ist Aufgabe der Philosophie und Religion.


    Was uns allen gut tun würde, ist mehr Ambiguitätstoleranz: Es gibt Dinge, die können wir nicht wissen, wir sind mit dieser Unsicherheit aber im reinen.

    Es gibt keine metaphysische Erfahrung.

    Moin Hendrik.

    Bewusst-Sein ist eine metaphysische Erfahrung. Die Tatsache, dass für uns Qualia existieren, ist metaphysisch. Dass etwas ist und nicht nichts, ist metaphysisch. Und die vorstellungs- und wertungsfreie, unmittelbare Erfahrung des Gegenwärtigen ist metaphysisch. Erfahrung ist etwas sehr anderes als aktive Bereiche im Gehirn.

    Nach gängiger Definition ist „metaphysisch“, was unsere Erfahrungsmöglichkeit überschreitet. Die unmittelbare Erfahrung wird gedeutet. Dies kann mit metaphysischen Vorstellungen geschehen.

    Freilich ist dies kein Beweis für deren Existenz.

    Es ist jedoch der Beweis, dass Geistwesen sehr wohl Teil des Lehrgebäudes sind, was Anfangs im Thread anders als Tatsache hingestellt worden ist.


    Von blauer Haut habe ich im Palikanon noch nichts gelesen. Hast du eine Quelle für mich? Würde mich echt sehr interessieren.

    Es ist ein Beweis, dass Geistwesen in einigen Traditionen Teil des Lehrgebäudes waren (und sind). Mein Zugang, und der vieler anderer Buddhisten, ist ein anderer.


    Ja, ich schau mal nach der Stelle mit der blauen Haut. Erst dachte ich, dass das bei den 32 Merkmalen des Buddha steht. Aber da ist das nicht. Aber schon die Aufzählung dieser Merkmale (DN 30 und MN 91), ist eine Überhöhung, die mit der Realität mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nichts zu tun hat. Wir dürfen die Pali-Texte einfach nicht so lesen, wie evangelikale Christen ihre Bibel lesen: Jeder Buchstabe ist eine unumstößliche Wahrheit und das ganze Buch widerspruchfrei (Gottes Wort – in diesem Fall).

    Na ja,wenn du hier diesen Standard einführen willst,werde ich dich nicht daran hindern können.

    Ich will hier gar nichts "einführen". Das ist meine persönliche Sichtweise, die ich neben Deine persönliche Sichtweise stelle. Interessant ist da dann noch die Sichtweise Kilayas, die, wie mir scheint, einen Kompromiss sucht, den ich begrüße.

    Dies nur um einen kleinen Einblick zu verschaffen. Ich könnte Zitate dieser Art noch über Tausende Seiten aufzeigen.
    - Was mich schlussfolgern lässt: dass wer behauptet Geisterwesen seien nicht Teil der Buddhalehre, sich wahrscheinlich noch nicht wirklich mit den Texten auseinandergesetzt hat.
    Liest man ein wenig der Originallehre MUSS man einfach darüber stolpern.


    Herr Bronkhost kannte ich bislang nicht, muss jedoch schon im Vorhinein etwas schmunzeln, wenn ich "Buddhologe" lese.

    Nachdem was ich mir in Kürze ergoogelt habe, hat der Herr nicht das geringste mit irgendeiner Art von Praxis am Hut.
    Ein Theoretiker durch und durch. Soll es natürlich auch geben, keine Frage, aber sich in Bezug auf wahres Dhamma auf einen Wissenschaftler ohne Praxis stützen? Fraglich.
    Ein Wissenschaftler wird zudem immer den Anspruch haben objektiv an die Lehre heranzutreten...das kann zu nichts führen.

    Danke für die Quellenangaben. Da steht eine Menge über Geister. Heißt das nun, weil in antiken Schriften etwas über Geister steht, ist das der Beweis, dass es Geister gibt? Nein, es bedeutet lediglich, dass die Menschen zur Zeit der Entstehung dieser Texte an Geister glaubten. Mehr nicht.


    Wenn alles stimmt, was im Pali-Kanon steht, dann muss Buddha blaue Haut gehabt haben. Glaubst Du, Buddha habe blaue Haut gehabt?


    Genau. Ein Buddhologe ist jemand, der sich wissenschaftlich mit Buddhismus beschäftigt. Dazu benötigt man keine Praxis. Man benötigt Praxis für die eigene Befreiung aber nicht, um etwa alte Texte historische einzuordnen. Dieses Missverständnis ist weit verbreitet. Historisches Wissen soll zu nichts "führen". Es ist einfach, wertneutral. Man kan es im Anschluss deuten. Das ist dann etwas anderes.

    Ein Buddhologe ist halt ein Buddhologe und kein Dharmalehrer.


    Wenn man metaphysische Erfahrungen als Spekulation abtut, kann man die Tradition des Zen und auch des Varjajana einfach nicht verstehen, und respektieren wird man sie dann sehr wahrscheinlich auch nicht.


    Ein Buddhismus, der die lebendige Übertragung von Buddhaweisheit als Irrglaube abtut, ist jedenfalls ganz bestimmt nichts, wo ich Vertrauen hinein entwickeln könnte. Und ob er die Grundlage für einen konstruktiven Dialog bilden kann, wage ich auch zu bezweifeln.


    Denn Zweifeln ist notwenidg und richtig, aber wenn man immer wieder die Grundlagen der Übertragungen anzweifelt , ist fröhliches Karusselfahren eigentlich schon vorprogramiert.


    Ein Buddhologe ist jemand, der unter anderem beurteilen kann – wenn er in diesem Feld arbeitet –, welche Teile in den klassischen Texten eher authentisch sind und welche eher nicht. Um nichts anderes ging es bei dem Zitat von Bronkhorst. Diese Ergebnisse sind jenseits jeder Wertung. Es ist einfach so. Damit wird keine religiöse Überzeugung herabgesetzt.


    Es gibt keine metaphysische Erfahrung. Es gibt Erfahrungen, die man im Nachgang metaphysisch deutet. Wenn Du das mit Deinen Erfahrungen so machen möchtest, hindert Dich niemand daran.


    Es geht in dieser Diskussion nicht um "lebendige Übertragung", was auch immer Du darunter verstehst, sondern um Geisterglaube.

    Du kannst nichts über Geister lesen :D?

    Die Lehrreden sind voll mit Aussagen des Buddhas über Jenseitige Welten.


    Der renomierte Buddhologe Johannes Bronkhost sagt zu dem Thema:


    „Was soll man schliessen aus der Anwesenheit von Passagen, die metaphysische Spekulationen ablehnen, neben anderen Passagen, die im Gegensatz dazu [solche] zu verkünden oder vorauszusetzen scheinen? (…) Und obgleich man wohl nicht ausschliessen kann, dass [metaphysischen] Ansätze (...) von Anfang an Teil der buddhistischen Lehre waren (…) müssen wir darauf verzichten, (...) solche (...) als ursprünglichen Bestandteil der Lehre des Buddha zu betrachten."


    Klar kannst Du über "jenseitige Welten" etwas in den klassischen Texten finden aber eben auch die Ablehung solcher Vorstellungen. Der Plai-Kanon ist eben keine Einheit. Und Bronkhost meint, dass solche wohl nicht zum ursprüglichen Dhrama gehören.


    Über "Geister" habe ich aber noch nichts gelesen. Vielleicht habe ich das bisher übersehen. Vielleicht hast Du eine genauer Quellenangabe?