Beiträge von Jenscha

    Das Thema Freundschaften ist einer der Bereiche in denen mich die Beschäftigung mit dem Buddhismus am meisten praktisch voran gebracht hat, vor allem durch dieses Zitat:

    Vor einigen Jahren bestand mein Freundeskreis leider noch überwiegend aus Nehmern, Egoisten und Narzissten. Auch ein paar aus Kategorie 2 (hohle Worte) waren dabei. Es war sehr schmerzhaft diese Leute gehen zu lassen aber es war noch schmerzhafter mit solchen Menschen "befreundet" zu sein.


    Dadurch wurde Platz frei (Zeit und Herz) für echte Freunde, die einfach so nach und nach mein Leben bereichert haben.

    Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen.

    Wie würdet ihr folgendes Angebot sehen:

    Sechs Tage für 675 € Seminarkosten. (Erster und letzter Tag als An- und Abreisetag nur halb)

    Dazu 85 € pro Nacht Unterbringung (einfaches Einzelzimmer, Gemeinschaftsbad) und Halbpension.

    Am Ende wurde noch für Lehrerin und Pension um Dana gebeten…

    Danke Anandasa! für das Teilen deiner Erfahrung, den Weg ohne "Lehrer" mit YouTube und Büchern zu gehen. Besonders passend auch, dass du ausgerechnet Tenzin Peljor erwähnst. Das ist der einzige Lehrer, den ich seit dem letzten Jahr noch live gesehen habe und den ich am kommenden Wochenende auf einem Retreat höre. Das Retreat war der Auslöser für den Thread, denn obwohl ich nur positive Erfahrungen mit Tenzin gemacht habe, habe ich überlegt, dort nicht hinzugehen und dem Buddhismus den Rücken zu kehren, bevor sich auch Tenzin womöglich noch als Egomane oder Massenmörder oder sonst wahnsinnig herausstellt und durch sein Verhalten die Lehren ad absurdum führen würde.

    Aber diese Garantie kann es dank Vergänglichkeit und Nichtselbst wohl nicht geben ;)

    Ich gehe nun halt mit den Zweifeln hin und habe als vorläufige Lösung, dass es vielleicht gerade in Ordnung ist, dass ich vielleicht kritischer prüfe als vorher und distanzierter bin, als es eigentlich meiner Neigung entspricht.

    Danke Anna Panna-Sati.


    Es sind also Zweifel an der buddhistischen "Therapie" des Leidens, die "Diagnostik" hältst du für korrekt? :?


    Ja genau, es sind Zweifel an der dritten und vierten Wahrheit.

    Sicherlich spielen die Art und Weise der Vermittlung, sowie die Methoden, auch eine wichtige Rolle, deshalb empfiehlt es sich, die einzelnen Schulen und Lehrer gründlich zu prüfen, Lehrende vorab zu befragen, welche Methoden/"geschickte Mittel" eingesetzt werden und warum.

    (Ich selbst bin z.B. von Zen fasziniert, habe aber die Art der Praxis, mit ihrem "militärisch" anmutenden "Drill", langen Sesshins, usw., als für mich nicht passend erkannt...)

    Die Zweifel sind nicht neu und begannen nicht erst mit der Enttäuschung über den Konflikt mit meiner Lehrerin vor einem Jahr. Auch vorher habe ich schon die Skandale im Buddhismus mit Befremden gesehen und das Erlebnis mit dem narzisstischen Zen-Meister war vor dem Zerwürfnis mit meiner Lehrerin. ich ging aber davon aus, nur vorsichtig sein zu müssen vor Einzelpersonen, Richtungen oder Sekten, ohne die Lehren selbst in Frage zu stellen. Mit Zen geht es mir z.B. wie Dir, unabhängig von merkwürdigen Lehrern, ist das für mich - bei der Disziplin und Verkopftheit ohnehin schon sehr ausgeprägt sind - nicht der richtige Ansatz.


    ich ging davon aus, nur meinen Weg finden zu müssen und mir ganz säkulär das passende rauszusuchen. Klingt eigentlich rückblickend gar nicht so schlecht diese gewisse Leichtigkeit. Die ist mir aber verloren gegangen.

    Schon bei den Vorgesprächen kann sich zeigen, wes Geistes Kind der Dharmalehrer ist - seine Haltung, Ausstrahlung und seine Antworten/Reaktionen können dir bereits mitteilen, wo sich der Schwerpunkt seiner Lehrauslegung befindet und ob er z.B. ein wohlwollendes, mitfühlendes Wesen an den Tag legt.

    Vielleicht hatte ich diese Leichtigkeit und das Vertrauen, weil ich mir vertrauen konnte. Vor dem Zerwürfnis mit meiner Lehrerin, ging ich ganz sicher davon aus, dass es ich mir nicht passieren könnte, dass ich in einer Sekte lande oder mich von einem Lehrer in welcher Form auch immer missbrauchen lasse. ich verfüge eigentlich über eine ganz gute Menschenkenntnis und z.B. bei den narzisstischen Zen-Meister gingen bei mir sofort alle Warnleuchten an. Und ich ging davon aus, dass ich auch bei den Lehren Hilfreiches und Nicht-hilfreiches selbst unterscheiden kann. Bei meiner Lehrerin gingen leider keine Warnleuchten an und ich verstehe auch nach einem Jahr nachdenken nicht, was da passiert ist und wie ich so reinfallen konnte.

    Traust du dir selbst so wenig über den Weg? Lass dich nicht verunsichern - man soll doch nicht "blind folgen"....

    Vielleicht ist das das Problem, ich vertraue mit selbst nicht mehr. Ich vertraue meinem eigenen Urteilsvermögen nicht mehr. Und der Vertrauensverlust weitet sich auf die Lehre aus. Zumindest bin ich dabei wohl am eigentlich Kern des Problems angekommen.

    Die Lehre ist eine, deren Anfang begütigt, deren Mitte begütigt, deren Ende begütigt

    Danke, Dein Kommentar ist hilfreich, das Thema weniger starr und absolut zu betrachten. Es ist ein Weg und nur am Endprodukt (unethisches Verhalten) bzw. einem Zwischenpunkt kann man den Prozess nicht sehe. Vielleicht hat es der größte egomanische Zenmeister mittels buddhistischer Lehrenden einen Weg in die richtige Richtung zurückgelegt nur der Startpunkt war anders. Oder der Zwischenfall eines unethischern Verhaltens war nur ein Irrweg und nicht Ausdruck einer völlig falschen Richtung.


    Danke mukti, das Zitat hatte ich selbst gesucht und nicht mehr wiedergefunden. Ich hätte gerne wieder die Lehre als Zuflucht und Leuchte.

    Danke für eure zahlreichen hilfreichen Antworten!




    Danke Void, mit der Medizin-Analogie kann ich mein Problem besser einordnen und vielleicht auch verdeutlichen.

    Ich unterstelle den buddhistischen Lehrern die z.B. Gewaltlosigkeit predigen und dann ihre Anhänger sexuell missbrauchen (um ein besonders krasses Beispiel für Fehlverhalten zu nehmen) nicht, dass sie wie ein alkoholabhängiger Arzt einfach Wasser predigen und Wein trinken. Das wäre nur individuelles Fehlverhalten, vor dem man sich irgendwie schützen könnte.

    Die Analogie wäre der rauchende Arzt der ein Medikament gegen Rauchen bewirbt und verschreibt und das Medikament selbst nimmt (!) und es trotzdem nicht schafft, vom Rauchen los zu kommen. Das Problem ist nicht nur die Heuchelei, dass der Arzt morgens in seiner Praxis fürs Nichtrauchen wirkt und das Medikament verkauft, um dann in der Pause um die Ecke rauchen zu gehen. Das Problem ist, dass der Arzt das Medikament selbst nimmt und es bei ihm nicht wirkt.

    Das Problem ist für mich nicht nur ein buddhistische Lehrer, der Reden über Mitgefühl und Gewaltlosigkeit hält und abends den Schüler vergewaltigt. Die berühmten Skandalbeispiele wie Sogyal Rinpoche oder Culadasa oder auch meine weniger berühmte Lehrerin, sind doch Leute, die Jahrzehnte ernsthaft die buddhistische Medizin studiert haben, sich dem Buddhismus ganz oder hauptberuflich verschrieben haben., teils Jahre in Klöstern gesessen haben - mehr werde ich nicht leisten können. Sie nehmen die Medizin und sie wirkt offenbar nicht. ich gehe nicht davon aus, dass es bei diesen Leuten an der Bereitschaft und dem Willen mangelt sich ethisch zu verhalten. Und trotzdem kommen dabei dann Verhaltensweisen wie schwerer körperlicher oder finanzieller Missbrauch bei raus. Dieser Vertrauensverlust betrifft dann nicht nur die Person, sondern das Medikament.


    Am Schlimmsten war für mich die längere Arbeit mit einer buddhistischen Lehrerin, die sog. „Dharma-Coaching“ anbietet. Eine Person, der ich tief vertraut habe und als Vorbild für Mitgefühl angesehen habe, die mich aber mit diesem Bedürfnis nur finanziell ausgenommen und dann unsagbar und in voller Absicht (Dummheit kann ich in ihrem Fall ausschließen) verletzt hat. (Unsagbar, weil wir beide dann hier identifizierbar werden könnten, was ich nicht möchte). So verletzt, dass ich nach einem Jahr noch nicht drüber hinweg bin, wie jemand der solange auf dem buddhistischem Weg ist, sich so unethisch verhalten kann und dann ohne das zu bereinigen weiter Metta-Retreats leitet (und sich für viel Geld bezahlen lässt was natürlich auch kein Widerspruch zu buddhistischen Prinzipien ist ;)).

    Vielleicht geht es in erster Linie um diese tiefe persönliche Verletzung und das Vertrauen dass dadurch zerstört wurde.


    So wie wenn man in einer Beziehung herausfindet, dass einen der Partner betrogen hat und man sich dann auf meine Beziehung mehr einlassen kann, weil man eine tiefe Angst hat wieder so verletzt zu werden?


    Du hast Recht, die persönliche Verletzung und der Vettrauensverlust ist für mich immer noch ein großes Problem. Ich gehe den Weg jetzt deshalb seit einem Jahr allein, habe keine Lehrer mit dem ich z.B: diese Vertrauenskrise besprechen kann. In meinem Umfeld ist niemand buddhistisch interessiert. Jetzt überlege ich, mich trotzdem wieder auf den Weg zu machen. Nicht einfach, zumal mich der buddhistische Weg auch immer an diesen Verletzung erinnert. Ich möchte weitergehen, stehe aber vor der Frage oben: Wofür, wenn am Ende die Medizin nicht wirkt und ich am Ende auch nicht weiser und mitfühlender bin als jetzt (Erleuchtung muss es ja nicht werden, Leute nicht zu misshandeln schaffe ich persönlich auch jetzt schon ganz gut ;) ).

    Liebe Mitforisten,


    seit über 3 jähren beschäftige ich mich intensiv mit dem Buddhismus, bin dabei säkular ausgerichtet, aber habe aus den verschiedenen buddhistischen Richtungen (v.a. Zen, Theravada, tibetischer Buddhismus) unzählige Bücher gelesen, verschiedene buddhistische Lehrer kennen gelernt, ich meditiere täglich und habe mehrere Retreats besucht.


    Ich vertraue darin, dass die buddhistische Diagnostik, die Beschreibung der Ursachen des Leidens, richtig ist. Aber je länger ich unterwegs bin, desto größer werden meine Zweifel, dass die vom Buddhismus angebotenen Lösungen zur Überwindung von Leiden und zur Kultivierung von Weisheit und Mitgefühl richtig oder ausreichend sind.


    Es ist ja nach 2500 Jahren trotz dieser Lehren noch genug Leiden da. Wenn die vom Buddhismus angebotenen Lösungen und Methoden richtig sind, wie kann es dann sein, dass zahlreiche buddhistische Meister / Lehrer / Gurus herumlaufen, welche jegliche ethische Prinzipien und buddhistischen Werte mit Füßen treten? Sexueller Missbrauch, finanzielle Ausbeutung, Egokult. Es kann bei den zahlreichen Beispielen wie Sogyal Rinpochen ja offensichtlich nicht daran liegen, dass Sie sich nicht lange genug oder nicht ernsthaft genug mit dem buddhistischem Weg beschäftigt hätten.

    Also liegt es vielleicht daran, dass die Vermittlung oder die Methoden, die der Buddhismus bietet, um Leiden zu überwinden und Weisheit und Mitgefühl zu entwickeln, nicht richtig sind?


    Man muss aber nicht die großen Skandale heranziehen, die man noch als Einzelfälle abtun könnte. Mir sind auf meinem Weg viele Beispiele begegnet die auch im Kleinen immer weiter Zweifel befeuern. Z.B. als harmloses Beispiel eine Therevada-Lehrer, der so selbstunsicher wirkte und niemanden anschauen konnte, dass er offenbar einige eigene Leiden noch nicht überwunden hatte. Weiteres Beispiel ein Zen-Meister, den ich persönlich bei einem Einführungskurs und einem Sesshin erlebt habe, der so ein monströs großes Ego vor sich herschob, dass psychologisch die Hypothese einer ernsthaften narzisstischen Störung nicht von der Hand zu weisen war und Teilnehmer (nicht mich)! offen aggressiv für ihre dummen Fragen abgewertet hat. Oder ein amerikanischer Zenmeister der sich vor ein paar Tagen auf Twitter einen abwertenden Ego-Battle mit einer anderen Zen-Meisterin zum Thema Politik geliefert hat - und ich stehe mit offenem Mund davor und frage mich, warum ich seine Bücher gelesen habe, wenn er nicht weiter ist als an diesem einem Punkt an dem er anderen Leuten vorschreibt, was ein Buddhist zu tun und zu lassen hat, während er selbst das Gebot rechter Rede eklatant verletzt.

    Am Schlimmsten war für mich die längere Arbeit mit einer buddhistischen Lehrerin, die sog. „Dharma-Coaching“ anbietet. Eine Person, der ich tief vertraut habe und als Vorbild für Mitgefühl angesehen habe, die mich aber mit diesem Bedürfnis nur finanziell ausgenommen und dann unsagbar und in voller Absicht (Dummheit kann ich in ihrem Fall ausschließen) verletzt hat. (Unsagbar, weil wir beide dann hier identifizierbar werden könnten, was ich nicht möchte). So verletzt, dass ich nach einem Jahr noch nicht drüber hinweg bin, wie jemand der solange auf dem buddhistischem Weg ist, sich so unethisch verhalten kann und dann ohne das zu bereinigen weiter Metta-Retreats leitet (und sich für viel Geld bezahlen lässt was natürlich auch kein Widerspruch zu buddhistischen Prinzipien ist ;)).


    Mittlerweile gerät durch diese Zweifel sogar meine eigentlich sehr stabile Mediationspraxis ins Wanken. Ich meditiere doch nicht täglich, um mich am Ende wie diese Beispiele oben zu benehmen. Nächste Woche steht jetzt wieder ein Retreat mit einem tibetischen Mönch an, den ich bereits kenne und sehr schätze. Und doch ertappe ich ich bei Zweifeln, ob er vielleicht nicht auch nur verrückt oder ein Heuchler oder Psychopath ist.


    Ich habe als Lösung ausprobiert, nicht den Personen zu vertrauen sondern der Lehre. Aber wenn die langjährige intensive Beschäftigung mit den Lehren bei vielen Personen trotzdem zu o.g. Verhaltensweisen führt, kann ich diesen Widerspruch nicht mehr auflösen.


    Kann es hier jemand?

    Ich weiß nicht was Erwachen ist und ob das Erwachen / Nichterwachen nicht auch nur ein duales Konzept ist und falls es nicht nur ein Konzept ist, weiß ich nicht, ob Du erwacht bist oder ob ich erwacht bin.

    Jedenfalls vielen Dank für das Teilen Deiner Erfahrungen und Gedanken, dafür lese ich gerne dieses Forum.

    Was die Meister und Lehrer angeht, teile ich Deine Einschätzung. Ich habe leider Erfahrungen mit buddhistischen Lehrern / Meistern gemacht, die statt buddhistischer Ethik in dieser Rolle nur ihren Narzissmus für Geld ausleben.


    Seitdem suche ich allein weiter getreu dem Motto, sei dir selbst eine Insel:


    Zitat

    Darum, Anando, weilt euch selber zur Leuchte, selber zur Zuflucht, ohne andere Zuflucht, die Lehre als Leuchte, die Lehre als Zuflucht, ohne andere Zuflucht. Wie aber, Anando, weilt der Mönch sich selber zur Leuchte, sich selber zur Zuflucht, ohne andere Zuflucht, die Lehre als Leuchte, die Lehre als Zuflucht, ohne andere Zuflucht?

    Da wacht, Anando, der Mönch beim Körper über den Körper, bei den Gefühlen über die Gefühle, beim Bewusstsein über das Bewusstsein, bei den Geistesformationen über die Geistesformationen, unermüdlich, klar bewußt, achtsam, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Trübsinns. So weilt, Anando, der Mönch sich selber zur Leuchte, sich selber zur Zuflucht, ohne andere Zuflucht, die Lehre zur Leuchte, die Lehre zur Zuflucht, ohne andere Zuflucht.

    Die da also, Anando, jetzt eben oder nach meinem Verscheiden, sich selber zur Leuchte verweilen, sich selber zur Zuflucht, ohne andere Zuflucht, die Lehre zur Leuchte, die Lehre zur Zuflucht, ohne andere Zuflucht, die werden, Anando, oberhalb des Dunklen meine Mönche sein, die da eifrig Übung lieben.