Beiträge von Mabli

    Um das Thema hier mal wieder aufzugreifen. Ich bin kürzlich über einen Vortrag von Tsoknyi Rinpoche über gestoßen. Er spricht über eine Praxis des Umgangs mit schwierigen Gefühlen, die er beautiful monster nennt. Diese Praxis nennt er handshake praxis, weil es um eine Wiederherstellung des Kontakts zwischen dem kognitiven Geist und den Emotionen geht. Die Praxis ist eine Weiterentwicklung der traditionellen Praxis, die viel stärker auf die kognitive Erkenntnis ausgerichtet sei. Tsoknyi Rinpoche eklärt diese Weiterentwicklung damit, das die Welt komplexer geworden sei und auch die Welt des Gefühle komplexer geworden sei. In modernen Gesellschaften sei die Verbindungen von kognitivem Geist und der Welt der Gefühle dadurch sehr prekär geworden und man könne nicht mehr davon ausgehen, dass die Gefühle von einer kognitiven Erkenntnis ohne weiteres erreicht und mitgezogen werden.


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    Was ich an dem Vortrag spannend und diskussionswürdig finde:


    Das womit ich Schwierigkeiten habe ist zum einen einen der Wahrheitsbegriff. Krishnamurti sagt, dass bei der Wahrheit persönliche Erfahrung keine Rolle spielen darf. Das trifft auf naturwissenschaftliche Erkenntnisse sicher zu, aber trifft das auch auf Erkenntnis im Bereich des religiösen / spirituellen zu? Ich würde das bezweifeln, da dies zwei verschiedene "Welten" sind.


    Außerdem sehe ich seine radikale Ablehnung jeglicher Tradition und Lehre als problematisch an. In den westlichen Gesellschaften hat eine Entwicklung der Individualisierung statt gefunden und findet weiter statt. Dadurch sind jedoch viele neue Probleme entstanden. Der Druck auf den einzelnen wächst, die richtigen Entscheidungen zu treffen und die gewonnene Freiheit von traditionellen Bindungen wird paradoxerweise nicht nur als Befreiung erlebt. Die Soziologen Nachtwey und Amlinger haben gerade die Querdenker-Bewegung als einen Auswuchs der radikalen Individualisierung und des Selbstverwirklichungswahns beschrieben.

    Muss das Individuum nicht immer auch als Teil einer Gemeinschaft verstanden werden? Der Mensch ist ein Herdentier, er ist von Geburt an auf andere angewiesen. Er braucht die Gemeinschaft und das Gegenüber um sich zu entwickeln. Und die Gemeinsschaft ist immer auch eine historisch gewachsene mit einer Geschichte und einer gewissen Tradition.

    Es ist vielleicht ganz gut, dass in dem Video die Antwort des DL nicht enthalten war - ich bin mir ziemlich sicher, sie hätte mich nicht sonderlich überrascht. Irgendwie habe ich bei ihm das Gefühl, er versteht gar nicht recht, was das eigentlich mit ihm zu tun haben soll. Möglicherweise wäre verstehen auch nicht opportun für die unumstrittene Gallionsfigur von TIE. Ich beneide ihn nicht um die Rücksichtnahmen, die das erfordert. Aber irgendwie hat das immer den Beigeschmack von eine Kähe hackt der anderen kein Auge aus, gleiche Brüder, gleiche Kappen.

    Es gibt tatsächlich auch eine Antwort des Dalai Lama auf Youtube:


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    Ich kann mir das so erklären: Menschen, die einem Lehrer oder einer Sache mit mehr oder weniger bedingungsloser Hingabe gefolgt sind, erfahren plötzlich, dass dieser Lehrer wirklich grausame und schreckliche Dinge getan hat, die gesellschaftlich geächtet sind. Damit wird ihre Hingabe und Liebe zu dem Lehrer und der Sache radikal in Frage gestellt. Soll das alles falsch gewesen sein? Ihre Erfahrungen, ihre Entwicklung durch die Lehre? Sehr wahrscheinlich empfinden sie auch Scham. Wie konnten sie auf so jemanden reinfallen? Wie konnten sie das nicht merken? Im Grunde müssten sie Trauerarbeit leisten über den Verlust eines geliebten Lehrers, aber das wird erschwert, da dieser sozial geächtet wird. Also greifen sie zu Abwehrmechanismen wie Verleugnung und Spaltung.

    Auch interessant dazu: die Frage von Tenzin Palmo an den Dalai Lama (ab 2:55)

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    Ich kann mich gut erinnern als der systematische Missbrauch in der Odenwaldschule an die Öffentlichkeit kam. Die Odenwaldschule galt bis dahin als ein Leuchtturm der Reformpädagogik. Es gibt einige Bücher und auch eine Fernsehproduktion zu dem Thema. Mit dem Skandal stand die insgesamt recht inhomogene reformpädagogische Bewegung zur Diskussion. Konnte es sein, dass sich aus der Reformpädagogik der Missbrauch ergeben oder sie diesen zumindest begünstigt hatte?

    Letztendlich kamen Experten wie Oelkers zu der Einschätzung, dass es in bestimmten Ausprägungen der Reformpädagogik problematische Elemente wie z.B. die Rede vom pädagogischen Eros gibt. Insbesondere aber die Wohnverhältnisse in dem Internat, die nach dem Familienprinzip organisiert waren, begünstigten den sexuellen Missbrauch der Schüler*innen. Die wohnten in relativ abgeschotteten Einheiten mit ihren Betreuer*innen. Dazu kam, dass einer der Haupttäter, der Schulleiter Gerold Becker, als eine reformpädagogische Koryphäe galt. Er suchte sich als Opfer besonders solche Schüler, die aus einem schwierigen Elternhaus kamen und ihm gegenüber dankbar waren diese Chance zu erhalten.


    Ich kann mir vorstellen, dass in manchen buddhistischen Organisationen ähnliche problematische Strukturen bestehen, insbesondere gehört dazu möglicherweise die systematisch geförderte Vergötterung von Lehrern und Projektion von Rettungs-/ und Erlösungsphantasien auf diese. Dann die dadurch entstehende Machtkonzentration und die Tendenz aus einem ingroup/outgroup Denken heraus alles was gegen die Organisation sprechen oder ihr Ansehen in der Öffentlichkeit beschmutzen könnte unter den Teppich zu kehren. Das heißt meiner Meinung nach nicht unbedingt, dass die ganze Lehre schlecht sein muss.

    Mich konnte eine derartige Aussage nicht entmutigen. Seine Worte habe ich verschlungen. Sie halfen mir dabei, mich nicht durch Rituale und Traditionen fesseln zu lassen.

    Vor ca. 35 Jahren haben gerade seine Worte mich in die buddhistische Richtung gebracht. Seine Biographie hat mich tief bewegt und beeinflusst. Bis heute.

    Ich finde auch die Definition von Meditation, auf die sich die beiden dann einigen, ist eigentlich gar nicht so außerordentlich oder anders. Da könnten sich wahrscheinlich viele drauf einigen.


    Und Krishnamurti ist auf jeden Fall eine charismatische Persönlichkeit und wenn er redet zieht mich das auch irgendwie in seinen Bann.

    Dies hat natürlich etwas Sympathisches aber für mich schüttet er da das Kind mit dem Bad aus. Wenn kein Pfad zur Wahrheit führt, dann macht es ja keinen Sinn auch nur einen bescheidenen Schritt zu machen.

    Ja, das hast du treffend gesagt. :erleichtert: Er arbeitet auch mit einigen argumentativen Taschenspielertricks. Erst definiert er Wahrheit im Sinne einer naturwissenschaftlichen Objektivität, die jede Bedeutung von persönlicher Erfahrung ausschließt. Das könnte man sicher kritisieren.


    Und dann lehnt er jede Tradition als Hindernis auf dem Weg zur Wahrheit ab, da sie das Selbst bei dem Streben nach der Überwindung der Selbstzentriertheit in einem schlechten Zirkel immer wieder bestätigt. Da hat er vielleicht schon einen Punkt, aber seine Vorstellung von Freiheit ist dann doch sehr radikal-individualistisch. Wenn man jede Tradition und jeden sozialen Bezug zu einer historisch gewachsenen Gemeinschaft ablehnt, bleibt nur ein atomistisches Selbst zurück. Das ist aber in meinen Augen eine sehr fragwürdige Vorstellung.


    Chögyam Trungpa wirkt auf mich aber auch irgendwie verunsichert, ein bißchen wie ein kleiner Schuljunge, der beim Direktor vorsprechen muss.

    Eine wahre Fundgrube ist auch die Homepage des Religionswissenschaftlers Alois Payer. Dort findet sich auch einiges zu der Übersetzung Neumanns. Der Indologe Helmuth Glasenapp kommt beispielsweise zu folgendem Urteil: http://www.payer.de/neobuddhismus/neobud0303.htm


    "Bald kam ich zu den Übersetzungen der Reden Buddhas von Karl Eugen Neumann. Zu erst erhielt ich die herrlich ausgestattete große Übertragung des Suttanipata, dann die des Wahrheitspfades (Dhammapada), und später habe ich mir alle anderen Bände gekauft, sogar zweimal, weil eine Ausgabe in Königsberg verbrannt ist. Natürlich war ich in der Jugend restlos begeistert. Je mehr ich jedoch die Pali-Sprache beherrschen lernte, desto mehr erkannte ich, dass Neumanns preziöse und teilweise unverständliche Ausdrucksweise der feierlichen, aber trotzdem einfachen Form der Originale nicht gerecht wird, und dass vor allem seine Wiedergabe der Termini wie 'Begriff und Bild' (nâma-rûpa) nicht den Vorstellungen entspricht, welche die Buddhisten selbst von der Lehre ihres Meisters hatten. Vor allem entbehren seine in den Anmerkungen weit ausgesponnenen Parallelen zur westlichen Geisteswelt oft der Begründung, und sein Versuch, Buddha im Sinne Schopenhauers zu erklären, übersieht trotz der Ähnlichkeit in einigen Punkten doch die großen Unterschiede, die zwischen dem modernen Denker und dem altindischen Meister bestehen. ...

    Wenn ich im Verlauf der letzten vierzig Jahre auf Grund meiner andauernden Beschäftigung mit Buddhismus und Vedanta einerseits und mit Schopenhauer andererseits auch zu anderen Überzeugungen gelangt bin als der Gymnasiast, Student und junge Doktor, so muss ich doch gestehen, dass mir bis heute die Lektüre der damals studierten Werke immer wieder eine Freude bereitet, die objektive und kritische Einstellung, die Hermann Oldenberg in seinem mir um 1908 zuerst zugänglich gewordenen Buddha-Buch einnimmt und die mir anfangs allzu kühl und sachlich erschien, hat sich bei mir jedenfalls auf die Dauer als haltbarer erwiesen als die enthusiastischen Schwärmereien von Deussen und Neumann"

    Noreply


    Cool. Wie kamst du denn dazu das zu übersetzen? Und aus welcher Sprache hast du es übersetzt?


    Ich lese gerade den oben von mir verlinkten Kommentar von Bhante Vimalaramsi zu dem Sutra. Er interpretiert das im Sinne einer ruhigen Weisheitsmeditation mit einem offenen und weiten Geist. Er spricht sich damit gegen eine Konzentrations-Meditation aus, die er als Unterdrückung von störenden Einflüssen von innen und außen ablehnt, weil sie zu einer Verengung und Verspannung führt. Das widerspricht in meinen Augen deiner Lesart, dass man die einzelnen "Übungen" nach und nach durchgeht, oder? Das würde wahrscheinlich zu einer stärkeren gerichteten Fokussierung führen, die einem offenen Geist eher entgegen steht würde ich jetzt aus meiner bisherigen Erfahrung heraus vermuten.


    Kannst du nochmal erklären, was mit Atemkörper gemeint ist und woher der Begriff kommt?


    Und warum kommst du bei deiner Übersetzung zu der Einteilung, dass der Punkt "den Körper ruhig werden lassen" zu dem zweiten Oberpunkt gezählt wird. Das weicht von anderen Übersetzungen ab, oder?


    Liebe Grüße

    :rainbow:

    Liebe(r) Bosluk,


    das ist ja interessant. Im Grunde schreibt Kay Zumwinkel im Vorwort ja, dass diese Form der Neuübersetzung eine Notlösung war sozusagen über Bande mit der englischen Übersetzung von Bhikku Bodhi als Grundlage. Ich habe nur mal in das Anapanasati Sutra kurz reingelesen und fand die Formulierungen und Wortwahl teilweise sperrig. Hier nur ein kurzes Beispiel:



    18. „Wenn er lang einatmet, versteht er: ,Ich atme lang ein‘; oder wenn er lang ausatmet, versteht er: ,Ich atme lang aus.‘ Wenn er kurz einatmet, versteht er: ,Ich atme kurz ein‘; oder wenn er kurz ausatmet, versteht er: ,Ich atme kurz aus.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei den ganzen Atemkörper erleben‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei den ganzen Atemkörper erleben.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei die Gestaltung des Körpers beruhigen‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei die Gestaltung des Körpers beruhigen.‘“

    Begriffe wie "der ganze Atemkörper" oder "Gestaltung des Körpers" sind irgendwie technisch und nicht ohne weiteres zu verstehen. Auch die Formulierung mit "verstehen" finde ich sperrig. Aber das ist nur ein erster Eindruck.


    Die Seite Palikanon.com mit den ganzen Möglichkeiten ist wirklich super! Da kann man sic ja auch die verschiedenen Übersetzungen anschauen.


    Wilhem Geiger hat glaube ich nur die gruppierten Lehrreden übersetzt, die bei Suhrkamp im "Verlag der Weltreligionen" erschienen sind. Da habe ich was durcheinander gebracht,

    Wenn man den Lehrer als Medium versteht, der auf etwas drittes, in dem Fall die Lehre, verweist beziehungsweise sie vermittelt, dann kann man meiner Meinung nach durchaus zwischen Lehrer und Lehre trennen. Wenn der Lehrer die Lehre selbst entwickelt hat, dann ist es komplizierter. Das ist dann ja ähnlich wie die Frage, ob man Werk und Autor trennen kann. Wenn die Lehre in einem charismatisch geprägten Meister-Schüler-Verhältnis weiter gegeben wird, dann verschmilzt sie auch ein Stück weit mit der Person des Lehrers. Das könnte einer möglichen Trennung beider auch entgegen stehen.

    Ich frage mich gerade welche Übersetzungen von Buddhas Lehrreden aus der mittleren Sammlung gut sind. Es gibt einige ältere z.B. von Wilhelm Geiger oder Kurt Schmidt. Nun hat Ayya Khema soweit ich weiß ja eine Neuübersetzung durch Kay Zumwinkel (mit-)initiert. Hat sie das gemacht, weil die anderen Übersetzungen mangelhaft oder schlecht verständlich waren? Und gibt es eigentlich auch eine Ausgabe der Lehrreden mit einen guten und fundierten Kommentar?

    Ich bin auch durch Thich Nhat Hanh auf das Anipanasati Sutta gestoßen und habe gerade angefangen mich damit zu beschäftigen. Ich wollte dann auch gerne mal den (übersetzten) Originlatext lesen. Erstmal finde ich es schwierig mich da zurecht zu finden, was die Übersetzungen angeht. Es gibt anscheinend verschiedene Übersetzungen ins Deutsche. Aber welche da jetzt gut sind, kann ich kaum beurteilen. Am vertrauenserweckendsten erscheinen mir noch die Texte plus Kommentar, die den Prozess der Übersetzung einigermaßen transparent thematisieren.


    Ich habe neben dem Buch von Thich Nhat Hanh noch zwei weitere Kommentare dazu gefunden:


    Buddhadasa Bhikkhu: Anapanasati - Die sanfte Heilung der spirituellen Krankheit


    Bhante Vimalaramsi: Das Anapanasati-Sutta. Ein praktischer Wegweiser zur Achtsamkeit auf die Atmung und Ruhiger Weisheits-Meditation

    SteFo Danke dir für die Erklärung. Dadurch wurde mir viel deutlicher was du mit diesem Vergleich meinst.


    Als Nachtrag wie mein sehr knapper Hinweis an Gurkenhut zu versehen ist und auch als weiteres Indiz der Verwandtschaft von buddhistischen und psychotherapeutischen Methoden:

    Wenn wir von psychotherapeutischen Methoden sprechen, gibt es natürlich neben der Verhaltenstherapie eine ganze Reihe weiterer Methoden. Und die Verhaltenstherapie wurde auch weiter entwickelt und es gibt vielfach integrative Bemühungen, die versuchen verschiedene Methoden anlassbezogen einzusetzen. So hat die Verhaltenstherapie in der Mindfulness Based Cognitive Therapy (MBCT) Achtsamkeit als Element integriert und so gewissermaßen auch profanisiert, also aus dem religiösen Kontext heraus gelöst.

    Dann gibt es natürlich den klassischen Schulenstreit in der Psychotherapie zwischen den verhaltenspsychologischen und psychodynamischen (tiefenpsychologischen) Ansätzen. Und von psychodynamischer Warte würde natürlich die Kritik kommen, dass es bei manchen Problemen nicht reicht nur an möglicherweise inadäquaten Gedanken zu arbeiten, sondern eine tiefgreifendere Arbeit an Beziehungsmustern und ein aneignendes Verstehen der eigenen biographischen Gewordenheit notwendig sein kann, um eine bestmögliche Heilung zu erreichen.

    Neben den Verfahren, die in Deutschland von der Krankenkasse zugelassen sind, gibt es noch etliche weitere wie z.B. Systemische Therapie, Gestalttherapie, Körperpsychotherapie, Hypnotherapie, Traumatherapie, Ego-State-Therapie, usw... .Ganz interessant ist vielleicht auch noch, dass sich bestimmte Richtungen wie die Logotherapie, initiatische Therapie oder die transpersonale Therapie auch mit spirituellen Fragen und Erfahrungen befassen.

    Ich habe mich dazu auch mal gefragt, ob die Dinge nicht von sich aus, vom Unterbewusstsein an die Oberfläche kommen, früher oder später...

    In der Regel ist das ja wahrscheinlich auch eine vernünftige Haltung. Die Dinge werden dann bewusst, wenn es an der Zeit ist. Es kann ja aber auch sein, dass sich da im Unbewussten ein paar Sachen verknotet haben - aufgrund welcher Umstände auch immer - und das zu mehr Leiden führt und man mit zuwarten und geschehen lassen alleine nicht weiter kommt. Dann könnten unter Umständen auch aktivierende Interventionen hilfreich sein. Das ist jedenfalls meine Erfahrung.

    Ansonsten habe ich dasselbe Problem, dass meine Atmung oft erzwungen und gefühlt beengter wird, sobald ich mich auf sie konzentriere bzw. sie in mein Bewusstsein während der Zen-Mediation gelangt.

    Ich habe für mich jetzt auch eine ganz profane Möglichkeit entdeckt. Die Gymnastiklehrerin Gabi Fastner hat bei Youtube einige Videos zu Atemgymnastik, in denen sie Übungen zeigt, um die Muskulatur zwischen den Rippen aufzudehnen und die Atemräume zu erweitern.

    In der Psychotherapie spricht man da von kognitiver Verhaltenstherapie: das Denken bestimmter Gedanken ("Merksätze") zum Zwecke der konditionierten Gewöhnung daran, so zu denken, und zum Zwecke der entsprechenden Modifikation der nicht-begrifflichen Kognition.

    Ich persönlich reagiere ja auf die behaviouristische Psychologie allergisch (vielleicht auch eine Form der Konditionierung), insbesondere wenn alles auf Konditionierung reduziert wird. :shrug: Ich denke dann immer, da hängt doch so viel mehr dran.

    In dem Video gibt es einen Dialog zwischen Chögyam Trungpa und Jiddu Krishnamurti - beziehungsweise eher einen Monolog, denn die meiste Zeit spricht Krishnamurti - über die Frage was Meditation sei. Ich fand die Sichtweise von Krishnamurti zunächst sehr irritierend, da er jeglicher traditionellen Form der Meditation abspricht Meditation zu sein. Er bezeichnet sie als Propaganda. Er lehnt jede persönliche Erfahrung als Grundlage von Wahrheit ab. Ebenso lehnt er das "Me" als persönliche Repräsentanz von Tradition und gesellschaftlicher Sitte als Grundlage von Meditation ab. Religion verkörpere aber eben genau dieses "Me". Was haltet ihr von seiner Definition von Meditation?


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    Gurkenhut


    Danke dir für deine Antwort. Ich bin kürzlich erst in einem Meditationskurs mit Tonglen in Berührung gekommen und es fühlte sich für mich hilfreich und stimmig an. Jetzt habe ich ein kleines Buch von Pema Chödrön dazu gelesen, in dem die Praxis gut erklärt wird. Aber das ganze Drumherum sind für mich noch böhmische Dörfer. Z.B. tauchen die Begriffe Lamrim und Lojong in dem Kontext immer wieder auf. Ich bin ja jemand, der den Dingen auf de Grund gehen und genau verstehen möchte. Das kann eine positive Eigenschaft sein - kann aber auch was von Kontrolle haben. Vielleicht ist es ja auch gar nicht nötig immer alles ganz genau zu verstehen und zu wissen, um in der Praxis weiter zu kommen. Im Zuge meiner Beschäftigung damit habe ich jedenfalls festgestellt, dass es im tibetischen Buddhismus eine Menge Gruppen gibt, die sich gegenseitig vorwerfen Sekten zu sein oder sektiererische Praktiken zu verfolgen. Das macht es nicht unbedingt einfacher da einen guten Einstieg in das Thema zu finden.


    Der Lehrer von Pema Chödrön, Chögyam Trungpa Rinpoche, scheint ja auch eine schillernde Persönlichkeit zu sein. ich habe mir die Dokumentation Crazy Wisdom über ihn angeschaut und fand das sehr spannend. Er ist ja aber anscheinend auch sehr umstritten, wenn ich das richtig verstanden habe.


    Und auf ein interessantes Buch von einer Schülerin von Pema Chödrön bin ich in dem Zusammenhang noch gestoßen. Linda B. Jones: Das kleine Handbuch der Trauma-Bewältigung. Das habe ich mir heute bestellt. Hier der Klappentext:

    Zitat


    Traumata können uns zeitlebens gefangenhalten - es sei denn, wir finden einen Weg, uns Stück um Stück von ihnen zu befreien. Wie aber sät man die Saat unserer inneren Stärke, die es hierfür braucht? Das kleine Handbuch der Trauma-Bewältigung bietet Antworten.


    "Meine Freundin und Schülerin Linda B. Jones hat ein Buch geschrieben, das ich sehr empfehlen kann. Hier geht es nicht um eine Licht-und-Liebe-Praxis für Leute, die schon alles auf die Reihe gebracht haben. Das Buch handelt von den haarigen, schwer zu verkraftenden Herausforderungen und Anfechtungen, mit denen wir es im wirklichen Leben zu tun haben." (Pema Chödrön)


    Sanft, mitfühlend und aufrichtig führt uns Linda B. Jones in ihrem Handbuch der Trauma-Bewältigung auf den Weg - mithilfe der jahrhundealten Lojong-Losungen und der Tonglen-Praxis. Traumata können sich auflösen, wenn wir der Kettenreaktion jenes Leidens auf die Spur kommen, welches daraus entsteht, daß wir immer und immer wieder unseren Abhängigkeiten nachgeben. Zuerst allerdings müssen wir zur Wurzel der Abhängigkeit vordringen. Über die Tonglen-Praxis und das Entwickeln von Mitgefühl mit sich selbst hinaus kann dieser Prozeß einiges an psychologischer Arbeit beinhalten. Doch zum Glück gibt es die kleinen, freundlichen Begleiter, die einem den Weg auf dieser langen Reise weisen. Ein solcher freundlicher Begleiter für schwere Zeiten ist zweifelsohne Das kleine Handbuch der Trauma-Bewältigung, das in äußerst kompakter Form klare Orientierungen bietet - zeitgemäß und lösungsorientiert. Übersetzt von Stephan Schuhmacher.