Jikjisa:
Darum soll man ja auch lieber in ne Klause gehen;Wald- Wat, Zen-Kloster geht auch noch. Bei "Kirche, Markt, Volk" gibts halt immer Tam-Tam und Töterötö.
Manchmal steht das was die Leute in ihrem Kult mit "Tam-Tam und Töterötö" feiern, ja für die Ordnung von Welt und Gesellschaft. Das Stammestotem oder der Stammesgott. Der Kultpfahl, die Kirche oder der prächtige Temel, der der Stadt ihr Zentrum gibt. Das kollektive Ego , mit dem man sich identifiziert und zusammenzuhalten. Gerade wenn ein Reich viele verschiedene Kulture beherbergt, dient die Religion gut als Klammer um alles zusammenzuhalten. Als Kaiser Konstantin das Christentum zur Staatreligion machte, war der Herrscher auf einmal als ein Vertreter der götlichen Ordnung. Erfüllt die Trikaya Lehre eine ähnliche Funktion wie die europäische Idee vom Gottesgnadentum?
Denn auch wenn der Dharmakaya das "unbedingte und unegschaffene" beschreibt, ist das Trikaya-Konzept ja ein Konzept mit seiner eignen Geschichte. Und ein Konzept kann man ja für alles möglche benutzten.
Als Ashoka den Buddhismus zur Staatreligion machte, wurde auch der Dharma auf einmal staattragend und der Kaiser wurde als Chrakrvartin als ein Bewahrer des Dharmas betrachtet. Die buddhitische Bedeutung des Wortes "Dharma" (Die Lehre Buddhas") und die hinduistische Bedeutung von "Dhama" (Sittengesetz, Kastengestz, herrschende Ordnung) gingen ineinander über.
Im eropäischen Mittelalter stellt man sich die Seinsordnung als eine Pyramide vor, an deren Spitze Gott als Inbegriff des Guten und Reinen stand. Von da aus strahlte die Reinheit zu den Heiligen, die seine Gnade in besondererer Weise verköperten und zu den weltlichen Herrn die ihm dienten. Drunter kamen dann die Kaufleute und Bauern, dahinter dann Nichtchristen, Tiere und Pflanzen, in denen die göttliche Gnade nur noch müde flackerte. Das ganze folgt einer Dialektik des reinen, geistigen Lichthaften und der dunklen Verhaftetsein an das Materielle.
Auch im hinduistischen System tropft alles gute von oben nach unten. Die Brachmanen sind der göttlichen Reinheit am Nächsten, während sich bei den Armen und Elenden davon nur wenigfindet. Wohl weil sie in vergangenen Existenzen nicht brav waren.
Diese Polarität zwischen Reinheit und Unreinheit, reinem Geist und unreiner Materie sehe ich auch im Trikaya-Konzept angelegt. ( Auch wenn es z.B im Herzsutra oder in der tantrische/yogischen Praxis explizit versucht wird die Differenz rein/unrein zu zerschlagen)
Ich finde die Verkettung zwischen spirituellen Konzepten und Machverhältnissen interessant. In seinem Buch "The Weaving of Mantra:Kūkai and the Construction of Esoteric Buddhist Discourse" erklärt Ryūichi Abé, wie mit dem japanischen Vajayana der Buddhismus staattagend wurde und sich die Klöster als Machtfaktoren und als feudale Herren etablierten. Während die Staatideologie vorher konfuzianistisch war, entstand nur eine buddhitische Ordnung, in der man Rituale für den Kaiser und für das Wohlergehen des Landes durchführte. ( Die marxistische Idee, dass der Wohlstand des System von unten nach oben geniert wird, als der weltliche und geistige Feudaladel mit seinem Prunk als Parasiten obenauf sitzten, ist diesem Denken total fremd. Im Gegenteil sieht man sich mit selbst als die treibende Kraft positives Karma zu erzeugen )
Und auch in Tibet wurde die Herrschaft der klösterlichen Oberschicht dadurch legitimiert, dass man sich als Emmanation Avalokiteshvara sah. Als bäuerlicher Abhängiger hat man in Diskussionen mit seinem Lehenherren wahrscheiinlich einen scherwen Stand, wenn dieser sich als die Manifestation von Mitgefühl sieht.