Beiträge von void

    Hanzze:

    Ich sehe in den Newage-Communen keinen Unterschied zu dem was vor vielen Jahrhunderten in Japan da vielleicht seinen Beginn genommen hat. Wer viel arbeitet und viel schaffen möchte wird auch viel verbrauchen müssen, dass ist ganz natürlich.
    Auch in den Theravadaländern gibt es Laienkommunen und Gruppierungen die alternative Lebensweisen erhalten versuchen, aber die würden sich nicht anmaßen sich Buddhistisches Kloster zu nennen. Das ist alles weltliches Leben und bedarf der Politik und reagiert auf Politik.


    Bei dir klingt das so, als wäre da eine New-Age-Kommune entstanden, die sich einer "alternativen Lebensweise" verschreibt nebenbei ein wenig meditiert. Und darin ein Projekt sieht um die Gesellschaft ein wenig besser zu machen.


    In Japan wurde der Buddhimus ja durch die Institutioalisierungen der Tokugawa-Shogunherrschaft sehr reglementiert und gleichgeschlatet. Gegenüber zolbatären Lebensformen wurde ein Modell mit lokale Tempel mit verheirateten Priestern angestrebt. Um demgegenüber authentischer Buddhimus zu praktizieren, macht es Sinn sich aus den Strukturen herauszubewegen. Um Buddhas Konzept von Hauslosigkeit näherzukommen praktizierte Muho beispielsweise unter Obdachlosen. Der Antaiji ist ein Versuch, von den mdoernen Städten wieder in die Natur zu gehen in dem Fall in eine Bergregion mit recht derben Klima. Alles Mögliche selbst anzubauen ist kein romantischer Öko-Modell-Selbstzweck sondern eine reine Reaktion auf auf die Abgelegenheit.


    Die Idee eines Zen-Klosters ist es das ernsthaft und aufrichtig Praktizierende sich an einem Ort zusammenfinden. Einen Mönch macht es aus, dass er dafür bestimmte Gelübte auf sich nimmt. Die nicht mit den zu Buddhas Zeiten gelehrten Mönchregeln übereinstimmen aber natürlich dennoch klar kodifiziert sind.


    Für mich ist das so, als würde man den Bundesgerichtshof nicht anerkennen, weil die Richter weder vom König bestellt sind noch weisse Perücken tragen. Also nur als eine Art unverbindliches Laienspiel, das so lange währt, bis Deutschland wieder einen König hat der echte legitime Richter ernennen kann.

    robozo:


    ich schau mir das gerne an, aber eine sache wundert mich doch, muho hat ja vor ein paar jahren ein jahr in einem rinzai kloster verbracht, die dinge die er in seinem buch schildern, der druck, die gnadenlose härte, die lösungen zu den koans, die ansicht das man die antwort selber geben muss, all das hat er in seinem buch weitgehend bestätigt. das ist kein kaffeekränzchen


    ...aber spass bei seite, die japaner waren z.t. schon ein grausames völkchen, auch früher schon.
    ich finde suzukis koanversion passt gut ins bild vom alten japan, sind das nicht verwestlichte vorstellungen die du da pflegst?..


    dann habe ich irgendwann noch ein buch vom gründer, rinzai selber (?) gelesen, der hat ja auch geübt bis er umgekippt ist.


    Bei einem Samurai ist Härte Selbstzweck. Man muss sich ganz zum Instrument seines Daimyo machen und ohne das geringste Zögern töten und sterben können. Es ist es sinvoll, wenn sich ein Samurai im Training besonderen Härten aussetzt, um selbst hart und gnadenlos zu werden.


    Für einen Buddhisten ist es wichtig einen mitfühlenden und freundlichen Geist zu kultivieren. Also nicht nur nicht ärgerlich zu werden, wenn den Kaffee aus ist, sondern auch wenn man friert, hungrig ist und nicht geschlafen hat. Deswegen setzten sich Mönche grossen Härten aus.


    Die beiden Schulungen haben also sowohl Ähnlchenkeiten sind aber in gewisser Weise diametral entgegengesetzt. Aus der Ähnlichkeit könnte man zu der Vorstellung kommen, Zen-Meister würden wie Samurais gnadenlose Härte ausstrahlen oder propagieren. Obwohl man sich der gnadenlosen Schinderei aussetzt, um auch unter gnadenlosen Bedingungen freundlich und offen zu bleiben. Buddha nannte diejenigens seine Anhänger , die selbst wenn sie von einer Säge zersägt würden, freundlich blieben.


    In der japanischen Samuraikultur versuchte man den Unterscheid zwischen Kriegshandwerk und dem Erlangen von geistigem Frieden systematisch zu verschleiern. Eine objektiv nutzlos gewordene Kriegerkaste benutzte ein Zen-Vokabular um ihr tun zum "Do", zur Kunstform zu erheben. Suzuki kam aus einer Samuraifamilie und lebte zu einer Zeit wo man in Zen ein Teil des grossartigen japanischen Wesens sah an dem die Welt genesen soll. Deswegen verschwimmt bei ihm der Weg des Kriegers mit dem des Mönchs.


    An dieser Stelle ist der persönlche Kontakt mit spirituell Erfahrenen wichtig, den Aiko vorschlägt. Wenn man persönlche Erfahrungen mit Zen-Meistern hat, dann kann man da klar spüren ob da Gnadenlosgkeit oder grosse Freundlchkeit ist. Worte die uns den Füßen unter dem Boden wegziehen fallen nicht in einem Kontext der Gnadenlosgkeit fallen. Sondern so wie ein Vater einem Kind beibringt, dass es die Stützräder am Fahrad gar nicht mehr braucht. In einem Buch kommt das nicht so rüber und man tendiert in etwas, was einem den Boden entreisst einen unfreundlichen und barschen Ton hineinzuinterpretieren und in einem Zen-Meister einen ins spirituell gewendeten Ausbildungsoffizier zu erblicken. Die ganze Gnadenlosigkeit dient aber letzendlich nur dazu, die eigene Gnadenlosigkeit einzustellen.

    robozo:

    es gibt aber einige die behaupten das es so eine superkarte gibt.


    Ich glaube nicht, das die Recht haben. Kartieren ist immer Unterscheiden und Aufsplitten. Aus der Wirklichkeit Objekte drächseln. "Superkarte" klingt für mich deswegen wie ein Selbstwiderspruch: "Mit dem vesrtand über den verstand hinaugehen", das Unbegreifliche begreifen".


    robozo:

    ich bin nicht ganz sicher ob das jetzt zusammengehört, es ist aber aus dem gleichen film, suzuki behaupted ja satori erfahren zu haben, ein erlebniss das er als etwas totales beschreibt, oder anderst ausgedrückt, normalerweise erleben wir dinge als erlebnisse "particular experience", wie er sagte, einzelne "single particular experiences", 1,2,3,4 usw. satori aber sei ein totales erlebniss, oder :"totalistic,if i may use that word".
    er sei die treppe zum tempel hinaufgegangen, plötlich sei er die treppe, und die bäume gewesen, aber er sei auch sich selber gewesen.


    Das ist eben ein totales in Kontakt kommen mit der Wirklchkeit. Jenseits von Unterscheidungen in "Objekte", "Subjekt" usw. Wenn jemand so eine Erfahrung gemacht hat, wie die von Suzuki beschriebene, dann ist das nicht karte sondern Terretorium. Erst danach, wenn man versucht solche Erlebnisse in sein eigenes Denken zu integrieren erstarrt die lebendige Lava wieder zu geistigen Konstrukten.


    Das Erleben des Über-die Karte-Hinausgehen wird selber wieder auf einer neuen Karte kartiert. Ist das dann eine Superkarte?

    accinca:


    Es kommt immer wieder darauf an wie man bestimmte Begriffe versteht.


    Genau, und gerade im Bezug auf das Wort "Realität" gibt es viele Unklarheiten.Laut dem Sprachphilosophen Searle gibt es in der westlichen Philosophie einen verhängnisvollen Gedankenfehler: Nämlich den, die Begriffe "Wahrheit" und "Wirklchkeit" ziemlich synonym zu verwenden. Der Gedankengang ist der, dass man irgendwie eine eindeutige Abbildung zwischen Wahrheit und Wirklichkeit hinkriegen kann. Also die Wirklichkeit erkennen und in Wahrheit einfangen kann. Laut Searle geht das aber nicht. Alle Wahrheiten sind beschränkt und können ledigliche auf Zusammenhängen in der Wirklichkeit verweisen. Und das indem die jeweils relevanten Zusammenhängen aus der Hintergrund des Beziehungsgeflechtt herausgeschält und abstrahiert werden.


    Das Wort "transzendente Realität" gefällt mir nicht, weil das so klingt als wäre da, etwas von vergleichbarer Art hinter der "normalen Realität". Das ist ja nicht der Fall. Eher handelt es sich um eine Beziehung wie zwischen Karte und Terretorium. Ein Reduzieren eines vielfältigen Beziehungsgeflechts auf einfache Zusammenhänge - auf ein Modell mit dem man Arbeiten kann. "Tranzendale Realität" klingt jetzt aber so als würde hinter unserer "verblendeten Karte" irgendwo eine "letzgültige Super Karte" lauern. Während man von einer "gültigen Wahrheit" sprechen kann, ist es Unsinnvon einer "gültigen Wiklichkeit" zu sprechen. Durch sein Wortwahl beschädigt Suzuki da sein Anliegen.

    Durch die Voleseungen die Suzuki in den fünfiger Jahren an der Columbia University hielt kam eine ganze Riege von bedeutenden Intelektuellen mit dem Zen in Kontakt. Dabei kam es zu einer fruchtbaren Berührung der Kulturen, die jedoch auch Missverständnisse produzierte.


    Man fühlte sich ja damals von dem ratioanlistischen und technischen westlichen Kultur eingesperrt und sah im Koan ein freieres, paradoxeres, tiefgründigere und poertischere Art von Denken am Werke .Beat Poeten wie Jack Kerouac assoziierten das mit einer freieren Art des Lebens (in der wolkenverhangenen Berge Gedichte rezitiertend) und Alan Watts schauf den philosophischen Hintergrund. Das war dann die Hintergrundstrahlung für die Hippie-Ära.


    Von daher hat das Wort "Koan" eine Färbung mitbekommen, die seinem Wesen gar nicht entspicht. Es wurde mit einem "paradoxen östlichen Denken" assoiiert, mit dessen Hilfe die Gesellschaft und ihre Werte in Frage gestellt und das Individuum zu freieren, weniger durch die Logik reglementierten Ausdrucksformen aufbrechen kann.


    Dabei kann man den Sinn eines Koans ja vollkommen gegenteilig sehen: Als der Versuch uns im grossen Zweifel auf unseren Selbstwiederpruch zu konzentrieren und uns selbst radikal in Frage zu stellen. Also nicht mehr Raum durch "pardoxes Denken" gewinnen, sondern unser wahnhaftes Kreisen in so enge Bahnen zu lenken, dass es implodiert.


    Ist es jetzt wirklich so, dass Suzuki, in seinen Vorlesungen ganz klar einen Beipackzettel zu den den Koans gab und da beusst falsch verstanden wurde?

    Ich habe mal mit einem Burschenschaftler über deren Mensur gesprochen. Es war für mich überraschend zu erfahren, dass die das Fechten vorher garnicht üben. Eben damit man in eine Situation gerät, wo man ganz ins kalte Wasser geworfen dem anderen Auge in Auge steht. Das Diskutieren über Koans kommt mir ähnlich vor wie Fechtübungen für eine Mensur. Etwas womit man versucht, einer existentiellen Begegnung den Stachel zu nehmen. Was dann sogar kontraproduktiv ist.


    Dogen und Konsorten waren im Bezug auf die Koan-Praxis ja damals deswegen so skeptisch, weil das zu seiner Zeit zu intellektuellen Spielchen ( "Lass mich eine Lösung sehen ich zeig die meine!") verkommen war anstatt einer direkten Konfrotation mit der Wirklichkeit.


    Aber für mich klingt das Angst-An-Die-Sirn-Heften gar nicht so sehr nach einem klassischen Koan, sondern nach einer Praxis die auch unabhängig von Koan-Praxis-Sinn macht.


    Angst ist der Schatten der Anhaftung. Jede einzelne Anhaftung erzeugt Angst. Anhaftung an Kaffee weckt die Angst davor, dass der Kaffe aus ist. Anhaftung an Familie enthält Angst vor deren Tod. Und weil das Ich eine Summe von Anhaftungen ist, wirft es auch einen grosssen Schatten. Es ist deswegen sinnvoll in jeder Angst nicht etwas Äußeres zu sehen, dass einen bedroht, sondern eine Erscheinungsform der eigenen Anhaftung.

    Maybe Buddha:

    void:
    eine intressante und nachvollziehbare herangehensweise. Ich denke der grosse Unterschied ist das die Bibel falsch verstanden falsch ausgelegt und nicht wirklich tiefgründig durchleuchtet wurde. Deswegen bleibt bei dem Volk nur der libe/böse Gott hängen. Und die Institution Kirche hat das wunderbar für ihren Nutzen, Macht und Kontrolle ausgenutzt und ins absurde verdreht. Es steckt sicher viel wahres in der Bibel wenn man richtig interpretiert.
    Die Lehre des Buddha ist zum Glück (oder eher aus Weisheit) so dargelegt das sie nicht ganz so leicht falsch gedeutet werden kann. Dafür hat Buddha gesorgt. Deshalb gibt es auch im Buddhismus mehr die sich mit dem wirklichen Wert und Sinn der Lehre beschäftigen als nur Buddha anzubeten und auf seine Gnade zu hoffen.


    Zu denken, das Christentum ein durch "Gottesverehrung enstellter Buddhimus" halte ich aber auch nicht für passend. In der Bibel wird ja ein bestimmter Weg nahgelegt, der Spiritualität als eine personale Beziehung zu einem Gott sieht. So ein Ansatz hat sicher viel Kraft, da er erlaubt da die ganze Kraft zwischenmenschlicher Bindungen hineinzuwerfen.


    Der Nachteil ist natürlich, dass umgekehrt soziale Metaphern ("Vater-Kind", "Liebender-Gelibeter", "Herr-Diener", "Mutter- Kind) auf die Spiritualität zurückwirken. Und sich dann soziale und spirituelle Belange vermischen.


    Das hat Ähnlichkeiten und Unterschiede zum Buddhismus und auch ich bin ja Buddhist, weil mir das nicht so recht geheuer ist, da Elternbezierhungen mit allen ihren Projektionen reinzubringen. (Wobei es da ja auch bei uns gibt, z.B in einer tiefen Beziehungen zu einem Lehrer, aber auch da ist es mir nicht so recht geheuer dieses komplette Öffnen.)


    Der entscheinde Punkt für mich ist, inwieweit man fähig ist all dies als Metapher und Weg zu etwas zu vertstehen, was unser ganzen Denken unermesslich übersteigt, oder ob man es als gefundene, für alle verbindliche Wahrheit versteht. Was mir in obigen Artikel gefallen hat ist foglendes Zitat von Perry Schmidt-Leukel:


      „Wie John Hick in all seinen religionstheologischen Schriften ausgeführt hat, bildet diese von den Religionen selbst auf die ein oder andere Art vollzogene Unterscheidung zwischen der transzendenten Wirklichkeit in ihrer unbegreifbaren und unbeschreibbaren Unendlichkeit und unseren durch endliche Begriffe und Vorstellungen konstituierten gedanklichen Annäherungen an diese Wirklichkeit die entscheidende Grundlage einer pluralistischen Religionstheologie. Denn es ist diese Unterscheidung, die eine Lösung des Problems der divergierenden Wahrheitsansprüche ermöglicht. Unter der Voraussetzung dieser Unterscheidung kann es sich nämlich bei dem, was die großen Religionen über die transzendente Wirklichkeit sagen, nicht um gegensätzliche und einander ausschließende Beschreibungen handeln, sondern um unterschiedliche sprachliche Annäherungen an eine Wirklichkeit, die nach Auffassung dieser Religionen jede Beschreibbarkeit übersteigt. Wir stehen daher gar nicht in der Situation, dass wir fragen müssten, ob die transzendente Wirklichkeit nun eher durch eine impersonale, durch eine personale oder durch eine dreipersonale Vorstellung auf die zutreffendste Art und Weise beschrieben und begriffen ist. Nach den hermeneutischen Grundsätzen aller großen Religionen darf keine dieser Vorstellungen als eine adäquate Beschreibung oder gar als ein adäquates Begreifen der transzendenten Wirklichkeit missverstanden werden. Vielmehr sind alle diese Vorstellungen nur insofern zutreffend, als sie über sich hinaus auf die Unvorstellbarkeit und Unsagbarkeit der transzendenten Wirklichkeit verweisen.“

    Ellviral:


    Dieses Spiel mit Worten um Religionen anzunähern ist bei mir voll daneben gegangen. Zen macht dem sehr schnell ein Ende.
    Ich bin seitdem bemüht die Worte in dem Kontext, in der Form, wie sie in diesem Kontext gebraucht werden zu benutzen.


    Das austauschen von Grundbegriffen ist ein erster Schritt sich von aller Religion zu befreien doch kann es auch dazu führen von GLÄUBIGEN nicht mehr verstanden zu werden und bringt im schlimmsten Fall zu schmerzhafte Ausgrenzung.


    Dem kann ich nur beipflichten. Im Rahmen einer Diskussion wie der diesen, kann es sinnvoll sein unterschiedliche Herangehensweisen zu beleuchten, um etwas mehr an Verständnis zu wecken. Aber jenseits dieses Andeuten auf doch recht unverbindlcher Ebene kommt man recht schnell zu einem Punkt wo das nicht mehr geht. Es ist schön, abstrakt Gemeinsamkeiten zwischen Rollschuhfahren und Eislaufen zu sehen aber sich dann mit Rollschuhen aufs Eis oder mit Schlittschuhen auf den Asphalt zu wagen führt leicht zu elendiger Wachligkeit und schlimmstenfalls zu herben Brüchen.


    In Metadiskussionen wo es explizit um den Vergleich unterscheidlcher Kontexte geht, macht es wenig Sinn rein innerhalb dieser Kontexte zu operieren. Ansonst macht das leicht meschugge.

    Bakram:


    Das dies nichts aber auch gar nichts mit Buddhismus zu tun hat muss wohl nicht weiter erläutert werden. Von der Erkenntnis des Herzsutras ganz zu schweigen. Diese erkenntnis kann eben nicht von einem Gott erbeten werden, ganz gleich wie stark man sich dabei anstrengt.


    Was soll denn im Herzsutra erkannt werden? Ich würde sagen: "Entstehen in Abhängigkeit." Es ist die Geschichte von der Beziehung zwischen Form und Leerheit. Das nichts aus sich selbst entsteht und alles bedingt ist. Das, dass Eigen-Sein auf das wir uns so viel einbilden, Illusion ist.


    Das Christentum erzählt eine andere Geschichte, die teilweise parallel läuft, teilweise nicht. Nämlich, das nicht aus sich selbst und für sich entsteht sondern alles in seiner Bedingtheit in Gott gesehen werden muss. Wobei "Gott" natürlich ein vielschichte Variable ist. Setzt man da als Buddhist die "Wahre Natur der Wirklichkeit" ein, kann man sich sehr wiederkennen, während sich natürlich auch Wörter wie "oberstes Alphatier" oder rüpeliger Patriarch" anbieten. Im Bezug aug spiritueller Praxis, ist es wohl am konstruktivsten es mit ersterem zu versuchen.


    Bakram:

    Das Christentum ist eine Heilsreligion. Der Mensch ist seit Geburt schon Sünder, allein weil er Mensch ist (Erbsünde). Diesen nicht selbstverschuldeten Makel kann er nicht selber beseitigen. Als unmündiges Wesen ist er auf die Gnade Gottes angewiesen, der Sühne, Demut und Unterwürfigkeit fordert. Wenn man gehorcht wird zur Belohnung später ewiges Leben versprochen resp. mit ewiger Verdammnis gedroht. Selbständiges Denken, welches zu einer Art Erwachen oder zur Erleuchtung führen könnte ist nicht nur unnötig, sondern auch unerwünscht. Eine Verantwortlichkeit im Handeln erschöpt sich im Gehorsam.


    Die Erbsüde ist im Christentum die Auflehnung des Menschen gegen Gott. Der Versuch ein Eigen-Sein zu errichten, in dem es nicht heisst "dein wille geschehe" sondern "mein Wille geschehe".Der Weg des Menschen ist es nun laut dem Christentum "umzukehren" und sich wieder Gott zu überlassen. ("Wahre Natur der Wirklichkeit" einsetzten nicht "Aphatier") Dazu ist natürlich Erkenntnis notwendig. Vor allem Erkenntnis der eignen Sündhaftigkeit und der Abhängigkeit von Gott. Dazu ist ein stetiges Ringen notwendig. Um sich ganz zu öffnen und seine Sündhaftigkeit vor Gott zu bringen. ("Wahre Natur der Wirklichkeit" einsetzten nicht "Aphatier")


    Im Buddhismus klingt das alles wenig autoritär und unterwürfig. Aber man kan es natürlich als einen ähnlichen Weg der Umkehr ansehen in der Stück für Stück den eigenen, verblendete Wünschen entsagt wird und man sich der Wirklichkeit unterordnet. Indem man die Fall Höhe zur Wirklichkeit verringert, veringert sich das Leiden. Je weniger man sich selbst als solide und als Mass der Dinge ansieht und als bedingt und vergänglich erlebt, desto weniger rennt man mit dem Kopf an die Wand. Das ist auch ein Prozess des sich Einfügens und der Demut.


    Dein interpretationsmuster sieht im ersteren christlichen Prozess ein sich-Unterdenen und Unfrei-Werden, während du im zweiteren Prozess den Aspekt der Selbst-Befreiung und Emanzipation betonst.


    Bakram:


    Zen-Buddhismus ist was für Fortgeschrittene. Er ist untrennbar mit dem erkennen des Herzsutras verbunden. Dies muss aber mit intelektueller Eigenleistung geschehen und kann nicht vermittelt werden. Ohne diese Erkenntnis oder eigene Anstrengung sie zu erlangen, die über reines erbetteln hinausgeht, kommt beim Zen aber nicht viel mehr heraus als beim autogenen Training oder beim Saunagang.


    In der Rolle zu seinem Gott setzt ich der Christ in eine Position der Bedingtheit und Geschöpflichkeit. Beten ist wenn es über eins ehr volkstümliches Verständnis hinausgeht kein reines Betteln sondern ein zum "Bettler-werden". Ein Akt der Hingabe.


    Zen-Praxis ist u.a. Loslassen von Anhaftung. Herzsutra ist u.a. Loslassen von Dinglichkeit. Gerade weil sich sehr von intelektueller Erkenntnis und Kontrolle geprägt bin, wird mir immer mehr schmerzlich bewusst, wie viel Hingabe und Vertrauen da notwenig ist. Mir kommt immer weniger vor, als sei das ein Weg den "ich schaffe" , sondern ein aufgeben von Ich und Kontrollversuchen. Von daher finde ich Terminologien wie "Gnade" zwar immer noch seltsam aber viel weniger absurd.


    Es gibt ja bein den Zen-Texten nicht nur das Herzsutra sondern auch Anrufungen aller möglchen Buddhas und Bodhisattvas. Das erinnert mich schon stark an die Heiligenlisten zu Allerheiligen, bei denen ich als Kind wegen der lustigen Namen dauernd lachen musste. Und jetzt steht ich mit noch viel seltsameren Namen da.In meine ganzen eingebildeten emanzipierten Fortgeschrittenheit.

    Onda:

    Bist ja ein rechter Poet!


    Das sprudelt aus mir raus. Manchmal klingt es gut und dann ist wieder grosser Unsinn. Öfter mal sogar beides gleichzeitig!


    Onda:


    Technnologie ist wie Beton - es kommt darauf an, was man daraus macht.
    Wenn die Gier an den Hebeln sitzt, wenn das Verlangen die Knöpfe drückt, kurz, wenn die Anhaftung regiert - was soll dabei schon herauskommen?


    Bei Beton hat man ja nur relativ kurze Zeit, ihn zu Formen und dann ist er lange Zeit einfach so da. Als unflexible Struktur.


    Ein Mensch ist dagegen ein sehr wechselhaftes Wesen mit unterschiedlichen Aspekten. Wenn du bei der kleinen Leibibliothek am Land den Rückgabetermin verschusselst, dann kann es oft so sein das die Bibliothekarin mit einem Lächeln darüber hinweggeht. In der Stadt wo alles computerisiert ist, ist diese Freheit nicht mehr gegeben weil die Folgerung "Fristverletzung->Gebühr" nicht mehr von einem Mensch getroffen wird, sondern im System als Struktur verdrahten ist.


    Und das ist auch bei Armen so. Wenn sie ihre potentiellen Opfer direkt vor sich sehen tendieren Soldaten eher dazu sich menschlich zu verhalten, als wenn sie im Flugzeug so einen Bombenknopf drücken sollen.


    So kommt es mir vor, als sei Technologie nicht einfach eine Verstärkung des Menschlchen im Guten wie im Schlechten, sondern als sei die radikale Vereinfachung die notwendig ist um etwas maschinell erledigen zu lassen, eine Entmenschlichung. Ein Verzicht von Freiheitsgraden. Insekten reagieren ja auch sehr automatisch und programmiert. So nehme ich an, dass das Programmieren und Maschinisieren diesen "Reiz-Reaktion" Aspekt viel stärker verstärkt als unsere positiven, mitfühlenden Aspekte.

    Es ist ja eine grosse Ironie. Jahrtausendelang haben die Menschen ja ihr Leid darin gesehen, dass sie der Grausamkeit der Natur ausgeliefert sind. Unter den Launen von Dürren, Fluten, Epidemien leiden mussten, vor wilden Tieren zittern und Hunger haben mussten. Um diese drängenden Nöte zu lindern und Glück zu finden wurden allerhand technische und organsiatorische Massnahmen beschworen. Wären wirklich äußere Probleme die Ursache für Unglück, dann müsste das zu Glück geführt haben.


    Nachdem aber in einigen Teilen der Welt Grundbedüfnisse gestillt werden konnte, trat ein Flut von sekundären Wünschen hervor die die geschaffenen Errungenschaften zu ihrer Verwirklichung benutzten. Und eine Spirale der Wunscherfüllung Gang setzte die nach immer mehr und mehr schrie. Auf Kosten der Natur und den Gestaltungmöglichkeiten zukünftiger Generationen.


    Das hat ja eben etwas von Sucht. Weil sie die Wünsche erfüllt gibt man der Maschinerie aus Kapital, Konzernen und Industrierobotern mehr Macht. Aber anstatt so intelligent zu sein, wie der Mensch wenn er Herr seinr Triebe ist, sind diese Formen manifestierte Gier und auf einem Intelligenzniveau wie Insekten.


    Ist das jetzt pathtischer Schwachsinn zu sagen, dass wir nach Jahrhunderten dem zu Entkommen wieder in der Wiese zwischen den Schlupfwespen und Würmern ankommen? Dort wo die reine Gier wuselt -Verzehren und Kopulieren, Merger & Aquisition, diesmal halt als entfesselter Markt und aus dem Ruder gelaufenen Technologie. Ist dieser Gedankengang übertrieben?


    Während der Buddha uns Lehren gab, wie wir der Gier in unseren Köpfen Herr werden, ist das bei der externalsierten Form unserer technologischen Körper schwieriger. All die verselbsständigten Gliedmassen und Sinnesorgane: Die hirnlosen Arme der Industrieroboter. Die photoshop-falschen Augen des Marketings. Das Blut der Kapitalströme. Wir stecken in einem ganzen Röhrensystem der verblendeten infrastruktur, die den Menschen zur wohlversorgten Zelle degradiert, oder?


    Ich wäre sehr erleichtert, wenn mir jemand sagt das Übertreibung und Phantasterei ist.

    Dassana:

    Ich denke, was er uns zu sagen hat, gilt auch für Avatare, Nicknamen usw. Etwas Dingfestmachen führt uns nur in die Irre, wie wenn man blind einer Maske hinterherennt, die schon längst ein anderer trägt. Der Schein bleibt eben der Schein. Alles Dingestigkeit ist Illusion.


    Natürlich. Aber man kann das auch als Argument verwenden, um andere Leute absichtlich in die Irre zu führen. Man kann sagen "Schönheit ist vergänglich und illusionär" und dann bei Makeup-Werbung mit Photoshop nachhelfen. Als Anwalt kann man falsches Beweise fabrizieren und sich darauf hinausreden, dass eh alles vom Geist konstruiert ist und auch als Hochstapler kann man sich auf die Maskenhaftigkeit sozialer Rollen hinausreden.


    Aber man kann immer fragen: "Kann ich dir vertrauen? Treibst du kein Spiel mit mir?"


    Und dann kann man entweder bejahren, verneinen, schweigen oder lügen.

    Ich stelle mir bei dem Begriff "Feindesliebe" immer vor, dabei sei gemeint, man dürfe gegenüber üblwollenden Menschen nicht auf Distanz gehen, sondern sich öffnend auf sie zugehn um eines "auf die andere Backe" zu kriegen. Das klingt schmerzhaft.


    Diese Assoziation kommt wohl daher, dass der Begriff "Liebe" so schillernd ist und unter anderem auch enge, soziale Beziehungen bezeichnet. Diese brauchen ein Grundvertrauen und sind mit einem der dir Übles will, deswegen nicht möglich. Auch umgekehrt würde ich es nicht wollen, dass mir jemand zu dem ich Abstand will, mir aus "Feindesliebe"auf die Pelle rückt. ( Wie Ned Flenders Homer Simpson immer druch sein demostrative "Nächsteliebe" nevt) Aber dererlei Assoziationen kommen nur daher, weil das Wort "Liebe" so viele Bedeutungen hat.


    Am buddhitischen Begriff des "Metta" schätzte ich, dass er nicht so mit Harmoniedusligkeit besetzt ist. Anderen Menschen gegenüber ein Wohlwollen zu hegen und ihnen nur Gutes zu wünschen, ist auch möglich, wenn man dewegen kein einseitiges "Wir haben uns lieb" Verhalten aufsetzt. Es ist dann eher so etwas wie die mittelalterliche "Ritterlichkeit", die es erlaubt immer auch den Menschen im ärgsten Feind zu sehen. Also z.B gegenüber militanten Neonazis einerseits keinen Fußbreit zurückzuweichen andererseits sich selbst nicht dazu herablassen, ihnen gegenüber eine menschenverachtende Sprache anzuschlagen.


    Und ihnen das Beste zu wünschen. Also von dem Film runterzukommen und eben NICHT dass ihre verblendeten Wünsche gedeihen. Eine falsches "Feindesliebe" wäre eine die sich aus Harmoniesucht auf Konfliktscheue auf schleime Kompromisse einläßt und Täter Opfer Grenzen vermischt. Wo sich Pädophile und ihre Opfer zur Versöhnung gemeinsam Gummibärchen essen und sich so lieben lernen. Oder Rechtsradikale eine Jugenzentrum hingestellt wird, weil man hofft sie würden dadurch netter. Der Begriff der "Feindesliebe" lädt da zu allerlei Missverständnissen ein. Weil er assoziiert man müsse mit sich mit Feinden gemein machen.

    Als Fehler bezeichnet man es ja, wenn man ein Ziel verfehlt. Einem Anspruch nicht gerecht wird.


    Jetzt kann man natürlich alle möglichen Ansprüche an Buddha stellen, und je mehr man das tut, desto mehr Fehler kann man finden. Man könnte z.B den Anspruch an ihn stellen, Mönche und Nonnen gleichberechtigt zu behandeln. Oder den Anspruch Allwissend zu sein und Quantentheorie und Evolutionstherorie vorwegzunehmen. man könne an ihn den Anspruch stellen, der ebste Philosoph von allen zu sein. Man könnte an ihn den Anspruch stellen, das Leid seiner Zeit zu lindern. Man könnte sich fragen, inwieweit er es schaffte zu einer friedlichen Gesellschaft beizutragen. Und dann Punkte darauf vergeben.


    Auch wenn man an ihn den Anspruch stellt, unterhaltsam und witzig zu sein, wird man viele Fehler entdecken können. Mann könnte ihm vorwerfen, dass seine Lehren im Gegensatz zur Bibel kaum verfilmbar sind. In dem Sinne hat Buddha ganz, ganz viele Fehler, die sich alle in unserem Kopf abspielen.

    Geronimo:

    Er nimmt doch am normalen sozialen Leben nicht mehr richtig teil. Er meditiert, hält Lehrreden, meditiert, wandert, isst, meditiert und hält Lehrreden. Welchen Spielraum gibt es da noch für Fehler?


    Die Welt ist ja in sich unperfekt. Deswegen gibt es Situationen, wo man nur falsch handeln kann. In jedem Dorf in Indien gab es Leute, denen eine Begegnung mit Buddha sehr geholfen hätte. Wählt Buddha den Weg durch das eine Dorf, kann er denen im anderen dorf nicht helfen. Beschäftigt er sich mit den Mönchen, kommen gleichzeitig die Laien zu kurz. Beschäftigt er sich mit den Laien, kommen die Mönchen zu kurz. Er ist wie der einzige Arzt in einem Krisengebiet, umgeben von Verletzten und Sterbenden, denen er nicht allen helfen kann.


    Es gibt noch mehr Sachzwänge, die Fehler verursachen. Wenn eine Lehrrede jemandem helfen würde, aber im Danebenstehenden falsche Ansichten aufkeinem lassen würde, hält man sie oder nicht. Beides wäre gleichermassen falsch. Wenn die Welt in sich nciht aufgeht, wenn es den einen Lösungspfad nicht gibt, dann macht man dauernd Fehler. Unvermeidbar.

    Hanzze:

    Wenn ich deine Worte nehme und hier "an Mönche" und "Achtfachen Pfad" gleich heraus nehme, fällt mir die rechte Lebensweise ein. Die Voraussetzungen im Hinblick auf die rechten Lebensweise für Mönche und Laien sind in der Regel verschieden.
    Darauf hin meine Frage, hat er mit solchen eindringlichen Worten des Ablehnens (wenn überhaupt) auch zu Laien gesprochen. Berge dieses nicht eine sehr große Gefahr?


    Unter bestimtme Bedingungen ist Ablehnen ein Unterdrücken, also eine Form von Selbsthass. Eine Teil des Menschen, möchte Triebe ausleben, während der andere sich zum inneren Diktator aufschwingt und den anderen Teil unterdrückt. Je mehr innere Freundlichkeit man hat, desto mehr kann Entsagung im Sinne eines souveränen Loslassen geschehen.


    Das kommt glaueb ich aus einer Illusion darüber, wo man steht. Ich habe von Rettungskräften gehört, dass es immer mehr Leute gibt die bei Marathonläufen zusammenbrechen, weil sie sich selbst ganz falsch einschätzten. Anstatt geduldig zu üben, muten sie sich mehr zu als sie leisten können und brechen dann mit Herzinfarkt zusammen. Vilelicht ist das mit spirituellen Herausforderungen analog: Für einen Laien ist es z.B gut eine liebevolle, harmonische sexuelle Beziehung zu haben und wenn er die Gelübte schultern kann auf Sexualität zu verzichten ist das noch besser. Gelübte zu schultern die man nicht halten kann, und dafür in einen Zustand zu kommen, wo man sich selbst hasst und andere verachtet, ist dagegen nichts was "irgendwo dazwischen" liegt.

    crazy-dragon:


    Werter Void,
    normalerweise schätze ich Deine posts- aber Dein RAF-Loblied kann ich nicht teilen. Die Bader-Meinhof-Bande glaubte wie andere Revoluzzer, daß nur sie die Welt retten können. Die Bilder der Napalm-Opfer hatte auch ich im Kopf, trotzdem zog ich meinen Beruf durch und mußte durch eine Bombendrohung selbst spüren, wie diese Terrroristen " selbstlos " handeln. Dann erlebte ich einen Banküberfall bei unserem Institut, wo es zum Glück keine Verletzten gab- auch das waren sie...Und wenn sie Schleyer, Buback und Co. töteten, was hat das bitteschön mit den Amis zu tun? Die warfen doch das Napalm, die waren in Vietnam. Hätten sie mit Arbeitern gesprochen, wären sie vielleicht aus ihrem Wahn erwacht...Taten sie aber nicht, die waren abgehoben in ihrem Rausch, die Welt zu retten.
    Die waren kein bißchen besser als die Amis, die selben sind heute die Taliban.


    Der Kontext des Threads ist ja, wie man mit solchen Menschen Mitgefühl haben kann. Also den Blick gerade nicht auf die Aspekte zu richten, in denen sie sich in ihrer Vernageltheit und Radikalität und Herzlosigkeit ganz von uns unterscheiden, sondern auf ihre eigene Motivation. Und die war glaube ich durchaus auf die USA gerichtet und bildete sich ein im Namen der "Verdammten dieser Erde" zu sprechen. bei dem Versuch liefere ich doch notwendigerweise eine verzerrte Sicht. Denn man braucht schon eine sehr verzerrte Sicht, um sich da einfühlen zu können. Ginge es in dem Thread darum, wie um Himmels Willen man Mitgefühl mit Stalin, Saddam Hussein oder gaddafi haben kann, müsste man den Windungen ihrer Verblendungen folgen und irgendwo ganz drinnen in der Schnecke ein fühlendes Wesen entdecken, das auf verbelndete Weise Gut mit Böse, Glück mit Verderben verwechselt.


    Irgendwo schwirrt bestimtm auch eine Sicht von Kissinger herum, für den der Einsatz von Napalm in Vietnam wahrscheinlich selbstlos war. Die unagenehme Nebenwirkung eines Medikaments ist, mit dem ein armes Land vor der schrecklichen Bedrohung durch den Kommunismus und seine Gulags gerettet werden kann. Auch Kissinger sah sich als ein Opfer, das sich deswegen berechtigt fühlte, zu allen nur denkbaren Waffen zu greifen. Irgendwie war die RAF also sehr selbst das wogegen sie kämpfte.


    Das geht natürlich auch bei den Taliban. In ihrer Selbstsicht, handelt es sich um eine Gruppe von Koranschüler, die in einem bürgerkrieggeblagten Land versuchten Tugend durchzusetzten. Ihre ersten Handlungen waren Aktionen gegen Vergewaltiger die bis dahin straflos wüten konnten. Eben weil sie zunächste eine der wenigen Gruppen waren, die nicht zügellos und korrupt, sondern prinzipientreu , gradlinig und verlässilich waren , wurde ihnen bekamen sie von der Bevölkerung Zuspruch. In Nordpakistan sind die mit den Taliban verbundenen Koranschulen einige der wenigen institutionen, die ein funktionierendes Sozialsystem bieten können und den Kindern in den Koranschulen Lesen, Schreiben (und Frauenhass + Selbstmordattentate ) beibringen. So eine Besvhreibung hilft zu verstehen, wie sich ein Talib womöglich selbst sieht. Das ist aber natürlich auch eine sehr Verzerrte Sicht, weil eben da die komplemntäre Sicht der Opfer von Unterdrückung, Verstümmleung, Mord und Indoktrination fehlt. Die Opfersicht ist viel richtiger als die Tätersicht aber nicht so sehr dazu geeignet sich in den Täter einzufühlen.

    TMingyur:


    Ich denke es, dass die "Idee" im Mahayana, auf welches ich mit "in bestimmten buddhistischen Kreisen" natürlich angespielt habe, wiederum zum entscheidenden Momentum wird. "Ideen" zeichnen sich dadurch aus, dass der der darauf seinen Weg gründet, von bloßen Gedanken abhängt und deswegen unentwegt diese bloßen Gedanken verteidigen muss. Jeder Gedanke, der nicht konform geht, erscheint sofort als Bedrohung. Deswegen gehen Ideen notwendigerweise mit Anhaftung an Ansichten einher. Ansichten sind ja nichts anderes als Ideen.
    Bei Erfahrung ist dies ganz anders. Wird Erfahrung ausgedrückt geschieht dies zwar auch über das Medium von "Idee" und "Worten", aber gegenläufige Ideen werden werden nicht als Bedrohung wahrgenommen. Warum? Weil da die Erfahrung ist welche durch bloße Idee nicht erschüttert werden können.


    Vielen Dank,
    Im Mahyana gab es ja anfangs eine sehr intektuelle Phase, in der sich die philosphischen Gedankengbäude weit auftürmten und eine Kaste Praxisfernen Professoren-Buddhisten enstand. Es ist keine Zufall, dass die heute dominiereneden Mahayana-Schulen (Vajrayana, Zen, Amida) genau als Gegenbewegungen gegen diese Theorielastigkeit entstanden und die Praxis wieder in den Mittelpunkt rückten. Von daher gibt dir die Geschichte sehr recht.


    Du siehst das nicht geglückt und den Mahayana nach wie vor abstrakten Ideen gegenüber der Erfahrung einen ungebührlich grossen Raum eingeräumt? Und das wo wir doch im Zen versuchen so schlicht und unitellektuell zu sein.


    Dein Beitrag öffnet mir wirklich die Augen, für eine grosse Gefahr. "Anhaften an Ideen" tritt ja sehr subtil auf.

    TMingyur:

    Jedoch wurde das Wort und ein damit einhergehendes Konzept (die "Idee") wie oben dargestellt "in bestimmten buddhistischen Kreisen zu einem kategorischen Imperativ entwickelt, und zur ethische Pflicht" gekürt. Deswegen die Bezeichnung "vorbelastet". Die Bezeichnung "klebrig" bezieht sich auf Anhaftung ("Haftung" kann "Kleben" bedeuten), Anhaftung an Ansichten in diesem Kontext.


    Ich glaube ich verstehe langsam, was du meinst:


    1.Unter dem Banner des "Mitgefühl", wird oftmals versucht die christliche Liebe (die immer eine tätige) ist und buddhitischem Metta (das immer auch mit Nichtanhaftung/Gleichmut verbunden ist) , unter einen Hut zu bringen.


    2.Während Metta sich im Buddhimus als Teil der eignen Praxis auf die eigenen Gefühle bezieht, ist die "christlche Nächtenliebe" jedoch ein "ethisches Gebot". Wirft man Metta analog als eine ethische Forderung in den öffentlichen Raum wird es so zu einer "Pflicht". Das entspiciht nicht mehr dem was Buddha unter Metta verstand und ist deswegen als ein Anhaften an Ansichten zu interpretieren.


    Habe ich mit dieser Zusammenfassung deine Gedanken angemessen verstanden? Entschuldige diese Umständlichkeit, aber sehr oft erfasst man wirklich nciht, was der andere sagt und was nicht.

    TMingyur:


    Bitte keine Quereinsteigerdiskussion. Berücksichtige den Gesamtkontext der Aussagen in diesem Thread.


    Ich habe den ganzen Thread gelesen. Aus ihm wird lediglich ersichtlich, dass du das Wort Mitgefühl für "klebrig vorbelastet" hälst. Daraus wird für mich leider nichts schlüssig ausser eine persönlche Abneigung gegen dieses Wort.

    TMingyur:

    Du darfst, liebe Onda, du darfst. Aber vielleicht kannst du ja nicht anders ...?
    Warst du achtsam dabei? Welche Gefühle (vedana) waren involviert?


    Sollten meine Worte deinem Objekt der Begierde (also der Idee "Mitgefühl") in deiner Wahrnehmung zu wenig Bestätigung verliehen haben?


    Du würdest "Mitgefühl" also als etwas sehen, was nichts mit der von Buddha im Metta-Sutta empfohlenden liebenden Güte zu hat, sondern als ein Tarnwort um dahinter begehrende Anhaftung zu verbergen. Das verstehe ich nicht, da ich unter "Mitgefühl" Metta, also ein Wohlwollen versteht, das anderen Wesen Glück wünscht.


    An welcher Stelle driftet deiner Meinung nach die "Idee Mitgefühl" mit der von Buddha propagierten Güte (Metta) auseinander?

    2dA:
    void:

    Was viele bei den Attentätern um Stauffenberg oder Elser als gerechtfertigt und heldenhaft sehen, während sie bei Attentäern wie Bin Laden oder dem norwegischen Spinner nicht den Idealismus und die wohlwollende Motiavation sondern nur das daraus hervorbrechende Blutbad sehen.


    Sieh es pragmatisch: während damalige Attentäter einen Massenmörder beseitigen wollten, werden heute einzelne Verblendete zu Massenmördern.


    Für einen verrückten Massenmörder auch nur das geringste Mitgefühl aufzubringen ist nicht leicht. Wie man das trotzdem kann ist Thama dieses Threads. Mein Ansatz war der, dass man sich leichter mit Mördern identifzizieren kann, deren Ideen man ansatzweise teilt. Das um Mitgefühl zu entwicklen. Deswegen die Vergleiche.


    2dA:


    Niemand, der solche Mittel anwendet, handelt wohlwollend.Was für eine Rolle dabei ein Abstraktum wie Idealismus spielen soll erschließt sich mir nicht.


    Nein, wohlwollend gegenüber den Opfern sicher nicht. Die meisten Terroristen rechtfertigen ihre Taten vor sich und anderen damit, für ein höheres Wohl zu kämpfen. Und der Gegner ist dann schlchtweg jemand, der den eigenen Utopien und Träumen im Weg steht. Sind diese wohlwollend? Denkt der tötende Soldat daran, es für die Frau und die Kinder zuhause zu tun? Für ein blühendes Vaterland? handelt der Kommunist für eine gerechte Gesellschaft?

    Beth:

    Jesus sagt: Liebet Eure Feinde! Buddha lehrt das Mitgefühl allen Wesen gegenüber.


    Ist es wirklich möglich, einen Mann wie den norwegischen Massenmörder zu lieben bzw. ihm gegenüber Mitgefühl zu empfinden?


    Ich glaube es ist nicht richtig, "falsch" zu fühlen. Also wenn man Wut fühlt, diese künstlich zu unterdrücken und dann Mitgefühl für jemand zu heucheln, den man eigentlich verabscheut.


    Wenn so eine unbegreifliche Tat passiert, dann ist es naheliegend im anderen eine Art Monster zu sehen, das in Mordgier wütet. Das ist aber nicht unbedingt der Fall.


    Ich muss dabei immer an Georg Elser denken. Der Einzelgänger, der im dritten Reich erkannte, dass Hitlers Herrschaft in Verderben und Krieg führt. Und der dann, weil er merkte, dass niemand sonst handelte, beschloss Hitler auf eigene Faust zu töten. Wäre der Anschlag geglückt, hätte der Holocaust und der zweite Weltkrieg veilelicht nicht stattgefunden. Deswegn fällt es mir schwer, ihn zu verurteilen. Ein sympathischer ,mörderischer Attentäter, der aus Gewissenhaftigkeit und Verantwortungsgefühl handelte. Mit dem habe ich durchaus Mitgefühl und Sympathie.


    Während Elsers Sicht der Dinge wohl zutreffend war ( Hitler war wirklich eine schreckliche Bedrohung, und Millionen menschen könnten leben, wenn Else Erfolg gehabt hätte) ist das Weltbild des Attentäers von Norwegen wirr und falsch. Er handelte jedoch unter der Prämisse, das es richtig ist. Er sagt, ihm gehe es nicht um egoistische, persönliche Motive, sondern darum die Zukunft Europas zu sichern. In seinem Denken vollführte er seine Tat aus Mitgefühl und Opferbereitschaft für uns und unsere Kinder, damit wir nicht on moslemischen Marxisten oder sowas beherrscht werden. Bis auf das sein Weltbild vollkommen bizarr und falsch ist, mordete er aus ähnlichen Gründen wie Elser, oder? Um die Zukunft seines Landes vor einer schrecklichen Bedrohung zu retten. ( die allerdings nur in seinem eigenen Kopf existierte )


    Die RAF Terroristen entsagten ihrem ganzen bürgerlichen Leben, gaben Heim, Familie, Hobbies und jegliche Sicherheit auf. Weil sie das Gefühl hatten, nicht ihren egoistischen Bedürnissen nachgehen zu dürfen, sondern der Gesellschaft zu dienen.Sie hatten damals dauernd die Bilder von sterbenden, napalmverbrannten Kindern im Kopf und versuchten die imperialistische Maschinerie, die dort Kinder töte, zu stoppen. Das hatten sie mit Thich Nhat Hanh und Martin Luther King gemeinsam. Bei Terroristen handelt sich also um ursprünglich idealistisch und verantwortungsvoll denkende Menschen. Der grosse Unterschied ist der, dass sie an einem bestimtmen Punkt beschliessen, das das Ziel so hehr ist dafür zu sterben und zu töten.


    Was viele bei den Attentätern um Stauffenberg oder Elser als gerechtfertigt und heldenhaft sehen, während sie bei Attentäern wie Bin Laden oder dem norwegischen Spinner nicht den Idealismus und die wohlwollende Motiavation sondern nur das daraus hervorbrechende Blutbad sehen. Wie leicht kann jeder von unter bestimmten Umständen an einen solchen Punkt kommen? ich denke da an die französische Resitance, wo auch ganz normale Menschen, um die Deportation ihrer jüdischen Mitbürger zu verhindern, plötzlich Züge entgleissen liesen.

    Der Buddhimus zielt auf Befreiung. Da andere Ziele hinzuzufügen ist nicht nur für den Dharma hibderlich, sondern bewirkt meistens auch eine Verischung der Sphären. Man muss sich nur anschauen, wie in Tibet Methoden die zur Organisationens Klosters gedacht waren zum Regieren eine Landes verwendet wurden.


    Auf der anderen Seite war es ja so dass der Buddha immer mal wieder von Laien zu weltlichen Problemen befragt wurde. Also z.B von Königen. Und da ist es positiv, wenn weltlich Handelndende in ihrem Tun nicht nur pragmatischen denken, sondern sich von der buddhitischen Ethik leiten lassen.


    Das ist ein schmales Grad. Es ist super, wenn alle vom Soldaten, über den Marketing-Fuzzi hin zum Unternehmer weniger Lügen, Töten oder Stehlen. Wenn sich alles vom Buddhimus auflockern läßt.


    Aber wenn dann von "buddhitischen Marketing", "buddhitischer Kriegsführung" und "buddhitischer Kapiatlanhäufung" spricht, haben ja eher die weltlichen Belange der Buddhismus korrumpiert.

    Garfield:

    Zudem stellen sich viele die Frage zu Recht, was es denn nütze, sich noch über all das Leid in der Welt aufzuregen. So viel Geld man an irgendwelche Hilfsorganisationen auch spendet und damit vielleicht z.B. eine erneute humanitäre Katastrophe verhindert, es dauert dann nicht allzulang, bis z.B. in den Nachrichten erneut irgendeine neue und noch viel schlimmere Katastrophe angekündigt wird.


    Es ist, als würde die Menschheit von einer Katastrophe in die nächste treten, ohne auch nur irgendwas daraus zu lernen. Seien wir doch ehrlich, medial werden wir doch von schlechten Nachrichten nahezu täglich überrollt. Das viele Menschen dem Ganzen innerlich längst den Laufpass gegeben haben und einfach nicht mehr bereit sind, sich wegen all den schlimmen Dingen in dieser Welt verrückt machen zu lassen, kann uns doch wohl nicht verwundern.
    Garfield


    natürlich. Über die Medien bekommt man von vielen Sachen mit, die zwar "interessant" sind, wo man aber selbst keine Handlungsoptionen hat. Deswegen fühlt man sich da oft auch hilflos und deswegn stumpft man da ab. Fälle, wo man selbst konkret etwas bewirken könnte gehen dann unter.


    Und teilweise hat das auch etwas von einer selbsterfüllenden Prophezeiung. In Italien unterstützten ja so viele Leute Berlusconi, weil sie eh der Meinung waren der Staat sei zum Selbstbedienungsladen verkommen. Je mehr das Gemeinsame vor die Hunde geht, desto mehr Leute ziehen sich ins Private zurück, desto mehr geht das Gemeinsame vor die Hunde. Das hat jetzt nichts mit Buddhimus zu tun. Der Buddhismus liefert nur gute Legitimationsmuster sich auf sich selbst zurückzuziehen. (Natürlich ist das eine sehr einseitige Sicht auf den Buddhismus. In asiatischen Ländern kann man ja sehen, wie dort gerade Gemeinsachaft und nicht Individualismus gestützt wird. )


    Aber dieser Hoffnung auf Rückzug aus einer viel zu komplizierten und stressigen Welt, ist etwas das den Buddhismus oder auch New-Age Lehren für krisengplagte Menschen attraktiv macht.


    Wenn man sich den Zukunftsaussichten so stellt, ist das ja wirklich höchst deprimierend.