Beiträge von Dalai

    Lotus:

    Huch, ihr lest alle nur buddhistische Bücher?


    Das wär mir viel zu anstrengend ;) Ich find die immer so gehaltvoll, da brauch ich zwischendurch mal was "Seichtes".


    Ich denke die meisten von uns lesen auch nicht-buddhistische Bücher, aber man postet hier natürlich am liebsten die buddhistischen, weil die hier am meisten interessieren dürften. ;)
    Wobei es auch sehr viele seichte buddhistische Bücher gibt, vor allem von Menschen der westlichen Welt. Aber die werden in diesem Thread verständlicherweise nicht so oft erwähnt.


    Das stimmt, es deckt eigentlich nur das Positive ab.
    Für das Negative ist dann ja die Bekannte von FrischMilch da. ;)

    Milou:

    kein Hass, keine Gier, kein Neid - dann sind wir doch wie Tiere. Tiere leben genau so, oder?


    Das denke ich nicht. Tiere (zumindest die mit ausgeprägtem Bewusstsein) haben meiner Meinung durchaus Hass (oder sagen wir Abneigung), Gier und Neid - kann man an Hunden z.B. gut beobachten. Allerdings sind diese bei Tieren vom Instinkt gesteuert und vergehen dann auch relativ schnell wieder. Die Tiere schüren ihre Abneigung, Gier und Neid nicht noch zusätzlich an mit ihrem Geist.


    Allerdings kann man Tiere meiner Meinung nach auch nicht erleuchtet nennen, da sie eben auch diese Abneigung, Gier und Neid trotz allem noch haben, da sie nicht über das Bewusstsein verfügen, um darüber hinwegzukommen.

    Milou:

    Ich halte es da eher mit Lotus. Wie ich oben schon geschrieben habe: Ich bezweifle, dass ohne Leid, ohne Lebenerfahrung, ohne Prägung
    jemand den Weg zur Erleuchtung finden kann.


    Leid (dukha) hat jeder nicht-Erleuchtete. Nur ist sich nicht jeder dessen bewusst. Erst durch Meditation wird man sich dessen wirklich bewusst.
    Lebenserfahrung bekommt man automatisch, wenn man am Leben und bei Bewusstsein ist.
    Man muss nicht alt sein, um erleuchtet zu werden.


    Buddha wurde nach der Überlieferung mit 35 Jahren erleuchtet.
    Jesus war sogar noch jünger, als er gekreuzigt wurde.


    Die einzige wichtige Komponente ist also das Arbeiten am Bewusstsein, alle andere Faktoren werden automatisch mit der Geburt mitgeliefert. Was für ein Service! Danke ans Universum! :)

    Knochensack:

    Woran ist der Fortschritt, den Menschen auf dem Weg machen zu ermessen? Anhand von Wissen, Meditationserfahrungen und so was? Oder daran, wie er seinen Mitwesen begegnet, welche Achtung er vor ihnen hat, wie liebevoll er sie betrachtet?


    An beidem Hand in Hand.


    Zitat

    Zu guter letzt: wen kritisieren wir eigentlich, wenn wir kritisieren? Was zeigt sich darin?


    Kritik muss ja nichts negatives sein. Kritik kann auch ein Lob sein.
    Und man kann auch etwas "negatives" auf freundliche Weise kritisieren.


    Nur wird es in unserer Gesellschaft leider mit unfreundlicher, unbedachter Kritik oft übertrieben.
    Ich denke, darin zeigen sich aus psychologischer Perspektive immer entweder Minderwertigkeits- oder Mehrwertigkeitsgefühle oder ein Gemisch aus Beidem.


    Ich frage mich, wie es in 1000 Jahren aussieht: Wird die Menschheit was dazugelernt haben? Wird man verständnisvoller miteinander umgehen?

    Wie kann man überhaupt feststellen ob jemand erleuchtet ist oder nicht?
    Man könnte ihn verprügeln und schauen ob er dann noch gelassen ist oder voller Wut.
    Aber ich denke, eindeutig ist auch dieser Test nicht.
    Letztendlich weiß bloß jeder selbst, ob er erleuchtet ist oder nicht.


    Warum gibt es scheinbar sowenig Erleuchtete? Einfach deshalb, weil Erleuchtung eine äußerst konsequente, langjährige Meditationspraxis vorrausgeht. Die wenigsten Menschen haben diese konsequente Meditationspraxis.
    Wahrscheinlich kann man erst dann erleuchtet werden, wenn man alle anderen Ziele im Leben diesem Einen untergeordnet hat.

    michaelhecht:


    Kann ich aber etwas richtig tun, wenn ich mich dabei darauf konzentriere achtsam zu sein? Wie schafft man es, jederzeit
    auf eine Aufgabe konzentriert zu sein aber gleichzeitig eine so große Distanz zu wahren, dass man nicht vergisst, dass es
    eben nur eine Aufgabe und nicht mehr ist?


    Täglich meditieren. In der Meditation springen die Gedanken sehr häufig rum.


    Erst wenn man in der Meditation mit den umherspringenden Gedanken vertraut ist, schafft man es meiner Meinung nach, auch in der Arbeit mit den Gedanken auf angenehme Weise klarzukommen.


    Auch ein Skispringer muss zuerst Trockenübungen machen, bevor er von der großen Schanze springt, damit er sich nicht alle Knochen bricht.

    michaelhecht:

    Hallo,


    ich habe zur Zeit wahnsinnigen Stress bei der Arbeit mit meinem Chef, der ein Projekt, für das ich verantwortlich bin und das meiner Meinung nach für unser Unternehmen wichtig ist und das mir eigentlich wirklich Spaß macht, permanent angreift, diskreditiert und vor versammelter Mannschaft durch den Dreck zieht. Ich leide darunter erheblich.


    Meine Frage: Kann man für etwas (z.B. ein Projekt) engagiert sein ohne anzuhaften (und damit bei Schwierigkeiten zu leiden)?


    1. Versuche deinen Chef zu verstehen. Was ist seine Motivation für sein Verhalten?
    2. Sprich mit deinem Chef, und versuche ihm deine Sichtweise zu verstehen zu geben.
    3. Wenn das nichts hilft, was sehr gut sein kann, dann ist der letzte Ausweg das Loslassen. Was nicht heißt, dass das Engagement abnehmen muss.


    Freue dich einfach über eine weitere Herausforderung des "Cool-Bleibens" hinsichtlich des Erfolgs.


    Gemäß der Bhagavad Gita, II.47
    Bemühe nur dich um die Tat, doch niemals um Erfolg der Tat!
    Nie sei Erfolg dir Grund des Tuns, – doch meid‘ auch Tatenlosigkeit!


    Quelle: http://12koerbe.de/hanumans/gita-2.htm

    Chandan:
    Zitat

    Was haltet ihr davon?


    Rituale gehören zu den 10 Fesseln im Buddhismus. Warum willst du jemanden, der tot ist, die letzte Ehre erweisen? Für wen?


    Nicht die Rituale gehören zu den 10 Fesseln, sonder das Anhaften an Ritualen.
    Solange man in der Lage ist, Rituale aufzugeben, wenn man merkt, dass diese einen nicht weiterbringen, kann man ohne Probleme Rituale praktizieren.


    Ein Ritual ist ja im weitesten Sinn "nur" eine regelmäßig ausgeführte Tätigkeit, mehr nicht.

    christiane72:

    Heißt his holiness nicht übersetzt "Seine Heiligkeit" ? So kenne ich es.


    Ja.


    Vor ein paar hundert Jahren war es auch in der deutschen Sprache noch üblich, statt "Sie" / "Du" zu jemandem zu sagen, jemanden immer nur in der 3. Person anzusprechen:


    "Möge er mir den Weg zeigen." / "Zeige er mir den Weg."

    mirco:

    Hallo,


    was bedeutet der Titel "Hohe Heiligkeit" und wer bekommt ihn wann verliehen?


    Alles Gute, Mirco :)


    "Hohe Heiligkeit" als offiziellen Titel? Nie gehört.
    Nur "Heiligkeit", ohne "hohe".

    sumedha:

    ich frage mich wie wichtig ist es zu wissen das z.b. Bescheidenheit zu den Elf heilsamen geistige Gebilde, aufgezählt wird
    und wie hilft mir dieses wissen mit meinem alltag zu recht zu kommen? gelassenheit zu finden?


    Bescheidenheit ist im Alltag sehr wichtig:


    Wenn etwas im Job mal nicht so angenehm läuft, wird ein bescheidener Mensch nicht sofort etwas tun, was ihm oder anderen schaden könnte, sondern einfach weitermachen...


    Das gleiche in der Meditation. Wenn mal für viele Sitzungen keine Fortschritte erkennbar sind, wird ein bescheidener Mensch nicht gleich aufhören mit der Praxis.

    Noch was, offensichtlich ist das Zitat aus der deutschen Übersetzung (aus dem Englischen) entnommen.


    Übersetzung heißt sehr häufig, dass Information verloren geht, da die Bedeutung des Wortes in der anderen Sprache sich nicht zu 100 % mit dem Wort in der "Zielsprache" deckt.

    Chandan:


    Das würde ich nicht als Gefühl bezeichnen, das ist ein Drang.


    Das ist die Relativität der Sprache:
    Frage 7 Milliarden Menschen, und du bekommst 7 Milliarden Definitionen.


    Zitat


    "Weshalb Sie kein Buddhist sind" die vier Siegel als Kriterium dafür, ob man sich Buddhist schimpfen darf oder nicht.


    Ich halte es für nebensächlich, wie man sich bezeichnet.



    Zitat


    Zum zweiten Siegel schreibt er:
    Können sie akzeptieren, dass alle Gefühle Schmerz und Leiden mit sich bringen und dass es kein Gefühl gibt, dass ausschließlich angenehm wäre?


    Ich denke, ich stimme mit Dzongsar Jamyang Khyentse überein, wenn ich davon ausgehe, dass er mit "Gefühl" das meint, was ich als bewertendes Gefühl beschreiben würde.


    Wie gesagt, die Sprache ist relativ und unvollkommen.

    Die meisten Gefühle sind völlig harmlos und häufig sogar notwendig zum überleben.
    Natürlich hatte auch Buddha Gefühle, wenn er Hunger hatte oder aufs Klo musste.


    Gefühle wie Mitgefühl und Freude sind sogar genau das, welche mit stetiger Praxis stetiger und intensiver werden.


    Gefühle sind nur dann mit Leid verbunden, wenn sie bewertend sind.
    Das heißt sie sind entweder mit Gier oder Hass verbunden.


    Die Gier, dass etwas ist, was nicht ist.
    Der Hass: Die Gier, dass etwas nicht ist, was ist.
    Hass ist Gier mit umgedrehtem Vorzeichen.


    Gier und Hass sind wiederum bedingt durch Unwissenheit über die Natur der Phänomene.
    Unwissenheit ist bedingt durchs Wegschauen und Weglaufen vor der Natur der Phänomene.
    Gegenmaßnahme: Anhalten und Hinschauen!
    Das heißt: Meditieren und achtsam leben.