Beiträge von Elliot im Thema „Nibbana als Fessel des Geistes ?“

    Es gibt ja auch "falsche Befreiung" ( micchā vimutti ):


    Zitat

    "In jemandem mit Richtiger Befreiung ist falsche Befreiung vernichtet, und die vielen üblen, unheilsamen Zustände, die mit falscher Befreiung als Bedingung entstehen, sind ebenfalls vernichtet, und die vielen heilsamen Zustände, die mit Richtiger Befreiung als Bedingung entstehen, gelangen durch Entfaltung zur Vollkommenheit." (Majjhima Nikāya 117: Die Großen Vierzig - Mahācattārīsaka Sutta)


    "Und welche Dinge sollten mit höherer Geisteskraft entfaltet werden? Ruhe und Einsicht ( Samatho ca vipassanā ). Dies sind die Dinge, die mit höherer Geisteskraft entfaltet werden sollten." (Majjhima Nikāya 149: Die große sechsfache Grundlage - Mahāsaḷāyatanika Sutta)


    Befreiung fällt nun mal nicht vom Himmel:


    Zitat

    "Ihr Bhikkhus, ich sage nicht, daß letztendliche Erkenntnis auf einmal erlangt wird. Im Gegenteil, letztendliche Erkenntnis wird durch stufenweise Übung, durch stufenweise Praxis, durch stufenweisen Fortschritt erlangt."

    "Und wie kommt da stufenweise Übung, stufenweise Praxis, stufenweiser Fortschritt zustande? Einer, der Vertrauen (in einen Lehrer) hat, besucht ihn; wenn er ihn besucht, erweist er ihm Respekt; wenn er ihm Respekt erweist, hört er genau zu; einer, der genau zuhört, hört das Dhamma; wenn er das Dhamma gehört hat, behält er es im Gedächtnis; er untersucht die Bedeutung der Lehren, die er im Gedächtnis behalten hat; wenn er ihre Bedeutung untersucht, nimmt er jene Lehren reflektiv an; wenn er jene Lehren reflektiv angenommen hat, kommt Eifer in ihm auf; wenn Eifer in ihm aufgekommen ist, wendet er seinen Willen an; wenn er seinen Willen angewendet hat, ergründet er; wenn er ergründet hat, bemüht er sich; wenn er sich entschlossen bemüht, verwirklicht er mit dem Körper die letztendliche Wahrheit und sieht sie, indem er sie mit Weisheit durchdringt." (Majjhima Nikāya 70: Bei Kīṭāgiri - Kīṭāgiri Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot

    Zitat

    "Sunakkhatta, wenn ein Bhikkhu Zurückhaltung in den sechs Grundlagen des Kontakts übt und ohne Vereinnahmung ist, nachdem er verstanden hat, daß Vereinnahmung die Wurzel von Dukkha ist, befreit durch die Vernichtung der Vereinnahmung [4], so ist es nicht möglich, daß er seinen Körper auf irgendeine Form der Vereinnahmung lenkt oder seinen Geist daran erregt."


    (Majjhima Nikāya 105: An Sunakkhatta - Sunakkhatta Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot

    Grund:

    Diese Schulen haben das nibbana-Ideal erschaffen im Stil einer generalisierten projektiven Identifizierung. D.h. eigene Bedürfnisse werden in eine Vorstellung von Zukunft verlagert, "erweitert" auf eine Fiktion in den Raum projiziert (das Dasein soll so verändert werden, dass es gewisse Erwartungen erfüllt). Eigentlich handelt es sich dabei um einen Abwehrmechanismus.


    Es geht dabei eher darum, das Begehren nach Dasein zu überwinden, da jegliche Form von Dasein unausweichlich mit Dukkha verbunden ist:


    Zitat

    "Und was ist Dukkha, was ist der Ursprung von Dukkha, was ist das Aufhören von Dukkha, was ist der Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt? Geburt ist Dukkha; Altern ist Dukkha; Krankheit ist Dukkha; Tod ist Dukkha; Kummer, Klagen, Schmerz, Trauer und Verzweiflung sind Dukkha; nicht bekommen, was man sich wünscht, ist Dukkha; kurz, die fünf Daseinsgruppen, an denen angehaftet wird, sind Dukkha. Dies nennt man Dukkha."

    "Und was ist der Ursprung von Dukkha? Es ist das Begehren, das erneutes Dasein bringt, das von Ergötzen und Begierde begleitet ist, und das sich an diesem und jenem ergötzt; nämlich Begehren nach Sinnesintensität, Begehren nach Dasein und Begehren nach Daseinsmöglichkeit. Dies nennt man den Ursprung von Dukkha."

    "Und was ist das Aufhören von Dukkha? Es ist das restlose Verblassen und Aufhören, das Aufgeben, der Verzicht, das Loslassen und Zurückweisen eben jenes Begehrens. Dies nennt man das Aufhören von Dukkha." (Majjhima Nikāya 9: Richtige Ansicht - Sammādiṭṭhi Sutta)


    Nibbana ist also sozusagen die Alternative zum Dasein:



    Und der Weg wird auch beschrieben:


    Zitat

    „Ihr Bhikkhus, wenn die Achtsamkeit auf den Körper immer wieder gepflegt, entfaltet, geübt, als Fahrzeug verwendet, als Grundlage benutzt, verankert, gefestigt und gut ausgeübt worden ist, können diese zehn Vorteile davon erwartet werden. Welche zehn?“ ...


    (X) „Und durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft, tritt man hier und jetzt in die Herzensbefreiung, die Befreiung durch Weisheit, die mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist, ein und verweilt darin.“ (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m119z.html)


    Viele Grüße
    Elliot