Beiträge von Geronimo im Thema „Buddhismus 2.0“

    Onda:
    Geronimo:


    Ich habe da garnichts entschieden, um ehrlich zu sein. Ich würde mir nur nicht anmaßen irgendetwas auszuschließen mit dem ich selbst noch keine Erfahrung gemacht habe.


    Und ich würde mir nur nicht anmaßen irgendetwas zu integrieren mit dem ich selbst noch keine Erfahrung gemacht habe und was dem anatta-Prinzip zutiefst widerspricht.


    Onda


    Zitat

    Auf welchen durch höhere Geisteskräfte (erreichbaren Zustand auch immer er nun seinen Geist richtet, um ihn durch diese höheren Geisteskräfte zu verwirklichen, so erreicht er dabei stets die Fähigkeit der Verwirklichung, wenn immer die Bedingungen erfüllt sind.


    Es müssen gewisse Bedingungen erfüllt sein um überhaupt erst einmal erkennen zu können was Leben, Geburt, Freiheit, Anatta überhaupt bedeuten. Man nennt das Höhere Geisteskraft. Denken ist nützlich aber es hat seine Grenzen.


    Ich habe da garnichts entschieden, um ehrlich zu sein. Ich würde mir nur nicht anmaßen irgendetwas auszuschließen mit dem ich selbst noch keine Erfahrung gemacht habe. Noch dazu wenn vom Buddha selbst überliefert wurde was es konkret braucht um diese Dinge nachvollziehen zu können.



    http://www.palikanon.com/angutt/a03_093-103.html


    Und wer entscheidet was nicht tatsächlich dazu gehört? Selbst die größten Zen Lehrer haben sich nie daran versucht irgendetwas aus der ursprünglichen Lehre zu entfernen. Und da gab es einige die garantiert wesentlich mehr praktische Erfahrung hatten als ein Batchelor, der ja sogar freimütig zugibt das er "das Gefühl hat", "meint" und "denkt", worauf es wirklich ankommt. Wissen ist jedoch etwas ganz anderes. Buddha-Dharma bedeutet Wahrheit, und da gibt es konkret nur genau eine: Die Wahrheit von der Entstehung und vollständigen Überwindung von Dukkha.


    Ansichten und Meinungen taugen sicher dazu um Teilaspekte von Dukkha eine Zeit lang überwinden zu können, und manch einer wird glauben damit das Ziel schon erreicht zu haben. Die vollkommene Überwindung ist jedoch nur mit Wissen möglich. Und einer der weiß, der stellt auch keine Fragen mehr.


    Alle anderen relativen, subjektiven Wahrheiten, wie z.B. Schönheit, Genuss, Entspannung haben tatsächlich nichts damit zu tun, das es in der Lehre des Buddha nur genau eine Wahrheit gibt: Die von der vollkommenen Befreiung.

    Man reagiert doch hier nur weil er offensichtlich falsches über nachprüfbares erzählt. Und das ist sogar von allen nachprüfbar. Beim 8fachen Pfad dauert das vielleicht ein bisschen länger, aber sowohl da als auch bei Dogen ist es nun wirklich mehr als eindeutig.


    Man kann nicht einfach irgendwas behaupten und dann auf das beste hoffen. Die meisten Reaktionen hier haben auch nichts mit Angst oder Wut oder soetwas zu tun, sondern viel mehr mit Mitgefühl. Das da nicht Menschen in eine falsche Richtung geschickt werden. Das sie ein Bild vom Dharma bekommen das nicht dem Dharma entspricht.

    accinca:
    Geronimo:

    Klar, und wie würdest du das in seinem Fall jetzt beurteilen wollen?


    In welchem Fall? Nicht das ich jetzt von allen Menschen auf der Welt was beurteilen möchte. Dazu sind es doch etwas zu viele und ich muß zugeben mich mit den meisten nicht befasst zu haben noch befassen werde.


    Der Bikkhu, der in dem Video zu sehen ist. Ein Schüler Ajahn Chahs.

    accinca:
    Geronimo:

    Wie würdest du z.B. an ihm erkennen können das er kein Nichtwiederkehrer ist?

    Zum Beispiel wenn er besoffen auf Malle rumlauft?
    Kurz gesagt, wenn er Dinge macht, sagt , denkt, die einem Nichtwiederkehrer nicht zustehen.


    Klar, und wie würdest du das in seinem Fall jetzt beurteilen wollen?


    Wie würdest du z.B. an ihm erkennen können das er kein Nichtwiederkehrer ist?


    http://www.youtube.com/watch?v=zvAxHVtBlg4


    Och, auf so 'ner umfassenden Weltreise durch Sri Lanka oder Thailand wirste vermutlich manche treffen die wesentlich weiter sind als du dir vorstellen kannst. Aber ob Arhat oder nicht wird man nur als Arhat beurteilen können.


    Deswegen: Sputen wir uns!


    Tatsächlich habe ich das Wort zum ersten mal hier bewusst wahrgenommen. Aber wenn. Einer offensichtlich etwas falsches sagt, dann sollte schon darauf hingewiesen werden. Und S. Batchelor kann gern all sein verfügbare Energie in die Modernisierung des Buddhismus stecken, aber den Kern wird er sowieso nicht ein Mü verbessern können. Das ist wie wenn da einer versuchen würde klares Wasser zu verbessern. Es wird zu nichts führen, außer vielleicht zu einer Verunreinigung.


    Wieso sollte es denn nicht in der einen oder anderen Waldtradition noch einen Arhat gegeben haben oder sogar heute noch geben? Ajahn Chah hat da z.B. ein paar hervorragende Nachfolger unterrichtet.

    Mabuttar:


    Hm? Ich dachte Buddhismus ist schon längst ausgestorben, schließlich steht im Palikanon, dass im Falle, dass Frauen das unterrichten der buddhistischen Lehre anfangen, die Lehre noch maximal 500 Jahre bestehen bleibt.


    Somit gibt es entweder a) falsche buddhistische Prophezeiungen im Palikanon
    oder b) es gibt gar keine buddhistische Lehre nach Gautama mehr.


    Was für ein Ziel sollte eine Lehre denn überhaupt haben ? Was war das Ziel Gautamas? Was das Ziel seiner Lehrer ? Und deren Lehrer, den Rishis und Upanischaden ?
    Freiheit? Gleichmut? Gelassenheit?


    Weißte dis nicht oder willste dis nicht wissen?

    Das Problem ist doch garnicht mal unbedingt das S. Batchelor meint, der Buddhismus könnte ein wenig Modernisierung vertragen, sondern das er schlicht die Unwahrheit über eines der wichtigsten Kernstücke des Buddhismus, dem 8fachen Pfad, verbreitet. Da erscheint doch alles andere das er vielleicht noch so von sich gibt gleich ebenfalls in etwas fragwürdigem Licht.

    Merkur-Uranus:

    Wenn du dir die Mühe machst, einmal zu lesen, welche Funktionen ein buddhistisches Kloster auch hatte, dann wird deutlich, dass es IMMER auch darum ging, eine Antwort auf die Krise, die Fragen und das Leiden der jeweiligen Zeit zu finden.


    Interessanterweise hat der Buddha selbst nie ein Interesse daran gehabt irgendein Kloster oder eine Einrichtung aufzubauen. Er hat es als Geschenk angenommen, geduldet und genutzt, aber auch nicht mehr.


    Siehe dazu das Buch: Der Buddha und sein Orden.


    http://www.buddhareden.de/grundlagenwerke.htm#buso


    Ungefähr so, deswegen gibt es auch "84.000" Lehrreden. Aber über das letztliche Ziel gibt es, auch dank des Pali Kanon, keine zwei Meinungen. Wenn man das nicht möchte ist das total in Ordnung, aber man sollte wirklich nicht sagen das das so vom Buddha nicht gewollt gewesen wäre...

    Onda:
    Geronimo:

    Da gibt es keinen Interpretationsspielraum.


    Alternativlos.


    Onda


    Nochmal, es gibt in der Lehre des Buddha ein ganz konkretes Ziel. Entweder man erreicht dieses durch den von ihm gewiesenem Weg, dem 8 fachen Pfad, oder eben nicht. Gäbe es dieses eine Ziel nicht, dann würden wir auch nicht darüber sprechen.


    Ob man nun diesem Ziel folgen will steht ja auf einem ganz anderen, individuellem Blatt, und das bleibt jedem selbst überlassen. Aber zu sagen das es nicht das Ziel des Buddha war die Triebe vollkommen zu überwinden, das ist tatsächlich die Unwahrheit.

    Onda:
    Geronimo:


    Und ich lese schon wieder "lesen". Es geht direkt um Praxis und Nachprüfbarkeit.


    Dharma in Wortform muss gelesen (und damit interpretiert werden). Natürlich ist Lektüre nicht alles, da muss Praxis hinzukommen. Verständnis ergibt sich dann aus einer Kombination von Lesen + Hören + eigener Praxis. Auch bei Menschen mit viel Praxiserfahrung wird es immer auch unterschiedliche Lesarten geben. Wer Lesarten leugnet, hat nicht verstanden, wie Rezeptionsprozesse und Interpretationsprozesse funktionieren.


    Onda


    Wenn da einer sagt das da und dort eine Wasserstelle ist, und man dann dorthin gehen und sehen kann das da tatsächlich eine Wasserstelle ist, dann hat das mit Lesarten überhaupt nichts zu tun. Entweder der Weg funktioniert so wie ihn der Buddha beschrieben hat, und man gelangt durch ihn ans andere Ufer, oder eben nicht. Da gibt es keinen Interpretationsspielraum. Ein Auto das nicht fährt taugt nicht als Fortbewegungsmittel.

    Onda:
    Geronimo:


    Nachdenken führt ja auch im Dharma nirgendwo hin.


    no comment.
    Onda


    An anderer Stelle ("Stolperfallen") erwähnte ich bereits die Ratiofeindlichkeit, die man hin & wieder unter Dharmafreunden beobachten kann.


    Nee, nicht Feindlichkeit, Erkenntnis. Nachdenken ist Teil der Lehrergründung und das ist wiederum ein wichtiger Teil der Praxis. Aber Wissen ist durch nachdenken nicht zu erreichen. Das Problem mit dem Denken ist nämlich, das durch denken das Denken nie zur Ruhe kommt. Auf jede erdachte Antwort folgt eine neue Frage, und so kommt kein wahres Wissen, keine wahre Freiheit zustande. Das kann man gut mit dem in einem Wasserglas aufgewirbelten Sand erklären. Denken hält das aufwirbeln des Sandes immer weiter in Gang. Und so kommt man gar nicht dazu irgendwann auf den Grund des Glases schauen zu können. Nur wo völlige Ruhe herrscht, sich der Schleier ganz gelegt hat, da kann man auch erkennen was tatsächlich (im Grunde) ist. Nur deshalb steht das Denken dem Wissen im Weg. Das ist etwas das sich aus der rechten Praxis irgendwann ganz natürlich ergibt.



    http://www.palikanon.com/angutt/a07_051-057.html


    Nachdenken führt ja auch im Dharma nirgendwo hin. Es gibt nur erkennen und verstehen, oder eben denken und meinen.


    Und ich lese schon wieder "lesen". Es geht direkt um Praxis und Nachprüfbarkeit. Entweder man kommt zu der Wasserstelle von der der Buddha gesprochen hat oder nicht. Da gibt es nur diese zwei Möglichkeiten. Alles andere ist irgend etwas anderes.


    Und noch einmal: Was ist daran mythisch oder nicht eindeutig oder nicht zeitlos oder nicht universell? Das ist tatsächlich auch schon der gesamte "Buddhismus". Alles andere, jede andere Lehrrede, zielt nur darauf ab diesen hier beschriebenen Weg besser gehen zu können.



    Darüber hinaus gibt es keinen "Buddhismus". Alles steht und fällt mit dem 8fachen Pfad.


    Also wenn das nicht eindeutig und zeitlos ist, dann weiß ich auch nicht:


    Zitat

    "Und was, ihr Bhikkhus, ist richtige Rede...? Enthaltung von unwahrer Rede, Enthaltung von böswilliger Rede, Enthaltung vom Gebrauch grober Worte und Enthaltung von Geschwätz..."


    Das sich viele Menschen daran nicht halten können ist ja nicht Schuld des Pfades.


    Rechte Achtsamkeit dagegen ist ein sehr weites Feld, da gebe ich dir Recht. Der Buddha selbst hat dazu viele verschiedene Betrachtungsobjekte vorgeschlagen, und das ist wohl auch die Quintessenz: Alles was den Blick auf die Vergänglichkeit und die Selbstlosigkeit aller Dinge lenkt ist ganz grundsätzlich rechte Achtsamkeit im Sinne des 8fachen Pfades.

    Onda:


    Möge sich jeder seinen Buddhismus gestalten und damit glücklich werden. (Ironiefrei!).


    Onda


    Das ist ja genau die Gefahr. Die Lehre des Buddha hat nur genau ein Ziel: Vollkommene Befreiung.


    Er hat zwar Menschen auch Tips und Ratschläge gegeben, wie sie ein angnehmeres Leben führen, aber das ändert nichts am Kernziel der Lehre. Die anfängliche Herangehensweise mag sich da von Mensch zu Mensch und auch von Zeit zu Zeit ändern, man könnte also hier von zeitgemäß sprechen, aber die weiteren notwendigen Schritte (zur vollkommenen Befreiung) sind für alle gleich und zeitlos.


    Das ist in etwa so als gäbe es irgendwo eine große Wasserstelle und jemand würde die Menschen anleiten wie man am besten dahin kommt. Die Menschen in der Stadt müssten naturgemäß eine andere Strecke zurücklegen als die Menschen auf dem Land. Und die Menschen aus dem einen Dorf einen etwas anderen Weg als jene aus einem anderen Dorf. Wenn jedoch alle richtig (in der Lehre heißt es: ihren Fähigkeiten entsprechend) angeleitet wurden, dann kommen alle am gleichen Ort heraus.


    Den Buddhismus verändern heißt im ungünstigsten Fall das Ziel zu verändern. Und jede andere Wasserstelle, jeder andere "Ort", als der vom Buddha beschriebene, ist nicht der der die Grundlage bietet für vollkommene Befreiung. Sicher, manch andere Wasserstelle mag den Durst auch teilweise stillen und eine gewisse Befreiung mit sich bringen, und viele Menschen würden sich damit auch zufriedengeben, da sie dort ein Glück erfahren das sie so noch nicht kannten. Aber der Buddha hat auch immer wieder darauf hingewiesen das es einige herausragend glückliche Stationen auf dem Weg gibt, und sie alle nicht das Ziel sind.

    Zitat

    Soweit, ihr Mönche, die Faktoren, die Gegebenheiten, die Gebiete reichen, denkt er sie nicht, denkt nicht an sie, denkt nicht über sie, denkt nicht 'Mein sind sie'. Wenn er so nicht denkt, dann ergreift er nichts in der Welt! Nichts ergreifend, wird er nicht erschüttert. Unerschüttert gelangt er eben bei sich selber zur Wahnerlöschung: 'Versiegt ist die Geburt, gewirkt das Werk, nichts Höheres gibt es über dieses hier' versteht er da.



    http://www.palikanon.com/khuddaka/it/it050t059.html

    Doris Rasevic-Benz:

    Geronimo,


    das wird ja nicht bezweifelt. Es scheint doch darum zu gehen, wie das heute umgesetzt werden kann, was ist für heute wesentlich.
    Ich persönlich frage mich z.B. auch – und damit befinde ich Wutzi mich in ehrenwerter Gesellschaft – wie man Erkenntnisse aus der Wissenschaft mit dem Dharma verbinden kann, wo sich Überschneidungen und Unterschiede zeigen.
    Die Menschen werden immer dieselben Grundprobleme haben, das zu erkennen hätte es auch keinen Buddha gebraucht, das wussten Menschen schon vor ihm. Sollen wir deshalb auf ihn verzichten? Diese Frage stellten sich seine Zeitgenossen sicherlich auch.


    Was ist denn da heute anders als damals in Indien?


    Habe ich erst einmal erkannt das alles vergänglich ist und das es ein Glück unabhängig von jedweder Vergänglichkeit gibt, dann ist da in mir rechte Gesinnung entstanden. Und ob ich nun im Haushalt oder in einem Kloster lebe, die Pfadglieder verändern sich dadurch nicht. Rechte Rede, rechte Handlungsweise, rechter Lebensunterhalt, rechtes Streben, rechte Sammlung dienen einzig und allein dazu die Grundlagen für rechtes Wissen zu schaffen. Daran ändert normale Haushaltsführung so gut wie nichts. Rechte Rede bleibt identisch, rechter Lebensunterhalt bleibt identisch. Rechte Handlungsweise, rechtes Streben, also sich ganz auf die Befreiung ausrichten bleibt identisch. Und das Wissen um die und von der Befreiung sowieso.


    Ob du diese Dinge nun als Mutter, als Chefin eines Cafés, als Fahrlehrerin oder als Gartenpflegerin angehst, macht grundsätzlich erst einmal so gut wie keinen Unterschied. Die äußeren Umstände verändern sich zwar fortwährend, aber die inneren Wirkungsmechanismen sind immer die selben. Der Zugang zu ihnen wird uns anfänglich immer etwas anders erscheinen, aber am Ende kommt es immer aufs gleiche hinaus.

    Nochmal, ganz konkret:


    Was sollte an folgendem heute anders sein als gestern, als vor 500 Jahren, als vor 2500 Jahren, als vor 5000 Jahren?


    Dem recht Erkennenden (der die Vergänglichkeit aller Dinge erkennt) entsteht rechte Gesinnung,
    dem recht Gesinnten (der sein Glück immer weniger in Vergänglichem sucht) rechte Rede,
    dem recht Redenden rechte Handlungsweise,
    dem recht Handelnden rechter Lebensunterhalt,
    dem rechten Lebensunterhalt Erwerbenden rechtes Streben (nach Unabhängigkeit von Vergänglichem),
    dem recht Strebenden rechte Achtsamkeit,
    dem in rechter Weise Achtsamen rechte Sammlung,
    dem recht Gesammelten rechtes Wissen,
    dem recht Wissenden entsteht rechte Befreiung (von der ewigen Suche nach Befriedigung in Vergänglichem).