Beiträge von Chantasaro im Thema „Gefahr für die rechte Anschauung“

    Liebe Member, die sich hier so fleissig zu Wort melden


    Falsche Anschauung kann grossen Schaden anrichten.


    Im Buddhismus geht es darum, die Lehre zu verstehen und sie in sein Leben schrittweise zu integrieren. ānupubbī-kathā wird das genannt. Sila ist der zweite Schritt, also zu Beginn des Trainings. Was hier teilweise zu lesen ist, erfüllt Sila in keinster Art und Weise. Rechte Rede zum Beispiel beinhaltet nicht nur den Punkt, nicht zu lügen.


    Weiter gebe ich zu bedenken, dass es nicht darum geht, die wundervolle Lehre so zu verbiegen, Dinge wegzulassen, andere hinzuzufügen, dass sie in das vorhandene Denkschema passen. Das ist nicht Buddhismus, das ist billigste Esotherik. Stur auf seiner eigenen Meinung zu beharren und immer wieder neue Argumente zu erfinden und dann nicht mal merken, das einige dieser Argumente genau die Aussage zu Beginn eines anderen stützen, hilft nicht. Und es wird auch nicht besser, wenn man seine spirituellen Errungenschaften falsch einschätzt und denkt, man sei schon ein Gelehrter oder gar Ariya.


    Der Wahrheit (Dhamma) ist es egal, ob ihr sie erkennt oder ob ihr sie nicht erkennt. Euch sollte es aber nicht egal sein, denn nicht erkennen bedeutet weiter in Samsara gefangen zu sein und so wie sich einige hier präsentieren, reicht es im nächsten Leben nur für eine der niederen Welten. Ist Euch das bewusst?


    Wenn ich sehe, wie viel einige hier schreiben, dann frage ich mich, wann ihr praktiziert. Bitte seid aufmerksam und bewusst, dass die Theorie die Praxis nicht ersetzen kann. Hier lauert die Gefahr, dass man plötzlich meint, man hätte praktiziert. Dabei hat man nur in einem Buch gelesen oder in diesem Forum.


    Ich wünsche Euch allen von Herzen, dass ihr den Mut, den Willen und die Kraft aufbringt, Eure gegenwärtige Einstellung zu analysieren. Gute Qualitäten wie beispielsweise die Brahma-Vihāra erkennt, deren Gegenteil auch erkennt und entsprechend beseitigen könnt. Möget wir aus diesem Dilemma herausfinden.

    accinca:
    Chantasaro:


    Besonders die Definition 2. ist sehr erleuchtend.
    Der Unterschied ist nur, Herr Duden war nicht der Buddha. ;)
    Bedauerlich ist nur, das du nichts verstehen willst!


    Nein accinca, es geht weder um Duden, noch um Buddha noch um mich ... und sorry, es geht auch nicht um Dich. Es geht um die Probleme beim Übersetzen, wie ich im ersten Beitrag geschrieben habe. Viele Dinge in der Sprache von Pali hat in der Deutschen Sprache keine Entsprechung. Der deutsche Lampenschirm ist auf französisch abat-jour. Im Deutschen wird die Lampe abgeschirmt, im Französisch der Schatten zum Tag. Während aber deutschsprachige und französischsprechende Mensch darunter das Dinge verstehen, welches um die Lampe rum ist, ist das bei Übersetzungen von Pali ins Deutsche nicht der Fall. Kann nicht der Fall sein, weil bei uns die Lehre keine Wurzeln hat.


    Hast Du Dir noch nie die Frage gestellt, weshalb immer wieder darauf hingewiesen wird, dass eine ernsthaft Auseinandersetzung mit der Lehre auch eine mit der Sprache (Pali oder Sanskrit) einhergehen muss? Diesen Rat geben die Fortgeschrittenen nicht umsonst. Selbst Experten, mit vielen Jahren des Studiums streiten sich, ob Āsava Einfluss oder Ausfluss bedeutet. Um die Lehre zu verstehen ein grosser Unterschied, denn ob etwas beispielsweise aus den Gedanken ausfliesst oder einfliesst ist wirklich nicht das Selbe.


    Und so gibt es noch unzählige Beispiele. Es gibt einen Weg, diesem Problem langsam, aber stetig Abhilfe zu schaffen. Der Weg heisst Praxis. Dein Weg, alles mit irgendeinem Zitat aus dem Palikanon zu unterlegen ist aber nicht der Weg, der zum Verständnis führt. Im Gegenteil, so wie Du hier mehrfach beweist, es ist der Weg zum Unverständnis. Ist Dir eigentlich bewusst, dass Du nicht die Worte des erhabenen Buddhas, sondern jene des Übersetzers zitierst?

    accinca:

    Dukkha = Leiden.
    Da gibt es keinen Unterschied. Das eine ist deutsch das
    andere ein Fremdwort -


    Auch wenn Du es noch tausendmal gebetsmühlenartig wiederholst, deswegen wird Deine Interpretation nicht richtiger.


    In der deutschen Sprache gibt es keine Entsprechung für Dukkha. Leiden ist nur eine Komponente von Dukkha. Genau so wie Du nicht nur Dein linker Arm bist, ist Dukkha auch nicht nur Leiden.


    Ellviral:


    Nibbana erscheint und vergeht durch Bedingungen die ich schaffe.


    Nibbāna entsteht nicht, es ist schon da. Wem es gelingt alles bedingte loszulassen, bleibt stehen.

    Ellviral:

    Wage es nicht mir Nibbana sichtbar, anfassbar, für jeden erkennbar auf den Tisch zu legen, ich könnte es "Nirvana" nennen und dann haben wir den Salat.


    Weder Buddha, noch die Arahat, mit denen ich mich befasste, erklären was Nibbāna genau ist.



    Ellviral:

    Nun, wie sieht das aus mit deinem Ernst zu hinterfragen?
    Ist Nibanna nun bedingt entstehend oder ist es Unbedingt, aus sich selber heraus bestehend, was auch bedeutet das Nibbana ein Selbst ist.


    Nibbāna (Pali) ist Nirvana (Sanskrit).

    Die ganze Diskussion zeigt wunderbar auf, dass in jeder Übersetzung "Fehler" drin sind. Wie soll es auch anders sein, wenn schon die Quelle nicht deckungsgleich ist. Wer jetzt, nach diesen wenigen Beispielen, noch behauptet, an den Übersetzungen gäbe es nichts zu ändern, der ist mit wenig zufrieden.


    mudita:

    Hier sind die Menschen deiner Meinung nach also seit 100 Jahren mit einem "falschen" Verständnis der Lehre herumgelaufen?[/i]
    Nyanatiloka, Nyanaponika und noch ein paar mehr. Beide aus diesen Landen und in Asien hochgeschätzte Mönche, Gelehrte und Übersetzter von Lehrreden aus dem Pali, deren Werke auch hier zu haben sind. Also deine Aussage geht einfach so nicht.


    Der erste Satz, vor allem das in kursiv, ist nicht meine Meinung. Das ist Deine Meinung, die Du in den Cantasaro projizierst, der in Deinem Kopf besteht. Meine Meinung, die in diesem Thread wunderbar bewiesen wurde ist, dass die Übersetzungen problembehaftet sind. Ein grossartiger Mönch wie die von Dir genannten sind nicht in der Lage, den ganzen Palikanon, während eines Menschenlebens so zu übersetzen, damit man Gewissheit hat, dass nichts interpretiertes drin ist. Dazu müsste ein Mönch zu viele Fähigkeiten besitzen, als dass er dies könnte. Er müssten Indologie studieren und in dem Fach wirklich ein Experte sein. Er müsste Pali studieren, er müsste aber auch Deutsch studieren und dann, müsste er erleuchtet sein und jede Aussage persönlich nachvollzogen haben. Dann weiss er nämlich, in welchem Text Āsava hineinfliessen heisst, in welchem Textteil es hinausfliessen heisst. Das ist jetzt nur ein Beispiel, wo sich sehr gute Buddhisten, Laien wie Mönche und andere Experten streiten. Ja regelrecht streiten, wenn auch auf subtile Art und Weise.


    mudita:

    Ab und an hab ich ja auch den Wunsch oder die Idee, das Dharma etwas einfacher dargelegt zu bekommen, aber bei Er-leben des Dharma erklärt es sich von selbst.


    Das kannst Du ja selbst steuern. Wenn ich mir die Biografien in Erinnerung rufen, von thailändischen Arahat, dann haben die 3 oder maximal 6 Jahre Schule absolviert. Wären die auf unseren komplizierten Dhamma gestossen, dann hätten sie noch nicht mal ordiniert, geschweige denn die Arahantschaft erreich ;) .

    Ellviral:
    Chantasaro:


    Alles was bedingt entsteht ist von Anfang an Dukkha.


    Wenn das wahr ist dann hat Buddha versagt, denn auch seine Befreiung ist nicht ohne bedingtes Entstehen möglich und somit Dukkha.
    Was Leiden, nicht Dukkha, angeht hast Du allerdings recht. Der Anfang ist ohne Leben und somit ohne Dukkha doch nicht ohne Leiden.


    Ellviral, wir Menschen, die sich dem Buddhismus gegenüber öffnen haben grundsätzlich zwei Wege zur Auswahl. Entweder wir nehmen den Buddhismus und denken ihn uns zurecht, so dass er zu uns passt, oder wie nähern uns der Lehre in einer Art, wo wir unser Denken an ihn anpassen. In der Realität geschieht beides. Mal mehr, mal weniger.


    Die Erwachung ist keine Entstehung, sondern eine Beendigung. Eine Beendigung von bedingtem Entstehen. Und wo nichts mehr bedingt entsteht, ist kein Dukkha.


    Wieso Du Leiden von Dukkha ausklammerst und separierst, kann ich nicht nachvollziehen. Wie meinst Du das?

    mudita:
    Hotei:

    mudita:

    :roll:
    Dukha IST Tanha. Durst IST Unwissenheit. Das 12 gliedrige Entstehen ist ein gegenseitig bedingtes Zusammenentstehen.


    Ja, stimmt schon. Es bedingt sich. Das Eine nicht ohne das Andere.
    Wenn wir da irgendwo eingreifen könnten, wäre das ein Gewinn.


    Wenn man die bedingte Entstehung anschaut erkennt man, dass Tanhā die Stelle ist, wo Kamma entsteht. Genau dort haben wir die (letzte) Chance einzugreifen. Vorausgesetzt natürlich, wir sind so geistesgegenwärtig, dass wir präsent sind.


    mudita:

    Bevor etwas dukkha wird,


    Alles was bedingt entsteht ist von Anfang an Dukkha.

    Manchmal schaue ich mir dieses Foto an:



    Es zeigt Ajahn Man, den Begründer der Waldtradition in Thailand, er war ein Arahat.


    Die ersten paar Male, als ich das Foto länger ansah, veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Ich war verwirrt. Darum habe ich mich mal auf diese Veränderung konzentriert. Und siehe da, in den ersten Minuten schaute er mich sehr streng an, aber dann wurde sein Gesichtsausdruck immer gütiger, immer freundlicher und mitfühlender. Ich zweifelte an meiner Geistesverfassung. "Du fängst langsam an durchzudrehen."


    Irgendwann erinnerte ich mich daran, dass es Wahrnehmungsverzerrungen gibt. Also überprüfte ich das Foto dahingehend. Aber ich fand nichts, das ist ein ganz normales Foto und erst noch ohne jegliche Magie. Also veränderte sich nicht das Foto, sondern etwas in mir. Deshalb beobachtete ich mich, wenn ich das Foto anschaute. Nach ein paar Sitzungen begann es bei mir zu lichten. Je nach Gefühlslage in meinem HerzGeist, änderte sich meine Wahrnehmung. Höchst interessant.

    mudita:

    wenn du nicht Recht hast,. was hast du dann? :) Eine eigene Meinung ? Fein. Bestens.


    Obwohl Du Dir Deine Frage schon beantwortet hast, will ich sie auch beantworten.


    Ja, ich habe eine eigene Meinung, genau wie Du auch. Aber wenn ich ich sage, wenn ich mein sage, dann meine ich nicht das selbe wie Du.



    mudita:

    Erklärst mal diese feinen Formen von Dukkha, auch wenn es schwierig sein sollte, ansonsten erwähne sie erst garnicht !


    Muditā, die Freude, die Mitfreude, eine der vier göttlichen Verweilzustände. Wie bist Du auf diesen Namen gekommen? Im Moment gleichst Du ihm ganz und gar nicht. Im Gegenteil trittst Du hier wie der ferne Feind von Muditā auf.


    Nun zu der Antwort auf Deinen Befehl. Für mich, und das ist meine tiefste Überzeugung, muss man sich Erkenntnis selbst erarbeiten. Schon als Kind hat mich fasziniert, wenn ein chinesischer Meister seinen Schülern solche Denksportaufgaben gegeben hat: "Wo im Glück steckt Unglück. Geh und komm wieder, wenn Du die Antwort hast."


    Wir sind keine Chinesen, Du keine Meisterin und ich keine Schülerin. Und einer von uns beiden will sich keine Zeit nehmen, meine Aussagen als Inspiration zur Brust zu nehmen. Also bleibt nur der direkte Weg. Aber ich bin mir sicher, dass noch bevor überlegt wird, schon eine Entgegnung daherkommen wird.


    Also, schauen wir uns mal den Kauf eines Porsches an. Nein halt, Du stellst ja in Frage, dass ein Buddhist einen Porsche kauft. Also nehmen wir das Beispiel Hausbau. Hans baut ein Haus. Was überlegt er sich? Er will ein Haus bauen, das ihn unabhängig macht. Endlich raus aus der Mietwohnung, raus aus Dukkha, rein in das pure Glück. Während dem Hausbau, weil Hans ja clever ist, überlegt er sich, auch eine Alarmanlage einzubauen. Ist ja logisch, heut zu Tage wird oft eingebrochen und deshalb braucht man eine Alarmanlage, eine Einbruchversicherung, einen Panzerschrank um den Teuren Schmuck darin zu verschliessen. Was könnte man noch machen. Hans entschliesst sich, einen Dobermann anzuschaffen, super Wachhund. Türen und Fenster selbstverständlich Aufbruchsicher, Spezialschlösser ... selbstredend. Ach Halt, die Sicherheitskamera und der Sicherheitsdienst und die Sicherheitsrollos haben wir noch vergessen. Versicherung? Hatten wir schon, aber nur die gegen Einbruch. Dann kommen also noch Versicherung für Wasserschaden, Feuer, Haftpflicht, ... dazu.


    Muditā, siehst Du in dem freudigen Akt des Hausbaus das Dukkha? Noch bevor das Haus steht, ist Dukkha da. Nicht nur während dem Bau, sondern auch und besonders bei der Bauabrechnung, da kommt dann das i Tüpfelchen des Dukkha. Und sobald wir einziehen, geht es erst richtig los. "Ziehe die Schuhe aus, ich will nicht, dass Deine Stilettos den Parkett verkratzen." "Wo bekomme ich den günstigsten Strom, wo das günstigste Heizöl?" "Was der Rasen muss schon wieder gemäht werden?" "Jetzt hat mir doch die Katze vom Nachbarn schon wieder auf den Salat geschissen." "Schon wieder eine Rechnung für die Hausrate, dabei habe ich erst gestern die letzte bezahlt." "Im Keller hat es Mäuse, die Knabbern mir die Kartoffeln an." Und weil das Haus neu ist, weist es natürlich allerlei Baumängel auf. Trotz alledem ist Hans mega glücklich, endlich hat er seine Freiheit im eigenen Heim.


    Sein Hobby ist dann, sich um Haus und Garten zu kümmern und das solange, wie er das Haus besitzt. Sind erst mal die Baumängel beseitigt, fängt bald mal die Zeit der Reparaturen an. Ja, Anicca macht auch vor einem Haus nicht halt.


    Genügt das? Ich kann gerne auch erklären, welches Dukkha in der Liebe enthalten ist, oder in Jhana, oder im Lieblingsessen, oder in einer wunderschönen Rose, oder in was auch immer.


    Wenn man Dukkha mal weg von der Theorie in der Realität anschaut, dann erkennt man die feinen Formen von Dukkha. In der ersten Edlen Wahrheit geht es ja darum, Dukkha zu verstehen und wie hat Ajahn Chah sinngemäss gesagt: "Dukkha verstehen kann man nur, wenn man Dukkha erlebt" Wenn ein Arahat das Verb erleben gebraucht, dann ist damit definitiv erleben gemeint ;) .

    Werte Buddhisten


    Ich bin kein Arahat und deshalb habe ich nicht Recht. Weil mir das bewusst ist, beharre ich nicht eine Sekunde lang darauf, dass meine Worte nur Dhamma, reines Dhamma sind. Wie ich im Vorstellungsthread schon geschrieben habe, sollen meine Ansichten für Euch und für mich eine Inspiration sein. Deshalb braucht sich niemand dazu genötigt fühlen, seine Ansicht mit unheilsamen Äusserungen zu vertreten. Ich will Euch Eurer Ansichten nicht berauben. Wenn es für Euch jetzt wichtig ist, daran festzuhalten, dann tut das mit ganzem Herzen. Geht Euren Weg Richtung Nibbāna.


    Ich habe mich auf meinen Weg gemacht und ich bin der Ansicht, dass meine Ansicht mich weiter bringt. Dennoch halte ich nicht stur und starr daran fest. Dennoch gehe ich konsequent meinen Weg. Da mag jetzt der eine oder andere einen Widerspruch darin entdecken, aber ich vermag das nicht so eindeutig zu erklären, dass der Widerspruch sich in Luft auflöst. Ich versuche es mal mit einem konkreten Beispiel:


    Mit 16 fing ich an zu meditieren. Damals wusste ich nicht, dass ich Buddhist bin, ich wusste nicht einmal, dass es Buddhisten gibt und was Buddhismus ist. Ich war einfach nur froh, dem Katholizismus entflohen und damit mein eigener Herr und Meister, mein eigener Gott zu sein. In den ersten Meditationssitzungen merkte ich, dass es schöner, leichter und entspannter ist, wenn ich mich zuerst von Kopf bis Fuss entspanne. Das tue ich bis heute jedes Mal, wenn ich mich hinsetze. Ich beginne mit nichts anderem. Zuerst wird entspannt.


    2006 habe ich den ersten und einzigen Meditationskurs besucht und dabei haben wir Mettā praktiziert. Wow, das hat bei mir eingeschlagen wie die Abrissbirne in eine Betonwand. Trotzdem beginne ich noch heute jede Sitzung mit der Entspannung von Kopf bis Fuss. Das kann man mir als Sturheit auslegen, aber lest weiter. An diesem Seminar habe ich die gewaltige Kraft von Mettā gespürt. Es galt für mich also, nicht Eins gegen Eins auszutauschen, sondern zusammen zu zählen, dann hat man nämlich Zwei und nicht nur Eins.


    Seit dem Seminar mache ich vor jeder Sitzung eine Gehmeditation mit Mettā. Wenn ich bereit bin, setze ich mich hin und tue das, was ich schon immer gemacht habe, mich entspannen. Mettā puscht bei mir Samādhi hoch, wodurch natürlich die Entspannung zu Beginn der Sitzung in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. Denn während dem Gewahrsein auf den Körper steigt Sati ebenfalls an. Und so habe ich kurz (ich habe es noch nie gemessen, schätze Mal 5 bis 10 Minuten) nach dem Hinsetzen das Werkzeug, welches ich für die weitere Meditation benötige. Das Werkzeug heisst SatiSamādhi. 2006 wusste ich, dass ich definitiv auf dem richtigen Weg bin und ich habe mir vorgenommen, nie wieder ein Meditationsseminar zu besuchen. Wenn ich nicht weiter komme, dann spreche ich mit jemandem, der sich auf mich einlassen kann und der erkennt wo ich festklebe und mir dann die für meine Situation richtigen Tipps zur Hand hat.


    In der kurzen Zeit seit 2006 habe ich einige meiner Bekannten beobachtet. Die rennen alle paar Monate zu einem neuen Lehrer, weil sie denken, er hätte für sie die richtige Technik. Mir zeigt es auf, dass konsequent sein und flexibel sein, nur dann Gegensätze sind, wenn man sie gegenüber stellt. Vereint man sie, dann ergänzen sie sich wunderbar.




    @ Ji'un Ken


    Dass ein Eiertritt Dukkha ist, können alle Männer eindeutig bestätigen, falls sie so was schon erfahren haben. Das gleiche erkläre ich jeweils mit dem Anfassen einer heissen Herdplatte. Aber, all jene Menschen, die Dukkha gar nicht erst wahrhaben wollen, die argumentieren damit, dass ihnen nicht in die Eier getreten wird, folglich haben sie kein Dukkha. Und so argumentiert, stimmt es sogar ... irgendwie. Aber die ganze Bandbreite von Dukkha enthält eben auch das, was Simo nennt:


    Simo:

    (Man denke ebenso an z.B. die höchsten Götterzustände, die sehr glücklich und friedlich sind, und das über astronomische Zeitspannen hinweg: aber auch diese sind nichts anderes als dukkha)


    Wer nimmt schon in voller Bewusstheit wahr, dass er während dem Kauf eines Porsches, während dem Sex, während dem Essens seiner Leibspeise, während der Traumreise, für die er vielleicht ein Leben lang gespart hat, bereits bis oben hin mit Dukkha aufgefüllt ist? Das sind so feine Formen von Dukkha, die sind durch Worte gar nicht wahrnehmbar. Und es ist auch sehr schwierig, diese in Worte zu fassen.

    Der Theravāda Buddhismus stützt sich auf den Palikanon und ich möchte aufzeigen, wo einige Gefahren stecken, die in uns nicht die rechte Anschauung (erster Pfad des Edlen Achtfachen Pfades) entstehen lässt und ohne rechte Anschauung macht die Praxis mit dem Buddhismus keinen Sinn.


    Wie ist der Palikanon entstanden?
    Als Buddha ins Parinibbāna eingegangen ist, haben sich 500 Arahat versammelt und haben angefangen, alle Lehrreden des Buddhas aufzusagen. Nur wenn zwei oder mehrere Arahat bestätigten, dass dies Worte des Buddhas sind, wurde die entsprechende Lehrrede für relevant erklärt und auswendig gelernt. Alles andere fiel weg. Die Sprachwissenschaftler streiten noch heute, ob Buddha in Pali gesprochen hat oder nicht. Und sie streiten auch, ob Pali eine Schriftsprache war oder nicht. Erst einige hundert Jahre später wurden die Lehrreden niedergeschrieben und dann auch noch mit den Schriftzeichen aus dem damaligen Ceylon.


    Da aufgrund dieser ersten Niederschriften noch heute Menschen eine der vier Stufen der Erwachung erreichen, kann man wohl behaupten, dass die Schriften im Grossen und Ganzen stimmen. Wenn wir nun nach Thailand wechseln und die Ankunft des Buddhismus anschauen sehen wir, dass sich erst eine eigene thailändische Sprache entwickeln musste, bevor die rechte Anschauung überhaupt entstehen kann.


    Machen wir den Sprung nach Europa, in den deutschsprachigen Raum. Dort kommt der Buddhismus vor rund hundert Jahren an und niemand versteht ihn. Was geschieht ist logisch. Wenn wir etwas Neues entdecken, suchen wir automatisch das Bekannte im Neuen. Zweites Problem ist, dass es im Deutschen oft keine entsprechenden Worte gibt, so wie sie im Buddhismus benutzt werden. Drittes Problem ist, dass es einzelne Begriffe gibt, die zwar wunderbar passen, im Deutschen sich aber der Begriff mit negativen Emotionen aufgefüllt ist und deshalb wegfällt. Anstelle des richtigen Begriffes wird das nächst beste genommen, aber leider bleibt dann ein Teil des ursprünglichen Inhaltes auf der Strecke.


    Ein konkretes Beispiel:
    Karunā wird notgedrungen als Mitgefühl übersetzt, weil Mitleid mittlerweile im Deutschen etwas von herabblicken, von Gefälle, von oben herab und von Verachtung innewohnt. Geht man in Pali nachschauen, wie Karunā erklärt wird, dann steht das etwas von mitzittern, sich mit dem Leiden anderer in Verbindung setzen, anderen Wesen seinen Körper und HerzGeist zur Verfügung zu stellen, damit sie ihren Schmerz teilen können. Und wohl das wichtigste, Karunā löst in Wesen mit hohem Mitleid/Mitgefühl eine Tat aus. Man beginnt zu handeln.


    Dieses konkrete Handeln fehlt mir im Mitgefühl. Denn wenn wir das Wort als solches anschauen, dann fühlen wir einfach mit und lassen es dabei. Karunā ist eines der vier Brahma-Vihāra und direkter Gegenspieler der Kilesa. Wenn wir "nur" mitfühlen, anstatt durch Mitleid in eine Handlung zu gehen, dann verliert Karunā die Schärfe der Klinge, die wir eigentlich benötigen, um Bestürzung, Dünkel und Grausamkeit abzuschneiden.


    Ein zweites Beispiel ist auch sehr gut nachvollziehbar. Dukkha wird als Leiden übersetzt und ist gleichzeitig die erste der Vier Edlen Wahrheiten. Dukkha ist aber nicht nur Leiden. Dukkha ist grösser und geht vom groben Leiden, Schluchzen, Weinen, bis hin zu ganz feinen Formen von nicht 100% zufrieden zu sein. All das ist Dukkha. Aber wir haben es leider als Leiden übersetzt und wir verstehen schon die erste der Vier Edlen Wahrheiten falsch. Logisch und folgerichtig haben wir dann Mühe, die anderen drei zu verstehen, denn die Vier Edlen Wahrheiten gehen aufbauend in einander über und in jeder Wahrheit steht im Zentrum Dukkha.


    Lösungsmöglichkeit:
    Bis wir eine eigene deutsche, buddhistische Sprache haben, werden noch viele Jahre vergehen. Ich glaube nicht, dass ich es noch erleben werde. Wohl oder übel bleibt nur der Weg übrig, so viele Palibegriffe wie möglich im Ursprung zu lernen und diese auch konsequent anzuwenden. Alle die sich auf die Sanskrittexte stützen, werden vermutlich genau die gleichen Probleme haben, obwohl ich da überhaupt keine Erfahrung drin habe. Aber ich denke, dass ihr noch zusätzlich Verständnisprobleme habt, weil die Esoterikszene zum Teil mit den gleichen Begriffen arbeitet (Karma), aber etwas ganz anders darunter versteht.


    Nun, mich interessiert Eure Sichtweise, Eure Erfahrung und Eure Lösungsvorschläge. Ich will auch meine Absicht transparent und klar darlegen, weshalb ich mich intensiv mit diesem Thema beschätige. Wenn wir im deutschsprachigen Raum, deutschsprachigen Buddhismus entwickeln wollen, dann geht das nur mit muttersprachlichen Mönchen, Nonnen und Laien. Die Lehre muss sich in das Vorhandene einbetten. Es ist absolut kontraproduktiv, wenn wir Thailänder, Tibeter, Chinesen, ... nach Europa holen, die dort ihren Buddhismus aus ihrem Herkunftsland praktizieren und der Bezug zur mitteleuropäischen Kultur fehlt. Mir liegt etwas daran, wenn gewünscht, mitzuhelfen, den Buddhismus in Europa zu etablieren und zwar nicht in der tibetischen, nicht in der thailändischen, nicht in der sri lankischen, sondern in der deutschsprachigen Version.