Beiträge von Elliot im Thema „Ein wichtiger Unterschied Theravada / Mahayana?“

    Andi:

    Ayya Khema z.B. zieht aus den Tugendregeln die 5 Hindernisse:
    - Gier ----> Freigibigkeit üben, Zufriedenheit
    - Ablehnung ---> Liebe und Toleranz
    - Lässigkeit und Trägheit des Geistes ---> Willenskraft, Selbstdiziplin, Übung
    - Unruhe und Rastlosigkeit ---> Bis zur Erleuchtung vorhanden, hilft nur Geduld, Gelassenheit und Meditation
    - Skeptischer Zweifel ---> Kommen immer durch eigene Meinungen, und das paradoxe...die Erleuchtung ist die eigenen Meinungen zu überwinden :D


    Ja, das Überwinden der fünf Hindernisse ist ein wichtiger Meilenstein:



    Denn:



    Andi:

    Solche Anweisungen wie ich soll nur zu der und der Uhrzeit Nahrung zu mir nehmen, würde ich derzeit für mich nicht Erwägung ziehen.


    Das ist auch eher was für Fortgeschrittene:


    Zitat

    Bei jener Gelegenheit wohnten die Bhikkhus namens Assaji und Punabbasuka bei Kīṭāgiri. Dann ging eine Anzahl Bhikkhus hin und sagte zu ihnen: "Freunde, der Erhabene und die Sangha der Bhikkhus enthalten sich jetzt davon, nachts zu essen. Indem sie so verfahren, sind sie frei von Krankheit und Leid, und sie erfreuen sich der Gesundheit, Stärke und eines leichten Lebens. Kommt, Freunde, enthaltet euch davon, nachts zu essen. Indem ihr so verfahrt, werdet auch ihr von Krankheit und Unbehagen frei sein, und ihr werdet euch der Gesundheit, Stärke und eines leichten Lebens erfreuen." Nach diesen Worten sagten die Bhikkhus Assaji und Punabbasuka zu jenen Bhikkhus: "Freunde, wir essen am Abend, am Morgen und tagsüber, außerhalb der richtigen Zeit. Indem wir so verfahren, sind wir frei von Krankheit und Leid, und wir erfreuen uns der Gesundheit, Stärke und eines leichten Lebens. Warum sollten wir einen Nutzen aufgeben, der hier und jetzt sichtbar ist, um nach einem Nutzen zu trachten, der in der Zukunft erlangt wird? Wir werden am Abend, am Morgen und tagsüber, außerhalb der richtigen Zeit essen."


    (Majjhima Nikāya 70: Bei Kīṭāgiri - Kīṭāgiri Sutta = Madhyamāgama 195, 阿濕貝經)


    Viele Grüße
    Elliot

    Man soll ja auch nicht päpstlicher sein, als der Papst:



    Andererseits: "Quod licet Iovi, non licet bovi" ...


    Viele Grüße
    Elliot

    Also, ich bemühe mich, die 5 Silas einzhuhalten:



    Mit der Erweiterung auf 8 Silas tue ich mich schon schwer:


    Zitat

    Sie ergänzen die fünf Silas um drei weitere Regeln[3]:


    • Vikalabhojana veramani sikkhapadam samadiyami
      Ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens von Essen zu verbotener Zeit[4] *) an.
    • Nacca-gita-vadita-visukkadassana mala-gandha-vilepana-dharana-mandana-vibhusanathana veramani sikkhapadam samadiyami
      Ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens von Tanzen, Singen, Musik, Unterhaltungsveranstaltung zu besuchen **), tragen von Schmuck, Gebrauch von Duftstoffen***), und Verschönerung des Körpers mit Kosmetik, an.
    • Uccasayana-mahasayana veramani sikkhapadam samadiyami
      Ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens vom liegen auf hohen und üppigen Liegen****) an.


    (http://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BCnf_Silas)


    Viele Grüße
    Elliot


    *) "Betthupferl".
    **) z.B. Calexico-Konzert in München.
    ***) Deo, Rasierwasser, usw.
    ****) Federkernmatratze, Daunenbett.

    Jon:

    ... was jeder Mensch im einzelnen draus macht, einfach die Angelegenheit des eigenen (wachsenden) Horizonts.*


    Für Mahayana-Bodhisattvas gilt das aber nicht unbedingt:


    Zitat

    Die 46 Nebengelübde des Aufgebens folgender Handlungen ... 13.Vornehmlich an unbedeutenden Handlungen interessiert sein wie Unterhaltung, Sportveranstaltungen, Trinken, Blödeleien usw., Tätigkeiten, die deinen Geist zerstreuen und zu grenzenloser Zeitverschwendung führen, währenddem du diese Zeit aufbauend für Dharma-Praxis verwenden könntest.


    (http://de.wikipedia.org/wiki/Bodhisattva-Gel%C3%BCbde)


    Für Theravada-Bhikkhus sowieso nicht:


    Zitat

    "Wiederum ißt ein Bhikkhu nicht soviel er mag, bis sein Bauch voll ist und er gibt sich nicht dem Glück des Schlafens, Herumlungerns und Dösens hin, und somit neigt sein Geist zu Eifer, Hingabe, Beharrlichkeit und Anstrengung. Da sein Geist zu Eifer, Hingabe, Beharrlichkeit und Anstrengung neigt, ist die vierte Kette im Herzen von ihm gesprengt worden."


    (Majjhima Nikāya 16, Die Wildnis im Herzen - Cetokhila Sutta = Madhyamāgama 206, 心穢經)


    Viele Grüße
    Elliot

    Immerhin ist anzumerken, dass ein Mahayana-Bodhisattva angehalten ist:



    Dafür sollten nicht-Mahayanis den Mahayana-Bodhisattvas auf jeden Fall Respekt zollen.


    Viele Grüße
    Elliot

    Den ganzen Satz habe ich nicht verstanden:


    Zitat

    Geht man zum Beispiel am Ende eines ereignisreichen Tages tief in die Geschehnisse und praktiziert Gewissenserforschung (nicht oberflächlich, was landläufig als "Vergehen" deklariert wird, sondern in tiefer Betrachtung der eigenen Geistesbewegungen in Bezug auf die Folgen), ...


    Viele Grüße
    Elliot

    Wie auch immer.


    Andi:


    Solange der unermessliche Raum Bestand hat
    und solange noch empfindende Wesen da sind,
    will ich auch da sein,
    um zu helfen, um zu dienen,
    um meinen Beitrag zu leisten
    .


    Andi, da stimme ich Dir zu:


    Auch ich habe den Eindruck, dass mehr Einzelgänger vom Theravada und mehr Geselligkeitsfreunde vom Mahayana angezogen sind, als umgekehrt.


    Viele Grüße
    Elliot

    Amdap:

    Meine Frage war so gemeint, ob Du aus eigener spiritueller Erfahrung sprichst.


    Achso. Ja, tatsächlich spreche ich auch aus Erfahrung. Wir hatten weiter oben auch schon über die Praxis gesprochen.


    Amdap:

    Geht man zum Beispiel am Ende eines ereignisreichen Tages tief in die Geschehnisse und praktiziert Gewissenserforschung (nicht oberflächlich, was landläufig als "Vergehen" deklariert wird, sondern in tiefer Betrachtung der eigenen Geistesbewegungen in Bezug auf die Folgen), so kann man auch gar nichts anderes sagen, als dass man versucht, dem Dharma-Weg nachzugehen.


    "Vergehen"? Ich verstehe nicht recht, wovon Du sprichst.


    Amdap:

    Zitieren kann jeder.


    Nur zu!


    Amdap:

    Möglicherweise hast Du auch noch so eine Art "Buddhistische Suchmaschine", die Dir das schnelle Finden von Texten erleichtert.


    Nein, habe ich nicht.


    Viele Grüße
    Elliot

    Amdap:

    Dieses Vorgehen wird durch eine andere philosophische Sicht als im Theravada gerechtfertigt, nämlich, indem es heißt, dass wir in Wirklichkeit ja schon von Natur aus befreit sind und alle Phänomene illusionsgleich sind.
    Nur unsere Befleckungen hindern uns, hinter diesen Schleier zu blicken.
    Es gilt also, durch Übung diesen Schleier zu durchschauen.


    Eine wenig erinnert mich dies übrigens an die Situation in den christlichen Kirchen:


    Die orthodoxen Katholiken glauben, dass die Gnade Gottes nur durch bestimmte Praxis gewährt wird (Beichte, Buße usw.), die moderneren Protestanten vertreten eher die Auffassung, Gottes Liebe gelte bedingungslos jedem, er oder sie könne sie erleben und annehmen, müsse aber nicht und werde trotzdem - ohne Gegenleistung - geliebt.


    Wie auch immer.


    Zitat

    "Wenn das Angenehme und der Schmerz, die die Wesen fühlen, von Taten in der Vergangenheit verursacht werden, dann muß der Tathāgata sicherlich gute Taten in der Vergangenheit vollbracht haben, da er jetzt solch triebfreie angenehme Gefühle fühlt."


    "Wenn das Angenehme und der Schmerz, die die Wesen fühlen, durch die Schöpfungsakte eines Höchsten Gottes verursacht werden, dann muß der Tathāgata sicherlich von einem guten Höchsten Gott erschaffen worden sein, da er jetzt solch triebfreie angenehme Gefühle fühlt."


    (Devadaha Sutta = Madhyamāgama 19, 尼乾經)


    Viele Grüße
    Elliot

    Amdap:
    nibbuti:


    demnach wäre jeder Neugeborene befreit, da ein Neugeborener wenig Selbst-Illusion hat
    die zugrundeliegende Neigung (anusaya) zur Selbst-Illusion ist aber in jedem Säugling vorhanden & führt erwartungsgemäß zu dukkha


    Letzteres ist eine irrige Schlussfolgerung, denn wäre das Wesen, das als Neugeborenes erschienen ist, befreit, dann bräuchte es gar nicht zu erscheinen, ja, es wäre gar nicht erst erschienen.


    in den Lehrreden ist es etwas komplizierter:



    Aber grundsätzlich erscheinen befreite Geister eher nicht wieder, das stimmt:


    Zitat

    "Wiederum, ihr Bhikkhus, besitzt da ein Bhikkhu Vertrauen, Sittlichkeit, Gelehrsamkeit, Großzügigkeit und Weisheit. Er denkt: 'Ach, möge ich doch durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft, hier und jetzt in die Herzensbefreiung, die Befreiung durch Weisheit, die mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist, eintreten und darin verweilen!' Und durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft, tritt er hier und jetzt in die Herzensbefreiung, die Befreiung durch Weisheit, die mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist, ein und verweilt darin. Ihr Bhikkhus, dieser Bhikkhu erscheint nirgendwo und nirgends mehr wieder [7]."


    (Saṅkhārupapatti Sutta = Madhyamāgama 168, 意行經)


    Viele Grüße
    Elliot

    Amdap:

    "Die Befreiung des Buddha" gibt es nicht. Ist man ein Buddha, spielt die Befreiung keine Rolle mehr.
    Doch könnte man durchaus von der Befreiung eines Bodhisattva sprechen. Ein hier körperlich auf der Welt lebender Bodhisattva, der die Haltung des Bodhicitta durch und durch lebt.



    Viele Grüße
    Elliot

    Amdap:

    Anscheinend hast Du noch nicht nachvollziehen können, was mit der Tiefgründigkeit, die (eigene) vorhandene Buddhanatur freizulegen, gemeint ist.
    Es hat u. a. auch damit zu tun, dass das Phänomen der Zeit keinen linearen Charakter hat, wie wir glauben, sondern einen komplexen. Vieles, was uns hintereinander abzulaufen scheint, geschieht in Wirklichkeit vernetzt. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft werden in ihrem (zunächst) vordergründigen Sinn bedeutungslos.
    Das Mahayana taucht durch seine Erkenntnis und Lehre, dass alles Phänomene leer von eigenständiger Existenz (weil gegenseitig bedingt) sind, hier intuitiv ein.


    Ich kann dieses tiefgründige Thema an dieser Stelle nur kurz ansprechen, hierfür ist kein Platz in einem solchen Forum, und leider fehlt mir auch die Zeit.
    So bitte ich Dich und alle aufmerksamen Mitleser,
    in dieses Gebiet kontemplativ einzutauchen und die Bedeutsamkeit selbst, jeder für sich, auszuloten.


    Ja, das ist eine interessante Philosophie.


    Zitat

    Das Prädikat „leer“ bezieht sich im frühbuddhistischen Zusammenhang noch ausschließlich auf die Ichlosigkeit und nicht auf eine angenommene „letztendliche“ Bestehensweise der Daseinsfaktoren (Sanskrit: dharmas, Pali: dhammas), insbesondere der fünf Skandhas in ihrem abhängigen Entstehen, welche nach frühbuddhistischer Lehre die gesamte Erfahrungswelt einer Person ausmachen. Dies ändert sich später in einigen Schulen des Hinayana, insbesondere in den Schulen des Sarvastivada und des Sautrantika, die, ausgehend von der Systematik des Abhidharma, diskutieren, ob die Daseinsfaktoren über eine dauerhafte Eigenexistenz (svabhava) verfügen oder nur momenthaft aufblitzen, um im selben Augenblick wieder vollständig zu verlöschen.


    In den Prajnaparamita-Schriften des Mahayana (z.B. im Herz-Sutra), deren Entstehungszeit um das 1. Jahrhundert v. Chr. anzusiedeln ist, findet der Leerheitsbegriff in der substantivierten Form seinen festen Platz. Es kommt dabei zu einem Bedeutungswandel. Die Daseinsfaktoren, die die gesamte Erfahrungswelt der Person konstituieren, sind nicht nur leer von einem Selbst, sondern leer von jeglicher Eigenexistenz. Alle Wesen, ob verblendet oder erleuchtet, sind demnach im universellen Bedingungszusammenhang des pratityasamutpada untrennbar miteinander verwoben und in ihrer Leerheit, die daraus resultiert, letztlich nicht voneinander getrennt und unterschiedslos. Es findet eine Universalisierung des Leerheitsaspekts statt. Auf dem Gipfel der Erkenntnis (prajna) wird keine Unterscheidung mehr getroffen zwischen Samsara und Nirvana, „bedingt“ und „nichtbedingt“, „existent“ und „nichtexistent“, „gleich“ und „verschieden“. Dies sind dualistische Begriffe, die infolge ihrer Aufeinander-Bezogenheit leer von eigenem Wesen sind und auf die Wirklichkeit, wie sie sich wahrhaft darstellt, nicht zutreffen. Es zeigt sich hier die zunehmend wichtige erlösende Rolle, die im Mahayana der Erkenntnis (prajna) und dem Wissen (jnana) zukommt, da alle Wesen in ihrer Leerheit bereits potentiell erlöst sind und es diese Gegebenheit nur noch zu erkennen gilt.


    (http://de.wikipedia.org/wiki/Shunyata)


    Erinnert mich an die Sichtweise des Satkaryavada in der Samkhya-Philosophie:


    Zitat

    ... satkaryavada (Sanskrit, etwa: "Lehre vom Sein der Wirkung") erklären, nach dem die Ursache bereits der Wirkung immanent ist: die Wirkung bringt laut dieser Betrachtungsweise nichts wirklich Neues hervor, sondern das Entstehen ist lediglich die Wiederkehr der ewig gleichen Substanz, die ständig neu modifiziert und transformiert wird (parinama). Ursache und Wirkung sind identisch. Die Samkhya begründen dies damit, dass, wenn die Ursache von der Wirkung verschieden wäre, es keine gemeinsame Verbindung zwischen den beiden gäbe, und daher alles ganz willkürlich entstehen könnte (z.B. Milch aus einem Stein). Wäre die Ursache nicht bereits der Wirkung immanent, müsste die Wirkung aus dem Nichts gekommen sein, da sie vor ihrer Manifestation nicht existierte, und dies ist nicht möglich, so das Samkhya, da es nichts gibt, das aus dem Nichts entstehen kann. So wie Käse eine andere Form von Milch ist, beide jedoch die gleiche Beschaffenheit haben, so ist die Wirkung nur eine andere Form der Ursache.


    (http://de.wikipedia.org/wiki/Samkhya)


    Viele Grüße
    Elliot

    Amdap:

    Du glaubst, mittels Zitat einen Gegenbeweis gefunden zu haben, ...


    Gegenbeweis wozu?


    Amdap:

    ... aber sprichst Du da auch aus eigener Erfahrung? Anscheinend hast Du noch nicht nachvollziehen können, was mit der Tiefgründigkeit, die (eigene) vorhandene Buddhanatur freizulegen, gemeint ist.


    Dies ist jedenfalls nicht etwas, das ich zu bewerkstelligen versuche.


    Eher schon dies:




    Amdap:

    Meine Frage:

    Amdap:

    Welcher Praxis gehst Du nach? - Mir scheint, dem Theravada, nicht dem Mahayana/Vajrayana. Dir scheint die Mahayanische Philosophie, die sehr tiefgründig und subtil, und mit wenigen Worten nicht so einfach erklärbar ist, nicht geläufig zu sein. Mit dem Theravada habe ich auch angefangen, als ich noch sehr jung war. Das Verständnis für das Mahayana/Vajrayana entwickelte sich mit zunehmender Lebenserfahrung.


    hast Du mir leider nicht beantwortet.
    Oder bist Du ein Theoretiker?


    Dieser Praxis:


    Zitat


    Richtige Rede, Richtiges Handeln, Richtige Lebensweise - diese Zustände sind im Übungsfeld der Sittlichkeit enthalten.
    Richtige Anstrengung, Richtige Achtsamkeit und Richtige Sammlung - diese Zustände sind im Übungsfeld der Geistesschulung enthalten.
    Richtige Ansicht, Richtige Absicht - diese Zustände sind im Übungsfeld der Weisheit enthalten."


    (Cūḷa­ve­dalla­sutta = Madhyamāgama 210, 法樂比丘尼經)


    Viele Grüße
    Elliot

    Liebe(r) Amdap,


    Amdap:

    Zweitens: Du hast nicht richtig gelesen.
    Ich habe nicht geschrieben, dass "sich Wesen von Natur aus so verhalten".
    Sondern, dass sie von Natur aus befreit sind. Das ist ein Unterschied. Das bedeutet, dass unterschiedslos die Buddhanatur präsent, jedoch noch nicht freigelegt ist.
    Der Schleier der Befleckung muss nur durchschaut werden, weshalb man um die Praxis nicht herumkommt.


    Wenn diese Praxis aber nicht dieses Ergebnis hat:


    Zitat

    "Sandaka, wenn ein Bhikkhu ein Arahant ist, mit vernichteten Trieben, der das heilige Leben gelebt hat, getan hat, was getan werden mußte, die Bürde abgelegt hat, das wahre Ziel erreicht hat, die Fesseln des Werdens zerstört hat und durch letztendliche Erkenntnis vollständig befreit ist, ist er unfähig, Übertretungen in fünf Fällen zu begehen.


    Ein Bhikkhu, dessen Triebe vernichtet sind, ist unfähig, absichtlich einem Lebewesen das Leben zu nehmen; er ist unfähig zu nehmen, was nicht gegeben wurde, das heißt zu stehlen; er ist unfähig, sich dem Geschlechtsverkehr hinzugeben; er ist unfähig, wissentlich die Unwahrheit zu sprechen; er ist unfähig, Sinnesvergnügen zu genießen, indem er sie ansammelt, wie er es früher im Laiendasein getan hat [4]."


    (Majjhima Nikāya 76, Sandaka Sutta)


    ..., dann kann zumindest laut Palikanon/Theravada nicht von Befreiung gesprochen werden. Buddhanatur hin oder her.


    Interessanterweise fehlt diese Lehrrede offenbar im Madhyamāgama und auch in allen anderen Teilen des chinesischen Kanons:
    http://suttacentral.net/ma


    Oder liegt noch irgendwo unübersetzt in den Ruinen von Dunhuang im Sand:
    http://idp.bl.uk/database/oo_s…cnum=101621;index=1;img=1


    Das Madhyamāgama ist eine chinesische Übersetzung der Sarvāstivāda-Version der Sammlung von mittellangen Lehrreden:



    Viele Grüße
    Elliot

    Sherab Yönten:

    Das tut ein Bodhisattva:

    void:

    Die Mahayana Idee ist es Buddschaft zu erlangen, und als Buddha andere zu Befreiung zu führen


    Aha. Dann würde es hierzu auch keinen Widerspruch geben:


    Zitat

    "Daß jemand, der selbst ... nicht in Nibbāna erloschen ist, einen anderen ... zum Erlöschen in Nibbāna führen sollte, ist unmöglich;"


    (Majjhima Nikāya 8, Sallekha Sutta = Madhyamāgama 91, 周那問見經)


    Wenn sogar ein Arhat, um wieviel mehr sollte ein Buddha in der Lage sein, andere zur Befreiung zu führen.


    Aber wie Florian schon anmerkte, könnte es dann schwierig werden, dies innerhalb ein und desselben Lebens zu bewerkstelligen: Wenn jemand sich als Bodhisattva bezeichnet und ein entsprechendes Gelübde ablegt, dann wird er oder sie wohl auch einen Lehrer haben, und zumindest im Theravada zählen nur jene als Buddha, die "aus eigener Kraft" Befreiung erlangt haben. Wo auch immer da genau die Grenze liegt.


    Viele Grüße
    Elliot

    void:

    Dass man sich eben nicht zur Dharma Praxis begiebt, um sich selbst aus der Welt abzuseilen, egal wie es den anderen geht. Sondern dass man aus eine nicht-egoistischen Motivation für andere und mit anderen praktiziert. Diese Motivation des Mitgefühls mit anderen ist aus einer Thervada Sicht natürlich nicht zu verurteilen.


    Nein, im Gegenteil, das ist dem Theravada auch nicht fremd, dort besteht die Sangha auch nicht nur aus egozentrischen Einsiedlern:



    void:

    Was dagegen so ganz der klaren Thevada-Herangehensweise widerspricht, ist die Idee der "Geschickten Mittel". Also dass eine Lüge nicht einfach eine Lüge ist, sondern es gut und heilsam sein kann, sich bestimmte Dinge vorzumachen. (Hat Buddha das nicht immer und immer wieder verurteilt, andererseits sprach er zu unterscheidlichen Leuten anders)


    So in der Art:


    Zitat

    "Ebenso, Prinz, Worte, die der Tathāgata als unwahr, falsch und nicht nützlich erkennt, und die auch anderen unwillkommen und unangenehm sind: solche Worte äußert der Tathāgata nicht. Worte, die der Tathāgata als wahr und richtig, aber nicht nützlich erkennt, und die auch anderen unwillkommen und unangenehm sind: solche Worte äußert der Tathāgata nicht. Worte, die der Tathāgata als wahr, richtig und nützlich erkennt, aber die anderen unwillkommen und unangenehm sind: für den Gebrauch solcher Worte kennt der Tathāgata den richtigen Zeitpunkt. Worte, die der Tathāgata als unwahr und falsch erkennt, aber die anderen willkommen und angenehm sind: solche Worte äußert der Tathāgata nicht. Worte, die der Tathāgata als wahr und richtig, aber nicht nützlich erkennt, und die anderen willkommen und angenehm sind: solche Worte äußert der Tathāgata nicht. Worte, die der Tathāgata als wahr, richtig, und nützlich erkennt, und die anderen willkommen und angenehm sind: für den Gebrauch solcher Worte kennt der Tathāgata den richtigen Zeitpunkt. Warum ist das so? Weil der Tathāgata Mitgefühl für die Wesen hat."


    (MN 58)


    void:
    Zitat

    Der Trick im Mahayana ist,


    Die Idee, weil eh alles Illusion ist, könnte man die Dinge doch ein wenig zum Heilsamen verbiegen, klingt für die einen wie die Möglichkeit, sich neue Zugänge zu erschliessen. Während das Repertoir der "geschickten Mittel" (und dann hätten wir noch jenen "Trick") für die anderen etwas von Jahrmarktschwindlern und billigen Zauberern hat. Und es ist dieses Repertoir an Effekten, dass viele spielerische, phanstasievolle Menschen fasziniert und nüchterne Menschen instinktiv abstösst. ... Sind das neue Wendungen und Rekombinationen buddhitische Inhalte, die neue Möglichkeiten eröffnen? Oder sind es Verdrehungen, die etwas ursprünglich Klares verwirren?


    Eben diese Gefahr scheint mir immens.


    Zitat

    "Ihr Bhikkhus, das Dhamma, das auf solche Weise von mir wohl verkündet wurde, ist klar, offen, ersichtlich und frei von Flickwerk."


    (MN 22)


    Viele Grüße
    Elliot

    Vollständigkeitshalber wäre wohl erst mal zu klären, ob dies:


    Sherab Yönten:

    "Das Bodhisattva-Gelübde umfasst in erster Linie, das Versprechen, alles zu tun, um die fühlenden Wesen aus dem Kreislauf bedingten Seins (Samsara) zu befreien"


    ... überhaupt gleichbedeutend ist mit dem "Verlöschen im Nibbana" ( parinibbuto ):


    Zitat

    Daß jemand, der ... nicht in Nibbāna erloschen ist ( aparinibbuto ), einen anderen ... zum Erlöschen in Nibbāna ( parinibbāpessatīti ) führen sollte, ist unmöglich; daß jemand, der selbst ... in Nibbāna erloschen ist ( parinibbuto ), einen anderen ... zum Erlöschen in Nibbāna ( parinibbāpessatīti ) führen sollte, ist möglich.


    (MN 8 = MA 91)


    Aber es sieht ganz so aus:


    Zitat

    "... nachdem ich selbst der Befleckung unterworfen war, die Gefahr in dem, was der Befleckung unterworfen ist, erkannt hatte und die unbefleckte höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbāna suchte, erlangte ich die unbefleckte höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbāna. Das Wissen und die Schauung erwuchs mir: 'Meine Befreiung ist unerschütterlich; dies ist meine letzte Geburt; jetzt gibt es kein erneutes Werden mehr.'"


    (MN 25 = MA 204)


    Vielleicht wird es klarer, wenn Sherab Yönten mal beschreibt, was ein Bodhisattva so tut oder lässt, "um die fühlenden Wesen aus dem Kreislauf bedingten Seins (Samsara) zu befreien".


    Viele Grüße
    Elliot

    Sherab Yönten:

    "Das Bodhisattva-Gelübde umfasst in erster Linie, das Versprechen, alles zu tun, um die fühlenden Wesen aus dem Kreislauf bedingten Seins (Samsara) zu befreien"


    Das könnte sich wie gesagt aus Sicht der Lehrreden als schwierig erweisen:


    Zitat

    "Daß jemand, der selbst ... nicht in Nibbāna erloschen ist, einen anderen ... zum Erlöschen in Nibbāna führen sollte, ist unmöglich;"


    (Majjhima Nikāya 8, Sallekha Sutta = Madhyamāgama 91, 周那問見經)


    Aber ohne Mitgefühl für das Wohlergehen aller Lebewesen gibt es auch für den Theravadin keinen Fortschritt:



    Viele Grüße
    Elliot

    Amdap:

    Der Trick im Mahayana ist,


    dass durch Bodhicitta, die bedingungslose Entfaltung des Erleuchtungsgeistes, die Fokussierung auf die Verwirklichung von Begierdelosigkeit (was in sich allein sehr schwer ist) abgelenkt wird. Du vergisst, dass du dich erst selbst erlösen musst, um andere erlösen zu können, - aber dann, durch eben diese Ablenkung, vergisst du mindestens genauso schnell das Ego, das erlöst werden will, und dadurch kommt auch die Befreiung mindestens genauso schnell.


    In den Lehrreden wird allerdings vor zuviel Ablenkung gewarnt:


    Zitat

    " Ānanda, ein Bhikkhu zeichnet sich nicht aus, indem er Geselligkeit liebt, indem er sich mit Geselligkeit vergnügt, indem er sich der Vorliebe für Geselligkeit hingibt, indem er Gesellschaft liebt, indem er sich mit Gesellschaft vergnügt, indem er sich über Gesellschaft freut. In der Tat, Ānanda, es ist nicht möglich, daß ein Bhikkhu, der Geselligkeit liebt, der sich mit Geselligkeit vergnügt, der sich der Vorliebe für Geselligkeit hingibt, der Gesellschaft liebt, der sich mit Gesellschaft vergnügt, der sich über Gesellschaft freut, jemals nach Belieben, ohne Problem oder Schwierigkeit, die Glückseligkeit der Entsagung, die Glückseligkeit der Abgeschiedenheit, die Glückseligkeit des Friedens, die Glückseligkeit der Erleuchtung erlangen wird. Es kann aber erwartet werden, daß ein Bhikkhu, wenn er allein, von der Gesellschaft zurückgezogen lebt, nach Belieben, ohne Problem oder Schwierigkeit, die Glückseligkeit der Entsagung, die Glückseligkeit der Abgeschiedenheit, die Glückseligkeit des Friedens, die Glückseligkeit der Erleuchtung erlangen wird [1]."

    "In der Tat, Ānanda, es ist nicht möglich, daß ein Bhikkhu, der Geselligkeit liebt, der sich mit Geselligkeit vergnügt, der sich der Vorliebe für Geselligkeit hingibt, der Gesellschaft liebt, der sich mit Gesellschaft vergnügt, der sich über Gesellschaft freut, jemals in die Herzensbefreiung, die zeitweilig und erfreulich ist, oder in die Herzensbefreiung, die anhaltend und unerschütterlich ist, eintreten und darin verweilen wird. Es kann aber erwartet werden, daß ein Bhikkhu, wenn er allein, von der Gesellschaft zurückgezogen lebt, in die Herzensbefreiung, die zeitweilig und erfreulich ist, oder in diejenige, die anhaltend und unerschütterlich ist, eintreten und darin verweilen wird."


    (Majjhima Nikāya 122, Die längere Lehrrede über Leerheit)


    Amdap:

    Dieses Vorgehen wird durch eine andere philosophische Sicht als im Theravada gerechtfertigt, nämlich, indem es heißt, dass wir in Wirklichkeit ja schon von Natur aus befreit sind und alle Phänomene illusionsgleich sind.
    Nur unsere Befleckungen hindern uns, hinter diesen Schleier zu blicken.
    Es gilt also, durch Übung diesen Schleier zu durchschauen.


    Also, in den Lehrreden heißt es unmissverständlich:


    Zitat

    "Sandaka, wenn ein Bhikkhu ein Arahant ist, mit vernichteten Trieben, der das heilige Leben gelebt hat, getan hat, was getan werden mußte, die Bürde abgelegt hat, das wahre Ziel erreicht hat, die Fesseln des Werdens zerstört hat und durch letztendliche Erkenntnis vollständig befreit ist, ist er unfähig, Übertretungen in fünf Fällen zu begehen.


    Ein Bhikkhu, dessen Triebe vernichtet sind, ist unfähig, absichtlich einem Lebewesen das Leben zu nehmen; er ist unfähig zu nehmen, was nicht gegeben wurde, das heißt zu stehlen; er ist unfähig, sich dem Geschlechtsverkehr hinzugeben; er ist unfähig, wissentlich die Unwahrheit zu sprechen; er ist unfähig, Sinnesvergnügen zu genießen, indem er sie ansammelt, wie er es früher im Laiendasein getan hat [4]."


    (Majjhima Nikāya 76, Sandaka Sutta)


    Es scheint mir nicht der Fall zu sein, dass sich alle Wesen bereits "von Natur aus" so verhalten.


    Viele Grüße
    Elliot

    Sherab Yönten:
    Elliot:

    Vielleicht wollen die Mahayana-Bodhisattvas ja gar nicht alle Wesen aus dem Rad der Wiedergeburt befreien, sondern ihnen vermittels Weisheit und Mitgefühl einfach ein angenehmes Dasein bereiten?


    Was wäre dann ein "angenehmes Dasein" ? Materieller Wohlstand ? :roll:


    Tja, keine Ahnung. Was immer mit "erlösen" gemeint ist:


    Zitat

    Die Zahl der Wesen ist unendlich; ich gelobe, sie alle zu erlösen


    (http://de.wikipedia.org/wiki/Bodhisattva-Gel%C3%BCbde)


    Viele Grüße
    Elliot

    Losang Lamo:

    Der ganze Trick ist eben, nicht im Schlamm zu versinken.


    Ändert aber nichts daran:


    Zitat

    Daß jemand, der selbst ... nicht in Nibbāna erloschen ist, einen anderen ... zum Erlöschen in Nibbāna führen sollte, ist unmöglich;


    Aber man soll ja auch nicht alles glauben, was in Wikipedia steht. Vielleicht wollen die Mahayana-Bodhisattvas ja gar nicht alle Wesen aus dem Rad der Wiedergeburt befreien, sondern ihnen vermittels Weisheit und Mitgefühl einfach ein angenehmes Dasein bereiten?

    Losang Lamo:

    Aber das Dharmarad wurde weiter gedreht.


    Was wiederum eine Yogacara-Mahayana-Idee aus dem Samdhinirmochana Sutra ist.


    Viele Grüße
    Elliot

    Andi:

    Seh ich das richtig, dass im Mahayana generell mehr der Grundgedanke anderen zu helfen, in den Mittelpunkt gestellt wird?


    Möglicherweise:


    Zitat

    Kern der Bodhisattva-Philosophie ist der Gedanke, nicht nur selbst und allein für sich Erleuchtung zu erlangen und damit in das Nirwana einzugehen, sondern stattdessen zuvor allen anderen Wesenheiten zu helfen, sich ebenfalls aus dem endlosen Kreislauf der Reinkarnationen (Samsara) zu befreien.


    (http://de.wikipedia.org/wiki/Bodhisattva)


    Wobei dies laut Sutta-Pitaka eigentlich unmöglich sein sollte:


    Zitat

    "Cunda, daß jemand, der selbst im Schlamm versinkt, einen anderen, der im Schlamm versinkt, herausziehen sollte, ist unmöglich; daß jemand, der nicht selbst im Schlamm versinkt, einen anderen, der im Schlamm versinkt, herausziehen sollte, ist möglich. Daß jemand, der selbst unbezähmt, ungezügelt ist und nicht in Nibbāna erloschen ist, einen anderen bezähmen, zügeln, zum Erlöschen in Nibbāna führen sollte, ist unmöglich; daß jemand, der selbst bezähmt, gezügelt ist und in Nibbāna erloschen ist, einen anderen bezähmen, zügeln, zum Erlöschen in Nibbāna führen sollte, ist möglich."


    (Majjhima Nikāya 8, Sallekha Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot