Beiträge von Yofi im Thema „Rationalität und Gefühl“

    Hallo gbg,


    Zitat

    Welche Gefühle hauptsächlich sind es genau neben dem Mittgefühl, die da durch Emotionen überlagert werden, wo doch die Emotionen von sich aus schon rauswollen? Dürfen sie und ist das immer heilsam? Das sind ja zwei verschiedene Fragen.


    das ist aus meiner Sicht richtig - zwei Fragen. Nach dem von mir entworfenen bzw. auch allgemeinen Konzept ist das unterdrückte Gefühl die Ursache für störende Emotionen.


    Zitat

    Müssen wir nicht bereits von Blockaden sprechen, wenn Gefühle nicht gelebt werden, vielleicht weil sie nicht gelebt werden dürfen in der jeweiligen Gesellschaft?


    Genau so ist es.


    Zitat

    Sind Buddhisten in Indien oder wo sie auch leben eher häufig oder eher selten emotional blockiert, oder wie regeln sie das für sich? Buddhisten gehen doch wohl eher selten auf Jahrmärkte?
    Oder aber auch, wie bewältigen sie zum Beispiel Trauer?


    Merkürdig, wie mir jetzt einfällt - ich kenne leider keinen einzigen Inder. Unter der Traurigkeit leidet sicher mehr oder weniger jeder, und dabei spielen viele verschiedene Ursachen eine Rolle.


    Zitat

    Das ist ein äußerst Interessantes Feld! Ist das ein Dukkhafeld oder ist Dukkha ein anderes Leiden als seine Emotionen nicht zu leben, wenn das ein Leiden sein sollte?


    Die Frage verstehe ich nicht ganz, würde jedoch sagen, dass man sich bemühen sollte Emotionen eher aufzulösen anstatt sie auszuleben. Von Gefühlen gibt es drei Arten, das angenehme, das unangenehme und das neutrale, und diese Gefühle sollten wir nicht verdrängen, sondern mit ihnen möglichst bewusst umgehen.


    Zitat

    Um die Rationalität zu würdigen. Wie wirkt hier der Geist? Kann er etwa mäßigend wirken? Wenn ja, wie? Und was kann er noch bewirken? Man hat ja Gehirne von Meditierenden gescannt. Kennt da jemand die Ergebnisse?


    Zu der zweiten Frage empfehle ich Dokumentationen auf YouTube, denn die Antwort wäre hier viel zu umfangreich. Der Geist wird zu einem Teil als Geist, und zum zweiten als geistige Faktoren definiert. Wenn man klar und bewusst ist, bleibt ein Teil der geistigen Aktivität frei um die übrigen Energien zu beobachten, zu analysieren, und zu wählen bzw. entscheiden.


    Zitat

    Und vielleicht (das Nirwana mal außen vor gelassen), die große Frage hinter allem: Wie steht es um das Bewusstsein, was ist mit ihm so los?


    Das Bewusstsein kann auch als eine Brücke zwischen dem Geist und seinen Faktoren gesehen werden, jedoch auf einer anderen Ebene. Eine fortschreitende Entwicklung bedeutet immer mehr Zusammenhänge erkennen, mehr Klarheit, mehr Einheit. Nirvana wäre nach diesem Modell das vollkommene Verbinden der geteilten geistigen Aktivität, eine (bewusst geworden durch das Bewusstsein) Einheit. Keine Unterschiede mehr machen sich bemerkbar, alles ist richtig und easy.


    Grüße, Yofi

    Sudhana:

    'Sich' mit einem 'Meister' in Vergleich zu setzen, ist der einzige Weg, den Dharma zu übertragen.


    Sudhana:

    Wenn Du Dich nicht mit Deinem Meister in Vergleich setzen willst, dann hast Du wohl Deinen Meister noch nicht gefunden. Das kommt schon noch, so lange Du mit dem Suchen nicht aufhörst.


    Ich sehe daraus keinen Bezug zur edlen Freundschaft. Der 'Meister' ist im Zen-Buddhsismus i. d. R. kein Freund, sondern jemand, der eine Machtstellung einnimmt.


    Yofi:

    Eine Übertragung ist nicht der einzige Weg zum Dharma.


    Ich bleibe dabei. Was sollte übertragen werden, was man selbst nicht 'hat'?


    Yofi

    Sudhana:

    'Sich' mit einem 'Meister' in Vergleich zu setzen, ist der einzige Weg, den Dharma zu übertragen.


    Nicht immer eine angenehme Aufgabe.


    :lol: na denn...


    Sudhana:

    Wenn Du Dich nicht mit Deinem Meister in Vergleich setzen willst, dann hast Du wohl Deinen Meister noch nicht gefunden. Das kommt schon noch, so lange Du mit dem Suchen nicht aufhörst.


    In der richtigen Gegend bist Du schon einmal.


    Dann ist doch sehr zu empfehlen auf die Schönheit der Gegend zu achten anstatt sich fern aller Rationalität auf 'Meister' einzulassen.


    :lol:


    Eine Übertragung ist nicht der einzige Weg zum Dharma. Diese Behauptung würde alle allein Praktizierende diskreditieren, und das ist weder sinnvoll noch steht das in irgendeinem Bezug zur Lehre.


    Yofi

    Sudhana:

    Keine Sorge, das wird schon nicht vergessen - nur ist es hier, in diesem Forum, wohl doch eher offtopic.


    Wer fragt, sollte mit einer Antwort rechnen können. Eine Antwort bezieht sich in vielen Fällen auch auf die gestellte Frage bzw. den angemeldeten Bedarf an Aufklärung, und diesen Umstand sollte man als Fragesteller nicht als ein vemeindlbares Übel bezeichnen. Umgekehrt - deine Ausführungen über die Geschichte Tibets, über den Dalailama, über deine Haustiere, Übersetzungen der Zen-Schriften sowie deine persönliche Beurteilung Kompetenzen anderer sind für mich nicht hilfreich gewesen.


    Egal wie stark man dazu tendiert, Vergleiche mit Denkweisen anderer anzustellen - das eigene Verhalten zu beurteilen ist immer der rationale, mit vergleichsweise weniger Emotionen beladener Weg. Warum das so ist, kann man einer allgemein sehr starken Tendenz, innere Konflikte zu verdrängen und in scheinbare Außenbereiche auszulagern, entnehmen. Der Begriff 'Rational' hat auch einen Bezug zur Effektivität. Diese Relation stellt auch die Bemühungen, aus einer, nehme ich an, doch eher unbedeutenden gesellschaftlichen Position heraus (sonst wäre unser Aktionsradius in anderen gesellschaftlichen Bereichen bemerkbar) anhand tendenzieller Denkrichtungen in einem kleinen Forum auf Entscheidung zu spekulieren, die die "Einführung des Buddhismus in die westliche Gesellschaft" betreffen, in einen irrationalen Kontext. So viel meinerseits zum gemeinschaftlichen "offtopic".


    Das letzte Thema ist die Bedeutung der Nahrung in der buddhistischen Praxis. Eine Beschreibung der Situation, dass im Land, aus dem wir viele buddhistische Überlieferungen beziehen, eine Nahrungsmittelknappheit besteht und die Verhältnisse sich im Vergleich zu früheren Zeiten nicht in einer positiven Art entwickelt haben, lassen wir also außen vor und beziehen uns am besten auf Beschreibungen, die wir den Lehrreden entnehmen können. Demnach bestand ursprünglich eine Tendenz dazu, den eigenen Körper zwar als Werkzeug zu betrachten, sich aber - durch Almosengang - möglichst vor einer Anhaftung auf die Herstellung und Auswahl der benötigten Mittel zu schützen.


    Und damit bin ich auch schon mit dem Thema durch. Viel Freude weiterhin.


    ;)


    Yofi

    Ellviral:

    Buddha hatte das nie geplant, nie gewollt das die Gaben an die Mönche als Spenden gesehen werden denn das hätte das Leiden des Verdienste anhäufen erzeugt. Der Buddhismus hat da ganze Arbeit geleistet.


    Das denke ich auch, aber auf der Grundlage ist nun mal Buddh-ismus entstanden, und jetzt spielen auch politische Einflüsse und Entscheidungen eine Rolle.


    Yofi

    Sudhana:

    So viel Mühe darf die Suche nach Wahrheit schon kosten - selbst, wenn sie unangenehm ist.


    Wenn ich dich richtig verstehe, hast du auf Zensplitter und in anderen, von dir verlinkten Artikeln eine unangenehme Wahrheit gefunden und möchtest sie teilen - um was aufzuzeigen? Geht es dir um Politik, um die Tradition, oder was ist die Intention? Wie schon erwähnt, wir Europäer sollten versuchen unsere eigene Geschichte aufzuarbeiten anstatt uns in anderen Ländern per Ideologien oder Rüstungsaktivität engagieren zu wollen.


    Sudhana:

    Aus welchen Klatschspalten mit positiven Meldungen beziehst denn Du so Deine Kenntnisse über Tibet?


    Aus Erzählungen der tibetischen Flüchtlinge, aus Dokumentationen, aus Lebensläufen der tibetischen Meister etc., nicht zuletzt aus den Vorträgen und dem einzigartigen Buch von York Hovest - "Hundert Tage Tibet".


    http://www.welt.de/lesestueck/2014/tibet/


    In den Jahren nach 1959 sind 6.000 tibetische Klöster durch die chinesische Besatzungsmacht zerstört worden und etwa 1 Million Tibeter kamen bei den Unruhen ums Leben. Die Tatsache ist für mich ausreichend um tibetische Aufstände in einem Licht zu sehen, das fei ist von Urteilen und Schuldzuweisungen. Die Armut ist in manchen Regionen ein großes Problem - viele Kinder können keine Schule besuchen, weil deren Familien das Geld für die damit verbundenen Ausgaben fehlt.


    Yofi

    Sudhana, den Link kann ich leider nicht lesen, weil ich bei weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund hinterher etwa eine Stunde lang schwarzweiße Streifen vor den Augen hätte. 16. Jhd. meine ich auf der Seite des Zen-Fans herausgelesen zu haben. In der Zeit ist vor allem Abendland durch Pocken, Pest, Syphilis und jämmerliche hygienische Zustände negativ aufgefallen. Hausfrauen haben ihre Abwässer von den Fenstern hinunter auf die Straße gekippt, Flüsse sind durch das erbarmlosungslose Waldroden undurchsichtig, stinkig und leer von Fischen geworden. Tausende von jungen Männern traten immer wieder im Auftrag von Priestern und Herrschern auf freien Grundstücken gegeneinander an um sich gegenseitig zu verstümmeln und zu töten. Auf öffentlichen Plätzen, heißt es weiter, wurden Katzen in Käfigen sowie lebende Menschen als "Ketzer" und "Hexen" zur Belustigung der Bevölkerung verbrannt.


    Der Lauf dieser Geschichte hat sich bald in Amerika wiederholt, wo am Anfang des 16. Jhd. noch wunderbare Landschaften, tiefe Wälder, glasklare Flüsse und Meere mit einer bisher für Europäer nie gesehenen Vielfalt an Pflanzen und Tieren vorzufinden waren. Nach dem uns wohl bekannten Genozid an der Urbevölkerung, dem etwa 60 Millionen indigenen Einheimischen zu Opfer fielen sowie dem Raub von Edelmetallen, die auf Tausenden von Schiffen nach Europa gebracht wurden und noch heute die Grundlage der europäischen Währungen bilden, hat man den Neuen Kontinent in einigen Hundert Jahren in das selbe ökologische Katastrophengebiet verwandelt wie das Abendland es schon lange zuvor gewesen ist, und mit einem System ausgestattet, das jährlich Millionen von Hungertoten in ehemaligen bzw. modernen "Kolonien" sowie soziale Ungerechtigkeit auf Kosten der nächsten Generation, sprich Kinderarmut, verursacht.


    Vielleicht sollte man unter solchen Umständen, als Nachfahre der Alteuropäer, versuchen, etwas kleinere Brötchen zu backen und mit der Kritik anderer Völker etwas zurück haltender sein. Oder noch besser man fragt sich selbst, was die eigentliche Ursache hinter dem eigenen Bedürfnis steht, Klatschspalten mit negativen Meldungen über andere Länder zusammen zu tragen – und zu veröffentlichen. Es gibt genügend Dokumentationen über die tibetische Kultur im Netz, auf solche „Schlagzeilen“, wie du sie hier präsentierst, ist heutzutage niemand mehr angewiesen.


    Yofi

    Ellviral:
    Yofi:

    Gegenfrage: Warum meinst du, bauen Mönche keine Nutzpflanzen an, sondern gehen auf Bettelgang?


    Damit die Mönche des Buddha-Ordens lernen das das Leben eben nicht durch Wünsche erhalten wird.


    Man hat die Wahl beim Anbauen, beschäftigt sich mit der geschmacklichen Unerscheidung etc. Für jemanden, der im geistigen Bereich höchste Konzentration erreichen will, ist das kontraproduktiv. Das Prinzip dana hat früher in Asien ganz gut funktioniert - die Bevölkerung schenkt das Essen, Ordinierte leisten geistige Fürsorge und ermöglichen den Kindern eine gute Ausbildung. Mit dem Brauch, dass aus jeder Familie ein Kind im Kloster ausgebildet wird, hat z. B. die Tibetische Gesellschaft sehr gut funktioniert. Nebenbei hat sich das leider in den letzten Jahrzehnten durch den Einfluss der chinesischen Politik geändert. Nun werden Spenden für Kinder und Mönche aus dem Westen gebraucht.


    Yofi

    Sunu:
    Yofi:

    Die leidhafte Natur des Geistes hat 3 Merkmale, Gier / Hass / Verblendung. Dadurch bedingt ist die körperliche Existenz.


    Ein Glied des Bedingten Entstehens ist das Gefühl, durch das Gefühl bedingt ist das Begehren, durch das Begehren bedingt ist das Anhaften.


    Das sind nur Vorstellungen. Existenz setzt Nichtexistenz voraus... Beides Vorstellungen die nur u.A. bedingt durch unsere Wahrnehmung Bedeutung erlangen. Genau wie Geburt, Tod, Karma, Wiedergeburt.


    Den Sinn verstehe ich nicht. Auch aus der Sicht eines Buddha gibt es in Samsara leidende Wesen.


    Sunu:
    Yofi:

    Deshalb sind wir auch hier, als stolze Besitzer der "hungrigen" Körper. Wenn man das als einen glücklichen Zustand empfindet, dann ist es eben so. Der Grundessenz des Buddhismus, den Vier edlen Wahrheiten, entspricht das aber nicht.


    Denkst du denn, dass die Ablehnung des Körpers bzw. des Lebens der Grundessenz von Buddhas Lehre entspräche? Warum hat Buddha dann davon abgesehen sich totzuhungern?


    Nein, das denke ich keinesfalls. Deshalb habe ich auch geschrieben:


    Yofi:

    Nahrung an sich ist sehr wertvoll, weil sie während der Lebenszeit die Befreiung vor weiteren Leben ermöglichen kann.


    Gegenfrage: Warum meinst du, bauen Mönche keine Nutzpflanzen an, sondern gehen auf Bettelgang?


    Yofi

    Die leidhafte Natur des Geistes hat 3 Merkmale, Gier / Hass / Verblendung. Dadurch bedingt ist die körperliche Existenz.


    Ein Glied des Bedingten Entstehens ist das Gefühl, durch das Gefühl bedingt ist das Begehren, durch das Begehren bedingt ist das Anhaften.


    Nun aus diesem Begehren und Anhaften entstehen Emotionen, Leidenschaften, Gewohnheiten etc. Erst in den feinstofflichen Bereichen, die wir anhand von Übungen erreichen können, werden Störgefühle verdünnt auftreten und können schließlich auch überwunden werden.


    Es reicht also nicht, wenn wir Störgefühle als bedingt und in Abhängigkeit entstanden betrachten, aber es ist immerhin ein Anfang und erster Schritt dazu, sie zu überwinden.


    Zitat

    Das festhalten an der Nahrung entsteht durch Hunger.
    Wir wären höchstwahrscheinlich längst ausgestorben hätten wir diese Empfindung nicht...


    Deshalb sind wir auch hier, als stolze Besitzer der "hungrigen" Körper. Wenn man das als einen glücklichen Zustand empfindet, dann ist es eben so. Der Grundessenz des Buddhismus, den Vier edlen Wahrheiten, entspricht das aber nicht.


    Yofi

    Sunu:

    ...Eigentlich meinte ich alle, weil es keine emotionalen Reaktionen gibt, ohne die Energie die aus Nahrung umgesetzt wird....Das gilt natürlich auch für die Vernunft und den Verstand und den gesamten Körper....entsprechend sind Vernunft, Verstand und Emotionen auch auf Nahrungsbeschaffung ausgelegt...Eigentlich sind das nur Werkzeuge für die Selbsterhaltung und Fortpflanzung.... Weil viele Menschen die Erwartungen an ihren Verstand, ihre Vernunft oder ihre Gefühl aber soooo hoch schrauben indem sie sich für etwas besonderes halten, schaffen sie sich ihr Leiden durch ihren Narzissmus selbst... Weil sie durch ihre selbst gesteckten, hohen, unereichbaren Erwartungen von vornherein zum scheitern verurteilt sind.....


    Ok, das ist ein guter Gedanke.


    S.47.42


    Zitat

    Durch Entstehen von Nahrung kommt es zur Entstehung des Körpers. Durch die Aufhebung der Nahrung kommt es zum Vergehen des Körpers.


    Das Festhalten an der Nahrung oder dem Lebensstil geschieht aus Angst, ähnlich wie beim Narzissmus. Dem "Ich" wird eine Maske verliehen um die Angst vor der eigenen Vernichtung zu bewältigen. Das treibt auch Menschen aus Unwissenheit darüber, dass der Körper nicht per Zufall entstanden ist, in allerhand unvernünftie Handlungen. Nahrung an sich ist sehr wertvoll, weil sie während der Lebenszeit die Befreiung vor weiteren Leben ermöglichen kann. Das narzisstische Festhalten ist die Emotionalität, und im Gegensatz dazu ist die Zweckgebundenheit der Weg zur Befreiung. Der Weg der Emotionalität wäre auch damit vergleichbar, dass man mit dem Flaschenöffner auf der Autobahn fahren will - die Art macht niemanden wirklich zufrieden.


    Yofi

    Sunu:

    Und die emotionalen Reaktionen, sind u.A. immer mit Nahrungsaufnahme verbunden usw...usw....So what?
    Seinlassen. 8)


    Welche meinst du? Dass man sich über das Essen freut oder enttäuscht ist, weil man etwas besseres erwartet hat?
    Ja, wenn jemand eine starke Fixierung aufs Essen hat, kann das bei ihm (fast immer?) so vorkommen.

    Sudhana:
    Yofi:

    Unbeständig bedeutet leidbringend, s. anicca, dukkha,


    Das empfinde ich als unzulässige Simplifizierung.


    Viel einfacher: Das Leid der Veränderung (3 Arten des Leidens)


    Sudhana:

    Was die Erläuterung der brahmavihara angeht (einschließlich Funktion, Praxis usw.) ziehe ich allerdings Upatissa Theras Vimuttimagga Buddhaghosas Text (der stark am älteren Vimuttimagga ausgerichtet ist) vor.


    Das kannst du gerne verlinken oder zitieren.


    Sudhana:

    Was Du nun hier machst:

    Yofi:

    Nehmen wir das Beispiel karunā (Mitleid) und die „Abirrung“ Kummer, die jeder von uns sicher gut kennt ..... usw.


    - Du referierst über die "Abirrungen" - aber diskreditiert denn die Existenz von Irr- und Abwegen und die Möglichkeit, auf solche zu geraten, den richtigen Weg? Wohl kaum - ich habe den Eindruck, hier geht Deine Argumentation an der Sache vorbei. Niemand hat ja hier den 'Abirrungen' von den brahmavihara das Wort geredet. Oder verstehe ich da nur nicht, worauf Du hinaus willst?


    Die Abirrungen stehen für Emotionen, die hier zur Diskussion in bezug zur Rationalität stehen. Das habe ich hier geschrieben:


    Zitat

    Was mit Rationalität und Emotionslosigkeit im buddhistischen Sinne gemeint ist, kann ich dir, nachdem du selbst den Hinweis auf brahma-vihāra gebracht hast, an diesem Text ganz einfach erklären:


    http://www.palikanon.com/visuddhi/vis09_5.htm


    ~


    Zitat

    Diese Ablösung der Praxis von einem (jedem) Objekt der Praxis - anders formuliert: von der Ausrichtung der Intentionalität der Praxis auf Objekte - ermöglicht ihre Aufrechterhaltung als nichtintentionale Praxis. Anders stünde die Praxis selbst ihrer Intention - Einsicht in anatman - im Wege.



    Es gibt keine genaue Anleitung, die ihn so beschreiben würde, dass ein anderer sie verstehen kann - mit der Ausnahme der schriftlichen oder mündlichen Überlieferungen. Ferner gesagt - wir unterhalten uns über den Geist und seine Aktivität, über etwas, was kein Objekt und auch kein Subjekt sein kann, über die Einsicht in den eigenen Geist, weniger über eine Interaktion zwischen existierenden/nicht existierenden Objekten. Die Einsicht wird an sehr vielen Stellen der Theravada- sowie Mahayana-Literatur ausgiebig beschrieben, ein eigenes Konzept ist dafür m. E. gar nicht erforderlich.



    Zitat
    Yofi:

    mettā, karunā, muditā, upekkhā – kann man auch nicht direkt als Gefühl (leidhaft, freudig, neutral) bezeichnen, es sind Zustände, die der Weisheit und dem Mitgefühl des reinen Geistes entspringen, sie sind also sein Verweilungszustand. Sicher kann man auch andere Begriffe dafür verwenden, ich hoffe man kann meine Ausdruckweise trotzdem verstehen und über eventuelle Abweichungen der Auffassung hinweg sehen.


    Ich habe ein kleines Problem mit dem Begriff "reiner Geist" bzw. bin ich mir nicht so recht sicher, was Du darunter verstanden haben möchtest. Aus Mahayana-Sichtweise (genauer gesagt handelt es sich um einen in der Yogacara-Philosophie entwickelten Begriff) verstehe ich darunter nirvikalpa-jnana. Ob es im Theravada ein Pendant dazu gibt, ist mir nicht bekannt. Jnana (Pali ñāṇa) dürfte ja vertraut sein; nirvikalpa-jnana ist 'Kognition ohne Konstruktion einer Vorstellung', also unmittelbare (d.h. nicht-duale) Kognition ohne die intentionale Aktivität des Ergreifens (upadana), insbesondere ohne die gestaltende Aktivität des samskaraskandha. Diese kognitive Haltung (oder dieser kognitive Zustand) ist mE in der Tat untrennbar verbunden mit den brahmavihara. Ob man das 'große Mitgefühl' anders als das 'kleine Mitgefühl' nun nicht mehr als 'Gefühl' bezeichnen sollte, halte ich für eine müßige Überlegung. Ich stimme Dir jedoch insofern zu, dass es eher nur ein anderer Aspekt der nicht-dualen Kognition ist - der Kognition der Ungetrenntheit alles Seins. Da ist allerdings auch schon der Ausdruck 'Mitgefühl' irreführend - fallen doch 'Fühlendes' und 'Mit-Fühlendes' in eins zusammen.


    Was du nach Theravada erklärt haben möchtest, habe ich nicht verstanden. Vielleicht kannst du das etwas verständlicher zum Ausdruck bringen.


    Yofi

    Morpho:

    Wenn unsere Einsichtsfähigkeit gewöhnlich hinreichend wäre, bräuchten wir uns nicht mit der Lehre beschäftigen und sei es wir hören nur wie und warum zu sitzen sei und nehmen für uns ein Vorbild an, und 'Handlung und Wirkung' mag für uns temporär nachvollziehbar sein, aber nur beschränkt, ansonsten würde „Vernunft“ genügen, sich dem Unheilsamen zu enthalten, nicht alleine weil es Stress und Leiden beschert, und das ist uns ja auch nicht grad offen kundig , sondern auch, weil wir erkennen könnten, dass es die Klärung des Geistes behindert wenn wir Unheilsamen nachgeben.


    Also, entweder sind wir nicht vernünftig und klug genug, oder, was warscheinlicher ist, Verstand und Vernunft sind generell unzulängliche Sachen.


    Verstand und Vernuft wären genau die richtigen Mittel, allerding verlieren sie ihre Funktion insofern sie von emotionalen Prozessen überlagert werden.

    Es ist sehr schwer diese Konditionierung durchzubrechen, weil sie letztendlich das Existenzielle berührt, den Wunsch nach Beständigkeit. Er kann nicht erfüllt werden, darum die Unsicherheit und Unwohlsein, aber die tiefgehende Erkenntnis, dass Beständigkeit nicht das Ziel und die vermeintliche Rettung sein kann, bedingt die Freiheit von der Annahme diesen Wunch formulieren zu müssen.


    Yofi

    Ja, stimmt.


    Nachtrag:


    Yofi:
    Suddhana:

    Und da vergessen wir mal nicht, dass "Gutes" und "Schlechtes" nichts anderes als Bezeichnungen für "Heilsames" und "Unheilsames" sind.


    Vergessen wir aber auch nicht, dass die "Ich"-Intention noch lange bei dieser Unterscheidung eine viel größere Rolle als uns lieb ist spielen wird.


    Yofi


    In dem Sinne verstehe ich auch Shinjinmei


    "Der höchste Weg ist nicht schwer,
    wenn du nur aufhörst zu wählen.
    Wo weder Liebe noch Haß,
    ist alles offen und klar."


    Oder auch anders übersetzt: "Ohne Unterscheidung"


    Yofi

    Suddhana:

    Rationale Analyse und rationale Schlussfolgerung aus der Analyse ist Prajna, das als vereinheitlichte Praxis mit der Sila-Praxis der Gefühlshaltung der brahmavihara verschmilzt.


    Vorausgesetzt man hält an Gleichmut fest, und da sehe ich kein Gefühl, keine Emotion und auch keine Intention, die zusätzlich als notwendig erachtet werden sollten.


    Suddhana:

    Und da vergessen wir mal nicht, dass "Gutes" und "Schlechtes" nichts anderes als Bezeichnungen für "Heilsames" und "Unheilsames" sind.


    Vergessen wir aber auch nicht, dass die "Ich"-Intention noch lange bei dieser Unterscheidung eine viel größere Rolle als uns lieb ist spielen wird.


    Yofi

    Darüber wollte ich auch gerade schreiben.


    Sudhana:
    Yofi:

    Gedanken, Gefühle und Emotionen werden auch in den Schulen, die sich zum Mahayana zählen, als unbeständig betrachtet.


    Zweifellos.Sie sind wie Alles anitya / anicca unterworfen. Aber das ist ja auch gar nicht das Problem, oder? Das Problem entsteht ja erst, wenn ein sich als abgetrenntes Ich (miss)verstehender intentionaler Prozess versucht, sich anitya entgegenzustemmen.


    Unbeständig bedeutet leidbringend, s. anicca, dukkha, und das Problem der Intentionalität bezüglich des 'Ich/getrennt von etwas' dauert bis in die höchsten Erreichungszustände an. Deshalb wäre es illusionär an der Version der Reinen Intention festzuhalten bzw. von ihr auszugehen. Die Auflösung der Geistestrübungen kann man nur dann in Gang bringen, wenn sie erkannt und akzeptiert werden.


    Was mit Rationalität und Emotionslosigkeit im buddhistischen Sinne gemeint ist, kann ich dir, nachdem du selbst den Hinweis auf brahma-vihāra gebracht hast, an diesem Text ganz einfach erklären:


    http://www.palikanon.com/visuddhi/vis09_5.htm


    Nehmen wir das Beispiel karunā (Mitleid) und die „Abirrung“ Kummer, die jeder von uns sicher gut kennt.


    "Das Merkmal des Mitleids besteht in der das Leiden stillenden Tätigkeit, sein Wesen im Nichtdulden des Leidens der anderen, seine Äußerung im Freisein von Grausamkeit, seine Grundlage im Erkennen der Hilflosigkeit der von Leiden Überwältigten, sein Erfolg in Stillung der Grausamkeit, seine Abirrung im Entstehen von Kummer."


    Diese Abirrung steht also für eine störende Emotion. Aber auch eine Emotion, die wir für freudig halten wie z. B. die Vergnügtheit (Abirrung von Mitfreude) ist aufgrund des Wandels (anicca) leidhaft. Es besteht also nicht der geringste Grund dafür, daran festzuhalten und die Intention kann es nur eine richtige geben: Leidbefreiung.


    mettā, karunā, muditā, upekkhā – kann man auch nicht direkt als Gefühl (leidhaft, freudig, neutral) bezeichnen, es sind Zustände, die der Weisheit und dem Mitgefühl des reinen Geistes entspringen, sie sind also sein Verweilungszustand. Sicher kann man auch andere Begriffe dafür verwenden, ich hoffe man kann meine Ausdruckweise trotzdem verstehen und über eventuelle Abweichungen der Auffassung hinweg sehen.


    Yofi

    Gedanken, Gefühle und Emotionen werden auch in den Schulen, die sich zum Mahayana zählen, als unbeständig betrachtet. Die Guten haben und die Schlechten verwerfen wollen gehört dem Leid der Bedingtheit an. Hält man sich an Silas, hat man kein Problem damit. Sittenregeln und Gedanken/Gefühle/Emotionen sind also voneinander getrennt zu halten.


    http://www.buddhismus-heute.de…e__30.position__9.de.html


    Die Frage danach, welchen Sinn für uns EQ hat, findet man übrigens auch in dem Artikel.


    Yofi