Beiträge von verrückter-narr im Thema „Buddhismus ohne Gruppe?“

    Zitat

    1. Nirwana:
    Ich zweifel an der Existenz eines postmortalen Nirwanas. Ich weiß es nicht, daher halte ich das Nirwana auch nicht für unmöglich. Das erreichen eines Nirwana-ähnlichen Zustands im Leben halte ich sicher für möglich, hatte ich auch selbst bereits so eine Erfahrung.


    wie viele Menschen, auch solche die sich schon länger mit dem Buddhismus bzw. Buddha-Dharma beschäftigen, hast du eine völlig falsche Vorstellung von dem letztendlichen Ziel und dem Begriff "Nirwana". Nirvana (Sanskrit) bzw. Nibbana (Pali) bedeutet wörtlich verlöschen oder erlöschen (eines Feuers). Gemeint ist damit das Erlöschen des Feuers der 3 Hauptleidenschaften Gier (Anhaftung, Verlangen), Hass (Abneigung, Ablehnung) und Unwissenheit (Verwirrung) in unserem Geist. Dies erreicht man nur durch unermüdliches Geistestraining und Entwicklung von Tugend (Sila), Vertiefung (Samadhi) und Weisheit (Prajna). Hat man dies im Leben verwirklicht, so erreicht man das vollkommene Erwachen (samma sambodhi) und wird zu einem vollkommenen Erwachten (samma sambuddha). Wenn du so einen Zustand schon erreicht hättest, so wäre dein Geist schon frei von jeglichem Hass, Gier und Unwissenheit.


    Zitat

    2. Reinkarnation und Nicht-Ich:
    Mit dieser Lehre stimme ich weitesgehend überein. Nur sehe ich es etwas naturwissenschaftlich-nüchterner: Wenn man Wiedergeburt verhindern möchte, um den Kreislauf des Lebens zu beenden, hilft kein Entsagen von Karma-handlungen. Die einzige realistische Lösung wäre, keine Kinder zu zeugen.
    Unsere Wahrnehmung lässt uns glauben, Wahrnehmung und Wahrnehmender wäre nicht das Selbe. Ich behaupte, Subjekt und Objekt ist das selbe (siehe radikaler Konstruktivismus). Wiedergeburt findet primär durch Fortpflanzung statt. Dadurch, dass Subjekt und Objekt das gleiche sind, und der einzige Unterschied zwischen verschiedenen Wesen ihre "Hülle" ist, ist es mehr oder weniger irrellevant, wo man Wiedergeboren ist. Wenn ich jemand umbringe, leide ich, ohne es vielleicht selbst zu spüren, denn meine Wahrnehmung gibt mir die Illusion des ICH. Es gibt aber keine ich, keine Seele, nur ein Ganzes, was an verschiedenen Orten gleichzeitig ist, meist ohne es zu bemerken. Das ist auch der Grund, warum ich ein Nirwana für unrealistisch halte. Wenn ich den Zustand des Nirwana erreichen möchte, dürfte es keine Leben mehr geben, da ich automatisch irgendwo da wiedergeboren werden würde( Wobei kein Seele von A nach B geht, hier stimme ich voll mit Buddhas Lehre überein, es gibt keine Einzelseele!)


    auch hier hast du eine falsche Vorstellung von dem Begriff der "Wiedergeburt", den eine Existenz ist auch in anderen Daseinsbereichen als dem Menschenbereich möglich. Insgesamt gibt es in der buddhistischen Kosmologie 33 unterschiedliche Daseinsbereiche, mit mehreren möglichen Existenzformen darin.
    Die buddhistische Vorstellung von einem Nicht-Selbst bzw. Unpersönlichkeit (anatta/anatman) ist auch immer mit den anderen beiden der 3 Daseinsmerkmalen (tilakkhana) der Vergänglichkeit (anicca/anitya) und Leidhaftigkeit (dukkha/duhkha) zu betrachten und nicht separat.
    Auch die Gesetzmäßigkeiten des abhängigen Entstehens (paticcasamuppada) funktionieren etwas anders, als du es beschreibst
    http://www.satinanda.de/thema-01/kosmologie.html
    http://www.palikanon.com/wtb/tilakkhana.html
    http://www.palikanon.com/wtb/anicca.html
    http://www.palikanon.com/wtb/dukkha.html
    http://www.palikanon.com/diverses/bhikkhunis/bhikkhuni05.htm
    http://www.palikanon.com/wtb/paticcasamuppada.html


    Zitat

    3.Berauschende Substanzen
    Ich lehne den Genuss von Nikotin und Alkohol strikt ab
    Ich bekomme reines THC als Medikament aufgrund chronischen Schmerzsyndroms, daher ist das für mich kein Rauschmittel.
    Ich habe einige spirituelle Erfahrungen durch Meditieren und weiteres unter den Einfluss von LSD und MDMA erlangt, ein besonders hilfreiches Werkzeug war das LSD, was die meisten buddhisten Schulen nicht gutheißen würden. Ich benutze diese Substanzen zwar nicht mehr, ich bin dennoch froh darüber sie verwendet zu haben und würde es weider machen. In ganz bestimmten Fällen würde ích sie auch heute noch einmal verwenden.


    die Tugendregel (sila) lautet in diesem Fall:
    Suramerayamajja pamadatthana veramani sikkhapadam samadiyami
    Ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens von der Annahme berauschender Mittel, die zur Gewissenlosigkeit führen, an.


    genau Übersetzt heißen die wichtigsten Wörter:
    Sura, meraya, majja: stark destillierter Alkohol, fermierter Alkohol, giftiger bzw. gesundheitsschädlicher Alkohol
    Pamadatthana: verlieren der Bewusstheit, Achtsamkeit, Gewahrseins; Nachlässigkeit, Leichtfertigkeit


    Wichtig bei dieser Tugendregel bzw. Verhaltensempfehlung ist nicht nur das Abstehen von der Zunahme berauschender Mittel, sondern auch dass gesundheitsgefährdende, toxische Substanzen nicht eingenommen werden sollten, da sie einem selber Schaden und es sollten auch keine Substanzen eingenommen werden, die einen zur Gewissenlosigkeit führen könnten, d.h. einen Zustand annehmen lassen, wo man die Bewusstheit, Achtsamkeit, Gewahrsein verloren hat und wo man dadurch leichtfertig unheilsame und schädliche Handlungen ausführen könnte. All dies ist mit dieser Regel gemeint.