Beiträge von mukti im Thema „Das Glück der Entsagung“

    Mich beschleicht der Gedanke, dass da etwas gewesen sein muss, das die Entsagung zuallererst ermöglichte und dass dies bereits 'geistige Klarheit, emotionale Ausgeglichenheit und Freude' beinhaltete.


    Körper/Geist verändern sich ständig, dagegen bin ich machtlos, ich kann die Veränderung nicht aufhalten. Werden sie nicht fälschlicherweise als Ich und Mein aufgefasst, entstehen keine Leiden (dukkha) wenn sie nicht so bleiben wie gewünscht, sich zum Unangenehmen verändern. Durch die wirklichkeitsgemäße Einsicht dass ich nicht Körper/Geist bin und dass sie mir nicht gehören, entsteht kein dukkha. Solche Einsicht sehe ich als dieses Etwas, das zuerst da sein muss, damit Entsagung möglich wird. Sie beinhaltet 'geistige Klarheit, emotionale Ausgeglichenheit und Freude' im Ansatz, als Ahnung und Ausblick und ist eine befriedigende Perspektive, eine letzte Erklärung, eine Antwort über die nichts hinaus geht, wie etwa Fragen nach Gott, Schöpfer und Selbst - weil sie das Wesentliche ist, wenn auch noch nicht wirklich gegenwärtig, bzw. voll bewusst.


    Zitat

    Bei Entsagung denkt man ja oft, dass dies ein selbstauferlegter Zwang wäre, aber bei Konzentration auf das Wesentliche kann Entsagung die natürliche Folge sein, nahezu anstrengungslos.


    Kommt darauf an wie viel oder wie stark die Kilesa im Geist sind, die Geistestrübungen mit ihrer Wurzel Gier, Hass und Verblendung. Gewöhnlich ist es ein langer und anstrengender Weg auf dem man immer stagnieren oder zurückfallen kann, solange nicht die erste Erleuchtungsstufe erreicht ist (sotāpanna).

    Du sprichst von "Sinnesfreuden aller Art". Ich halte das für zu undifferenziert. Nach meiner Erfahrung gibt es wesentliche Unterschiede bei den Sinnesfreuden. Da gibt es diejenigen, die du beschreibst: die letztlich erdrückend und belastend sind. So wie eine Schlingpflanze, die erst harmlos und angenehm erscheint, aber dennoch unheilsam ist.

    Daneben gibt es aber auch Sinnesfreuden, die eine nützliche Wirkung entfalten und sogar förderlich sind für die Praxis: beispielsweise ein Spaziergang in der Natur oder eine produktive künstlerische Tätigkeit.

    Sogar das Tee trinken im Rahmen einer entsprechenden Meditation kann dazu gehören.

    "Sinnesfreuden aller Art" war in meinen Text wohl etwas zu hoch gegriffen. Wenn man an überhaupt gar nichts mehr hängt, ist das wohl die Erleuchtung. Dass es dann noch anhanglose sinnliche Freude gibt, etwa bei so harmlosen Dingen wie Naturschönheit, kann ich mir schon vorstellen, der Buddha spricht manchmal vom "lieblichen Gosingawald" usw.

    Gegen Sublimierung will ich auch nichts sagen, durch eine höhere Freude von gröberen Genüssen loszukommen, etwa durch Kunst. So Schritt für Schritt, man kann ja nicht alles auf einmal aufgeben, hab ich jedenfalls selber gemerkt.

    Morpho:

    Also, ich hab nicht von Geselligkeit gesprochen.


    Zitat

    Aus solcher Gesinnung mag denn auch das Nashorn-Sutta im Sutta Nipata stammen.


    Ne, das geht ja ganz klar von aus: kein Kalyanadingens weit und breit. Ansonsten ist Sangha oder einfach auch nur ein formeller Rahmen schon wichtig. Wie willst du denn Schwächen in deiner Gesinnung prüfen, wenn da nicht auch Reibungspunkte sind ? Das schließt ja Zeiten von "Waldeinsamkeit" überhaupt nicht aus, im Gegenteil.


    Das hat auch nicht nur einen einzigen Aspekt dieses lange Sutta. Es ist auch schon kommentiert worden dass sich da einiges auf Einzelerwachte bezieht. Und ja, völlig alleine geht es normalerweise nicht. Ich geh' auch öfter zur Sangha.

    Morpho:

    Ein Nashorn hat ja entschieden, dass was er an Umgang hat nicht gut genug sei bzw. oder umgekehrt, dass da zu viel unheilsames rum kommt, als das der Umgang der Praxis förderlich sei. Man muss da aber aufpassen, dass solche Erwägung nicht Egoimpulsen folgt, dann wäre das nur eine einzelgängerischer Abschottung, die vielleicht sogar schon in der Kindheit begonnen hat und keine auf geruhsamer Reflektion der Umstände beruhender Rückzug. Letzterer hat nix Aversives gegen Umgang; er befindet einen Rückzug als vernünftig.


    Geselligkeit oder Ungeselligkeit können auch Veranlagungen sein die sich schon in der Kindheit zeigen, ohne dass jeweils ein besonderer Egoismus zugrunde liegt. Bei entsprechender Veranlagung liegt die Entscheidung für den Rückzug näher. Es wird sonst auch kaum unmöglich sein, irgendwo wenigstens ein paar fortgeschrittene Leute für ein Zusammenleben zu finden. Einsiedler hat es immer schon gegeben - auch im Orden des Buddha, in dem an guter Gemeinschaft kein Mangel war, haben einige ein Leben als Waldasketen vorgezogen, z.B. Mahā Kassapa. Aus solcher Gesinnung mag denn auch das Nashorn-Sutta im Sutta Nipata stammen.

    Ellviral:

    Konditionierungen funktionieren ja erst durch ihr Bindung an Gefühle, sogar an das Neutrale Gefühle haben. Die meisten Schriften beschäftigen sich mit den Gedanken Verbindungen zu Vorstellungen und lassen die damit verwobenen Gefühle einfach außer acht, wahrscheinlich weil sie Neutrale Gefühle als Kitt noch nicht erkannt haben. Ja das ist ein echtes Problem, die drei Gefühle.


    Doch das Ergebnis dieser Eigen-Therapie der Gefühl-Gedanken-Handlung-Verbindungen so nach und nach zu lösen ist einfach nur wunderbar. ...


    Das fällt mir auf dass Gefühle nicht oft behandelt werden, meistens geht es um Gedanken, Ansichten, logisch begründete Erkenntnis usw. Gefühle machen einen wesentlichen Teil des Menschen aus und sind oft Grundlage des Denkens und Handelns. Bewertungen, Stimmungen, Launen, Sehnsüchte, Befürchtungen, Gier, Hass, Zorn, Neid, Liebe, usw., das hängt alles eng mit Gefühlen zusammen, ein ganzer Kosmos der "Seele". Und dieses "Glück der Entsagung" das ich meine ist auch ein Gefühl der Freiheit, wenn auch mit Erkenntnissen verbunden. Ein neutrales Gefühl des Gleichmuts hängt auch zusammen mit einer Art Zufriedenheit des Gestilltseins. Das Glück des Nibbana jenseits der Gefühle ist da noch unbekannt weit darüber, bis dahin spielt es eine Rolle, woran man seine Freude hat.

    Hab' ich grade aufgeschnappt von eurem Dialog:


    Sunu:


    Ein " guter" Lehrer sollte aber seine Schüler so weit kennen, um beurteilen zu können, was der Schüler glaubt bzw. in wie weit er einer Verblendeten Sichtweise unterliegt...er geht auf die jeweiligen Bedingungen ein, statt dogmatische Ansichten zu lehren.


    So ein Meister wird auch "guter Freund" genannt, Kalyanamitta. Das ist schon von großem Wert, überhaupt ist der geeignete Umgang wichtig:


    Zitat

    'Die Hälfte des Brahma-Wandels, o Herr, ist dieses, nämlich Freundschaft mit Guten, Gemeinschaft mit Guten, Vertrautsein mit Guten'.
    "Sage das nicht, Anando, sage das nicht, Anando: ist es ja doch der ganze Brahma-Wandel, nämlich Freundschaft mit Guten, Gemeinschaft mit Guten, Vertrautsein mit Guten. Von einem Mönch, Anando, der Freundschaft mit Guten hat, Gemeinschaft mit Guten, Vertrautsein mit Guten, ist zu erwarten, daß er den edlen achtfältigen Pfad entfalten und ausbilden wird. (S.45.2.)


    Das muss ja nicht nur für Mönche gelten. Jedenfalls hat es ein "Nashorn" sehr schwer. Heutzutage im Westen gibt es aber nur sehr Wenige die wirklich die Lehre des Buddha leben.

    Ellviral:
    mukti:

    Und was meinst du mit Achtsamkeitsobjekt, was findest du da geeignet?

    Egal irgendein Objekt sei es das Atmen, ein Vogel zwitschern, ein Blatt fällt zur Erde, ein McDonaldbecher am Straßenrand. Etwas das sehr wichtig gemacht wird obwohl es vollkommen banal und nichts mit dem was "Gestoppt" werden soll zu tun hat. Vollkommen abwenden von der Situation und doch nicht fliehen einfach in Gedanken weggehen. Falls die Situation weiterläuft wird sie dann erträglich oder lächerlich. Mir geht es immer darum auch mitten im Ablauf eine Schranke reinzuhaun durch bewusstes Aufmerksamkeit verlagern.


    Ablenken durch Aufmerksamkeit woanders hin verlagern funktioniert erstmal, löst für sich alleine bei mir aber nicht bestimte hartnäckige Verlangen auf, die immer wiederkehren. Das erfordert dann eine gründliche Betrachtung die bis an die Wurzel des Begehrens reicht, zusammen mit allen anderen Maßnahmen des achtfachen Pfades, eine Lebensaufgabe.


    Der Link - das kenne ich, enthält einige altbekannte Praktiken, ist aber als ganzheitliches Weltbild nicht mein Ding.

    Ellviral:
    mukti:


    Außer direkt über die Sinnesobjekte berühren aber noch Dinge aus dem Unterbewusstsein. Z.B. meldet sich ein Verlangen nach einem bestimmten Geschmack, sagen wir Schokolade. Ohne dass man gerade im Supermarkt vor dem Naschregal steht, meldet sich das einfach so. Oder beim Sexualtrieb. Sowas finde ich schwieriger auf Distanz zu kriegen durch bewusstes Beobachten, es steigt auf unabhängig vom Äußeren und spielt sich ab im Inneren, direkt in der Zentrale der Identifikation.


    Da ist es wirklich nötig ,das Üben. Den genauen Zeitpunkt heraus zu bekommen wenn die Gefühle die Gedanken erzeugen. Es ist ein wenig weiter, es werden Verknüpfungen erkennbar und genau dann wenn die Hand greifen will dreh ich mich weg und nehme ein Achtsamkeit Objekt in das Visier. Den genauen Punkt zu erwischen ist schwierig doch wenn es gelingt macht es viel Freude sich genau erkennen zu können.


    Ja genau, oder bevor die gedankliche Beschäftgung damit einsetzt, abblocken. Es führt dann im Idealfall zu einer erhellenden Introspektion, ja. Und was meinst du mit Achtsamkeitsobjekt, was findest du da geeignet?

    Die Erkenntnis der Unpersönlichkeit führt zur Entsagung - da hilft es die Vorgänge bewusst zu machen. Da ist ein Objekt das auf ein Sinnesorgan trifft, etwa die Membran im Ohr zum Schwingen bringt, das erscheint als Tonwahrnehmung im Bewusstsein, durch diese Erscheinung entsteht ein Gefühl - das war's, man geht dem nicht weiter nach oder hängt sich daran, das Gefühl steigt auf und verschwindet wieder oder verändert sich. So mit allen Sinnen. Man übt es und ist erstaunt, wie unbewusst man sonst oft durchs Leben geht. Das wär schon was, immer so bewusst sein wie beschrieben im Bahio-Sutta Udana 1.10:


    Zitat

    "Was das angeht, Bāhiyer, kannst du dich so üben: 'Gesehenes gelte dir nur als Gesehenes, Gehörtes nur als Gehörtes, sinnlich Erfahrenes nur als sinnlich Erfahrenes, Erkanntes nur als Erkanntes.' So kannst du dich üben, Bāhiyer. Wenn dir Gesehenes nur als Gesehenes, Gehörtes nur als Gehörtes gelten wird, sinnlich Erfahrenes nur als sinnlich Erfahrenes, Erkanntes nur als Erkanntes, dann, bist 'du' nicht 'dort' Bāhiyer, dann ist 'das' nicht 'deine' Sache, dann Bāhiyer, bist 'du' weder 'hier' noch 'jenseits' noch 'dazwischen': Das eben ist das Ende des Leidens.


    Und schließlich:


    Zitat

    "Weise war Dārucīriya", erwiderte der Erhabene, "er hat die Lehre verstanden und befolgt und hat es mir nicht schwer gemacht, ihm die Lehre zu erklären. Vollkommen erloschen ist Dārucīriya."


    Bāhiya Dāruciriya steht von den Schülern des Buddha aber auch an der Spitze der schnell Auffassenden. (A.I.24.)


    Außer direkt über die Sinnesobjekte berühren aber noch Dinge aus dem Unterbewusstsein. Z.B. meldet sich ein Verlangen nach einem bestimmten Geschmack, sagen wir Schokolade. Ohne dass man gerade im Supermarkt vor dem Naschregal steht, meldet sich das einfach so. Oder beim Sexualtrieb. Sowas finde ich schwieriger auf Distanz zu kriegen durch bewusstes Beobachten, es steigt auf unabhängig vom Äußeren und spielt sich ab im Inneren, direkt in der Zentrale der Identifikation.

    keks:

    Buddhismus ist eine humanistische ideal Vorstelllung wie ein Mensch zu sein hat, also Einbildung :) Wenn man 200, 300 oder 400 Jahre später aufschreibt, wie Siddahrta wohl gewesen sein könnte ist es nicht sonderlich hilfreich dieses dann als Idealvorstellug zu nehmen wenn es an der Wahrheit kilometerweit vorbeischreddert und es sich grossteils um Einbildungen handelt oder meinetwegen mündlichen Überlieferungen. Aber diese Überlieferungen waren schon im Kindergarten lustig da schon im Zeitraum von wenigen Minuten etwas vollkommen anderes herauskam als das was anfangs gesagt wurde. Und das ganze in 300 Jahren ? :) Unmöglich.


    Das grundsätzliche vom Buddhismus steckt schon in jeder durchschnittlichen Erziehung mit drin, mehr braucht es nicht. Wer mehr möchte bekommt als Ergebnis ein ständiges "haben wollen nach noch mehr" und damit unweigerlich eine Verspannung.


    Wie kann der Buddhismus grundsätzlich eine humanistische Idealvorstellung sein, wenn der Buddha aus allen Vorstellungen erwacht ist. Darauf reduziert müsste man den allergrößten Teil jeder Überlieferung weglassen, oder meinen das wäre alles später dazuphanatasiert worden. Dabei könnte man mal in Erwägung ziehen, dass man möglicherweise gar nicht verstanden hat worum es eigentlich geht.

    Morpho:

    mukti :

    Zitat

    Gut, aber das muss man auch üben weil der Geist nicht von selber im gegenwärtigen Moment ist.


    Wieso denn nicht ? Wo soll "er" denn sonst sein ?
    Dein Körper ist "im Moment gegenwärtig", deine Sinne sind es, deine Gefühle,
    allein die Gedanken sind es nicht. Sie kreisen um Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges.


    Genau, die Gedanken sind nicht im Momentanen, und ohne irgendeine Übung werden sie es auch nie sein.
    Ich weiß kaum was von Bodhidharma, aber vielleicht ist damit der letzte Schritt gemeint, das Streben aufzugeben. Gibt man es vorher auf, schweift der Geist einfach weiter herum. Mir scheint eine Abkürzung gibt es da nicht. Höchstens wenn man schon alle Voraussetzungen in dieses Leben mitgebracht hat und kurz vor dem Ende des Weges steht.

    mkha':


    Fazit: es ist durchaus möglich, den Dharma inmitten ganz normalen Lebens zu leben, … alles und jeder ist mir Lehrer. Das fordert und fördert die geistige Disziplin, … und lässt alles, was darauf basiert, wachsen und gedeihen. :)


    Stimmt auch, man kann aus den Umständen in denen man sich befindet das Beste machen um im Sinne des Dhamma voranzuschreiten. Man kann vielleicht sogar inmitten weltlichen Treibens völlige Loslösung von Begehren und Anhaftung erreichen, kommt mir aber schwierig vor. Obwohl sich das ja auch nicht so vorwegnehmen lässt, es ist ein schrittweiser Weg. Zuerst liegt das Augenmerk auf der Entwicklung der Sittlichkeit, ohne diese Basis lässt sich die Unpersönlichkeit schwerlich erkennen. Sittlichkeit in weltlichen Umständen wäre daher besser als Unsittlichkeit in der Abgeschiedenheit. Ich bin z.B. mal einem Alkoholiker begegnet der in einem kleinen Häuschen mitten im Wald gelebt hat.

    Ellviral:
    mukti:

    Noreply, ist ja etwas kompliziert und würde eine Auseinandersetzung mit einer mir nicht geläufigen Begriffswelt erfordern. Aber so ein wenig verstehe ich es jetzt besser, danke.

    Du musst nur lesen ohne mit deinen Begriffsvorstellungen zu interpretieren. Einfach lesen. Ich hab doch nun wirklich lang genug geschrieben um das Interpretieren zu löschen. Einfach lesen das ganze Ding ohne Nachdenken. Mehr möchte ich nicht. Es ist auch so geschrieben! Beide Dinger den Ersten heute morgen als ich einfach nicht mehr schlafen konnte und angefangen habe zu schreiben einfach so ohne Grund und danach bin ich schön müde wieder schlafen gegangen. Dann hab ich es gelesen, dieses von einem Fremden und war inspiriert. Dann der zweite Lauf.


    Gut, gelesen habe ich es und wenn es also kein Nachdenken erfordert und ohne Grund geschrieben ist dann belasse ich es gerne dabei.

    Sunu:


    Es geht doch um das beenden von Leid...Dadurch bedingt macht es natürlich Sinn, keines zu erzeugen....
    Welchen Wert hat das ? Eben den Wert, dass das Leiden beendet ist,
    nicht mehr und nicht weniger.


    Das ist theoretisch natürlich klar, jetzt muss es nur noch in die Tat umgesetzt werden. Der Geist bewegt sich halt meistens auf der Oberfläche der sinnlichen Erfahrungswelt, oder er grübelt auch gern. Aber ist da überhaupt Bereitschaft wirklich ernsthaft das leiderzeugende Begehren aufzugeben? An Vergnügen hängt dieses Geschlecht, daher kann es die Lehre nicht verstehen, sagt der Buddha in M.25. Und da lässt man sich halt Zeit und hat so seine Philosphie und schiebt es in Wahrheit hinaus, das steigt mir manchmal so bedenklich auf.
    Aber es ist gut darüber zu reden wie auch jetzt im Forum wo es einige Anregungen dazu gibt.

    Carneol:

    Man kann ja auch versuchen, im Alltag die Menge der Ablenkungen zu reduzieren und Achtsamkeit zu üben, d.h. bei dem sein was man gerade tut. Durch das präsenter 'da sein' wird man auch genügsamer. Weil man viel mehr davon hat, wenn man auch mit den Gedanken ganz da ist und nicht wo anders.


    Jetzt ist die Sonne draußen, also übe ich das mal beim Fahrradfahren. :)


    Ja, damit kann ich auch immer was anfangen :) Zufriedenheit indem man genug sein lässt was jetzt gerade da ist.

    Noreply, offen gesagt verstehe ich nicht was du schreibst. Begehren erlebe ich als eine Sache des Gefühls. Ob ich nun irgendwas benenne oder nicht, die Wirkung ist da. Und wenn alles gleichwertig ist, dann hat etwa töten denselben wert wie nicht töten.
    Letztlich hat nichts einen Wert, aber wie kann man das erfahren indem man jegliche Bewertung einfach aufgibt. Man würde nach Instinkten handeln und denselben Wert darin sehen wie in vernünftigem oder sittlichem Handeln. Ohne Wertsystem sich einfach allem ergeben, wo führt das denn hin. Also entweder ist da was ganz tiefes wo ich grade nicht hingelangen kann oder es ist doch nicht so die ganz große Weisheit.

    Morpho:

    You only need to dwell deeply in the present moment. (TNH)


    - mindfullness


    @ mukti
    es geht nicht um beobachtung.
    präsenz ist mühelos, unterscheidet nicht ( objekt-Subjekt) deswegen hat man keine abneigung.
    der geist sammelt sich so von allein oder sonst gar nicht- durch 'so belassen', ruhen lassen.


    Gut, aber das muss man auch üben weil der Geist nicht von selber im gegenwärtigen Moment ist. Und dann muss man sehr tief und genau im gegenwärtigen Moment sein, kontinuierlich, ohne davongetragen zu werden. Dagegen wehren sich die verwurzelten Gewohnheiten. Wenn es so einfach wäre bräuchte es keine ausführliche Lehre und Befreiung wäre ein müheloses Kinderspiel.

    Sunu:
    mukti:


    Ja oder in abgelegenen Häusern ohne Strom und mit Wasser draußen im Brunnen, oder Gartenhütte, auch in Ashrams.


    Das muss das Paradies sein :)
    Mal ehrlich was gibt es schöneres für die Sinne...als eine Hütte im Grünen mit Brunnen usw....in der weitgehend unberührten Natur ?


    Wenn das alle so empfinden würden, würde die Welt ganz anders aussehen. Aber es stimmt schon, auf einer weltlichen Ebene steigert Entsagung den Genuss. Die Sinne stumpfen bei übermäßigem Gebrauch ab, kriegen sie nur das Notwendige und lebt man in einer naturbelassenen Umgebung, stellt sich natürliche Lebensfreude ein. Doch Tiere leben auch so, sogar ohne Bekleidung. Eine solche Lebensweise bietet aber die Möglichkeit sich der Praxis am achtfachen Pfad zu widmen, weil es weniger äußere Ablenkungen gibt.

    Carneol:
    mukti:

    Die Zeiten wo ich äußerst bescheiden mit einer philosophischen Sichtweise gelebt habe waren immer die Glücklichsten meines Lebens. Jede Verstrickung in Wünsche und Verlangen waren immer mit Frustration verbunden.


    Was heißt denn bei dir "äußerst bescheiden"? Mit dem Zelt auf der Wiese ohne Wasser und Strom?


    Ja oder in abgelegenen Häusern ohne Strom und mit Wasser draußen im Brunnen, oder Gartenhütte, auch in Ashrams.

    Ellviral:


    Das Glück der Entsagung ist bei mir ein Vorgang des Entsagen des persönlich Identifizierens mit... und nicht mehr die Verknüpfung mit vorigen vergangenen Personen der Identifikation, Ego.
    Da sind Vergehen der Vorigen Personen das restlose verschwinden von Ego und ein immer neues Ego erscheint um sich neu zu identifizieren.


    Ja, dem Identifizieren entsagen ist dieses Glück, und auch nicht an vergangenen Identitäten zu hängen. Aber ob man das ausschließlich gleich so an dieser Wurzel anpacken kann? Identifikation ist sehr tief, macht das ganze Dasein aus. "Vergehen" finden ständig statt weil der existentielle Eindruck der Persönlichkeit besteht. Ich kann sagen "das was da grade war ist schon wieder Vergangenheit und geht mich nichts mehr an", das bewahrt aber erstmal nicht vor neuer Identifikation. Und dann wieder, und ist schon vorbei, neue Identifikation usw. Wenn es dann mal gelingt der Identifikation zu entsagen, tritt Erkenntnis und Glück ein.
    Beobachten und die Identifikation erkennen - da ist der Geist nicht immer wach und bereit genug dazu. Und je länger die Pausen zwischen dieser Übung sind, desto mehr das Hineinrutschen in die Identifikation, und desto weniger Möglichkeit des klaren Beobachtens. Für diese Phasen braucht es Regeln an die man sich hält, dann geht die Identität nicht weiter runter als vielleicht bis "Ich habe eine Selbstachtung" oder "Ich bin ein vernünftiger Mensch, oder Buddhist, usw." Schließlich ist der Zustand echter nicht-Identifikation sehr selten, und dann auch nicht mehr als eine Annäherung oder Ahnung, jedenfalls bei mir.

    mkha':


    vielen Dank für Deine Antwort auf meine Fragen. ... Wie ich lese, machst Du es Dir nicht gerade leicht. Ich bin jedoch ernsthaft überzeugt, dass ein jeder den Weg finden wird, der für ihn der geeignete ist.


    Gerne,..Wenn es einen leichteren Weg gäbe würde ich den bestimmt vorziehen, aber mir scheint Befreiung zu erreichen ist nicht gerade leicht. Obwohl es da schon Unterschiede gibt, manche haben es leichter, manche schwerer, je nachdem was man schon in dieses Leben an Veranlagung mitgebracht hat.


    mkha':
    mukti':


    Wie wir wissen hat die Natur auch eine unschöne Seite, die man dabei nicht vergessen sollte finde ich. Jede Sinnenfreude hat doch letztlich etwas Trügerisches.


    "Es ist die Natur des Feuers, zu brennen", sagte mein Lehrer.
    Die Kategorien "unschön" oder "trügerisch" basieren auf unserer Sicht der Dinge. Menschen und Dinge sind jedoch einfach nur so, wie sie eben ihrer Natur nach sind: ein Konglomerat sich ständig wandelnder, vergänglicher Elemente, in einem Konglomerat sich ständig wandelnder Elemente, ... ;)


    Ja, und das Ganze ist mit dukkha verbunden. Befindet man sich z.B. in einem brennenden Haus, wird es in der Regel wenig nützen zu denken `so ist es nun mal, gleich verbrennt ein Konglomerat mit unschöner Sichtweise`. Man wird eher zum Ausgang rennen.


    mkha':


    Weißt Du, als ich meinen Lehrer traf, hatte ich das Gefühl, endlich zu Hause zu sein, zu verstehen und verstanden zu werden. Es fiel und fällt mir daher auch nicht schwer, die Lehren Buddhas zu leben, (auch ganztags, bei allem Denken, Reden und Handeln), allerdings bin ich weit davon entfernt, hauslos, asexuell und lediglich mit Gewand und Bettelschale durch die Welt ziehen.


    Ich bin nicht anspruchsvoll. Das Konsumieren reizt mich nicht. Ich habe ein Dach über dem Kopf, esse bescheiden - vegetarisch oder vegan, der Friseur sieht mich nie, Bekleidung kaufe ich second hand, auch der PC und die Möbel und Teppiche sind irgendwann hier und dort gesichtete Altertümchen, die buddhistischen Bücher haben mir meist nette Menschen vermacht, die vier Katzen haben mich einstimmig zu ihrem Dosenöffner ernannt, ... aber ich habe da noch einen "Luxusartikel", ein Schätzchen, an dem ich mich immer wieder freue: Adele, die alte 650 BMW. ;)


    So kann man ein sittliches, einsichtsvolles und halbwegs angenehmes Leben führen, was ja nicht so schlecht ist.


    mkha':


    Begehren oder Ablehnen? Anhaftung? Leid? Tod? ... Ich sehe das alles nicht so eng, ... Ich freue mich an dem, was ist, ja, gewiss, ... aber irgendwann müssen wir so wie so alles zurücklassen, auch die Menschen und Tiere, die uns, (altruistische Liebe hin und her), besonders nahestehen. Wenn mir also im nächsten Moment nichts des Materiellen, noch meine Gesundheit bliebe, wäre das für mich auch kein Grund zur Verzweiflung, (und es wäre auch nicht das erste Mal).


    Das klingt schon nach einem gewissen Grad von Losgelöstheit.

    Sunu:
    mukti:


    Und meinst du dass sich die Unpersönlichkeit mit unkontrollierten Sinnen erkennen lässt? Ist nicht zumindest ein gewisses Maß an Sinneskontrolle eine Voraussetzung dazu?



    Mhhh, ich würde es nicht Kontrolle nennen. Es geht dabei um die Achtsamkeit....Um das wertfreie achtsame Beobachten, ohne ein eigenes eingreifen,ergreifen kontrollieren. Ohne das konstruieren und vorallem festhalten von persönlichen Ansichten. Das ständige Kontrollieren, steuern, lenken , ergreifen wollen des Geistes, ist die Schwierigkeit dabei. Davon unbeeinflusst zu bleiben ist eine große Herausforderung. Sich nicht davon kontrollieren zu lassen erfordert höchste Aufmerksamkeit...


    Es lässt sich beobachten wie durch Kontakt der Sinne mit Objekten Gefühle und Begehren entstehen. Nun liegt es gewissermaßen in der menschlichen Natur, dem Begehren nachzugehen. Eine wertfreie Beobachtung könnte darauf hinauslaufen, diesen ganzen Prozess zu beobachten, was aber nicht zur Loslösung führt. Die kann wohl erst stattfinden wenn gleichzeitig seine Wertlosigkeit und der Wert der Enthaltung erkannt wird. Darauf folgt dann die Kontrolle mit der Absicht der Befreiung. Wie sollte das sonst funktionieren? Erst wenn die Loslösung perfekt und dauerhaft ist, braucht es keine Bewertung und Willensanstrengung mehr.

    Ellviral:

    Du musst nur dein Haben Wollen, nicht Haben Wollen, Glauben Wollen erkennen und dieses Leiderzeugende ausreißen. Betrachte dein Wollen und wenn es nur Begehren ist und hilfreich für das zusammenleben mit Menschen dann geb diesem nach, doch beachte das Wollen wenn einfachs Begehren zur Gier, zum Hass, zur Verblendung wird. Das Leiden beginnt immer mit dem Wollen, dann wird Begehren zum Leiden.


    Ja, das Betrachten und bewusst darüber werden ist sicher der richtige Weg. Hilfreiches Begehren für das Zusammenleben mit Menschen - vielleicht wenn man sich in Umständen befindet die ein Zusammenleben mit Menschen aller Art erfordern.