Beiträge von Leonie im Thema „Der Begriff " Shunyata" und über das Wesen der Realität ( Fragen)“

    Form = Leere; Leere = Form

    das ist eine Gleichung oder Gleichsetzung und es bedeutet, dass die Welt der Form in der wir leben nichts anderes ist als die Nicht-Form oder Leere, das auch bedingtes Entstehen und vergehen ist. Das sind auch keine zwei Seiten einer Münze, sondern die Münze ist die Form und die Leere.

    Da ist weder was dahinter noch davor. Die Dinge sind nicht so, sie sind aber auch nicht anders. Wir haben immer nur die Erscheinungsweise, die Phänomene und wir betrachten ihren wahren Charakter als leer, weil sie zusammen gesetzt sind, bedingt entstanden und vergehen. Die Namen, die wir den Dingen geben sind da auch nur Krücken zur konventionellen Verständigung.

    Aber es gibt kein "Richtig" und "Falsch".

    Selbstverständlich gibt es in der Welt der Form, richtig und falsch oder wie Dogen es sagte: Blüten und Unkraut.

    Gerade der Fall mit der Katze will genau das zeigen - richtig und falsch. In der Welt der Form gibt es Leben und Tod. Deshalb streitet man sich nicht um Lebendiges. Schon wenn man sich darüber streitet - wem gehört die Katze - macht man sie zu einem Gegenstand und hat sie "getötet".

    Was mich persönlich macht mir zu schaffen, oder so wie keine Ruhe zulässt, ----aus der Sichtweise von sehr tiefen Versenkung alles erscheint wie gleichbedeutend, gleichwertig, von disem Blinkwinkel aus sei wie alles "wie erlaubt". Gottlische wie Dämonische. Heiliges wie Profane.

    Dieser Blickwinkel ist auch nicht praktikabel - denn wenn einer aus der tiefen Versenkung heraus kommt, dann sind die Dinge verschieden und es gibt richtig und falsch. Daher sind die Silas bzw. die Bodhisattva-Gelübde unverzichtbar Teil der Praxis und des achtfachen Pfades.

    Dogen nennt das "Kein Übel begehen. Das Rechte ausüben" in seinem Text Shoakumakusa - doch muss man auch erkennen, dass die tiefe Versenkung, der Anfängergeist, das Ungeborene, die allgegenwärtige Grundlage unserer Aktivität ist und wir ein subtiles Gespür entwickeln können, mit dem wir genau diese "Übeln" wahrnehmen bei uns. Sie zeigen sich als Absichten, ganz feine Geistesgifte - der Gedanke des Neides, der Aversion, ein nur ganz kleiner Mangel an Wohlwollen.



    Ethik - Altbaeckersmuehle



    Hier noch ein Text von einem alten Freund von mir

    Good and Evil in Zen Enlightenment


    Darin wird dann schon klar, dass dieses Do not evil nichts ist, was ein Ich machen kann - sondern es ist allenfalls die Bereitschaft, sich zurück zu nehmen und Buddha wirken zu lassen - was einer nur tun kann, ist bei sich diese Hindernisse wahr zu nehmen und sich hinten an zu stellen.

    Das ist der ganze Vortrag von Ayya Khema zu den 8 Vertiefungen.

    Jhanas-Vortrag.pdf


    Mir hat das auch sehr geholfen, da ich lange brauchte, bis ich überhaupt erkennen konnte, worum es bei den jhanas da geht.

    Ich würde heute anstatt Geist Herz sagen oder auch Herz-Geist, weil Bewegung immer noch ein Suchen ist und eine Spaltung enthält zwischen Verloren und Gefunden. Dabei fällt mir das Koan von Huike und Bodhidharma ein:

    Zitat

    Als der Mönch Huike den Meister Bodhidharma aufsuchte, um sein Schüler zu werden, blickte dieser, der gegen die Wand starrend meditierte, gar nicht auf. Es begann zu schneien und Huike wich nicht von der Stelle, bis er ganz mit Schnee bedeckt war. Noch immer schenkte ihm der Meister keine Beachtung. Da schnitt sich Huike einen Arm ab, als Zeichen seiner Entschlossenheit und wurde von Bodhidharma als Schüler angenommen. Huike sprach, „Meister, mein Geist ist voll Unruhe, bitte bringe ihn zur Ruhe.“ Bodhidharma antwortete, „Zeig her deinen Geist und ich will ihn beruhigen!“ Huike zögerte und sagte, er könne seinen Geist nicht finden. Darauf sagte Bodhidharma, "Siehst du, ich habe ihn schon beruhigt." Worauf Huike Erleuchtung erlangte. Bodhidharma übertrug Huike als erstem Chinesen die Patriarchenwürde und legte ihm das Lankavatara-Sutra ans Herz.

    Zunächst geht es erstmal um die Erkenntnis und zwar bei jedem Fall. Ergründung wie dies entsteht und wie dies vergeht. Es geht nicht um Vermeidung, sondern um Vertiefung der Erkenntnis über die Zusammenhänge der Entstehung von Leiden und der Verlöschung. Wenn das getan wird, dann geschieht das Abfallen von Körper-Geist ganz von selbst.

    Es bedeutet ja nicht, dass ich Gefühle, Kontakt und dgl. vermeide, sondern dass aus diesem Kontakt keine unheilsamen Handlungen erfolgen, ich also von allem unrechten Tun abstehen kann. Das kann ich nur, wenn ich zu einer Wirklichkeitsergründung befähigt bin.


    Ich verlinke mal den Beitrag von Akincano

    Wo_das_Herz.pdf

    Richtig.

    Hart ist es aber nicht oder nur dann, wenn es ums Überleben geht, also wenn da die Absicht eines Ich, Mein oder Selbst noch besteht. Damit sind die Triebe nicht ausgelöscht und weil da immer noch Ergreifen ist, ist auch dukkha da.


    Ayya Khemma zeigt auch, dass das 8. jhana noch nicht Erwachen ist, sondern dass auch dies losgelassen werden muss. Das hat aber auch Buddha selbst so erfahren.


    Akincano M.Weber schreibt in einem Beitrag über upadana (den findet man auf seiner webseite)

    Zitat

    Das erste dieser Hindernisse ist mangelnde Leidenseinsicht. „Schlimm genug, daß es uns nicht gut geht, bitte laß uns nicht auch noch darüber nachdenken“. — Das Eingeständnis nicht nur der Unzulänglichkeit in unserem Dasein, sondern auch unseres Unbehagens im Umgang mit dieser Unzulänglichkeit, fällt uns besonders schwer. Bevor wir gewillt sind, den Achtfachen Pfad unter die Füße zu nehmen, ist eine Erkenntnis und ein Eingeständnis unserer Leidensanfälligkeit ununmgänglich. Dukkha als Grundbefindlichkeit unseres Daseins anzuerkennen, eröffnet die Möglichkeit, unseren Eigenanteil an dieser Situation aufzuarbeiten.

    We’ve met the enemy - it’s us.


    Die nüchterne Erkenntnis, daß bereits die mindeste Bejahung von sinnlichem Wohl, die leiseste Identifikation mit einer Anschauung, die sanfte Gewöhnung an eine liebgewordene Gepflogenheit und der zarteste Glaube an meine andauernde Identität unweigerlich irgendwann konkretes Leid in mein Dasein bringen - Hand aufs Herz: wem fällt sie leicht ?


    Das Leben wie es ist, meint eben dukkha, wie es ist. Und Empfinden ist Leiden.

    Wenn mein Bewusstsein verlöscht würde, ich kann doch nichts wahrnehmen.

    Es meint natürlich nicht Bewusstlosigkeit, sondern eine Form der Wachheit, die weder wahrnimmt noch nicht wahrnimmt. Es findet also kein Ergreifen statt und somit eine Art Schwebe des Lebendigen und eine Ichlosigkeit.

    Das geschieht im 8. jhana - weder-Wahrnehmung noch nicht-Wahrnehmung.

    Ayya Khemma hat das in einem Vortrag sehr gut beschrieben.


    Zitat

    Die achte Vertiefung ist im Grunde eine Verstärkung der Vierten!

    Sie heißt „Weder Wahrnehmung noch Nichtwahrnehmung“ und bringt eine Ahnung davon mit sich,

    was ich den „Stillpunkt“ nenne: Wenn man lange genug übt, bemerkt man eines Tages, daß der sich

    bewegende Geist auch nur Dukkha ist. Das heißt, er bringt nicht nur die Dukkha erzeugenden Wünsche

    hervor, sondern er ist durch seine Bewegung selbst Dukkha. Alles was sich bewegt, bringt Irritierung mit

    sich, weil es sich gegeneinander reibt. So hat der Geist, auch wenn er sich nicht körperlich reibt, etwas

    irritierendes an sich, solange er ständig in Bewegung ist. Es kommt irgendwann der Punkt, wo man das

    sucht, was nicht mehr irritiert, was vollkommene Ruhe hat. Diese achte Vertiefung bringt zwar noch nicht

    diesen vollkommenen Stillpunkt. Aber sie steuert darauf hin, weil man in dieser Stufe versucht, sogar die

    Wahrnehmung des Nichts auszuschalten. In den drei vorangegangenen Stufen muß Wahrnehmung

    vorhanden sein, da wir uns des jeweiligen Zustandes sonst nicht bewußt sein können. Hier aber wollen wir

    nun auch die Wahrnehmung so weit verringern, bis sie sich nicht mehr auf etwas Bestimmtes richtet. Dieser

    Zustand der ausgeschalteten Wahrnehmung ist dann erreicht, wenn zur Hälfte Wahrnehmung und zur Hälfte

    Nichtwahrnehmung besteht. Die Wahrnehmung existiert als solche noch, aber sie hat kein Ziel mehr. Dieser

    Zustand erzeugt die größte Ruhe, die wir durch Meditation erreichen können. Er regeneriert den Geist im

    höchsten Maße und zeigt in die Richtung zu jenem Punkt, wo wir vielleicht loslassen können.


    Bei Nagarjuna findet sich in MMK 25.24

    Heilvoll ist die Beruhigung aller Wahrnehmung, die Beruhigung der Entfaltung.

    Die abhängigen Phänomene unserer Welt sind ja Phänomene, die es tatsächlich gibt, und nicht irgendwelche Gedankenfiktionen sind.


    Die Phänomene der Welt in der wir leben gibt es ja wie zum Beispiel deine Wohnung oder deine Kleidung. Beim abhängigen Bestehen (pratityasamudpada) geht es nicht darum ob es die Phänomene, die wir unserer Welt erleben gibt oder nicht, sondern darum wie die Phänomene, die wir erleben, existieren.


    Der Baum ist eben nicht nur von unserer Benennung abhängig, aber auch. Dies ist nur ein Aspekt seines abhängigen Bestehens. Genauso ist er auch von seinen Ursachen und Bedingungen und seinen verschiedenen Teilen abhängig. Alle drei Aspekte des abhängigen Bestehens eines Phänomens sind immer gleichzeitig gegeben.

    Wenn wir uns SN12-15 ansehen, dann steht da:

    Samyutta Nikaya 12.11-20


    Zitat

    7. ,Alles Ist', das, Kaccāyana, ist das eine Ende. ,Alles ist nicht, das ist das andere Ende. Diese beiden Enden vermeidend, verkündet in der Mitte der Tathāgata seine Lehre:


    8. Aus dem Nichtwissen als Ursache entstehen die Gestaltungen; aus den Gestaltungen als Ursache entsteht das Bewußtsein usw. usw. Auf solche Art kommt der Ursprung der ganzen Masse des Leidens zu stande. Aus dem restlosen Verschwinden aber und der Aufhebung des Nichtwissens folgt Aufhebung der Gestaltungen; aus der Aufhebung der Gestaltungen folgt Aufhebung des Bewußtseins usw., usw. Auf solche Art kommt die Aufhebung der ganzen Masse des Leidens zustande."


    Unser Erleben ist unser Bewusstsein - Gestaltungen ist ein anderer Begriff für Phänomene, sind die Ursache für Bewusstsein, d.h. die Vielfalt der Form(en) ist Bedingung für Bewusstsein. Dieses Bewusstsein haben alle fühlenden Wesen. Menschen unterscheiden aber noch durch die Benennung und schaffen aus den materiellen Formen, geistige Formen bzw. Vorstellungen.

    Die Phänomene sind (existieren) nicht unabhängig von mir (Subjekt) und wenn das Subjekt verlöscht, dann verlöschen auch die Objekte. Ich bin ja auch bloß Form und somit bedingt von Form und Nicht-Form. Deshalb kann ja, wie im Herzsutra gesagt werden: es gibt keine Farbe, keine Töne, kein Geschmack, kein Leiden, kein Werden, kein Vergehen, kein Erleben, weil eben in der Leere niemand da ist, der erlebt. In der Leere gibt es also keine Form und Leere ist auch nicht Nicht-Form, es ist lediglich ein anderer Ausdruck für den Prozess des bedingten Entstehens. Leere kann ein Ich nicht erfahren.

    Wenn also gesagt wird, dass die Vielfalt der Formen, die Phänomene, nicht existieren, dann bezieht sich das darauf, dass die Phänomene nicht unabhängig von einem Ich, Mein oder Selbst existieren. Sie sind also Objekte von Subjekten, die sich kommunikativ ihrer Existenz vergewissern, was aber auch nicht viel hilft.