Beiträge von Sven im Thema „Rechte Anstrengung“

    Ich kann aus den Texten nicht ableiten, dass es sich um verschiedene Wege handelt, sondern nur um verschiedene Menschentypen, bei denen jeweils andere Aspekte (bzw. auch Erkenntnistiefen) auf demselben Weg betont sind.


    Siehe dazu auch hier:
    Anguttara Nikaya IX.42-93


    (*1) In Erklärung der drei vorhergehenden Texte: Als 'Körperzeuge' (kāyasakkhi) gilt derjenige, der eine oder mehrere Vertiefungen ganz und gar meistert, der also in Geisteruhe (samatha) stark entwickelt ist, nicht aber im Hellblick (vipassanā). - Auch der 'Wissensrlöste' (paññā-vimutta) mag - wenn auch nicht notwendigerweise - die Vertiefungen teilweise oder ganz erreichen, meistert sie aber keineswegs in dem Grade wie der Körperzeuge; sein Vorzug besteht eben im Hellblick. - Im 'Beiderseitserlösten' (ubbhatobhāga-vimutta) sind sowohl die Vorzüge des Körperzeugen als auch des Weisheitserlösten vollkommen vertreten


    Siehe auch hier eine Übersicht:
    Sechste Reinheitsstufe 243-253

    Na ja, ich habe das so gelernt,....

    Da hatte ich sofort den Gedanken: Das ist nicht entscheidend, hat er das Gelernte geübt, geprüft oder nur gelernt?

    Um eure Spekulationen zu beenden. Es war eine reine Höflichkeitsfloskel.

    Vollkommen über die drei Daseinsmerkmale bewusst zu sein bedeutet für mich das Ende des Leids.


    Na ja, ich habe das so gelernt, dass es erst der Anfang ist, denn wenn die Welt in Formationen aufgelöst wurde und man in deren Daseinsmerkmale sieht. Werden zunächst verschiedene Erfahrungen gemacht.


    Zum Beispiel, dass aus diesen Formationen niemals echtes Glück entstehen kann (Augenmerk auf Merkmal Dukkha),

    dass man diesen Formationen komplett ausgeliefert ist (Denn man kann ja nicht sagen, eine Formation solle so oder so sein. Augenmerk auf Anatta). etc.


    Daraus erst bildet sich der Erlösungswunsch, der die Voraussetzung/Bedingung mit sich bringt, den Geist von den Formationen abwenden zu können.


    Erst dann soll der Geist in der Lage sein sich Nibbana zuzuwenden, um es zu erfahren. Hierbei werden gleichzeitig das Prinzip der 4 Edlen Wahrheiten und das Prinzip der Paticca Samupada vollständig erkannt.


    Erst so hat der Geist eine Alternative zu den leidhaften Formationen (nämlich nibbana) und ist auf diese nicht mehr angewiesen..


    Gruß

    Sven

    Auch Sati kann Probleme machen und zu einer PTBS führen, wenn man z. B. bei einer Operation am offenen Herzen nur gelähmt anstatt narkotisiert ist.

    Das verstehe ich jetzt nicht so recht, in einer solchen Situation kann mich eigentlich nur Sati retten. Indem ich den Körper und was damit geschieht beobachte mit dem Wissen 'das bin ich nicht, das gehört mir nicht'. So ist es ja in Wirklichkeit und sich daran zu erinnern ist Sati.

    Ein Ansatz ist auch die Erinnerung daran dass alles vergänglich ist, wenn man also etwas bewahren will oder sich mit etwas identifiziert muss man leiden - das ist die Bewusstwerdung über die drei Daseinsmerkmale (ti lakkhana) Dukkha, Anicca und Anatta.

    Hier meinte ich eigentlich statt Sati lieber Vollnarkose anstatt "Wie verhalte ich mich am besten in dieser Situation?" Es kann natürlich sein, dass ein fortgeschrittener Buddhist zum Operateur sagt. Mir reicht die Körperlähmung durch Curare. Ich möchte das bewusst erleben. Also bitte keine Narkose :)


    Aber selbst in der Situation würde ich wohl eher versuchen mittels Konzentration die Achtsamkeit auf den Atem zu lenken, um alles andere auszuschalten. Also quasi Vollnarkose durch Konzentration. Das wäre mal rechte Anstrengung :)

    Denn, wenn du mittels Sati die allgemeine drei Daseinsmerkmale eines Dings erkennst, musst du auch gleichzeitig seine spezifischen Merkmale erfahren. Und bei längerem starken Schmerz können diese so intensiv sein, dass sich das in das Gehirn quasi einbrennen (Also im neuronalen Netz des Geistes quasi eine Autobahn mit Gefälle entsteht). Dadurch tauchen dann Erinnerungen daran ständig wieder auf und behindern den Alltag.


    Gruß

    Sven

    Z.B. was bedeutet der Begriff "Achtsamkeit" für mich, wie erfahre ich Achtsamkeit, wie kann ich sie entwickeln und wohin führt sie? So wie man das versteht und erfährt praktiziert man es. Für mich hat Sati auch was mit Konzentration zu tun, ist aber im Wesentlichen ein Akt der Erinnerung der in jedem Fall anwendbar ist. Aber wenn ich müde bin mache ich auch ein Nickerchen und gegen Entspannungsübungen habe ich auch nichts.


    Konzentration schließt andere Dinge aus, die nicht zum Objekt der Konzentration gehören. Also, wenn ich eine spannenden Film sehe, merke ich eventuell nicht, dass die Blase schon drückt. Wenn ich an einer kreativen Lösung arbeite, ist Konzentration kontraproduktiv. Bei der Umsetzung einer so erlangten neuen Idee dann wieder produktiv.

    Sati (Achtsamkeit), macht die Erfahrung erinnerbar. Quasi nicht nur ein einfaches "Ich weiß, sondern ein "Ich weiß, dass ich weiß".
    Sati muss nicht mit Konzentration einhergehen, ob es umgekehrt geht also Konzentration ohne Sati, weiß ich dann natürlich nicht, da ich es nicht erinnern kann (eventuell gibt es aber Möglichkeiten es abzuleiten).
    Sati ist so etwas wie eine 2. Bewusstseinsspur. Normalerweise wird der Faktor Sati bei automatisch ablaufenden Dingen (Gehen, Autofahren etc.) wahrscheinlich aus energetischen Gründen vom biologischen System abgeschaltet.


    Auch Sati kann Probleme machen und zu einer PTBS führen, wenn man z. B. bei einer Operation am offenen Herzen nur gelähmt anstatt narkotisiert ist.


    Deshalb heißt es auch im Theravada "Rechte Achtsamkeit" also Sati auf eine der 4 Säulen der Achtsamkeit gerichtet (also auf die Ursachen der Phänomene und nicht auf deren Inhalte).


    Um das besser fassbar zu machen ein Beispiel (Nur des Verständnisses wegen! Ich bin gegen fast alle Drogen außer Koffein):
    Wenn jemand LSD nimmt, sollte er seine Achtsamkeit nicht auf die erscheinenden Halluzinationen verschwenden, sondern auf die (Fehl-)Funktionen im Geist, die zum Halluzinieren führen.

    Gruß

    Sven

    Man muss ja nicht immer genau dasselbe machen. Z.B. wenn es für die Atembetrachtung an Konzentration mangelt kann man den Geisteszustand betrachten: 'zerstreut ist der Geist'.

    Das sehe ich nicht so. Nennen wir es einmal anders: "Unachtsam ist der Geist".
    Sobald ich das feststelle, hört die Unachtsamkeit aber auf, um daraufhin, wenn nicht genug Kraft da ist, wieder in Unachtsamkeit zu versinken. (Ausnahme: Wenn eigentlich genug Kraft da ist und die Unachtsamkeit andere Gründe hat, die ich durch Betrachten ändern kann.)


    Wenn jemand vom Alltag durch Arbeit und Familie völlig geschafft ist, dann fände ich es besser sich hinzulegen um z. B. Autogenes Training zu üben bzw. ein Nickerchen zu machen, anstatt fehlerhaft Konzentration bzw. Achtsamkeit zu üben.


    Gruß

    Sven

    Mal ein anderer Aspekt auf die Meditation bezogen:

    Erstmal weg vom Begriff der Meditation, da es bhavana ein geistiges Training ist.

    Wie trainiert man seinen Geist.

    Man übt eine Sache ein, bis sie automatisch läuft. Schlittschuhlaufen ist zum Beispiel so etwas. Wenn man etwas falsch macht tut es aber weh.


    Am besten kann man Rechte Anstrengung verstehen, wenn man ein Instrument z. B. Piano spielt.

    Wenn man zu schnell und falsch übt (ohne Rechte Konzentration und Rechte Anstrengung) merkt man, dass man später unsauber spielt.
    Das bedeutet, lieber nicht Piano üben, wenn man Rechte Konzentration und Rechte Anstrengung nicht aufbringen kann, da man sonst FEHLER einübt.

    Bei der geistigen Übung (Meditation) wird genau dasselbe neuronale Netz/Geist trainiert, damit zum Beispiel starke Konzentration später relativ spielend erreicht werden kann. Wer hier falsch übt, kommt auch zu nix. Leider bekommt man hier kein starkes Feedback wie beim Musizieren.

    Es werden auch normalerwiese leider auch keine technischen Hilfsmittel verwandt (in der Musik z. B. das Metronom), weil dies irgendwie verpönt ist.

    Deshalb meine Empfehlung: Meditiere nicht aus Pflichtgefühl heraus, wenn du nicht Rechte Konzentration und Rechte Anstrengung etc. aufbringen kannst, da dies nach hinten los geht und vorherige Erfolge zunichte macht.

    Beim Piano mache ich es so. Da ich jeden Tag üben möchte, dies aber nicht immer so geht wie ich möchte, übe ich zumindest 5-10min, wenn ich merke, dass die Kraft nicht reicht, breche ich ab, da ein weiteres üben Schaden würde.


    Meines Erachtens liegen die mäßigen bis gar keinen Erfolge der Übenden an der Unkenntnis dieses Sachverhalts (Es wird aber auch kaum gelehrt.)

    Naja, zumindest fühlt man sich meist beim Falschüben spirituell und entspannt sich. Ist ja auch was, wenn es das ist, was man will.



    Gruß

    Sven