Beiträge von Thorsten Hallscheidt im Thema „Religiös“

    Meister Eckhart - Über die innere Armut

    Danke für diese Lesung. Ja, dieser Text hat mich, als ich ihn zum ersten Mal gelesen haben, nachhaltig beeindruckt. Genauer geht es wahrscheinlich nicht. Hier zum Nachlesen:


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    Jetzt aber nicht mehr. Handelt es es also um eine Art "Kierkegardschen *Sprung in den Glauben". Hat es also den Charakter eines Bekenntnisses zur Religion?

    An meiner Haltung hat sich seit damals nichts geändert. Der Begriff Gott erscheint Dir transzendent, obwohl er auf etwas referiert, das Paul Tillich als den Urgrund des Seins bezeichnet, das sich sehr gut in Shunyata und die totale Diesseitigkeit fügt. Du musst nur mal die Metapher von Gott als personaler Gott verlassen.

    Es ist meines Erachtens kein Unterschied, ob jemand an die Existenz von Göttern oder Geistern glaubt oder z.B. an die Existenz von außerirdischen Mächten oder an eine Weltverschwörung vom Geldadel, u.s.w.

    Der Begriff "Gott" verweist auf etwas Wirkliches, das für Menschen erfahrbar werden kann. Etwas anderes sind die kulturell bedingten Bilder, die für diese Wirklichkeit gefunden und kommuniziert werden. Ein bärtiger Mann auf einem Thron über den Wolken jedenfalls ist nicht zutreffend, nicht einmal nahe dran. Sucht man nach realen Entsprechungen zu Bildern und Metaphern, wird man nicht fündig. Hört man auf zu suchen und lauscht stattdessen in die Stille, so kann man auf die Quelle dessen stoßen, was Menschen zu diesen Bildern und Metaphern motiviert hat. Götter schleudern keine Blitze, wenn ein Gewitter tobt, aber es ist eine reale Kraft hinter dem Phänomen Blitz, das Menschen zu der Vorstellung von Göttern motiviert hat. Ebenso ist da etwas, von dem Meister Eckhard sagt, es erscheine im mir, wenn alles andere (Gedanken, Wollen, Gefühle, Motivationen, etc.) zu Nichts würde. Daran muss man nicht glauben, weil man es erfahren kann. Das ist der Sinn von Religion.


    Zitat

    „Du brauchst nicht zu meinen, deine Vernunft könne so wachsen, dass du Gott erkennen könntest. Wenn Gott in dir göttlich leuchten soll, dann fördert dich kein natürliches Licht, es muss vielmehr zu nichts werden. Dann kann Gott mit seinem Licht in dich hinein und in dir leuchten, und er bringt alles mit, was dir ausgegangen ist, und tausendfach und mehr.“


    Quelle

    Als Anhänger einer Religion scheitert man doch kontinuierlich an den Ansprüchen genau dieser Religion, weil man immer in Sinnesfreuden oder weltlichen Dingen verstrickt ist.

    Zum einen: Wenn ein Arzt versucht, einem Patienten zu helfen, und das Leiden des Patient aber dennoch nicht abnimmt, ist (wenn überhaupt) der Arzt und nicht der Patient gescheitert. Der Arzt könnte vielleicht seine Strategie überdenken oder der Patient versucht eine andere Form der Therapie. Zum anderen: Wenn der Patient sich nicht krank fühlt, muss er auch nicht zum Arzt. Scheitern und Religion gehören für mich nicht zusammen, wohl aber Leiden und Heilung.

    Zum Gespött zu werden, nimmt man doch gerne hin, weiß man doch, dass man nichts anderes verdient.

    Ja, das ist oft die Sichtweise, die auf einem grundlegenden Missverstehen beruht. Das liegt zum Teil am Anspruch, an dem viele Vertreter der Religionen noch immer festhalten wollen: Die Welt zu erklären. Das kann Wissenschaft viel besser. Wie aber die Wissenschaft sich in den letzten 3000 Jahren weiterentwickelt hat, haben sich auch die Religionen weiterentwickelt. Die Religionen vermitteln Antworten auf die Frage, wie Menschen mit ihrer ontologischen Situation klarkommen können. Dabei spielt das, was mit dem Begriff "Gott" (als Urgrund des Seins) assoziiert wird, eine wesentliche Rolle.

    Aber das ist ein komplexes Thema, das diesen Thread sprengen würde. Paul Tillich, Keiji Nishitani, Rudolf Otto oder Hans Peter Dürr mögen einen Zugang ermöglichen. Aber wie es in der Naturwissenschaft nicht einfach ist, mal eben so zu den komplexesten Themen vorzudringen, ist es auch in der Religion nicht damit getan, irgendwelche Texte oder Bilder außerhalb ihres strukturellen Kontextes und historischen Entwicklung zu beurteilen. Meiner Ansicht nach haben Religionen das Wertvollste und Wichtigste für Menschen hervorgebracht. Allerdings wurde im Rahmen von Machterhalt und Deutungshoheit auch kaum ein anderer Bereich so sehr missbraucht und fehlgedeutet. Das macht Vorbehalte verständlich. Es ist nur schade, wenn es bei diesen Vorbehalten bleibt.


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    der Begriff Religion ist an dieser Stelle viel zu breit für eine vernünftige Diskussion. Alle möglichen Formen der Verehrung übernatürlichen Wesen gelten als "religiös

    Das ist ja auch genau der Grund, warum die pauschale Verurteilung des Religiösen, der Religionen oder von religiösen Menschen nicht nur viel zu kurz greift, sondern durch Vorurteile auch viele Dinge verdächtig macht und dadurch blockiert, die einen sehr positiven Einfluss hatten und haben können.

    Ist Buddhismus, Religion jetzt transzendent bzw. hat etwas transzendentes oder gibt es nur diese absolute Diesseitigkeit und was ist dann mit dem Kern der religiösen Erfahrung?

    Die religiöse Erfahrung hat ja nicht unbedingt etwas mit dem ontologischen Zustand der Wirklichkeit zu tun, sondern mit der Erfahrung dessen, wovon der der Buddha berichtet hat: Als ob einer nach langer Krankheit gesund wird.

    Den Sinnen unzugänglich bedeutet dass es nicht einfach eine weitere Sinneserfahrung ist.

    Da steht: das dem Sinnen (Singuar), also dem intellektuellen Erwägen, dem Nachachdenken, den Betrachtungen [über etwas] Unzugängliche


    Zitat

    Das Geborene, Gewordene, Entstandene, Geschaffene, Gestaltete, Unbeständige, aus Alter und Tod Gebildete, das Nest des Siechtums, das Gebrechliche, aus dem Strom der Nahrung Entsprungene: es reicht nicht hin, um daran Wohlgefallen zu finden. Der Ausweg aus ihm ist der Friede, das dem Sinnen Unzugängliche,

    Diese Diskussion habe ich schon zu oft geführt. Zen mündet eben nicht in der selbstgefälligen Absichtslosigkeit und hat das erst recht nicht zur Grundvoraussetzung. Wenn eine "wohltuende Erfahrung" das einzige Ergebnis oder Ziel ist, gibt es nun wirklich leichtere Wege, dieses Ziel zu erreichen. In unserer Sangha jedenfalls ist das Wohl aller Wesen die grundlegende Motivation hinter allen Anstrengungen.

    Wie sollte ich das, was der Sprache nicht zugänglich ist, Dir hier beschreiben. Buddha beschreibt es durch Negation:


    Zitat

    Was ist dies nun? Was da

    • Versiegung von Reiz, (rāga)
    • Versiegung von Abwehr, (dosa)
    • Versiegung von Verblendung (moha)

    ist, das ist dies.

    Und was ist der dorthin führende Pfad?

    • Auf den Körper gerichtete Achtsamkeit,
    • Ruhe und Klarsicht,
    • die sechsfache Einigung,
    • die 7 Heilsdinge.

    Das nennt man den dorthin führenden Pfad.


    Offenbar führt ein WEG dorthin, und offenbar hat der Buddha das erfahren, wie sollte der sonst wohl darüber berichten können?

    Von was für einem Religionsbegriff gehst du bzw. dein Abt da aus? Mir ist das zu pauschal.

    Von dem Teil des Religiösen, der diese Erfahrungen beschreibt, umschreibt, ermöglicht und erfahrbar macht:


    Ich denke dies führt dann direkt zu den Vorurteilen, die religiösen Menschen entgegenschlagen.Also dass der Christ seine Energie auf eine "fiktive Gestalt" richtet statt sich der Welt zu stellen. Und auch Meditation wird so gesehen, dass Menschen sich, statt sich der Realität zu stellen, sich in eine innere Wellnessblase zurückziehen wo sie sich selber "unangebrachten" Glücksgefühle erzeugen. Religion wird also als Weltverweigerung gesehen.

    Genau. Und ich denke, das Gegenteil ist der Fall. Religion kann helfen, mit den derzeitigen globalen Problemen fertig zu werden, weil sie Strategien zur Verfügung stellen, äußere Befriedigung durch materielle Dinge und Statussymbole durch eine eher innerliche Form von Glück zu ersetzen, die nicht so sehr von äußeren Quellen abhängig ist, sodass auch eine ethische Dimension leichter zum alltäglichen Reflex werden kann. Das beste, was man im Angesicht der derzeitigen Probleme machen kann, ist nichts – also all die schädlichen Dinge, die die Lebensgrundlage unterminieren, nicht tun. So der Abt unseres Klosters letztens bei einem Vortrag in Karlsruhe. Um aber nichts zu machen, müssen erst einmal Ruhe, Stille und innere Quellen des Glücks verfügbar und kultiviert (Teil der Kultur) werden. Das ist es, was Religion im besten Falle geleistet hat und leisten kann.

    Diese Haltung ist eine, wo man sich selber nicht so wichtig nimmt weil es was "Größeres" gibt und natürlich erfordert das Demut, Vertrauen und Hingabe -ein Umlenken des Bezugspunktes.


    Dies rein mit dem Begriff der Religion zu bezeichnen passt nicht, da man ja alles Mögliche als was etwas "Größeres" wählen kann. Einen Gott, eine Partei, die Revolution, die Vernunft, das Wohl aller Menschen, die Freheit, die Nation, das Klima usw. All dem kann man sein "kleines Ego" opfern. Und umgekehrt gibt es auch viel Religiöses das gar keine das Ego transzendierende Perspektive hat sondern wo das Übernatürlich angerufen wird, um der Ich-Perspektive zu dienen.


    Das Hinausgehen über das beschränkte Ich (Demut, Hingabe ) mit dem Religiösen zu identifizieren, ist also nicht so zielführend und es tut auch denen Unrecht die mit Bescheidenheit, Demut und Entsagung einer Sache dienen ohne dass dies mit Übernatürlichen assoziiert wäre.

    Der Kern und das eigentlich transformierende der religiösen Erfahrung ist:

    Zitat

    das Trieblose, die Wahrheit, das Transzendente, das Feine, das gar schwer zu Sehende, das Unverwelkliche, das Bleibende, das Unauflösliche, das Unsichtbare, das nicht Abgesonderte, das Stille, das Todlose, das Erlesene, das Glück, der Frieden, die Durstversiegung, das Erstaunliche, das Außerordentliche, das Notlose, [sichere, gesunde, heile], das notlose Ding, die Wunschlosigkeit, das Unbedrängte, die Entreizung, das Lautere, die Erlösung, das Haftlose, das Eiland, die Geborgenheit, der Schutz, die Zuflucht, das andere Ufer, das Ziel, das Ende.


    -> Quelle


    Das ist etwas ganz anderes als die Identifikation mit einer Nation, einer Partei oder einem gemeinsamen Ziel. Denn diese Identifikation dient ja gerade dem Ich, das Bedürfnis nach Sinn, Wert und Bedeutung zu befriedigen. Diese Bedürfnisse sind in der religiösen Erfahrung, von der oben die Rede ist, nur Hindernisse. In der Meditation habe ich manchmal Situationen erlebt, die mir Angst gemacht haben. Hingabe, Demut und Vertrauen helfen, den Sprung zu wagen.

    Es gibt kein anderes Tor als du selbst - daher sagte Buddha in seinen letzten Stunden, "seid euch selbst Zuflucht". Und früher mal, sagte er in einer Rede an die Kalamer, wie das so mit dem Vertrauen an Autoritäten ist.

    Nun ja, man soll den Worten eines anderen nicht nur vertrauen, weil er oder sie eine Autorität ist, sondern sie auch immer an der eigenen Erfahrung messen. Es gibt aber noch eine andere Art von Vertrauen (die kein blinder Glauben ist), und das ist die, die davon ausgeht, dass ein anderer es gut mit mir meint und mir etwas beibringen kann. Ich bin mir selbst Zuflucht – in letzter Konsequenz habe ich gar keine andere Wahl – aber das heißt ja nicht, dass ich von einem anderen Menschen nichts lernen könnte. Zudem ist der Blick von außen oft heilsam und kann Irrwegen vorbeugen – gerade auf dem buddhistischen Weg. Daher ist die Sangha auch so wichtig. Ich bin selbst das Tor, der Träger des Erwachens, das Tor muss ich aber erst einmal finden. Vieles, was nach Tor aussieht, ist nur eine weitere Spiegelung im Spiegellabyrinth des Selbstbetrugs, der Selbstbilder und Selbstkonzepte.

    jeder der den Weg gegangen ist, ist ihn in seiner Weise gegangen und wenn er umkehrt und anderen von seinen Erfahrungen erzählt, dann hilft das wenig, denn jeder muss es selbst erfahren (Kalamer).

    Ja, jeder muss Erfahrungen selbst machen, wie man ja auch selbst laufen muss, wenn man von A nach B möchte. Aber es ist gut, wenn ich andere Menschen nach dem Weg fragen kann, gerade dann, wenn es unwegsam wird und ich Gefahr laufe, mich in der Interpretation von Erfahrungen zu verirren, indem ich unangemessene Selbstbilder daraus generiere. Der buddhistische Weg ist von unzähligen Möglichkeiten, sich in den Geschichten des eigenen Egos zu verirren, geprägt. Da hilft der Blick eines Menschen, der den Weg schon gegangen ist, gewaltig – allerdings nur, wenn ich in der Lage bin, Kritik anzunehmen.


    Und nach diesem Gesetz kann jeder dann sich ein Floß bauen, schwimmen lernen und rüber auf die andere Seite kommen. Er braucht aber Mut, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen.


    Und Mut braucht es, dem eigenen Verstand zu misstrauen und ihn ggf. sogar loszulassen, wenn es notwendig oder angebracht ist. Ich habe viele Jahre damit zugebracht, mit meinem Verstand die Lehre des Buddha zu verstehen. Das war für mich sehr wichtig. Ich habe endlose Diskussionen zu allen Fragen des Dharma geführt und im Gespräch vieles verstanden. In der Lebenspraxis und Meditation nützt das allerdings wenig. Da ist es meiner Erfahrung nach manchmal angebracht, dem Intellekt nicht so viel Raum zu geben, da er eine Distanz schafft, die zwar mein Bedürfnis nach Kontrolle zufriedenstellt, aber gleichzeitig alle Tore verschließt. Es braucht für mich, wenn ich darüber nachdenke, nicht so viel Mut, mich meines Verstandes zu bedienen, denn diese Haltung habe ich Jahrzehnte lang eingeübt. Für mich war und ist es weit schwieriger, die Kontrolle, die mir der Verstand suggeriert, von Zeit zu Zeit abzulegen. Das ist mit dem alten Mantel oben gemeint gewesen.

    das Vertrauen in einen anderen konkreten Menschen wird immer enttäuscht, weil der nicht das kann, was man sich erhofft hat. Die Hoffnung ist dann unbegründet.

    Das Vertrauen in die Menschen, die weit mehr wissen und erfahren haben als ich selbst, ist durch positive Erlebnisse gewachsen, nicht durch bestätigte Erwartungen. Ich habe mir sogar in vielen Fällen weit weniger erhofft, als ich letztlich bekommen habe. Aber ich habe einige Zeit gebraucht, anderen Menschen so viel Vertrauen und Zutrauen entgegenzubringen, mir überhaupt etwas sagen zu lassen.


    Meine erste und dann auch für lange Zeit letzte Erfahrung im Zen vor 30 Jahren war dadurch geprägt, dass ich es als totale Zumutung empfand, mich vor dem Foto eines Zenmeisters (Deshimaru) und selbst vor dem Buddha zu verneigen. Ich bin als einziger stehen geblieben, und fühlte mich klar, aufrecht und überlegen: "ICH verneige mich vor niemandem!!" Erst 20 Jahre später habe ich wieder zum Zen gefunden. Ich verneige mich heute, wenn ich Dankbarkeit und Respekt empfinde.


    Wenn der andere kein Floss bauen kann, sondern nur mit Bauanleitungen handelt, dann kommst du auch nicht übern Fluss. Also müsstest du dir jemanden suchen, der für dich das Floß baut. Oder der schon ein Floß hat und dich als Fährmann übern Fluss bringt.

    Du suchst also einen, der dir dienen soll und will.

    Also einen Dummen mit Hingabe, Vertrauen und Demut.

    Die verstandene und korrekt praktizierte Lehre ist das Floss. Andere, erfahrenere Menschen haben mir oft dabei geholfen, die Lehre zu verstehen und bei der Praxis Fehler zu vermeiden – und tun das auch heute noch. Ich halte einen Menschen nicht für dumm, wenn er oder sie mir hilft. Ich bin aber sehr dankbar und versuche etwas davon zurückzugeben, indem ich in der Sangha oder im Kloster mit meinen Fähigkeiten nach Möglichkeit und Bedarf helfe.

    Nach meiner Erfahrung neigen "religiöse" Menschen zu Bigotterie - nicht, dass sie einfach nicht ihren eigenen Maßstäben genügen - sondern sie verschleiern das selbst noch vor sich selbst. Bewusst oder unbewusst sei dahin gestellt.

    Stimmt, das hatte ich vergessen.


    Hier die "Religiösen", da die Aufrichtigen.

    Buddha, Dharma, Sangha. – Hingabe, Demut, Vertrauen.


    „Religiöse“ Menschen, die Hingabe üben, laufen Gefahr zum Gespött zu werden. Demut ist so viel lächerlicher und schwieriger als Eloquenz und die Sicherheit der tausend Dinge, die zu wissen das Gefühl der Kontrolle und Kraft gibt und vermittelt. Vertrauen ist oft genug die Einladung zum Missbrauch. Schafe, willige Idioten, devote Spinner ohne Rückgrat, verstrahlte Irre mit Persönlichkeitsdefiziten, Süchtige des Opium fürs Volk.


    Hier die „Religiösen“, da die Wachen.

    Hier die „Religiösen“, da die Eigenverantwortlichen.

    Hier die „Religiösen“, da die den Mut haben, sich der Wirklichkeit zu stellen.

    Hier die „Religiösen“, da die Starken.


    Wer will da noch religiös geschimpft werden?


    Aber das ist nun mal das Tor: Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha. Hingabe, Demut, Vertrauen – Hingabe an die Stille. Hingabe bis zur totalen Selbstaufgabe: Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das ist nicht mein Selbst. Demut bis zur kompletten Bedeutungslosigkeit: Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das ist nicht mein Selbst. Vertrauen bis zum totalen Ausgeliefertsein: Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das ist nicht mein Selbst. Die Chimäre töten.


    Zuflucht vor dem Irrsinn des Samsara. Zuflucht vor dem Irrsinn des Theaters in meinem Kopf. Zuflucht vor dem Getriebensein, immer wieder neu und anders, ewig ruhelos gierig, ängstlich:


    Das Geborene, Gewordene, Entstandene, Geschaffene, Gestaltete, Unbeständige, aus Alter und Tod Gebildete, das Nest des Siechtums, das Gebrechliche, aus dem Strom der Nahrung Entsprungene: es reicht nicht hin, um daran Wohlgefallen zu finden. Der Ausweg aus ihm ist der Friede, das dem Sinnen Unzugängliche, Beständige, die ungeborene, unentstandene Stätte, frei von Kummer und Leidenschaft, die Aufhebung der Leidenserscheinungen, das selige Zurruhekommen der Prozesse.“


    Die Lehre ist ein Floß, unnütz auf der anderen Seite. Bis dahin aber: Vertrauen, Hingabe, Demut. Da ist jemand, der weiß viel mehr als ich, hat viel mehr Erfahrung, ist den Weg schon gegangen, kann mich leiten, weiß den Weg. Welch ein Glück, wenn ich solch einen Menschen treffe. Keine Dankbarkeit wäre groß genug für das Weisen des Weges. Und muss ich diesen alten Mantel ablegen, um den Weg zu gehen, was liegt mir an dem alten Ding: Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das ist nicht mein Selbst. Ich gebe ihn hin, den alten Mantel, weil ich tiefes Vertrauen habe. Was soll mir schon geschehen? Auch für mich selbst gilt ja: Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das ist nicht mein Selbst.