Als Antwort hierauf möchte ich einen Text von Hajime Nakamura über das Ziel der buddhistischen Heilslehre anfügen.
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Dieser kleine Ausschnitt stammt aus: Buddhism in Comparative Light (1975)
ich habe mir jetzt alle 15 Seiten durchgelesen. Zuerst sagt er, dass es einer traditionellen indischen Denkweise entspringt, den negativen Ausdruck zu bevorzugen. Man also statt vom Verlöschen des Leides auch von "unaussprechlucher Seligkeit" sprechen könnte.
Zitat Nirvāṇa erscheint in diesem Sinne nur als ein kalter und negativer Zustand. Das hängt wahrscheinlich mit der traditionell indischen Denkweise zusammen, die den negativen (im Sinne von negierend)
Ausdruck bevorzugt (etwa »nicht eines« (aneka) statt »viele«, »nicht gut« (akusala) statt »schlecht«). Nirvāṇa ist nicht bloße Leere. Obwohl die Frucht der Bemühung oft im Sinne einer Negation als ›die Erlösung von den Sorgen‹ usw. dargestellt wird, wird sie gleicher-massen mit Glückseligkeit identifiziert. Der Friede und die allumfassende Güte, die den Heiligen zugeschrieben werden, können
wohl kaum als bloße Negation gewertet werden. Im Bewusstsein wird es als im höchsten Maße positiv empfunden; es übt eine ›Faszination‹ aus, die seine Anhänger ebenso mitreißt, wie Hinduisten
und Christen von ihren entsprechenden Glaubensinhalten ergriffen
werden. Nirvāṇa ist ›unaussprechliche Seligkeit‹.
Wobei es mir so vorkommt, als sei das mit der "negativen Formulierung" kein Ausdruck irgendeines indischen Denkens. Es sind nur die Buddhisten die sich so zurückhalten, während Veden und Upanuschafen in keiner Weise zögern, sich dem Absoluten positiv oder sogar hymnisch zu nähern.
Er zitiert dann eine der wenigen Stelle im Palikanon , wo die Formulierung positiv ist und vom "
Ungeborene, Ungewordene, Ungeschaffene,
Unzusammengesetzten" die Rede ist. Der Begriff des "Todlosen" bringt ihn dazu, dass in die Nähe des christlichen Begriffs des "Ewigen Lebens" zu rücken.
Zitat So beanspruchte Buddha für sich,nachdem er Erleuchtung gefunden hatte, die Tore zum Todlosen geöffnet zu haben. Der perfekte Zustand wird häufig ›Das Todlose‹ genannt. Es ist richtig, dass Buddha sich geweigert hat, auf Fragen bezüglich der letztlichen,jenseits der phänomenalen Welt liegenden Realität zu antworten,
dennoch scheint er keinerlei Zweifel hinsichtlich des Absoluten ge-
habt zu haben. Er sagte:»Es besteht, Mönche, das Ungeborene, Ungewordene, Ungeschaffene,
Unzusammengesetzte. Wenn dieses Ungeborene, Ungeschaffene,
Unzusammengesetzte nicht bestünde – nicht wäre dann ein Entrinnen aus dem Geborenen, Gewordenen, Geschaffenen, Zusammengesetzten zu erkennen.«132
Hiermit formulierte der Buddha einen Glauben an etwas, das jenseits wechselnder Erscheinungen der sichtbaren Welt Bestand hat.
In der christlichen Tradition gibt es eine ähnliche Bezeichnung für
das Ziel, hier nun ›Ewiges Leben‹ genannt:
»Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen,die ihn lieben.«
Ich denke der frühe Buddhismus hat sich recht bewußt so sparsam und so "negativ" ausgedrückt, eben genau weil Menschen dazu neigen, aus allem etwas zu "machen". Ein harmlos scheinender Begriff wie das "Todlose" - schlicht die Verneinung des Kreislaufes von "Geburt und Tod" reicht aus um da dann zu sowas erhabenen wie dem "ewigen Leben" überzugehen.
Im späteren Buddhismus ist man weniger heikel darin sich auf das Heilsame positiver zu Beziehen. Es gibt z.B den Begriff der "Buddhanatur" - es gibt Buddhaspekte wie Avalokiteshvara und im tibetischen Buddhismus einen riesigen Reichtum an Mitteln. Von denen aber jedes einzelne neben Möglichkeoten auch Risiken und Nebenwirkungen mit sich bringt und selber zum Hindernis werden kann.
Der positive Bezug zur Welt gibt es ja in vielen ostasiatischen Religionen. So im Konfuzianismus die positive Sicht auf Staat, Familie, Ahnen und Kinder. In Shintoismus und Daoismus der positive Bezug zur Natur. All dies hatte einen starken Einfluss auf den Buddhismus der aber in sich ambivalent ist und positive und negative Apekte beinhaltet.
Ich würde das ja gerne mit dir zusammen anschauen aber wenn du alles was nicht deiner Meinung entspricht als "Irrlehre"zu sehen gewillt bist, wird das schwer.