Beiträge von Thorsten Hallscheidt im Thema „Was ist Gier?“

    Abgesehen davon, dass es sich nicht gehört, Zitate anderer zu verändern und dies dabei nicht anzugeben - interessiert es mich, was mit dieser Sinnentstellung gemeint sein soll, und ob vielleicht ein angemessenes Eingehen auf meine Inhalte möglich ist.

    Ich denke, mit den eckigen Klammern habe ich die Veränderung deutlich genug gemacht, dass sie nicht als ungehörig gelten sollte. Zudem ist die Sinnentstellung eher eine Sinnumstellung. Ich denke, es ist aus buddhistischer Sicht wichtig, Unbeständigkeit, Leidhaftigkeit und Leerheit von einem Selbst bezüglich aller Phänomene so oft als irgend möglich im Geist zu behalten, und sich von alltäglichen Vergnügungen nicht davon ablenken zu lassen. Aber letztlich bleibt das natürlich jedem selbst überlassen. Es besteht ja kein Zwang, eine buddhistische Perspektive auf die Welt einzunehmen.


    Hier ein (recht drastischer) Text, der aber in Relation auf die Befreiung von Gier, Hass und Unwissenheit die buddhistische Sicht auf alltägliche Vergnügungen gut charakterisiert:


    Das Nächstliegende wäre für mich, eine angenehme Partie Tennis zu spielen. Ich nehme an, nicht wenigen kann es so gehen. Insofern schrieb ich von einem hohen (Einsichts-) Punkt. Tennisspielen und vollkommenes Gewahrsein hinsichtlich anicca, dukkha und anatta scheint mir nicht möglich.

    Wo sollte so ein Gewahrsein eingeübt werden, wenn nicht im Alltag, wenn nicht beim Tennis, beim Spülen oder auf der Toilette? Vollkommen wird das Gewahrsein irgendwann durch beharrliche Übung im Alltäglichen.

    Hallo einfachundgerne


    Das hat nur bedingt etwas mit Theravada oder Mönchsgemeinschaft zu tun. Der von mir zitierte Text gehört zu den Grundlagen aller buddhistischer Schulen (vier edle Wahrheiten) und ist auch für Laien gedacht.


    Zudem trägt er auch dem Gedanken Rechnung, dass unsere Physis und unsere individuelle Psyche das Ergebnis von kulturellen und nicht zuletzt auch evolutiven Prozessen sind, die auf den drei Geistesgiften aufbauen. Überleben, Anpassung und Progression basieren auf Gier, Hass und Verblendung. Diese drei Triebkräfte sind so tief in unser Erbgut, unsere Vorstellungen, unsere Wertsysteme und unsere Kultur eingeschrieben, dass wir ihre Anwesenheit, ihre Wirkungen und ihre Dynamiken als komplette Normalität (Samsara) begreifen. Egal ob für Laien oder Mönche: Der buddhistische Weg besteht darin, diese Normalität zu hinterfragen. Es beginnt mit den offensichtlichen Ausprägungen von Gier und Hass, und geht immer weiter in den Kaninchenbau.


    Das ist kein hoher Punkt, sondern das Nächstliegende und Unmittelbare.

    Hallo Monika.


    Alter, Tod und Krankheit sind unter anderem als Leiden definiert. Anhaftung, Ablehnung und Unwissenheit sind als Ursachen des Leidens definiert. Alter, Krankheit und Tod (Die ganze Leidensmasse) findet ihren Ursprung im abhängigen Entstehen:


    Zitat

    Durch (1.) Unwissenheit (avijjā) bedingt sind (2.) die Karmaformationen (saṅkhāra), dadurch (3.) das Bewußtsein (viññāna), dadurch (4.) das Körperliche und Geistige (nāma-rūpa), dadurch (5.) die sechs Grundlagen (āyatana) der geistigen Vorgänge, dadurch (6.) der Bewußtseinseindruck (phassa), dadurch (7.) das Gefühl (vedanā), dadurch (8.) das Begehren, dadurch (9.) das Anhaften (upādāna), dadurch (10.) der Werdeprozeß (bhava), durch den (karmischen) Werdeprozeß (11.) die Wiedergeburt (jāti), dadurch (12.) Altern und Sterben usw. (jarā-marana usw.).


    Quelle

    Insofern sind auch Altern und Tod Resultate von Gier, Hass und Unwissenheit.


    Liebe Grüße


    Thorsten

    Gier: So lange ich das nicht habe, kann und will ich nicht glücklich sein. Das können auch sportliche Fähigkeiten sein.


    Hass: So lange ich das habe, solange das so ist, kann ich nicht glücklich sein.

    Gier: Sollte ich das verlieren, werde ich unglücklich sein oder Angst haben.

    Hass: Sollte mir das jemand oder etwas nehmen wollen, werde ich wütend werden.


    Gier: Sollte ich etwas haben, was andere nicht oder weniger haben, werde ich stolz sein.

    Hass: Sollte ich etwas nicht oder weniger haben, was andere haben, werde ich neidisch sein.


    u.s.w. mit folgenden Konsequenzen:

    Gier und Hass (Anhaftung und Ablehnung) sind sowas wie Grundfesten oder grundlegende Parameter unserer Wirklichkeit. Sie sind – erwachsen aus Verblendung – die Ursachen des Leidens:

    Zitat
    Geburt ist Leiden, Alter ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Sterben ist Leiden, Kummer, Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung sind Leiden, mit Unliebem verbunden sein ist Leiden, von Liebem getrennt sein ist Leiden, was man begehrt, nicht erlangen, das ist Leiden, kurz gesagt: die fünf Daseinsgruppen sind Leiden.

    Quelle


    Sofern etwas davon bei einem Wesen zutrifft, sind die Geistesgifte (Gier, Hass und Verblendung) am Werk. Sie durchdringen wie die Myzele eines Pilzes jede Faser des Daseins.