Beiträge von Monikadie4. im Thema „Wie geht der Buddhismus mit Liebeskummer um?“

    Lieber SpektrumRot,


    "den Dingen geht der Geist voran" Dhammapada.


    Bevor wir begreifen, was mit den Worten gemeint ist, müssen wir am Abbau der Verblendung arbeiten. Unwissenheit verhindert die klare Sicht.


    Du schreibst weiter oben

    Aber der Weg wie man mit seinen Gefühlen und sich selbst umgeht, da weiß ich einfach nicht ob harte Rationalität für jeden hilfreich ist.

    Man soll nicht gegen sich also seine Gefühle kämpfen und wie ich sagte man keinem Vorhalten, dass er es nicht will nur weil er Gefühle hat.

    Und vor allem wenn man anfängt ganz hart seine Bedürfnisse zu „unterdrücken“, in den meisten Fällen ist man nicht ehrlich mit sich selbst.

    Diesen Gefühlen geht ein ständiges Darübernachdenken und davon Träumen voraus.


    Wenn Du wirkliche Befreiung wünscht, dann musst Du aufhören, Dir solche Illusionen zu machen.

    Entweder erlebst Du, was Du Dir wünscht, oder Du verlierst irgendwann das Interesse.


    Der Weg geht über Erkenntnis, aus meiner Erfahrung ist die Lehre Buddhas am besten dazu geeignet. Aber dazu musst Du Dich ernsthaft mit ihr beschäftigen wollen, und vorallem meditieren.


    Es ist eine Geistesschulung. Das bedeutet, mit zunehmender Praxis ändert sich die Perspektive.

    Und nein, es bedeutet nicht, dass Du Dich nicht mehr verlieben darfst.


    Ich habe vor 21 Jahren plötzlich den Wunsch gehabt, nicht mehr alleine leben zu wollen. Darüber war ich erst gar nicht glücklich und hab gesagt "aber nur einen, den ich schon kenne". Am selben Abend - unglaublich, aber wahr - rief ein alter Freund von 1968 an. Er war Witwer geworden. Wir verabredeten uns sofort und 1/2 Jahr später bin ich zu ihm gezogen, im August 2003 haben wir geheiratet.

    Wir mussten uns zusammenraufen, denn wir waren ja schon erfahrene/eigensinnige Menschen mit erwachsenen Kindern.

    Aber wir haben uns gefunden und gekämpft, und zu guterletzt sehr geliebt und respektiert.

    Wie Du weißt, starb er im November.


    Aber ich habe ein überwiegend schönes Leben mit ihm gehabt und konnte in all den Jahren meinen Geist schulen, gerade auch durch das Zusammenleben mit ihm. Das Leid, dass dennoch entsteht, wird dadurch tragbar.


    Würde ich aber ständig alle möglichen Szenarien mit ihm heraufbeschwören und am Verlust anhaften, dann würde ich leiden. Die Einsicht in die Dinge, wie sie sind, das Wissen und Umsetzen der Lehre jedoch machen mich frei davon, ohne dass mein Herz sich verschließt.


    Mehr möchte jetzt nicht dazu schreiben. Du musst wollen oder eben nicht. Das kann Dir keiner abnehmen.

    Von Herzen alles Gute für Dich

    _()_ Monika

    Lieber SpektrumRot,

    Danke für Dein liebevolles Verstehen, aber es hat nichts mit meiner Situation zu tun. Ich fühle mich gar nicht persönlich betroffen.


    Das ist ja eine der wunderbaren Folgen der buddhistischen Praxis. Du bekommst Unterscheidungsvermögen und kannst nicht mehr verletzt werden, weil Du nicht mehr anhaftest an Vorstellungen und Träumen. Du hast die Illusion durchschaut und losgelassen.


    Das gelingt Schritt für Schritt, aber vorallem wenn der Stolz und das Rechthabenwollen verschwindet.

    _()_

    Nochmal:

    Der Buddha hat Haushältern nicht den Sex verboten, er hat lediglich empfohlen, keinen Ehebruch zu begehen u.dergl., er sprach mit ihnen über ihre Probleme, aber hat ihnen garantiert nicht die Enthaltsamkeit angeraten.

    All das, was Du Igor, hier predigst, betrifft Mönche und Nonnen.


    Dass Verliebtheit wie eine Droge wirkt und nach dem Entzug auch entsprechend Leid hervorruft, wurde hier schon immer wieder klar zum Ausdruck gebracht.


    Ich bin dafür, diesen Thread zu schließen, SpektrumRot.

    _()_ Monika

    ,

    Ich sehe das nicht anders, aber der Buddha war nicht fanatisch, kein Oberlehrer - schon gar nicht vor seiner Erleuchtung!


    Mit Haushältern hat er liebevoll gesprochen über deren weltliche Probleme und ihnen mit Rat und Tat zur Seite gestanden.


    Deine Anhaftung und Deine Verbissenheit sprechen für sich.

    Alles Gute

    _()_

    Igor, ich vermute, da herrscht ein sprachliches Problem vor, dass Du mich so missverstehen kannst.

    Ich bin ja ganz Deiner Meinung. Aber ich unterscheide eben zwischen Begierde und Natur.

    Ich habe zu Beginn dieses Threads auf das Leiden hingewiesen.

    _()_

    Lieber Igor, ich bin sachlich, aber auch realistisch. Es tut mir leid, wenn Du eine andere Wahrnehmung hast, die Dich offenbar verletzt.


    Deine Zitate sind mir bekannt, offenbar hast Du meine vorherigen Beiträge nicht gelesen. Ich zitiere nicht mehr gerne, sondern schreibe aus meinen Erfahrungen und dem Leben.

    Was nützen all die Zitate, wenn wir akut noch starke Probleme mit uns und unserer Umwelt haben. Wir leben ja nicht im Kloster.


    _()_ :heart: Monika

    Du musst Dich nicht zurückhalten. Es geht ja nicht um Verbote, sondern darum, wenn Du denn willst, darum, sich zu üben in ...


    Deshalb finde ich Deine Frage, wie gehen Buddhisten mit Verlieben um, völlig berechtigt.


    Was sonst Igor sollten wir fragen, wenn wir nicht weiterwissen, als das, was uns am meisten quält.

    _()_

    Ich muss sagen, ich vermisse es einfach nur einen warmen Körper zuhaben, den man mag und knuddeln kann, wenn man schlafen geht und morgens, wenn man aufwacht. :D


    Sowas vermisse ich sehr.


    Und wenn sowas mit gegenseitigen verliebt sein passiert. Es wäre für mich der temporäre Himmel.

    Ja, das verstehe ich. Aber vielleicht hast Du zu hohe Erwartungen. Dein Blick ist auf Deine Bedürfnisse gerichtet, es geht Dir offenbar nicht um den anderen Menschen. Ist sie/er nur ein Objekt? Verliebt in den neuen Wagen wäre auch nicht ungewöhnlich.


    Das, was Du Dir wünscht, kommt unerwartet und ganz bestimmt nicht, weil Du es willst. Das merkt Dein Gegenüber! Behaupte ich!

    Arbeite einfach an Deiner Befreiung, ist meine Empfehlung. Und warte nicht auf "draußen".

    _()_ :heart:

    Da gibt es einen Unterschied "Verliebt sein" ist eine Krankheit (warum ich das so sehe ist logisch, die meisten Handlungen sind nicht mehr rational) - Liebe ist ganz was Anderes.


    Beim Verliebtsein leidet man meiner Ansicht - Leid verbinde ich nicht mit Liebe.

    Das sehe ich auch so, Tim.

    Ich war oft in meiner Jugend verliebt. Irgendwann fühlte ich nur noch Stress, fehlende Konzentration, ein Verhalten, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank, kaum fähig, etwas anderes zu tun als träumen und in den Gefühlen zu schwelgen.


    Also nix, was ich mir jemals nochmal wünschen würde.


    Die Liebe, die jetzt mein Herz erfüllt, ist unabhängig von anderen und einfach da.

    Vorallem hab ich das Gefühl "selbst in der Hand", denn wenn sie schwindet, spüre ich das sofort und kann durch die verinnerlicht Praxis gegensteuern.


    _()_ :heart:

    Auch Tiere, sogar Pflanzen nehmen diese Form der Liebe wahr, dafür bedarf es keines denkenden Geistes, denn sie hat Strahlkraft. Im übrigen kümmert es jemanden mit dieser Liebe im Herzen nicht, er/sie weiß es. Und dieser Mensch braucht keine Bestätigung durch andere (mehr), weder gibt es da Einsamkeit noch irgendwelche besonderen Bedürfnisse.


    Jetzt weiß dieser Mensch, dass alles, was zuvor ersehnt oder besessen werden wollte, nur diesem einzigen Ziel diente. Alles war Ersatzbefriedigung, alles war überflüssig. Das nennt sich


    wunschlos glücklich.

    :heart: _()_

    Ja, daran hab ich mich immer wieder erinnert, weil es so außergewöhnlich war. Ich war so ca. 16 und wartete mit meiner Mutter auf dem Dammtorbahnhof auf die S-Bahn. Ein gutaussehender Mann schaute mich liebevoll an und stieg eine Tür weiter in die Bahn. Ich war so ergriffen, dass mich dieser Eindruck nie wieder verließ.


    Da ich mich sehr oft nicht unbedingt auf den ersten Blick verliebte, aber auch kein Kind von Traurigkeit war, bin ich bis heute davon überzeugt, dass das eine besondere Begegnung war.

    Auch oder gerade, weil sie nur einen Augenblick im wahrsten Sinne des Wortes dauerte.

    :) :heart: _()_

    Guten Morgen SpektrumRot,

    Freisein bedeutet nicht, nichts mehr zu fühlen, aber es gibt keine Anhaftung mehr durch übertriebenes Leiden, also das unnötige Hinausziehen und immer wieder gedanklich von vorne bis hinten durchzukauen, das Selbstmitleid ...


    Leidenschaft ist für mich keine Liebe. Die Liebe zu meinem Mann ist in meinem Herzen und bleibt bestehen.

    _()_

    Moin SpektrumRot,

    ich hatte oft Liebeskummer, weil ich mich schon seit der Kindheit oft verliebte.

    Als Jugendliche sang ich damals Anfang der 60er gern "wer wird denn weinen, wenn wir auseinander gehen, wenn an der nächsten Ecke schon ein anderer steht ..." von Zarah Leander. Denn in meinem Elternhaus lief viel Musik übers Radio und Schallplatten. Meine Eltern waren einfach Klasse.

    Andererseits genoss ich offenbar auch Liebeskummer, indem ich schön traurige Musik anhörte oder Bücher las. 8)


    Später begriff ich, dass Liebe etwas anderes ist. Ich übte mich auch ohne Buddhismus darin, Liebe nicht mit Besitz oder Sex zu verwechseln, denn ich erfuhr von Agape. Und die schien mir erstrebenswert.


    Durch die Lehre Buddhas wurde mir klar, was alles Leiden erzeugt, und seither übe ich mich darin, nicht anzuhaften, egal woran.

    Wenn ein Schmerz auftaucht, fokussiere ich ihn. Ich habe vor Jahren entdeckt, dass, wenn ich mich auf ihn zum Beispiel im Herzen konzentriere, ohne ihn zu bewerten, dieser nach relativ kurzer Zeit verschwindet, wie durch einen Laserstrahl ausgebrannt.


    Hilfreich finde ich auch das Wissen, dass Liebeskummer in dem Bereich des Gehirns angesiedelt ist wie Drogenentzug. Es ist also nicht unbedingt mit Vernunft zu bekämpfen, sondern mit Aushalten, Durchhalten. Dieses Wissen hilft auch dabei, sich nicht schlecht zu fühlen oder schwach, denn es ist ein starker hormoneller und "chemischer" Einfluss. Selbst Hunde leiden unter Liebesentzug.


    Mein Mann ist vor 6 Monaten gestorben. Dabei hilft mir nur das Wissen/Glauben, dass es ihm jetzt besser geht als hier - kein Alter, keine Krankheit, keine Ängste, keine Sorgen ...

    Wenn ich weine dann nur wegen mir. Ich vermisse ihn sehr. Aber er ist frei. Meine Liebe zu ihm bleibt.


    Wenn Dich also eine Liebe verlassen hat, dann bedeutet das nicht, dass Du nicht weiter Liebe zu ihr/ihm spüren kannst. Was wehtut hat nichts mit Liebe zu tun.

    Wenn das einmal klar ist, löst der Schmerz sich schneller auf.


    Alles Gute für Dich

    _()_ Monika