Was soll nun diese schwer verständliche Rede vom Nicht-Ich bedeuten? Wenn etwas völlig sicher und gewiss ist, so sagt der Ich-Gläubige, so ist es doch mein Selbst, mein Ich, denn wer und was sonst denkt, empfindet, fühlt, sieht, hört, redet usw. als eben ich? Dieses Ich soll es nicht geben, es soll nicht zu finden sein? Das kann nicht sein. Ich selber bin ja der lebendige Gegenbeweis. Es muss doch letzten Endes ein Subjekt da sein, als Gegensatz zum Objekt, es muss ein Berührendes, Empfindendes, ein Subjektives existieren, das, auch wenn es mit den Sinnesorganen nicht erkennbar ist, dem Objektiven gegenübersteht, das Objektive erkennt.
Aus solcher Rede spricht der felsenfeste Glaube an das "Ich an sich", an eine Seele, an ein absolut Seiendes. Wir dürfen ruhig zugestehen, dass dieser Glaube als solcher nichts beweist. ,Gewiss sind wir da als Person, als Wesen, als Erscheinung, als Wirkende aber dass hinter allem eine unsichtbare, unfassbare, unerkennbare Seele, ein Ich, ein absolutes, ewig unwandelbares, unzerstörbares, unvergängliches Subjekt, ein Atman steckt, dafür haben wir auch nicht die Spur eines Beweises.
Was aber sind wir denn als Person, als Wesen, als Erscheinung usw.? Nichts anderes als eine Gruppe von Dingen, die in ihrem Zusammenwirken die Person, die Erscheinung, den Herrn Soundso, die Frau Soundso usw. ausmachen.
Nehmen wir z.B. den Begriff "Wald" und stellen wir uns vor, wir ständen mitten darin, nicht etwa im Begriff, sondern in einem wirklichen Wald. Was sehen wir? Bäume, Zweige, Nadeln und Blätter. Sind diese Dinge etwa der Wald? oder ist das Moos am Boden der Wald? oder ist das gedämpfte Licht der Wald, oder dies oder jenes? Keines von allen. Keines von all diesen Dingen ist der Wald, und doch verstehen wir, was der Wald ist: das Miteinandersein dieser Dinge in einer bestimmten Art und Weise ist der Wald; aber hinter diesen Dingen und ohne diese Dinge gibt es keinen Wald, ist ein Wald nicht festzustellen, ist nicht zu finden. Ein "Wald an sich", ein Wald im Sinne eines Absoluten, Transzendenten ist doch wirklich im höchsten Grade unwirklich und undenkbar.
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