Beiträge von mukti im Thema „Warum es „Blödsinn“ ist den „Buddhismus studieren oder verstehen zu wollen““

    Eine Blume wird erst zu einer Blume, wenn ich sie als solche wahrnehme und kategorisiere. Andernfalls bleibt sie lediglich ein bunter Fleck in meinem Sichtfeld. Dies ist eine einfache, aber verständliche Überlegung, die jeder nachvollziehen kann.


    Der bunte Fleck kommt durch den Kontakt von Sehsinn, Sehobjekt und Bewusstsein zustande und die Blume kommt durch den Kontakt von Geistsinn, Geistobjekt und Bewusstsein zustande. Durch die Übung das so anzunehmen wie es eben ist gibt es dabei kein "Ich" oder "mein", also kann keinerlei Dukkha dadurch entstehen. So verstehe ich die Rede an Bahiyo, die du vorhin zitiert hast:

    Zitat

    Gesehenes gelte dir nur als Gesehenes, Gehörtes nur als Gehörtes, sinnlich Erfahrenes nur als sinnlich Erfahrenes, Erkanntes nur als Erkanntes.' So kannst du dich üben, Bāhiyer. Wenn dir Gesehenes nur als Gesehenes, Gehörtes nur als Gehörtes gelten wird sinnlich Erfahrenes nur als sinnlich Erfahrenes, Erkanntes nur als Erkanntes, dann, bist 'du' nicht 'dort' Bāhiyer, dann ist 'das' nicht 'deine' Sache, dann Bāhiyer, bist 'du' weder 'hier' noch 'jenseits' noch 'dazwischen': Das eben ist das Ende des Leidens.

    Bāhiyo




    Darum geht es, Abstraktionen helfen mir nicht weiter.

    Lieber mukti, wie Analayo es sehr ausführlich darlegt, geht es nicht um Abstraktionen, sondern eher um das Wahrnehmungstraining.

    Denn wir sehen per se keine Wolke am Himmel und keine Blume auf der Wiese. Stattdessen prallen rohe elektromagnetische Schwingungen auf uns, die wir dann etikettieren und in Schubladen stecken. Und so entsteht das ganze Übel, die „Verblendung“.


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    Die Verblendung entsteht jedenfalls wenn etwas als "Ich" oder "mein" wahrgenommen wird und durch das Training erlischt diese Verblendung.

    "Er nimmt Samsara als Samsara wahr. Nachdem er Samsara als Samsara wahrgenommen hat, stellt er sich Samsara vor, er macht sich Vorstellungen in Samsara, er macht sich Vorstellungen von Samsara ausgehend, er stellt sich vor 'Samsara ist mein', er ergötzt sich an Samsara. Warum ist das so? Weil er es nicht vollständig durchschaut hat, sage ich."


    Bei Buddha Worten ist es sehr nützlich, das andere Extrem genauso einzubauen.

    In M.1 ist das bereits eingebaut, alle Gebiete des Samsara werden dort aufgelistet und sie werden ebenso nicht durchschaut, wenn man sich Vorstellungen darüber macht, sie als 'mein' annimmt und sich daran ergötzt.

    Nirvana greift nach etwas, das nicht mit Worten fassbar ist, das ist ein Problem, das nur erkannt wird, wenn man Nirvana erlebt hat.


    Oder man hat es nicht vollständig durchschaut:

    Zitat

    "Er nimmt Nibbāna als Nibbāna wahr. Nachdem er Nibbāna als Nibbāna wahrgenommen hat, stellt er sich Nibbāna vor, er macht sich Vorstellungen in Nibbāna, er macht sich Vorstellungen von Nibbāna ausgehend, er stellt sich vor 'Nibbāna ist mein', er ergötzt sich an Nibbāna. Warum ist das so? Weil er es nicht vollständig durchschaut hat, sage ich."

    M.1

    Man hält am Floß der Lehre fest bis das Ziel erreicht ist:


    Zitat

    'Dieses Floß war mir sehr nützlich, da ich mit seiner Hilfe, und indem ich mich mit Händen und Füßen abmühte, sicher ans andere Ufer gelangte. Angenommen ich würde es ans trockene Land ziehen oder es auf dem Wasser treiben lassen, und dann gehen, wohin ich wollte.' Nun, ihr Bhikkhus, mit solcher Vorgehensweise würde jener Mann das tun, was er mit jenem Floß tun sollte. Also, ihr Bhikkhus, habe ich euch gezeigt, wie das Dhamma einem Floß ähnlich ist, indem es der Überfahrt dient, nicht dem Festhalten.

    M.22

    Buddha weist immer wieder darauf hin, das Festhalten an Samara, Sinnesleiden und oder Nirvana Sinnesfreuden vermieden werden muss.

    Sinnesleid und Sinnesfreude ist sowohl in Samsara als auch im Nirvana.

    Was ist das Festhalten am Streben nach Nirvana anderes als Anhaftung?

    Was ist das Verlangen Samsara zu verlassen anderes als Anhaftung?

    Ich weiß nicht was Sinnesfreuden und Sinnesleiden mit Nirvana zu tun haben.

    Jedes Festhalten vermeiden, darin besteht eben das Streben nach Nirvana. Wenn alles losgelassen ist, ist Nirvana erreicht.

    Doch, wenn Nirvana erreicht ist, geht es mit Sicherheit im lebend sein wieder auf Samsara zu. Festhalten wollen ist auch hier die Illusion, das man alles erreicht hat und es Beständigkeit ist. ...

    Verstehe ich nicht so recht, Samsara bedeutet ja festhalten wollen und Nirvana ist ohne die Illusion, die zum Festhalten führt. Aber irgendwie haben wir eine verschiedene Sprache, vielleicht ist das Zen-typisch, keine Ahnung.

    Ramana Maharshi war Hinduist der offenbar sehr tiefes Samadhi erreichen konnte. Stromeintritt ist angeblich auch ohne derartig strenge Askese erreichbar, auch von Haushältern mit Familie.

    Aber dass manches hier weitaus schwieriger ist als woanders, dem muss ich leider zustimmen.


    Ich war auch mal auf La Gomera zu Gast bei einer „Gemeinschaft“ bei Aussteigern, die von Selbstversorgung und aber auch besonders von Geldern von den Gästen lebten und darauf auch am meisten angewiesen waren. Es war interessant diese Gemeinschaft zu erleben, aber wirklich befreit und glücklich wirkten auch sie nicht. Für viele ist es ein Ort um vor dem Kapitalismus und auch der eigenen Vergangenheit, was sie in ihrer Heimat erlebten, zu flüchten.

    In Gomera war ich oft und kenne die Szene. Hab dort einige interessante Leute getroffen.


    Jeder Mensch hat auch mehr oder weniger unterschiedliche „Probleme“ oder sogar „Katastrophen“ die er zu bewältigen hat.


    Der „Weg“ ist somit auch nicht für alle „gleich schwer“.

    Das sehe ich auch so. Wir leben in verschiedenen inneren und äußeren Umständen und es lässt sich kaum an dem einen oder anderen Merkmal erkennen wie weit jemand fortgeschritten ist, es sei denn man hat die seltene Fähigkeit, die Herzen der Menschen zu durchschauen. Ich hab sie nicht.

    Ja, dieser „Weg“ den der Buddha uns aufgezeigt hat endet nie…

    Endet er nicht in Nibbana, der vollkommenen Befreiung von Gier, Hass und Verblendung?

    Mir ist bis jetzt kein Wesen bekannt das diesen Zustand dauerhaft erreicht hat…

    Mir auch nicht, aber warum sollte es nicht möglich sein, wenn es auch sehr selten ist in der Welt. Ich vertraue darauf dass der Buddha es erreicht hat und einige seiner Schüler.


    Es gibt nur kurze Momente des Erwachens wo das tatsächlich so ist

    Nach dem endgültigen Erwachen kann man nie wieder zurückfallen und das beginnt mit dem Stromeintritt (Sotapanna). Da geht es nur mehr aufwärts, dem Erwachen entgegen. So ist die Lehre und ich finde es nachvollziehbar: Es gibt ja bereits jetzt manch unheilsame Dinge die man einfach nicht mehr tun kann, man schreckt davor zurück und hat keinerlei Verlangen danach. Manches hat man vorher getan, vielleicht z.B. als Kind zum Spaß ein Tier zu Tode gequält. Jetzt bedauert man das zutiefst und weiß sicher dass man es nie wieder tun wird. Man hat etwas überwunden in das man nicht mehr zurückfallen kann. Und wenn man bestimmte Dinge eingesehen und überwunden hat, tritt man eben in den Strom des Erwachens ein.


    Anfangs habe ich auch geglaubt alle Meister wären perfekte Meister und als ich sie mir dann näher anschaute kam immer mehr ans Licht das auch sie nicht „perfekt“ sind oder waren.


    Auch der Buddha hat immer noch ab und zu gelitten (sofern es nicht doch vielleicht der „Laotse“ war der zeitgleich lebte und von China nach Indien? verschwand - Erzählungen unterliegen auch oft Fälschungen - s.a. Jesus)

    Das ging mir auch so, wie gut dass man da ein Unterscheidungsvermögen hat und nicht auf krumme Bahn gerät, indem man alles für vollkommen hält, was ein unvollkommener Meister sagt. Es gibt sogar Schüler die so eine persönliche Bindung entwickeln, dass sie am Meister auch dann noch festhalten wenn er offensichtliches Unheil anrichtet.


    Das ist so eine alte Frage, ob ein vollständig Erwachter noch leiden kann. Ich kann nicht glauben dass er sich mit den Leiden identifiziert, die er fühlt. Also in Wirklichkeit leidet er wohl nicht.


    Dieser Weg wird in unserem, jedenfalls in meinem kurzen Leben höchstwahrscheinlich nicht enden, aber ich gehe ihn damit er irgendwann einmal mit Nirvana endet, auch wenn das noch so lange dauern mag. So sehe ich das.


    Das Leben an sich, ist das größte Geschenk an uns überhaupt.

    Aber sind wir auch jeden Tag dankbar und demütig dafür?

    Dankbar bin ich dass ich ein Mensch und kein Tier oder vielleicht noch Schlimmeres geworden bin. Allerdings, wäre ich gar nicht geworden, ginge mir nichts ab. In diesem Sinn hätte ich das Leben nicht haben müssen, es wurde mir aufgezwungen mit all seinem Glück und Leid.

    Ohne Lehrer könnte ich nicht einmal lesen und schreiben, was zu sprechen vom Erwachen.

    Der sechste Zen-Patriarch Huineng war ein armer Tropf; er konnte weder lesen noch schreiben. Doch eines Tages, während er Feuerholz sammelte, hörte er Diamant-Sutra. Dies führte, wie er selbst sagte, zu einer "Öffnung und Klärung" seines Geistes, was sich bald als eine tiefgreifende Erleuchtungserfahrung herausstellen sollte. Warum nicht? :?:

    Dem Zen-Patriarchen bin ich nicht begegnet, diejenigen die mir begegnet sind und behauptet haben sie wären ohne Lehrer mit einer einfachen Methode erwacht, haben mich nicht überzeugt. Deshalb bin ich da zunächst einmal skeptisch.