Beiträge von Anna Panna-Sati im Thema „Achtsamkeit auf positve /neutrale /negative Objekte“

    Hallo Kaiman :)


    nochmal zurück zu deinem Thema...

    Ohne Denken wird man sich nicht in Achtsamkeit schulen können. Es geht ja darum, sich bewusst zu sein, was im eigenen Geist vor sich geht.

    Das ist ein gutes Beispiel . Ich denke aber wenn die Gedanken sehr negativ sind . Kann man sich ein positives Objekt vorstellen, wie einen Buddha (visualisieren) oder die Aufmerksamkeit mehr auf Körperwahrnehmungen richtigen und die Gedanken eher im Hintergrund laufen lassen.

    Der Buddha gibt dazu auch einen Rat (im Palikanon, Samyutta Nikaya 47.10):

    Hier wird auch deutlich, wann Denken/Erwägen Sinn macht und wann es nicht mehr vonnöten ist.

    Eine modernere Übersetzung trifft es vielleicht noch besser:

    Bei vielen negativen Gedanken ist es natürlich nicht so einfach, ein positives, "inspirierendes" Thema oder eine "befriedigende Vorstellung" zu entwickeln, aber den Buddha zu visualisieren oder auch beruhigende Musik als Meditationsobjekt zu verwenden, wie du es ja schon praktizierst, könnten hilfreich sein, um wieder der "Freude" näherzukommen, die letztendlich Körper und Geist beruhigt, was Sammlung/Versenkung ermöglicht.


    Grundsätzlich hilft Achtsamkeit schon im Alltag, aufkommende negative Gedanken bei sich zu bemerken und diese dann nicht weiterzuführen, sondern wieder loszulassen (und mit heilsamen Gedanken zu ersetzen) - dies gehört zur "rechten Anstrengung" (6. Glied des achtfachen Pfades).

    Ebenso wird man positive Gedanken bemerken und weiterführen, was auf Dauer heilsame Wirkung zeigt, denn

    Zitat

    Woran man viel denkt, dahin neigt sich das Gemüt.

    Denkt man viel an Entsagen, an Freundlichkeit oder an Friedfertigkeit, hat man Gedanken an Sinnenlust, an Mißgunst und Gewalttat beiseite geschoben und Gedanken an Entsagung, an Freundlichkeit und Fried­fertigkeit gepflegt, so neigt sich das Gemüt zu Entsagung, Freundlichkeit und Friedfertigkeit.


    https://www.palikanon.com/majjhima/kurt_schmidt/m019.htm



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    Vielleicht sollten wir das Ganze nicht unnötig verkomplizieren durch die - zusätzliche - Differenzierung von Fokussierung und Konzentration...? :?


    Also...


    Man kann unterscheiden zwischen Achtsamkeit (sati) einerseits und Konzentration (samadhi) andererseits, die allerdings in einer Wechselbeziehung zueinander stehen und einander auf dem Weg zum Erwachen ergänzen.

    (Es handelt sich bekanntlich auch um verschiedene Glieder des achtfachen Pfades (7. Rechte Achtsamkeit / 8. Rechte Konzentration (Sammlung), die aber derselben Gruppe "Vertiefung" zugeordnet werden.)


    Durch Konzentration wird der Geist gerichtet und gelenkt (fokussierte Aufmerksamkeit) auf ein einzelnes Objekt (= Einspitzigkeit), was den unruhigen, abschweifenden Geist zur Ruhe führt und die gewöhnliche Erfahrung von Dualität (Subjekt-Objekt) hin zu einer Erfahrung von Einheit fördert.


    Achtsamkeit ermöglicht jedoch das ausgedehnte Gewahrsein durch die Ausweitung von reiner Aufmerksamkeit auf alles, was sich gegenwärtig ereignet (inkl. des Bewusstseins von Erinnertem) und ist damit auch eine wichtige Unterstützung der Konzentration für das Erreichen der Vertiefungen (jhanas).


    Kurz zusammengefasst:

    Konzentration/Samadhi fokussiert die Aufmerksamkeit,

    Achtsamkeit/Sati steht für eine Ausweitung der Aufmerksamkeit.


    Idealerweise werden z.B. in der Vipassana-Meditation (Einsichtsmeditation, Klarblick) beide Qualitäten kombiniert, weil rechte Konzentration zur Geistesruhe und Sammlung des Geistes in einem Punkt führt, Sati hingegen die geistige Gegenwärtigkeit repräsentiert.


    Die Achtsamkeit im engeren Sinne wird im tibetischen Buddhismus im Fachausdruck als "Ekayana" bezeichnet, auch "Ekagrata", was man auf Deutsch in dem Wort "Einspitzigkeit" (des Geistes) am bestem zum Ausdruck bringen kann.

    Also: Gewöhnliche Achtsamkeit ist auf die Welt um uns gerichtet, während Achtsamkeit im Sinne von Ekayana auf die vollständige Befreiung des Geistes fokussiert ist.

    Also wäre - im tibetischen Buddhismus - nur die konzentrative Samatha-Meditation mit der Befreiung des Geistes assoziiert? :?


    Auch die Unterteilung in "gewöhnliche" Achtsamkeit und "spirituelle" Achtsamkeit ("Ekayana") erstaunt mich:


    Ohne Achtsamkeit wäre es schwierig, im weltlichen Bereich zu (über)leben, wie Ayya Khema ausführte (Beispiel: Unachtsames Autofahren...) und auf dem spirituellen Weg ist Sati unersetzlich für das "Erkennen der wahren Natur der Dinge/"Erkanntes Erleben".


    Sie unterscheidet jedoch nur die Anwendung von Sati, nicht verschiedene Arten von Achtsamkeit... :shrug:



    Vielen Dank an dich, lieber Igor07 , für deinen gerade geposteten Beitrag, der Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Satipatthana-Praxis im Theravada/Hinayana und Mahayana nochmal kurz und prägnant darstellt. _()_ :)



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    Hallo Kaiman , :)

    Zitat
     

    Es ist zuträglich, das Bewusstsein auf positive Objekte zu fokussieren anstelle davon, Achtsamkeit per se.. Achtsamkeit per se bringt relativ wenig, weil man Achtsamkeit auf schädliche Objekte auch entwickeln kann, doch das bringt gar nichts.


    Diese Aussage kann ich nicht nachvollziehen. :?

    Achtsamkeit wird ja überwiegend als "nicht wertende Vergegenwärtigung" praktiziert, es ist aber auch möglich, sich vor einer achtsamen Betrachtung/Meditation eine "Aufgabe" zu stellen, beispielsweise, sich der "Widerlichkeit des Körpers" bewusst zu werden, wobei dann der Fokus auf den ekelerregenden Seiten und dem Verfall des Körpers liegt - zum Zwecke des Loslassens von Anhaftung am Körper (dem eigenen, wie auch jenem von - u.U. begehrten - anderen Menschen).



    Einem ähnlichen Zweck und zusätzlich der Bewusstmachung der Vergänglichkeit, dient auch die Leichen(feld)-Betrachtung, welche mittlerweile ziemlich umstritten ist.... :sick:

    Was denkt Ihr darüber ? die meisten Objekte wie der Atem oder der Körper sind doch neutrale Objekte.

    Was könnten positive Objekte der Meditation sein. Wie meditiert man auf positive Objekte.

    Es handelt sich bei deinem Zitat ja um einen Text aus dem Mahayana, damit kenne ich mich nicht aus - vielleicht hilft dir der folgende Link weiter:


    Achtsamkeit: Die beteiligten geistigen Faktoren
    Die Übung der Vergegenwärtigung ist am effektivsten, wenn sie die ganze Spannweite der Geistesfaktoren mit einbezieht, die in der traditionellen buddhistischen…
    studybuddhism.com



    Im Theravada kennt man, wie mukti schon erwähnte, die Anussati-Meditation und darüber hinaus betrachtet man - im Rahmen der Achtsamkeit auf die Geistobjekte - die 7 Erleuchtungsglieder (bojjhanga), die ja auch "positive" Meditationsobjekte darstellen.


    Es geht aber weniger um die Bewertungen positiv/negativ/neutral bei der achtsamen Betrachtung, sondern darum, sich "eifrig, wissensklar und achtsam, nach Überwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt", die wahre Natur der Dinge, ihre Vergänglichkeit, Leidhaftigkeit und Substanzlosigkeit zu vergegenwärtigen, wie das Maha Satipatthana Sutta DN.22) deutlich macht:


    Zitat

    Da weilt, o Mönche, der Mönch beim Körper in Betrachtung des Körpers, eifrig, wissensklar und achtsam, nach Verwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt; er weilt bei den Gefühlen in Betrachtung der Gefühle, eifrig, wissensklar und achtsam, nach Verwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt; er weilt beim Geist in Betrachtung des Geistes, eifrig, wissensklar und achtsam, nach Verwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt; er weilt bei den Geistobjekten in Betrachtung der Geistobjekte, eifrig, wissensklar und achtsam, nach Verwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt.


    https://www.palikanon.com/dive…patthana/satipatt_10.html

    In dieser Weise wäre dann auch eine Betrachtung "positiver" Objekte durchzuführen:

    Zitat

    d) Die sieben Erleuchtungsglieder (bojjhanga)

    Und weiter noch, o Mönche da weilt der Mönch bei den Geistobjekten in Betrachtung der Geistobjekte, nämlich bei den sieben Gliedern der Erleuchtung. Wie nun, o Mönche, weilt der Mönch bei den Geistobjekten in Betrachtung der Geistobjekte, nämlich bei den sieben Gliedern der Erleuchtung?

    Da weiß hier, o Mönche, der Mönch, wenn in ihm das Erleuchtungsglied Achtsamkeit da ist: <Das Erleuchtungsglied Achtsamkeit ist in mir vorhanden>. Er weiß, wenn in ihm das Erleuchtungsglied Achtsamkeit nicht da ist: <Das Erleuchtungsglied Achtsamkeit ist in mir nicht vorhanden>. Wie es zur Entstehung des unentstandenen Erleuchtungsgliedes Achtsamkeit kommt, auch das weiß er; wie es zur Entfaltung und Vollendung des entstandenen Erleuchtungsgliedes Achtsamkeit kommt, auch das weiß er.

    Er weiß, wenn in ihm das Erleuchtungsglied Lehr-Ergründung da ist ... das Erleuchtungsglied Tatkraft ... das Erleuchtungsglied Entzücken ... das Erleuchtungsglied Ruhe ... das Erleuchtungsglied Sammlung... das Erleuchtungsglied Gleichmut da ist: <Das Erleuchtungsglied Gleichmut ist in mir vorhanden>. Er weiß, wenn in ihm das Erleuchtungsglied Gleichmut nicht da ist: <Das Erleuchtungsglied Gleichmut ist in mir nicht vorhanden.> Wie es zur Entstehung des unentstandenen Erleuchtungsgliedes Gleichmut kommt, auch das weiß er; wie es zur Entfaltung und Vollendung des entstandenen Erleuchtungsgliedes Gleichmut kommt, auch das weiß er.

    Er "weiß" heißt, dass es bewusst ist/wurde, eben durch das anhaltende Weilen und Betrachten, welches "Erkanntes Erleben" (wie Ayya Khema es nannte) zur Folge hat.

    Das ist Weisheit - ohne intellektuelles Nachdenken.


    Das Denken findet, wie Monika schon ausgeführt hat, vorher (wenn man beschließt, achtsam zu sein und/oder zu meditieren) und ggf. nachher statt (wenn gewonnene Beobachtungen/Erkenntnisse nochmal analysiert oder kontempliert werden, was u.a. ein beruhigendes Gefühl durch Verstehen der Zusammenhänge vermitteln kann :) ).

    Nur wenn man im hier und jetzt ist, wird man noch lange nicht geläutert von den Geistes Giften.

    Ayya Khema lehrte in diesem Zusammenhang, dass, wer z.B. gerade wirklich achtsam seinen Atem beobachte (d.h., sich "auf dem Atem" befindet) ja nicht gleichzeitig ärgerlich/gierig/ablehnend sein könne und ganz allmählich, bei konsequenter Praxis, Stück für Stück Läuterung stattfände - fast unmerklich...

    Und was versteht dich überhaupt unter Läuterung. Ayya Krema meinte mal man muss schon etwas geläutert sein um überhaupt meditieren zu können.

    Läuterung bedeutet "Reinigung"/Klärung des Geistes.


    "Nur ein freudiger Geist kann meditieren", war so ein Spruch von Ayya Khema, der besagen sollte, dass es wenig Sinn mache, wenn man sich emotional erregt/aufgewühlt oder in ablehnender Haltung, quasi gezwungen, aufs Kissen setzt.


    Andererseits riet sie zur regelmäßigen Meditation, so dass es unvermeidlich sein mag, sich auch mal "unfroh" hinzusetzen. Dann könnte man die negativen Gedanken/Gefühle achtsam beobachten und schließlich loslassen oder eine Metta-Meditiation erwägen.


    (Mir hilft es, falls ich vor der geplanten Meditation feststelle, dass ich irgendwie unruhig/ungeduldig oder emotional erregt bin, ruhige Musik zu hören, ev. beruhigende Mantren mitzusingen - das bringt mich wieder in eine entspannte, freundlich-freudige Stimmung. ^^ )




    Wenn man Achtsamkeit üben möchte, gibt es noch Folgendes zu beachten ;) :


    Alles Gute für dich und deinen Weg! _()_ :klee: :sunny:



    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart: