Beiträge von pano im Thema „Übergänge: Altes/Vertrautes l o s lassen - auf Neues/Unbekanntes e i n lassen...“

    Bei deiner Eingangsanalyse kann ich einigen Argumenten gut folgen. Was du aber nicht ausführst ist, warum nun das Weideschaf / Weiderind Vorrang vor dem Wolf genießen sollte

    Gegenfrage: warum sollte der Wolf Vorrang vor dem Weidetier genießen?

    Du hast keine Ahnung, wie problembehaftet diese ganze Sache ist.

    Nebenbei bemerkt, die Wölfe mussten irgendwie in den Stall eingedrungen sein, eigentlich hätten die drei Rinder gar nicht herauskommen können, denn es war noch früher Morgen und das Tatgeschehen erfolgte nah beim Stall. Der Vorgang wird gerade untersucht.

    Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Kleinkinder dran sind oder hilflose Personen.

    Soweit ich mich erinnere habe ich ja auch nicht gesagt, dass der Wolf Vorrang hat. Ich finde nur das Urteil etwas vorschnell, dass der Wolf dem Weidetier zu weichen hat (und sehe die Tierhalter da auch in einer Verantwortung geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen, wenn sie schon Tiere in die Welt setzen).


    Eine der 5 Silas ist: "Ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens Leben zu nehmen". Vielleicht macht es sinn nochmal innezuhalten bevor man einfordert, dass Tiere abgeschossen werden sollen.

    Bei deiner Eingangsanalyse kann ich einigen Argumenten gut folgen. Was du aber nicht ausführst ist, warum nun das Weideschaf / Weiderind Vorrang vor dem Wolf genießen sollte. Früher gabs eben auch noch mehr Hütehunde die die Weidetiere aktiv verteidigt haben. Und die Gefahren vom Wolf für Menschen sind einfach statistisch nicht relevant. https://wolfcenter.de/ueber-un…ision/menschen-in-gefahr/ (zahlen basieren auf der Publikation eines norwegischen Instituts, studie https://wolfcenter.de/wp-conte…attack_update_Linnell.pdf ). Aber ob nun Wolfspopulationen kontrolliert gehören oder nicht war ja auch nicht das Thema.


    Argumentativ sollten wir uns hier auch nicht verengen auf Fälle in denen Wildtiere Weidetiere reißen. Die Ausgangsfrage war ja allgemeiner. Wir starteten in das Thema aufgrund der Frage ob die Natur (ohne den Menschen) quasi ein idyllischer Urzustand ist. Und Naturromantik ist halt vermessen, zumindest wenn man die Natur beobachtet: Bisschen reißerisch aber eine "hübsche" Übersicht über allerlei greueltaten die Tiere eben nicht nur aus reinem Fress- oder Jagdinstinkt begehen: https://www.news.de/panorama/8…erstueckeln-ihre-babys/1/


    Ob nun Mensch, Wolf, Weideschaf, Otter, Pinguin, Robbe oder Ozelot, alle erfahren Dukkha, alle verursachen Leid, alle erfahrne das, was wir als Samsara bezeichnen.

    Wer „achtsam“ das Leiden der Um-Welt ignoriert ist unachtsam.


    Das ist aber ein Übepfad. So wie man nicht schwimmen lernt wenn man vom Dampfer in den See springt, sowenig übt man Achtsamkeit indem man sich von Eindrücken des Leids in unserer Welt überfluten lässt.


    Man muss sich einen Horizont ziehen und diesen selbstverantwortlich weiten / begrenzen. Sonst geht man ein, wie der Buddha auf der ersten Fahrt aus dem Palast vom Anblick des Alterns und Krankheit überfordert war.

    Wenn Menschen sich mit Tieren vergleichen oder Tiere vermenschlichen, wird es Zeit für rechtes Samadhi, weil das schwer zu ertragen ist.

    Menschen sagen gern, dass sie die Krone der Schöpfung sind und verwerfen jede tierische Evolution. Wenn es aber um Töten geht, ist plötzlich die tierische Herkunft schuld am Zorn des Menschen, der ja tierisch ist. Ausschließlich der Mensch tötet aus Gier und Hass und rechtfertigt menschliches Verhalten mit der Tierwelt.

    Es geht nicht um Rechtfertigung. Zumindest mir nicht. Es geht darum dass es nichts bringt einem imaginären Naturzustand hinterherzutrauern wenn wir unsere Verstrickungen in Samsara betrachten.

    Ein Tier tötet niemals aus diesen niederen Beweggründen, sondern nur um zu überleben

    Wenn der Löwe die Löwenjungen seines Konkurrenten kaputtbeißt, ist das dann "um zu überleben"? Oder ein niederer Beweggrund (Maximierung des Anteils der eigenen Nachkommen in der Löwenpopulation)?


    Ich bin überzeugt dass es zwischen dem Menschen und der Tierwelt keine Trennlinie gibt. Wir sind ein Geschöpf der Tierwelt, in einigen Eigenschaften mögen wir extremer sein -- auch weil uns krassere Mittel zu Verfügung stehen -- aber der Dualismus aus Naturromantik auf der einen Seite und bösem Menschen auf der anderen Seite hält keiner genaueren Betrachtung stand.


    Auch Tiere erleiden Dukkha, haften an, etc. Vielleicht gibt es Tiere bei denen das nicht mehr der Fall ist, aber ists schon das Echsenhirn? Oder erst das Käferhirn? Ich glaube, dass die Fähigkeit Dukkha zu erfahren da anfängt, wo Sinnesorgane Reize in reizverarbeitende Organe (Hirn, Ganglien, ...) leiten.

    Wir wissen alle nicht, wie wir im Angesichts einer existenziellen Bedrohung für uns oder für unsere Angehörigen und anderweitig nächsten handeln und reagieren werden und würden.


    Ich meine, ich habe mich ausmustern lassen. Vom naturell wenig angesprochen von Militarismus und Männerbündigkeit war der Grundwehrdienst nun wirklich nicht attraktiv für mich. Ich kann nichtmal behaupten, dass ich aus konkret pazifistischen Gründen die Ausmusterung verfolgt habe (habe einfach ein paar Vorerkrankungen erwähnt bei der Musterung und dann war ich auch schon T5 eingestuft). Die Möglichkeit eines Verteidigungsfalls war so abstrakt Anfang der 2000er. Wenn Deutschland in einen bewaffneten Konflikt verwickelt war dann sowieso über Berufssoldaten.


    Wie würde ich nun handeln im Angesichts einer existenziellen Bedrohung für uns oder für unsere Angehörigen? Ich weiß es nicht, ich glaube aber nicht, dass ich in der Lage wäre wie ein heiliger in Gleichmut zu verharren. Vermutlich würde ich aber auch nicht meine persönlich-patriotische Heldenerzählung aus so einer Situation stricken und an eine absolut gerechte Sache glauben.


    Letztlich ist es auch nicht heilsam in solchen was-wäre-wenn-Schleifen zu verharren, insofern breche ich diese Frage für mich an dieser Stelle einfach ab. Wir wissen nicht was kommt, wir werden jeder Situation gegenwärtig gegenübertreten müssen, es wird selten perfekte Lösungen und Handlungen geben, wir können darauf vertrauen dass wir im hier-und-jetzt einfach immer wieder ein stückchen heilsamere statt unheilsamere Entscheidungen treffen können, dass wir Mitgefühl und Nächstenliebe üben können und den Geistesgiften den Nährboden entziehen können.

    nuk nach der Formulierung im Pali Kanon (schnell von Wikipedia kopiert): Ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens Leben zu nehmen an


    In erster Linie ist da erst mal ein Fokus auf den eigenen Handlungen.


    Wenn man diese handlungsempfehlung nun im Kontext einer komplexen geflochtenen Welt betrachtet, dann kann man zu Schlussfolgerungen kommen wie radikalen Pazifismus. (Nicht nur: ich töte nicht, sondern ausnahmslos niemand darf in keiner Situation töten, auch nicht zur Selbstverteidigung). Man kann aber auch Utilitaristisch denken (lasst uns die Anzahl der Opfer minimal halten). Es gibt da keine eindeutigen Antworten. Genau an dieser Stelle setzt doch der Sinn dieses Forums an. Dass man im Gespräch ausloten kann welche Mittleren Wege auf dem achtfachen Pfad es gibt die betreten werden können und welchen der mittleren Wege man selbst begehen möchte.


    Anderen den Buddhismus abzusprechen ist bedeutungslos (hohles Etikett), aber für mich keine rechte Rede, weil sie ein Geistesgift bedient (Verletzung).


    Ich bin weder Radikalen Pazifist noch radikaler utilitarist. Ich halte das Recht eines jeden hoch den Wehrdienst zu verweigern. Ich glaube auch, dass wir unsere freiheitliche Demokratie aktiv bewahren müssen vor Despoten, Populisten wie auch vor Partikularinteressen gesellschaftlicher mehr- und Minderheiten. Auch die nachfolgende Generation soll diese Freiheiten genießen können.


    Das erfordert komplexe Entscheidungen und Kompromisse.

    Nulla salus bello, pacem te poscimus omnes- Es liegt kein Heil ist im Krieg, Frieden fordern wir alle von dir! Diese Worte stehen im Kaisersaal des Zisterzienserklosters Salem als mahnender Appell an den Herrscher.


    Das Zitat stammt nicht etwas aus der Bibel sondern aus Vergils Aeneis.


    Zum garantierten Frieden bedarf es leider zweier friedenswillige. Ohne Kooperation müssen wir leider um Frieden ringen. Er muss aktiv geschaffen werden.


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    Die Idee "Alles geht von der Psyche aus" kommt mir sehr pauschal und ideologisch vor. Ein chinesischer Mediziner geht da doch viel demütiger vor. Ein Krankheitsbild kann von allem möglichen kommen: Falscher Ernährung, falschen Gewohnheiten, organischen Schäden. Wenn jemand vom Wagen fällt und sich das Bein bricht, wird er das erstmal verarzten, statt da nach innerseelischen Konflikten zu suchen.

    Die Traditionelle Chineische Medizin ist doch von Mao eingeführt worden.


    Sich selbst ließ er dann normal-Medizinisch behandeln (aka "Schulmedizin").


    Überhaupt ist hier schon einiges an Framing unterwegs im Faden. Etwa die wiederholte Unterstellung des profitstrebens. Ich will nun nicht fundamental widersprechen, natürlich gibts viele Akteure in der Medizin die auf Profite aus sind, aber nicht jeder Aspekt der ökonomisierung ist schlecht. Wirtschaftliche Orientierung im Gesundheitssystem heißt eben auch, zu schauen, wie setzen wir die begrenzten finanziellen Mittel die unsere Gesellschaft für die Gesundeheitsfürsorge beiseite legt (Krankenversicherung) optimal ein, um Leute zu heilen und Gesund zu erhalten. Die ärztlichen Fachgesellschaften erstellen dann Leitlinien für gängige Krankheitsbilder, in denen die Behandlungsmethoden empfohlen werden, die am meisten Heilungserfolg versprechen für adäquaten finanziellen Einsatz. Das kann sehr teuer sein (Tumortherapie) oder sehr günstig sein (Ibuprofen beim fiebrigen Infekt) und es kann die Empfehlung beinhalten etwa psychotherapeutisch aktiv zu werden, wenn empirische Studien eben belegen, dass eine solche Behandlung erfolgsversprechend ist.


    Natürlich ist das System nicht perfekt, natürlich gibt es Personal und Firmen die weniger am Patientenwohl interessiert sind, im großen und ganzen heilt unser System aber durchaus, wo Heilung möglich ist.


    Und alle Vorwürfe (Profitstreben, etc.) sind durchaus auch auf die "Alternativmedizin" anwendbar. Jeder kann Heilpraktiker werden, ich habe den Verdacht dass ein eklatanter Anteil dass durchaus aus Gewinnerzielungsabsicht macht. Und dann kann man in ganz vielen Konsultationen ziemlich viel Geld damit verdienen von "Seelischen" gründen zu faseln, das ganze auszupendeln oder mit anderen abenteuerlichen Coaching-Methoden aus dem esoterischen Gemischtwarenladen zu ergründen woran nun das organische Leiden herrührt.


    Ich sehe nicht, wie dass den Patienten gerecht wird.


    Leseempfehlung: Arbeit und Struktur - Wolfgang Herrndorf erschienen bei Rowohlt. Wolfgang Herrndorf starb an Krebs. Er bloggt und schreibt über seine Erkrankung. Im Blog (das kuratiert in Form dieses Buch verlegt wurde) gibt er einige Zusendungen wieder von Lesern, die ihm zu alternativmedizinischen Behandlungsmethoden raten. Da zieht es einem schon die Schuhe aus.