Beiträge von Elliot im Thema „Leerheit realisieren -> Erleuchtung“

    Außer Gedanken gibt es ja auch Emotionen:


    Zitat

    "Aggivessana, es gibt drei Arten von Gefühl: angenehmes Gefühl, schmerzhaftes Gefühl und weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl. Wenn man angenehmes Gefühl empfindet, empfindet man bei jener Gelegenheit kein schmerzhaftes Gefühl oder weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl; bei jener Gelegenheit empfindet man nur angenehmes Gefühl. Wenn man schmerzhaftes Gefühl empfindet, empfindet man bei jener Gelegenheit kein angenehmes Gefühl oder weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl; bei jener Gelegenheit empfindet man nur schmerzhaftes Gefühl. Wenn man weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl empfindet, empfindet man bei jener Gelegenheit kein angenehmes Gefühl oder schmerzhaftes Gefühl; bei jener Gelegenheit empfindet man nur weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl."


    "Angenehmes Gefühl, Aggivessana, ist vergänglich, gestaltet, bedingt entstanden, der Vernichtung unterworfen, dem Verschwinden, Verblassen und Aufhören unterworfen. Schmerzhaftes Gefühl ist auch vergänglich, gestaltet, bedingt entstanden, der Vernichtung unterworfen, dem Verschwinden, Verblassen und Aufhören unterworfen. Weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl ist auch vergänglich, gestaltet, bedingt entstanden, der Vernichtung unterworfen, dem Verschwinden, Verblassen und Aufhören unterworfen."


    (Majjhima Nikāya 74: An Dīghanakha - Dīghanakha Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot

    Bhikkhu Trinley:

    >>"Mich würde auch noch interessieren, Bhikkhu Trinley: Ob, wie und warum sich das Phänomen "Stromeintritt" von dem Phänomen "Befreiung" unterscheidet."


    Nun, erstens ist es kein Phänomen (!) sondern ein Modus, zweitens bedeutet Stromeintritt unwiderruflich auf dem Weg zur Befreiung zu sein, d.h. man hat genügend Heilsames im Geistesstrom angesammelt sodas es kein Zurückfallen mehr gibt.


    Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Phänomen und einem Modus?


    Viele Grüße
    Elliot

    bibo:

    Hat denn das Realisieren von Leerheit überhaupt etwas mit der "Befreiung-selbst" zu tun?


    Das ist möglich:


    Zitat

    ... "Wiederum, Ānanda, achtet ein Bhikkhu - indem er nicht auf die Wahrnehmung des Gebiets der Nichtsheit achtet, nicht auf die Wahrnehmung des Gebiets von Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung achtet - so achtet er auf die Singularität, die von der merkmallosen Konzentration des Herzens abhängt. Sein Geist dringt in jene merkmallose Konzentration des Herzens ein und erlangt Zuversicht, Beständigkeit und Entschlossenheit. Er versteht so: 'Diese merkmallose Konzentration des Herzens ist produziert und willentlich herbeigeführt. Aber was auch immer produziert und willentlich herbeigeführt ist, ist vergänglich, dem Aufhören unterworfen [8].' Wenn er so weiß und sieht, ist sein Geist vom Sinnestrieb befreit, vom Werdenstrieb und vom Unwissenheitstrieb. Wenn er so befreit ist, kommt das Wissen: 'Er ist befreit.' Er versteht: 'Geburt ist zu Ende gebracht, das heilige Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden mußte, darüber hinaus gibt es nichts mehr.'" (Majjhima Nikāya 121: Die kürzere Lehrrede über Leerheit - Cūḷasuññata Sutta)


    Aber dieses "Realisieren von Leerheit", welches auch zur Befreiung führen kann, kann auch verwechselt werden mit dem Realisieren des Nichtsheitsgebiets beispielsweise:


    Zitat

    Aber es wurde mir klar: 'Dieses Dhamma führt nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zum Nibbāna, sondern nur zum Wiedererscheinen im Nichtsheit-Gebiet.' Weil ich mit jenem Dhamma nicht zufrieden war, ließ ich es zurück und ging fort." (Majjhima Nikāya 85: An Prinz Bodhi - Bodhirājakumāra Sutta)


    ... oder dem Realisieren des Gebiets von Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung:


    Zitat

    Aber es wurde mir klar: 'Dieses Dhamma führt nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zum Nibbāna, sondern nur zum Wiedererscheinen im Gebiet von Weder-Wahrnehmung-Noch-Nichtwahrnehmung.' Weil ich mit jenem Dhamma nicht zufrieden war, ließ ich es zurück und ging fort." (Majjhima Nikāya 85: An Prinz Bodhi - Bodhirājakumāra Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot

    bibo:

    Durch Weisheit befreit heisst also: das Realisieren der Leerheit ist Mittel zur Befreiung aber nicht Befreiung selbst. Ist es so richtig verstanden?


    "Durch Weisheit befreit" ist eine etwas unglückliche Übersetzung von "pannavimutti", dem "Wissen um die Befreiung":


    Zitat

    "Ich verstehe Nibbāna und den Pfad und Weg, der zu Nibbāna führt. Und ich verstehe auch, wie jemand, der diesen Weg betreten hat, hier und jetzt in die Herzensbefreiung ( cetovimutti ) , die "Befreiung durch Weisheit" ( pannavimutti ), die mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist, eintreten und darin verweilen wird." (Majjhima Nikāya 12: Die längere Lehrrede vom Löwenruf - Mahāsīhanāda Sutta)


    "Wenn er so weiß und sieht, ist sein Geist vom Sinnestrieb befreit, vom Werdenstrieb und vom Unwissenheitstrieb. Wenn er so befreit ist, kommt das Wissen: 'Er ist befreit.' Er versteht: 'Geburt ist zu Ende gebracht, das heilige Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden mußte, darüber hinaus gibt es nichts mehr.'" (Majjhima Nikāya 27: Die kürzere Lehrrede über das Gleichnis von der Elefantenspur - Cūḷahatthipadopama Sutta)


    Das Realisieren von Leerheit kann auch auf den Weg zur Befreiung führen (siehe MN 121), aber das Verweilen in Leerheit ist nicht die Befreiung selbst:


    Zitat

    "Sāriputta, wenn ein Bhikkhu also wünschen sollte, 'Möge ich jetzt oft in Leerheit verweilen', dann sollte er erwägen: ...


    ... 'Sind wahres Wissen und Befreiung von mir verwirklicht worden?' Falls er weiß, wenn er so reflektiert: 'Wahres Wissen und Befreiung sind nicht von mir verwirklicht worden', dann sollte er sich anstrengen, wahres Wissen und Befreiung zu verwirklichen. Falls er aber weiß, wenn er so reflektiert: 'Wahres Wissen und Befreiung sind von mir verwirklicht worden', dann kann er verzückt und froh verweilen, wobei er sich Tag und Nacht in heilsamen Zuständen übt." (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m151z.html)


    Viele Grüße
    Elliot

    bibo:

    Oder ist "Leerheit direkt sehen" etwas anderes als "Befreiung"? Gibt es Befreiung auch ohne Realisieren von Leerheit?


    Ja, so ist es.


    Zitat

    "Was für eine Art von Person ist einer, der durch Weisheit befreit ist? Da nimmt eine bestimmte Person nicht mit dem Körper Kontakt mit jenen Erlösungen auf, die friedvoll und formlos sind und Formen transzendieren, und verweilt nicht darin, aber ihre Triebe sind vernichtet, dadurch, daß sie mit Weisheit sieht. Diese Art von Person nennt man einen, der durch Weisheit befreit ist. Von so einem Bhikkhu sage ich nicht, daß er noch Arbeit mit Umsicht zu erledigen hat. Warum ist das so? Er hat seine Arbeit mit Umsicht erledigt; er ist nicht mehr in der Lage, nachlässig zu sein [5]." (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m070z.html)


    Viele Grüße
    Elliot

    bibo:

    Kommen also in der Leerheit weiterhin alle Phänomene vor, nur werden sie jetzt nicht mehr als störend oder unwillkommen empfunden - angenehmes Verweilen in dem, was ist? Also auch Schmerz, Ärger, Probleme kommen vor, werden jedoch durchschaut. Ist es so zu verstehen?


    Nein, ich meine so ist es nicht. Bei diesem Verweilen in Leerheit werden erst gar keine Phänomene wahrgenommen, die störend oder unwillkommen wirken könnten:


    Zitat

    "Ich sehe nicht einmal eine einzige Art der Form, Ānanda, bei deren Veränderung und Wandlung nicht Kummer, Klagen, Schmerz, Trauer und Verzweiflung in einem, der sich mit ihr vergnügt und sich an ihr erfreut, entstehen würden."


    "Jedoch, Ānanda, es gibt dieses Verweilen, das vom Tathāgata entdeckt wurde: innerlich in Leerheit einzutreten und darin zu verweilen, indem man allen Merkmalen keine Aufmerksamkeit widmet. Wenn der Tathāgata, während er so verweilt, von Bhikkhus oder Bhikkhunīs besucht wird, von Laienanhängern oder Laienanhängerinnen, von Königen oder deren Ministern, von Lehrern anderer Sekten oder deren Anhängern, dann spricht er, mit einem Geist der sich der Abgeschiedenheit zuwendet, der nach Abgeschiedenheit strebt und trachtet, zurückgezogen, der sich an Entsagung erfreut, und insgesamt mit den Dingen, die die Grundlage für die Triebe bilden, abgeschlossen hat, dann spricht er stets auf eine Weise, die darauf abzielt, sie zu entlassen." (Majjhima Nikāya 122: Die längere Lehrrede über Leerheit - Mahāsuññata Sutta)


    Aber dieses Ausblenden der Wahrnehmung von Merkmalen hat mit Befreiung nicht viel zu tun, ebensowenig wie das Verweilen in Raumunendlichkeit oder Nichtsheit oder Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung. Befreiung bedeutet durchaus wahrnehmen, aber an diese Wahrnehmungen nicht mehr gebunden, ihnen nicht mehr ausgeliefert zu sein:



    Oder anders formuliert:


    Zitat

    "Und wie, Ānanda, ist einer ein Edler mit entfalteten Sinnen? Ānanda, wenn da ein Bhikkhu mit dem Auge eine Form sieht, entsteht in ihm Erfreuliches, es entsteht Unerfreuliches, es entsteht Erfreuliches-und-Unerfreuliches. Falls er wünschen sollte, 'Möge ich verweilen, indem ich das Nicht-Abstoßende im Abstoßenden wahrnehme', so verweilt er, indem er das Nicht-Abstoßende darin wahrnimmt. Falls er wünschen sollte, 'Möge ich verweilen, indem ich das Abstoßende im Nicht-Abstoßenden wahrnehme', so verweilt er, indem er das Abstoßende darin wahrnimmt. Falls er wünschen sollte, 'Möge ich verweilen, indem ich das Nicht-Abstoßende im Abstoßenden und Nicht-Abstoßenden wahrnehme', so verweilt er, indem er das Nicht-Abstoßende darin wahrnimmt. Falls er wünschen sollte, 'Möge ich verweilen, indem ich das Abstoßende im Nicht-Abstoßenden und Abstoßenden wahrnehme', so verweilt er, indem er das Abstoßende darin wahrnimmt.


    Falls er wünschen sollte, 'Möge ich in Gleichmut verweilen, achtsam und wissensklar, indem ich sowohl das Abstoßende als auch das Nicht-Abstoßende vermeide', so verweilt er in Gleichmut gegenüber jenem, achtsam und wissensklar." (Majjhima Nikāya 152: Der Entfaltung der Sinne - Indriyabhāvanā Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot

    Nein, das wohl nicht. Aber das Verweilen in Leerheit ist eine angenehme Art, die Zeit zu verbringen:



    Viele Grüße
    Elliot

    Je nachdem:


    Zitat

    ... Dann richtet er seine Aufmerksamkeit innerlich auf Leerheit aus. Während er seine Aufmerksamkeit innerlich auf Leerheit ausrichtet, tritt sein Geist innerlich in Leerheit ein und erlangt Zuversicht, Beständigkeit und Entschlossenheit. Wenn das so ist, versteht er so: 'Während ich meine Aufmerksamkeit innerlich auf Leerheit ausrichte, tritt mein Geist innerlich in Leerheit ein und erlangt Zuversicht, Beständigkeit und Entschlossenheit.' Auf diese Weise hat er Wissensklarheit in Bezug darauf." (Majjhima Nikāya 122: Die längere Lehrrede über Leerheit - Mahāsuññata Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot

    bibo:

    Ist mit Geist der Verstand gemeint?


    Nein, Geist ( citta ) bezeichnet etwas anderes als Verstand:


    Zitat

    "Und wie, ihr Bhikkhus, verweilt ein Bhikkhu, indem er Geist als Geist betrachtet [15]? Da versteht ein Bhikkhu einen Geist, der von Begierde beeinträchtigt ist, als von Begierde beeinträchtigt, und einen Geist, der nicht von Begierde beeinträchtigt ist, als nicht von Begierde beeinträchtigt. Er versteht einen Geist, der von Haß beeinträchtigt ist, als von Haß beeinträchtigt, und einen Geist, der nicht von Haß beeinträchtigt ist, als nicht von Haß beeinträchtigt. Er versteht einen Geist, der von Verblendung beeinträchtigt ist, als von Verblendung beeinträchtigt, und einen Geist, der nicht von Verblendung beeinträchtigt ist, als nicht von Verblendung beeinträchtigt. Er versteht einen zusammengezogenen Geist als zusammengezogen, und einen abgelenkten Geist als abgelenkt. Er versteht einen erhabenen Geist als erhaben, und einen nicht erhabenen Geist als nicht erhaben. Er versteht einen übertrefflichen Geist als übertrefflich, und einen unübertrefflichen Geist als unübertrefflich. Er versteht einen konzentrierten Geist als konzentriert, und einen unkonzentrierten Geist als unkonzentriert. Er versteht einen befreiten Geist als befreit, und einen unbefreiten Geist als unbefreit." (Majjhima Nikāya 10: Die Grundlagen der Achtsamkeit - Satipaṭṭhāna Sutta)


    bibo:

    Wird direktes Realisiseren von Leerheit dadurch gesehen, dass "man" den Verstand ruhigstellt?


    Nicht den Verstand gilt es auszuschalten, sondern den Geist zu beruhigen und zu sammeln.


    Viele Grüße
    Elliot

    Zumindest für das Verweilen in Leerheit ist der Verstand - oder eher: Das diskursive Denken - nicht erforderlich:


    Zitat

    "Ānanda, wenn ein Bhikkhu daher wünschen sollte: 'Möge ich innerlich in Leerheit eintreten und darin verweilen', dann sollte er seinen Geist innerlich festigen, ihn zur Ruhe bringen, ihn zur Einheit bringen und konzentrieren. Und wie festigt er seinen Geist innerlich, bringt ihn zur Ruhe, bringt ihn zur Einheit und konzentriert ihn?"

    "Ānanda, da tritt ein Bhikkhu, ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, in die erste Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind. ... (Majjhima Nikāya 122: Die längere Lehrrede über Leerheit - Mahāsuññata Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot

    bibo:

    Substanzlosigkeit realisieren heißt, daß wir bei unserer Forschung nach einem Wesenskern in den Dingen nicht fündig geworden sind, so sehr wir uns auch angestrengt haben. Aber haben wir dann auch die Wahrheit gefunden?


    Eher nicht. Der Verstand ist sehr begrenzt.


    Es gibt doch diese Geschichten von Mulla Nasrudin: Ein Freund kommt spät am Abend am Haus von Mulla Nasrudin vorbei. "Was machst Du da?" fragt er Mulla Nasrudin, der unter der Laterne vor seinem Haus auf allen vieren herumkrabbelt. "Ich suche meinen Hausschlüssel", antwortet Mulla Nasrudin ohne aufzusehen. "Wo hast Du ihn wohl verloren?" fragt der Freund weiter und sieht sich um. "Dort hinten in etwa", erwidert Mulla Nasrudin und deutet in die Dunkelheit auf der anderen Straßenseite. "Und warum suchtst Du ihn dann hier unter der Laterne?" möchte der Freund verwundert wissen. "Du glaubst doch nicht ernsthaft, in der Dunkelheit da drüben überhaupt etwas finden zu können", klärt Mulla Nasrudin ihn auf und sucht weiter unter der Laterne.


    Viele Grüße
    Elliot

    bibo:

    ...und was, wenn es da einfach überhaupt gar kein Geheimnis zu entdecken gibt? Keine Erlangung, keine Erleuchtung, keine Belohnung am Ende aller Bemühungen?


    Dann hast Du wenigstens das angenehme Verweilen hier und jetzt (kennen)gelernt:


    Zitat

    "Dies, Brahmane, ist meine Anweisung an jene Bhikkhus, die sich in der höheren Schulung befinden, deren Geist das Ziel noch nicht erreicht hat, die nach der höchsten Sicherheit vor dem Gefesseltsein trachten. Aber diese Dinge tragen sowohl zu einem angenehmen Verweilen hier und jetzt, als auch zu Achtsamkeit und Wissensklarheit bei, bei jenen Bhikkhus, die Arahants sind [2], mit vernichteten Trieben, die das heilige Leben gelebt haben, getan haben, was getan werden mußte, die Bürde abgelegt haben, das wahre Ziel erreicht haben, die Fesseln des Werdens zerstört haben und durch letztendliche Erkenntnis vollständig befreit sind." (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m107z.html)


    Viele Grüße
    Elliot

    bibo:

    Wenn also alles wegfällt, was ich mir vorstelle über Erleuchtung, so bleibt nur das, was sowieso schon ist. Und um das zu realisieren, brauche ich gar nichts Spezielles zu tun. Es führt deshalb zu nichts, weil ich schon da bin. Ich kann einfach sein und nichts weiter.


    Es kommt einfach darauf an, was Du unter "Erleuchtung" verstehen möchtest. Je nachdem könnte das "einfach so sein wie man gerade ist" dafür völlig ausreichen, oder eben nicht:


    Zitat

    "Es gibt diese fünf Hindernisse, Student. Was sind die fünf? Das Hindernis der Sinnesbegierde, das Hindernis des Übelwollens, das Hindernis von Trägheit und Mattheit, das Hindernis von Rastlosigkeit und Gewissensunruhe, und das Hindernis des Zweifels. Dies sind die fünf Hindernisse. Der Brahmane Pokkharasāti wird von diesen fünf Hindernissen beeinträchtigt, gehemmt, aufgehalten und eingehüllt. Daß er einen übermenschlichen Zustand, Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist, kennen, sehen, verwirklichen oder ausüben könnte - das ist unmöglich." (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m099z.html)


    Viele Grüße
    Elliot

    karmahain:

    ... Es mögen auch noch andere GEdanken aus dem kollektiven unbewussten auftauchen, aber man kann sie ganz still beobachten wenn man möchte und auch einfach wieder ziehen lassen. ...


    Ja, das klingt nach einer guten Vorbereitung.


    Zitat

    "Dann schult ihn der Tathāgata weiter: 'Komm, Bhikkhu, verweile, indem du den Körper als einen Körper betrachtest, aber hege keine Gedanken, die mit dem Körper verbunden sind; verweile, indem du Gefühle als Gefühle betrachtest, aber hege keine Gedanken, die mit Gefühlen verbunden sind; verweile, indem du Geist als Geist betrachtest, aber hege keine Gedanken, die mit dem Geist verbunden sind; verweile, indem du Geistesobjekte als Geistesobjekte betrachtest, aber hege keine Gedanken, die mit Geistesobjekten verbunden sind [2].'"


    "Mit der Stillung der anfänglichen und anhaltenden Hinwendung des Geistes (zum Meditationsobjekt) tritt er in die zweite Vertiefung ein, die innere Beruhigung und Einheit des Herzens enthält, ohne anfängliche und anhaltende Hinwendung des Geistes, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Konzentration entstanden sind. Mit dem Verblassen der Verzückung, in Gleichmut verweilend, achtsam und wissensklar, voll körperlich erlebter Glückseligkeit, tritt er in die dritte Vertiefung ein, von der die Edlen sagen: 'Glückselig verweilt derjenige, der voll Gleichmut und Achtsamkeit ist', und verweilt darin. Mit dem Überwinden von Glück und Schmerz und dem schon früheren Verschwinden von Freude und Trauer, tritt er in die vierte Vertiefung ein, die aufgrund von Gleichmut Weder-Schmerzhaftes-noch-Angenehmes und Reinheit der Achtsamkeit in sich hat, und verweilt darin." ...(http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m125z.html)


    Viele Grüße
    Elliot

    Ji'un Ken:
    Zitat

    Tsültrim Gyamtso Rinpoche, Khenpo
    Stufenweise Meditationsfolge über Leerheit
    In leicht verständlicher Form werden hier die unterschiedlichen Sichtweisen über die letztendliche Natur allen Seins vorgestellt: Shravaka, Cittamatra, Svatantrika-, Prasangika- und Shentong-Madhyamaka. Die Sichtweisen bauen aufeinander auf und werden zunehmend subtiler in ihrer Erklärung der absoluten Wirklichkeit. Von vielen Kagyü-Lamas empfohlen.


    Wer Interesse an dem Buch hat, kann mir ne PN schicken.


    Da lese ich gerade im Abschnitt 2. Cittamatra:


    Zitat

    Da die Chittamatrins hervorragende Meditierende waren und ihre Überlegungen aus ihren Meditationserfahrungen resultierten, wurden sie auch oft als "Yogacarins" (Yoga bezieht sich hier auf Meditation) genannt. Sobald der Meditierende, frei von dualistischen Konzepten, seinen Geist in dessen Leerheit verweilen lässt, erlebt er die natürliche, umfassende Weite und die Klarheit des Gewahrseins. Das ist eine in die Tiefe gehende Meditationserfahrung. Da die Meditation innerhalb des Chittamatra-Stadiums auf dieser Erfahrung basiert, gilt ihre Leerheitserkenntnis als sehr tiefgründig.


    Mir stellt sich die Frage, wie die Chittamatrins sicherstellen konnten, dabei nicht hier gelandet zu sein:


    Zitat

    "Von Form (erfüllt) sieht er Formen: dies ist die erste Richtung. Während er innerlich Formen nicht wahrnimmt, sieht er äußerlich Formen: dies ist die zweite Richtung. Er entschließt sich nur zum Schönen: dies ist die dritte Richtung. Mit dem völligen Überwinden der Formwahrnehmung, mit dem Verschwinden der Wahrnehmung der Sinneseinwirkung, mit Nichtbeachtung der Vielheitswahrnehmung, indem er sich vergegenwärtigt 'Raum ist unendlich', tritt er in das Gebiet der Raumunendlichkeit ein und verweilt darin: dies ist die vierte Richtung. Mit dem völligen Überwinden des Gebiets der Raumunendlichkeit, indem er sich vergegenwärtigt 'Bewußtsein ist unendlich', tritt er in das Gebiet der Bewußtseinsunendlichkeit ein und verweilt darin: dies ist die fünfte Richtung.(http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m137z.html)


    Zumal es dann weitergeht:


    Zitat

    Die Lehrmeinung des Chittamatra vertritt acht Arten von Primärbewusstein: die fünf Sinneswahrnehmungen, das geistige, sechste Primärbewusstsein, den "mit Störfaktoren verblendeten Geist" (klishta-manah) und das Speicherbewusstsein, das wörtlich "das-allem-als-Grundlage-dienende-Bewusstsein" (alayavijnana) oder kurz "All-Basis" genannt wird.


    So etwas gibt es im Palikanon tatsächlich nicht, da gibt es nur die sechs Arten von Bewusstsein:


    Zitat

    Es gibt diese sechs Klassen von Bewußtsein: Sehbewußtsein, Hörbewußtsein, Riechbewußtsein, Schmeckbewußtsein, Berührungsbewußtsein, Geistbewußtsein.(http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m009z.html)


    Wobei das "Geistbewusstsein" für die "Erkundung" der Bewußtseinsunendlichkeit "verwendet" werden kann:


    Zitat

    "Freund, was kann mit geläutertem Geist-Bewußtsein, das von den fünf Sinnesfähigkeiten entbunden ist, erschlossen werden?"


    "Freund, mit geläutertem Geist-Bewußtsein, das von den fünf Sinnesfähigkeiten entbunden ist, kann das Gebiet der Raumunendlichkeit so erschlossen werden: 'Raum ist unendlich'; das Gebiet der Bewußtseinsunendlichkeit kann so erschlossen werden: 'Bewußtsein ist unendlich'; das Nichtsheit-Gebiet kann so erschlossen werden: 'Da ist nichts [4]'."(http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m043z.html)


    Allerdings scheint mir in dem Zusammenhang dann die Idee eines "Speicherbewusstseins" als Atman-Ersatz doch wieder hinter die im Palikanon beschriebenen Erkenntnisse zurückzufallen:



    Viele Grüße
    Elliot

    bibo:

    Hinwendung zu den Daseinsgruppen verstehe ich als Aufkommen einer Unterscheidung zwischen Daseinsgruppen im Geist.


    Die Daseinsgruppen werden unterschieden, weil sie jeweils unterschiedliche Kategorien von Dingen enthalten. Form verändert sich, aber durch die Veränderung einer Form entsteht eine neue Form, und nie ein Gefühl. Wahrnehmung von Form verändert sich, aber die veränderte Wahrnehmung ist wieder eine Wahrnehmung, nie eine Form oder ein Gefühl. Wahrnehmung von Form führt zu Gefühl und das Gefühl verändert sich, das veränderte Gefühl ist aber wieder ein Gefühl und nie Form oder Bewusstsein, und so weiter. Deshalb werden diese fünf Daseinsgruppen unterschieden, die aber natürlich zusammenhängen. Genaueres dazu findet sich beispielsweise in "Der längeren Lehrrede in der Vollmond-Nacht" - Mahāpuṇṇama Sutta, Majjhima Nikāya 109.


    bibo:

    Wo liegt das Problem? Wird dieses Hinwenden nun als schädlich angesehen? Inwiefern schädlich?


    Die Daseinsgruppen Form, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen und Bewusstsein wachsen an durch Hinwendung zu "äußerer Form", "äußerem Klang", "äußerem Geruch" und so weiter. Der Vorgang wird beschrieben in "Der längeren Lehrrede vom Gleichnis von der Elefantenspur" - Mahāhatthipadopama Sutta, Majjhima Nikāya 28. Das schädliche, die Gefahr dabei wird auch ausführlich beschrieben in "Die sechs Sechsergruppen" - Chachakka Sutta, Majjhima Nikāya 148 und "Die große sechsfache Grundlage" - Mahāsaḷāyatanika Sutta, Majjhima Nikāya 149.


    bibo:

    Welche Schädlichkeit geht denn von den Erscheinungen aus, wenn diese vergänglich sind und wenn diese einfach so ohne selbstexistente Ursache erscheinen?


    Die "Schädlichkeit" besteht im Grunde darin, dass durch Hinwendung und das "Anwachsen" der Daseinsgruppen auch das Anhaften in den Daseinsgruppen zunimmt und dieses Anhaften in den Daseinsgruppen zu erneutem Werden und damit wieder zu Geburt, Alter, Krankheit, Tod führt, also Dukkha, immer so weiter. Die Zusammenhänge werden genauer beschrieben in "Richtige Ansicht" - Sammādiṭṭhi Sutta, Majjhima Nikāya 9 und "Die Darlegung der Wahrheiten" - Saccavibhaṅga Sutta, Majjhima Nikāya 141.


    bibo:

    Zumal es ja so ein selbstexistentes "man", das etwas kontrollieren kann gar nicht gibt.


    Das ist vielleicht etwas zu kurz gesprungen. Wie dieses "man" durchaus eine Rolle spielen kann beim Zunehmen oder Abnehmen von heilsamen oder unheilsamen Geisteszuständen wird beschrieben in beispielsweise "Was zu pflegen ist, und was nicht" - Sevitabbāsevitabba Sutta, Majjhima Nikaya 114.


    bibo:

    Warum muss ein schwieriger Übungsweg dazu begangen werden, wenn es die Natur allen Seins ist, einfach nur zu sein?


    Der Übungsweg dient dazu, das Anhaften in den fünf Daseinsgruppen aufzugeben. Genaueres dazu findet sich beispielsweise in "Die Darlegung der Wahrheiten" - Saccavibhaṅga Sutta, Majjhima Nikāya 141 und "Die kürzere Reihe von Fragen und Antworten" - Cūḷavedalla Sutta, Majjhima Nikāya 44.


    Viele Grüße
    Elliot

    bibo:

    Soweit ich ihn und andere Nicht-Dualisten verstehe beschreibt Buddha das Fehlen vom eigenständigen Sein der Dinge ...


    Das kann ich insofern nachvollziehen, als dass das Anwachsen der Daseinsgruppen als von Hinwendung abhängig beschrieben wird.


    bibo:

    ... und insbesondere das Fehlen einer eigenständig existierenden Person....


    Das kommt darauf an, was unter "eigenständig" verstanden werden soll. Beschrieben wird jedenfalls der "Erwerb von Persönlichkeit (sakkaya)".


    bibo:

    Er verneint nicht die Existenz von Dingen oder "Phänomenen" einfach als Erscheinungen im jeweiligen Moment.


    Das kann ich insofern nachvollziehen, als dass es dazu genügend Beispiele aus den Lehrreden gibt, wo das so beschrieben wird.


    bibo:

    Wie kann also ein solches nicht existierendes eigenständiges Selbst durch große Bemühung zum Sehen seines eigenen Nicht-Vorhanden-Seins gelangen?


    Als "nicht-vorhanden" bzw. nicht in den Daseinsgruppen auffindbar wird ja das besondere Selbst der brahmanischen Atman-Lehre beschrieben: Was immer da ist an Form, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltung und Bewusstsein, ob nah oder fern, innerlich oder äußerlich, vergangen, gegenwärtig oder zukünftig: Nichts davon soll als Selbst betrachtet werden. Es ist im wesentlichen ein Übungsweg, auch genannt "anattavada".


    Viele Grüße
    Elliot

    bibo:

    Nibbana ist nicht vergänglich, ist nicht leer, ist nicht bedingt - bedeutet aber nicht im Umkehrschluss, dass Nibbana unvergänglich und inhärent existierend ist. Sondern Nibbana hat mit diesen Begrifflichkeiten überhaupt nichts zu tun. Es ist weder noch sozusagen, jenseits von den Erzeugnissen des Geists. Verstehe ich so richtig?



    Viele Grüße
    Elliot

    bibo:

    soweit verstehe ich: er sieht die fünf Daseinsgruppen als leer an. Aber er sagt nirgends, daß diese Gruppen gar nicht existieren. Er sagt nur, dass er von ihnen nicht berührt ist, er sieht sie, aber er sieht sie wie sie sind, nicht wie sie zu sein scheinen. "Wie sie sind" würde mich hier interessieren. Ist das ein absolutes Sehen der Dinge "wie sie sind"? Das kann ich nun nicht mit Leerheit in Übereinstimmung bringen.


    Er sieht sie als leer von einem "Selbst" an:


    Zitat

    "Bhikkhu, ein wohlunterrichteter edler Schüler, der die Edlen beachtet und in ihrem Dhamma bewandert und geschult ist, der aufrechte Menschen beachtet und in ihrem Dhamma bewandert und geschult ist, betrachtet Form nicht als Selbst, oder Selbst als Form besitzend, oder Form als im Selbst enthalten, oder Selbst als in Form enthalten. Er betrachtet Gefühl nicht als Selbst, oder Selbst als Gefühl besitzend, oder Gefühl als im Selbst enthalten, oder Selbst als im Gefühl enthalten. Er betrachtet Wahrnehmung nicht als Selbst, oder Selbst als Wahrnehmung besitzend, oder Wahrnehmung als im Selbst enthalten, oder Selbst als in der Wahrnehmung enthalten. Er betrachtet die Gestaltungen nicht als Selbst, oder Selbst als Gestaltungen besitzend, oder die Gestaltungen als im Selbst enthalten, oder Selbst als in den Gestaltungen enthalten. Er betrachtet Bewußtsein nicht als Selbst, oder Selbst als Bewußtsein besitzend, oder Bewußtsein als im Selbst enthalten, oder Selbst als im Bewußtsein enthalten. Auf diese Weise entsteht die Persönlichkeitsansicht nicht." (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m109z.html)


    "Selbst" ist hier die Übersetzung von atta, oder Sanskrit: Atman, dem brahmanischen Begriff für Seele:


    Zitat

    „Dieser ist mein Atman im inneren Herzen, kleiner als Reiskorn oder Gerstenkorn oder Hirsekorn oder eines Hirsekornes Kern. Dieser ist mein Atman im inneren Herzen größer als die Erde, größer als der Himmel, größer als die Welten. […] Der Allwirkende, Allwünschende, Allriechende, Allschmeckende, dies All in sich Fassende, Wortlose, Achtlose, dieser ist meine Seele im inneren Herzen, dieser ist das Brahman, zu dem werde ich, von hier abscheidend eingehen. Wem solches ward, fürwahr, für den gibt es keinen Zweifel.“– Chandogya-Upanishad (3.14) (http://de.wikipedia.org/wiki/Brahman_(Philosophie)#Brahman_und_Atman)


    bibo:

    Da alles bedingt ist, ist doch auch sein Sehen von "wie die Dinge wirklich sind" bedingt.


    Für die Daseinsgruppen gilt:


    Zitat

    "Auf diese Weise, Aggivessana, bilde ich meine Schüler aus und auf diese Weise wird meine Anleitung für gewöhnlich meinen Schülern vorgetragen: 'Ihr Bhikkhus, Form ist vergänglich, Gefühl ist vergänglich, Wahrnehmung ist vergänglich, Gestaltungen sind vergänglich, Bewußtsein ist vergänglich. Ihr Bhikkhus, Form ist Nicht-Selbst, Gefühl ist Nicht-Selbst, Wahrnehmung ist Nicht-Selbst, Gestaltungen sind Nicht-Selbst, Bewußtsein ist Nicht-Selbst. Alle Gestaltungen sind vergänglich; alle Dinge sind Nicht-Selbst. Auf diese Weise bilde ich meine Schüler aus und auf diese Weise wird meine Anleitung für gewöhnlich meinen Schülern vorgetragen."(http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m035z.html)


    bibo:

    Und auch das "Auflösen" und das "Nibbana" sind bedingt, also gibt es kein Auflösen und kein Nibbana wirklich, da abhängig vom Geist, der sie zuschreibt auf einer "gültigen Basis".


    Das Auflösen, die Vergänglichkeit, ist eine Eigenschaft der Daseinsgruppen. Nibbana dagegen ist nicht vergänglich, nicht leer und nicht bedingt, allerdings der Weg dort hin:


    Zitat

    "Welche Mönche und Brahmanen auch immer Richtige Ansicht haben, Richtige Absicht, Richtige Rede, Richtiges Handeln, Richtige Lebensweise, Richtige Anstrengung, Richtige Achtsamkeit und Richtige Konzentration, wenn sie Erwartungen haben und sie führen das heilige Leben, so sind sie in der Lage, Frucht hervorzubringen; wenn sie keine Erwartungen haben und sie führen das heilige Leben, so sind sie immer noch in der Lage, Frucht hervorzubringen; wenn sie Erwartungen haben, als auch keine Erwartungen haben und sie führen das heilige Leben, so sind sie immer noch in der Lage, Frucht hervorzubringen; wenn sie weder Erwartungen haben noch keine Erwartungen haben und sie führen das heilige Leben, so sind sie immer noch in der Lage, Frucht hervorzubringen. Warum ist das so? Weil jener (richtige Pfad) eine angemessene Methode ist, um Frucht hervorzubringen." (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m126z.html)


    Denn:


    Zitat

    "Das größte Gut ist die Gesundheit,
    Nibbāna ist das größte Glück,
    Der beste Pfad ist der Achtfache,
    Der sicher zum Todlosen führt."
    (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m075z.html)


    Viele Grüße
    Elliot

    bibo:

    hieße das: Wenn Geburt, Alter, Krankheit, Tod, Kummer und Befleckung als leer erkannt werden dann ist das Nibbana? Was aber nicht heisst, dass Geburt, Alter, Krankheit, Tod, Kummer und Befleckung überhaupt nicht existieren sondern "nur" als Erscheinungen eine bedingte Existenz haben?


    Das wäre dann wieder die Sichtweise der satkaryavada-Denkfigur des Samkhya. Aber wie Du schon sagst, Kummer beispielsweise ist Kummer, ob er nun "eigentlich" existiert oder "nur bedingt". Was aber als wirklich "leer von einem Selbst" erkannt werden kann, das sind die fünf Daseinsgruppen:



    Das erfordert "höhere Geisteskraft":



    Viele Grüße
    Elliot

    bibo:

    ... und dieses nicht-gestaltete Element das ist dies hier, also alles oder?


    Wenn "dies hier" Geburt, Alter, Krankheit, Tod, Kummer und Befleckung unterworfen ist, dann eher nicht:


    Zitat

    Dann, ihr Bhikkhus, nachdem ich selbst Geburt, Alter, Krankheit, Tod, Kummer und Befleckung unterworfen war, die Gefahr in dem, was Geburt Alter, Krankheit, Tod, Kummer und Befleckung unterworfen ist, erkannt hatte und die ungeborene höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbāna suchte, erlangte ich die ungeborene höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbāna; ...(http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m026z.html)


    Viele Grüße
    Elliot

    Prüfen ist eine gute Idee.


    Zitat

    „Aber, ehrwürdiger Herr, könnte es noch eine andere Möglichkeit geben, einen Bhikkhu bewandert in den Elementen zu nennen?“ „Die könnte es geben, Ānanda. Es gibt, Ānanda, diese beiden Elemente:


    • das gestaltete Element ( saṅkhatā-dhātu ) und
    • das nicht gestaltete Element ( asaṅkhatā-dhātu )[1].


    Wenn ein Bhikkhu diese beiden Elemente weiß und sieht, kann man ihn bewandert in den Elementen nennen.“ (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m115z.html)


    Alles Gestaltete ist vergänglich:


    Zitat

    "Auf diese Weise, Aggivessana, bilde ich meine Schüler aus und auf diese Weise wird meine Anleitung für gewöhnlich meinen Schülern vorgetragen: 'Ihr Bhikkhus, Form ist vergänglich, Gefühl ist vergänglich, Wahrnehmung ist vergänglich, Gestaltungen sind vergänglich, Bewußtsein ist vergänglich. Ihr Bhikkhus, Form ist Nicht-Selbst, Gefühl ist Nicht-Selbst, Wahrnehmung ist Nicht-Selbst, Gestaltungen sind Nicht-Selbst, Bewußtsein ist Nicht-Selbst.


    Alle Gestaltungen sind vergänglich ( Sabbe saṅkhārā aniccā );


    alle Dinge sind Nicht-Selbst. Auf diese Weise bilde ich meine Schüler aus und auf diese Weise wird meine Anleitung für gewöhnlich meinen Schülern vorgetragen."(http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m035z.html)


    ... und mutmasslich bedingt entstanden, also nach der satkaryavada-Denkfigur des Samkhya "leer". Bis halt auf das Nichtgestaltete Element:



    Viele Grüße
    Elliot

    Also, dann möchte ich noch eine vollständige Antwort wenigstens auf die erste Frage mit Bezug auf den Palikanon wagen:


    bibo:

    ich bin neu hier und mich interessiert unter anderem diese Frage: Wie "wirkt" die Einsicht in Leerheit, so dass man Erleuchtung erlangt und was ist Erleuchtung?


    Das Thema "Erleuchtung" wird im Palikanon eigentlich nicht besprochen, dort heißt es "Befreiung":


    Zitat

    „Und durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft, tritt man hier und jetzt in die Herzensbefreiung ( cetovimuttiṃ ), die Befreiung durch Weisheit ( paññāvimuttiṃ ), die mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist, ein und verweilt darin.“ (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m119z.html)


    "Wenn er so weiß und sieht, ist sein Geist vom Sinnestrieb befreit, vom Werdenstrieb und vom Unwissenheitstrieb. Wenn er so befreit ist, kommt das Wissen: 'Er ist befreit.' Er versteht: 'Geburt ist zu Ende gebracht, das heilige Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden mußte, darüber hinaus gibt es nichts mehr.'"(http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m027z.html)


    im Palikanon wird unabhängig davon auch von "Hinabsteigen in die Leerheit" ( suññatāvakkanti bhavati ) gesprochen:


    Zitat

    "... Wiederum, Ānanda, achtet ein Bhikkhu - indem er nicht auf die Wahrnehmung des Gebiets der Raumunendlichkeit achtet, nicht auf die Wahrnehmung des Gebiets der Bewußtseinsunendlichkeit achtet - so achtet er auf die Singularität, die von der Wahrnehmung des Gebiets der Nichtsheit abhängt. Sein Geist dringt in jene Wahrnehmung des Gebiets der Nichtsheit ein und erlangt Zuversicht, Beständigkeit und Entschlossenheit. Er versteht so: 'Was immer es an Störungen geben mag, die von der Wahrnehmung des Gebiets der Raumunendlichkeit abhängen, jene sind hier nicht gegenwärtig; was immer es an Störungen geben mag, die von der Wahrnehmung des Gebiets der Bewußtseinsunendlichkeit abhängen, jene sind hier nicht gegenwärtig. Es ist nur dieses Ausmaß an Störung gegenwärtig, nämlich die Singularität, die von der Wahrnehmung des Gebiets der Nichtsheit abhängt.' Er versteht: 'Dieses Feld der Wahrnehmung ist leer von der Wahrnehmung des Gebiets der Raumunendlichkeit; dieses Feld der Wahrnehmung ist leer von der Wahrnehmung des Gebiets der Bewußtseinsunendlichkeit. Es ist nur diese Nicht-Leerheit gegenwärtig, nämlich die Singularität, die von der Wahrnehmung des Gebiets der Nichtsheit abhängt.' Somit betrachtet er es als leer von dem, was nicht vorhanden ist, was aber das Restliche anbelangt, so versteht er das, was gegenwärtig ist, folgendermaßen: 'Dies ist gegenwärtig.' Somit, Ānanda, ist auch dies sein echtes, unverzerrtes, reines Hinabsteigen in die Leerheit. ..." (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m121z.html)


    Dieses "Hinabsteigen in die Leerheit" bedeutet also unter anderem, "Mit dem Körper Kontakt mit jenen Erlösungen aufzunehmen, die friedvoll und formlos sind und Formen transzendieren":


    Zitat

    "Von Form (erfüllt) sieht er Formen: dies ist die erste Richtung. Während er innerlich Formen nicht wahrnimmt, sieht er äußerlich Formen: dies ist die zweite Richtung. Er entschließt sich nur zum Schönen: dies ist die dritte Richtung. Mit dem völligen Überwinden der Formwahrnehmung, mit dem Verschwinden der Wahrnehmung der Sinneseinwirkung, mit Nichtbeachtung der Vielheitswahrnehmung, indem er sich vergegenwärtigt 'Raum ist unendlich', tritt er in das Gebiet der Raumunendlichkeit ein und verweilt darin: dies ist die vierte Richtung. Mit dem völligen Überwinden des Gebiets der Raumunendlichkeit, indem er sich vergegenwärtigt 'Bewußtsein ist unendlich', tritt er in das Gebiet der Bewußtseinsunendlichkeit ein und verweilt darin: dies ist die fünfte Richtung. Mit dem völligen Überwinden des Gebiets der Bewußtseinsunendlichkeit, indem er sich vergegenwärtigt 'da ist nichts', tritt er in das Gebiet der Nichtsheit ein und verweilt darin: das ist die sechste Richtung. Mit dem völligen Überwinden des Gebiets der Nichtsheit tritt er in das Gebiet von Weder-Wahrnehmung-Noch-Nichtwahrnehmung ein und verweilt darin: dies ist die siebte Richtung. Mit dem völligen Überwinden des Gebiets von Weder-Wahrnehmung-Noch-Nichtwahrnehmung tritt er in das Aufhören von Wahrnehmung und Gefühl ein und verweilt darin: dies ist die achte Richtung." (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m137z.html)


    Dies ist für "Befreiung" aber gar nicht erforderlich:


    Zitat

    "Was für eine Art von Person ist einer, der durch Weisheit befreit ist ( paññāvimutto )? Da nimmt eine bestimmte Person nicht mit dem Körper Kontakt mit jenen Erlösungen auf, die friedvoll und formlos sind und Formen transzendieren, und verweilt nicht darin, aber ihre Triebe sind vernichtet, dadurch, daß sie mit Weisheit sieht. Diese Art von Person nennt man einen, der durch Weisheit befreit ist. Von so einem Bhikkhu sage ich nicht, daß er noch Arbeit mit Umsicht zu erledigen hat. Warum ist das so? Er hat seine Arbeit mit Umsicht erledigt; er ist nicht mehr in der Lage, nachlässig zu sein [5]." (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m070z.html)


    Im Gegenteil, es besteht sogar die Gefahr, "Befreiung" mit Erreichen oder Verweilen in irgendeinem der formlosen Bereiche zu verwechseln:


    Zitat

    "So setzte Āḷāra Kālāma, mein Lehrer, mich, seinen Schüler, auf gleichen Rang mit sich selbst und erwies mir höchste Ehre. Aber es wurde mir klar: 'Dieses Dhamma führt nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zum Nibbāna, sondern nur zum Wiedererscheinen im Nichtsheit-Gebiet [3].' Weil ich mit jenem Dhamma nicht zufrieden war, ließ ich es zurück und ging fort." (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m026z.html)


    Deshalb auch die Warnung:


    Zitat

    "Sāriputta, wenn ein Bhikkhu also wünschen sollte, 'Möge ich jetzt oft in Leerheit verweilen', dann sollte er erwägen: ...'Sind wahres Wissen und Befreiung von mir verwirklicht worden?' Falls er weiß, wenn er so reflektiert: 'Wahres Wissen und Befreiung sind nicht von mir verwirklicht worden', dann sollte er sich anstrengen, wahres Wissen und Befreiung zu verwirklichen. Falls er aber weiß, wenn er so reflektiert: 'Wahres Wissen und Befreiung sind von mir verwirklicht worden', dann kann er verzückt und froh verweilen, wobei er sich Tag und Nacht in heilsamen Zuständen übt."(http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m151z.html)


    Trotzdem ist der Begriff "Leer von einem Selbst" für den Vorgang "Befreiung" von Bedeutung:


    Zitat

    "... Wiederum, mit dem Überwinden von Glück und Schmerz und dem schon früheren Verschwinden von Freude und Trauer, tritt er in die vierte Vertiefung ein, die aufgrund von Gleichmut Weder-Schmerzhaftes-noch-Angenehmes und Reinheit der Achtsamkeit in sich hat, und verweilt darin."


    "Was auch immer darin an Form, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen und Bewußtsein existiert, er sieht diese Zustände als vergänglich, als Dukkha, als eine Krankheit, als ein Geschwür, als einen Stachel, als ein Unglück, als Leid, als fremd, als etwas, das sich auflöst, als leer, als Nicht-Selbst. Er wendet seinen Geist von diesen Zuständen ab und lenkt ihn so zum todlosen Element: 'Dies ist das friedvolle, dies ist das höchste, nämlich die Stillung aller Gestaltungen, das Loslassen aller Vereinnahmung, die Vernichtung allen Begehrens, die Lossagung, das Aufhören, Nibbāna.' Auf dieser Grundlage erlangt er die Vernichtung der Triebe.


    Aber wenn er die Vernichtung der Triebe nicht erlangt, dann wird er aufgrund jener Begierde nach dem Dhamma, jenes Entzückens über das Dhamma, mit der Vernichtung der fünf niedrigeren Fesseln, einer, der dazu bestimmt ist, spontan (in den Reinen Bereichen) wiederzuerscheinen und dort Nibbāna zu erlangen, ohne je von jener Welt zurückzukehren. Dies ist der Pfad, der Weg zur Überwindung der fünf niedrigeren Fesseln."(http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m064z.html)


    Viele Grüße
    Elliot