Wie der Buddha auf einen Mordanschlag reagierte

  • Eine Stelle die mich zutiefst beeindruckt:


    Einleitend sei erklärt, das Devadatta, ein Vetter des Buddha, aufgrund von Begehrlichkeiten mehrmals versuchte dem Buddha das Leben zu nehmen. In dem hier dargestellten Fall beauftragte er einen Mann des Königs mit dem Anschlag.


    Zitat

    Da nahm jener Mann, der allein war, Schwert und Schild, Pfeil und Bogen und ging dorthin, wo der Erhabene weilte. Als er in einiger Entfernung angekommen war, blieb er stehen, voller Angst, aufgeregt, zitternd und zagend, wie gelähmt am ganzen Körper. Da sah der Erhabene diesen Mann dastehen, voller Angst, aufgeregt, zitternd und zagend, wie gelähmt am ganzen Körper, und als er ihn so gesehen hatte, sprach er zu ihm: "Komm, Freund, fürchte dich nicht." Da legte der Mann Schwert und Schild, Pfeil und Bogen beiseite und schritt zum Erhabenen hin. Dort beugte er das Haupt zu des Erhabenen Füßen und sprach zum Erhabenen: "Herr, ein Vergehen hat mich überkommen wie einen Irren, wie einen Toren, wie einen Nichtsnutz, daß ich in verderbter Absicht, in mörderischer Absicht hergekommen bin. Herr, möge der Herr meine Beichte annehmen; ich will mich künftig hüten." – "Allerdings, Freund, hat dich ein Vergehen überkommen wie einen Irren, wie einen Toren, wie einen Nichtsnutz, daß du in verderbter Absicht, in mörderischer Absicht hergekommen bist. Da du aber dein Vergehen als Vergehen eingesehen und bekannt hast, Freund, so nehmen wir das von dir an. Als Fortschritt gilt es ja in der Heilswegweisung, Freund, wenn man ein Vergehen als Vergehen einsieht und bekennt und sich künftig hütet."

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Na ja, von Mordanschlag kann in diesem Text nicht die Rede sein. Da hatte jemand den Auftrag dazu, hat ihn angenommen, aber sich vor Angst in die Hosen gemacht (was ja nicht die schlechteste Reaktion auf so ein Vorhaben ist).
    Herr Gautama musste da nicht allzuviel Mut aufbringen, denn er hat ja gesehen, dass der Mann vor Angst gelähmt war. Was also beeindruckt Dich an diesem Text besonders?


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:

    Na ja, von Mordanschlag kann in diesem Text nicht die Rede sein. Da hatte jemand den Auftrag dazu, hat ihn angenommen, aber sich vor Angst in die Hosen gemacht (was ja nicht die schlechteste Reaktion auf so ein Vorhaben ist).
    Herr Gautama musste da nicht allzuviel Mut aufbringen, denn er hat ja gesehen, dass der Mann vor Angst gelähmt war. Was also beeindruckt Dich an diesem Text besonders?


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack


    Das das gleiche auch in anderen Situationen, mit mal mehr, und mal weniger Mutigen, geschieht :)

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Das ist ein wohlbekannter Text.
    Es gibt viele Menschen, die vor Dingen, vor denen sich die meisten fürchten, keine Angst haben, z.B. Extrembergsteiger oder Löwenbändiger. Das ist eigentlich was ganz Banales.


    Für mich hat diese Geschichte nicht den den Sinn, denn Herrn Gautama zu verherrlichen, sondern aufzuzeigen, dass Angst in erster Linie was mit Vorstellungen zu tun hat, sie findet im Kopf statt. Überwindet man diese Angst, dann greifen die meisten Dinge nicht mehr. Die Geschichte über Milarepa, der in seiner Höhle von den Dämonen heimgesucht wurde ist für mich eine parallele Erzählung zu dieser. Dämonen zum Tee einladen und wilde Elefanten besiegen ist dasselbe.


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Ja, und dennoch bewegt mich das sehr :)

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Mich auch, das kannst Du mir glauben. :D
    Aber am tollsten finde ich, wenn ich das selbst erfahre.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:

    Mich auch, das kannst Du mir glauben. :D
    Aber am tollsten finde ich, wenn ich das selbst erfahre.


    Das macht für mich garnicht mal so den großen Unterschied mehr. Ich kann meine eigenen Erfahrungen und Empfindungen nicht mehr richtig von denen anderer Wesen abgrenzen. Ich weiß nicht genau wieso das so ist, aber es fühlt sich richtig an :)

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Hallo,


    Geronimo:

    Einleitend sei erklärt, das Devadatta, ein Vetter des Buddha, aufgrund von Begehrlichkeiten mehrmals versuchte dem Buddha das Leben zu nehmen. In dem hier dargestellten Fall beauftragte er einen Mann des Königs mit dem Anschlag.


    die obige Darstellung des Devadatta ist hauptsächlich eine Darstellung des Theravada. Es gibt auch andere Schilderungen über ihn:


    Zitat

    According to Andrew Skilton, modern scholarship generally agrees that the Mahāsāṃghika Vinaya is the oldest extant Buddhist Vinaya. The Mahāsāṃghika Vinaya is significant for its differing accounts from those of other schools. The Mahāsāṃghika Vinaya mentions the figure of Devadatta, but the description and attributes of this figure are entirely different from those in the vinayas of sects from the Sthavira branch. In fact, there is no overlap in the characterizations of Devadatta between the Mahāsāṃghika Vinaya and the other five extant vinayas which all come from the Sthavira branch. This has led some scholars to conclude that the story of Devadatta was a legend produced by the Sthaviras after they split from the Mahāsāṃghikas in the 4th century BCE. André Bareau has discovered that the earliest vinaya material common to all sects simply depicts Devadatta as a Buddhist saint who wishes for the monks to live a rigorous lifestyle. (Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Devadatta)


    Dies finde ich eine sehr interessante Schilderung. Vielleicht war Devadatta gar nicht der große Böse als den wir ihn kennen. In China wurde die Dynastiegeschichte auch von der siegreichen Nachfolger-Dynastie geschrieben und dann ein wenig an die eigenen Bedürfnisse angepasst. Vielleicht sind die Theravadin ähnlich vorgegangen und hatten das "Glück", dass ihr Schriftenkorb als einziger so komplett und populär überliefert wurde. Hier zeigt sich auch der immer wiedervorkommende Faden, dass man nicht wirklich zu einem Urbuddhismus zurückkommen kann.


    Gruß
    Florian


  • http://de.wikipedia.org/wiki/Devadatta

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

    Einmal editiert, zuletzt von Geronimo ()

  • Und selbst wenn es nur eine Geschichte ist, so ist es eine inspirierende :)

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Ja, es ist bewegend und inspirierend, sehe da Parallelen zu dem chinesischen - weiß nicht I Ging oder Taoismus - "das Weiche ist stärker als das Harte", oder dem christlichen "Widersteht nicht dem Übel". In Indien gibt es die Redensart "Schlangen kennen dein Herz", wenn es nämlich ohne Angst, Hass oder Gewalt ist, greifen sie angeblich nicht an. Es gibt viele Beispiele aus mehreren Kulturen vom Wandel des Herzens, der durch echte Liebe bewirkt wurde.


    Und dass jeder eine Ausstrahlung hat, lässt sich auch feststellen, neben einem boshaften Menschen fühlt man sich mitunter unwohler als neben einem Gütigen, obwohl kein Wort gesprochen wurde.
    Und es gibt so eine Fern - Übertragung. Es kommt immer wieder vor, dass man einen Blick spürt, ohne ihn zu sehen. Das habe ich ausprobiert, jemanden der mir abgewendet war, intensiv angestarrt, ganz auf ihn konzentriert, und nach nicht mal einer Minute hat er sich mir interessiert zugewendet, offenbar hat er's gespürt, er hatte dabei nicht diesen teilnahmslosen Ausdruck an sich, als hätte er mich zufällig angesehen. Das ist wiederholbar, Experiment - Ergebnis, sozusagen wissenschaftlich. Es gibt noch mehrere Hinweise, dass der Geist über die Körpergrenzen hinausreicht.

  • Für mich steht dieser Text dafür, dass man nur dann Schlechtes tut, wenn man selbst von der Richtigkeit seiner Tat überzeugt ist (und sei es nur aus Zwang).

    Für die, die wagen zu hoffen, gibt es auch Hoffnung.