Bettelgang vor 2500 Jahren

  • Mir ist bekannt das die ersten Mönche sich ihre Nahrung erbettelt haben. Wie kann ich mir das genau vorstellen? Wer ist wie und wann betteln gegangen. Wie unterschied sich der bettelnde Mönch von anderen Bettlern? Gibt es Stellen/Hinweise darauf, warum die Form des Bettelns für den Nahrungserwerb ausgesucht wurde, möglich wäre ja auch anderes, zB Nahrung selbst anbauen? Welche systemimmanenten Konsequenzen ergeben sich aus dem Bettelgang?

  • Zum einen können sich die Mönche so ganz ihrer (meditativen) Praxis, der vollständigen Befreiung, widmen, zum anderen "erwerben" die Gebenden dadurch Verdienste. Das ist eine schöne Symbiose die in westlichen Gesellschaften wohl so nicht möglich ist, da hier kaum jemand daran glaubt das Gutes Gutes bewirkt.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Sich Nahrung selbst anbauen ist aus strenger buddhistischer Sicht auch keine Option, da man so wieder neue Ursachen schafft, die die vollkommene Befreiung verzögern können.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Ich hätte es gerne genauer.

    Geronimo:

    Zum einen können sich die Mönche so ganz ihrer (meditativen) Praxis


    Also in der Zeit des Bettelgangs können sich die Mönche nicht der meditativen Praxis widmen, oder? Also kann man nicht argumentieren, dass sie sich so GANZ der Praxis widmen können. Oder ist Bettelgang auch Praxis, wie wird das begründet? Auf was kommt es an? Möglichst viel Zeit der Praxis widmen zu können?

  • Seh ich nicht so, obwohl der Hang zu jeglicher intensiver körperlicher Aktivität krass abnimmt
    ab einer gewissen "Stufe" und leider braucht es zur Selbstversorgung schon eine Scholle,
    ein Garten reicht nicht aus.

  • nyalaana:

    Ich hätte es gerne genauer.


    Also in der Zeit des Bettelgangs können sich die Mönche nicht der meditativen Praxis widmen, oder? Also kann man nicht argumentieren, dass sie sich so GANZ der Praxis widmen können. Oder ist Bettelgang auch Praxis, wie wird das begründet? Auf was kommt es an? Möglichst viel Zeit der Praxis widmen zu können?


    Doch natürlich ist da "angewandte Praxis ":


    http://www.phathue.de/buddhismus/mittlere-sammlung/mn151/


    PUNKT 4

  • nyalaana:

    Ich hätte es gerne genauer.

    Geronimo:

    Zum einen können sich die Mönche so ganz ihrer (meditativen) Praxis


    Also in der Zeit des Bettelgangs können sich die Mönche nicht der meditativen Praxis widmen, oder? Also kann man nicht argumentieren, dass sie sich so GANZ der Praxis widmen können. Oder ist Bettelgang auch Praxis, wie wird das begründet? Auf was kommt es an? Möglichst viel Zeit der Praxis widmen zu können?


    Ist Teil der Praxis, aber das Hauptaugenmerk der buddhistischen Praxis liegt auf dem zur Ruhe kommen von allem. Nicht umsonst hat der Buddha den größten Teil des Tages in Versenkung verbracht. Das ist mit Nahrungsmittelanbau einfach nicht möglich, auch wenn ich den Gedankengang dahinter durchaus nicht schlecht finde.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Onyx9:

    Seh ich nicht so, obwohl der Hang zu jeglicher intensiver körperlicher Aktivität krass abnimmt
    ab einer gewissen "Stufe" und leider braucht es zur Selbstversorgung schon eine Scholle,
    ein Garten reicht nicht aus.


    Was genau siehst du nicht so?

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Der Almosengang ist übrigens noch immer up-to-date in einigen buddhistischen Ländern. Ich denke man gewöhnt sich auch recht schnell daran :)

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Ist es nicht auch Aufgabe der Mönche alle Wesen zu befreien?
    Wie kann er das wenn er im Kloster bleibt?
    Ich sehe den Bettelgang von einer anderen Seite, von der des Gebenden.
    Der hat die Chance, von dem Auftrag alle Wesen zu befreien der Mönche, zu erkennen wie er sein Leben in Friedvollere Bahnen zu lenken.
    Der Mönch ist gezwungen bei jedem Bettelgang seine Aufgabe und deren Ausfüllung immer wieder zu prüfen.
    Immer wieder zu scheitern bis er erkennt worin seine Möglichkeiten liegen Wesen zu befreien.
    Bescheiden zu bleiben, sich nicht sein Essen bringen zu lassen sondern sein Essen zu erarbeiten.
    Ein Tag ohne Arbeit/Bettelgang ist ein Tag ohne Essen.
    Der Mönch soll persönlich Betteln gehen.

  • Der Auftrag ist traditionsabhängig.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Ellviral:

    Ist es nicht auch Aufgabe der Mönche alle Wesen zu befreien?
    Wie kann er das wenn er im Kloster bleibt?


    Der Mönch der dem Buddha nachfolgt, nimmt sich den Buddha als Vorbild.
    Der Buddha hat bekanntlich nicht alle Wesen befreit und so auch der Mönch.
    Befreit werden immer nur die, welche seine Lehre auch in rechter Weise
    verstehen wie der Buddha im Beispiel von der Giftschlange (M 22) darlegt.
    Alle anderen gelangen früher oder später wieder auf den Abweg.

  • Ordinierte die dem Vinaya im Orden des Buddha folgen, haben keinen Befreiungsauftrag für andere Wesen.


    Sich um das tägliche Brot zu sorgen, dafür zu sorgen, führt zu geistiger Unruhe. Mag die Ernte gut werden, wird es für alle reichen, wo nehmen wir das Saatgut fü die nächste Aussaat her usw.? Dann muss das Geerntete verarbeitet werde. Das kostet Geld (und Zeit nicht nur für die Arbeit sondern auch Logistik). Lagermöglichkeiten müssen geschaffen werden usw. Dann muss ein Teil event. verkauft werden, für andere Bedrafsgüter und schon sind wir mitten in den Sorgen und damit Hemnissen eines Haushälters.
    (Übrigens alles Dinge die gegen den Vinaya verstoßen)


    Ein Ordinierter hat in erster Linie an seiner Befreiung zu arbeiten. Das bedeutet Studium und Meditation ("fulltime job"). In zweiter Linie kann er das selber "Erarbeitete", selber Erkannte zum Nutzen aller Wesen weitergeben, bzw. vorleben.
    So bleibt die Lehre erhalten, wird von Wissenden weiter gegeben.


    Für die Laien/Hausleute bieten Hauslose ein Feld des Verdienstes, indem sie sich im ab-geben ohne Anhaftung und Loslassen üben können. So kann man immer wieder sein Ego beobachten und bezwingen.
    Das anhaftungsfreie Abgeben kann man wunderbar, gerade bei Hauslosen üben, denn sie haben nichts was sie zurück geben können (nur wenige können lehren).


    ()

  • Und damals waren die Mönche ja auch oft Wandermönche. Da war es noch nicht so üblich wie heute sich niederzulassen und lange an einemOrt zu bleiben (ausser während der Regenzeit).

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Maybe Buddha:

    Und damals waren die Mönche ja auch oft Wandermönche. Da war es noch nicht so üblich wie heute sich niederzulassen und lange an einemOrt zu bleiben (ausser während der Regenzeit).


    Guter Punkt. Bewohner der vier Weltgegenden.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:
    Onyx9:

    Seh ich nicht so, obwohl der Hang zu jeglicher intensiver körperlicher Aktivität krass abnimmt
    ab einer gewissen "Stufe" und leider braucht es zur Selbstversorgung schon eine Scholle,
    ein Garten reicht nicht aus.


    Was genau siehst du nicht so?


    Ich seh das nicht so, daß sich intensive Praxis und "Feld bestellen " ausschließen,
    allerdings ist körperlich intensive Bewegung störend für die Sammlung; ich denke aber,
    daß man ein Gefühl dafür entwickelt was zuviel ist. Sorge tragen, wie Sukha das sagt, ist auf jeden Fall zuviel,
    könnte sich aber bei guter Vorbereitung, großer Genügsamkeit, "eingeschleiftem Wissen" um Fruchtfolge, Lagerung ( ! ) und
    eigener Saatgutgewinnung vielleicht erledigen.

  • Damit berührt man allerdings noch nicht das Thema Medizin und Kleidung,
    ganz zu schweigen von Obdach und Reparaturen, Natureinflüssen und "Schädlingen".
    Tatsächlich müssen sich Bauern permanent mit diesen Dingen auseinandersetzen
    und auch Lösungen finden. :doubt:

  • Okay, allein auf Nahrung bezogen wäre es vielleicht sogar möglich, wenn man das in der Gemeinschaft sehr gut organisiert. Aber bei allem anderen wird es dann wirklich kompliziert. Und wie du so schön sagst, dann befinden wir uns wieder mitten in den Angelegenheiten des Haushälters.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Ja, aber vielleicht ist es ein Kompromiss sich von Selbstversorgern durchfüttern zu lassen
    und sich auf eine gewisse Tätigkeit zu beschränken; nicht alle wollen ja Mönche oder Nonnen sein-oder können es.
    So eine "Zelle" mit verschiedenen Lebensmodellen unter einem Dach halte ich nicht für die
    schlechteste Idee-als europäischen Kompromiss. Zumindest in Zentren läuft das ja auch schon so mit
    den Residenzordinierten.

  • Die übliche Finanzierungs-Modelle mit Gästebetrieb, Restaurants und Seminaren seh ich aber sehr kritisch.
    Wer weiß-müsste man mal richtig durchdenken...