Sitten zu Gewalt

  • Guten Tag,

    Ich lese gerade "Buddhist Warfare" (siehe Buchbesprechungen). Im Kapitel über Sri Lanka hat der Autor mit ca. 20 Mönchen und 60 Soldaten gesprochen. Ausgangsfrage war immer:" Was glauben Sie, verursacht Töten immer schlechtes Karma?" Bei beiden Gruppen gab jeweils die Hälfte an, töten ohne schlechtes Karma sei möglich, wenn die Gesinnung die richtige sei. Quasi töten aus Notwehr = kein schlechtes Karma.


    Meine Frage an die Theravadins hier: Gibt es entsprechende Sutten die solch eine Ansicht unterstützen könnten? Bisher dachte ich immer der Pali-kanon enthält keine Rechtfertigung für Gewalt. Ich kenn da spontan nur das Sutta in dem der Soldat den Buddha drei mal fragt, ob Soldaten in den Himmel wiedergeboren werden.


    Vielen Dank schon mal für die Antworten!

    Gruß

  • Meine Frage an die Theravadins hier: Gibt es entsprechende Sutten die solch eine Ansicht unterstützen könnten?

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    laut Bikkhu Thanissaro ganz klar nein.

    Ich habe leider keine Zeit den englischen Text zusammenzufassen. Er erklärt wie der Buddha mit diversen Menschen (könige, Soldaten, Laien, Mönche... ) teils sehr taktisch umgegangen ist, das Töten nicht ok ist. Beim Sich-wehren ohne zu töten hatte er (Buddha) nichts einzuwenden auch nicht bei den Mönchen.


    Thanissaro geht des weiteren auf die Rechtfertigung von Krieg (just war) ein.

  • Meine Frage an die Theravadins hier: Gibt es entsprechende Sutten die solch eine Ansicht unterstützen könnten?


    Da die Theravadin sich nicht ausschließlich auf die Sutten stützen, sind die Meinungen sicherlich auch nicht allein durch diese gestützt. Aus der Pali-Literatur fallen mir 3 Textstellen ein, die so verstanden werden könnten: aus dem Dhammapada-atthakatha, Jataka-atthakatha und Mahavamsa. Und natürlich der Selbstmord eines Heiligen.


    Der andere kehrte um, stieg nach dem Teiche hinab und legte ihn am Rande des Teiches auf den Schlamm nieder. Der Krebs aber durchschnitt seinen Hals, wie man mit einer Schere einen Lotosstängel durchschneidet, und begab sich dann ins Wasser. —

    Als die Gottheit [d.i. der Bodhisatta], die in dem Varana-Baume wohnte, diese wunderbare Begebenheit wahrnahm, gab sie ihre Zustimmung zu erkennen...


    After the meal, the thera taught him the Dhamma, but Tambadathika could not pay attention, because he was so agitated as he recollected his past life as an executioner. When the thera knew this, he decided to ask Tambadathika tactfully
    whether he killed the thieves because he wished to kill them or because he was ordered to do so. Tambadathika answered that he was ordered to kill them by the king and that he had no wish to kill. Then the thera asked, "If that is so, would you be guilty or not ?" Tambadathika then concluded that, as he was not responsible for the evil deeds, he was not guilty. He, therefore, calmed down, and requested the thera to continue his exposition
    ...


    • Offizieller Beitrag

    Im Kapitel über Sri Lanka hat der Autor mit ca. 20 Mönchen und 60 Soldaten gesprochen. Ausgangsfrage war immer:" Was glauben Sie, verursacht Töten immer schlechtes Karma?"

    Wenn man in Sri Lanka Soldat ist, dann Soldat einer Armee die sich seit langer Zeit in einem Bürgerkrieg gegen die tamilische Minderheit befand. Und in diesem Kampf wurde den Soldaten ja beigebracht, dass Sri Lanka ein buddhistisches Land ist und diese Identität auch mir Gewalt fegen hinduistische Tamilen und moslemische Einwanderer aggressiv verteidigt werden muss. Der Buddhismus ist also in Sri Lanka ein Politikum.


    Die Polizei unternahm nichts gegen die fortlaufenden Bedrohungen und körperlichen Angriffe auf Christen und Muslime durch andersgläubige Bürger des Landes und Unterstützer einer singhalesisch-buddhistischen politischen Gruppierung.

    Und so eine Art von nationalistischen Buddhisten, die nicht vor Gewalt zurückschrecken werden Gewalt auch irgendwie "buddhistisch" legitimieren. Wahrscheinlich sagen sie, dass Gewalt aus weltlichen Gründen verboten ist, aber wenn es um das Bestehen des Dharma geht man Leute angreifen darf.

  • Im Pali-Kanon gibt es wohl keinen solchen Text, der Gewalttaten oder das Töten von Menschen und Tieren rechtfertigt. In Sri Lanka und Myanmar verweisen die Mönche, die dies trotzdem rechtfertigen und unterstützen auch in der Regel nicht auf den Pali-Kanon, sondern auf das Mahavamsa, Chulavamsa und Dipavamsa, den Chroniken der Insel Sri Lanka, in denen es entsprechende Passagen gibt und Gewalttaten gegen Andersgläubige gebilligt werden, ähnlich wie auch im Lotussutra und Nirvanasutra, wo das Töten von "Icchantika" keinerlei negative Wirkung auf den Tötenden hervorruft.