Das Gleichnis von Kot

  • 32 "Gleichwie, ihr Mönche, selbst schon ein wenig Kot, Urin, Schleim, Eiter oder Blut übel riecht, so auch preise ich nicht einmal ein kurzes Dasein, auch nicht für einen Augenblick. "

    A.I.32. Das Gleichnis vom Kot


    Ich verstehe den Kontext des Absatzes nicht. Ist damit die Existenz allgemein gemeint oder muss der Text im Kontext zu etwas gesehen werden?


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  • Da steht "ihr Mönche" gilt also nicht für Hausleute wie uns. Diese Aussagen soll die Mönche daran erinnern, warum sie Hauslos geworden sind. Denn auch in der Gemeinschaft tauchen Wünsche auf nach dem "früher war doch nicht so schlecht" Mönche haben sich dazu entschieden von diese Art Leiden des Haushälter sein zu verlassen und das Mönche erkennen, dass es sich nicht lohne in Welten der Geistesgifte zu leben.


    Nur meine Meinung,

  • Rainer Klarname Es ist damit erklärt, dass es ein Erkennen der Erscheinungen gibt, was zu so einem Sprechen führte.


    Du kannst diesen Satz auch so auffassen, dass man darin das Buddhawesen erkennen kann.

    • Offizieller Beitrag

    32 "Gleichwie, ihr Mönche, selbst schon ein wenig Kot, Urin, Schleim, Eiter oder Blut übel riecht, so auch preise ich nicht einmal ein kurzes Dasein, auch nicht für einen Augenblick. "


    Ich verstehe den Kontext des Absatzes nicht. Ist damit die Existenz allgemein gemeint oder muss der Text im Kontext zu etwas gesehen werden?


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    Das Wort "Dasein" ist vielleicht irreführend. Im Original ist das Wort "bhava" was "Werden" bedeutet - es geht also nicht ganz abstrakt um "das Dasein" sondern eher um den den Daseinsprozess - das beständige Werden:


    „Gleichwie, ihr Mönche, selbst schon ein wenig Kot, Urin, Schleim, Eiter oder Blut übel riecht,
    so auch preise ich nicht einmal ein wenig Werden (bhava), nicht einmal so lange wie ein Fingerschnippen“ (AN 1.328–329).

    Und dieser Prozess ist leidhaft Wenn menschliche Wünsche nach Glück und Kontinuität auf eine Welt treffen, die von Unbeständigkeit gekennzeichnet ist ergibt sich daraus Dukkha - also Leid. Wünsche und Wirklichkeit treffen sich nicht - es gibt immer einen Spalt zwischen beiden. Manchmal starkes Leid und manchmal nur ein leichtes Unbehagen und manchmal empfinden wir auch Glück. Dieses Glück das wir empfinden ist aber nur ein relatives. Wenn man von schwerem Leid zu leichten Leid übergeht, dann spürt man die Last die von einem abfällt. Aber Buddha, der das vollständige Wegfallen von jeglichen Leid kennt, hat da sozusagen einen anderen Bezugpunkt.


    Mal als Beispiel ( ich hoffe es verwirrt nicht statt zu helfen) Für einen Nepalesen aus dem Himalaya liegt ja vielleicht Kathmandu mit seinen 1400 Höhenmetern sehr niedrig. Während es vom Meeresspiegel aus betrachtet hoch ist. Und von der tiefsten Stelle des Meeres (-11 000 Meter) ist wiederum der Meeresspiegel ziemlich hoch.


    Es ist also nicht so, dass Buddha ein Miesepeter wäre, der das Schöne und Positive nicht sieht - er blickt nur von einem sehr anderen Punkt auf die Welt. Von dem aus gesehen sogar unsere schönsten Freuden nur Abstufungen von Leid sind.


    Auch wenn das für uns irritierend und unverständlich ist.


    Ellviral betont daß dies an Ordinierte gesprochen wurde. Weil es sich an Leute wendet, die sich schon hauptberuflich der Entsagung widmen ist es nicht als nihilistische Entmutigung - als ein hoffnungsloses und trostloses "Alles ist Scheisse" zu verstehen.

  • Ich verstehe den Kontext des Absatzes nicht. Ist damit die Existenz allgemein gemeint oder muss der Text im Kontext zu etwas gesehen werden?


    Allgemein würde ich sagen, kann man dies aus zwei Perspektiven beantworten: wie versteht man dies selbst oder wie versteht eine bestimmte buddhistische Konfession dies. Hast du da eventuell eine Präferenz?


    Da steht "ihr Mönche" gilt also nicht für Hausleute wie uns.


    Der Pali-Begriff ist nicht so einseitig zu verstehen. Im Papañcasūdanī heißt es:


    Zitat

    Ihr Mönche. Dies ist die Anredeform an diejenigen Menschen, welche die Lehre annehmen. Da ist hier der Mönch. Der Mönch ist hier lediglich als Beispiel genannt für einen Menschen, der sich im Wandel der Verwirklichung (patipatti) müht. Satipatthana Kommentar I (palikanon.com)


    Oder hier:


    Collett, Alice; Analayo (2014): Bhikkhave and Bhikkhu as Gender-inclusive Terminology in Early Buddhist Texts:

    The term bhikkhave should be considered instead to be a form of—what we are calling—an idiomatic plural vocative; that is, a vocative that is intended to capture a broader audience than is implied by the actual term itself. Similarly, bhikkhu is intended as an umbrella nominative, to mean “monk or nun” and sometimes as well “laity” and should be read as generic. (S.761-762)


    Das Wort "Dasein" ist vielleicht irreführend. Im Original ist das Wort "bhava" was "Werden" bedeutet - es geht also nicht ganz abstrakt um "das Dasein" sondern eher um den den Daseinsprozess - das beständige Werden


    Bodhi schreibt in seiner Saṃyuttanikāya-Übersetzung zum Bhava-Begriff:


    Zitat

    Bhava, in MLDB, was translated “being.” In seeking an alternative, I had first experimented with “becoming,” but when the shortcomings in this choice werepointed out to me I decided to return to “existence,” used in my earlier translations. Bhava, however, is not “existence” in the sense of the most universal ontological category, that which is shared by everything from the dishes in the kitchen sink to the numbers in a mathematical equation. Existence in the latter sense is covered by the verb atthi and the abstract noun atthitā. Bhava is concrete sentient existence in one of the three realms of existence posited by Buddhist cosmology, a span of life beginning with conception and ending in death. In the formula of dependent origination it is understood to mean both (i) the active side of life that produces rebirth into a particular mode of sentient existence, in other words rebirth-producing kamma; and (ii) the mode ofsentient existence that results from such activity.


    Daher, denke ich, kann man bhava hier als gelebte Existenz verstehen. Und ja, die ist nach Auffassung einiger Konfessionen immer leidhaft und Nibbana wird entsprechend auch als Verlöschen von gelebter Existenz verstanden (bhavanirodho nibbānaṁ). Es heißt auch: Alles vergängliche ist leidhaft.


    Im Manorathapūraṇī, also dem Theravada-Kommentar, zu deinem Zitat heißt es, dass der Buddha dies sagte, weil er nicht irgendeine Form von Wiedergeburt in irgendeiner Form von Existenz - egal wie kurz - gutheißen würde.

  • als ein hoffnungsloses und trostloses "Alles ist Scheisse" zu verstehen.

    Nichts trostlos, aber real!!!

    Von kurzem ich habe sehr ausführlich "Eintritt in den Weg zum Erwachen" von Bodhisatva Shantideva... gelesen....

    Alles , was man so wie als das als "Schöne" betrachtet, wird verwelkt, verfault, verwesen, usw....

    Sogar sehr schöne Frau , wenn man ihr Inneres betrachtet, dann man wird unter sehr schöner und glatten Haut die Schleim, die Gedärme, und so weiter finden.... Und das ist bestimmt nichts schön, aber sehr abstossend..... Und manchmal sogar ekelhaft....

    So wurden ganze Passagen unter (genau) diesem Aspekt betrachtet....

    Aber es wäre die andere Frage----man kann doch nichts mit dieser "Scheisse" zu identifizieren....

    Damit man hat bestimmt die freie Wahl!

    Es gibt bei uns ( von Studenten der Medizin) sehr derber Ausdruck... Alles ist Mist, ausser Pisse..... ( Urin).... Klingt nach Zen, denn Scheisse man kann bestimmt als der Ausdruck vom "Göttlichen" ( Buddha) zu sehen, aber ich bin mir nichts so sicher.....:?:silent:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Dann ist mein verstehen ja doch richtig.

    "Papañcasūdanī " eben nicht nur Mönche und Nonnen, sondern: der Lehre Folgende. Das schließt ja das annehmen ein.

    "bhava" Da hab ich "fortgesetzte Daseinswerden" gemacht. "Werden" war mir zu dünn.

    "bhikkhu" Da meine ich mit: die Lehre Hörende/Zuhörende, gut zu liegen