Bodhisattva-Gelübde

  • Die Bodhisattva-Gelübde im Mahâyâna

    (Shântideva: Bodhicaryâvatâra, aus Kapitel III )

    Möge ich den Schutzlosen ein Beschützer sein,

    ein Führer den Reisenden,

    denen die zum anderen Ufer wollen, ein Boot, ein Damm, eine Brücke,

    eine Lampe für die, die eine Lampe brauchen,

    ein Bett für die, die ein Bett brauchen,

    ein Diener für alle Lebewesen, die einen Diener brauchen.

    Möge ich den Lebewesen ein Wunschjuwel sein,

    ein Glückskrug, eine Zauberformel, ein Wunderheilkraut,

    ein Wunschbaum und eine Wunschkuh.

    So wie die Erde und die drei anderen Elemente,

    zusammen mit dem Raum, alle Wesen beständig nähren und stützen,

    möge auch ich zu einer solchen Quelle der Nahrung und Stütze

    für alle Wesen werden, die den Raum ausfüllen,

    solange noch nicht alle Wesen den Frieden erlangt haben.


    Wenn die Buddhas der früheren Zeiten sich dem Bodhicitta,

    dem Herz-Geist der Erleuchtung, verpflichteten,

    beschritten sie stufenweise den Pfad der Bodhisattva-Praxis.

    So verpflichte auch ich mich dem Bodhicitta zum Wohle aller Wesen

    und werde stufenweise den Pfad der Bodhisattva-Praxis beschreiten.

    Heute ist meine Geburt fruchtbar geworden;

    meine Geburt als Mensch hat eine Berechtigung erhalten.

    Heute wurde ich in Buddhas Familie geboren.

    Jetzt bin ich ein Kind Buddhas.

    Jetzt bin ich entschlossen, Handlungen auszuführen,

    die meiner Familie würdig sind.

    Ich werde die Reinheit dieser fehlerlosen,

    edlen Familie nicht beschmutzen.


    So wie ein blinder Wanderer

    ein Juwel in einem Kehrrichthaufen findet,

    so entstand, scheinbar durch einen Glücksfall,

    Bodhicitta in mir,

    Dieser überragende Nektar, der den Tod zerstört;

    der unerschöpfliche verborgene Schatz, der alle Armut beseitigt;

    Die überragende Medizin, die sämtliche Krankheiten heilt;

    der Baum, der allen Wesen Schutz gewährt,

    die es müde sind, die Pfade des Samsara zu wandern;

    Das Fahrzeug für alle Reisenden,

    die die Sorgen hinter sich lassen;

    der Mond des Geistes,

    der die Hitze der Begierde kühlt;

    Die große Sonne,

    welche die Dunkelheit der Unwissenheit zerstreut;

    die aus der Milch des Dharma geschlagene reine Butter;

    Die große Glückseligkeit

    für Wanderer auf den Pfaden des Samsara,

    die nach Freude Ausschau halten.

    In Anwesenheit aller Buddhas lade ich alle Wesen ein,

    meine Gäste zu sein.

    Mögen die Götter und alle anderen Wesen sich freuen.


    Möge das kostbare Juwel des Bodhicitta entstehen,

    Wo es noch nicht entstanden ist.

    Und wo es bereits entstanden ist,

    Dort möge es nicht abnehmen,

    Zunehmen möge es von Gipfel zu Gipfel.



  • Die Wesen in Samsara sind unendlich

    Ich gelobe sie alle zu befreien.


    Hass, Gier und Unwissenheit entstehen unaufhörlich

    Ich gelobe sie zu überwinden.


    Die Tore des Dharma sind unzählbar

    Ich gelobe sie alle zu durchschreiten.


    Der Weg des Buddha ist unvergleichlich

    Ich gelobe ihn zu gehen.



    Das ist mein Bodhisattva Gelübde.

    Gotara

  • Die Wesen in Samsara sind unzählbar

    Ich gelobe sie alle zu befreien.


    Geistesgifte erscheinen unaufhörlich in mir

    Ich gelobe sie zu überwinden.


    Die Tore zum einen Dharma sind unzählbar

    Ich gelobe sie alle zu durchschreiten.


    Der Weg der Buddhalehre ist unvergleichlich

    Ich gelobe ihn zu gehen.


    Das ist mein Bodhisattva Gelübde.

    Qualia


    Die Wesen in Samsara sind unzählbar, Ich gelobe sie alle zu befreien. Durch das Üben von Erbarmen mit meinem Mitgefühl gegenüber fühlenden Wesen.

    #Duden: Erbarmen: starke innere Anteilnahme am Leid oder an der Not anderer und mir, verbunden mit dem Drang, ihnen und mir zu helfen oder sie und mich zu trösten.


    Geistesgifte erscheinen unaufhörlich in mir, Ich gelobe sie zu überwinden. Sie erscheinen durch meine Reaktion auf die Geistesgifte, die scheinbar von Mitmenschen kommen.


    Die Tore zum einen Dharma sind unzählbar, Ich gelobe sie alle zu durchschreiten. Jedes Tor zum Dharma sind nur Dharma-Tore nicht das Dharma, Das Dharma ist Torlos, wenn ich es nur einmal erreicht habe, zerfallen alle Dharma-Tore beim Durchschreiten mit Leichtigkeit.


    Der Weg der Buddhalehre ist unvergleichlich, Ich gelobe ihn zu gehen. Durch Üben der Lehre Buddha vergehen alle anderen Wege der nicht Buddhas, bis selbst die Buddhalehre vergeht.


    Das ist mein Bodhisattva Gelübde. Es ist ein Gelübde und kein Schwur/Eid, der verhindert, sowohl als Mensch oder Boddhisattva oder als Buddha leben zu können.


    Qualia

    Es ist entweder Anfang oder Ende.

    Kein Vergehen oder Entstehen, dazwischen ist genießen.

  • Das Bodhisattvacaryāvatāra ('Einführung in den Weg des Bodhisattva') ist auch im chinesischen Tripitaka überliefert (T 1662.32.543–562, im 10. Jhdt. übersetzt), wo es allerdings Nāgârjuna (wie auch im koreanischen Tripitaka) zugeschrieben wird - mit ziemlicher Sicherheit zu Unrecht. Auch wenn der Text eine wichtige Brücke zwischen Bodhisattva-Praxis und prajñāpāramitā- Epistomologie herstellt, ist er in Ostasien trotz des nobl(er)en Pedigree bei weitem nicht so "populär" wie in Tibet.


    Das liegt wohl nicht zuletzt daran, dass in Ostasien neben den hier schon zitierten/paraphrasierten 'vier universellen [Bodhisattva-]Gelübden', die dem Muster der 'Vier edlen Wahrheiten' folgen, hinsichtlich einer formelleren, also mit ritueller Initiation verbundenen Praxis, vor allem die Gelübde nach dem (Mahayana-)Brahmajala-Sutra T.1484.24.997a–1010a die prominenteste Rolle spielen. Dieser möglicherweise erst in China entstandene Text (oder Schlusskapitel [von zehn] eines verloren gegangenen Sanskrit-Sutras) ist dort seit dem 5. Jahrhundert maßgebend für Bodhisattva-Ordination - 10 Haupt- und 48 Nebengelübde. Das war in China bereits eine dreihundert Jahre alte und etablierte Praxis, als Śāntideva (vermutlich in Nālandā) das Bodhisattvacaryāvatāra verfasste.


    Übrigens wurden die Gelübde in China in aller Regel von Bhikṣus und Bhikṣunis genommen, also zusätzlich zu den Gelübden des Vinaya. Die Bodhisattva-Ordination nach dem Brahmajala war vor allem eine Praxis der Tiantai-Schule, die als Tendai-Schule einen japanischen 'Ableger' bekam, in dem aus (religions-)politischen Gründen auf die Vinaya-Ordination verzichtet wurde. Unschlagbares Argument: die Bodhisattva-Gelübde reichen aus. Dieser 'Verzicht' auf Vinaya-Ordination wurde dann von den aus dem Tendai hervorgehenden dissidenten Kamakura-Schulen übernommen; für die Bodhisattva-Ordination wurden hingegen neue, 'schulspezifische' (d.h. vom Tendai unabhängige) Modelle entwickelt - beispielsweise von Dōgen Zenji.

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