Ich möchte meine Meditationserfahrungen und Anregungen mit euch Teilen

  • Hey zusammen,

    ich möchte gerne meine Reise mit der Meditation teilen und bin neugierig, wie ihr dazu steht oder was ihr darüber denkt.

    Vielleicht möchtet ihr ja auch eure eigene Reise zur Befreiung beschreiben.


    Ich gehöre zu denjenigen, die die Lehren nicht einfach so akzeptieren konnten und selbst die Wahrheit über das Leiden und den Geist herausfinden wollten – so wie Buddha es tat. (Ich litt seit meinem 12. Lebensjahr unter schweren Depressionen, aber als ich mit 16 von Meditation hörte, hat es sofort „Klick“ gemacht und ich wusste, ich kann mich damit selbst heilen.) Und oh Mann, ich habe wirklich gekämpft, aber am Ende war es die Mühe wert, weil ich meiner Meditationspraxis jetzt zu 100 % vertraue und vollkommen darin aufgehe.


    Am Anfang habe ich ein wenig über Meditation gelesen, aber irgendwann alles beiseitegelegt und meinen Geist auf eigene Faust erforscht. Es hat ungefähr sechs Jahre ständigen Ringens gebraucht, um etwas Reales zu entdecken, und dann noch ein paar weitere Jahre, um den richtigen Punkt zu finden und ihm zu vertrauen.


    Das Interessante ist: Nach zehn Jahren, als ich meine eigene Meditationsweise vollständig entwickelt hatte, begann ich wieder über Meditation zu lesen – und mir wurde klar, dass es keinen Unterschied zwischen dem, was ich tue, und dem, was in den Lehren beschrieben wird, gibt. Außerdem hatte ich das Gefühl, ich hätte meine ganze Forschung früher sein lassen und einfach meiner Intuition folgen können; vermutlich wäre ich dann viel schneller hierher gelangt.

    Aber dann könnte ich heute nicht erklären, wie ich meditiere. Also bin ich dennoch froh, dass ich das alles durchgezogen habe, weil ich jetzt jedes Detail erklären kann.


    Im Wesentlichen mache ich größtenteils Zen, speziell Shikantaza. Ein anderer Name dafür ist Dzogchen in Tibet oder „Silent Illumination“ in China. Ich weiß nicht, wie das in der indischen Tradition heißt – weiß das jemand?


    Es gibt kleine Unterschiede, aber ich sehe mich selbst eher in den Gemeinsamkeiten dieser Praktiken.


    Ich würde es folgendermaßen erklären:

    Man hat drei Teile des Geistes, die sich aufeinander beziehen:

    1. Absichtlicher aktiver Geist (voluntärer aktiver Geist)
    2. Unabsichtlicher aktiver Geist (involuntärer aktiver Geist)
    3. Unabsichtlicher ruhender Geist (involuntärer ruhender Geist)

    Im Zen, speziell im Shikantaza, versucht man, den absichtlichen aktiven Geist zur Ruhe kommen zu lassen und den unabsichtlichen Anteilen des Geistes freien Lauf zu geben.

    Sobald du irgendeine Absicht hast, etwas zu denken oder zu tun, lass sie los. Das ist alles. Es ist, als würde man sagen: „Hey, vertraue dem Universum – es regelt schon alles für dich. Entspann dich und genieße; du musst gar nichts tun.“

    Lass also deinen unabsichtlichen Teil deines Geistes das Steuer übernehmen.


    Manchmal ist es wirklich schwierig, alles loszulassen, ohne dabei schon wieder eine Absicht zu haben – und genau da setzt die Meditation mit absichtlichem aktivem Geist an.

    Sie nutzt praktisch den absichtlichen aktiven Geist, um ihn an ein Meditationsobjekt zu binden, zum Beispiel den Atem, eine Visualisierung oder irgendetwas anderes, das man sich vorstellen kann. Das ist sehr gut für Anfänger und Sitzmeditationen.


    Shikantaza hingegen ist ohne Meditationsobjekt oder konkrete Absicht, sodass man es auch beim Autofahren, Arbeiten, Essen, im Gespräch oder bei jeder anderen Tätigkeit praktizieren kann. Man kann es also den ganzen Tag über machen, und es kostet keinerlei Anstrengung oder Energie, sodass man es einfach fortführen kann – sogar beim Einschlafen.

    Letztlich gibt es also nur wirklich zwei Meditationsmodi:

    1. Den, bei dem du alle Absichten fallen lässt.
    2. Alle anderen Formen von Meditation, bei denen es grundsätzlich genauso ist, aber man ein Meditationsobjekt hinzufügt, um den aktiven Geist zu beschäftigen.

    Ich selbst wechsle zwischen Body-Scan und Shikantaza. Manchmal versuche ich, meine Erfahrung absichtlich etwas näher an mich heranzuholen, und das war’s. Ich fühle mich sehr zufrieden, suche nicht mehr weiter und denke, dass ich den Rest meines Lebens so leben werde.

  • Deine jetzige Praxis, Marc, und meine ähneln sich. Ich praktiziere immer, ob im Wartezimmer, an der Supermarktkasse oder im Gespräch mit meinen Freunden, Tochter etc.

    Das nenne ich Achtsamkeitspraxis.


    Natürlich bin ich auch mal unaufmerksam. Aber das ist auch sofort Anlass für erneute Aufmerksamkeit.


    Alles Gute für Dich

    ❤️ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ich habe dazu eine Frage.

    Wenn ich Z.b im Auto Sitze und von meinem Gedanken immer wieder zum Auto fahren gehe, kann ich nachts nichtmehr schlafen weil mich die ganzen Gedanken überkommen die ich am Tag irgendwie weg gedrückt habe durch das konzentrieren aufs Auto fahren oder sei es auch sonst was für eine Tätigkeit.

    War das am Anfang bei dir auch so?


    Ansonsten ein echt schöner Text!

  • Hallo Chicorée,

    falls Du mich meinst, nein, es war nicht so.


    Ich habe vor ca. 30 Jahren damit begonnen, Mantras zu rezitieren, wenn ich zur Arbeit fuhr z.B., weil ich Angst vor Kollegen oder der Aufgabe hatte, oder zu Weihnachten zur Schwiegerfamilie meiner Tochter - auch weil ich Angst hatte :erleichtert: . Und zwar ganz einfache, z.B. Dein Wille geschehe.

    Ununterbrochen habe ich das vor mich hingesagt. Ich kam dann immer ganz entspannt an.


    Das hab ich auch nachts gemacht, wenn ich wegen Grübeleien, Ängsten nicht schlafen konnte.


    Dann las ich "Satipathana - der direkte Weg" von Bhikku Analayo. Das hat mich total überzeugt. Seither übe ich mich in Achtsamkeit.


    Das bedeutet aber nicht, dass mich nicht mal was aus der Bahn wirft. Dann besinne ich mich auf das Gelernte, denn ich weiß, dass die Lehre Buddhas die einzig hilfreiche ist.


    _()_Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ah, ich hab mir den Text von Marc nochmal durchgelesen, den meintest Du sicher.

    Ja, ein schöner Bericht. Ich kann dem nur zustimmen.


    Alles Gute für Dich Chicorée ❤️

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Danke Monika


    Bei mir klappt das leider garnicht.

    Vielleicht bist Du zu ungeduldig. Wie lange "übst" Du schon?


    Loslassen hat mit Vertrauen zu tun. Ich übe seit über 40 Jahren ...

    Das Leben hat mich gelehrt, dass Buddhas Einsichten und Erkenntnisse nachprüfbar sind und funktionieren.


    Aber dazu müssen wir die Erfahrung machen, dass sich um den nächsten Tag zu sorgen, nichts bringt, außer Schlaflosigkeit.


    Zu erkennen, wer oder was wir wirklich sind - also das Begreifen der Illusion von Allem und Jedem, genannt Leerheit, ist das Ende allen Leidens.


    Da wir in dieser Welt funktionieren müssen, ist es nicht leicht und führt immer wieder zu "Rückfällen" in u.a. altes Verhalten.


    Wir lernen wie ein Kleinkind "Laufen", hinfallen, aufstehen, weiter ...


    ❤️ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)