Buddhismus & Kampfsport - Anfängerfrage!

  • ein freundliches Hallo an Alle!! :)


    Wollte mal so in die Runde fragen, wie der Buddhismus generell zu Kampfsport steht!?


    Betreibe Vollkontakt auf Wettkampfebene und das ich jemanden mal verletzte (gebrochene Nase etc.), gehört einfach dazu.
    Stelle den Sport auf eine Stufe mit Eishockey, Rugby oder Football. Ähnliche Ziele, nur andere Spielregeln. Hat imo nichts
    mit Gewalt zu tun!


    Wie seht ihr das, lässt sich das mit dem Buddhismus vereinbaren?


    Auf qualifizierte Antworten würde ich mich freuen! :)


    Danke und Grüße,
    G&P


  • Hallo G&P,


    ich unterstelle mal zwei Dinge:


    1) Der Wettkampfpartner macht freiwillig mit,
    2) Verletzungen sind nicht gewollt.


    Wenn das so ist, dann sehe ich kein Problem.

  • Moin G&P,
    gibt es einen besonderen Grund für deine Frage? Oder anders gefragt, würde eine Antwort hier deine Einstellung zu diesem Sport ändern?


    Zitat

    Stelle den Sport auf eine Stufe mit Eishockey, Rugby oder Football. Ähnliche Ziele, nur andere Spielregeln. Hat imo nichts mit Gewalt zu tun!


    Bei den von dir genannten Sportarten ist das Angriffsziel nicht der Mensch, im Gegensatz zum Vollkontakt im Kampfsport.
    Vollkontakt auf Wettkampfebene ist z.B. Boxen und auch die asiatischen Kampfsportarten gehören dazu.
    Wenn Kampfsport für dich nichts mit Gewalt zu tun hat, würde mich interessieren, was erstens Gewalt für dich ist und warum du dich zweitens davon abgrenzen willst.




    nirvana

    Zitat

    2) Verletzungen sind nicht gewollt.


    Bei Vollkontakt sind Verletzungen gewollt, zumindestens in dem Sinne, das sie billligend in Kauf genommen werden, wie G&P ja schon sagte.


    Alles Liebe,
    Ji'un Ken

  • Grüss Dich ganz recht herzlich Ji'un Ken,


    Du hast selbstverständlich recht und gerade dort wo Vollkontakt zur Anwendung als Körperkontakt?sport? kommt wird gezielt der Reflex trainiert das gegenüber tödlich oder lebensgefährlich zu verletzen. Diese Wrestling und UFC Geschichten sind eigentlich nur Entertainmentgeschichten wobei man die beiden nochmal untereinander abgrenzen müsste, sowie Details zum Box?sport? Und Entertainment entschärft hier nicht das tatsächliche können.
    Ich bin ziemlich glücklich damit das ich nach ca. 12 Jahren Kyokushinkai/Seido und noch ein paar anderen Halluzinationen alles an den Nagel gehängt habe.
    Es ist oft heute noch so das ich den erzogenen Körperreflex unterschätze der ja irgendwann als Gewohnheitsenergie wirksam wird bzw. dann ist.
    Meiner bescheidenen Ansicht nach ist es [und es zeigt sich ja immer wieder]
    völlig Verantwortungslos Menschen in Waffen umzufunktionieren die das gelernte; gefühlt und gedacht nicht umsetzen können und wirklich gefährlich wird es dann wenn auch noch Rauschmittelkonsum dazukommt sowie die anderen Erfolgsversprechenden Pülverchen & Pillen die oral oder über die Blutbahn aufgenommen werden. Ich könnte hierzu Erlebnisberichte schildern
    die wären atemberaubend Nachtfüllend und würden so mancher schillernden Persönlichkeit nicht abkömmlich sein. Es sind tatsächlich eine verschwindend geringe Anzahl derjenigen die Selbstbewusst und mit Willensstärke selbst-diszipliniert trainieren und all die Fallen als Fallen/fallen vorzeitig erkennen. Ich persönlich halte nichts mehr davon Kampfkunst oder Kampfsport mit einer spirituellen Disziplin zu vermischen da ich hierin weder einen Sinn erkennen kann noch einen Nutzen sehe. Danke


    Mit ganz lieben und herzlichen Grüssen
    Dorje Sema



  • G&P:


    Betreibe Vollkontakt auf Wettkampfebene und das ich jemanden mal verletzte (gebrochene Nase etc.), gehört einfach dazu....
    Hat imo nichts mit Gewalt zu tun!


    :lol: Da fehlen mir die Worte.


    G&P:

    ein freundliches Hallo an Alle!! :)
    Wollte mal so in die Runde fragen, wie der Buddhismus generell zu Kampfsport steht!?


    Buddhismus generell gibts nicht. Ich persönlich finde Kampfsport zum einen affig und zum anderen unheilsam, weil Rücksichtslosigkeit und Egozentrik und diverse "männliche" Untugenden gefördert werden und weder das "sich-selbst zurücknehmen" noch Gewaltlosigkeit noch Liebe noch Mitgefühl geübt werden.

  • Gewalt bedeutet für mich, jemanden körperlich oder seelisch zu "züchtigen - unterdrücken" ohne dessen Einwilligung.
    Das kann eine Knepenschlägerei sein, Vergewaltigung, Krieg, Mobbing, etc.pp. DAS ist Gewalt!
    Meinen Sport betreibe ich zu 99% im Gym mit Freunden, habe Spass daran und arbeite hart um mich zu verbessern!


    Mir gefallen zb. am Grappling (Bodenkampf), die flüssigen (schmerzfreien) Bewegungen, das Taktieren und sich gegenseitig "ausspielen".
    Das ist wie beim Schach. Für jeden Angriff und Konter gibt es unzählige Möglichkeiten.
    Wenn ich mit einem guten Trainingspartner einen Sparringskampf absolviere, denke ich oft nicht mehr nach was ich da mache, ich spüre einfach den Flow
    und BIN! Das ist oft eine spirituelle, medidative Erfahrung. Klingt komisch, ist aber so! :)


    Wettkampf bedeutet für mich: Den Lohn der Arbeit zu ernten. "Wer von uns beiden hat ernsthafter gearbeitet. Wer ist geistig stärker. Wo liegen meine Schwächen und die des
    Gegenübers"? Er hilft mir und ich helfe ihm sich zu verbessern!
    Das ist ein Weg zur Meisterschaft den ein Kampfkünster beschreitet. Ich möchte quasi ein Kampfsportbuddha werden ;)
    Natürlich gibt es und gerade bei Kampfkunst/sport Vollpfosten, die andere Absichten und Einstellungen verfolgen. Genauso wie es Fussballfans und Hooligans gibt.


    über anregende Antworten würde ich mich freuen! :)


    Alles Gute,
    G&P


    PS: kann nicht immer gleich Antworten, da es im Betrieb mom. drunter und drüber geht!

  • Ich sehe Vollkontakt ebenfalls sehr kritisch. Zum einen IST es definitiv Intention, den Gegner schmerzhaft zu treffen, das an sich würde für mich schon reichen es abzulehen.
    Tiefer noch geht das Problem, dass da überhaupt ein Gegner ist. Immer wenn Wettkampf in so einer Form stattfindet, bin ich hier und da draussen ist der Gegner. 'Ich' will siegen, 'er' soll vierlieren. Ich sehe nicht, wie das zu Wachstum führen könnte.


    Allerdings lehne ich nicht alle Kampfkunst pauschal ab und ich weiß sicher, dass es Ausprägungen gibt, die heilsam sein können und die helfen Mitgefühl zu entwickeln und Anhaftung zu Überwinden. Im Aikido z.B. gibt es keine Wettkämpfe und keinen Gegner, da diese die künstliche Trennung in "Ich" und "der Andere" verstärken und allgemein dem Ego Futter geben. Von Morihei Ueshiba, dem Gründer stammt das Zitat "Wenn du angegriffen wirst, schliesse den Angreifer in dein Herz"... Oberstes Ziel ist, dass niemand verletzt wird (auch nicht der Angreifer) und Friede entsteht.


    Okay, das hat mit Vollkontakt soviel zu tun wie Tango mit Pogo, ich geb's zu :)


    Gruß, bergsee

  • G&P:

    Gewalt bedeutet für mich, jemanden körperlich oder seelisch zu "züchtigen - unterdrücken" ohne dessen Einwilligung.


    Das ist sicherlich kein buddhistische Verständnis. Die einwilligung eines anderen hat zum einen nichts damit zu tun und zum anderen kannst du die selbst wenn jemand aus Naivität mitmacht, nicht voraussetzen. Mit der gleichen Logik könntest du dein Töten im Krieg rechtfertigen, wenn die anderen freiwillig in die Armee eingetreten sind. Du schießt einfach so und wenn du jemanden tötest, dann ist der ja freiwillig Berufssoldat gewesen. "Selber schuld."
    Du nimmst die Verletzung anderer in Kauf wie du geschrieben hast. Und dies ist ethisch verwerflich.

  • Padma:


    Ich persönlich finde Kampfsport zum einen affig und zum anderen unheilsam, weil Rücksichtslosigkeit und Egozentrik und diverse "männliche" Untugenden gefördert werden und weder das "sich-selbst zurücknehmen" noch Gewaltlosigkeit noch Liebe noch Mitgefühl geübt werden.


    Man sollte eben über nichts urteilen, von dem man nichts versteht. Kampfsport und Kampfkunst sind zwei Paar Stiefel- im Vollkontakt gehts um Punkte und Siege samt gebrochenen Nasen, in der Kampfkunst in erster Linie um das Zurücknehem der " männlichen Untugenden "- und dann erst um die Techniken. Du kannst ja wohl die Shaolin nicht als affig und egozentrisch bezeichnen...


    Klar passt das zusammen, Buddhismus und Kampfkunst- und wenn einer hier Kyokushinkai-Karate aufgibt und froh ist, hat er eben nicht gerade eine Richtung ausgeübt, die positive Eigenschaften fördert...
    Aber nimm mal Shotokan-Karate oder besser Aikido- wo es keinerlei Wettkämpfe gibt.


    Wer schon mal aus Versehen beim Training einen Stoß erwischt hat, lernt schneller Mitgefühl als manche auf dem Sitzkissen in 3 Monaten...
    Also ich halte nur Vollkontakt für ungeeignet, um sich im buddhistischen Sinne zu üben.


    Lieber Gruß,
    crazy dragon

    Tag für Tag ein guter Tag

  • crazy-dragon:

    ...
    Wer schon mal aus Versehen beim Training einen Stoß erwischt hat, lernt schneller Mitgefühl als manche auf dem Sitzkissen in 3 Monaten...


    Yepp! (Ich hab selber noch nie Kampfsport oder -kunst gemacht, aber ich kannte jemanden, der übte Wing Tsun - und die Aussage, er hätte kein Mitgefühl, wäre auf ihn bezogen vollkommen absurd. )


    Aber insofern stimmt es schon: wenn das Mitgefühl größer wird, ist irgendwann Schluss mit dem "billigend in Kauf nehmen".
    Soweit ich weiß, passieren Verletzungen beim Wing Tsun Training höchstens aus Versehen.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Losang Lamo:
    crazy-dragon:

    ...
    Wer schon mal aus Versehen beim Training einen Stoß erwischt hat, lernt schneller Mitgefühl als manche auf dem Sitzkissen in 3 Monaten...


    Yepp! (Ich hab selber noch nie Kampfsport oder -kunst gemacht, aber ich kannte jemanden, der übte Wing Tsun - und die Aussage, er hätte kein Mitgefühl, wäre auf ihn bezogen vollkommen absurd. )


    Aber insofern stimmt es schon: wenn das Mitgefühl größer wird, ist irgendwann Schluss mit dem "billigend in Kauf nehmen".
    Soweit ich weiß, passieren Verletzungen beim Wing Tsun Training höchstens aus Versehen.


    Grüss Dich ganz recht herzlich Losang Lamo,


    auch das ist nicht richtig, ich habe nämlich zudem auch ca.7 Jahre WT ausgeübt und bei dem sogenannten Dynamik WT kann es durchaus zu Verletzungen kommen. [Eigene Erfahrung]. Und Mitgefühl hat ja nichts damit zu tun ob jemand eine Kampfkunst ausübt!
    [nicht das Geld ist "schlecht" sondern der welcher damit "schlecht" umgeht].
    Und so gesehen kann selbst der Dharma zu Gift werden, weil selbiger Dharma erstmal immer nur eine Sache ist, also ein Ding der vom jeweilig
    Praktizierendem [fühlendem Wesen] und seinem Realisationsgrad abhängt.
    Danke


    Mit ganz lieben und herzlichen Grüssen
    Dorje Sema



  • hallo, da ich seit bald einem viertel jahrhundert die kampfkünste übe, gaube ich auch ein wenig zum thema beitragen zu können.
    mal meine erste these, die vielleicht zu dikutieren ist:
    es ist sehr leicht sich vorzumachen, man wäre bereitsfrei von leidenschaften und wünschen. jedoch im echten kampf wirst - spätestens nach den ersten harten treffern - merken,ob dies tatsächlich so ist...
    gruß

  • tesshu:


    es ist sehr leicht sich vorzumachen, man wäre bereitsfrei von leidenschaften und wünschen. jedoch im echten kampf wirst - spätestens nach den ersten harten treffern - merken,ob dies tatsächlich so ist...
    gruß


    Jap...Hier spricht ein Praktiker, hast recht...Aber deswegen sollte man nicht aufgeben, weiter daran zu arbeiten.


    Lieber Gruß,
    crazy dragon

    Tag für Tag ein guter Tag