Sind Ordensregeln der Vergänglichkeit nicht unterworfen?

  • Lauscher:
    Zitat

    Kehren sie allerdings heim aus Asien, meist um hier "etwas" für den Dhamma zu tun, fühlen sich viele von uns als zwischen den Welten stehend, haus- und heimatlos, als Fremde hier wie dort. Wohin gehören wir? Gibt es überhaupt irgendwo einen Platz für uns?


    Wow - was für eine gute Übung im Nicht- Anhaften.
    ;)

  • Namaste!

    Lauscher:

    Das bezweifeln schon manche Mönche und dieses >Zweifeln< ist nicht gut. Habe selber mit einem wichtigen Lehrer gesprochen, der mir gesagt hat, dass in Japan nicht mehr wirklich praktiziert wird. da wird entweder in der Uni Buddhismus studiert oder im Tempel gearbeitet, beides wird aber nicht integriert. So hat ER gesagt. Ich kenne mich nicht aus.


    Die Problematik ist mir bekannt.
    Da sollte man aber vielleicht etwas differenzieren.


    Auf der einen Seite gibt es Geistliche, die den Familientempel vom (Schwieger-)Vater übernehmen und zu diesem Zweck eine Kloster-Ausbildung zum Priester machen (mit Abitur oder gar Hochschulabschluss verkürzt sich wohl in einigen Traditionen die Ausbildungszeit). Je nach Motivationsgründen kann das wohl für so manchen einfach Business sein, und je nach Tradition muss sich der Tempelpriester in seinem eigenen Tempel ja auch nur noch an die genommenen Gelübde halten; die ergänzenden Tempel-/Klosterregeln gibt es in Gemeindetempeln ja nur, wenn der leitende Priester dieses festlegt (also er selbst).


    Auf der anderen Seite gibt es Geistliche, die ins Kloster gehen, weil sie quasi nach dem Erwachen streben [um es mal vereinfacht darzustellen]. Diese bleiben dann auch nach der Ausbildungszeit im Kloster (oder wechseln in andere, kleinere Klöster).


    Man sollte vielleicht nur die letztgenannten als "Mönche" bezeichnen und mit den Bhikkhus anderer Länder vergleichen; die erstgenannten entsprechen eher unser Vorstellung eines evangelischen Pfarrers, so dass ich sie nicht Mönche nennen würde, sondern Gemeindetempelpriester.


    Ich denke, solange es noch eine funktionierende Praxis in einigen Klöstern gibt (und die gibt es), und Mönche/Nonnen, die nach spirituellen Zielen trachten und sich wenig um den schnöden Mamon scheren, solange ist auch der Dharma noch in Japan präsent.


    < gasshô >


    Benkei

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • sand:
    Lauscher:

    Wow - was für eine gute Übung im Nicht-Anhaften.


    Der Umstand ist (noch lange) keine Übung.



    Alles Gute :)

  • mirco:

    Der Umstand ist (noch lange) keine Übung.


    Aber jeder Umstand, kann zur Übung werden.



    Buddha hatte mal einen Schüler, der, gelinde gesagt, sehr einfältig war. Er konnt sich die Lehre des Buddha einfach nicht behalten, weder verstehn. Er hatte aber sehr großes Vertrauen in den Buddha. Also sagte Buddha ihm, er solle den Vorhof der Mönchunterkunft kehren. Tagein tagaus. Un dabei sollte er die Wort "Schmutz hinfort, Schmutz hinfort" unablässig sagen. Für ausreichend Schmutz und Staub war gesorgt und so begann der Mönch seine Arbeit. Eines Tages kam ihm die Erkenntnis, dass er bei dieser Arbeit nicht den Schmutz auf dem Boden,sondern auch die Verdunkelungen in seinem Geist bereinigte. Er wurde ein Arhat.


    EIne schöne Geschichte nicht ^_^ ... Es lässt sich mit allem arbeiten.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Simo:
    mirco:

    Der Umstand ist (noch lange) keine Übung.


    Aber jeder Umstand, kann zur Übung werden.
    Es lässt sich mit allem arbeiten.


    Jaha, :roll: , natürlich. Aber wie oft geschieht das schon. Besonders widrige Umstände sind kein Garant für einsetzende Übung, wobei hoher Leidensdruck schon was bewegen kann. Sonst wäre die Welt ja voll von übenden Buddhist.
    Ich wollte bloß diesen Gedanken da oben nicht so stehen lassen.


    Alles Gute :)

  • Lieber Lauscher


    Ordensregeln oder besser Dhamma Vinaya oder wie in unserem Sprachgebrauch als Buddhismus bezeichnet ist so vergänglich wie man es versteht oder auch nicht. Alleine die "Notwendigkeit" der Festlegung von "Regeln" (ich denke sie sind Übungsobjekte so wie alle anderen Anweisungen zur Praxis) zeigt, wie wenig sich Dharmavinaya zu einer Massenbewegung machen lässt. Diese Regeln schützen die Interaktion der Hauslosen untereinander und gleichzeitig bilden sie einen Schliff, der sie einerseits vor den weltlichen Gefahren schützt und andererseits sie als Einheit erkennen lässt.
    Wenn immer jemand beschließt, nicht zu verletzen und zu töten, nicht zu nehmen was nicht gegeben ist, nicht zu lügen und unwahres zu sprechen, sich nicht Sinnlich vergeht und sich auch keinen Drogen mehr aussetzt, wird, wenn er sich dieser Tugend selbst annimmt, ganz von selber zu gleichen Regeln kommen. Sie sind keineswegs willkürlich, aber sie sind auch endlos, wenn man sie in Regeln fassen möchte.


    Jeglicher Abstrich der bereits vorhandenen ist nur ein Kompromiss und lediglich ein Anpassen von Gewohnheiten an das Dhamma Vinaya und nicht umgekehrt, was letztlich das Ziel der Praxis ist.


    Ich denke nicht, dass Dhamma Vinaya überall ausgeübt werden kann, schon gar nicht in einem Stadium, in dem man noch nicht befreit ist. Selbst wenn man noch so beherzigt und sattelfest sein mag, bleibt eine Wüste eine Wüste. Auch in einer Wüste wird es immer Lebewesen geben, die die Umstände meistern, aber sie sind rar. Nichts spricht jedoch dagegen, Unternehmungen in Wüstengebiete zu machen, jedoch wird jeder Versuch der Sesshaftigkeit (welche ja gerade einen Hauslosen auszeichnet) einer Kooperation, Anpassung und letztlich Korruption verlangen.


    Wie immer muß man sehr genau zwischen Religion (letztlich Kultur) und Dhamma Vinaya unterscheiden. Das bestreben nach einer Ersatzreligion sehe ich persönlich nur als ein Art Oppositionsverhalten, ähnlich wie es auch in der Politik ist. Das Dharma hingegen enthält einen Leitfaden an dem man sein eigenes Leben ausrichtet und nicht sein Agrumentationsverhalten (warum man das und dies tut oder nicht tut) zu verbessern. Aus dieser Sicht ist es für modernes Verständnis nicht sozial ausgerichtet, da das soziale Verhalten (Achtung und Respekt wie auch Hilfestellung) nicht als Werbeträger benutzt wird, "nur" praktiziert wird und so nicht die in der moderen Welt allgegenwärtige Werbung hat. Aus diesem Grunde wird ein tugendhaftes Handeln auch immer nur von einer offenen Person, weisen Person als solches erkannt. Auch wenn auf ersten Blick die moderen Gesellschaft tugendhafter erscheinen möge als so viele andere Kulturen, ist dem nicht wirklich der Fall. Man kann sagen, dass diese Gesellschaft auf anderen Ordensregel gut gefestigt und aufgebaut ist. Diese anderen Ordensregeln, haben eine materielle Ausrichtung die dem gewöhnlichen Menschen besser verständlich ist als Ordensregeln die auf wirklicher Tugendhaftigkeit aufbauen.


    Persönlich kann ich die angeführten Artikeln sehr gut nachvollziehen, jedoch ist es, wie ja schon von einigen bemerkt (auch wenn ihnen wahrscheinlich die Tiefe der Erfahrung die zu solchen Stellungnahmen und Gedanken führt fehlt und wie so oft leicht dahin gesagt sind) so, dass das Leben in der Hauslosigkeit ja kein Ziel außer der eigenen Befreiung (zumindest vorerst, oder als Schwerpunkt) hat. Es stellt sich daher immer die Frage, warum jemand in ein Land kommen sollte, wo er nicht willkommen geheißen oder gewünscht oder hergerufen wird.
    Auch darf man nicht vergessen, dass das Teilen von Dhamma ein reiner Akt des Mitgefühls ist und nicht so wie viele Glauben, ein Deal - Lehren gegen die vier notwendigen Bedarfsmittel.


    Die meisten Bestrebungen aus dem Ausland Kloster zu errichten, sind von nationalem Interesse. Gerade in den letzten Tagen habe ich wieder vernehmen müssen, wie diese oft als Dhammaarbeit begonnenen Projekte von politisch Ambitionierten übernommen werden. Religiöse Gemeinschaften sind schon lange die Basis von Politik in Asien und stets ein Weg um zu aquirieren, zu lenken und zu steuern. Zumeist geschieht dies mit dem Vorwand des Vereinisierenes. Hauslose wie auch ihre Arbeit kann man nicht in Vereine stecken, man kann dem Dhamma Vinaya keine Regeln aufsetzen ohne es damit in gleicher weise zu zerstören.


    Auch werden es niemals "ausländische" Mönche sein können, die das Dhamma in richtiger Weise verbreiten können. Das liegt in der Natur der Menschen und wird immer unverstanden und als eine andere Tradition oder Kultur verstanden sein.


    Dharma wir immer dort florieren, wo das Klima es zulässt und wo die Menschen dafür bereit sind. All diese Missionierungversuche führen nur zu einer Verwirrung und sind doch meist nur die Flucht von einzelnen aus ihren Ländern, da sie glauben im Westen entsteht etwas was in ihrer Heimat verschwunden ist.


    Wenn sich in unseren Breiten etwas umsetzt dann wird es vielleicht eine Offenheit gegenüber besuchenden oder durchreisenden besonderen Bettlern sein, auch denke ich, dass sich eine "andere" Kultur der Hauslosen entwickeln wird, die jedoch nicht eine sehr öffentliche wird. Vielleicht kann man sagen: "Vor freien Menschen haben Gefangene viel zu viel Angst." Nichts fürchtet unsere moderne Gesellschaft mehr als einen freien "unabhängigen" Menschen. Dieses zu Akzeptieren würde es sehr viel Vertrauen benötigen und dieses kann ich persönlich heute nicht sehen.


    Alles ist vergänglich und diese Natur aller Dinge bleibt dennoch wie sie ist, Dhamma kommt nicht weg.


    Persönlich denke ich, das sie Plätze wo man Dhamma auf dem geschützten Pfad des Bhikkhus wirklich noch praktizieren kann (ohne zu einem Feindbild der modernen Gesellschaft zu werden) in rasender Geschwindigkeit von dieser Erde verschwinden und kann persönlich nur jedem empfehlen, die letzten Möglichkeiten die es noch gibt zu nutzen um für eine Zeit, die noch sehr viel trüber sein wird ausreichend standhaft und gefestigt zu sein. Uncoole Bhikkhus die dem Vinaya folgen wird es bald nicht mehr geben. Ich kann daher nur jeden dazu anhalten, cool werden anzustreben bevor es zu warm in allen Gegenden wird.
    *schmunzel*


    na das ist ja wieder viel Gequatsche um nichts *schmunzel*

  • Kusala:

    Guter Beitrag Hanzze


    ()


    Ja, das wollte ich auch sagen, nur bin ich gerade beim PN schreiben ;)


    _()_

  • Kusala:

    Guter Beitrag Hanzze


    ()


    Genau!


    Und schön, dass Du wieder zurück ins Buddhaland gefunden hast.

    Von mehreren Theorien, die die gleichen Sachverhalte erklären, ist die einfachste allen anderen vorzuziehen.


    Die Leute von denen Du am meisten lernen kannst sind die mit denen Du nicht einer Meinung bist.