Wahrheit ist zweifach: herkömmliche Wahrheit (sammuti-sacca) und letztendliche Wahrheit (paramattha-sacca).
Es gibt bestimmte Situationen und Objekte, die nach überlieferter Gewohnheit wahr sind, da sie nach den allgemeinen Kriterien wahr zu sein scheinen und die Verständigung einfacher machen. Diese werden dementsprechend als herkömmliche Wahrheiten/Wirklichkeiten bezeichnet.
Wenn nun diese konventionellen Wirklichkeiten mit Weisheit analysiert werden, finden wir, dass sie nicht in der Weise existieren, wie man sie sich vorstellt. Während sie als reale wirkliche Wesenheiten ersonnen werden, sind sie tatsächlich nur begriffliche Konstruktionen, die auf wirklich existierende Phänomene aufgesetzt werden. Diese wirklich existierenden Dinge werden letztendlichen Wirklichkeiten (paramattha-sacca) genannt.
Betrachtet man im herkömmlichen Sinn die eigene Person, so erscheint als erstes der Ausdruck „Ich“. Solche Alltagsphrasen wie „ich gehe“, „ich erlebe“, usw. schaffen den Eindruck, dass da ein reales, unabhängiges „Ich“ in einem existiert. Aber wenn dieses „ich“ genannte Wesen untersucht wird, ist alles was man findet, eine Kombination der fünf Anhäufungen, - materielle Gestalt, Gefühl, Wahrnehmung, geistige Gestaltungen und Bewusstsein – welche ferner in Geist und Materie unterteilt sind. Wo ist nun unter all diesen Phänomenen der Existenz ein reales „Ich“. Wenn der physische Körper weiter zerlegt wird in seine 32 Teile, dann kollabiert die Vorstellung eines „Ich“.
Wenn diese 32 materiellen Phänomene weiter mit Weisheit analysiert werden, wird zu erkennen sein, dass sie alle aus den Grundelementen (Wasser-Element, Feuer-Element, Erd-Element, Luft-Element und dem Raum-Element) zusammengesetzt sind.
Der Geist ist fähig, Dinge zu erkennen, somit ist er auch als ein Element klassifiziert, nämlich das Bewusstseins-Element. Dementsprechend ist „ich“, obwohl auf der herkömmlichen Ebene akzeptiert, im letztendlichen Sinne nicht vorhanden. Was in Wirklichkeit vorgefunden wird, ist eine Verbindung von sechs Elementen, ohne jegliche Natur eines Wesens oder Individuums. In Wirklichkeit durchdringen nur diese sechs Elemente der Festigkeit, Flüssigkeit, Hitze, Bewegung, des Raumes und des Bewusstseins das ganze Universum. Diese sind keine Substanzen, sondern eher ständig wechselnde Energieformen auf der Grundlage einer Ursache-Wirkungs-Beziehung. Sie sind lediglich eine Fortsetzung bewegter Prozesse, so schnell entstehend und vergehend, dass ihre Umwandlung nicht mit gewöhnlichen Mitteln wahrgenommen werden können.
Alle vermeindlich existierenden Gegebenheiten, sowohl bewusste, als auch unbewusste, sind nur verschiedene Kombinationen dieser Elemente. Sie können nur in den Grenzen des Konventionellen als real betrachtet werden. Dasselbe gilt für die Bezeichnungen, die für ihre Identifikation akzeptiert werden. Folglich sind Begriffe wie Meer, Berg, Baum, Haus, Bett, „ich“ und „du“ neben den Dingen, die sie bezeichnen, eher Konzepte (pannatti) oder Konventionen (sammuti)
Wenn Worte selbst nur Konventionen sind, folgt daraus, dass die Begriffe, welche die letztendlichen Wahrheiten identifizieren, ebenfalls lediglich Konventionen sind. Doch welche herkömmlichen Begriffe auch immer verwendet werden, um sie zu beschreiben, ihre Natur als letztendliche Realitäten bleibt unberührt.
In und um uns sind immer die letztendlichen Realitäten wirksam, aber wir erkennen diese Wahrheit nicht wegen unserer Verblendung oder Unwissenheit (avijja).
Durch das Akzeptieren von Herkömmlichkeiten als letztendliche Wahrheit häufen wir mehr und mehr Leiden an.
hedin