Gewähren

  • Wenn du sitzt, verstehst du, daß du sitzt, oder? Das ist rechte Achtsamkeit. Du vergegenwärtigst dir, daß du sitzt. Dieses Wissen/Verstehen/Gewahrsein daß du sitzt, ist unpersönlich. Dadurch besteht keine Anhaftung mehr an die Erscheinungen. Im Folgenden ein Beispiel. Und es funktioniert. Wenn da zum Beispiel Angst ist, und man auf das Wissen/Verstehen/Gewahrsein daß da Angst ist zurückkommt, und im nächsten Schritt die Angst nicht unterdrückt, sondern aus dieser Achtsamkeit heraus zulässt, erlaubt, akzeptiert, den unpersönlichen Prozess des bedingte Enstehens also fortlaufend gewähren lässt, dann löst sich ganz natürlich die Anhaftung an diese Angst, und das Gefühl befreit sich somit von selbst. In dieser Weise lässt man alle Erscheinungen gewähren. Sie zu unterdrücken, was durch einspitzige Konzentrationsmethoden, wie man sie aus diversen Kommentaren zu den Sutten entnehmen kann, leider der Fall ist, führt nicht aus Leid, da Anhaftung damit nicht aufgegeben werden kann. Darum heißt es im Satipaṭṭhāna Sutta selbst: "versteht/weiß er", und nicht:"konzentriert er sich", oder: "beobachtet er", oder:"verdrängt er", oder:"weist er zurück".


    Bhante Vimalaramsi:

    Die Tiefe der einspitzigen Konzentration stoppt Hindernisse am Erscheinen. Sie wollen erscheinen, aber du sagst: "Hey, ich habe einen gereinigten Geist". Diese Menschen haben sicherlich eine wirklich gute Konzentration während sie sitzen. Natürlich, ihr Geist ist gereinigt, Hindernisse sind nicht erschienen. Aber wenn sie ihre Konzentration verlieren, und sie gehen zur Arbeit, was geschieht dann? Die Hindernisse erscheinen, und sie erkennen sie nicht, weil sie nie mit ihnen gearbeitet haben. Dann leiden sie stark.


    Ein anderer Weg, dieses Gewahrsein zu etablieren, sei hier ebenfalls noch angesprochen: Wenn man alles was erscheint einfach gewähren lässt. Als Übung. Dies ist eine Dzogchen Methodik, und es dürfte klar sein, warum auch dieser Zugang zur rechten Achtsamkeit, zu diesem Wissen/Verstehen/Gewahrsein führt, denn dieses ist nichts anderes, als genau das. So, das war's erst mal.


    Zitat

    "Und wie, ihr Bhikkhus, verweilt ein Bhikkhu, indem er Gefühle als Gefühle betrachtet [13]? Wenn ein Bhikkhu ein angenehmes Gefühl fühlt, versteht er: 'Ich fühle ein angenehmes Gefühl;' wenn er ein schmerzhaftes Gefühl fühlt, versteht er: 'Ich fühle ein schmerzhaftes Gefühl;' wenn er ein weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl fühlt, versteht er: 'Ich fühle ein weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl.' Wenn er ein weltliches angenehmes Gefühl fühlt, versteht er: 'Ich fühle ein weltliches angenehmes Gefühl;' wenn er ein spirituelles angenehmes Gefühl fühlt, versteht er: 'Ich fühle ein spirituelles angenehmes Gefühl [14];' wenn er ein weltliches schmerzhaftes Gefühl fühlt, versteht er: 'Ich fühle ein weltliches schmerzhaftes Gefühl;' wenn er ein spirituelles schmerzhaftes Gefühl fühlt, versteht er: 'Ich fühle ein spirituelles schmerzhaftes Gefühl;' wenn er ein weltliches weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl fühlt, versteht er: 'Ich fühle ein weltliches weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl;' wenn er ein spirituelles weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl fühlt, versteht er: 'Ich fühle ein spirituelles weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl.'"


    (Einsicht)
    "Auf diese Weise verweilt er, indem er Gefühle innerlich als Gefühle betrachtet, oder er verweilt, indem er Gefühle äußerlich als Gefühle betrachtet, oder er verweilt, indem er Gefühle sowohl innerlich als auch äußerlich als Gefühle betrachtet. Oder er verweilt, indem er die Ursprungsfaktoren in Gefühlen betrachtet, oder er verweilt, indem er die Auflösungsfaktoren in Gefühlen betrachtet, oder er verweilt, indem er die Ursprungs- und Auflösungsfaktoren in Gefühlen betrachtet. Oder die Achtsamkeit, daß da Gefühle vorhanden sind, ist einfach in dem Ausmaß in ihm verankert, das für bloße Vergegenwärtigung und Achtsamkeit nötig ist. Und er verweilt unabhängig, haftet an nichts in der Welt an. Auf jene Weise verweilt ein Bhikkhu, indem er Gefühle als Gefühle betrachtet." Quelle

  • thigle:

    ...In dieser Weise lässt man alle Erscheinungen gewähren. Sie zu unterdrücken, was durch einspitzige Konzentrationsmethoden, wie man sie aus diversen Kommentaren zu den Sutten entnehmen kann, leider der Fall ist, führt nicht aus Leid, da Anhaftung damit nicht aufgegeben werden kann. Darum heißt es im Satipaṭṭhāna Sutta selbst: "versteht/weiß er", und nicht:"konzentriert er sich", oder: "beobachtet er", oder:"verdrängt er", oder:"weist er zurück".


    Da haben die Kommentare mehr Ahnung als von manchen
    nachvollzogen werden kann. Sati ist ja auch erst die siebte
    Stufe im achtfachen Pfad und samādhi wörtl. ‘Fest-zusammen-gefügtsein'
    die achte Stufe. Wer meint man sollte beide gegenseitig ausschließen irrt.

  • Da es zum Beispiel kein rechtes Handeln ohne rechte Achtsamkeit geben kann, oder keine rechte Einsicht ohne rechte Achtsamkeit, oder daß rechte Sammlung wiederum rechte Achtsamkeit zu fördern vermag, zeigt, daß der achtfache Pfad keine lineare Stufenfolge darstellen kann, und es noch dazu viele Querverbindungen zwischen den einzelnen Stufen gibt. Rechte Einsicht ist ohne rechte Achtsamkeit nicht möglich, es sei denn, als intellektuell moralinsaures Gespinst.

  • thigle:

    Da es zum Beispiel kein rechtes Handeln ohne rechte Achtsamkeit geben kann, oder keine rechte Einsicht ohne rechte Achtsamkeit, oder daß rechte Sammlung wiederum rechte Achtsamkeit zu fördern vermag, zeigt, daß der achtfache Pfad keine lineare Stufenfolge darstellen kann, und es noch dazu viele Querverbindungen zwischen den einzelnen Stufen gibt.


    Das ist sicher wahr, aber trotzdem gibt es eine Reihenfolge die nicht zufällig ist.

  • Das ist sehr gut thigle. das ist die richtige vorgehensweise, meiner erfahrung nach.
    nur eine kleinigkeit: vergiss "persönlich" oder "unpersönlich". binde es ein.

  • thigle:

    Da es zum Beispiel kein rechtes Handeln ohne rechte Achtsamkeit geben kann, oder keine rechte Einsicht ohne rechte Achtsamkeit, oder daß rechte Sammlung wiederum rechte Achtsamkeit zu fördern vermag, zeigt, daß der achtfache Pfad keine lineare Stufenfolge darstellen kann, und es noch dazu viele Querverbindungen zwischen den einzelnen Stufen gibt. Rechte Einsicht ist ohne rechte Achtsamkeit nicht möglich, es sei denn, als intellektuell moralinsaures Gespinst.


    Das ist wunderbar ausgedrückt, es werden die meisten aber nicht verstehen. es ist schon inhärent. alles. der pfad, die silas. sie sind bereits DA.

  • Onyx9:
    thigle:

    Da es zum Beispiel kein rechtes Handeln ohne rechte Achtsamkeit geben kann, oder keine rechte Einsicht ohne rechte Achtsamkeit, oder daß rechte Sammlung wiederum rechte Achtsamkeit zu fördern vermag, zeigt, daß der achtfache Pfad keine lineare Stufenfolge darstellen kann, und es noch dazu viele Querverbindungen zwischen den einzelnen Stufen gibt. Rechte Einsicht ist ohne rechte Achtsamkeit nicht möglich, es sei denn, als intellektuell moralinsaures Gespinst.


    Das ist wunderbar ausgedrückt, es werden die meisten aber nicht verstehen. es ist schon inhärent. alles. der pfad, die silas. sie sind bereits DA.


    Wunderbar ausgedrückt hat es der Buddha schon in http://palikanon.de/majjhima/m117n.htm
    Da gibt es keinen Grund warum "die meisten" nicht
    verstehen sollten was der Buddha schon dargelegt hat.
    Trotzdem steht rechte Ansicht am Anfang des rechten Pfades
    und rechte Achtsamkeit an 7. und Samādhi an 8. Stelle und
    nicht etwa umgekehrt. Da geht das eine dem anderen voran
    sagt der Buddha. In wie weit die Silas schon DA sind ist dabei
    noch eine Frage.

  • thigle:

    (Einsicht)
    "Auf diese Weise verweilt er, indem er Gefühle innerlich als Gefühle betrachtet, oder er verweilt, indem er Gefühle äußerlich als Gefühle betrachtet, oder er verweilt, indem er Gefühle sowohl innerlich als auch äußerlich als Gefühle betrachtet. Oder er verweilt, indem er die Ursprungsfaktoren in Gefühlen betrachtet, oder er verweilt, indem er die Auflösungsfaktoren in Gefühlen betrachtet, oder er verweilt, indem er die Ursprungs- und Auflösungsfaktoren in Gefühlen betrachtet. Oder die Achtsamkeit, daß da Gefühle vorhanden sind, ist einfach in dem Ausmaß in ihm verankert, das für bloße Vergegenwärtigung und Achtsamkeit nötig ist. Und er verweilt unabhängig, haftet an nichts in der Welt an. Auf jene Weise verweilt ein Bhikkhu, indem er Gefühle als Gefühle betrachtet." Quelle


    Lieber thigle,


    wie möchtest Du es denn ohne Achtsamkeit (Konzentration auf ein Objekt) schaffen so feine Dinge wie Entstehen und Vergehen zu beobachten, wenn Du den "Affengeist" springen lässt und das Kopfkino es gar nicht erst zulässt.


    Erst wenn Du es schaffst dieses (Feine) zu beobachten, wirst Du es auch immer früher im Alltag (wieder) erkennen, wenn da unheilsames aufsteigt und es sein lassen können.
    Erst bei der angrenzenden oder vollen Sammlung ist es möglich Dinge wirklich zu durchschauen. Ansonsten bleibt es beim anschauen.
    Was natürlich auch ok. ist um den Geist erst einmal zu beruhigen. Aber es wird auf Dauer nicht (im Alltag) tragen


    thigle:

    Natürlich, ihr Geist ist gereinigt, Hindernisse sind nicht erschienen. Aber wenn sie ihre Konzentration verlieren, und sie gehen zur Arbeit, was geschieht dann? Die Hindernisse erscheinen, und sie erkennen sie nicht, weil sie nie mit ihnen gearbeitet haben. Dann leiden sie stark.


    Da eben gehe ich mit Vimalaramsi nicht konform.


    Der Geist ist erst beim "Fortgeschrittenen" gereinigt. Der Fortgeschrittene wird durch stetige Achtsamkeit im Alltag die silas ganz natürlich praktizieren, was weniger Hemmnisse und mehr Geistesruhe in der Medi nach sich zieht. Eines zieht das andere mit sich. Wer die Achtsamkeit so "hoch fahren" kann, wird sie auch im Alltag automatisch nutzen, da durch die Medi konditioniert.


    Liebe Grüße
    Kusala

  • Onyx9:

    nur eine kleinigkeit: vergiss "persönlich" oder "unpersönlich". binde es ein.


    Tatsächlich wäre es nicht notwendig, dies extra zu erwähnen, denn es kann die Übung verkomplizieren. Und genau das wollen wir hier nicht. Wir wollen erlauben, gewähren, belassen. Trotzdem ist es notwendig es zu erwähnen, da sich viele dieses Gewahrseins bemächten wollen, und ist dies der Fall, tritt Verkrampfung ein. Dazu füge ich noch eine verspätete Fussnote an. Und zwar ab hier:


    Zitat

    [..]Wenn da zum Beispiel Angst ist, und man auf das unpersönliche Wissen/Verstehen/Gewahrsein daß da Angst ist zurückkommt, und im nächsten Schritt die Angst nicht unterdrückt, sondern aus dieser Achtsamkeit heraus¹ zulässt[..]


    ¹ 'Aus dieser Achtsamkeit heraus'? Was bedeutet das. Rechte Achtsamkeit und das Gewähren des unpersönlichen Prozesses des bedingten Enstehens, ist nicht zu trennen. Hier wird also direkt die Verbindung dieses Gewahrseins mit den Erscheinungen erkannt. Wenn also dieses Gewahrsein und die davon untrennbaren Erscheinungen belassen werden wie sie sind, ohne irgendwas verändern zu wollen, was der Natur dieses Gewahrseins entspricht, gibt es darüber hinaus nicht mehr zu tun.


    @ Kusala: Solange du Achtsamkeit als 'Konzentration auf ein Objekt' interpretierst, kommen wir nicht zusammen. Verstehen/Wissen bedeutet nicht 'Konzentration auf ein Objekt'. Das funktioniert nicht, und die, welche es so praktizieren, haben große Probleme, in diesem Gewahrsein auch dauerhafter zu verweilen. Darum projizieren sie ihren Krampf dann auch auf Andere und meinen, man müsse sich doch ganz stark konzentrieren, weil die rechte Achtsamkeit doch ganz leicht wieder verschwinden würde, und die bösen Gedanken wieder auftauchen würden, welche diese Übenden ja leider verdrängt haben, anstatt sie aus der rechten Achtsamkeit heraus, gewähren zu lassen, wodurch sie sich selbst befreien. Die Einspitzer befinden sich in einem Kreislauf, der hemmt, und den Buddha nicht lehrte.

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  • So wie ich Thigle verstehe, schließt das eine ja das andere nicht aus, es geht nur nicht stur Stufe um Stufe voran, sondern bei dem einen sind noch Einsichten nötig, die ein anderer schon von Haus aus mitbringt, dafür muss er an einer anderen Ecke des Gartens besonderes Augenmerk legen. Es ist ja ein Unterschied, von welcher Ebene aus ich einsteige. Ich kann heute nicht mehr sagen, was mir am meisten geholfen hat, alles ging meines Wissens ineinander über und kam von allen Seiten auf mich zu. Ich behaupte sogar, dass ich persönlich wenn überhaupt, nur einen geringen Anteil daran habe.


    Das erste (1976 "Siddharta" von Hermann Hesse, 1978 Erich Fromm: "Die Kunst des Liebens"), was mich je auf den Weg gebracht hat aber, war die Konzentration, darauf folgten wundervolle Erfahrungen von Entspannung und Leistungsfähigkeit, dadurch konnte ich wiederum mehr aufnehmen und erkennen usw. Damals hatte ich weder die Silas noch je was vom Palikanon gehört und dennoch hat sich bei mir ein Weg entwickelt, der heute im Verstehen des Palikanon und der vier edlen Wahrheiten mündet. Aber schon seit über 20 Jahren muss mir niemand erklären, dass rechter sexueller Umgang, rechte Rede, rechten Lebenserwerb ... bis hin zur rechten Achtsamkeit der Weg zur Befreiung sind. Tiefe Versenkung stand merkwürdigerweise bei mir am Anfang und hat mir diese "Dinge alle gezeigt". Sie haben sich auch jetzt nicht geändert, nachdem ich die Terminologie dafür gefunden habe.
    _()_ Monika

  • Eine ähnliche Entwicklung wie sie Monikamarie von sich beschreibt kann ich auch von mir berichten. Die Begegnung und das daraus folgende Studium des Buddhadharma baute bei mir schon auf etwas auf, was ich empfunden aber noch nicht reflektiert hatte. MM erwähnt Hesse's SIDDHARTHA. Das Sitzen und Lauschen am Fluss hatte ich schon lange Jahre praktiziert, ohne es als Praxis zu empfinden. Aber meine ganz individuelle Einsicht hatte dort einen Ursprung.
    Wie Thigle verstehe ich unter ACHTSAMKEIT auch nicht die "Konzentration auf ein Objekt". Ich verstehe es eher als ein uneingeschränktes Empfinden.
    Grüße, Wusheng

  • Es ist meiner Ansicht nach irgendwie Zeitverschwendung, darüber zu diskutieren, was denn nun zuerst komme, denn jeder ernsthaft Übende weiß aus der Praxis heraus, daß der achtfache Pfad nicht linear sein kann, und jeder ernsthaft Übende weiß aus der Praxis heraus, daß es Querverbindungen gibt. Viel wichtiger ist, daß es das Gewähren ist, welches jedem, jetzt sofort, zu helfen vermag. Handeln, welches aus diesem erlaubenden, akzeptierenden, offenen, gewährenden Gewahrsein entspringt, ist rechtes Handeln, denn diverse unheilsame Emotionen haben in diesem Gewahrsein nun einmal keine lange Lebensdauer; sie befreien sich von selbst, da in dieser rechten Achtsamkeit kein Ergreifen stattfindet. Das hat nichts damit zu tun, sich zu irgendeiner rechten Handlung zu zwingen, indem man irgendwas unterdrückt, im Sinne der 10 Gebote, oder sich irgendwie einspitzig verhält, denn das wäre erst wieder Ergreifen.

  • Udāna VIII,


    8.1


    Es gibt ein Reich, wo die vier Elemente,
    Aus denen sich die Welt aufbaut, nicht sind.
    Es ist nicht das der Raumunendlichkeit,
    Nicht das, wo Wahrnehmung unendlich ist,
    Nicht das des Nichts und nicht das Grenzgebiet,
    Wo Wahrnehmung nicht ist und doch nicht fehlt.
    Es ist nicht diese Welt und keine andre.
    Dort gibt es keine Sonne, keinen Mond.
    Das nenn' ich, Bhikkhus, Kommen nicht noch Gehen
    Noch Stehenbleiben, auch nicht Untergehen
    Und Neuerscheinen; es ist ohne Stütze,
    Auch ohne Wandlung, ohne Gegenstände,
    Und alles Leiden findet dort sein Ende.


    -----------------------------------------------


    Ist hier nicht ganz deutlich zum Ausdruck gebracht, dass der Jhana-Weg nicht zur Befreiung führt?
    Jhana-Weg: Der Weg der einspitzigen Konzentration, der in die Versenkungen führt. (Eine Technik, die auch schon vor dem Buddha gelehrt wurde, und die er als nicht zielführend erkannt hat).


    LG
    Onda

  • thigle:

    ... denn jeder ernsthaft Übende weiß aus der Praxis heraus, daß der achtfache Pfad nicht linear sein kann, und jeder ernsthaft Übende weiß aus der Praxis heraus, daß es Querverbindungen gibt.


    Ja, wer den achtfachen Pfad als Stufenweg auffasst, hat ihn gänzlich missverstanden.


    LG
    Onda

  • Bhante Vimalaramsi:

    Die Tiefe der einspitzigen Konzentration stoppt Hindernisse am Erscheinen. Sie wollen erscheinen, aber du sagst: "Hey, ich habe einen gereinigten Geist". Diese Menschen haben sicherlich eine wirklich gute Konzentration während sie sitzen. Natürlich, ihr Geist ist gereinigt, Hindernisse sind nicht erschienen. Aber wenn sie ihre Konzentration verlieren, und sie gehen zur Arbeit, was geschieht dann? Die Hindernisse erscheinen, und sie erkennen sie nicht, weil sie nie mit ihnen gearbeitet haben. Dann leiden sie stark.


    dazu passt:

    Zitat

    "In den meisten Trance-Meditationen wenden Sie sich nach innen und wenden sich von der bewussten Wahrnehnung Ihrer Umgebung, Ihres Körpers und Ihres Geistes ab. Ihre Aufmerksamkeit wird auf einen sehr engen und stillen Bereich, indem sie zeitweilig so etwas wie Glückseligkeit erfahen, eingeengt.
    Aber jede Trance ist etwas Vorübergehendes. Wenn Sie aus der Trance herauskommen, finden Sie sich wieder inmitten all der Probleme und der Verwirrung, die vorhanden waren, als Sie in Trance eingetreten sind. Es hat keine Transformation stattgefunden.
    Gautama, der historische Buddha, hat im frühen Stadium seiner spirituellen Schulung viele Formen der Trance [Onda: Jhanas] gemeistert und ist damals zu dem gleichen Ergebnis gekommen. Er stellte fest, dass er, wenn er in einem verwirrten Zustand in die Tance eintrat, wiederum verwirrt war, wenn er aus der Trance herauskam. So erkannte er, dass die Trance-Meditation ihm nicht helfen konnte, wirklich aufzuwachen. (…)
    Meditation ist keine Flucht. und wir versuchen dabei auch nicht, irgendetwas auszublenden. Meditation besteht vielmehr darin, dass wir ganz wach sind und uns unseren Problemen geradewegs stellen. "


    Steve Hagen: "Meditation beginnt jetzt genau hier", S. 23

  • Ich finde, es würde schon reichen zu verstehen, warum in den direkten Übungsanweisungen des besagten Sutta 'weiß er/versteht er' zu lesen ist, und nicht irgendwas anderes. Ausserdem, was damit gemeint sei, wenn es darin ebenso immer wieder heißt, er verweile unabhängig und hafte an nichts in der Welt, während er zum Beispiel Gefühle als Gefühle betrachtet. Oder warum unangenehme Gefühle nicht verdrängt, sondern aktiv belassen werden, wie sie sind, da es heißt, wenn er ein schmerzhaftes Gefühl fühle, er versteht: 'Ich fühle ein schmerzhaftes Gefühl', wodurch ja rechte Achtsamkeit etabliert wird, und sich dieses Gefühl darin befreien kann, weil darin ganz natürlich keine Anhaftung besteht, ausser die Einspitzer ergreifen wieder, durch ihre spitze Konzentration. Und so weiter. Und daß das auch so und nicht anders funktioniert, kann jeder Einzelne sofort nachvollziehen, so er denn will.

  • thigle:

    Oder warum unangenehme Gefühle nicht verdrängt, sondern aktiv belassen werden


    Wenn man verdrängt, kann man nicht beobachten wie es entsteht und vergeht.


    thigle:

    ungsanweisungen des besagten Sutta 'weiß er/versteht er' zu lesen ist, und


    "Sein Geist", seine Achtsamkeit/Aufmerksamkeit neigt sich achtsam in diese Richtung..erinnert sich ..... benennt.... z.B. "Schmerz", sitzen, gehen etc..


    thigle:

    wodurch ja rechte Achtsamkeit etabliert wird, und sich dieses Gefühl darin befreien kann


    Was ist denn Gefühl? Gefühle haben wir zigtausende. Jede Körperzelle hat Kontakt. Aber erst da wo sich der Geist achtsam hinneigt wird es bewusst.


    thigle:

    Ich fühle ein schmerzhaftes Gefühl'


    Soweit gedacht, führt zu Geschichten machen (papañca).
    Es reicht: "Da ist Schmerz" oder sogar nur "Schmerz" oder sogar noch besser, gar nicht mehr benennen. ;)


    Liebe Grüße
    Kusala

  • Einspitzige Konzentration ist ein Verdrängen. Unter Gefühl verstand ich in Anlehnung an den ersten Beitrag zum Beispiel Angst, welche erscheint, als praxisnahes Beispiel. Und daß es nicht damit getan ist, sich die Übungsanweisungen einfach nur zu denken, in dem Sinne, daß man nur wortwörtlich denkt: 'Ich verstehe daß da ein schmerzhaftes Gefühl ist', dürfte klar sein. Ich gab damit nur einen Fingerzeig auf den Wortlaut der Übungsanweisungen des besagten Sutta. Wie man verfahren kann, so wie auch ich es verstehe, wurde ja im Eingangsbeitrag, sowie im Grunde allen anderen Beiträgen der letzten Zeit, eingehend dargelegt, womit ich nur das wiederholt habe, was aus dem Sutta zu entnehmen ist. Weiß er/Versteht er. Dieses gewährende Gewahrsein.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Onda:
    Bhante Vimalaramsi:

    Die Tiefe der einspitzigen Konzentration stoppt Hindernisse am Erscheinen. Sie wollen erscheinen, aber du sagst: "Hey, ich habe einen gereinigten Geist". Diese Menschen haben sicherlich eine wirklich gute Konzentration während sie sitzen. Natürlich, ihr Geist ist gereinigt, Hindernisse sind nicht erschienen. Aber wenn sie ihre Konzentration verlieren, und sie gehen zur Arbeit, was geschieht dann? Die Hindernisse erscheinen, und sie erkennen sie nicht, weil sie nie mit ihnen gearbeitet haben. Dann leiden sie stark.


    Wenn es so wäre, dann hätte er tatsächlich
    recht, aber so ist es eben nicht.

  • thigle


    Beobachtest Du denn nun das "Gefühl" und durchschaust wie es entsteht und vergeht oder nicht?
    Kommen da nicht automatisch auch andere Gedanken/"Gefühle"? Zum Beispiel neben Angst noch Schmerz und Aufgeregtheit?
    Wie gehst Du vor? Alles auf einmal beobachten? Angst, Schmerz, Aufgeregtheit .. vielleicht noch Kälte usw.
    Ach, das Kind muss noch von der Schule geholt werden und gestern war doch auch ganz nett usw. usf.


    Welches Gefühl verdrängst Du denn nun, um eines (1) beim entstehen und vergehen zu beobachten. "Gewahr zu sein" ... z. B. "da ist Angst".


    Liebe Grüße
    Kusala

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • thigle:

    Einspitzige Konzentration ist ein Verdrängen.


    Wenn es so ist, dann ist sie auch noch nicht zur Reife gelangt.
    Allerdings kann muß man auch sagen, das die Übung in Vertiefung
    nicht jedermann Sache ist, da sie nicht gerade einfach sind. Die
    Raserei des Geistes ist eben sehr schwer zu stoppen.

  • accinca:


    Wenn es so ist, dann ist sie auch noch nicht zur Reife gelangt.


    Ganz richtig accinca.
    Einspitzigkeit entsteht nämlich erst, wenn man frei ist von den Hemmungen (Nivarana) und zuvor "los-lassen" konnte.
    Und dann kann man auch 1 (ein) Objekt erst durchschauen und verzettelt sich nicht im Wust der Gedanken und Gefühle.


    accinca:


    Allerdings kann muß man auch sagen, das die Übung in Vertiefung
    nicht jedermann Sache ist, da sie nicht gerade einfach sind. Die
    Raserei des Geistes ist eben sehr schwer zu stoppen.


    Ebenso stimmt dies. Es braucht auch nicht alle Vertiefungen. Sie bringen letztendlich auch nicht weiter ... ist auch ein anderes Thema. Aber erstes Jhana (oder zumindest die angrenzende Sammlung) ist aus meiner Sicht unerlässlich um "Dinge" zu durch-schauen (Klarblick).


    ()

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()


  • Deine Probleme, welche du hier schilderst, kommen wohl davon, wenn man 'Versteht er/weiß er', mit Beobachtung und Konzentration verwechselt, werte Kusala. Da kommt man dann natürlich schnell ins straucheln, weil man ja alles auf einmal beobachten muss. Doch dazu habe ich ja bereits in diesem Thread etwas geschrieben.