Beiträge von stiller_raum

    Hallo Monikadie4,


    Mit dem Alten Testament komme ich auch nicht so klar. Mit den Worten Jesu habe ich ähnlich wie Du auch ein neues Vertrauen entdecken können. Allerdings erst über den Umweg des Buddhismus und Taoismus. Bei den Grenzen in Jesu Worte sollte man bedenken, dass wahrscheinlich viele Worte gar nicht überliefert sind, und die die überliefert sind oft falsch verstanden wurden oder falsch übersetzt. Bei Buddha hat man da sicher mehr Sicherheit, einfach weil er 45 Jahre lang lehren konnte und so viele Menschen seine Lehren hörten und somit viel genauer seine Worte aufgeschrieben werden konnten.
    Das mit den Zweifeln finde ich schön zu hören. Zur Zeit geht es mir ähnlich, wenn mal Zweifel auftauchen, dann einfach hineintauchen, bis sie sich wieder auflösen.

    Ich war vorletztes Wochenende auf unserer Buddhistischen Gästeversammlung. Dort gab es zu verschiedenen Themen Tische ,an die sich jeder nach Interesse setzen konnte. Ich war am Tisch mit dem Thema Glauben. Alle Teilnehmer haben zuerst auf Kärtchen und dann in einer offenen Runde über das Thema Glaube diskutiert. Viele verbinden mit dem Wort Glaube das Wort Vertrauen. Viele nannten auch das Gegenteil als Erklärung, der Zweifel. Ich habe in der Runde erklärt, dass es für mich den glauben an einer absoluten Wahrheit gibt. Und dass diese Wahrheit zwei Eigenschaften haben muss, damit man ihr vertrauen kann. Die Wahrheit muss überall und zu jeder Zeit vorhanden und gültig sein. Und damit muss sie auch immer im hier und jetzt erkennbar sein. So kann man ja praktisch alles anzweifeln was man erlebt, aber man kann dieses hier und jetzt nicht anzweifeln, da es ja immer erfahrbar ist.


    Nun meine Frage an euch:
    Was bedeuten euch diese Begriffe und was verbindet ihr damit. Zu wem oder was habt ihr volles Vertrauen? Wo sind eure Zweifel und wie geht ihr damit um?
    Ich freue mich auf eure Sichtweisen.


    Für Aufmerksamkeit an sich braucht man keine Disziplin. Voll im hier und jetzt zu sein erfordert auch keine Disziplin. Auch für eine Meditation braucht man keine Disziplin. Der Verstand hätte das gerne so und glaubt man muss sich Erleuchtung hart erarbeiten. Aber in Wirklichkeit ist es ja ein natürlicher Zustand in den wir heimkehren möchten. Es geht also auch darum das äußere haben wollen und ja auch die Disziplin los zulassen. Weder die Askese, nach der Hedonismus führt zur Erleuchtung. Ich weiß dass viele glauben im Zen gehe es um diszipliniertes sitzen. Und von außen mag dass sogar stimmen, denn das sitzen ist meist sehr schmerzhaft und so macht das ego gerne schnell eine Art Wettkampf daraus. Wer schafft es noch länger zu sitzen? Wer erreicht als erster die Erleuchtung? Und vor allem die Vorstellung, dass es viel Disziplin erfordert schreckt ja auch viele ab. Das ist wie mit dem Fitnessstudio wo man sich zwar anmeldet, aber dann nicht mehr hin geht weil einem die "Disziplin" fehlt. Die Aufmerksamkeit in das hier und jetzt zu "lenken" ist so einfach, dass es der Verstand langweilig findet und lieber etwas hat auf dem er wie ein Hund auf einem Knochen herumkauen kann. Mehr Bücher, mehr Koans, mehr Wissen, mehr verstehen wollen. Das kann man ja auch immer wieder hier im Forum beobachten wie einige alles mit dem Kopf durchkauen und immer wieder diskutieren wollen. Einfach um den Verstand zu beschäftigen. Letztlich könnte man vielleicht sagen, dass es eine gewisse Disziplin erfordert nicht auf alle Gedanken sofort drauf zuspringen. Aber ich würde das einfach Aufmerksamkeit nennen und nicht Disziplin.


    Wer glaubst Du kann Dich vor Unheil schützen? Was ist denn für Dich unheil? Alter,Krankheit und Tod? Verlust, Schmerz und Leid sind nicht einfach nur schlecht. Sie sind ein Teil der Welt und wir erleben sie entweder als Unheil oder als Chance. Als Chance das Leid zu erkennen und keine weiteren unheilsamen, oder besser gesagt unbewussten Dinge zu tun die uns weiter leiden lassen. Das Dharma ist ein Weg Dich bewusster zu machen. Es erklärt Dir was unbewusstheit für Leid erzeugen kann. Jemand der das Dharma erkennt und anwendet ist also auf dem Weg der Erleuchtung und damit auf dem Weg sich vom Leid zu befreien. Ab einem gewissen Punkt gibt es eh kein Zurück mehr. Dann hören auch die Fragen auf, die nicht darauf abzielen das Leid aufzulösen.


    Disziplin ist für mich erstmal ein neutrales Konzept. Was man damit anfängt ist was anderes. Disziplin an sich ist also nicht etwas positives an sich. Man denke nur wie diszipliniert die Nazis und die Kommunisten Millionen Menschen ermordet haben.
    Buddha erlangte nicht durch Disziplin Erleuchtung. Sondern erst, als der die Disziplin der Askese aufgab. Für mich bedeutet Disziplin sich gewisse Grenzen zu setzen, diese aber nicht Dogmatisch zu brauchen. Das bedeutet ganz konkret, dass ich im Alltag versuche Achtsam mit Menschen zu reden. Wenn ich aber erkenne, dass jemand sehr unbewusst handelt und spricht, dann können eben auch harte Worte ein versuch sein jemanden einen Spiegel vorzuhalten. Entscheidend ist also nicht die Disziplin an sich. Sie ist vielleicht ein Werkzeug, dass man solange braucht, bis sich die Praxis so im Alltag gefestigt hat, dass man sie natürlich lebt ohne sie als Disziplin zu empfinden. Entscheidend ist zunächst der innere Grad der Bewusstheit. Das ist die Verantwortung die jeder trägt. Im Außen mag man Fehler machen oder Unwissend sein. Aber das ist nicht das entscheidende. So gibt es ja sehr viel disziplinierte Menschen die im Außen scheinbar sehr viel erreichen und dennoch im Inneren völlig unbewusst bleiben. Da hilft also weder Erfolg, Macht oder eben Disziplin.

    Frank1:

    Diese Sichtweise des Buddhismus hat sicher etwas und ist gut um andere nicht vorzuverurteilen, bzw Fingerpointing zu machen.
    Aber Sie hat für mich die Gefahr, Fehlverhalten und seine teilweise auf beiden Seiten stark leidverursachende und schmerzhafte Wirkungen zu verniedlichen.
    Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Es geht ja nicht nur darum Mitleid und Mitgefühl zu haben und das Verhalten zu vergeben, sondern das Fehlverhalten zu verbessern und zu ändern, nur so ändert sich die Ursache und damit die Wirkung des Karma und es kommt zur Heilung. Mitgefühl und Vergebung sind unterstützende Dinge, aber für mich nicht primär auflösende.
    Auch denke ich ist Verhaltensänderung gleichwertig zu Bewusstheit. Bewusstsein ändert Verhalten und Verhalten ändert Bewusstsein.


    Frank


    Nun die Unwissenheit mag vor Strafe nicht schützen, aber das entscheidende ist die Absicht. Habe ich eine gute Absicht, dann verusache ich weniger leidvolles Karma. Ist man sich etwas leidbringendes bewusst geworden, dann wird man es wohl nicht nochmal machen. Damit löst sich karma auf. Wenn mich etwas an einem anderen stört, sagen wir zum Beispiel lästert jemand über einen anderen. Dann kann ich diese Unbewusstheit im anderen erkennen und trotzdem sachlich kritik an jemandem zulassen. Sich etwas bewusst zu werden ist glaube ich im ersten schritt seine normale Konditionierung zu durchbrechen. Vielleicht erstmal still in sich gehen und zu beobachten was da in einem abgeht. Dann kann man in Ruhe sagen wie man empfindet ohne dabei unbewusst zu werden. Letztlich lösen sich bei mehr Bewusstheit auch mehr Konzepte auf. So ist zum Beispiel Gewaltlosigkeit ein Konzept. Man kann aber durchaus Gewalt anwenden (z.B. zum Schutz vor Bedrohung) und dabei vollkommen bewusst bleiben. Auch wenn das viele Buddhisten nicht gerne hören, hat Buddha nicht ein Dogma der Gewaltlosigkeit gepredigt. Die Frage ist immer die Motivation und der Grad der Bewusstheit. Außerdem muss man erkennen, dass man etwas "böses" nicht wirklich besiegen kann, indem man es bekämpft. Aber wenn man Licht in die Dunkelheit bringt, was bedeutet, dass man Bewusstheit in die Unbewusstheit bringt, dann löst sich das "böse" oder das Dunkle oft sehr schnell von alleine auf.

    djay:

    Hallo Zusammen, ich lese schon seit längerem hier im Forum und muss sagen das ich schon viele gute Tips gefunden haben.


    Nun zu meiner Frage, wie wendet ihr den Buddhismus in eurem Alltag an? Wie geht ihr zum Beispiel mit unheilsamen Gedanken oder Ängsten um die während des Tages in allen möglichen Situationen auftreten? Ich denke gerade für Anfänger eine sehr interessante Frage.


    Ich versuche einfach keinen Unterschied mehr zu machen zwischen Praxis und Alltag. Gedanken und Ängste einfach beobachten. Wichtig dabei finde ich auch sie nicht zu bewerten oder zu sagen "das sind schlechte Gedanken" Denn das kurbelt die ganze Maschine eher noch weiter an. Und wenn doch ein Gedanke kommt der sagt: " das waren jetzt aber schlechte Gedanken" ? Auch das einfach beobachten und in einem Gewissen Maße auch annehmen. Es ist vielleicht so wie in einer freien Gesellschaft. Jeder darf sagen was er will, solange er sich dabei an die Gesetze hält und niemanden schadet. So ähnlich kann mann auch Gedanken beobachten. Mann lässt einfach eine Vielfalt zu und schaut sich manche vielleicht etwas länger an, aber irgendwann werden sie einfach langweilig und verschwinden dann von alleine. wirkliche Freiheit beginnt, wenn man über die Ebene der Gedanken hinausgeht. Das bedeutet, dass man in einem friedlichen Zustand des nicht-denkens verweilt und dabei sehr aufmerksam ist und sogar viel besser und klarer denken kann wenn es notwendig ist

    shankar:
    stiller_raum:

    Wieso? Was willst Du mit Deinen Fragen wirklich wissen? Wenn Buddha fragen bekommen hatte, die nicht darauf abzielten das Leid aufzulösen, hat er sie auch nicht beantwortet. Aus Deiner Frage schließe ich einfach, dass Du versuchst durch zu verstehen was eine absolute Wahrheit ist..


    Ich sag doch, daß es keinen Beleg für absolute Wahrheit weder bei Buddha noch bei Nagarjuna gibt...unterstell mir also nicht immer etwas, was mich gar nicht interessiert, weil es widerlegt ist. Es ist ein esoterisches selbstverliebtes Konstrukt, das versucht die Metaphysik im Buddhismus zu retten.
    _()_ Namaste


    Was interessiert Dich denn wirklich?

    Zitat

    http://www.amazon.de/Buddhismus-Quanten ... =nagarjuna
    Die Interpretation und Wertung einer Schrift ist nicht ihre Übersetzung. Insofern ist hier nichts aber auch rein gar nichts widerlegt und alle Fragen offen.
    Ich erwarte nur etwas übersetzerische Redlichkeit. Aber klar, wenn ein Konstrukt, welches einen Widerspruch deckelt, zusammenbricht, dann kommt man in arge Bedrängnis.


    Ich habe das Buch gelesen und ich finde es prinzipiell gut Naturwissenschaften und Buddhismus zu vergleichen. Nun ist Quantenphysik sicherlich nicht so einfach für jeden zu verstehen. Genauso wie die Relativitätstheorie, sind diese beiden Theorien sehr schwer mit unserer Alltagswirklichkeit zu verstehen. Raum und Zeit nur als relative Wahrheiten? So etwas wie Licht zugleich ein Teilchen und eine Welle? Wie kann das sein und was bedeutet es konkret für den Buddhismus? Wichtig ist vor allem diese Theorien nicht als absolute Wahrheiten misszuverstehen. Beide Theorien gelten nur in einem gewissen Rahmen. Zusammengenommen widersprechen sie sich. Und das ist der entscheidende Punkt. Deswegen sind diese Theorien vielleicht für einen hartgesottenden Materialisten ein Einstieg in eine neue Sichtweise. Aber wie auch in der Philosophie bleiben die Worte eben oft sehr trocken und theoretisch. Buddha wollte den Menschen praktisch helfen und nicht eine neue Philosophie für Intellektuelle entwickeln. Da wir im Westen die Wissenschaften zu einer Art Ersatzreligion erklärt haben, glauben eben auch immer noch viele man müsse den Buddhismus einfach wissenschaftlich beweisen und dann könne man dem Buddhismus erst wirklich vertrauen und ihn verstehen. Das wird aber nie der Fall sein, da sich Wissenschaften nur innerhalb der Dualität bewegen können. Und das schon alleine durch das Selbstverständnis. Man kann vielleicht die Wirksamkeit von Meditation wissenschaftlich untersuchen und positive Effekte feststellen, aber die rein wissenschaftliche Herangehensweise an den Buddhismus hat seine Grenzen. In der Essenz geht es im Buddhismus wie auch hin andere spirituellen Lehren nicht um ein Intellektuelles verstehen von schwierigen Begriffen.Nein genau das führt einen wahrscheinlich eher Weg davon. Es geht im Kern darum über die Dualität des Denkens hinauszugehen. Und dies kann man nun nicht beweisen und deswegen bleiben alle die nur der Logik vertrauen an diesem Punkt stecken. Deswegen sollte man ernsthaft seine Motivation hinterfragen wenn man versucht komplexe Begriffe und Theorien die oft schwer zu übersetzen sind, zu verstehen. So etwas kann schnell zum Selbstzweck werden und vielleicht noch mehr Verwirrung erzeugen. Ich beobachte sehr häufig im Forum, dass sich Leute über einzelne Begriffe und Bedeutungen streiten. Hilft dies dem einzelnen wirklich weiter? Vielleicht in einigen Fällen, aber ich glaube dass solche Diskussionen letztlich nur dazu dienen die Grenzen des eigenen Denkens und der Logik zu erkennen. Man erkennt dadurch im besten Fall wie begrenzt das eigene Denken ist und das es für ein tieferes Verständnis wichtig ist loszulassen und sich dem natürlichen Sein des Lebens anzuvertrauen.

    Sherab Yönten:

    Ich denke z.B. an Sterbebegleiter aber auch im Umgang mit kranken (depressiven) Menschen.


    Ich glaube wir sollten in jedem Fall die absolute Wahrheit erkennen und da braucht man auch nicht lügen. Da absolute Wahrheit aber nicht in Worte ausgedrückt werden können, genügt es einfach da zu SEIN.
    Als meine Mutter im Sterben lag, habe ich oft einfach stundenlang neben ihrem Bett gesessen und ihre Hand gehalten. Da sie die meiste Zeit geschlafen hat und durch starke Schmerzmittel auch nicht mehr viel mitbekommen hat, war das glaube ich das einzige was ich tun konnte. Manchmal wenn sie kurz aufgewacht ist und verwirrt was , habe ich dann einfach ganz sanft gesagt "Es ist alles gut" War das eine Lüge aus Mitgefühl? nein ich bin mir ganz sicher das es ihr geholfen hat loszulassen und zu sterben. Für viele ist der Sterbeprozess ein schreckliher Augenblick und man könnte sagen alles ist furchtbar, aber dahinter kann man auch einen tieferen Frieden entdecken, der für alle beteiligten sichtbar werden kann.
    Auch bei depressiven Menschen braucht man nicht Lügen um Mitgefühl zu haben. Man kann einfach wahrnehmen das ein Mensch tiefes Leid in sich erfährt und ich glaube das beste ist den MEnschen einfach so anzunehmn wie er gerade ist. Nicht zu sagen du wirst wieder gesund, denn dass setzt den depressiven oft noch mehr unter druck und löst schuldgefühle aus. Nein, einfach den Menschen so anzunehmen, ja seinen Schmerz mit zu fühlen , denn dadurch kann sich der Schmerz erst wieder auflösen. Durch das tiefe annehmen und nicht leugnen, verdrängen oder bekämpfen.

    Frank1:

    Hallo stiller_raum,


    mit Deinen Ausführungen stimme ich mit meinem Denken überein. Es ist m.E. sehr gut beschrieben.
    Ich denke jedes Verhalten hat eine Absicht, aber was Du meinst, ist wohl die Absicht etwas bewusst Schlechtes und Falsches zu tun.
    Ich wollte nur eine Brücke schlagen, zwischem dem christlichen Schuldgedanken und dem buddhistischen Karma.


    Frank


    Wenn man im Christentum das Wort Schuld durch unbewusstheit ersetz bekommt auch das Thema Vergebung, dass auch für den Buddhismus zentral ist, eine klarere Bedeutung. Jesus sagte: "Vergib ihnen den sie wissen nicht was sie tun". Da sie unbewusst waren, wussten sie nicht was sie tun. Dadurch entsteht zwar weitere unbewusstheit, aber durch Vergebung löst sich auch das negative Karma des schuldingen (unbewussten) auf. Das erklärt auch die Heilung von Krankheiten. Unbewusstheit kann körperliche und geistige Krankheiten hervorrufen. Jemand der wirklich vergeben kann und die unbewusstheit durchschaut und damit den anderen nicht verurteilt, hat kann damit zum Heilungsprozess beitragen. Heilung in diesem Sinne wäre bewusst werden und somit weniger zu leiden. Das Karma kann im Buddhismus schnell falsch verstanden werden und deswegen ist es so wichtig Mitgefühl und Vergebung zu üben.

    Zitat

    Im grundegenommen nichts mystisches oder etwas das man erst nach 50 Jahren Meditation rausfinden kann sondern eine logische Schlussfolgerung die durch ständiges beobachten (nicht durch denken) klar auf der Hand liegt.


    sehr schön gesagt


    Wieso? Was willst Du mit Deinen Fragen wirklich wissen? Wenn Buddha fragen bekommen hatte, die nicht darauf abzielten das Leid aufzulösen, hat er sie auch nicht beantwortet. Aus Deiner Frage schließe ich einfach, dass Du versuchst durch zu verstehen was eine absolute Wahrheit ist. Dies zu verstehen ist ehr wichtig, aber niemand kann dies durch das Denken verstehen. Die buddhistische Philosophie hat ihre Berechtigung, aber sie bleibt eine Philosophie, wenn man sie nicht durch die eigene Erfahrung lebt. Ich kann kein Sanskrit und bin auch kein Experte für komplexe Begriffe im Buddhismus. Ich bin der Meinung, dass solche Begriffe für viele eher ein Hindernis sind. Es ist wichtig die Grundlagen in einer geeigneten Sprache zu verstehen. In einer Sprache die jeder verstehen kann.Alles andere halte ich für intellektuell abgehoben und da ist Meditation sicherlich hilfreicher als überladenes Wissen. Ich stelle einfach mal eine Gegenfrage um dem ganzen näher zu kommen. Kannst Du irgendetwas benennen was absolut Wahr ist? Wahr im Sinne, dass es immer und überall ist? Eine mögliche Antwort habe ich ja bereits beschrieben aber ich glaube es kann sinnvoll sein darüber mal zu meditieren.

    Chris Urban:

    Hallo liebes Forum,


    mich beschäftigt schon länger eine Frage bezüglich der Wiedergeburt.
    Ich habe jetzt öfters gehört die Seele wird wiedergeboren, andere behaupten es sei eine Art Lebensenergie.
    Das verwirrt mich etwas, und ich kann das alles noch nicht ganz nachvollziehen.
    Was genau lehrt der Buddha? Was von "uns" wird wiedergeboren ? (bzw weitergeboren)


    Freue mich auf eure Antworten.


    Um dies in der tiefe zu verstehen werden Dir weitere Informationen und Wissen wahrscheinlich nicht wirklich weiter helfen.
    Viel direkter kann man es aber erfahren, wenn man im Alltag versucht, bewusst seine Gedanken und Gefühle zu beobachten. Nach einer Weile stellt man fest,
    dass vieles davon täglich wiedergeboren wird. Der Beobachter selbst, der dies erfährt ist hingegen immer da. Er kann nicht wiedergeboren werden sondern einfach nur erfahren was da wiedergeboren wird.
    Man kann auch sagen, dass das jetzt immer da ist und somit weder geboren wird noch stirbt. Die Gedanken und Gefühle hingegen sind dem Kreislauf unterworfen.
    Ich hoffe ich konnte Dir einen kleinen Hinweis dazu geben.


    Der Begriff Schuld ist in diesem Zusammenhang ungenau. Buddha sagte auch nicht, dass man seine Schulden bezahlen muss um Befreiung zu erlangen.
    Versuche vielleicht mal anstatt Schuld den Begriff Unbewusstheit zu verwenden. Dieser Begriff ist nicht so wertend und in der modernen Sprache klarer.
    Solange wir unbewusst bleiben und uns mit Dingen Identifizieren, werden wir weiter leiden. Wir müssen aber diese Unbewusstheit nicht abarbeiten. Ein kurzer bewusster Augenblick,
    ein Satori kann genügen die Unbewusstheit zu durchbrechen. Und damit wird unwiderruflich ein Prozess des bewusst Werdens in Gang gesetzt. Dieser Prozess kann vielleicht noch als Leid erfahren werden,
    und man kann ihn durch bestimmte Mittel und Verhaltensweisen beschleunigen, aber es ist in diesem Zusammenhang ungünstig von Schuld zu sprechen. Wenn wir uns einer Sache nicht bewusst waren, dann waren wir auch nicht voll Schuldfähig. Eine volle Schuld setzt vor allem ein Motiv, eine Absicht voraus und dies ist meist gar nicht der Fall.

    Wer sich für den Unterschied zwischen relativer und Wahrheit im Buddhismus interessiert: das hat bereits Nagarjuna im 2. Jhd geklärt.
    Ich finde es sehr wichtig, wenn man sich mit Buddhismus beschäftigt, zunächst einmal zu klären was Wahrheit ist. Und vor allem den Unterschied von relativer Wahrheit und absoluter Wahrheit zu verstehen ist sozusagen das Grundgerüst im Buddhismus. Es ist auch der Kern, den Buddha in den 4 edlen Wahrheiten erklärt. Buddhas Erleuchtung ist ja sozusagen, das erkennen der absoluten Wahrheit.
    Ich versuche es mal in meinen eigenen Worten kurz zu erklären. Vielleicht erklärt sich dann auch die Anfangsfrage.


    Eine relative Wahrheit ist Vergänglich. Da wir erkennen können, dass alle Dinge die entstanden sind,sich auch wieder auflösen scheint auf den ersten Block alles nur eine relative Wahrheit zu sein.
    Dies bedeutet, das unser Körper, unsere Gedanken und unsere Gefühle keine absolute Wahrheit sind. Auch Leid gehört dazu. Es bedeutet auch, dass alle Materie und Energie, ja auch alle Naturgesetze der Vergänglichkeit unterworfen sind. Im Unterschied dazu ist eine absolute Wahrheit immer und überall gültig. Also kann eine absolute Wahrheit kein Ding sein, keine Form und somit auch keine Gedanken. Das führt zu der Frage ob der Buddhismus eine absolute Wahrheit ist. Und, nein er ist es nicht. Aber da wir erkennen können, dass es eine absolute Wahrheit gibt, können wir auch sagen, dass sie auch hier und jetzt erfahrbar sein muss. Somit dient der Buddhismus als Weg, diese absolute Wahrheit hier und jetzt zu erkennen. Da sich absolute Wahrheiten aber auch nicht in Gedanken und Konzepten beschreiben lassen, dienen sozusagen die Worte nur als Fingerzeig. das hier und jetzt sind natürlich auch nur Worte, aber sie zeigen auf etwas was wir nicht verleugnen können. Wir können nicht sagen es gibt das jetzt nicht. Die meisten erkennen hingegen gar nicht, dass es nur das jetzt gibt und Vergangenheit und Zukunft Illusionen sind. Das ist auch im Kern die Ursache allen Leidens. Wir leiden entweder weil wir etwas haben wollen was jetzt nicht ist (Gier), oder weil wir das was jetzt ist nicht mögen (Abneigung) oder aber weil wir gar nicht wissen ob wir das jetzt so annehmen wollen oder nicht (Verwirrung). Buddha erkannte diese Wurzeln des Leidens und alle Belehrungen die auf seinem Namen beruhen zielen darauf ab dieses Leid zu durchschauen und sich davon zu befreien.
    Somit ist auch die Anatta Lehre keine absolute Wahrheit, aber sie ist eine relative Wahrheit und ein Weg um die absolute zu erkennen. Sie bezieht sich ja darauf, dass es kein unveränderliches Selbst gibt. Die Identifikation mit einer Form wie das Selbst muss demnach zu Leiden führen. Die absolute Wahrheit wird oft als Formlos, als Raum oder eben als das jetzt beschrieben. Aber wie gesagt sind es nur Fingerzeige. Wie weit man dies realisiert hat zeigt sich darin wie sehr man leidet.


    Auf den ersten Blick können wir uns natürlich glücklich schätzen in einem Land zu leben, dass und sehr viel Sicherheit und Freiheit gibt.
    Aber auch in den westlichen Ländern gibt es enormes Leid. Ich meine damit nicht nur die offensichtlichen Leiden wie Krankheiten. Sondern es ist ein subtileres Leiden der Psyche.
    aus buddhistischer Sicht könnte man auch sagen, dass wir in einem Bereich der Götter oder Halbgötter im Westen leben. Wir haben viel materiellen Reichtum, aber um genau diesen Aufrecht zu erhalten
    zahlen wir auch unseren Preis. Immer schneller, besser, flexibler zu sein lässt die Menschen in eine geistig gefährliche Situation geraten. Die Orientierung auf materielle Dinge verursacht auch ein leiden, dass viele verzweifeln lässt und depressiv macht oder in eine Sucht führt. Das menschliche Leben ist ja deshalb so wertvoll und für die Erleuchtung geeignet, da wir ja beides erleben. Freude und Leid. Wenn wir das Leid nicht erfahren könnten würden wir auch nicht motiviert sein uns auf den Weg der erleuchtung zu begeben. Ich denke wir sollten jeden Tag aufs neue dankbar sein für die Möglichkeiten die wir haben und uns nicht durch die vielen weltlichen Verlockungen vom Weg abbringen lassen. Alter, Krankheit und Tod sind leiden die wir alle erfahren. Im westen wird dies gerne Verdrängt. Jack Kornfield beschreibt in seinen Büchern, dass in den 60er und 70er Jahren in vielen kleinen asiatischen Ländern viele Menschen trotz der materiellen Armut sehr glücklich waren. Sie sahen sich selbst als Reich an. Durch den Geist des westlichen Konsums wurden viele dieser Kulturen zerstört und viele Menschen sind jetzt in diesen Ländern deswegen unglücklich, da sie neidisch auf den die materiellen Dinge schauen, die sie sich nicht leisten können.


    Nun ein guter Lehrer bringt Dir in dem Sinne gar nichts bei. Es geht im wesentlichen nicht darum neues Wissen anzusammeln oder etwas zu lernen. Auch wenn dies am Anfang so scheint. Ein guter Lehrer hilft Dir das beiseite zu schieben, was Dich daran hindert aufzuwachen. Er zeigt Dir also wie Du Deine eigene Buddhanatur erkennen kannst und wie Du Dich selbst befreist. Dazu kann Vertrauen hilfreich sein. Oft ist es allerdings so, dass wir bestimmte ungelöste, unbewusste Probleme auf einen Lehrer projizieren. Das was uns an einem Lehrer am meisten stört, das liegt oft in uns ohne dass wir es wahrhaben wollen. Wenn Du als die Frage stellst wem Du vertrauen kannst, dann kann Dir hier niemand eine ehrliche Antwort darauf geben. Vertrauen ist für mich ein Prozess. Es kann hilfreich sein, sich die Schüler eines Lehrers genauer anzuschauen. Vertraust Du den Schülern? Sind sie liebevoll, aufrichtig, mitfühlend? Ermutigen Sie Dich ohne Dich dabei zu missionieren?

    aran:

    1.) In der Literatur wird immer das verstehen der "Leere", "Loslassen" und "Ichlosigkeit" als Ziel genannt. Gleichzeitig wird aber von einem Geist und Karma gesprochen, der durch die verschiedenen Leben "mitgenommen" wird. Wie passt das zusammen? Wie soll man auf der einen Seite erkennen, dass man Nicht ist, aber wiederum doch Geist und Karma hat?


    Es ist die Dualität von Leerheit und Form. Leerheit und Form sind auf der Ebene des Verstandes, des Denkens also ein Widerspruch. Wir können es nicht durch das Denken verstehen. Deswegen genügt es auch nicht nur Bücher zu lesen um den Buddhismus zu verstehen. Auch die tägliche Praxis und vor allem die Anwendung im realen Leben ist das wichtigste.


    aran:


    2.) Erleuchtung - Eine vermutlich häufig gefragt Frage: Gibt es nachweislich erleuchtete noch lebende Menschen? Soweit ich in Erfahrung bringen konnte ist der Dalai Lama nicht erleuchtet und jemand, der Erleuchtet ist niemals von sich selber behaupten würde, dass er es ist. Weiß da jemand mehr?


    Wer sagt das? Buddha selbst hat ja von sich gesagt dass er erleuchtet ist und er war sicher nicht der einzige und vor allem nicht der letzte.
    Wenn alle Menschen glauben würden jemand der zur Zeit lebt sei erleuchtet bloß Du nicht. Wäre er es dann oder nicht? Aus Deiner Sicht wohl nicht oder? In den Texten wird ja auch nicht nur von Erleuchtung geredet, sondern auch von gewissen Zwischenstufen. Die erste ist der Stromeintritt. Dies haben viele zu Buddhas Zeiten nur durch eine kurze Begegnung mit Buddha "geschafft". Und alle Traditionen sind sich einig, dass dieser erste Schritt ein realistisches Ziel ist, dass man in diesem Leben erreichen kann. Es ist noch keine volle Erleuchtung, aber ab dem Punkt gibt es eben auch kein zurück mehr.
    Der Begriff Erleuchtung ist übrigens ein westlicher, christlich geprägter Begriff. Buddha bedeutet ja der "erwachte" Die ersten Westler die die buddhistischen Texte übersetz haben, haben es aus ihrer christlichen Perspektive als Erleuchtung übersetz, angelehnt an den Heiligenschein in vielen Christlichen Abbildungen.
    Was also bedeutet erwachen? Wie wach kann man sein bzw bedeutet dies dass alle nicht erwachten schlafen?
    Ich habe zu dem Punkt schon öfter etwas geschrieben und ich teile die Einschätzung eines spirituellen Lehrers der einfach mal schätz, dass etwa 10 % der weltweiten Bevölkerung ein erstes Erwachen bereits erlebt hat. Ob die Menschen sich dies bewusst sind oder nicht spielt erstmal gar keine Rolle. Ein Buddhist zu sein bedeutet also wacher werden zu wollen um letztlich völlig zu erwachen. Erwachen woraus? Aus dem Leiden. Wir leiden weil wir uns unbewusst mit Dingen identifizieren. Wir sind gefangene des Samsaras. Der eine mehr der andere weniger. Und doch gibt es immer wieder Menschen die uns als erwacht erscheinen. Sie zeigen und in allen Zeiten dass dies nicht nur ein Mythos ist sondern Realität. Und zwar hier und jetzt! Und machmal mag es hilfreich sein, wenn sich diese erwachten nicht zu erkennen geben. Bei anderen ist es so , dass gerade durch ihr selbstbewusstes auftreten die Leute neugierig werden und sich fragen was diese Menschen haben was sie nicht haben. Die Antwort ist natürlich, dass wir eigentlich alle Buddhas sind, es nur noch nicht erkannt haben. Die Schleier der Illusionen lassen uns weiter leiden, bis wir sie aufgelöst haben. Es gibt im Buddhismus viele Geschichten von Menschen die erwacht sind. Manche ganz plötzlich, einige durch lange Vorbereitung.
    Versuche Dich einfach von Menschen inspirieren zu lassen und das Ziel der Erleuchtung nicht als übermenschliche Errungenschaft zu sehen sondern einfach als das was der Buddha lehrte: Das Ende des Leidens. Diese schlichte Erklärung zeigt, dass Buddha die Erleuchtung selber gar nicht genau beschreiben wollte sondern sie dadurch veranschaulicht hat was Erleuchtung nicht ist:Leiden.
    Da wir alle leiden ist dies sehr bodenständig und sehr alltagsnah und nicht abgehoben.


    Ich lese aus Deinen Worten heraus, dass Du vor allem die Wahrheit suchst und dich dem Buddhismus und der Praxis eher kritisch und langsam zuwendest weil es Dir schwer zu fallen scheint jemandem oder etwas zu vertrauen. Man könnte auch sagen, dass von den Drei Grundleiden vor allem die Verwirrung dich belastet. Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich dieses Gefühl kenne. Du scheinst Zweifel zu haben welchen Weg Du vertrauen kannst und fängst gar nicht erst damit an sondern tastest Dich eher langsam voran. Jeder hat eben sein Tempo und seine Zeit. Du scheinst auch nach einem besonderen Ereignis oder einer Begegnung ausschau zu halten die Dir den Weg zeigt. Auch dass kennen glaube ich alle, die sich auf dem spirituellen Pfad befinden.
    Mal konkret zu dem Thema Wahrheit und Weg.
    Eine absolute Wahrheit muss zumindest zwei logische Eigenschaften habe.
    1. Sie muss überall gültig sein
    2. Sie muss zu jeder Zeit gültig sein


    Wenn man diese Logik weiterdenkt, dann kann dies zunächst frustrierend sein, denn es scheint gar keine Wahrheit geben zu können, die diese beiden Kriterien erfüllt. Selbst Naturgesetze wie z.B. die Gravitation sind nicht immer und überall gültig. Und das gilt für alle physikalischen Gesetze. Sie haben nur in einem gewissen Bezugssystem ihre Gültigkeit und zu einer bestimmten Zeit wie z.B. kurz nach dem Urknall gelten diese Gesetze nicht mehr, bzw. sie widersprechen sich.
    Auch im Buddhismus scheinen einige edle Wahrheiten bei näherer Betrachtung unlogisch.
    So sagt die erste Edle Wahrheit das es Leid gibt. Die dritte Wahrheit sagt hingegen, dass wenn sich die Ursachen auflösen sich auch das Leid gibt. Also scheint das Leiden selbst zumindest keine absolute Wahrheit zu sein, da es sich ja auflösen kann.
    Letztlich können wir so etwas wie eine absolute Wahrheit also gar nicht mit dem Verstand verstehen. Deswegen hat Buddha ja auch die Meditation empfohlen. Die Meditation ermöglicht uns das wahrzunehmen was immer und überall existiert oder besser gesagt einfach ist. Dies ist z.B. das Jetzt, oder der Raum oder auch das sein selbst. Natürlich sind dies alles auch nur weitere Begriffe, aber sie zeigen wie ein Finger auf den Mond. Wenn man also über die Worte und über das Denken hinausgeht, dann kann man etwas erkennen, was immer da ist. Die einen nennen dies vielleicht Gott, die anderen Buddhanatur. Wie auch immer ist dies immer und überall gleich und erfahrbar. Man könnte es auch den Beobachter nennen. Es kann aber keine Form sein, das alle Formen enstehen und damit vergänglich sind. Es ist aber auch nicht einfach nichts, oder etwas ein schwarzes Loch. Es ist die Grundlage für alle Formen und für alles Leben. So heißt es:
    Form ist Leerheit,
    Leerheit ist Form.
    Form und Leerheit sind untrennbar.
    Diese Worte können einen das zeigen was wirklich ist, das was über alle Vergänglichkeit hinausgeht und somit auch über das Leiden.


    Nein es ist keine Fangfrage. Es ist so einfach dass es die meisten nicht erkennen.
    Die erste Wahrheit sagt es gibt Leiden im Daseinskreislauf.
    Die dritte Wahrheit sagt wenn die Ursachen erlischen, dann erlischt auch das Leid


    schaut man sich beide Wahrheiten genauer an, fällt dabei auf,dass nicht beide Wahr sein können.
    Denn wenn nach der dritten Wahrheit das Leid erlischt wenn auch die Ursachen erlischen, dann kann
    die erste Wahrheit von der Existenz des Leidens nicht auch wahr sein.
    Entweder es gibt Leid oder es gibt keines. Die Lösung dieses Paradoxon liegt darin zu erkennen, dass Leid letztlich eine Illusion ist.
    So lange wir in der Illusion gefangen sind erleben wir auch Leid. Wenn wir uns davon befreien erkennen wir, dass das Leid nicht wirklich existiert.
    Das darf nicht falsch verstanden werden. Denn auch wenn man erleuchtet ist bedeutet das nicht das man nicht mehr leidet. Auch Buddha
    hatte noch nach seiner Erleuchtung Rückenschmerzen. Der Unterschied war der, dass er die Schmerzen nicht als leid empfunden hat. Und er
    verleugnete auch nicht, dass andere Leiden. Er erkannte die Ursachen des Leidens: Illusion das das Leiden verursacht .
    Zu erkennen, dass Leid letztlich nicht mehr existiert, wenn die Ursachen aufgehoben werden, ist nach meiner Ansicht bereits der Stromeintritt. Diese Erfahrung mag auch nur kurz erlebt werden
    und trotzdem weiß man unwiderruflich, dass es einen Weg raus aus dem Leiden gibt. Die Erfahrung kann auch von niemandem mehr abgestritten werden. Selbst wenn man danach wieder in Leid zurückfällt
    so erkennt man, dass man diesen Zustand frei von Leiden wieder erreichen kann. Und somit erkennt man auch die tiefere Wahrheit in der Lehre und man bezweifelt auch die Lehre nicht mehr.
    Zweifeln bedeutet ja letztlich auch etwas in zwei brechen. Also der Versuch etwas mit dem Verstand, mit dem Denken auseinander zu nehmen. nennt man auch Dualität. Wir leiden weil wir in der Dualität, im Denken gefangen sind. Wenn wir auch nur kurz über die Dualität hinausgehen, dann erkenne wir dass es nicht nötig ist zu zweifeln wenn wir in einem Zustand frei von Leid sind. Deswegen auch die Praxis der Meditation um immer wieder bewusst in den Zustand der Nicht-Dualität einzutreten. Dadurch erkennen wir auch die tiefere Bedeutung von Geburt, Alter Krankheit und Tod. Solange wir die Vergänglichkeit der Formen nicht erkennen und uns ständig damit identifizieren, leiden wir und die erste Wahrheit erleben wir als Wirklichkeit. Wenn wir die Identifikation loslassen erleben wir die dritte Wahrheit, dass sich das Leiden auflöst. Und damit erkennen wir auch intuitiv die vierte Wahrheit. Es ist ein Weg um unnötige Leiden gar nicht wieder entstehen zu lassen und für uns in den natürlichen Zustand des sein, in das hier, in das jetzt, in das formlose, die Stille oder wie auch immer man das nicht benenn bare benennen möchte


    Ich glaube nicht, dass es dem Stromeingetreten bewusst sein muss. Genausowenig muss jemand Buddhist sein. Es gibt seit Jahrtausenden verschiedene Begriffe dafür. Z.B. erwachen oder im Christentum "umkehr" usw. Man sollte aber nicht glauben, dass die Religiösen Vertreter auf der Welt alle "erwacht" sind. Ich glaube das man sich in gewisser Weise schon bewusst ist, dass man die Dinge anders wahr nimmt. Das bedeutet aber ja nicht, dass man keine Fehler mehr macht oder nicht mehr leidet. Erwacht zu sein bedeutet ja auch nicht "besser" zu sein oder sich das "verdient" zu haben. Es geschieht einfach wie bei einem Apfel der Reif ist und auf den Boden fällt. Man kann das erste Erwachen auch nicht erzwingen. Es ist erstmal losgelöst von einer Praxis. Die Praxis fängt aber erst durch das erwachen richtig an. Das was vorher noch Theorie war zeigt sich plötzlich im Alltag und man beginnt es auf einer tieferen Ebene zu verstehen und zu verinnerlichen. Dadurch werden einem ja auch leidverursachende Muster in einem selbst bewusster. Dies wird auch oft als unangenehm oder sogar Schmerzhaft erfahren. Dann passt auch der Spruch: "Kleine Sünden bestraft Gott sofort" Das Wort Sünde könnte man besser als "Unbewusst übersetzen. Es ist nicht gefährlich darüber zu spekulieren. Und wieso glaubst Du dass es angenehm ist? Es bedeutet ja auch sich plötzlich seiner Verantwortung bewusst zu sein.Man kann auch nicht mehr so einfach den anderen die Schuld geben. Es bedeutet auch nicht, dass man nicht wieder auf eine gewisse unbewusste Ebene zurückfällt. Nur wird einem dass denn viel schneller bewusst und es erscheint dann auch schmerzhafter. Das Leid als Lehrer bleibt letzendlich.


    Ich frage mal direkt: Woran zweifelst Du? zweifelst Du daran, dass Leid existiert?


    Mal eine kleine Frage (bitte an die anderen: nicht verraten wenn man die Antwort kennt).


    Betrachten wir uns einfach mal die Vier Edlen Wahrheiten also( Ich nehme einfach mal die WIKI Version)


    1. Das Leben im Daseinskreislauf ist letztlich leidvoll.
    2. Ursachen des Leidens sind Gier, Hass und Verblendung.
    3. Erlöschen die Ursachen, erlischt das Leiden.
    4. Zum Erlöschen des Leidens führt der Edle Achtfache Pfad.


    Soweit so klar. Nun kannst Du Dir mal die Frage stellen ob Du daran zweifelst. Lese Dir einfach mal in Ruhe das ganze durch und stell Dir dabei ernsthaft die Frage ob es
    nicht berechtigte Zweifel an den 4 Aussagen gibt. Ja vielleicht sogar logische Fehler die einem sofort auffallen müssten wenn man sie ernsthaft durchdenkt. Versuche es einfach
    und schreibe was Dir auffällt, woran Du zweifeln könntest.Ich warte...


    Das freut mich wenn ich mal eine gute Frage stellen durfte... :)

    Ich glaube der Dalai Lama hat die Frage sicher schon oft beantwortet aber ich finde sie trotzdem interessant, vor allem wenn es um ein breiteres Publikum geht:


    Kann man den Kern des Buddhismus praktizieren ohne dabei ein Buddhist zu sein? Und wenn ja wie?


    Die frage ist für Menschen, die den Buddhismus interessant finden, die aber der kulturelle Überbau abschreckt oder verwirrt. Also ist es möglich den Lehren zu folgen wie z.B. durch eine hummanistische Ethische Verhaltensweise ohne sich dabei formell als Buddhist zu bezeichnen oder Teil einer Gemeinschaft zu sein. Und ist auch dies ein Weg zur Erleuchtung?

    sascha_108:

    Ein Gedanke den ich nicht loswerde ist folgender: "Was waere wenn ich sterbe, ohne in den Strom eingetreten zu sein?"
    Ich habe grosse Angst davor jeglichen Fortschritt in meiner buddhistischen Praxis zu verlieren und vielleicht Millionen Jahre nicht mehr in Beruehrung mit dem Dhamma zu kommen.


    Wie geht ihr damit um? Gibt es einen Ausweg aus dieser Misere?
    Ich waere sehr dankbar fuer einen Ratschlag.


    Ganz viel Metta,
    Sascha


    Ich finde die Frage ganz gut und ich kenne die Ängste und Gedanken die dabei aufkommen können.
    Ich glaube dass man die Frage auch ernst nehmen sollte und dass die Antwort sich von alleine ergibt. Zu Buddhas Zeiten sind ja viele durch eine kurze Begegnung bereits zum Stromeintritt gelangt. Heute gilt der Stromeintritt für Anfänger vielleicht als Mythos aber für die Lehrer in Klöstern gilt dies als ganz natürliches Ziel, was nur eine Frage von Zeit ist und vor allem auf jeden Fall ein realistisches Ziel was man in diesem Leben erreichen kann. Es gibt ja auch unterschiedliche Begriffe dafür nicht nur im Buddhismus. Man könnte sagen es ist ein erstes erwachen und damit verbunden ist, dass es kein zurück mehr gibt. Die Tatsache, dass Du Dir die Frage überhaupt stellst, scheint zu zeigen, dass es für Dich bereits kein zurück mehr gibt. Niemand kann die Antwort für Dich geben, Du spürst es einfach selber. Stromeintritt bedeutet ja nicht, dass man nicht mehr leidet oder keine Ängste mehr hat. Es bedeutet vielmehr, dass egal was passiert Du auf jeden Fall auf dem Weg der Erleuchtung bist. Selbst wenn Du keine formale Praxis mehr hättest oder in deinem nächsten Leben kein Zugang zu wahren spirituellen Lehren mehr gibt, würdest Du intuitiv dem Weg folgen, auch wenn Dein Umfeld dies nicht tut oder Dich sogar davor abhalten wollte. Die Entscheidende Frage ist also: Gibt es für Dich einen Weg zurück? Kannst Du den ersten Geschmack von Erleuchtung je wieder vergessen? Glaubst Du, dass Du auf eine unbewusste Ebene zurückfallen könntest? Ich bin einfach mal so mutig und optimistisch zu behaupten, dass etwa 10 % der Weltbevölkerung bereits Strom eingetretene sind. Das mag für viele vielleicht viel klingen aber man kann es ja auch andersherum sehen: 90 % sind noch gefangen im Samsara und so ist es kein Wunder wie viel Leid selbst in unseren westlichen Ländern jeden Tag ensteht. Ich glaube auch, dass wahrscheinlich alle die hier im Forum aktiv sind auch Stromeingetretene sind. Ob Sie es nun wissen oder nicht spielt dabei gar keine Rolle. Für mich persönlich bedeutet dies ganz konkret folgendes: Ich werde jeden Tag neu geboren, wiedergeboren so zu sagen. Durch eine gewisse Erfahrung gelingt es mir mal mehr mal weniger nicht unbewusst in die Höllenbereiche, wie Ärger, Angst usw. festzustecken. Natürlich erlebe ich dies wie alle anderen auch, aber ich kann zumindest beobachten, dass unangenehme Gefühle die durch Angst,Ärger usw. entstehen mich nicht mehr so lange Gefangen halten. Die Gefühle mögen unangenehm sein aber ich habe gelernt sie einfach nur anzunehmen, zu beobachten und zu erkennen, dass sie auch wieder verschwinden. Ich glaube dass dies bereits ein großer Schritt ist, auch wenn es den meisten von außen vielleicht gar nicht auffällt.