@ Elke
Vielleicht noch ein paar Ergänzungen..
Du stellst ja die Frage ob wir "bessere" Menschen geworden sind. Die Bewertungen von besser oder schlechter erfassen es nicht wirklich. Denn wer bestimmt ob wir besser geworden sind? Wer mag dies wirklich objektiv bewerten? Ich glaube wenn man Achtsamer wird, dann erscheint es anderen Menschen nicht wirklich "besser". Das Gegenteil kann sogar der Fall sein. Wenn man auf die Spielchen im Außen einfach nicht mehr reagiert, sondern versucht Achtsamkeit und Mitgefühl den äußeren Angriffen entgegenzusetzen kann es auch passieren, dass andere dies als langweilig empfinden und sich vielleicht abwenden. Viele Menschen fühlen sich lebendiger wenn sie offen ihre Konflikte ausleben und fühlen sich einfach unwohl wenn das Gegenüber einfach nur ruhig bleibt und die Dramen nicht mehr so ernst nimmt.Aus Sicht von sehr materialistischen Menschen sind Buddhisten vielleicht sogar eher schlechter, da man den materiellen Zielen nicht mehr so viel Aufmerksamkeit schenkt sondern eher auf eine innere Entwicklung aus ist. Viele können es einfach nicht verstehen, wenn man sich nicht mehr vollkommen den weltlichen Zielen hingibt und trotzdem bzw. deswegen glücklicher ist. Ich behaupte auch mal, dass es vielen Menschen einfach Angst macht nach Innen zu schauen. Wer weiß was da alles hochkommt und vielleicht stellt man fest, dass das kleine Ich, dass man mühsam aufgebaut hat gar nicht wirklich so fest ist wie man glaubte sondern sehr zerbrechlich. Ich persönlich finde die Bezeichnung "Ich bin Buddhist" auch nicht wirklich hilfreich. Mit anderen Buddhisten teilt man ja sowieso viele Einsichten und da spielt es keine Rolle. Und bei all den anderen entsteht oft eine subtile Grenze. Wenn man sagt, man sei Buddhist erschafft man dadurch automatisch ein Bild von sich selbst und was ein Buddhist ist und was nicht. Es kommt schnell das Gefühl etwas besseres zu sein oder mehr zu wissen oder besondere Erfahrungen gemacht zu haben. So habe ich das zumindest erlebt und es hat auch eine Weile gedauert bis mir dies bewusst wurde.
Die Reaktionen von Außen waren bei mir unterschiedlich. Mal hatte ich Phasen in denen ich sehr begeistert und offen war und dies andere auch spannend empfanden. Mal hatte ich eher ruhige Phasen, die andere auch sofort merkten und mich darauf angesprochen haben. Was ich sehr interessant dabei finde ist, dass ich eher immer das Gefühl hatte dass ich viel selbstkritischer mit mir umgegangen bin als andere. Das bedeutet für mich, dass wenn ich mir bestimmter Muster bewusst werde gehe ich auch davon aus, dass andere dies bemerken. Aber das ist meist gar nicht der Fall. Wenn ich mich früher z.B. sehr geärgert habe und wütend wurde und dabei vielleicht sagen wir mal eher unachtsame Worte benutzt habe, dann hat mich niemand deswegen angesprochen. Nun ist es eher so, dass ich versuche die Achtsame Rede zu gebrauchen und mir fällt viel eher auf wenn andere das nicht tun und sich schnell ärgern und schimpfen. Ich versuche dies dann zu beobachten ohne es zu bewerten und mir dann schnell klar, dass ich früher auch oft so geredet habe. Wichtig finde ich dabei die anderen nicht zu verurteilen und zu glauben man sei "besser". Man kann eher Mitgefühl entwickeln und vielleicht ein paar Hilfreiche Worte finden um andere zu beruhigen. Ein guter Freund von mir regt sich z.B. oft über seine Kollegen auf und mir wird dann schnell klar, dass ich dies früher genauso gemacht habe. Ich versuche ihn dann dazu zu ermutigen sich die Situation mit etwas mehr Abstand anzuschauen und meist beruhigt er sich dann auch schneller wieder weil er erkennt, dass es meist nicht viel bringt sich immer wieder über das gleiche Aufzuregen. Das bedeutet ja nicht, dass man nicht ein klares Nein sagen kann und Menschen auch Grenzen setzt. Soweit dazu erstmal...