Der Buddhismus hat mich anfangs überhaupt nicht interessiert.
Ich wollte sitzen, und das möglichst krass, zwecks schneller Erleuchtung, um meine Probleme loszuwerden.
Das ging damals leider nur in buddhistischem Umfeld. Welchselbiges ich zähneknirschend und sehr defensiv in Kauf nahm.
Mit der Zeit sickerte das Basisvokabular durch die Kusen (kleine Vorträge während des Sitzens) ein.
Ich stellte fest, dass die Begriffe Karma, Dharma und so weiter kein esoterischer Quatsch sind, sondern Fachjargon für erkenntnistheoretische Hypothesen.
Ausserdem stellte ich fest, dass Buddhisten nicht per se böse, geldgierige Sektierer sind, die mich und meine Arbeitskraft ausbeuten wollen (äh, ich war geprägt von der Anti-Sekten-Aufklärung meiner Jugend).
Zum Regelmäßigkeit der Praxis: Bei mir dauerte es einige Jahre, bis ich überhaupt anfing, regelmäßig - also täglich - zu sitzen. Wie das aussehen sollte, dass der ganze Tag von der Übung bestimmt wird, konnte ich mir nicht vorstellen. Ich stellte mir was sehr Zähes vor, so gezwungene Achtsamkeit den ganzen Tag mit festgefrorenem Dauerlächeln und überwarmen Zwangsumarmungen, brrr. Dann dauerte es noch mal einige Jahre, bis ich die Kai und die Paramitas als Werkzeuge erkannte. Erst seit kurzer Zeit durchdringt meine Übung den gesamten Tag. Im Grunde ist es für mich keine Übung, sondern ein Dauerexperiment. Ich bin einfach sehr neugierig, was funktioniert, und was nicht.
Der gesamte Prozess begann und entwickelte sich nicht aus Einsicht und Interesse, sondern aus psychischer Not. Mir blieb einfach kein anderer Ausweg. Einsicht und Interesse entwickelten sich erst ganz allmählich aus der Sitzpraxis.