Beiträge von Railex

    Um Vertrauen in den Buddhadharma zu gewinnen, brauche ich keine Psychotherapie. Vertrauen in den Buddhadharma gewinnt man dadurch, dass man die Qualitäten der Lehre des Buddha erkennt. Und der Buddhadharma ist keine Selbst-Psychotherapie.


    Psychisch kranke Menschen sollten zum Psychotherapeuten usw. gehen. Im Buddhadharma geht es nicht darum psychisch Kranke zu heilen. Diesen nutzt die Rationalität des Buddhdharma wahrscheinlich nicht weiter. Andererseits kann die Psychotherapie auch ein Vertrauen in den Buddhadharma nicht befördern, da sie sich nicht mit dem beschäftigt, was im Buddhadharma gelehrt wird. Das schließt nicht aus , dass es thematische Schnittmengen gibt, aber die Psychotherapie und der Buddhadharma beziehen sich auf sehr unterschiedliche Objektbereiche.

    Guten Morgen :sunny:


    Den Vertrauensbegriff, hat SteFo hier in die Diskussion eingebracht, deswegen geht der erste Satz deiner Aussage nicht an mich, aber als notwendige Bedingung, wie du es hier darstellst, hat es SteFo glaube ich, nicht gemeint!?

    Auch deinem 2ten Satz stimme ich zu Helmut, aber ansonsten bin ich anderer Meinung:


    Was ist der Buddhadharma praktisch denn sonst, wenn keine Selbst-(Psycho-)Therapie?

    o.K., es wird Geistesarbeit genannt, aber genau das macht man ja auch in der Psychotherapie.


    Buddhistische Psychotherapie M.Ennenbach: " Der Buddhismus und die buddhistische Psychotherapie vermitteln konkrete Erkenntnisse und Techniken zum Umgang mit und zur Beendigung von vermeidbaren und zur besseren Bewältigung von unvermeidbaren Leiden."


    mMn verindet Buddhismus und (buddhistische) Psychotherapie u.a. das gemeinsame Ziel: Befreiung vom Leiden.


    Gestern war ich hier im Bodhicharya Berlin zum Retreat und da hing ein Aushang:""Unterlasse was schadet, kultiviere was heilsam ist, und befreie deinen Geist." Diese Worte fassen im Grundlegenden alle Lehrreden des Buddha zusammen.In der buddhistischen Geistesschulung geht es darum, aus Leid erzeugenden, emotionalen Mustern auszusteigen, hinderliche Haltungen aufzulösen und innewohnende Qualitäten freizusetzen und zu stabilisieren."


    Ich glaube, dass jeder westliche Psychotherapeut genau diese Ziele, auch für seine Patienten in der Therapie erreichen möchte.


    (Die hier erwähnte PTB gehört in die Hände von speziell dafür ausgebildeten Therapeuten. (übrigens Betablocker sind Herz/Blutdruckmedikamente und haben meines Wissens hier gar nichts verloren, aber vielleicht gibt es ja andere Erkenntnisse) Benzodiazepine können aber helfen, den Patienten erstmal therapiefähig zu machen, weil sie die stärksten (Angst)Symptome dämpfen, Cave Abhängigkeit!.)


    Ich bin mehr oder weniger auch psychisch krank Helmut und hatte schon diverse Diagnosen: depressiv, schizoaffektiv, Sucht spielte auch mal ne Größere Rolle etc.

    Ich habe auch schon ne 20stündige Psychotherapie gemacht, ist über 10 Jahre her und war o.k. und als Krankenpfleger im psych. Bereich ist es sogar von Vorteil, Selbsterfahrung zu machen, um sich für den aufwühlenden Beruf in der Psychiatrie zu wappnen, sonst fliegt dir in Akutsituationen deine eigene Problematik um die Ohren und wirst im schlimmsten Fall handlungsunfähig, außerdem versteht man die Situation des Patienten besser, wenn man es selbser mal probiert hat, ist authentischer im Kontakt.
    Das Angebot der Supervision im Team mit einem Psychoanalytiker gehört zur Aufgabe des Arbeitgebers, dies den Mitarbeitern zu ermöglichen, um Probleme ,die durch die Arbeit entstehen, zu besprechen.


    Aber stell dir vor Helmut, mir nutzt zusätzlich die Rationalität des Buddhadharma, trotzt psychischer Symptome, sogar mehr ,als die Techniken der zurückliegenden Therapie.Das darüber Reden und Zuhören an sich, kann oft schon schon heilsam sein (Patient/Therapeut-Dharmaschüler/Dharmalehrer).

    In unserer Mediationsgruppe im Bodhicharya, die von einer Buddhistin geleitet wird, die zusätzlich Diplompsychologin ist, kommen häufiger Menschen, die eigentlich über depressive Verstimmungen klagen und berichten von depressiven Gedankeninhalten, die sie in der Meditation hindern. Da bietet die Lehrerin sogar Einzelgespräche an und bestätigte, dass sie selbst depressive Muster an sich kennt.


    Buddhas Motivation einen Heilsweg aus dem Leiden zu suchen, kann übrigens auch eine depressive Komponente haben.


    Ich rede hier nicht von akuten Psychosen,wo in erster Linie Medikamente helfen können, da bringt Psychotherapie nur noch mehr Chaos, genau wie akute Psychotiker wohl kaum das Buddhadharma umsetzen können, aber es gibt eine Vielzahl von anderen psychiatrischen Diagnosen (Süchte,Persönlichkeitsstörungen,Neurosen aller Art, auch Angsterkrankungen, die von buddhistischen Heilansätzen profitieren können.


    Buddhistische Psychotherapie kann sehr wohl, bei Heilungserfolg, das "Vertrauen" in das Buddhadarma entfachen oder stärken!!

    Geht mir persönlich z.b. so.;)


    Welche Objektbereiche sind denn so unterschiedlich: Wiedergeburt und Karma? o.k. darüber wird in der PT eher weniger gesprochen, aber es ist nicht ausgeschlossen. Alle anderen mir bekannten Objektbereiche wie Geistesgifte bearbeiten, Kausalitäten aufzudecken, Leiden zu mindern etc. deckt sich mit vielen Techniken der PT.


    Vielleicht ist es Auslegungssache, aber für mich ist es eine Krankheit, wenn ich unter den Symptomen leide, also auch Gier und Ich-Wahn.

    Wenn Buddhisten, diese Phänomene für sich anders interpretieren-dann Bitte!! wer nennt sich schon gern psychisch krank, versteht jeder.


    Ich habe hier auch Persönliches eingebracht und bitte dies zu entschuldigen, falls dies jemand als zu intim oder selbstdarstellerisch empfindet; aber mir persönlich liegt dieses Thema am Herzen und da ich mich übe, auch nicht an "meiner" Krankengeschichte zu haften und psychische Defizite im Besonderen zu verbergen und als "mein" zu empfinden, nutze ich hier die Beispiele aus meiner Erfahrung, um nicht nur zu theoretisieren.


    Ich überlege noch, ob ich mir die Mühe mache und hier immer mal wieder Aspekte der buddhistischen Psychotherapie aus M.Ennenbachs Buch vorstelle und dann könnte man bei Interesse die einzelnen Aspekte konkreter diskutieren, inwieweit dies "buddhistisch korrekt" ist.

    Ich schaue mal, wie ich noch Zeit neben dem Philostudium finde und ob Interesse besteht; ich würde es aber auch gerne für mich machen, weil beim Durcharbeiten und Lesen schnell wieder Vieles verloren geht und die Verschriftlichung könnte das Gelesene festigen, mal sehen.....


    Schönen Sonntag!!_()_

    Guten Morgen :sunny:


    Auch der Begriff "Psychotherapie" ist nicht geschützt, sondern nur die Berufsbezeichnung "Psychotherapeut".

    Meines Wissens nach ist die Zusatzausbildung zum "buddhistischen Psychotherapeuten" inzwischen schon standartisiert und über den Status des " zusammenreimens" längst hinaus.


    "Psychotherapie benutzt Methoden, um geistige Störungen zu beseitigen" und "Buddhismus geistige Übungen, deren Nebenwirkungen auch positive Eigenschaften auf den Geist haben können", das Ziel sei aber im Allgemeinen etwas anderes, schreibst du Sven.


    Aber geistige Übungen sind doch Methoden und die Beseitigung geistiger Störungen sind ebenfalls positive Eigenschaften für den Geist.

    Geht man zu weit,wenn man sagt, dass Unwissenheit, Verblendung und Ich-Wahn von Buddhisten als "geistige Störungen" bezeichnet werden könnte? Was soll es sonst sein?

    "Das Ziel die 4 edlen Wahrheiten zu erkennen" und zu verwirklichen ist doch vornehmlich ein geistiger Prozess.

    Also ich sehe da mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede.

    Dass Psychotherapie keinen Buddhismus braucht ist klar, aber Buddhismus ist eine Form der Psychotherapie (Behandlung des Geistes") mMn.


    Die Gefahr, die ich bei der Psychotherapie sehe, ist, dass man sich viel zu wichtig nimmt.
    Die Gefahr, die ich beim Buddhismus sehe, ist, dass man das Erwachen viel zu wichtig nimmt. Damit auch oft sich und eine Praxis viel zu wichtig nimmt. Anstatt sich selbst in Frieden zu lassen.

    Ich sehe hier die Gefahr von Untätigkeit: ist ja alles nicht so wichtig, lass dich mal selbst in Frieden. Das hört sich gut an, hilft den Leidenden in der Praxis aber gar nicht und außerdem werden die Betroffenen oftmals von ihren quälenden Symptomen nicht in "Frieden gelassen", so dass sie handeln müssen, um etwas zu verändern.


    "in Augenblicken des Schweigens offen zu bleiben", wieder etwas, was sich gut anhört, aber praktisch alles mögliche bedeuten kann.

    "Es ist so einfach", stellt sich ebenfalls in der Praxis weder für Therapeuten noch Patienten so dar und auch ich habe es leider nicht so erlebt, weder bei mir selbst, noch in der klinischen Arbeit.


    Ich weiß, dass ich durch meine Vita und Beruf als psychiatrischer Krankenpfleger vorbelastet bin und möchte hier nicht Buddhisten oder dir Keine Ahnung meine Sicht-und Arbeitsweise überstülpen, aber ich bin der Meinung, dass westliche Psychologie und Buddhismus voneinander lernen können, dies bereits tun und auch mit Erfolg.

    Ich freue mich aber ehrlich für dich, wenn du dich "so lassen kannst" Keine Ahnung , das ist doch sicher angenehm, aber tatsächlich ist dies den meisten Menschen so nicht "geschenkt" worden, wie Gurkenhut gut beobachtet hat.

    Wofür sollte es dienlich sein,in Buddhisten Vertrauen zu erwecken SteFo? Um sich für andere Methoden der Geistesschulung zu öffnen, und um voneinander zu lernen? Leider bin ich dafür nicht kompetent genug, um die verschiedenen Psychotherapiemodelle hier vorzustellen.


    Nicht-Buddhisten sind die Parallelen nicht so egal, das beweist du ja gerade selbst etwas und da ich es nicht wage und zudem als Anhaftung empfinde, mich selbst als Buddhist zu bezeichnen, bin ich ein weiteres Beispiel für ein solches Interesse ;)


    Danke für den Link, vielleicht übersetzt das mit mir jemand, da ich mir mein bisschen Englisch leider nur selbst beigebracht habe und in der Schule andere Sprachen gelernt habe; vorerst kann ich es leider nicht lesen, Schade, aber ich werde es versuchen.


    O.k., dann komme ich hier erstmal nicht weiter und belasse es dabei. Aber schon erstaunlich, dass es dutzende Threads z.b. zum Thema Widergeburt gibt, wo so viele, trotzt mangelnder Erfahrung dessen, sich dazu äußern und das Thema Psychotherapie/Buddhismus, was jeder für sich ja erfahrbar praktiziert, hier bisher so wenig Resonanz erfährt. Möglicherweise gibt's hier dazu auch schon zig Threads aus der Vergangenheit, bin ja noch nicht solange hier.

    Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass sich buddhistische Geistesschulung gesünder anhört, als Psychotherapie und viele sich gar nicht angesprochen fühlen oder sich zu den persönlichen Themen nicht äußern wollen.Wer weiß und ist ja auch o.k.


    Dann empfehle ich nochmals den Interessierten das Buch "Buddhistische Psychotherapie-Ein Leitfaden für heilsame Veränderungen " von M.Ennenbach zum Thema und alles Gute _()_

    Naja SteFo, mich interessiert das, was du zu dem Thema preisgeben möchtest.

    Falls du therapeutisch arbeitest, oder eigene Erfahrungen gemacht hast mit der Verbindung Psychotherapie und Buddhismus, würde das sicher nicht nur mich interessieren.

    Bei Gesprächen über Psychotherapie ist es manchmal etwas persönlich und unangenehm darüber zu sprechen, aber durch individuell erlebte Erfahrungen wird es doch lebendiger und lehrreicher, als trockene Theorie durchzukauen.


    Eine konkrete Frage wäre natürlich auf deinen ersten Post bezogen: welchen Sinn macht es buddhistische Strömungen und bestimmte Psychotherapieverfahren füreinander aufzuarbeiten?


    Bzgl. der Heilkraft durch das Verständnis des bedingten Entstehens der Phänomene; ja, das ist individuell sehr verschieden: während der Eine dadurch ein AHA- Erlebnis erfährt, quittiert der Andere dies mit einem Schulterzucken und der Nächste wird erstmal richtig sauer über die ganzen "Opfer".


    Noch eine Frage: Hast du vielleicht eine buddhistische Methode entdeckt, die im besonderen Maße psychotherapeutisch wirksam ist und auf die man aufbauen kann?


    P.s. sry, ich muss jetzt ins Bett und kann erst morgen Nachmittag wieder ins Forum, aber ich freue mich von dir/euch zu lesen.

    Gute Nacht_()_

    Ich mach nur Spaß SteFo, ...

    Gut, ich habe nichts gegen Spaß

    Puhh, Glück gehabt und vielleicht fällt dir zudem etwas weiteres Ernsthaftes ein, um deinen Standpunkt auszuführen, da du ja sogar "Psychotherapie",als buddhistische Richtung angegeben hast, da steckt doch bestimmt was dahinter!?


    Übrigens als weitere heilsame, buddhistische Psychotherapiemaßnahme habe ich die Analyse des bedingten Entstehens kennengelernt: wenn ich achtsam wahrnehme und verstehe, dass auch die Dinge, Geschicke und Menschen, die mich haben leiden lassen und die ich leiden ließ, selbst, wie ich,nur "zusammengesetzt" sind und nicht aus sich selbst heraus handeln, dann mindert dies Wut, Enttäuschung und Trauer.

    Allerdings habe ich in Gesprächen festgestellt, dass die buddhistische Sicht nicht jeden Menschen gleichermaßen anspricht und deshalb ist es doch ganz gut, dass es verschiedene Wege zur Befreiung gibt.

    Danke Gurkenhut, ich selbst freue mich auch über das interessante Thema und mMn ist Buddha einer der genialsten Psychotherapeuten.

    Die Diskussion bzgl. des Mittleren Weges und der Extreme ist ebenfalls sehr spannend als Seitenstrang und es werden sich vielleicht noch User äußern, die ebenfalls mit dem psychotherapeutischen Ansatz des Buddhismus etwas anfangen können oder eigene Erfahrungen gesammelt haben.


    Ehrlich gesagt kann ich persönlich gar nicht anders, als Buddha psychotherapeutisch zu verstehen.

    Als ich Mitte der 90er in einer Adolescentenkrise feststeckte, Antidepressiva gar nichts brachten und Psychotherapie noch nicht den heutigen (ebenfalls fragwürdigen) Stellenwert hatte und ich keine Psychotherapie erhielt, war das erste,eher zufällige Lesen der 4 edlen Wahrheiten geradezu eine Erlösung und ich erhielt eine geistige Medizin, die tatsächlich wirkte und zwar sofort.

    Leider war ich damals noch zu jung und habe den buddhistischen, praktischen Weg nicht weiter verfolgt, weil ich nach der Überwindung meines gewalttätigen Elternhauses, das Leben erstmal genießen wollte. Verständlich, vor Allem für mich selbst,und ich habe genossen und es war auch schön, aber es hatte seinen Preis. Psychisch war ich zwar stabil, aber irgendwie unglücklich und nun erlebe ich zum 2ten Mal in meinem Leben, wie hilfreich die buddhistische Anleitung für mein psychisches Befinden ist und ich hoffe, dass ich mir dies jeden Morgen bewusst mache und nicht mehr nachlasse.


    SteFo, falls du eine treffendere oder spezifischere Formulierung des Themas auf Lager hast: nur raus damit ;)

    Ich frage mich nur, was es bringen soll, die buddhistischen Richtungen und Therapieformen aufzulisten?!

    Kognitive Verhaltenstherapie für Zennies, Psychoanalyse für Mahayana und für Theravada das Psychodrama?

    Ich mach nur Spaß SteFo, aber da man ja immer vom individuellen Leidensdruck ausgehen und an der persönlichen Erfahrung des Patienten ansetzen muss, machen Diskussionen über verschiedene Schulen nur theoretisch Sinn, wenn überhaupt.

    Aber vielleicht hast du ja eine Idee, wie man noch genauer unterscheiden bzw. verbinden kann?!


    mMn ist z.b. das "einfache" bewusste Tun von heilsamen Handlungen/Gedanken und das Unterlassen von unheilsamen Handlungen/Gedanken, so simpel das klingt, eine tiefgreifende,wirksame psychotherapeutische Methode ,die der Buddhismus ins Zentrum der Praxis gebracht hat.

    Keine Ahnung , man darf Psychotherapie auch kritisch sehen: die letzten Zahlen, die ich noch im Kopf habe besagten, dass ca.30 Prozent angegeben, Psychotherapie hätte nichts gebracht und 15% sogar, dass es ihnen geschadet habe.

    Aber über 50 % profitieren erheblich davon.

    Es ist auch schwer den Behandlungserfolg direkt zu messen, Erfolge oder Fehler können sich erst Jahre später klar herausstellen.

    Es ist Multifaktoriell, was über Erfolg oder Misserfolg einer Therapie entscheidet: Zeitpunkt,Methode,Behandler,Krankheitsbild und der Patient selbst sind sehr verschieden; dies macht die genaue Bestimmung über eine gelungene Behandlung in der Geistesarbeit so ungleich schwieriger, als in der Somatik, aber die Erfolge gibt es und auch wenn es nicht immer gleich das Richtige ist, ist es vielleicht besser es zu versuchen etwas zu verändern, als gar nichts zu tun.


    Übrigens finde ich nicht, dass buddhistische Arbeit gleich "Perfektionismusstreben" ist, weil es nicht (nur) um das Ziel "Erleuchtung" geht, sondern vielleicht meistens, um den Weg dahin möglichst "schmerzfrei" zu bestreiten.

    Patienten in der Psychotherapie wollen oftmals erstmal nur, dass der seelische Schmerz nachlässt,wenn dies erreicht wird, ist viel gewonnen. (auch für Buddhisten auf ihrem Weg, ohne "Nirvana".)

    Wenn sich während/nach der Psychotherapie neben dem Nachlassen des Schmerzes,noch "Glückseeligkeit" einstellt, ist schon weit mehr, als meist zu Beginn erhofft, erreicht.


    Bei Symptomkomplexen, wie dem Burnout-Syndrom jeglicher Art, liegt die Vermutung nahe, dass im Vorlauf viele Warnzeichen des Körpers und der Psyche übersehen und jeweilige Extreme verwirklicht wurden.

    Ein der Sachen die Leben von Nicht-Leben unterscheidet ist der Stoffwechsel. Wir müssen beständig verzehren um zu bestehen. Um nicht der Entropie ( der Vergänglichkeit) zum Opfer zu fallen, müssen wir beständig tätig sein und erzeugen dabei unsererseits Wärme.


    Und damit Tiere - wie wir - Nahrung verzehren können müssen sie Nahrung herbei schaffen, müssen sich bewegen. Die äußere Unruhe ist Manifestation der inneren Unruhe. Wenn ein Feuer nicht immer neuen Brennstoff erschließt, geht es aus. Und unsere geistige Unruhe ist eine Manifestation unserer körperlichen Unruhe. Der Geist sieht sich um, was der Körper an neuem Brennstoff heranschaffen kann, damit der Ofen lodert.

    Als ich gestern Nacht auf dem Balkon saß und dem Flackern meiner Fackel zugesehen habe, ist mir nochmal aufgefallen, wie unstet so eine Flamme doch brennt. Dieses unruhige Flackern selbst,symbolisiert die innere und äußere Unruhe des Menschen doch ganz treffend.


    Die huschenden und unklaren Schatten, die das Feuer in der Dunkelheit erzeugt, könnten ebenfalls symbolisch für die vergänglichen Illusionen und "Hirngespinste" des Menschen stehen.

    Es gibt ja direkt eine anerkannte (Zusatz-)Ausbildung zum buddhistischen Psychotherapeuten (BPT).

    Ich lese gerade mit großem Gewinn, nebenbei das Buch von Matthias Ennenbach "Buddhistische Psychotherapie". Nebenbei, weil es für mich zugleich ein Arbeitsbuch ist und ich versuche die Anregungen zu verstehen und im Alltag umzusetzen, dies benötigt etwas Zeit und das Buch ist ca.500 Seiten stark und sehr gehaltvoll.


    Buddhistische Psychotherapie auf das Einhalten eines "Mittleren Weges" runterzubrechen, greift definitiv zu kurz; da hätte auch Jesus Sirach gereicht mit:" Halte Maß in allen Dingen!",aber ungesunde Extreme zu vermeiden ist ein wichtiger Punkt, neben dem Erfassen der Lehre,sowie dem Nutzen der Erkenntnisse im Hier und Jetzt, um sich und Anderen zu helfen.


    Es gibt wohl "22. Grundlagen" der buddhistischen Psychotherapie, die aufeinander aufbauen und sich ergänzen.


    Betont wurde aber, dass der Fokus und die Therapie, auf den konkreten Menschen und seine Bedürfnisse ausgerichtet sind.

    Dementsprechend muss die Lehre individuell angepasst bzw. herausgearbeitet werden.

    Es geht in der buddhistischen Psychotherapie u.a.nicht nur um das Abstellen negativer Symptomatik, sondern um die Förderung heilsamer Potentiale, wie Mitgefühl,Güte,Liebe...,auch sich selbst gegenüber, um die Befreiung möglichst nachhaltig und dauerhaft befriedigend zu gestalten.

    Achtsamkeit ist natürlich ein wichtiges Thema, um sich selbst erst einmal wahr zu nehmen und realistisch einschätzen zu können.

    Loslassen von Schuld und unheilsamen Zuständen usw.


    Also ich finde, dass buddhistische Geistesschulung und Psychotherapie als solches nicht zu trennen sind. Natürlich gibt es unterschiedliche Ansätze und Ausrichtungen, aber Psychotherapie ist Buddhismus allemal.

    Der klassische westliche Ansatz strebt eine Stärkung der Ich-Strukturen an, da sie nach deren Meinung unser inneres Gerüst bilden, aber die Auflösung dessen, kann auch befreiend sein, wie Buddhisten zu wissen glauben.


    Herauszufinden, welche "Belehrung" oder welchen Denk-Arbeitsansatz der Mensch zu welcher Zeit benötigt, musste Buddha herausfinden und gehört heute zum Geschick des Behandlers.

    Der Brand der Handlungen durch Geistesgifte und "Entsüchtigung" sind vielleicht nur weitere Feuer innerhalb des selben Brandes Noreply.


    Mir ist nebenbei an mir selbst aufgefallen, dass dieses "gesteigerte Interesse" an diesem Feuer-Thema gerade, eigentlich ganz gut darstellt, wie man "geistig brennen" kann.

    Interesse klingt positiv, gierige Interessen sind negativ,Ich-Wahn ist negativ; man könnte vielleicht die neurologische/elektrische Energie im Nervensystem, die all diesen geistigen Impulsen vorangeht, als Feuer bezeichnen.

    Die Interessen werden verwirklicht und zurück bleibt oft nur "verbrannte Erde".

    Ein Funke reicht aus, um einen Großbrand auszulösen, auch im Gehirn:kerze::buddha:

    Ich habe den Eindruck gewonnen Noreply, dass wir alle versucht haben, uns dem Bild des Feuers zu nähern, um die verbindende Brücke zur buddhistischen Lehre herstellen zu können.

    Es ist ein sehr starkes Bild mit vielen Interpretationsansätzen mMn.

    Vielleicht lässt du uns daran teilhaben, was deiner Meinung nach für ein "Brand" gemeint ist?!


    Ich finde, dass inzwischen ganz interessante Aspekte aufgeführt wurden, wie man es verstehen könnte:


    -Feuer steht für Gefahr und die Dringlichkeit zu handeln, zu löschen z.b.

    -Feuer benötigt Brennstoff in Abhängigkeit (dabei steht das Holz natürlich nur als Sinnbild für Gier z.b.)

    -Feuer ist in ständiger Bewegung

    -Feuer ist heiß und schmerzhaft bei Kontakt->Leiden


    Ich denke, dass u.a. mit Bild des Feuers/Brandes der auf Unwissenheit beruhende gierige "Kontakt" der Sinne mit der Außenwelt gemeint sein könnte.

    Gierig verzehrend,heiß und unheilbringend, aber löschbar, sobald die Einsicht in die Lehre greift und dem Feuer/Brand, die Nahrung entzogen wird.

    Zitat

    In diesem Diskurs beschreibt der Buddha die Sinnesgrundlagen und die daraus resultierenden mentalen Phänomene als „Brennen“ mit Leidenschaft, Abneigung, Täuschung und Leiden. Wenn ein edler Schüler dies sieht, wird er enttäuscht, leidenschaftslos gegenüber den Sinnesbasen und befreit sich von diesen, wodurch er eine Arahantschaft erlangt. Dies wird nachstehend ausführlicher beschrieben.[9]

    Ādittapariyāya Sutta – Wikipedia – Enzyklopädie

    Gute Zusammenfassung!!

    Aber die Erklärung der Feuerpredigt im letzten Abschnitt vor den Quellen, (SN 35,235) ist gruselig formuliert :nosee:

    Entwicklungsgeschichtlich war die Beherrschung bzw. Nutzung des Feuers wohl sehr bedeutsam für den Menschen und markiert einen wichtigen Schritt zum Jetztmenschen.

    Prometheus musste schwer büßen, als er für die Menschen das göttliche Feuer stahl und das ewige Brennen in der Hölle z.b. ist ein ziemlich furchteinflößendes Bild.


    Interessant Monikadie4., aus dem Brand, gleich einen dringenden Handlungsbedarf abzuleiten; da muss man das Feuer aber auch als Gefahr erkennen, sonst kann man sich an diesem Feuerchen nämlich ganz angenehm wärmen, während alles so langsam verbrennt.

    Unwissenheit/Gier und Hass als Brennstoff, finden wir ja Beide ganz passend _()_

    Es gibt ja "das Feuer" der Leidenschaften, sowie wird Nirvana u.a. als "Auslöschen" übersetzt.


    Deswegen verstehe ich das Bild des "Brandes" als Sinnbild für das leidenschaftliche,starke,verzehrende Ergreifen der Sinne.


    Um beim Bild des Feuers zu bleiben, könnte man noch das Bild der Glut verwenden, um die karmischen Energien zu beschreiben, die für den "Brand" und dessen Ergreifen verantwortlich sind.

    Ebenfalls passend wäre die "Unwissenheit"(über das abhängige Enstehen),als Brennmaterial für dieses Feuer des Lebens:rad:

    Danke Igor07!!

    Mit dem Thema an sich, sind die meisten ja hier vertraut, deswegen fand ich das jetzt auch ganz gut nachzuvollziehen.

    Ich schau es mir aber nochmal an. Kannte die Sendung und Herrn Scobel bisher nicht....

    da bin ich aber froh Helmut, dass du nur formale Dinge kritisierst, die zwar Religionsgeschichtlich relevant sind, die ich aber inhaltlich für unwesentlich halte.


    Eine Frage noch: Scobel sprach von 3 Voraussetzungen,Abhängigkeiten für die Existenz des Tisches: 1- die Bestandteile, 2- die geistige Benennung durch uns und was soll die 3te sein? :?

    Danke Hendrik, hat mir gefallen und ich zeige es auch noch meiner Freundin später, interessiert sie auch wegen dem Kontrast von Leerheit und göttlicher Fülle ihres christlichen Verständnisses.Leerheit ist hier schon ganz gut und verständlich erklärt finde ich.

    Für die feinen,kniffligen und wichtigen Details dieser Philosophie, haben wir ja hier noch unsere Spezialisten in ihren Threads und da kann es schon ziemlich kompliziert werden ;)


    Das ist intellektuell/philosophisch bestimmt hochinteressant Sudhana, mit den Arbeiten von Nagarjuna,Heidegger und Wittgenstein, aber da müssen die ganzen Termini sitzen,einarbeiten,dranbleiben und verstehen muss man es auch noch, puhh, aber lohnt sich bestimmt.

    Heidegger spricht z.b. vom "Lastcharakter" des Daseins, weil wir grundsätzlich gezwungen sind, uns zu unserem Sein zu verhalten.

    Kommt auch eine Form von "Dukkha" durch...., als Zwang zur Lebensführung.


    Ontologen sind wichtige Philosophen für unser Selbstverständnis :idea:


    Edith: mir begegnete Nagarjuna aber auch schon Mitte der 90er im Buch "Buddhismus " aus Diederichs gelber Reihe.

    Danke @ Igor07, für deine eindrucksvollen Beispiele :erleichtert:


    Ich bin mir zwar unsicher, ob Herr Nagarjuna damit einverstanden wäre und ob es zur intellektuellen Ernsthaftigkeit dieses Threads passt, aber dein Fokus auf die " Grosshirnrinde " gefällt mir :like:

    Die 'Egoauflösung' - ob nun durch Änderung der Neurochemie oder durch intensives 'Geistestraining' (bhāvanā) bedingt/bewirkt - stellt sich übrigens in meiner subjektiven Wahrnehmung durchaus unterschiedlich dar. Im ersten Fall würde ich von einem 'Entgrenzen' sprechen, also einer Auflösung der Grenze zu einem Nicht-Ich, wobei das 'Ich' als Fokus von Empfindung und Wahrnehmung, also als ein 'Etwas', das Empfindung und Wahrnehmung 'hat', bestehen bleibt - wenn auch in der Regel ziemlich orientierungslos. Bhāvanā hingegen setzt nicht an den Grenzen des Ichs an, sondern in seinem Zentrum, dem 'Fokus'. Dass sich das messtechnisch unterscheidet, überrascht mich nicht allzu sehr - es ist mE in der Tat nicht dasselbe. Dass sich beides wechselseitig ergänzen kann, ist dann auch nachvollziehbar, theoretisch wie praktisch.

    Ich finde, dass dies eine gelungene Differenzierung ist, wie unterschiedlich Psychedelika oder Meditation auf die Ich-Zentrum/Grenzen einwirken.


    Trugbild ja oder nein, vielleicht sollte letztlich die individuelle praktische Konsequenz darüber entscheiden, ob eine psychedelische Erfahrung "wertvoll" ist oder nicht.

    Wenn ein Individuum persönliche Fortschritte für sich erreicht, z.b. das Potential seiner möglichen Empathie durch MDMA in sich entdeckt, oder Allverbundenheit durch Halluzinogene und daraus für sich ein heilsamerer Umgang mit sich,seinen Mitmenschen und seiner Umwelt entsteht, dann ist es doch im buddhistischen Sinne o.k., solange an solchen Erfahrungen nicht unverhältnismäßig gehaftet wird oder sich gar eine Abhängigkeit entwickelt.


    Erkrankt jemand allerdings deswegen, ist das Risiko im Nachhinein zu groß gewesen, aber es gibt auch Menschen, die ihre psychische Gesundheit durch Meditation eingebüßt haben. Die Disposition, derartige psychische Experimente wie Psychedelika oder Meditation, krankhaft zu verarbeiten, tritt leider erst zu Tage, wenn es probiert/praktiziert wurde und dies gehört eben zum unsichtbaren Risiko unseres Lebens.

    Selbst geistige Phänomene sollten doch den Daseinsfaktoren unterliegen.


    Ich finde, dass auch alle genannten Beispiele gewissen Kausalitäten oder Abhängigkeiten unterliegen.


    Hat Buddha auch zwischen Phänomenen und Produkten unterschieden?

    Ich muss meinen Erfahrungswerten schon vertrauen, sonst werde ich ja physisch und geistig handlungsunfähig und lerne z.b. nicht, weiß aber, dass Eindrücke,Erinnerungen und Deutungen sehr wandelbar sind.


    Das Gehirn ist ein mächtiges Organ stimmt, wahrscheinlich sogar die einzige materielle Substanz, die Geist/Bewusstsein erzeugt; dem ist also Alles zuzutrauen ;)


    Eine Psychiaterin sagte mal auf einer Fortbildung, dass obwohl Religion alle klassischen Wahnsymptome erfüllt, es deshalb nicht als Krankheit behandelt wird, schlicht,weil so viele daran glauben.

    Wenn Jesus heute in unsere Zeit propagieren würde, dass ich und mein Vater eins sind, der landet fast sofort in die Geschlossene.

    Nicht bei fehlender Eigen-oder Fremdgefahr. Solch Inhalte sind nicht mal Behandlungsbedürftig!!

    Es haben sich sogar weit abstrusere Inhalte inzwischen gesellschaftlich etabliert, von denen eine tatsächliche Gefahr ausgeht.

    Uns Menschen fehlt eine natürliche Grenze, wie sie Tiere und Pflanzen haben.

    Wir können grenzenlos gierig sein; das gehört zu unserer anthroposophischen Bestimmung und die Auswirkungen dieser fehlenden natürlichen Grenze, sind im Wettlauf mit der Anpassung des Menschen, wahrscheinlich "der Gewinner".


    In den Anfang 90ern sang die Band "Das Ich" schon :"...kein guter Wille hilft uns mehr,uns retten nur noch Wunder..."


    Ich würde mich sehr freuen, wenn die Menschheit die Kurve noch bekommt :taube:

    wenn dieser Ruß nach einigen Jahrzehnten wieder da ist, dann kommt auch die globale Erwärmung wieder.

    Du meinst sicher, wenn er wieder weg ist. Natürlich, bei dem CO2 was da durch die Feuerstürme in die Atmosphäre geblasen wird .... Braucht uns aber nicht mehr zu kümmern. Bei einem eher vorsichtig geschätzten Erstschlagsszenario mit 140 Raketen wäre in etwa mit einem Jahrzehnt zu rechnen, in dem die Temperatur schlicht keine Produktion pflanzlicher Nahrung in nennenswerter Menge auf der Erde zulässt. Ob der evolutionäre Zweig der Pflanzen überhaupt überlebt, ist fraglich - den sog. 'höheren Lebensformen', also denen, die in der Nahrungspyramide höher stehen, wird mit Sicherheit die Lebensgrundlage genommen sein, die Nahrungspyramide wird zusammenbrechen und was übrig bleibt, aufgefressen. Es wird das größte Massenaussterben seit der Perm-Trias-Grenze sein, wenn nicht noch größer. An dem anschließenden heißen Wetter wird sich wohl lange keiner mehr stören ...


    Der Mensch scheitert wahrscheinlich wirklich, weil er seine Geistesgifte z.b. Gier, nicht insoweit minimieren kann, dass sie ihn zumindest nicht umbringen. Zudem ist durch diese enorme Weltbevölkerung der Hunger nach Energie und Ressourcen so unstillbar geworden.

    Wir schaffen es einfach nicht uns optimal oder zumindest überlebensfähig anzupassen: "das Zeitfenster schließt sich", das macht Druck, aber es läuft schon seit Ewigkeiten alles wie ferngesteuert, nicht fass-und erklärbar!!

    Atomkrieg ist genau so ein Irrsinn, der leider zur Debatte steht- naja, Pilze überleben das Alles wahrscheinlich :nospeak:

    Inzwischen ist mir auch aufgefallen, dass ich hier im Bodhicharya in meiner Nähe eine Stätte habe, wo ich Lehrinhalte des "Mittleren Weges" erlernen kann und im Shiné Kurs und beim Retreat war ich schon.


    MI | 19:00 - 20:00 | Meditations-Training: Shiné & Lhagtong - Bodhicharya


    2 Jahre Shiné sind Pflicht, bevor es mit Lhagtong weitergeht.


    Sind sehr nette Leute da und dass jeder morgens zwischen 8-9 Uhr im Tempel meditieren kann, ist eine schöne Verknüpfung mit einem kleinen Morgenspaziergang :sunny: