Beiträge von Anna Panna-Sati

    Hätte man dem ein anderes Label gegeben, gäbe es diesen Widerstand nicht.

    Da könntest du Recht haben, weil erstens Neues, Ungewohntes, von manchen zunächst kritisch beäugt wird und zweitens diese Trennung "östlich-traditionell / westlich - modern vielleicht ungünstig ist, da Gräben ausgehoben oder vertieft werden.

    Buddha war ein Mensch – vor und nach seinem Erwachen. Nahbar, Identifikationsfigur, kein Gott oder etwas Gottähnliches.

    Dann sollte man ihn vielleicht auch "menschlich", im Sinne von naturalistisch, darstellen und nicht abstrakt. Eine Darstellung, die ALLE Traditionen anspricht und verbindend wirkt...

    Buddha-Bildnisse sind bereits Ausdruck von Niedergang.

    Auch eine Betrachtungsweise, aber vielleicht doch etwas streng urteilend und nicht zielführend, da die meisten Buddhisten für ihre Praxis noch "geschickter Mittel" bedürfen, wozu ich künstlerische Darstellungen des Buddhas zählen würde.

    Totale Entsagung kann m.E. auch nicht die Lösung sein (und widerspräche auch dem Gedanken des "mittleren Weges").

    Also ich finde bei einer Buddhastatue am wichtigsten, dass Buddhas Antlitz inneren Frieden, Metta und Gleichmut ausstrahlt. Beim Anschauen sollte dieser Ausdruck auf den Betrachter "überspringen"....

    Insofern fällt der eckige abstrakte "Buddha" (bei mir) durch, ebenso der greise Buddha, dessen Gesichtszüge eher von Anstrengung und körperlichem Leid/Alter gezeichnet sind.

    (Wenn der Gesichtsausdruck stimmt, stören mich auch die "Cocker-Spaniel-Ohren" der asiatischen Darstellungen nicht weiter... ;) )

    Thorsten Hallscheidt


    "Ein freies Leben ist eines, wo ich denken und fühlen kann, was ich möchte." = Zitat von Dr. Riedl (nicht etwa von "Anna Panna" ;) )

    Es wäre die totale Kontrolle - man könnte sich dann mit eigenen Gedanken "bespaßen", die in der Folge angenehme Gefühle erzeugen...Bestimmt verlockend für Menschen, die sich mit Zwangsgedanken plagen und zum negativen Grübeln neigen. :?


    Ein freies Leben ist eines, wo ich nicht länger alles wollen muss, was ich möchte, weil ich mich so oder so fühle

    Ja, das klingt für mich erstrebenswert...

    Lieber Thorsten Hallscheidt ,


    Aber jeder kann natürlich eine Weisheitslehre begründen, die seiner Welt- und Innensicht entspricht, und das kann sicher sehr hilfreich für viele Menschen sein. Ich frage mich aber, warum das dann Buddhismus heißen muss.

    Da stimme ich dir - teilweise - zu. Allerdings gründet sich "Riedls Lehre" ;) - nach seinem Bekenntnis - ja auf die Lehre Buddhas und wenn man sich so die verschiedenen Fahrzeuge und Schulen ansieht, wurden dort auch viel anderes Gedankengut und religiöse Bräuche unter der Überschrift "Buddhismus" integriert. Entscheidend ist doch der KERN der Lehre.

    Nach meiner Erfahrung gibt jeder Dhammalehrer die Lehre so wieder, wie er sie versteht (oder verstanden zu haben glaubt) und" eigener Senf" wird stets hinzugefügt... "Meine" Lehrer sagen von sich, dass sie "nicht erleuchtet" sind und bezeichnen sich als Kalyanamittas.

    Letztlich muss man den Weg alleine "finden" und gehen.


    Dafür, dass Peter Riedl so vehement gegen religiöse Strukturen argumentiert, inszeniert er sich aber dann doch sichtbar in Richtung Guru.

    Ja, es scheint so..... Wobei mich Äußerlichkeiten noch nie so interessiert haben....


    Würde er da in Jeans und Rollkragenpullover sitzen, wäre der Eindruck nur halb so spirituell.

    :lol:

    Vielen Dank, Hendrik , für die Empfehlung dieses interessanten Vortrags von Dr. Riedl!

    Leider war die Tonqualität des Videos nicht so gut, aber einige Thesen von Peter Riedl habe ich mir gemerkt, um darüber nachzudenken:


    - "Man wird nicht erleuchtet, man erleuchtet sich selber."

    - "Es gibt Erleuchtungszustände, es gibt ein erleuchtetes Leben, aber nicht "die Erleuchtung".

    Und das erleuchtete Leben ist das gelassene, friedfertige Leben, das gelungene Leben."

    DAS ist das buddhistische Ziel und nicht, in einem zukünftigen Leben wiedergeboren zu werden." (Wie bitte? Wer will denn wiedergeboren werden?)

    - "Es gibt ein WiederWERDEN, keine WiederGEBURT."

    - "Wenn es eine Wiedergeburt gäbe, müssten ja ALLE Menschen wiedergeboren werden, das kann ja wohl nicht sein."

    - "Buddha hat die Methode gelehrt: Wie kann ich ein gelingendes Leben erreichen?"

    - "Ein freies Leben ist eines, wo ich denken und fühlen kann, was ich möchte."

    - "Die eigentliche Meditation findet im Leben statt - nicht auf dem Kissen."


    (nur eine Auswahl, die Liste ist nicht vollständig)


    Ich schätze, für viele Buddhisten klingen diese Aussagen "unbuddhistisch", zu weltlich und mehr nach allgemeiner Lebensphilosophie, als nach Religion. Mich irritierte Riedls Annahme, ein Ziel im Buddhismus sei eine (gute) Wiedergeburt in einem zukünftigen Leben - ich dachte eigentlich, das Ziel sei Nibbana/Nirvana (= KEINE Wiedergeburt mehr!)...

    Ansonsten fand ich den Vortrag sehr inspirierend und sehe auch Chancen, eventuell mehr Menschen für diese Sichtweise der Lehre Buddhas zu gewinnen.
    "Buddhismus neu denken" - warum nicht?!

    Man sollte von Lehrern nicht zuviel erwarten, vor allem keine Perfektion, denn - Binsenweisheit! - Lehrer sind auch nur Menschen!

    Die Lehre dagegen, sofern schriftlich fixiert und damit eindeutig überprüfbar, bleibt - zumindest im Kern - immer wahr, auch, wenn die Repräsentanten der Lehre diese nicht "würdig" vertreten.


    Ayya Khema äußerte einmal, dass nur ein Erleuchteter einen Erleuchteten erkennen könne... Ich weiß nicht, ob Buddha Shakyamuni dies so gesagt hat, aber, sollte es stimmen, wäre es für Schüler ja unmöglich, ihren Lehrer als Erleuchteten zu identifizieren und sie "müssten" es dann einfach glauben, wenn es so propagiert wird. In der Folge bestünde die Gefahr der "Vergötterung" mit allen negativen Konsequenzen....

    Vielen Dank, liebe Monikadie4. , für dein Einfühlungsvermögen und die erfrischende Klarheit, mit der du die Dinge auf den Punkt bringst. Deine persönlichen Erfahrungen ergänzen deine Ausführungen immer sehr lebendig und erleichtern das Verstehen.


    Tatsächlich hat das Thema "Religiös" in mir auch so einiges hochkommen lassen und man versucht dann zu ordnen, zu analysieren, verliert sich in der Breite des Themas, das auch viele persönliche Assoziationen sowie Erinnerungen an die Oberfläche spült....


    Während Thorsten Hallscheidt im Grunde für eine Wertschätzung des Religiösen allgemein und der religiösen Menschen plädiert hat, indem er betonte, dass Hingabe, Demut und Vertrauen als Ausdruck der Religiosität mehr und mehr kritisiert, belächelt und verspottet werden, brachte void schnell andere Perspektiven ins "Spiel" und die Diskussion drehte sich danach mehr um "Ethik versus Religion"....

    Ist natürlich auch ein wichtiges, aber mutmaßlich ziemlich kontroverses Thema, worüber man sich m.E. dennoch wohlwollend austauschen kann.


    Ich habe in meinen Beiträgen versucht zu zeigen dass das Wort Religion so viele unterschiedliche Dimensionen trägt, dass es kaum vernünftig verwendbar ist und es mehr Sinn macht über die Einzeldimensionen zu reden.

    Was meinst du mit "Einzeldimensionen" ? Vielleicht wären konkrete Vorschläge hilfreich.... :?

    Sind das lediglich die Ergebnisse meiner Beschäftigung mit diesen Themen und der Praxis im Laufe des Tages oder lassen sich daraus Erkenntnisse ziehen?

    Ich würde sagen, sowohl, als auch...

    In unseren Träumen verarbeiten wir Eindrücke, Erlebnisse und die beteiligten Emotionen, auch werden so Erinnerungen (besser) abgespeichert.

    Du kannst an deinen Träumen sehen, womit sich dein Unterbewusstsein beschäftigt und Schlüsse daraus ziehen.

    Z.B. zeigen deine geschilderten Trauminhalte, dass du (wie jeder Mensch - mehr oder weniger-) Ängste durchlebst, aber es existiert eine Lösung/Rettung, welche du in deiner buddhistischen Praxis für dich gefunden hast. :) _()_

    Oder man gibt sich nicht mit einem Glauben zufrieden und sucht nach der Wahrheit

    Die Religionen vertreten ja ALLE einen Anspruch, die Wahrheit zu verkünden bzw. zu lehren....Wer sich mit diesen "Wahrheiten" wohlfühlt, für den besteht kein Anlass, nach einer anderen Wahrheit zu suchen.

    Was mich an Religionen stört, ist das Missionieren, Eifern, der Absolutheitsanspruch und das Erheben über andere Religionen, Philosophien, Ansichten oder Lebensentwürfe. Außerdem die Ausgrenzung von Menschen, die gewissen Ansprüchen nicht genügen, Regeln und/oder Autoritäten hinterfragen, etc. . Ebenso das berüchtigte "Wasser predigen und Wein trinken" der geistlichen Vorbilder, die Heuchelei (welche manchmal geradezu herausgefordert wird durch Regeln, die realistischerweise kaum einer einhalten kann) der Anhänger....



    Meiner Ansicht nach haben Religionen das Wertvollste und Wichtigste für Menschen hervorgebracht. Allerdings wurde im Rahmen von Machterhalt und Deutungshoheit auch kaum ein anderer Bereich so sehr missbraucht und fehlgedeutet. Das macht Vorbehalte verständlich. Es ist nur schade, wenn es bei diesen Vorbehalten bleibt.

    "An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen" wird Jesus im Mattäusevangelium zitiert. Es liegt also in der Verantwortung der Religionsvertreter, den Wert der Religion authentisch zu vermitteln, am eigenen Beispiel zu demonstrieren und für Interessierte erlebbar zu machen.

    Sinnsuchende gibt es wahrlich genug, allerdings auch Menschen, die der Religion offensichtlich nicht bedürfen, weil sie das "Dukkha-Problem" schon, auf ihre individuelle Art, für sich gelöst haben...

    Religion hat sich laut Religionswissenschaftlern (Prof. Ina Wunn) ursprünglich aus TERRITORIALVERHALTEN entwickelt: Bereits Neandertaler deponierten Totenschädel zur Abwehr von Feinden, mit der Zeit entstanden aus Abwehrsignalen Symbole, die Geister und Dämonen vertreiben sollten....

    Ich denke die ursprünglichste Funktion von Religion lag darin, die Leute zu einer Gemeinschaft zusammenzuschweißen. In Ritualen, Göttern und Tänzen lebt das Gemeinsame auf

    Ja, und von der Gruppenbindung profitierten alle, die zu dieser "verschworenen" Gemeinschaft gehörten, bzw. gehören durften. Wo Licht ist (gegenseitige Hilfe und Unterstützung), ist allerdings leider auch Schatten (Gefahr der Ausgrenzung).

    Religionen entstehen meines Erachtens aus dem Empfinden der Hilflosigkeit, dem Ausgeliefertsein in einer Welt die eine eiskalte, absolut unbarmherzige Seite hat die alle Wesen zu spüren bekommen. Das Bedürfnis nach Zuflucht in etwas überweltliches ist da ganz natürlich.

    Das sehe ich auch so: Die Wurzel der Religion(en) ist letztlich ANGST. Mit der Erkenntnis, dass man sterblich, verletzlich und relativ hilflos einer übermächtigen Natur (und feindlichen Mitmenschen) ausgeliefert ist, reifte der Wunsch nach einem Ausweg, einer Erlösung und Befreiung.

    Auch heute haben Menschen noch Ängste, vielleicht mehr, als je zuvor, obwohl wir die Natur (weitgehend) "gezähmt" haben und uns durch den technologischen und medizinischen Fortschritt als "Weltbeherrscher" wähnen.

    Denn mit dem Fortschritt verloren viele den Glauben an Überweltliches (und damit Hoffnung und Trost), während die Naturwissenschaften wohl nie Fragen nach dem "Woher", "Warum" und "Wohin" zufriedenstellend beantworten können werden.

    Die Buddha-Lehre könnte die entstandene Lücke füllen, da sie nicht auf (blindem) Glauben, sondern auf Wahrheit und Erfahrung basiert.


    Ich trete raus aus schmerzhaften Gedanken und fühle mich sicher und beschützt. Da ich weiß, was ich zu denken und zu tun habe (noch weiß), bin ich mir selbst ein Licht.

    DAS ist m.E. ein Sinn von Religion: Sich sicher und beschützt zu fühlen in dieser komplexen, leidvollen Welt und nicht an (und in) ihr zu verzweifeln. Vertrauen überwindet die Angst...


    Religion kann helfen, mit den derzeitigen globalen Problemen fertig zu werden, weil sie Strategien zur Verfügung stellen, äußere Befriedigung durch materielle Dinge und Statussymbole durch eine eher innerliche Form von Glück zu ersetzen, die nicht so sehr von äußeren Quellen abhängig ist, sodass auch eine ethische Dimension leichter zum alltäglichen Reflex werden kann

    Das ist eine interessante und hoffnungsvolle Sicht und durchaus realistisch, besonders, wenn Religionsführer (besonders der abrahamitischen Religionen) verstärkt ihren Einfluss diesbezüglich geltend machen und die Gläubigen überzeugen.

    Für Buddhisten sollte es eigentlich selbstverständlich sein, das Glück eher im "Inneren" zu suchen und alle Lebewesen zu schützen...



    Das Hinausgehen über das beschränkte Ich (Demut, Hingabe ) mit dem Religiösen zu identifizieren, ist also nicht so zielführend und es tut auch denen Unrecht die mit Bescheidenheit, Demut und Entsagung einer Sache dienen ohne dass dies mit Übernatürlichen assoziiert wäre.

    Das ist sicher richtig, vielfach wird z.B. Buddhismus ja eher als Lebensphilosophie und nicht als Religion gesehen und kann dennoch sehr positiv wirken, gerade bei "Religionsmüden".

    Hallo, lieber ChriKa ,

    Für mich ist der erste Schritt die Akzeptanz.

    Ja, dieser Einstellung würde ich mich anschließen, denn grundsätzlich ist es unheilsam, mit (innerlich) ablehnender Haltung in eine Situation hineinzugehen, Andere (und sich selbst) "abzuwerten".


    Also die Gegebenheiten erstmal annehmen, wie sie sich darstellen.

    Der zweite Schritt wäre dann, sich selbst heilsam zu verhalten, was in der geschilderten Lage nicht einfach sein dürfte, aber nicht unmöglich ist. Da hilft dann Selbstmitgefühl (und keine "Selbstverurteilung", weil man gesteckte Ziele nicht erreicht hat) ebenso wie Mitgefühl mit den Anderen (Warum verhalten sie sich so, sie schaden sich doch letztlich selbst...?).


    Die Wahrheit zu sagen, dafür braucht es vor allem die innere Haltung von Metta und Karuna/Mitgefühl. Sollte innerlich noch Ärger (Angst, Groll) vorhanden sein, wird vermutlich nichts Gutes dabei herauskommen (der Andere nimmt die negativen Emotionen unterschwellig wahr).....Da wäre Abwarten und Schweigen die bessere Entscheidung.


    Solltest du jedoch mittel- bis langfristig wahrnehmen, dass du die negativen Gefühle bzgl. deiner Arbeitsstelle nicht "loslassen" kannst, wäre es besser und gesünder, einen Wechsel in Betracht zu ziehen....


    Alles Gute!


    Liebe Grüße _()_ :)

    Die Silas sind deshalb von so großer Bedeutung, weil sie der einzige sichtbare Ausdruck des authentischen Erwachens sind.

    Dem kann ich nur von Herzen zustimmen!

    Es gibt (m.E. leider) auch die Sichtweise, dass nur das "Schlüsselerlebnis" zählt, die tiefe Erkenntnis, das Durchschauen der Leere, der "All-Einheit" - und dann "erfreut" man sich daran....Auch Buddha Shakyamuni soll ja - zunächst! - auf sein "Erwachen" so reagiert haben, bevor er beschloss, seine Einsichten, den Dharma - zum Wohl aller - zu lehren.


    Deshalb drückt sich in den Taten eines Menschen, gleich ob er Lehrer oder Schüler ist, immer seine Gesinnung aus - und die erkennt man, sofern man das erkennen will, bereits in den Worten.

    Ja, an was soll man sich - als Schüler - sonst orientieren? Hätte man Buddha Shakyamuni vertraut, wenn er sich unethisch verhalten hätte? Oder unweise gesprochen?

    genau wie ich auch auf den Achtfachen Pfad und Dogmen heute nur noch als geschickte Mittel schauen kann.


    Es handelt sich um Dinge, die der Otto Normalverbraucher unabhängig von irgendeinem Verständnis des (Zen-)Weges gemeinhin zu verwirklichen trachtet.

    Warum diese "Abwertung" der Silas?

    Schön wär's, wenn der "Durchschnittsbürger" danach streben würde, die Silas zu verwirklichen - dann wäre unsere Welt wohl in vielen Bereichen eine bessere....

    Darum ist es falsch, das Kriterium sila über das Kriterium Weisheit zu stellen, wenn man sich fragt, ob jemand als Zenlehrer etwas zu sagen hat. Das Problem ist, dass die sila relativ verständlich sind und die Menschen sich mit der Einschätzung von Weisheit schwer tun bzw. sie subjektiven Wertungen stärker ausgesetzt ist

    Die Silas sind eine FRUCHT der Weisheit, vielleicht die schönste.

    Bei aller berechtigter Kritik verdienen diese Schulen dennoch Respekt und auch die Mühe, sich mit den Inhalten dieser Schulen auseinanderzusetzen, bevor man sie anhand von Skandalen und Missständen herabwürdigt.

    Respekt vor anderen Menschen - als Grundhaltung - sollte man bei Buddhisten eigentlich erwarten dürfen, dies impliziert auch den Respekt vor den Dingen, die anderen Menschen "heilig" sind.

    Genau an diesem Punkt wird es aber schwierig, weil bestimmte Religionen/Schulen -ihrerseits - bestimmte Werte nicht (zu) respektieren (scheinen), z.B. Gleichheit, (Meinungs-)Freiheit, sex. Selbstbestimmung etc. ...

    Auch das hohe Ziel "Erwachen" heiligt nicht alle Mittel/Methoden, vor allem, wenn es auch noch andere Wege zum Ziel gibt, die weniger Animositäten bei Außenstehenden erzeugen.

    Wenn nun die Werkzeuge dieses Fahrzeugs von unvorbereiteten, schlecht informierten, spirituell kaum gefestigten, psychisch instabilen, in den Sila nicht gefestigten Personen ausgeübt wird, ist vollkommen klar, dass das zu Leid, Verwirrung und Elend führen muss. Aber damit ist dieses Fahrzeug nicht weniger wirksam oder respektabel.

    Leider scheinen aber viele Personen, eine oder mehrere der aufgelisteten Eigenschaften aufzuweisen....Ein Hauptmotiv, überhaupt zu praktizieren, ist schließlich "Dukkha".

    "Fahrzeuge" gehören immer mal auf den Prüfstand, gerade auch die "Alt-Ehrwürdigen", sie zu hinterfragen ist nicht automatisch respektlos.

    Respekt bedeutet aber, sich diesen kulturellen Ausprägungen nicht ausschließlich mit eurozentrisch-wokem Wertekanon des dekadenten Spätkapitalismus zu nähern, sondern das Fremde auch unvoreingenommen als fremd zu betrachten, mit aller gebührender Vorsicht.

    "eurozentrisch-woker Wertekanon des dekadenten Spätkapitalismus" - WOW ! Diese Abwertung empfinde ich jetzt aber auch nicht gerade respektvoll... ;)

    Sudhana,


    danke für deine (weitgehend) sachliche Analyse zum Thema!

    Dass du eine psychotherapeutische Konstellation mit der Situation einer Lehrer-Schüler-Beziehung im spirituellen Umfeld vergleichst, kann ich absolut nachvollziehen, denn es ist offensichtlich, dass Religion auch psychotherapeutisch wirksam ist und u.a. deshalb Hilfesuchende/"Leidende" mit Religionen in Kontakt kommen. Während die Psychotherapie allerdings dem Patienten helfen soll, mit seinen spezifischen Emotionen, Problemen und dem Leben allgemein, besser umzugehen, bietet die Religion darüber hinaus noch "Sinn" an.

    Das Grundproblem ist in aller Regel selbstverschuldete Unmündigkeit. "Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen."

    Diese Definition übersieht, dass Menschen, gerade, wenn sie psychische Probleme haben (bei durchaus vorhandenen kognitiven Fähigkeiten!), nicht immer in der Lage (!) sind, verstandesbetont zu handeln, sprich, sie folgen eher Gefühlen, als der Vernunft. Sind sie deshalb "schuldig"? Für einen "Entschluss" braucht es Kraft, die oft nicht vorhanden ist, ebenso wie Mut bei "Mutlosen" nicht vorausgesetzt werden kann.

    Die freiwillige / selbstverschuldete Unmündigkeit, die Bereitschaft, seine Autonomie aufzugeben und sich einem vorgeblichen 'Übermenschen' kritiklos zu unterwerfen, sehe ich als die eigentliche Wurzel des Problems.

    Ich denke, es ist EINE Wurzel.....Aber ich bestreite (in vielen Fällen!) die "Freiwilligkeit" und damit "Schuld" der Menschen, die in unheilsame Abhängigkeitsverhältnisse im Rahmen ihrer religiösen Praxis geraten.

    Und natürlich stehen hinter solch einer irrationalen Unterwerfung Motive, die kritikwürdig sind und ich für meinen Teil sehe die Rolle eines spirituellen Begleiters nicht zuletzt darin, solche Motive aufzudecken und bewusst zu machen.

    Das hört sich m.E. jetzt wieder eher psychotherapeutisch an, dafür fehlt spirituellen Begleitern jedoch i.d.R. die nötige Ausbildung...

    einerseits die vermeintliche Vergötterung von Lehrer im (tib.) Buddhismus als Problem bezeichnen, aber gleichzeitig gottgleiches Verhalten von Lehrern erwarten.

    Da gilt es denn aber doch, "Gottgleichheit" zu definieren und zu differenzieren: Natürlich ist es keine menschliche Überforderung, sich an grundlegende ethische Regeln zu halten, deren Verletzung einen Straftatbestand erfüllen. Deren Einhaltung darf man m.E. von Dharmalehrern (als Minimum) erwarten.

    Es macht einen Unterschied, ob ein Missbrauch im rechtlichen Sinne stattgefunden hat, oder ob ein Lehrer ein Verhalten an den Tag lehrt, das man einfach nur als nicht angemessen empfindet.

    Genau, bei kleinen sogenannten "menschlichen Schwächen" sollte niemand "an den Pranger" gestellt werden, aber es sollte auch kein Tabu sein, es anzusprechen - allein schon wegen der Vorbildfunktion für die Schüler.

    Innerhalb der entsprechenden Institutionen das Problem benennen und angehen.

    Ja, aber leider hat das offenbar im vorliegenden Fall nicht funktioniert ("Protektion" durch "Gönnerin" und die anderen Lamas - wenn's denn stimmt...) und es steht zu befürchten, dass dies kein Einzelfall ist.

    In jedem Fall aber nicht auf einen Verdacht hin eine öffentliche Debatte losschlagen, weil man damit unter Umständen mehr Schaden anrichtet als Nutzen entsteht.

    Da stimme ich dir zu, allerdings finde ich es sinnvoll über das Thema ALLGEMEIN (und ggf. auch juristisch bewiesene Fälle) öffentlich zu debattieren, weil durch die erhöhte Aufmerksamkeit potenzielle Täter ev. abgeschreckt werden könnten (hoffentlich!).

    Ich könnte mir aber vorstellen, dass sie es nicht getan hat, denn sonst hätte es ja Konsequenzen für Lama Dawa gegeben und dann wäre er nicht mehr dort im Zentrum, nicht wahr?

    Selbst wenn der "juristische Weg" gegangen wird, ist das noch keine Garantie für eine Verurteilung und "Konsequenzen".

    Gerade in solchen Fällen steht oft Aussage gegen Aussage und das Verfahren kann nur eingestellt werden.

    Sehr frustrierend für die "Opfer"....

    Ich bezweifle, dass dieses Forum der geeignete Platz ist, konkrete, aber ungeklärte Fälle von Missbrauch zu lösen.


    Aber man kann an dem Dialog zwischen Amdap und Thorsten Hallscheidt schon exemplarisch sehen, wie mit so brisanten Themen umgegangen wird:

    Da steht ein Vorwurf im Raum und es folgt die - absolut - berechtigte Frage nach "konkreten Belegen" . Danach allerdings ein "In-Frage-Stellen" desjenigen, der die Vorkommnisse publik gemacht hat ("Wes Geistes Kind bist du?").

    Es erging ein Rundschreiben von dieser älteren Dame, inhaltlich auf die Tränendrüse drückend zugunsten des Lamas


    Es folgte sogar noch eine Online-Sitzung, an der auch ich teilnahm. Aber es kam kaum etwas dabei heraus, außer dass zwei, drei mutige Personen Klartext redeten. Trotzdem verlief das Ganze schließlich im Sande.

    Das lässt sich doch überprüfen...



    ich glaube nicht alles, was jemand in einem öffentlichen Forum erzählt. Wenn ich denke, es gibt Zweifel an einer Aussage, so formuliere ich das so öffentlich, wie die Aussage selbst getroffen wurde, ist doch klar.

    Ja, das ist eine korrekte Vorgehensweise.

    Aber es ist schon schwierig, wenn es um ein Zentrum geht, das man selbst kennt und sehr wertschätzt...

    Man neigt dann eher dazu, ZUNÄCHST die Person infrage zu stellen, welche die Vorwürfe erhebt, was bei allen Fällen von Missbrauch zur Folge haben kann, dass (auch vom Opfer) vertuscht wird....

    Dem ersten Anschein nach, hat das Leben keinen Sinn: Man wird geboren, lebt in Freude und Leid - mehr oder weniger lang - und stirbt wieder.


    Die Religionen bieten "Sinn" an, aber - und das ist das Gute - JEDER kann seinem Leben auch selbst einen Sinn geben.

    Für Ayya Khema (die übrigens gestern ihren 25. Todestag hatte, bei YouTube (Buddha-Haus Metta Vihara) kann man ihren letzten Vortrag vom Oktober 1997, noch bis 6.11.22 anschauen!) war der Sinn des Lebens der "spirituelle Weg", also der Weg zur Befreiung vom Leiden, hin zum inneren Frieden.

    Dass sie FREUDE beim Beschreiten dieses Weges empfand, ist offensichtlich. Das Dhamma zu lehren erfüllte sie - bei aller Anstrengung, die es auch erforderte - mit Freude und Glück. So sieht doch ein sinnerfülltes Leben aus....


    Für mich ist das "Leben an sich" schon der Sinn des Lebens: DA-SEIN und Erfahrungen machen, freudige und leidvolle (Freude wird erst im Gegenüber des Leides richtig spürbar), Entwicklungen durchlaufen und Erkenntnisse gewinnen.

    Mit einer offenen, aufgeschlossenen, liebevollen Haltung, dem Leben an sich und den anderen Lebewesen zu begegnen, durchaus mit Forschergeist und Wissens"durst", ist ebenso beglückend, wie das Bewusstsein, dass das Leben ein "Geschenk" (Okay- mit "Verfallsdatum" ;)) und eine Chance ist, wofür man dankbar sein kann.

    Insofern teile ich auch die Ansicht des Dalai Lamas, dass "Glück" der Sinn des Lebens sei, nur macht die gezielte Suche nach dem Glück meistens nicht glücklich. Es ist eher die "Nebenwirkung" (u.a.) der richtigen Einstellung zum Leben...

    Mir fällt gerade die Binsenweisheit ein: Wer NICHT will, findet Gründe - wer will, findet WEGE.

    Es gibt Hoffnung auf Lösung der Probleme, in diesem Thread klingen sie an:


    Lösungsmöglichkeit 1 : Von AUßEN:

    So würde ich es mir wünschen, wenn der Gesetzgeber spirituelle Lehrverhältnisse - so wie das Verhältnis Therapeut Patient - als etwas sieht, was sexuelle Beziehungen automatisch ausschließt.


    Ja, und es ist zu hoffen, dass sexuelle Beziehungen zwischen bud. Lehrer:innen und Schüler:innen bald so behandelt werden, wie im therapeutischen oder Bildungsbereich.

    Lösungsmöglichkeit 2: Von INNEN:


    a) Weniger enge Lehrer-Schüler-Beziehungen:

    so eine starke Bindung kann ja auch eine Bedingung für Missbrauch sein.


    Ja, ich muss auch zugeben, dass solche engen Schueler-Lehrer-Beziehungen vielleicht geneigt sind, eventuell Missbrauch zu provozieren.

    b) Überhöhung der Lehrer beenden:


    Aber das Konzept einer geistigen oder spirituellen Überlegenheit und damit einher gehend eine Überhöhung ist viel älter


    Daher sollte man den Blick auf die Gelegenheiten richten, die es Täter möglich machen, entsprechende Taten zu begehen. Im übrigen suchen auch bestimmte Persönlichkeiten mit entsprechenden Dispositionen diese Gelegenheiten ganz gezielt.

    Daher sollte m.M.n. mal Schluss sein mit diesem Überlegenheitsgetue von Lehrern und Meistern.

    c) Die Mitglieder JEDER EINZELNEN Gemeinschaft achten auf sich, ihre Lehrer und ihre Mitübenden:


    Die Dharmainterpretation aber erlaubt und begründet ja keinen Missbrauch - sonst käme es in allen tibetischen Schulen / Einrichtungen zu diesen Problemen. Also liegt es wohl an einzelnen Gemeinschaften im Speziellen und die Frage des Umgangs mit dem Problem ist dann möglicherweise etwas Institutionelles, aber der tibetisches Buddhismus ist ja keine Insitution.

    _()_

    Das, was in der konventionellen Wirklichkeit nach Missbrauch aussieht, sei nur eine von großer Weisheit durchdrungene Methode, um zu Erleuchtung zu führen.

    Warum stellt bloß keine(r) der Betroffenen diese Methode in Frage? Ist die (spirituelle) "Gier" nach Erleuchtung so groß, dass der sogenannte "gesunde Menschenverstand" auf der Strecke bleibt? Da scheint vielfach blindes Vertrauen, ev. mit Hörigkeit, im Spiel.

    Folglich kann Schutz/Hilfe nur von außerhalb kommen....


    Sich im Besitz einer eigenen höheren Weisheit und Ethik zu wähnen, macht unempfindlich gegenüber jedem Aufklärungsversuch. Diese werden dann dann abgetan: Man verstehe eben den Meister und seine Methoden nicht richtig. Dieses Prinzip findet man bei allen der drei genannten Gruppen und bei vielen anderen bud. Gruppen, die durch Missbrauch auffallen.

    Dieser Überheblichkeit müssten klare Grenzen gesetzt werden - auch innerhalb der Sanghas. Die Mitschüler tragen eine gewisse Mitverantwortung.

    Lieber Martin_1980,

    Und ich wollte damals auch abhauen. Ich war in Retreats wo 50 % der Leute abgehaut sind.

    hast du mal in Erfahrung gebracht, was aus den "Abbrechern" wurde? 50 % ist ja eine hohe Quote....

    Wie viele von ihnen wohl danach der buddhistischen Lehre den Rücken gekehrt haben?

    Hätte man mich nicht gestoppt, dann hätte ich heute nichts mehr zu tun mit der buddhistischen Lehre.

    Das wäre wirklich schade gewesen, aber bei Anderen war es vielleicht gerade umgekehrt?....


    Ich dachte auch mal daran, an einem solchen Retreat teilzunehmen, nachdem ich ein Buch über die "Vipassana-Meditation nach S.N. Goenka" gelesen hatte. Letztlich überwogen die Zweifel (und Ängste), sodass ich verzichtete.

    Zum Glück fand sich eine Alternative.... :)

    Danke für deinen Erfahrungsbericht!

    Liebe Grüße, Anna Panna _()_