Beiträge von void

    void

    Ich meine eigentlich die massive Aggression, der starke Trend zum Narzissmus, der Populismus, Gefühllosigkeit.

    ...

    Sprechen wir nun vom Gleichen? Ich stehe da etwas auf der Leitung.


    Ich schätze so im Großen und Ganzen waren die Menschen ähnlich gut oder böse. Aber es gibt unterschiedliche Bedingungen, die Kooperation befördern oder behindern.

    1. In einem "Nullsummenspiel" ist der Kuchen begrenzt - der Gewinn des einen ist der Verlust des anderen.
    2. In einem wachsenden System ist das nicht so. Es entstehen ständig neue Chancen und um die zu ergreifen, lohnt es sich zusammenzuarbeiten. Es herrscht Aufbruchstimmung und es sind Offenheit, Kooperation und Risikobereitschaft gefragt.
    3. Am negativsten ist es in einem schrumpfenden System. Das ist dann wie bei dem Spiel "Reise nach Jerusalem" wo ständig Stühle rausgetragen werden. Das macht ängstlich, mißtrauisch und wütend. Es bringt die schlechtesten Seiten von uns zum Vorschein.

    Man selber sieht das häufig nicht und schreibt diese Systemeigenschaften dich selber und den anderen zu. Ich hatte mal eine Radtour auf der ich mich innerlich selbst beglückwüschte, wie fit ich bin aber auf der Rückfahrt merkte ich dass das in Wirklichkeit nur Rückenwind war, gegen den ich jetzt als Gegenwind ankämpfen mußte. Und ich hatte mir das selber gutgeschrieben.


    Und da hatten wir eben im 20 Jh eine Situation in der der Kuchen größer wurde und wo man das Gefühl hat das dass was man tut und wenn man kooperiert, sich für einen selbst und die Kinder auszahlt. Was dazu führt, dass man kooperiert und eher bereit ist , sich zu mäßigen und zu "zivilisierten".


    Und jetzt haben viele den Wind nicht im Rücken sondern im Gesicht und viele sehen sich übervorteilt. Sie strampeln und nichts geht weiter - sie fühlen sich betrogen, ausgenutzt und werden grantig: Schluss mit lustig, andere Saiten aufziehen, starker Mann und so etwas. Wenn man die Kooperation nicht als für sich lohnend ansieht, dann führt das bei einer nicht kleinen Minderheit zu Entsolidarisierung und Abgrenzung.


    Dass viele Leute nur deswegen kooperativ, menschlich, demokratisch waren weil es sich für sie gelohnt hat, ist eine herbe Erkenntnis. Die gewohnte Geschichte, dass Leute aus dem Weltkriegen und Holocaust gelernt haben, und vernünftiger, demokratischer und zivilisierten wurden klingt besser. Es ist verwunderlich und beängstigend , dass das so leicht umkehrbar ist.


    Wie haben uns da ganz viel vorgemacht. Rückenwind als eigene Stärke reklamiert, zivilisatorischen Errungenschaften als stabil gesehen und so weiter. Je mehr man an diesen Illusionen als Norm klebt desto mehr erscheint die samsarisches Normalität als Abgrund.


    Von daher ist es wichtig, da die eigene Orientierung der Realität anzupassen.

    Du hast Recht, scheinbar reden wir von zwei verschiedenen Dingen. Wobei wenn du das was ich beschrieben habe als Wohlstand ansiehst, dann reden wir vom Gleichen. Ich kann mir sogar vorstellen, dass es für dich Wohlstand war und ist, sehe ich in gewisser Weise auch so, da ich ja weiß, wie es in den meisten Teilen der Welt aussieht, nicht heute sondern schon immer.

    Mir geht es einfach nur um die unterschiedliche Perspektive. Ich bastel mal ein Bild:


    Wir sind der Mensch im Auto und wir weil wir eine Zeit des extrem Wachstums hinter uns haben, ist uns das Referenzsystem verrutscht und wir sehen etwas, was fast vertikal ist als "normal" an und das Ende der Extremsituation und die Rückkehr zur samsarischen Normalität ist uns ein gähnender Abgrund:


    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.


    Je mehr man sieht, dass die eigene Referenz unglaublich verzerrt war, und nicht das kleine runde Bild sondern das

    große Bild die Lage adäquat wiedergibt,

    desto mehr kann man sich an die neue Normalität gewöhnen.


    Ich denke das ist für viele von uns - ich nehme mich da nicht aus - ein schmerzlicher Prozeß des Umdenkens bei dem man sich von vielen Illusionen verabschiedet.

    void

    Warum denkst du ich wäre ein Mensch, dem materieller Wohlstand wichtig gewesen wäre?

    ...

    Es ging um die andere Atmosphäre dieser Zeit, die Menschen arbeiteten sicher mehr als heute, waren aber gesünder mental wie körperlich.

    Das denke ich doch ganz und gar nicht. Mir dünkt wir reden aneinander vorbei.


    Vielleicht mal so: Wenn ich meine Vorfahren anschaue, dann hatten die Jahrhundertelang ein eher kurzes, hartes und entbehrungsreiches Leben als Bauern und Handwerker. Dann kam das Grauen von erstem und zweiten Weltkrieg und dann für die Generation meiner Eltern die Nachkriegszeit. Und dann plötzlich ab 1960 eine Zeit wo alles "aufwärts ging". Wo man Reisen machen konnte, wo Kinder studieren konnten, wo Frieden und Demokratie herrschte und man hoffen konnte, dass es den Kindern besser geht. Nach ganz viel Frustration ein Lichtblick.


    Dies ist nicht auf individueller Wohlstand ( mein Ururgroßvater war als Lebensmittelhändler wohl reicher als ich, aber 7 seiner 10 Kinder erreichten das Erwachsenenalter nicht) oder das das Steben danach reduzierbar, sondern etwas gesellschaftliches. Eine Gesellschaft in der es nach oben geht, schafft ihren Mitgliedern eben Lebenschancen, Zuversicht, Sicherheit und Hoffnung in einer über das bisherige hinausgehende Maß. Und damit auch ein Gefühl der Unbeschwertheit.


    Wahrend jetzt zwar unser materieller Wohlstand vielleicht höher ist, aber - einfach nur weil die Bedingungen wegfallen - schwindet der Zukunftshorizont. So als habe man die rosige Zukunft irgendwann im Jahr 2000 überholt und würde sich jetzt zunehmend nostalgisch von ihr wegbewegen.


    Ein Zustand der Offenheit gerät an sein Ende und es wird wieder enger und unfreundlicher. Demokratie nimmt ab, Rechtsradikalismus Kriege und Unzufriedenheit nehmen zu. Das gute alte Samsara hat uns wieder.


    Insgesamt sehr ich es so, dass eher die Situation unter der wir geboren wurden eine große positive Ausnahme darstellte - eine historisch kurzen Phase der gefühlten Schwerelosigkeit. Dies als Norm zu nehmen ist schlecht - es führt zu einem starken Gefühl des Verlustes, zu Hilflosigkeit, Traurigkeit und Wut. Und es sind doch diese Gefühle die uns umgeben.

    Ich war am zufriedensten von Mitte der 70er Jahre bis Mitte der 90er Jahre und nein das sind keine Erinnerungen, die mich täuschen, das war so.

    Der Punkt ist doch eben, dass damals eben ein enormes Wachstum gab. Es war eine Zeit wo vieles ( Menschen, Wirtschaft, Möglichkeiten) exponentiell wuchs. Was eben auf die Menschheit Geschichte gesehen extreme Boom-Bedingungen waren.


    Und was ja nur möglich war weil wir da die Rohstoffe von ein paar Millionen Jahren in verballert haben. Ein ganz und gar extremes Ereignis.


    Vielleicht so wie wenn Ratten auf eine Insel kommen, wo vorher keine waren und sich für ein paar Jahre im Paradies wähnen und sich an arglos glubschenden Vögeln sattfressen können. Aber irgendwann ist ein Punkt eingetreten wo es keine Vogel und viele Ratten gibt.


    Wenn man die Normalität nicht kennt und diesen Extremzustand für die Normalität hält, trifft einen das dann als Schock und dann wird man vom Boomer zum Doomer und fühlt sich betrogen.

    Der Kaiser ist tot,

    es herrscht Krieg in Heiligen Land,

    die Bauern begehren auf.


    könnten alles Schlagzeilen aus dem Mittelalter sein.


    Der Punkt ist vielleicht der, dass wir zu einer sehr seltsamen Zeit geboren wurden, in der Wünsche der Menschen nicht so stark frustriert wurden, sondern wo durch rasanten technischen Fortschritt und fossile Brennstoffe die Möglichkeiten der Menschen stiegen.


    Weswegen es dann so aussah, als würde alles immer besser und besser. Wenn man exponentielles Wachstum als Norm nimmt, wirkt die Rückkehr zur Normalität des ungesicherten Lebens und die Rückkehr der Risiken wie ein Abgrund. Es wurde uns ja kein Mittelalter versprochen sondern so eine Zukunft. Da ist glaube ich viel Trauerarbeit nötig und viele fühlen sich betrogen und werden wütend und suchen Schuldige.

    Ich würde auch buddhistischen Zentren nicht die Bürde von Verpflegung und Übernachtung aufbürden.


    Im Gegenteil. Wenn es Orte gibt die buddhistisch gesehen besonders relevant sind, dann würde ich da die Klöster sehen, wo Ordinierten leben. Von daher könnte ich mir eine Pilgerreise auch als eine Art Spendenlauf vorstellen. Ich wertschätzte einen Ort indem ich mich zu ihm aufmache. Ich nehme mir für jeden Kilometer einen Betrag vor und bringe dass dann dem Ort zu seiner Aufrechterhaltung.


    Da der Jakobsweg ja ganz Deutschland durchzieht, könnte ich sogar die Wege und die Infrastruktur nutzen. Statt nach Freising zum Dom zu pilgern, pilgert man dann eben zu den Mönchen von Bodhi Vihara, die ebenfalls am Domberg sind. Natürlich mit Anmeldung - vielleicht an einem Tag, wo es eine Abendandacht gibt. Und essen und schlafen kann man in der Jugendherberge.

    Der Witz beim Pilgern ist, dass man da die körperliche Wanderschaft zu eine heiligen Ort mit einer spirituellen Praxis verbindet.


    Aber wie schafft man eine sakrale Geographie? Der klassische Weg im Buddhismus war ja z.B dass man in neuen Ländern Stupas errichtete.


    Hier gibt es eine Karte von Stupas und geweihte Orte aus der tibetischen Tradition von der Seite:


    Ich möchte mich auf den Weg machen und zu den Stupas in Deutschland, Österreich und der Schweiz pilgern. Mich von der Essenz des Dharma inspirieren lassen, die Geschichte des Stupa hören, Mönche, Nonnen und die Sangha um den Stupa herum kennen lernen.

    Ich möchte dem nachspüren, wie es Christian Dräger in seiner Diplomarbeit 4 sagte:

    " Zu Recht lässt sich der Tschörten als ein Mandala bezeichnen, denn beide sind geometrische Diagramme buddhistischer Weisheit". In diesem Sinne möchte ich intensiv praktizieren, Mantren sprechen und mich von dem Stupa mit all seinen jeweiligen Besonderheiten und den inne liegenden Reliquien inspirieren lassen.

    “Hochachtung durch Umrundung (( des Stupa- eigene Anmerkung )) auszudrücken ist Zeichen des eigenen Wunsches, dem Buddha nachzueifern und geistiges Wachstum zu fördern”. 5

    Wie wunderbar wäre es, diese Pilgerreise mit Dharmaschwestern und – brüdern machen zu können. Einfach zusammen ein Stück des Weges gehen, egal an welcher Stelle Ihr dazu kommt und wieder geht. Zu Fuß, aber wohl einen Großteil auch mit Bus und Bahn.

    Es wäre interessant, was aus der Reise geworden ist. Wahrscheinlich ist Corona dazwischengekommen.

    Im Laufe der Zeit werde ich hier Informationen zu den verschiedenen Stupas, den Zentren und dem religiösem Ritus zusammentragen. Während der Reise soll dann auch ein Blog entstehen. Da dies hier meine erste Pilgerreise sein wird und ich noch über wenig Informationsmaterial verfüge, freue ich mich über jeden Beitrag den Ihr mir und somit auch allen anderen Interessierten und Suchenden, für diese Website zur Verfügung stellen könntet .

    Das ist ja eine großartige Einladung.

    Ist es dem Buddha überhaupt darum gegangen? Also um Happiness? Vielleicht eher: Tathata is here and now, I have dropped my worries?

    Ich habe schon gehört, dass TNH als Wohlfühlbuddhist verschrien ist - als würde der Buddha lehren, wie man ein glückliches Leben lebt ... Der Buddha lehrt doch aber das Erreichen von Soheit, um aus Samsara rauszukommen. Mit Happiness kommt man nicht aus dem Samsara raus. Oder?

    Happiness bedeutet einfach Glück - also die Abwesenheit von Leid. Es gibt Glück das an bestimmten Bedingungen hängt - Sinnesfreude. Und Glück das nicht an bestimmten Bedingungen hält.


    Bei Belehrungen ist es ein großer Unterschied, an welches Publikum sie gerichtet sind. Ein Professor wird anderes reden, je nachdem ob er zu seinen Doktoranden redet oder in der "Sendung mit der Maus" zu Kindern spricht.


    Und dann denke, ich hat TNH einen sehr anderen Ton angeschlagen, wenn er zu seinen Ordinierten und langjährig Praktizierenden sprach - also wirklich Leuten die in diesem Leben Befreiung erlangen wollen, oder eben zu Leuten die dieses Ziel nicht verfolgen.


    Gerade weil viele traumatisierte und fragile Menschen zu ihm strömten, bekam er wohl ein Bild, in dem den Normalmenschen nicht so arg viel zuzutrauen ist. Eben weil sie oft tief von Zweifeln, Ängsten und Neurotizität durchzogen sind. Wo man sie, bevor man weitergehen kann erstmal auf Normalität päppeln muß. Ihnen gut zureden und vielleicht unbeschwerte Lieder mit ihnen singen. Und sie es dann schaffen ein normales, heilsames Leben eines buddhistischen Laien zu führen. Es wird von der "Kunst des achtsamen Lebens" gesprochen, wo man als Eltern, als Freunde, als mündige Bürger und als Teil des Ökosystems heilsam wirkt.


    Und erst dann kann man mit Themen Entsagung und Dukkha anfangen mit denen man sie sonst nur weiter in ihre Ängste treibt.


    Der Kindergarten-Vibe repräsentiert also eher eine Einschätzung des Niveaus der buddhistischen Laien. Im Gegensatz zu anderen Lehrern die Einsteigern mit der Illusion versorgen, sie seien nahe am Erwachen.

    Wobei ich zugeben muss, wie fängt man denn ein Gespräch an bzw. vermeidet es nach dem Befinden zu fragen? Das habe ich noch nicht herausgefunden.

    Es ist im Allgemeinen so, dass den Leuten die eigenen Befindlichkeiten und Nöte wichtig sind und die der anderen nicht so wichtig oder sogar egal.


    Höflichkeit versucht, dem entgegenzuwirken indem Umgangsformen etabliert, wo der anderen mit einem Grundmaß an Respekt behandelt wird. Es ist klar dass viel davon geheuchelt ist, aber es ist darin erfolgreich ein Mindestmaß der Umgangsformen zu gewährleisten.


    Schopenhauer meinte dazu:

    "Höflichkeit ist wie ein Luftkissen. Es mag zwar nichts drin sein, aber es mildert die Stöße des Lebens."

    Laßt uns froh und munter sein
    Und uns recht von Herzen freu'n.
    Lustig, lustig, tralalalala,
    Bald ist die Erleuchtung da

    Ich weiß nicht, ob die Tatsache, dass einem etwas kitschig vorkommt, ein brauchbares Kriterium ist. In den Aufzeichnungen vor smaragdener Felswand“, gibt es ja den Kōan:


    Zitat

    Das Beispiel lautet: Yunmen richtete bei der Unterweisung folgende Worte an seine Hörer: „Nach den letzten fünfzehn Tagen frage ich euch nicht. Zu den nächsten fünfzehn Tagen kommt mit einem Sätzchen daher und redet.“ An Stelle der Gefragten sagt er dann selbst: „Tag um Tag ist guter Tag.“


    Dies ist hat ja auch das Zeug zum Kalenderspruch. Auch ihn kann man als "froh und munter sein" lesen. Als eine Aufforderung dazu "das Positive zu sehen" und "die Chancen zu ergreifen. Dies bedeutet aber überhaupt nicht, dass er nicht als Kōan funktioniert, wenn man ihn radikal genug bis zum Ende geht.


    Eine andere Frage ist die nach dem Kontext. Zu Thich Nhat Han kamen eben ja nicht nur die unbeschwerten Frohnaturen die da buddhistisch schunkeln wollen, sondern eben ja eben auch traumatisierte Menschen wie der Vietnamveteran Claude An Shin Thomas. Es ist mir unklar, ob etwas was uns als ein Übertmaß an Harmonieduseligkeit erscheint für Menschen aus Situationen der Traumatisierung nicht hilfreich sein kann - ein rettender Teddybär.


    Auch Thich Nhat Han hat ja bei Bombardierungen erlebt das Meter von ihm Bomben eingeschlagen haben und Leute zerfetzt haben. Das ganze Land war ja da traumatisiert, es gab Massaker von bei den Seiten und auch unter den Mönchen gab es ja damals diese Mode der Selbst-Verbrennungen. Wenn in so einem apokalyptischen Kontext eine kindermässige Fröhlichkeit kommt, dann doch nicht ohne Grauen zu berücksichtigen. Für mich umweht Thich Nhat Han so eine tiefe Traurigkeit und sein Lächeln kommt mir erbittert erkämpft vor.

    Moderation


    Das Thema dieses Threads ist der Fleischkonsum.


    Wenn ihr über zukünftige Existenz sprechen wollt , versucht das möglichst sachlich zu besprechen.


    Weil Trauer und das Gedenken an Angehörige eine sehr persönliche und mit Gefühlen verbunden Angelegenheit sind, sind da verstorbene Partner ( egal ob die eigenen oder die der anderen) etwas was es schwerer macht nüchtern und sachlich zu diskutieren.


    Von daher bitte ich um Mäßigung. Vielen Dank.

    und was ist dann arbeiten gehen für Geld? Es ist eine Illusion, dass heute alles anders ist.

    Bis vor so 150 Jahren und nach den Kriegen gab es in Deutschland Hungersnöte und Mangelernährung und damit verbundene Kindersterblichkeit. Die Leute mußten irgendwie auf ihre Kalorien kommen und da von ihnen zu verlangen auf Fleisch zu verzichten, wäre eine ganz schöne Belastung. Inzwischen hat sich das entzerrt und wir können auf Fleisch verzichten.

    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.

    Wir haben die Wahl. Und wenn man die Freheit hat, hat man halt die Verantwortung.

    Sicher spielt die Karma Konzept bei Ahimsa eine Rolle. Wenn ich damit rechnen kann als Tier wiedergeboren zu werden, und das zu erdulden, was Menschen Tieren antun, dann bin ich da vielleicht netter.


    Aber auch wenn man jetzt der Idee von Karma skeptisch gegenübersteht, sagt doch das Anattā -Konzept, dass die Idee wir seien von der Welt getrennt, eine Illusion ist. So wie wir nicht mit unserer rechten Hand die linke Hand attackieren so sollte man auch mit anderen Wesen freundlich und kooperativ umgehen.


    Ich habe ein Verständnis dafür, dass Menschen in einfachsten Kulturen auch auf die Jagd gehen um den Nahstoffbedarf für sich und ihre Familie zu decken. Aber wir brauchen das nicht.

    Dass Verzicht auf Fleisch eine Übung in Mitgefühl ist möchte ich allerdings bezweifeln. Wo ist das Wesen dessen Empfindungen man fühlen will?

    Im Lexikon steht zu Karuna:

    Karuṇā als Mitgefühl (manchmal auch Mitleid) übersetzt, ist eine der vier unermesslichen Eigenschaften zur Herzensbefreiung (ceto-vimutti). Während mettā (Güte) eher das Wohlwollen betont, dh. den Wesen gutes zu tun, beschreibt karuna eher den Wunsch das Leid von anderen entfernen zu wollen. Es ist ein Aspekt von brahmavihāra und somit Teil der buddhistischen Ethik und Geistesschulung

    Von daher ist das Wort "Mitgefühl" wo man an Gefühle und Einfühlen denkt, nicht die beste Übersetzung. Aber der Wunsch Leid zu ersparen trifft fich die Motivation von vielen.

    Die Frage ist die, welche Bedeutung ahimsa im Buddhismus hat. Geht es um Leidvermeidung damit Welt und Gesellschaft besser werden und das Leid der Tiere gemildert wird?


    Ich denke, dass man zu Buddhas Zeit weder die Welt noch die Gesellschaft für änderbar hielt sondern eine Welt des Immergleichens anahm, in der Könige herrschen, Bauern ackern, Störche Frösche töten, Füchse Gänse und der Mensch seine Nutztiere.


    Es kann also sein, dass die Bedeutung von Gewaltlosigkeit lediglich darin gesehen wurde kein negatives Karma anzuhäufen. Das Tier soll nicht für einen getötet wird, damit sein Blut nicht auf einen kommt, wenn es für andere getötet wird, dann ist das aber egal weil es karmisch keine Rolle spielt.


    Dann wäre es eine neuere Entwicklung dass sich wie bei Thich Nhat Hanh Weltverbesserungsideen mit buddhistischen Ideen verbunden haben und ahimsa im Sinne der Verbesserung des Tietwohls verstanden wurde.

    Ahimsa ist natürlich ein Konzept, aber es verweist ja auf etwas. Drauf ob bestimmte Akte der Gewalt stattfinden oder nicht.


    Weil man ja grob, die Bedürfnisse bestimmter Tierarten kennt ( Platz, Beleuchtung, Sozialverhalten, Ernährung, Beschäftigung), kann man auch Schätzungen anstellen, wie und wo diese verletzt werden, und Tiere leiden. Und dann kann man versuchen in einer Art zu konsumieren, die das Leid verringert. Es gibt da eine Abstufung zwischen Eiern aus Käfighaltung, aus Bodenhaltung, aus Freilandhaltung oder man kann auch auf Eier verzichten.


    Auch wenn man für einen konkreten Fall sicher schwer ist, exakt zu sehen ob und wie viel Gewalt vermieden wird, kann man im Mittel schon sagen, dass es Lebens und Ernährungsweisen gibt die mit viel Gewalt verbunden sind und welche mit wenig.


    Aber natürlich steckt in unserer Lebensweise auch immer ein Stück Gewalt. Auch Felder für Gemüse werden der Natur abgerungen.

    In manchen Mahyana-Sutras, gibt es eine Idee von taragathā die so weit geht, dass sie inkompatibel zu anattā zu drohen wird:

    Im Mahaparinirvana–Sutra ist das Selbst auf zweifache Art zu verstehen: Erstens gibt es das Scheinselbst oder Trugselbst (so dürfen wir es nennen) des gewöhnlichen, unerwachten Menschen oder Lebewesens. Dies ist das aus den fünf Skandhas, den sich stets verändernden geistigen und körperlichen Komponenten des Individuums, bestehende Ego. Die Realität dieses wandelbaren, weltlichen und unbeständigen Selbst wird vom Buddha als „eine Lüge“ abgetan und verneint. Deswegen heißt es das „Nicht–Selbst“ (anatman).


    Zweitens gibt es aber auch das unsterbliche, innere, wonnevolle, allwissende, friedliche, reine und unerschaffene Wesen des Buddha. Dieses Buddha–Selbst (wie es manchmal im späteren Buddhismus genannt wird) ist echt und wirklich. Es liegt jenseits der gewöhnlichen samsarischen Kategorien der Existenz und der Nicht–Existenz, aber es ist die höchste Realität, die es überall und überhaupt gibt. Das Selbst des Buddha wurde nicht erschaffen und wird nicht sterben. Es ist nicht bedingt und nicht das bloße Endglied einer Kette von sich stets erneuernden Ursachen und Wirkungen. Es ist völlig frei und unabhängig (aishvarya). Es ist kein Gefangener von Raum und Zeit, sondern ist diesen einschränkenden Kategorien gar nicht unterworfen. Es ist allen leidhaften Prozessen der Wandlung und des Verfalls nicht ausgesetzt. Im Gegenteil: Es ist ewig (shashvata), souverän–und–unabhängig (aishvarya), friedlich (shiva) und dauerhaft (nitya). Es ist unerschütterlich fest (dhruva) und wahr (satya). Es ist die höchste Wirklichkeit selbst – die Quintessenz der Buddhaschaft. [2]

    Wenn man so weit geht, dann gibt es da eine Kluft zwischen dem leeren und vergänglichen und dem Ewigen und Absoluten dass da in dem "Selbst des Buddhas" sieht.

    Während dann im Mahayana beide Begriffe eine Wandlung vollzogen:

    In den Prajnaparamita (Vollkommenheit der Weisheit)[2]-Schriften des Mahayana (z. B. im Herz-Sutra), deren Entstehungszeit um das 1. Jahrhundert v. Chr. anzusiedeln sind, findet der Leerheitsbegriff in der substantivierten Form seinen festen Platz. Es kommt dabei zu einem Bedeutungswandel. Die Daseinsfaktoren, die die gesamte Erfahrungswelt der Person konstituieren, sind nicht nur leer von einem Selbst, sondern leer von jeglicher Eigenexistenz.

    Das heißt der Leerheitsbegriff noch weiter ausgeweitet.


    Aber dann kippt es auf eine überraschende Weise indem Leerheit nämlich als die wahre Natur der Welt gesehen wird und dann eben auch mit der unverblendeten Sicht, die die Welt als leer durchschaut. Shūnyata ( Leerheit II ) wird so zu einem transzendenten Prinzip das mit Befreiung assoziiert wird.


    Und auch der mit "Soheit" verbundene Begriff tatgāgatha verschiebt sich. Er bedeutet jetzt nicht mehr einfach nur Nibbana sondern bezeichnet mehr das Prinzip ( Dharmakaya) , aus dem sich Befreiung ergibt:

    Im Mahayana stellt der Tathagata den Buddha in seinen drei Aspekten Trikaya dar. Er ist sowohl der vollendete Mensch, der alle Formen annehmen kann und mit den Zehn Kräften eines Buddha Dashabala ausgestattet ist, als auch das kosmische Prinzip, die Essenz des Universums, das Nicht-Bedingte, Ungeborene. Er ist der Vermittler zwischen dem Essentiellen und der phänomenalen Welt. Vielfach wird Tathagata als Absolutes mit Prajna und Shunyata gleichgesetzt.

    Leerheit II ( Shūnyata) und Soheit II ( Dharmakaya) fallen also zunehmend zusammen. Und beide entfernen sich von Leerheit I und Soheit I.


    Ich habe das Gefühl, dass es im Zuge des Philosophierens so zu einer Entwicklung kam, wo man etwas was eigentlich mehr eine Abstraktion ist, eine höhere Form von Realität zugestand.


    Weswegen dann spätere Formen des Mahayana Buddhismus ( Varjayana, Zen, Amida) als Gegenbewegung gegen ein verquastetes Philosophieren wieder die jeweilige Praxis in den Mittelpunkt stellt: Wie verwirkliche ich Soheit? Wie durchaus ich Leerheit?

    Wenn man von der frühbuddhistischen Sicht ausgeht, dann bedeutet dort "leer" einfach nur anatta - also dass da keine aus sich bestehende Person ist.

    Das Prädikat „leer“ bezieht sich im frühbuddhistischen Zusammenhang noch ausschließlich auf die Ichlosigkeit und nicht auf eine angenommene letztendliche Bestehensweise der Daseinsfaktoren (Sanskrit: dharmas, Pali: dhammas), insbesondere der fünf Skandhas in ihrem abhängigen Entstehen, die nach frühbuddhistischer Lehre die gesamte Erfahrungswelt einer Person ausmachen.

    Nennen wir das "Leerheit I". Und Soheit bedeutet in diesem Zusammenhang dann das was ein Tathāgata verwirklicht hat also Nibbana.


    Bei den Drei Daseinsmerkmale heißt es:


    sabbe saṅkhārā aniccā alle saṅkhāras sind vergänglich
    sabbe saṅkhārā dukkhā alle saṅkhāras sind leidhaft
    sabbe dhammā anattā alle dharmas sind frei von einem Ich.

    Was auffällt ist, dass bei den beiden ersten Daseinsmerkmalen das Wort saṅkhāra verwendet wird - dass alle bedingten Phänomene bezeichnet,während beim letzten das Wort dhammā verwendet wird Das dhammā "nibbana" ist zwar anattā, es ist aber nicht dukkhā und nicht aniccā.


    Von daher kommt mir im frübuddhistischen Kontext d.h dann auch im Thervada die Beziehung sehr klar vor.

    Wenn man "beruflich" Zen-Meister ist, ist es vorbei mit Zen. Und wenn Muho angeblich unter Druck steht, weil er sonst keine Expertise hat, hätte er offenbar nicht so viel Lebenszeit mit Zen verbringen sollen. Was ist denn Zen, außer die Fähigkeit, sein eigenes Leben zu meistern?

    In Japan gibt es ja viele Zen Tempel die von verheirateten Zen Priestern geleitet werden. Diese finanzieren sich meistens, indem sie Rituale für Begräbnisse anbieten. Da hätte er es sich einfach machen können, Zen und Familie gemütlich "zu meistern".


    Aber er ist da gegen den Strom geschwommen und würde zum Abt des Antaiji. Dieser war ( und ist) ja so ein Back-To-The-Roots Experiment, wo man nicht den bequemen Weg ging, sondern sich einen entlegenen Tempel bewirtschaftete, der weite Teile des Jahres nicht zugänglich ist wo man schwer körperlich arbeiten mußte.


    Eine große Herausforderung und etwas was dann nicht so Mit Familie vereinbar war.

    Aber vielleicht meint Christopher ja, der anständige Beruf des Brotverdienens als Zen-Meister ist ein Zeichen des Erwachens. Es ist vorbei mit dem Suchen. :erleichtert:

    _()_

    Die Frage ist überall die nach der Finanzierung: Wer gibt einem Geld und welche Gegenleistung erbringt man dafür.


    So lange man einen Brotberuf hat ist es ja nicht so schlimm, und man kann die Zeit die man da investiert verschenken. Was aber wenn man keinen Brotberuf hat? Was wenn man wie der ehemalige Abt des Antaiji drei Kinder hat, die studieren wollen aber die einzige Expertise die man hat ist Zen? Da steht er unter dem Druck YouTube Videos zu machen, Vorträge zu halten, Interviews zu geben, Bücher zu verkaufen. Er sieht diesen Balanceakt als Möglichkeit der Praxis. Aber leicht ist es nicht.


    Externer Inhalt youtu.be
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Und auch wenn man es schafft ein Zentrum aufzubauen, erzeugt auch dies Druck es zu erhalten und zu finanzieren.

    Das Beispiel in dem Interview, dass Hendrik in Beitrag #188 gibt, steht im Kontext des Amithabha-Buddhismus in Japan. Von daher besitzt es nicht zwangsläufig Allgemeingültigkeit für alle buddhistischen Traditionen.

    Ja, im Amida Buddhismus vertraut man ja auf Amida, weswegen ja gerade die "herkömmlichen Mittel" also Meditation, tantrische Rituale oder auch eben eine besonders bewusste Ernährung kritisch gesehen werden.


    In Japan war ja durch den Einfluss des Buddhismus und auch des Shintoismus das Essen von Fleisch für Jahrhunderte verpönt ( während man immer Fisch aß) Gerade in Kyoto wo es viele Ordinierte gab, gab es sogar eine eigene buddhistische Küche die shōjin ryōri. Hier wird sie mit Dōgen in Verbindung gebracht:


    Die Geschichte des Shōjin Ryōri ist eng mit der Geschichte der Verbreitung des Buddhismus in Japan verknüpft. Nach heutigem Forschungsstand wurde der Buddhismus im Laufe des 6. Jahrhunderts von Korea ausgehend nach Japan gebracht. In Japan heimisch geworden entstanden im Lauf der Zeit eigene buddhistische Denkschulen, die japanische Eigenheiten in das Denken des Buddhismus integrierten. Als Vater des Shōjin Ryōri gilt der Mönch Dogen (1200-1253), der auch der Gründer der Soto-Schule des Zen-Buddhismus ist. Dogen schrieb zwei Bücher über die richtige Ernährung, die heute dem Shōjin Ryōri sozusagen zugrunde liegen: das Tenzo Kyokun („Anweisungen für den Zen-Koch“) als Anleitung für den Koch eines Tempels oder Klosters (den „Tenzo“) und das Fushuku Hanpo („Das Dharma des Speisens“), in dem es um das richtige Verhalten am Tisch geht. Seit dem 13. Jahrhundert hat sich die mönchische Küche des Shōjin Ryōri zu einer eigenen kulinarischen Kunst und Tradition entwickelt, die sozusagen gleichberechtigt neben der japanischen Küche stehen kann. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auch auf der Präsentation der meist aus einer ganzen Reihe von Gerichten in kleinen Portionen bestehenden Menüs, die nicht selten um die im Buddhismus bedeutsame Zahl 5 kreisen.



    Während das in der Meiji Restauration dann als unmodern galt. Mit Holländern gelangte die moderne Medizin nach Japan und da wurde Fleisch als gesund erachtet und setzte sich durch. Mit der Kolonialisation von Hokkaido hatte man damals dann auch die Fläche um Rinderzucht im größeren Stil zu betreiben.

    Genau, so ist Natur. Hühner und Schweine sind Allesfresser, letztere kann man von Abfällen ernähren, Kühe essen Gräser.

    Die Idee ist ja einerseits die, dass die Welt voll von Gewalt ist, man aber eben - dem Ideal der Gewaltlosigkeit (ahimsa) folgend, möglichst wenig mitmacht. Stärker noch als bei den Buddhisten, ist ahimsa ja bei den Jain ein zentrales Element. sie leben vegetarisch, essen keinen Honig und achten darauf Insekten und Pflanzen nicht zu schaden.


    Es erwächst glaube ich weniger aus einer Idee des Schutzes von Natur und Umwelt, sondern als eine Distanzierung von einer von Gewalt und Dumpfheit durchzugeben Welt. ( "red in tooth and claw" wie Tennyson sagte) aus der man sich herauszieht. Man möchte an der Gewalt an dem Schaden nicht teilhaben um sich nicht drin zu verstricken.


    Viele prominente Bänkerfamilien waren Jain. Während man als Bauer dauernd Würmer tötet und als Handwerker über die Rohstoffe sündigt, scheint Geld herrlich abstrakt.