VOOM108:
Der Text ist vom Nyingma-Lama Dzongsar Khyentse Rinpoche:
Einige von euch haben darauf hingewiesen, dass es notwendig ist, das heilige Tantra geheim zu halten, nicht weil Tantra irgendwas hässliches oder beschämendes zu verstecken hätte, sondern weil Geheimhaltung eine der essentiellen Praktiken des Vajrayana ist.
Hier wird so getan, als ob eine Geheimhaltung gefordert würde, ohne damit Absichten und Zwecke zu verfolgen. Einfach deshalb, weil es sich so gehört. Nicht sehr überzeugend. Tatsächlich scheint es mir so zu sein, wobei ich mich nur auf bildliche Darstellungen beziehen will, dass manche Thankas deshalb verhüllt werden (sie werden "geheim gehalten"), weil sie "Scheusslichkeiten" (Fratzen, Blut, Schädel, Waffen) und Sex zwischen Männern und "jungen Frauen" zeigen. All dies kann man natürlich missverstehen usw. (oder es richtig verstehen) und "falsche" Schlüsse daraus ziehen. Dies soll verhindert werden, das ist der Grund der Geheimhaltung.
Dass solche Abbildungen, insbesondere jene sexuellen Inhalts, keineswegs nur "symbolisch" gemeint sind, sondern auch zur realen Praxis gehören (wenn auch nicht aller, die sich als tantrische Buddhisten verstehen), dürfte auch nicht dazu führen, dass man dies all zu offen darstellen möchte, außer vielleicht in manchen westlichen, promiskuitiven Milieus - da könnte es wiederum anziehend wirken, obwohl die jungen Frauen oder Mädchen ein gewisses - auch politisch inkorrektes - Problem darstellen, auch befinden sich schon, nach meinen Beobachtungen, heutzutage nicht wenige Anhängerinnen von Lamas wie Ole bereits in den Wechseljahren oder kurz davor, sie sind mit ihm gealtert und als tantrische Figur nicht mehr sehr attraktiv. Die Altersfrage ist natürlich für die, natürlich, männlichen Lamas kein Problem, gerade erinnere ich mich an Kalu Rinpoche (ich will nichts kritisieren, nur auf sein "damaliges" Alter hinweisen).
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so wie wenn man die Existenz von "Mittwoch" vor der Welt geheim halten würde, weil der Guru uns gesagt hat, dass wir das tun sollen.
Eine zentrale Begründung der Salafisten für ihr Festhalten an den Geboten des Koran ist die bloße Tatsache, dass sie dort stehen, also von Gott so diktiert wurden. Wenn dort stünde, dass die Existenz des Mittwochs geheim gehalten werden soll, dann würden sie es machen, auch dann wenn alle Welt wüßte, dass es diesen Wochentag gibt. Hier muss man keinen Gott bemühen, ein Guru reicht.
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Wenn diejenigen, die von sich behaupten, den Vajrayana zu lieben auch nur einen kleinen Blick auf die Geschichte des Buddhismus werfen würden, würden sie erkennen, wie sehr Vajrayana zu leiden hatte weil die grosse Mehrheit der Welt nicht in der Lage ist seine Lehren zu akzeptieren.
Inwiefern wurde denn den Anhängern des Vajrayana (durch andere Buddhisten ?) Leiden zugefügt? Die tibetischen Vajrayana-Schulen haben sich - das lehrt ein Blick auf die Geschichte - nicht selten bekriegt, Shugden-Anhänger haben ihre Gegner massakriert (oder war es anders rum, ich habe es gerade vergessen), handfeste Streitigkeiten gab es auch zwischen den Anhängern der derzeitigen Karmapas - Leiden, woran nicht die Welt (oder andere Buddhisten) verantwortlich sind, sondern die unmittelbar Beteiligten selbst.
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In Ländern wie Thailand und Taiwan erregt die uralte Auseinandersetzung darüber, ob Vajrayana ein Weg ist der in die Irre führt mit all seiner Beschäftigung mit Sex und Gottheiten-Verehrung, fortlaufend die Gemüter - das ist alles nichts Neues. [/i]
Im Theravada (Thailand) und im allgemeinen Mahayana (Taiwan) hat man diese Auseinandersetzung sicherlich schon abschließend ausgetragen. In Deutschland tut man sich damit noch schwer, bzw. man hat ein affirmatives Verhältnis zu "Sex und Gottheiten-Verehrung" (zumindest in der DBU und dem dazugehörigen Milieu).
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Wenn man auch nur die geringste Ablehnung gegenüber irgend einem Aspekt von Tantra erlebt, wird einen das für viele viele Aeonen von der Möglichkeit fernhalten, in der Lage zu sein das Vajrayana-Kraftfeld auf reine Weise zu erleben. [/i]
Viele Äonen, also nicht nur "auch im nächsten Leben". Ein Äon ist schon ziemlich lang. Zu allem gibt es auch noch eine Steigerung. Gut zu wissen.
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Es sind sehr effektive Techniken und weil sie so effektiv sind, gibt es auch größere Gefahren.
Logisch ist das nicht. Die Techniken mögen zwar effektiv sein, aber daraus kann man doch nicht ableiten, dass sie deshalb auch besonders gefährlich sind.
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Also kann man auch die Aussagen von Vajrayana-Lehrern nicht verallgemeinern. Sie gelten i.d.R. für die, für die sie bestimmt sind, innerhalb der spezifischen Lehrer-Schüler-Beziehung. Das muss man immer berücksichtigen, wenn man sie irgendwo öffentlich wiedergibt. Man kann dann auch nicht verlangen, dass die Kommentare von Leuten ausserhalb dieser Beziehung besonders qualifiziert sind. Diese basieren auf einem völlig anderen Kontext.
Solche Äußerungen werden doch in aller Öffentlichkeit getan, Lamas, wie Ole, betreiben viel Werbung dafür. Das Problem sind nicht diejenigen, die in einer stabilen und selbstgewählten "Lehrer-Schüler-Beziehung" stehen (jedenfalls sind die dadurch vielleicht entstehenden Probleme andere, als jene, über die wir hier schreiben), sondern diejenigen, die solche Beziehungen beenden und sich dann mit Bildern und Aussagen konfrontiert sehen, dass es ihnen in diesem und im nächsten Leben übel ergehen wird, oder sie sich von der Anwendung effektiver Methoden sogar für viele, viele Äonen selbst ausgeschlossen haben. Ein Drittel der Ehen wird in Deutschland geschieden, die Lehrer-Schüler-Scheidungsrate im tantrischen Milieu (Lama Ole usw.) dürfte, nach meinem Eindruck, nicht kleiner sein.
Da sämtliche Lehren des Buddha zu Glückseligkeit und Befreiung führen, und es davon sehr viele gibt, kann ich mir nicht vorstellen, dass es Lehren und Methoden geben soll, deren Aufgabe per se zu einem mehr an Leiden führen könnte.
Kongjiazhong