Beiträge von kongjiazhong

    catflap08:

    Das ist sicherlich eine interessante Frage. Der Terminus der sowohl in der Soka Gakkai als auch Nichiren Shoshu für Mission gebräuclich ist, ist das Wort Shakubuku, Shakubuku wird oft mit „brechen und unterwerfen“ übersetzt. Kern ist die Fehlerhaftigkeit als vorläufig erachteter Lehren dem Gegenüber klar zu machen, fehlerfrei und als richtig wird die eigene Auslegung der Lehren Nichirens erachtet (also hier Soka Gakkai bzw. Nichiren Shoshu).


    Shakubuku ist natürlich ein Begriff und eine Methode, die auf Nichiren selbst zurückzuführen ist und keine Erfindung der Soka Gakkai. Der Begriff „brechen“ klingt zwar hart, aber er ist nicht unüblich, zum Beispiel in der Sozialpsychologie, wo auch davon gesprochen werden kann, dass bestimmte Verhaltensmuster zunächst gebrochen werden müssen, bevor andere eingeübt werden können. In dem sehr empfehlenswerten Sammelband „Readings of the Lotus Sutra (ed. by Stephen R. Teiser, Jacqueline I. Stone) wird Shakubuku als “cutting off and subduing attachments, a confrontational method of teaching the dharma by explicitly rebuking wrong views or attachments to provisional teachings” (p 222) bezeichnet.


    Konfrontatives Shakubuku sollte in buddhistischen Ländern und Milieus angewandt werden, während unter anderen äußeren Umständen – also in nicht-buddhistischen Ländern - eher ein „dialogisches Shakubuku“ angebracht ist. Wird dies als „Shoju“ bezeichnet? Jedenfalls definiert die SGI-Deutschland Shakubuku als „Dialog“.


    Zitat

    Ein anderes Konzept ist Shoju was darauf zielt durch Gespräche das Gegenüber zur eigenen Einsicht bzw Einkehr zu bringen und sich durch eigenes Nachvollziehen für die Lehre zu öffnen.


    Bei mir stieße „konfrontatives Shakubuku“ auf eine unüberwindliche Gegenwehr, da ich eher dialogisch orientiert bin. Für Einsicht und Umkehr bin ich dagegen immer offen.


    Zitat

    Die Nichiren Shu hingegen spricht von Mission wobei es weniger zu einer aktiven Missionierung kommt wie bei den oben genannten Organisationen. Vielmehr scheint man drauf zu warten dass der Suchende sich beispielweise an einen Priester/Laien wendet also Fragen stellt.


    Dies finde ich gut, denn eine penetrante Aufdringlichkeit stößt mich eher ab. Aber man kann auch „offensiv“ sein, ohne gleich ins Extrem der Aufdringlichkeit zu fallen.


    Zitat

    In Sachen Verbreitung sprechen Soka Gakkai und Nichiren Shoshu jedoch nicht von Mission.


    Sie tun aber nichts anderes, was ich auch für selbstverständlich und für richtig erachte (unabhängig von den konkreten Inhalten und Methoden), denn der Buddhismus ist für mich „missionarisch“.


    Zitat

    In der Nichiren Shu gehört das Erzählen über das Lotus Sutra zu den Kernpunkte der Praxis, wobei damit nicht aktive „Bekehrung“ gemeint ist. Aus diesem Verständnis von Mission leitet sich auch deren Bemühen ab aktiv den Dialog mit andren Glaubensrichtungen zu suchen.


    Auf der Webseite der deutschen Niederlassung der Nichiren Shu verschwindet das Lotos-Sutra, verschwindet die Lehre des Nichiren vollständig hinter dem „interreligiösen Dialog“. Das finde ich unverständlich und bedauerlich.


    Vergleiche ich die Seite der Soka Gakkai mit der der (deutschen) Nichiren Shu, so finde ich die SG-Seite viel informativer usw.


    http://www.daiseion-ji.de/ (Nichiren Shu in Deutschland)
    http://www.sgi-d.org/ (Soka Gakkai International – Deutschland)


    Bevor man Dialoge führt muss man dort erst über den eigenen Standpunkt klar informieren und sich selbst mit ihm offen und selbstbewusst identifizieren. Jedenfalls mangelte es Nichiren vielleicht an manchem, zum Beispiel im Winter an Kleidung, Feuerholz und Essen in der Verbannung auf der der Insel Sado aber sicherlich nicht an Selbstbewusstsein, an Kraft, an Feuer (und Shakubuku).


    Dies bringt der Titel (des ebenfalls empfehlenswerten) Buches von Daniel Montgomery „Fire in the Lotos: The dynamic Buddhism of Nichiren“ treffend zu Ausdruck.


    Gruß


    Kongjiazhong

    catflap08:

    In der SGI gibg es das Konzept von "Führung geben", quasi Lebens-und Glaubenshilfe durch Verantwortliche innerhalb der SGI.


    Das würde ich persönlich nicht kritisieren - wenn es nicht auf übertriebene Weise geschieht und die Hilfen tatsächlich hilfreich sind. Das Schlimmste was diesem Forumsteil passieren kann ist, dass es zu einer Bühne für Abrechnungen wird, das kann nämlich zu leicht ins - wie du an anderer Stelle schriebst -Schäbige führen. Außerdem gibt es solche Bühnen ja bereits.


    Insofern will ich sozusagen als Gegengift die Webseite der SGI USA hier veröffentlichen:


    http://www.sgi-usa.org/


    Gruß


    Kongjiazhong

    Benkei:

    @ Kongjiazhong: Ich sehe schon, in Punkto "Mission" und "Dogma" kommen wir nicht überein. Ich nehme Missionierung scheinbar anders wahr als Du


    Stimmt - hinsichtlich der Mission.


    Zitat

    und für mich sind die Vier Edlen Wahrheiten, der Mittlere Achtfache Pfad und die Vier Hauptlehren ("Alles Bedingte ist unbeständig", "Alles Bedingte ist leidvoll", "Alles ist ohne eigenständiges Selbst", "Nirvana ist Frieden") keine Dogmen, die man glauben muss sondern auf Logik und Erfahrung beruhende Leitsätze, die man überprüfen kann.


    Das eine kann, muss aber nicht dem anderen widersprechen. Unter Dogma verstand ich einfach, denn ich war so freundlich :) , den von dir eingeführten Begriff zu übernehmen, ohne ihn besonders zu definieren, ich selbst hätte ihn gar nicht erst gewählt, folgendes: das Geglaubte, Gemeinte, Beurteilte, Beschlossene.


    Zitat

    die Nipponzan-Myōhōji, machte während des Tschetschenien-Krieges mal von sich reden und "schaffte" es sogar in den "Weltspiegel" der ARD. Mönche dieser Nichiren-Tradition (...) marschierten Daimoku-rezitierend und Trommel-schlagend zusammen mit den Müttern und wurden nach ein paar Tagen dann inhaftiert. Die Infos über diese Tradition sind im Netz, zumindest auf Deutsch oder Englisch, nach meinem Kenntnisstand eher rar.


    Vor ein paar Wochen (oder waren es bereits Monate) fand ich in der Neuen Zürcher Zeitung ein Foto eines Mönches dieser Schule, der in einem asiatischen Land, ich glaube es war in China, an einem Ort, an dem von der japanischen Armeee (?) viele Menschen getötet wurden, eine Art Reue- und Reinungungszeremonie durchführte (ich suchte gerade im NZZ-Archiv, konnte aber nichts finden).


    Gruß


    Kongjiazhong

    catflap08:

    Dennoch muss ich sagen, dass von diesen Freundschaften nicht viel übrig geblieben ist – ich stehe ja nun auf einer Seite vor der man die Mitglieder in der SGI warnt. In der Lesart der SGI bin ich nun ein Feind des Lotus-Sutra, ein Verleumder sozusagen.


    Freundschaften, die vor allem auf einer Übereinstimmung in der Lebensweise, der religiösen oder politischen Überzeugung beruhen – und worauf sollten sie sonst eigentlich gründen – enden in der Regel, wenn diese Übereinstimmung endet. Dies halte ich für relativ normal und unproblematisch.


    Zitat

    Im übrigen finde ich es gut dass in einem anderen Thread hier Zitate von Takehisa Tsuji aufgelistet sind. Dass sie nun so leicht nachlesbar sind sagt auch einiges über das Selbstverständnis der SGI aus, dass denjenigen die sie in der SGI veröffentlichen nicht einmal so recht bewusst ist.


    Schwierig wird es, wenn die ehemaligen Freunde als Feinde angesehen werden, wobei im religiösen Kontext dies auch noch eine Art metaphysischen Anstrich bekommt. Und wenn gelehrt wird, dass man in diesem Fall – als Ex-Mitglied der Soka Gakkai – automatisch zu den „Verleumdern des Lotos-Sutra“ gehört und dabei allen Beteiligten klar ist, dass in der zugrunde gelegten Doktrin dieses „Vergehen“ beim Delinquenten erhebliche Schmerzen, sei es psychischer und physischer Art (Krankheiten), hervorrufen soll.


    Das Muster der Ausschließlichkeit ist auch im Christentum bekannt (dicit ei Iesus ego sum via et veritas et vita nemo venit ad Patrem nisi per me - Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich, Joh 14, 6). Wenn man eine solche Sicht radikalisiert, dann muss das Ergebnis weder per se gut noch schlecht sein.


    Ich frage mich, wie sich die Soka Gakkai in ihrem alltäglichen Umgang mit („verleumderischen“) buddhistischen Traditionen und Schulen verhält, zum Beispiel innerhalb der Österreichischen Buddhistischen Religionsgemeinschaft, in der sie Mitglied ist.


    http://www.buddhismus-austria.at/website/output.php?ba=1023


    Auch ist es doch so, dass an der "Rissho University" in Japan über einen gewissen Zeitraum sowohl Priester der Nichiren Shu als auch der Nichiren Shoshu ausgebildet wurden - was inzwichen geändert wurde - die Männer müssen doch miteinander normale alltägliche Kontakte gepflegt haben an dieser Universität, oder liege ich falsch?


    Das heißt, welche Relevanz haben denn überhaupt Äußerungen, wie diese von Takehisa Tsuji?


    Zitat

    Schlussendlich hat mich die SGI jedoch zum Buddhismus geführt ich hingegen habe mich aus diesem engen Korsett der Sichtweisen der SGI befreit.


    Ich glaube, dass es einen Unterschied in der Wahrnehmung und der Interpretation macht, ob man durch Soka Gakkai zum Buddhismus kommt (wenn dies auch ein sehr spezifischer ist), wie dies bei dir der Fall gewesen ist, oder ob man vom Buddhismus zum Nichiren-Buddhismus bzw. zur Soka Gakkai kommt.


    Zitat

    Dem Initiator dieser Diskussion möchte ich übrigens danken, da diese Diskussuion vor allem auch eine Plattform bietet den Nichiren-Buddhismus jenseits der SGI diskutieren zu können.


    Dies würde mich auch eher interessieren, als sich ausschließlich über die Soka Gakkai auszutauschen. Insofern würde ich vor allem Forumsteilnehmende ermuntern, die selbst Nichiren-Buddhisten sind, die gute Erfahrungen mit den organisierten Vertretern dieser buddhistischen Tradition gemacht haben, sich zu Wort zu melden.


    Gruß


    Kongjiazhong

    catflap08:


    Mit dem Zahlenmaterial zur Anhängerschaft wäre ich jedoch sehr sehr vorsichtig.


    Mit Zahlen sollte man immer sehr vorsichtig sein, egal ob es sich um die Zahl der durch deutsche Truppen getöteten Zivilisten in Afganistan, um die Arbeitslosenstatistik der Bundesregierung oder um die in und um die Deutsche Buddhistische Union versammelten Buddhisten handelt. Ähnlich vorsichtig bin ich auch bei den Zahlen der Soka Gakkai - sie vermitteln mir jedenfalls den Eindruck, dass es (in Relation zu anderen buddhistischen Gruppen in Deutschland) gar nicht so wenige Praktizierende gibt.


    Zitat

    Einigen anderen Nichiren-Schulen ist es zudem nicht so wichtig mit derlei Zahlenmaterial um sich zu werfen.


    Jede Organisation (Gruppe) freut sich darüber, wenn sie Anklang findet, was doch Ausdruck einer gewissen Attraktivität ist. Insofern ist es nichts Verwerfliches, diese Freude öffentlich kund zu tun.


    Zitat


    Ein Grund warum ich die SGI verließen war einerseits die unsäglich schäbige Art in der die Auseinandersetzung zwischen SGI und Nichiren Shoshu geführt wurde


    Den dabei aufeinander treffenden Feinden (Gegner wäre ein falscher Ausdruck) ging es darum, die "Verleumdung des Lotos-Sutra", die sie jeweils beim anderen festzustellen meinten, zu verhindern und die "Verleumder" zu strafen.


    Zitat

    Zudem sprechen beide von anderen buddhistischen Schulen als auch anderen Nichiren-Schulen in auffallend abfälliger Weise.


    Zur Illustration kann wohl dies herangezogen werden: "If you support and help temples of Zen and Shingon sects or recite the name of Amida Buddha, you will surely fall into hell (Takehisa Tsuji 1991). Oder täusche ich mich und lege etwas falsch aus?


    Catflap - gibt es denn aus der Soka Gakkai International in Deutschland nichts Positives, Erhebendes, Attraktives zu berichten?


    Gruß


    Kongjiazhong

    Benkei:


    Jein. Der Buddhismus selbst ist eigentlich keine missionarische Religion,


    Der Buddhismus breitete sich aus, besser gesagt, er wurde fast auf dem gesamten eurasischen Kontinent ausgebreitet, inklusive der Insel Japan. Dies geschah durch Mönche, Übersetzer, Soldaten, Kaiser, Missionare, Händler, Migranten ...


    Dass es dem Buddhismus nicht gelungen ist - anders als dem Christentum - auch in Amerika und Afrika Fuß zu fassen, liegt vielleicht auch, wenn sicherlich nicht ausschließlich, daran, dass die Chinesen ihre große Flotte selbst versenkten, anstatt sie auf weite Fahrt zu schicken.


    Es heißt, dass es keine größere Gabe (Dana) gibt, als das Dharma - daraus müsste logischerweise folgen, dass die Buddhisten die natürliche Aufgabe haben, das Dharma zu verbreiten. Dass sie dazu kein Bedürfnis verspüren, oder dass sie aufgrund äußerer Umstände dazu nicht in der Lage sind, das steht auf einem anderen Blatt. Ich meine aber, dass die Weitergabe des Dharma an andere Menschen sich daraus ergibt, dass man selbst den Nutzen des Dharma erlebt, oder wenigstens von diesem Nutzen stark überzeugt ist.


    Zitat

    da er im Grunde genommen kein Dogma verbreitet, welches andersgläubige übernehmen sollen.


    Das Dharma (klingt in meinen Ohren besser als der Dharma) ist natürlich auch ein Set von Ansichten (Lehrmeinungen), die man anerkennen muss, um überhaupt als Buddhist gelten zu können: Anatta/Anatman ist zum Beispiel so etwas, oder die Vier edlen Wahrheiten, das Abhängige Entstehen. Ob dies im stringenten Sinne als "Dogma" zu bezeichnen ist, oder nicht, spielt m.E. hinsichtlich der Frage der Mission ohnehin keine Rolle.


    Zitat

    Um "Glauben" geht es ja eigentlich nicht. Was vereinzelte Anhänger dann daraus machen, steht auf einem anderen Blatt.


    Der Geistesfaktor "Glaube" wird in allen, oder den meisten, buddhistischen Traditionen als sehr wichtig erachtet, im Sinne der Annahme, dass die Lehren Buddhas wahr sind, d.h. dass deren Anwendung zur Erleuchtung/Befreiung führen. In gewisser Weise ist der Glaube Ausgangspunkt jeder Praxis.


    Zitat

    Der universelle Anspruch des Buddhismus ist wahrscheinlich auch nicht in der weise präsent, wie in anderen Religionen, die sich auf Glauben und Weltbilder verstehen. Als universell werden die Vier Edlen Wahrheiten, die Vier Hauptlehren und der Edle Achtfache Pfad angesehen, darüber hinaus gibt es kein universelles Weltbild, an das man glauben müsste. Selbst die "Sechs Daseinsbereiche" sind ja nur Konzepte und keinesfalls Dogma.


    Mit "universell" meinte ich, dass das Dharma überall, auf dem gesamten Planeten, Geltung hat und überall mit Erfolg angewandt werden kann - grundsätzlich unabhängig von ethnischen, räumlichen und kulturellen Differenzen, zumal der Buddhismus sehr anpassungsfähig sein kann, ohne dabei seinen (ein kleiner Spaß) „dogmatischen Kern“ aufgeben zu müssen.


    Gruß


    Kongjiazhong

    Religiöse Systeme arbeiten immer auch mit der Angst, wobei ich es dahingestellt sein lasse, ob es vernünftig ist, Angst zu erzeugen oder ob die Gefahren, vor denen die Gläubigen wie die Ungläubigen Angst entwickeln sollen, real sind, oder nicht.


    Jedenfalls kann man feststellen, dass auch dem Nichiren-Buddhismus das Schüren von (berechtigter oder unberechtigter) Angst vertraut ist.


    Davon kann man durch die folgenden nicht aus dem Zusammenhang gerissenen Zitate einen guten Eindruck gewinnen. Die Verleumdung des Lotos-Sutras in der Interpretation des Nichiren, bzw. bestimmter Interpreten der Nichiren-Interpretation bewirkt zum Beispiel die Entstehung von Krebs. Kinder von Frauen die nicht einer bestimmten Nichiren-Schule folgen sind voll negativen Karmas und zwar so wie ein schmutziges infiziertes Stofftuch.


    Was in den folgenden Belehrungen des Vize-Präsidenten der Soka Gakkai Takehisa Tsuji aus dem Jahre 1991 als „verleumderische Lehre“ gilt, lässt sich allgemein in dreifacher Hinsicht differenzieren, sozusagen nach dem Grad der angewandten Strenge: Das Lotos-Sutra nicht als höchste Lehre des Buddha Shakyamuni anzuerkennen ist „verleumderisch“, das Lotos-Sutra in der Interpretation von Nichiren nicht oder nicht vollständig anzuerkennen ist „verleumderisch“, das Lotos-Sutra in einer bestimmten Interpretation von Nichiren nicht oder nicht vollständig anzuerkennen ist „verleumderisch“, das Lotos-Sutra in einer oder in "der" Interpretation des Nichiren als höchste Lehre des Buddha Shakyamuni zwar anzuerkennen aber keine Anstrengungen zu unternehmen, diese Interpretation aktiv zu verbreiten ist „verleumderisch“.


    Alle buddhistischen Schulen, inklusive aller Nichiren-Schulen außerhalb der Fuji-Tradition, also außerhalb der Nichiren Shoshu und der Soka Gakkai – seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts außerhalb der Nichiren Shoshu oder außerhalb der Soka Gakkai gelten demnach als „Verleumderische Lehren“.


    Die Rede von Takehisa Tsuji scheint in der Soka Gakkai auch heute noch aktuell und bedeutsam zu sein, denn auf einer der Soka Gakkai sehr nahe stehenden Webseite wurde der Redetext veröffentlicht nachdem er im August 2009 aus dem Englischen ins Deutsche (fast) vollständig übertragen wurde.


    Takehisa Tsuji: Warum bin ich krank, warum habe ich kein Geld …


    „(…) Sobald Nam Myoho Renge Kyo aus uns selbst hervortritt, wird es sich in Ihrem gesamten Leben ausbreiten. Wenn es sich im Kopf ausbreitet, entsteht Weisheit; jemand der langsam lernt, wird besser lernen können; ein Gehirn Tumor wird verschwinden und ein Nervenzusammenbruch wird geheilt werden. Wenn es sich in den Augen ausbreitet, wird das Augenlicht zurück gewonnen werden. Auch Ohren- und Nasenbeschwerden werden verschwinden. Wenn es sich im Brustkorb ausbreitet, werden Herzbeschwerden kuriert. Wenn es sich in der Bauchgegend ausbreitet, werden Tumor und Unterleibs- und Darmkrebs geheilt. Wenn es sich an den Fingern oder an den Zehen ausbreitet, werden Rheumatismus oder Arthritis geheilt. Leukämie wird geheilt, wenn die Blutgefässe mit Nam Myoho Renge Kyo getränkt werden.



    (…) Weil wir in der Vergangenheit durch das Praktizieren anderer Lehren Verleumdungen angehäuft haben, trägt unser Leben diese mit und das daraus entstandene negative Karma über Generationen hinweg ebenso. Das ist der Grund, warum so viele an Nervenkrankheiten, Krebs und Rheumatismus leiden. Sie tragen das Karma, das über sieben Generationen geschaffen wurde, mit sich. Wenn Sie das Karma verstorbener Familienmitglieder mittragen, können auch Sie krank werden (…).


    (…) In der Gosho steht: Die Verleumdung des Gesetzes wird nicht nur Sie selbst leiden lassen sondern auch Ihre Kinder, Enkelkinder und weitere 7 zukünftige Generationen. Das Gleiche gilt für die größte Wohltat (…)


    (…) Die Missachtung des Lotos Sutra hat die Folge der negativen Wirkungen, die sich in Krankheit der inneren Organe zeigt, auch in hohem Blutdruck, Erkrankungen der Leber, des Herzens, der Nieren, Rheumatismus, Diabetes und Asthma. Alle diese Krankheiten entstehen dadurch, dass das Lotos Sutra beleidigt oder verleumdet wird. Probleme, die das Nervensystem betreffen, wozu auch Depressionen, Manie, Schizophrenie, Epilepsie, Tinnitus zählen.


    (…) Die Kansai Region hat die größte Anzahl an Gesundbetern und auch viele Schreine und Tempel herätischer /buddhistischer/ Schulen. Auf dem Berg Mt. Hiei /der historische und aktuelle Haupttempel der Tedai-Schule/ und Mt. Kono werden Füchse und Schlangen angebetet. Das negative Karma, das sich durch solche verleumderischen Lehren anhäuft, durchströmt das eigene Leben und hat dieselben Wirkungen wie eine Schlange in einem selbst.


    (…) Sie tragen die Wirkungen wirklicher Vergehen nicht nur durch sich selbst mit, sondern auch die der Familien von Vätern und Müttern über sieben Generationen und wenn Sie verheiratet sind, die von Ihrem Mann oder Ihrer Frau ebenfalls. Wenn Sie nicht den wahren Buddhismus praktizieren und Sie haben ein Kind, dann wird das Kind voller negativem Karma sein wie ein schmutziges infiziertes Stofftuch.


    (…) Zuerst entschuldigen wir uns beim Gohonzon für die Verleumdungen der Vergangenheit. Entschuldigen beim Gohonzon wie: „Meine Vorfahren haben an verleumderische Lehren geglaubt. Bitte vergeben Sie ihnen. Bitte vergib uns“. Oder „Meine Familie hat Zen ausgeübt (oder Shingon, Nembutsu oder andere Nichiren Schulen etc.) und das tut mir sehr leid.“


    (…) If you support and help temples of Zen and Shingon sects or recite the name of Amida Buddha, you will surely fall into hell.


    (…) Wir tragen definitiv negatives Karma mit uns das durch die Ausübung verleumderische Lehren entstanden ist.“


    Quelle: http://www.ichinen.de/texte/texte_tsuji.html


    Alle guten Wirkungen für sich und andere - vor allem für die eigene Familie der Vergangenheit und Zukuft - entstehen durch den Glauben an das Lotos-Sutra und die damit zusammenhängende Praxis. Alle schlechten Wirkungen entstehen, wie Takehisa Tsuji ausführt, aus dem Ungaluben an das Lotos-Sutra, bzw. aus der "Verleumdung" des Lotos-Sutras.


    Kongjiazhong

    Benkei:

    Auffällig ist eigentlich nur der hohe Anteil der Soka Gakkai; Der Grund ist wohl der, dass die Soka Gakkai weltweit eine missionarische Organisation ist, die keinen Hehl daraus macht, universalistisch zu sein


    Ich meine, dass dies der allgemeinen buddhistischen Auffassung entspricht. Der Buddhismus ist missionarisch und ist universalistisch (wie das Christentum und der Islam).


    Zitat

    Wer sich wirklich mit Nichiren und seinen Schriften eigenständig auseinandersetzen will, kommt um die "Gosho" nicht herum. Man sollte m. E. allerdings die eingefügten und als "Hintergrund" betitelten Kommentare kritisch betrachten, da sie neben historischen Informationen oftmals auch eine Bewertung der Schrift vornehmen und diese im Lichte der eigenen Tradition erklären.


    Ich lese die Gosho auch - wenn man sich dessen bewußt ist, dass jegliche "Hintergrundinformationen" selbst schon Interpretationen sind, dann kann man von den Erklärungen durchaus profitieren.


    Zitat

    Für die kritische Auseinandersetzung mit dem Nichiren-Buddhismus (und speziell mit der SGI und der Nichiren-Shoshu) empfehle ich aber immer noch vorrangig "Nichiren - der Ausübende des Lotos-Sutra" von Yukio Matsudo.


    Dieses 478 Seiten umfassende Werk kann ich auch empfehlen, obwohl es dort von orthographischen und grammatikalischen Fehlern wimmelt, obwohl nicht wenige Sätze nur deshalb kaum verdaulich sind, weil sie sehr ungeschickt formuliert wurden, obwohl einige Passagen – vielleicht wegen der Komplexität oder Fremdartigkeit der Materie – mir unverständlich blieben. Der Text müsste nochmals (oder erstmals) redigiert werden. Dem Autor und den Lesern wäre es zu gönnen.


    Aber abgesehen davon, ist das Buch wertvoll, weil es seinen Gegenstand recht umfang- und kenntnisreich behandelt. Der Autor war wohl längere Zeit Mitglied der Soka Gakkai, der er, so weit ich es verstanden habe, gerade in ihren „liberaleren“ internationalen Ausprägungen (also außerhalb Japans) noch durchaus mit Sympathie begegnet.


    Leseprobe:
    http://www.amazon.de/gp/reader…ref=sib_dp_pt#reader-link


    Ausführliche Rezension (durch die ich auf das Buch aufmerksam wurde):
    http://www.nanzan-u.ac.jp/SHUB…ications/jjrs/pdf/713.pdf


    Zitat

    Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, sehe ich die SGI mit ihrer Präsidentenverehrung (z. B. in diesem Video http://www.youtube.com/watch?v=0_Wf6qhP3gg) ebenso kritisch wie die Nichiren-Shoshu mit ihrem derzeitigen Hohepriester Nichinyo Hayase.


    Die Musik in diesem Video erinnerte mich an so etwas


    http://www.youtube.com/watch?v=CRAJshdb1GU&feature=related


    Jegliche Arten des Personenkultes liegen mir nicht, deshalb entstehen in mir Aversionen gegen die Kulte um den Dalai Lama oder um Thich Nhat Hanh oder um Chögyam Trugpa oder um Sogyal „Rinpoche“ und so weiter und so fort.


    Für das größte politische Verdienst Ikedas halte ich übrigens seine unermüdlichen Bemühungen, eine Versöhnung zwischen der japanischen und chinesischen Bevölkerung herbeizuführen, eine Aktivität, mit der er schon früh begann und die nicht ohne Erfolg blieb. Dies ist ein bleibender Verdienst, ich freue mich darüber, aber ich würde es ruhig, ohne Exaltiertheit zum Ausdruck bringen. Weniger wäre für mich mehr.


    Kongjiazhong

    Ryonin:

    Schön, daß diese Seite frei gegeben ist.


    Sehe ich auch so.


    Zitat

    Zahlen zu den Schulen in den USA gelesen (auf der Seite von Gerry Aitken): Independents 15%, Schön, daß die Independent Nichiren Leute recht stark sind (... ) ich denke, daß das an wichtiger Ansatzpunkt für den Westen als solchen ist.


    Der Wert dieser Vorstellung von "unabhängigen Praktizierenden des Nichiren-Buddhismus" liegt darin, dass sie darüber informiert, dass es "Unabhängige" gibt und welche Gründe es sind, die einen Teil jener Menschen bewegen, sich nicht traditionellen und etablierten religiösen Organisationen anzuschließen. Es ist ein Ansatzpunkt, ob es ein wichtiger ist, das sei dahingestellt.


    In gewisser Weise wird durch die Formulierung von Gründen ("Hauptpunkte") und implizit von bestimmten Positionen die Unabhängigkeit aber aufgegeben, denn man formiert sich selbst zu einer Partei (dies muss keineswegs in Form einer Organisation erfolgen) und vertritt parteiische Positionen.


    Die recht einseitige Zuweisung alles Negativen den Organisationen (hier z.B. der Soka Gakai) und alles Positiven den „Unabhängigen“ halte ich für übertrieben – es ist eine parteiische und die Realität verzerrende Darstellung, finde ich. Aber es ist in jedem Fall ein guter Diskussionsbeitrag und eine gute Information darüber, was manche Praktizierende denken.


    Ich könnte mir vorstellen, dass die meisten Buddhisten, zumindest in jenen Ländern, in denen der Buddhismus – in welcher Form auch immer – noch nicht allzu lange eine Rolle spielt, also z.B. in den USA oder in Deutschland, unabhängig von bestimmten Organisationen als Buddhisten leben. Insofern verwundert es mich, dass es im Nichiren-Buddhismus der USA nur 15 Prozent „Unabhängige“ geben sollte.


    Ich selbst bin derart unabhängig, dass ich sogar unabhängig von den Unabhängigen bin, und selbst dann wenn ich aus Gründen einer unabhängigen, also freien, Entscheidung mich entschließen würde einer nichirenistischen Organisation anzunähern oder formales Mitglied zu werden, bliebe ich unabhängig.


    Kongjiazhong