Beiträge von karma_yeshe


    Danke für das Heraussuchen dieser Perle. Danke auch an accinca.

    Lieber Son,


    erstmal stelle ich fest, soweit deine Schilderungen Einblick geben, dass du viel Leid erfahren musstest und musst. Das konstante Leiden durch die körperlichen Schmerzen und dann noch die Schicksalsschläge oben drauf. Puh. Klar fängt man da an, sich zu fragen: "Wieso eigentlich immer ich?"


    Wie Rolf bereits sehr richtig angedeutet hat, bin ich mir auch nicht sicher, ob du mit der Frage nach Karma und auch speziell in einem Forum mit zwar liebevollen und erfahrenen, aber dennoch - Laien - schnell weiter kommst. Vom Buddha selbst ist soweit ich mich erinnere eine Aussage überliefert, in der er sagt, dass das Gesetz von Ursache und Wirkung ("Karma") nur sehr schwer und auf dem buddhistischen Entwicklungspfad erst sehr spät vollständig korrekt gesehen werden kann. Kurzum: Man muss da sehr, sehr, sehr, vorsichtig sein. (Sagte ich "sehr"?)


    Abgesehen von der Beantwortung deiner Frage finde ich, dass du scheinbar intuitiv einen guten Weg eingeschlagen hast, in dem du Mitgefühl entwickelst und versuchst, zu Verzeihen. Vermutlich liegt darin irgendwo der Schlüssel, mit der Situation auf lange Sicht besser umgehen zu können.


    Ein paar buddhistische Bücher, die mir sofort einfallen, sind: Pema Chödrön - "Beginne, wo du bist" und Pema Chödrön - "Wenn alles zusammenbricht: Hilfestellung für schwierige Zeiten".


    Ich wünsche dir, dass du einen Weg findest, mit dem vielen Leid umzugehen, dass du ertragen musst. Das von irgendwo brauchbare Hilfe kommt. Das vielleicht die Schmerzen irgendwann weniger werden. Das du den Tod deiner Mutter und deines Vaters, sowie der beiden anderen wichtigen Menschen, irgendwie verdaust. Das du den Verlust deiner Frau loslassen kannst. Überhaupt, Loslassen. Vielleicht etwas Frieden finden.

    Auch wenn ich den Wissensdurst verstehen kann: Meditation basierend auf Visualisierung sollte man - zumindest im tibetischen Buddhismus - von einem Lehrer bekommen. Ein erfahrener Lehrer sieht dich vor sich und kann oft gut einschätzen, was dir am meisten hilft und nutzt. Er vermittelt dann nicht nur die reine Technik - und diese präzise und für dich nachvollziehbar - sondern einiges an Drumherum, dass dir im Moment vielleicht nicht so wichtig erscheint, weil du nur die Technik lernen willst.


    Du weißt es vielleicht, die buddhistischen Lehren sind nicht bloss Meditations-Technik, sondern ein Komplettpaket. Es gibt einen Rahmen, der die Meditation einbettet, den man vielleicht nicht sofort am Anfang attraktiv findet, der aber dennoch essentiell ist. Bei großen Teilen dieses Rahmens habe ich früher gedacht: "Das brauche ich doch nicht so dringend, ich will erstmal lieber die Technik lernen, den Rest mache ich später, das schaffe ich schon!". Inzwischen verstehe ich, dass ich mir viel Zeit hätte sparen können, wenn ich es gleich richtig ordentlich gemacht hätte.

    DonMedi:


    Seit ein paar Monaten meditieren ich und mir ist dabei aufgefallen, dass ich beim fokussieren auf den Atem ca 30 Min teilweise unregelmässig Atme. D.h. mal schneller und mal langsamer. Eigentlich sollte doch der Atem konstant ruhig sein oder?


    Wenn der Atem ziemlich ruhig wird habe ich das Gefühl kaum Luft zu bekommen und muss dagegen ankämpfen nicht tief durchzuatmen. Ist das normal?


    Völlig normal!


    Manchmal kommt es einem so vor, als wehrt sich irgendetwas regelrecht gegen die tiefer werdende Entspannung.


    Die traditionelle Anweisung lautet in diesem Fall glaube ich: Nicht reagieren, weiter sanft und freundlich den Atem beobachten.

    Oft wird gesagt, die beiden Haupt-Hindernisse in der Meditation seien Dumpfheit und Agitation. Deine Erfahrung kenne ich und würde sie bei mir als Hinabgleiten in Dumpfheit identifizieren. Entweder, wie schon geraten wurde, kurz ein Nickerchen machen oder mal das Fenster auf. In jedem Fall irgendwie mehr Wachheit erzeugen. Notfalls eben die Meditation abbrechen. Wenn dergleichen öfter auftritt, würde ich mal mit einem Meditationslehrer darüber sprechen.


    Viel Erfolg! :)

    SchrödingersKatze:

    das ist mein erster Beitrag hier als Interessierter in Sachen Buddhismus. Ehrlich gesagt finde ich manches schon etwas erschreckend... Daher meine Frage: Gibt es so etwas wie eine "liberale" Schiene?


    Verkrampftheit und Alles-101%-Richtig-Machen-Wollen findest du meist bei Anfängern. Ziemlich häufig sogar. "Bloss nichts falsch machen!" :)


    Je länger du praktizierst, umso entspannter wird dein Umgang mit Regeln normalerweise. Eine persönliche Theorie von mir ist, das vor allem Deutsche (mich selbst eingeschlossen) da Anfangs größere Probleme mit haben. Oft ist man irrigerweise der Meinung, umso genauer man die Anweisungen (vgl. Kochrezept) befolgt, desto schneller wird das auch was mit der Erleuchtung. Oder so ähnlich. Sieht man hier im Forum auch ab und an... *hust* ;):D8)

    Falls du ein Smartphone hast, empfehle ich "Insight Timer": https://insighttimer.com/


    Die App weckt mit einstellbaren, unterschiedlichen Gongs aus der Meditation. Außerdem sieht man, wer auf der Welt noch alles gerade meditiert hat, es werden Statistiken geführt und so weiter. Macht irgendwie Spaß.


    Da das Zeitempfinden in der Meditation durchaus mal komplett aus dem Ruder laufen kann, ist so ein Weckruf ganz nützlich.

    nibbuti:

    Ich find ihn drollig.


    Immerhin. ;)


    Es ist übrigens ganz im Geiste des Dalai Lama, ihn nicht als Lehrer, Inspiration oder Vorbild anzusehen. Ich finde gerade kein Zitat, aber er hat schon öfter gesagt, dass die Menschen eben unterschiedlich sind und jeder schauen muss, das er eine zu ihm/ihr passende Verbindung eingeht, um sich spirituell zu entwickeln. Manchmal rät er sogar regelrecht von einer Konvertierung zum Buddhismus ab. Glücklicherweise gibt es viele unterschiedliche Traditionen, Richtungen und Lehrer. Und solange man sich mit aufrichtigem Respekt begegnet, ist diese Vielfalt ein Gewinn für alle.

    Es ist davon auszugehen, dass die Preise für Besuche von prominenten Lehrern wie SH Dalai Lama sich aufgrund verschiedener Faktoren (Sicherheit, zu erwartende Besucherzahlen) in naher Zukunft nicht ändern werden. Das gilt übrigens auch für den Fall, das wir hier weiter darüber diskutieren, ob die Preise gerechtfertigt sind oder nicht! ;)


    Der Dalai Lama ist glaube ich - obwohl Tibeter (Gelugpa) - von beinahe allen buddhistischen Linien und Traditionen als Inspiration, Vorbild oder sogar Lehrer anerkannt. Oder?


    Da es um seinen Besuch geht: Sollten wir da nicht versuchen, ihm zu ehren einen kleinen Beitrag zu Harmonie und friedlichem Miteinander zu leisten und diese sinnlose Diskussion zu den Akten legen? Stattdessen sollten wir uns freuen, dass viele von uns hier im Forum und anderswo das außergewöhnliche Glück haben werden, ihn nächstes Jahr zu treffen! Laut buddhistischer Lehre bedeutet das, dass über viele, viele Lebzeiten ein riesiger Berg von gutem Karma angesammelt wurde und jetzt zur Reife kommt. Darüber kann man sich freuen.


    Es gibt ja auch (neben den Eintrittspreisen ;) ) viele andere Faktoren, die ein solches Zusammentreffen noch verhindern können:


    - Man wird kurz vorher krank
    - Ein Angehöriger, um den man sich kümmern muss, wird krank
    - Ein finanzieller Engpass (z.B. Auto geht kaputt) zwingt einen dazu, die Reisepläne nach Hamburg aufzugeben
    - Der Dalai Lama wird krank (schon passiert, wir wollen es nicht hoffen!)
    - Andere Gründe zwingen den Dalai Lama dazu, die Reise abzusagen
    - Durch die nächste globale Finanzkrise geht der Veranstalter pleite und sagt alles ab
    - usw. usf.


    Wenn all diese Dinge nicht eintreten und ein Treffen tatsächlich zustande kommt, ist das wie gesagt ein seltener und glücklicher Moment. Statt weiter in einen Konflikt zu investieren sollten wir beten, dass alle die, denen es besonders hilft, ein Ticket bekommen, zur Veranstaltung fahren können und das Treffen mit SH Dalai Lama ihr Leben nachhaltig positiv verändert.

    Oft machen die Veranstalter trotz üppiger Eintrittspreise noch Verlust. Vor ein paar Jahren beim Besuch von SH Dalai Lama in Frankfurt (recht gut besucht) konnte der Verlust nur durch massive Spenden aufgefangen werden. Ein Veranstalter, der Verlust macht, bietet beim nächsten Mal keine derartige Veranstaltung mehr an. Ich gehe davon aus, dass solche Preise optimistisch kalkuliert sind, auch wenn sie euch hoch vorkommen.

    Ein Lehrer hat mal gesagt, man sei Buddhist von dem Augenblick an, an dem man Vertrauen in Buddha und seine Lehren gefasst hat. Braucht man ein zusätzliches Ritual, um buddhistische Meditation(*) und Lebensweise praktizieren zu können? Nicht wirklich.


    Aber: Die formelle Zufluchtnahme ist ein schönes Ritual, vor anderen und auch vor sich selbst zu bekräftigen, dass man diesen Weg gehen möchte.


    (*) Tantra und andere Spezial-Meditationen mal ausgenommen

    Neben den schon von den Anderen gegebenen, wertvollen Tipps hier noch eine Ergänzung:


    Ganz, ganz grob gesagt gibt es zwei grundsätzliche klassische Stoßrichtungen in der buddhistischen Meditation:


    1. Meditation, die ein "Beruhigen" des Geistes erzeugt ("Samatha")
    2. Analytische, zur Erkenntnis führende Meditation ("Vipassana")


    Üblicherweise wird gesagt, das man zuerst ein wenig Erfahrung in 1 bekommen soll, bevor man 2 übt. Auch um Unruhe, Umgang mit Emotionen usw. anzugehen, hilft 1.


    Meist wird anhand eines Meditations-Objekts (klassicherweise der Atem) anfangs in kürzeren, später in längeren Sitzungen Gewahrsein und das natürliche Beruhigen des Geistes geübt. Die dadurch entstehende Geistesruhe und Achtsamkeit wird nicht nur als wohltuend empfunden, sondern kann später genutzt werden, um mit größerer Kraft die analytische Meditation (2) durchzuführen, die das Leiden an der Wurzel packt und von den konfliktträchtigen Emotionen befreit.


    In welcher Körperhaltung man die Übungen durchführt, spielt nur eine sekundäre Rolle. Dein Geist meditiert, nicht der Körper - d.h. außer schweren Psychosen/Schizophrenie gibt es, soweit ich gelernt habe, keine echten Einschränkungen, was die Entwicklungsfähigkeit auf dem buddh. Weg betrifft.


    Viel Erfolg, Peregrinus!


    p.s.: Ein echter Lehrer/Gruppe zum Lernen ist besser als ein Buch!

    Soweit ich es gelernt habe, ist Anhaftung DAS zentrale "Problem", das der Buddhismus zu lösen versucht. Deine Frage zielt also mitten ins Herz dieses Forums. Nicht schlecht!