Wie fange ich am besten an ?

  • Hallo erstmal ^^


    Vorweg .. ich habe keine große Erfahrung mit dem Buddhismus .. abgesehen von diversen Dokus.. und die Teilnahme an einem Gruppentreffen vor mehreren jahren.
    Ich hatte immer vor mich mehr mit der Materie zu befassen.. doch leider erweißt sich das nicht als umbedingt leicht... Auch das Internet hilft nur bedingt, die Meisten Internetseiten die ich diesbezüglich finde sind oft einfach inhaltsleer oder man hat direkt das Gefühl als wolle man einen was Verkaufen. Da ich relativ ländlich wohne nicht mobil bin.. und zeitlich eingespannt bin kann ich auch nicht stundenlang mit der Bahn fahren um zu irgend nen Zentrum oder Gruppe zu kommen.


    Mir würde es schon helfen wenn man mir kleinere fragen beantworten kann
    Aber kurz zu meiner Person und Beweggründe : Ich bin 27 Jahre alt und würde mich wohl am ehesten als Atheist bezeichnen, da ich nicht an irgend einen Gott oder übernatürlichen Hokuspokus glaube.. und ich find die Vorstellung schlimm wie ein Lemming nur zu folgen ohne mir selber Gedanken gemacht zu haben. Bei den Informationen die ich bereits habe denke ich das Zen oder Vipassana am besten zu mir passen würde.
    Wieso ich mich damit beschäftigen will hat mehrere Gründe .. Ich würde mein Leben als relativ freudlos bezeichnen..da ich aufgrund massenhaft schlechter Erfahrungen in der Vergangenheit eine ziemlich pessimistische Grundeinstellung angenommen habe. Desweiteren komme ich schlecht mit veränderungen klar (hängt wahrscheinlich auch mit der Vergangenheit zusammen) das es bei mir zu kleineren Panikattacken kommt oder Schlafprobleme..nur weil ich an den nächsten Tag denke und was er mir im schlimmsten fall bringen kann..dementsprechend unruhig bin ich in ungewohnten Situationen.


    So die Fragen :)
    Nach dem kleinen Überblick ..würdet ihr sagen Zen/Vipassana könnte mir da helfen ?


    Welche Bücher für einsteiger könnt ihr empfehlen ? Bezüglich Zen hab ich öfters gelesen das Shunryu Suzuki´s "Zen Geist Anfänger Geist" für einsteiger ganz praktisch sein soll
    (wichtig !!! es sollte für anfänger verständlich gemacht werden "wie" man meditieren lernt .. dürfte ja mehr sein als nur stillsitzen xD)


    Wie wichtig ist die Position/was wäre die Alternativposition? Ich denke da könnte es bei mir Probleme geben nach diversen Knie/Rücken operationen


    Bonusfrage ^^ kann mir vielleicht jemand nen kleinen Erfahrungsbericht geben falls er/sie probleme mit ähnlicher/gleicher Symptomatik wie der meinen hatte ? Wäre wohl nen Idealer Motivationsschub :)


    danke fürs lesen & have a nice day :)

  • Moin Peregrinus,


    Ja Ja die Zennies. Was machen die eigentlich?
    http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=12&t=509



    ZaZen in einer Rinzaigruppe
    http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=25&t=2012



    Zazen - einfach nur Sitzen
    http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=25&t=2005



    Ein Abend in einer Rinzai Zendo
    Zendo-Ritual
    http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=25&t=2013


    Ich hoffe, es hilft dir weiter. Ansonsten einfach fragen.


    Zitat

    ...Ich würde mein Leben als relativ freudlos bezeichnen..da ich aufgrund massenhaft schlechter Erfahrungen in der Vergangenheit eine ziemlich pessimistische Grundeinstellung angenommen habe....


    Marx ist tot, Lenin ist tot und mir ist auch schon ganz schlecht. :grinsen:
    Jeder von uns hat sein Päckchen zu tragen. Aber davon sollten wir uns nicht das Leben versauen lassen. Ich denke, du bist gerade dabei, dies zu bemerken und zu verändern.


    Eine Buchempfehlung:
    Zen: Geschichte und Praxis


    LG
    Ji'un Ken

  • Peregrinus:


    Welche Bücher für einsteiger könnt ihr empfehlen ?


    Hi Peregrinus


    Für Einsteiger ist empfehlenswert erstmal Meditation zu lernen, z.B. in einer Gruppe vor Ort, vollkommen egal welche.




    Was Bücher angeht:


    Das buddhistische ABC - Dhamma-Prinzipien für kluge Leute
    Zwei Arten der Sprache




    Für den ernsthaften Meditierenden:


    Anapanasati - Die sanfte Heilung der spirituellen Krankheit




    Ein umfassender Einstieg in die Welt der Lehrreden (im Englischen gibt es teils bessere Übersetzungen):


    [list=9][*] Das ins Rollen bringen des Dhammarads (SN 56.11)
    [*] Eigenschaften des Nicht-Selbst (SN 22.59)
    [*] Alles brennt (SN 35.28)
    [*] Das höchste Glück (Sn 2.4)
    [*] Verhaltenscode für Laien (DN 31)
    [*] Die Goldene Regel / 5 Tugenden (SN 55.7)
    [*] Rat an Rahula (MN 62)
    [*] Stillung störender Gedanken (MN 20)
    [*] Achtsamkeit mit Ein-&-Ausatmung (MN 118)
    [*] Am meisten gelesen: Dhammapada[/list]


    Grüße

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Danke schonmal für die Antworten :)


    Also hab ich das richtig verstanden es ist anfangs "egal" in welcher Gruppe man ist sofern es einfach nur ne Meditationsgruppe ist ?
    Wie bereits gesagt .. wohne ich ziemlich weit ab vom Schuss :) und die einzige Gruppe die ich finden konnte die mich nicht 2x2 Stunden+ Fahrt kosten würde wäre in Duisburg.
    Und da siehts so aus als würde man nicht explizit nur eine Richtung machen.

  • Hi!


    Also ich denke auch, dass Meditatin der allererste Schritt ist. Und wichtig ist auch, das Damma zu verstehn zumindest in Grundzügen (und das ist eigentlich überall das selbe in jeder Richtung).


    Ich denke wenn man das mal verstanden hat und sich mit der Idee des Buddhismus dann so weit anfreunden kann, dann hilft meditieren auch deutlich besser weiter.


    Zu deiner Anmerkung mit den Rücken problemen: Es gibt sehr viele Möglichkeiten zu meditieren.
    Hier mal ein kleiner Auszug der - wie ich denke - häufigsten arten:


    http://selbstwaerts.de/meditation/meditations_positionen.php


    Es gibt nebst diesen auch noch Geh-Meditationenn usw usw. Ich denke für den Anfang im Kämmerlein solltest du am besten eine der "Standard" Positionen wählen.


    Ich habe zB im schneidersitz begonnen, da ich selbst Knie Probleme habe und den Lotussitz partout nicht hinbekomm.
    Aber selbst da habe ich herausgefunden, dass der auf Dauer wenn man mal 45 min so sitzt für mich auch schmerzhaft wird.
    Mittlerweile bin ich beim Kissen aber umgestiegen auf die 2te Abbildung die hier als "Meditieren auf einen Sitzkissen" bezeichnet wird. Das tut mir weniger weh und ich kann länger sitzen bleiben (wobei ich auch hier nicht direkt auf meinen Füssen sitze, sondern sie seitlich ein wenig abspreitze).
    Wichtig ist dass der rücken bzw die wirbelsäule mit dem Kopf gemeinsam eine gerade Linie bis ins Becken bilden. Wenn du das schaffst, ist es eigentlich egal ob du auf einem kissen einer bank oder einem stuhl sitzt ;) Da muss man echt ausprobieren.
    Man muss stabil sitzen und das rückgrat muss vom becken so gestützt sein, dass man nicht zu sehr seine Rückenmuskulatur beschäftigen muss, denn das wird auf Dauer anstrengend. Und umso weniger du Schmerzen dabei hast und umso weniger du ausbessern musst, umso mehr kannst du dich auf die Meditation konzentrieren :)


    Was und wie du dann schlussendlich meditierst (vorallem im Zen) hat dir ja Jiun Ken schon einiges empfohlen :)


    _()_

    mani-tibetan.jpg

  • Neben den schon von den Anderen gegebenen, wertvollen Tipps hier noch eine Ergänzung:


    Ganz, ganz grob gesagt gibt es zwei grundsätzliche klassische Stoßrichtungen in der buddhistischen Meditation:


    1. Meditation, die ein "Beruhigen" des Geistes erzeugt ("Samatha")
    2. Analytische, zur Erkenntnis führende Meditation ("Vipassana")


    Üblicherweise wird gesagt, das man zuerst ein wenig Erfahrung in 1 bekommen soll, bevor man 2 übt. Auch um Unruhe, Umgang mit Emotionen usw. anzugehen, hilft 1.


    Meist wird anhand eines Meditations-Objekts (klassicherweise der Atem) anfangs in kürzeren, später in längeren Sitzungen Gewahrsein und das natürliche Beruhigen des Geistes geübt. Die dadurch entstehende Geistesruhe und Achtsamkeit wird nicht nur als wohltuend empfunden, sondern kann später genutzt werden, um mit größerer Kraft die analytische Meditation (2) durchzuführen, die das Leiden an der Wurzel packt und von den konfliktträchtigen Emotionen befreit.


    In welcher Körperhaltung man die Übungen durchführt, spielt nur eine sekundäre Rolle. Dein Geist meditiert, nicht der Körper - d.h. außer schweren Psychosen/Schizophrenie gibt es, soweit ich gelernt habe, keine echten Einschränkungen, was die Entwicklungsfähigkeit auf dem buddh. Weg betrifft.


    Viel Erfolg, Peregrinus!


    p.s.: Ein echter Lehrer/Gruppe zum Lernen ist besser als ein Buch!

    "Awareness liberates."

  • Peregrinus:

    Also hab ich das richtig verstanden es ist anfangs "egal" in welcher Gruppe man ist sofern es einfach nur ne Meditationsgruppe ist ?


    Hi Peregrinus


    Ja, anfangs ist es egal, wo man Meditation beginnt. Das heißt aber nicht, dass alle Gruppen oder Richtungen gleich sind. Ebenso wie Menschen, vertreten sie individuelle Neigungen & Sichtweisen.


    Wissen (was lehrte der Buddha wirklich?) & Erfahrung, auch in Hinsicht auf die Unterschiede zwischen den Richtungen, kommt erst mit der Übung. Dann ist es aber um so entscheidender, wo es lang geht.


    Grüße

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • karma_yeshe:

    Neben den schon von den Anderen gegebenen, wertvollen Tipps hier noch eine Ergänzung:
    In welcher Körperhaltung man die Übungen durchführt, spielt nur eine sekundäre Rolle. Dein Geist meditiert, nicht der Körper - d.h. außer schweren Psychosen/Schizophrenie gibt es, soweit ich gelernt habe, keine echten Einschränkungen, was die Entwicklungsfähigkeit auf dem buddh. Weg betrifft.


    Vielleicht nur zur Ergänzung auch zu meinem Posting von vorhin:
    Der gerade Rücken ist dafür gut, dass die Körperenergien gut fliessen können. Ich denke dass ist vorwiegend im tibetischen Buddhismus so - nur so zur Erklärung weil ich das vorher vergessen habe :D


    _()_

    mani-tibetan.jpg

  • Gerade für Anfänger finde ich Zentren empfehlenswert, wo nicht nur ein Lehrer und ein einziger Zweig einer bestimmten Tradition im Fokus ist, sondern auch hier und da über den Tellerrand geschaut wird und auch Gastlehrer aus anderen Traditionen eingeladen werden. Das ist optimal, um nicht gleich von Anfang an den Weg eines Fachidioten einzuschlagen, was man sich später sowieso wieder abgewöhnen muss.
    Wenn Du so ein Zentrum also in erreichbarer Nähe hast: super.
    Regelmäßig besuchen, kann ja auch heißen, einmal im Monat. Besser als nichts.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Peregrinus:


    Wieso ich mich damit beschäftigen will hat mehrere Gründe .. Ich würde mein Leben als relativ freudlos bezeichnen..da ich aufgrund massenhaft schlechter Erfahrungen in der Vergangenheit eine ziemlich pessimistische Grundeinstellung angenommen habe. Desweiteren komme ich schlecht mit veränderungen klar (hängt wahrscheinlich auch mit der Vergangenheit zusammen) das es bei mir zu kleineren Panikattacken kommt oder Schlafprobleme..nur weil ich an den nächsten Tag denke und was er mir im schlimmsten fall bringen kann..dementsprechend unruhig bin ich in ungewohnten Situationen.


    Wenn ich das richtig sehe, willst du das verändern, obwohl dich das wahrscheinlich ängstigt - "Panikattacken" .... ??


    Zitat


    So die Fragen :)
    Nach dem kleinen Überblick ..würdet ihr sagen Zen/Vipassana könnte mir da helfen ?


    Das musst du selbst ausprobieren, selbst erfahren eben. Das muss nicht eine Gruppe sein in der Nähe, sondern du kannst auch zu einem Retreat irgendwohin fahren.


    Zitat


    Welche Bücher für einsteiger könnt ihr empfehlen ? Bezüglich Zen hab ich öfters gelesen das Shunryu Suzuki´s "Zen Geist Anfänger Geist" für einsteiger ganz praktisch sein soll
    (wichtig !!! es sollte für anfänger verständlich gemacht werden "wie" man meditieren lernt .. dürfte ja mehr sein als nur stillsitzen xD)


    http://www.antaiji.dogen-zen.de/deu/index.shtml
    Da kannst du dich mal einlesen.


    Zitat


    Wie wichtig ist die Position/was wäre die Alternativposition? Ich denke da könnte es bei mir Probleme geben nach diversen Knie/Rücken operationen


    Probier es aus - man kann auch auf einem Bänkchen oder Stuhl sitzen.


    Zitat


    Bonusfrage ^^ kann mir vielleicht jemand nen kleinen Erfahrungsbericht geben falls er/sie probleme mit ähnlicher/gleicher Symptomatik wie der meinen hatte ? Wäre wohl nen Idealer Motivationsschub :)


    Einen Motivationsschub? Im Ernst: Lass' es sein und mach' was anderes - .......

  • Die Unruhe der Gedanken und Vorstellungen erzeugt Ängste.
    Aber man kann sich nicht zur Ruhe zwingen ---nicht dauerhaft.
    Wer Vertrauen verloren hat, fürchtet sich und macht sich umso mehr Gedanken.
    Wir wollen Kontrolle zurück gewinnen.
    Wer versucht über Meditation Kontrolle zurückzugewinnen, scheitert.
    Der Mensch funktioniert so nicht, das Spirituelle hat andere Gesetzmäßigkeiten.

  • Jikjisa:


    Der Mensch funktioniert so nicht, das Spirituelle hat andere Gesetzmäßigkeiten.



    "Zen ist nichts Spirituelles - Zen wird mit dem Körper praktiziert.
    Satori vollzieht sich nicht in deinem Kopf. Satori wird mit dem Körper ausgeübt. Es bedeutet, sich in der Haltung Buddhas zu üben. Was sich "spirituell" nennt, ist nur mit Vorsicht zu genießen. Zen-Praxis muss beim Körper anfangen. Der Geist drückt sich im Körper aus - oder besser gesagt: In der Lebenseinstellung."
    Sawaki Kôdô Rôshi


    Zitat


    Die Unruhe der Gedanken und Vorstellungen erzeugt Ängste.


    Wie die Henne das Ei? Oder ist es umgekehrt?
    Unruhe ist körperlich und eine der fünf Hindernisse - nivarana.

    Zitat


    Aber man kann sich nicht zur Ruhe zwingen ---nicht dauerhaft.


    Darin besteht die Praxis des Zazen - sich täglich zu setzen und zu sammeln. Einatmen, ausatmen .....
    http://www.palikanon.com/angutt/a01_001-010.html#a_i2

    Zitat


    Wer Vertrauen verloren hat, fürchtet sich und macht sich umso mehr Gedanken.
    Wir wollen Kontrolle zurück gewinnen.
    Wer versucht über Meditation Kontrolle zurückzugewinnen, scheitert.


    Du sprichst aus Erfahrung?

  • Hi,
    die Lehre Gotamo Buddhos ist dazu da das Bewußtsein zu verändern, mit allen Gedanken, Gefühlen und der Biologie des Körpers. Psyche und Physis werden aufgelöst. Das ist ein harter Brocken Arbeit.
    Der Lohn ist um so großartiger. Die Stufen sind: 1. Hörerschaft 2. Einmalwiederkehr 3. Nichtwiederkehr 4. Heiligkeit.
    Die Lehre macht sich selbst, nach dem Erreichen der Zeile, obsolet.
    Ein weiteres Beispiel, was sich aus der Meditation der Vier Pfeiler der Einsicht ergibt: Einsicht, Tiefsinn, Kraft, überweltliche Heiterkeit, Seligkeit, Innigkeit, Lindheit und Gleichmut. Das sind die Sieben Erweckungen.
    Das ist aber nur ein Abschnitt des Achtfachen Pfades. Es lohnt sich auf jeden Fall, da voll und ganz einzusteigen.


    sakko