Beiträge von Geronimo im Thema „Für Onda - Leben / Nicht-Leben“

    malsehen:


    Ich halte es nicht für falsch, was Du sagst. Ich denke, dass die "eine Sache" kein eines im Sinne einer Singularität ist. Das verstehe ich offener, vielfältiger, weiträumiger. Ohne, dass ich die Ansicht, dass für Dich oder irgendjemand diese Einsicht eine "einzelne" ist, minderwertiger empfinde, als eben diese Vielfalt. Ich kann beides gut nehmen.


    Es gibt natürlich viele relative Wahrheiten im Leben, aber es gibt nur eine Wahrheit die zur vollkommenen Befreiung führt. All die entsprechenden Wege, wie auch Yoga, Tai Chi, Qi Gong, oder Bogenschießen, Blumenstellen, Teezeremonien usw. haben nur diese eine Sache zum Ziel: Freiheit.


    Der Grad der erreichbaren Freiheit unterscheidet sich dabei natürlich wieder ganz grundlegend von Methode zu Methode und Praktizierendem zu Praktizierendem. Aber im Kern der Sache wollen sie alle nur auf die eine Wahrheit hinaus.


    Die Lehre des Buddha, Buddha-Dharma, integriert all diese Schulen und kann helfen dann noch einen Schritt weiter zu gehen.


    Das Begehren, die Triebe, die Neigungen, sie alle sind universelle Hindernisse auf dem Weg zur Befreiung, ganz gleich woran man glaubt, welcher Schule man angehört, oder welchen Praktiken man nachgeht. Die Grade mögen verschieden sein, und der eine verwechselt schon eine angenehme Samadhi-Erfahrung mit der letztlichen Befreiung und gibt sich damit zufrieden (und macht vielleicht sogar eine eigene Schule daraus...) Aber der Buddha hat ganz klar aufgezeigt, das man auf dem Weg viele herausragende und glückbringende Erfahrungen machen wird, aber sie alle nicht mit dem vollkommenden Frieden zu verwechseln sind, solange man nicht definitiv und unmissverständlich weiß:


    Zitat

    "'Als mein konzentrierter Geist auf solche Weise geläutert, klar, makellos, der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich war, richtete ich ihn auf das Wissen von der Vernichtung der Triebe. Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: >Dies ist Dukkha.< Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: >Dies ist der Ursprung von Dukkha.< Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: >Dies ist das Aufhören von Dukkha.< Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: >Dies ist der Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt.< Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: >Dies sind die Triebe.< Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: >Dies ist der Ursprung der Triebe.< Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: >Dies ist das Aufhören der Triebe.< Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: >Dies ist der Weg, der zum Aufhören der Triebe führt.<'"


    20. "'Als ich so wußte und sah, war mein Geist vom Sinnestrieb befreit, vom Werdenstrieb und vom Unwissenheitstrieb. Als er so befreit war, kam das Wissen: >Er ist befreit.< Ich erkannte unmittelbar: >Geburt ist zu Ende gebracht, das heilige Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden mußte, darüber hinaus gibt es nichts mehr.<'"


    http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m112z.html

    malsehen:

    Worum fechtet ihr — um Eure eigene Eitelkeit, das bessere Verständnis zu haben? Gralshüter vs. Reformatoren?
    Ähm — mal loslassen?


    Was das angeht: Ich empfinde das überhaupt nicht als fechten. Wenn einer etwas kluges zu sagen hat, dann kann man nur dazulernen.

    accinca:
    Geronimo:

    Ich spreche hier tatsächlich ausschließlich aus eigener Erfahrung. Alles andere würde auch für mich keinen Sinn machen.


    Und über die der Lehre des Buddha geht es nie?
    Komischer Buddhismus wo es nur um die eigenen
    Erfahrungen gehen soll.


    Geht doch Hand in Hand, wenn man dem 8fachen Pfad ganz folgt.

    malsehen:

    Eine Lehre entsteht doch erst aus den Worten erst in der eben vielfältigen Rezeption des Menschen. Ohne diese Rezeption durch ein Gegenüber ist sie genauso tot wie das Papier, auf dem sie gedruckt ist. Ich empfinde einen immer stärker werdenden Widerwillen gegenüber der Tatsache, dass genau diese Prozesse der Rezeption, Auslegung und Umsetzung hier konsequent in einen Falsch/Richtig-Diskurs münden. Ohne diese Prozesse ist keine Lehre da. Also ist losgelöst von diesen Prozessen auch kein Kriterium von richtig oder falsch. Und doch ist es genau dieses Kriterium, an dem sich mit höchstem Einsatz gerieben wird. Also quasi erster Teil des lebendig werdens dieser Lehre, um die ihr da fechtet. Worum fechtet ihr — um Eure eigene Eitelkeit, das bessere Verständnis zu haben? Gralshüter vs. Reformatoren?
    Ähm — mal loslassen?


    Daran besteht ja auch kein Zweifel, das jeder erst einmal individuell an die Dinge herangeht und sie unterschiedlich auffasst. Aber das ist nur am Anfang so. Mit zunehmender rechter Praxis eint sich der Weg und die Erkenntnis immer mehr.


    Wäre es anders gäbe es keinen universellen 8fachen Pfad, den wirklich jeder gehen kann. Und auch keine direkten Übertragungslinien wie im Zen und all den anderen Schulen. Wenn ein Meister nie mit Sicherheit sagen könnte: "Hast du nun erkannt was ich erkannt habe? Hast du erkannt wovon der Buddha sprach?", dann wäre die Weitergabe des Dharma nicht möglich.


    Die Welt der Ansichten und Meinungen ist die Welt der tausend Dinge. Das ist das was ihr als subjektive Rezeption bezeichnet. Da gibt es, aus Unwissenheit, viele Wahrheiten. Das Sehen jedoch das von Zuneigung, Abneigung und Unwissenheit befreit wird, das Erkennen das nicht mehr durch Triebe, Begehren, Bedürfnisse beeinflusst wird, das führt ganz unweigerlich zum Wissen um die eine Sache.




    http://www.palikanon.com/angutt/a06_061-064.html

    Onda:


    Wertvoll ist immer, wenn da einer aus eigener Erfahrung und eigener Kenntnis sprechen kann. Der Rest ist Spekulation und frommes Nachbeten.


    Ich spreche hier tatsächlich ausschließlich aus eigener Erfahrung. Alles andere würde auch für mich keinen Sinn machen.

    Ich muss wieder schmunzeln ob deiner martialischen Wortwahl.


    "Wahre Buddhisten" bedeutet nicht automatisch "wahres Wissen". Es kann zu wahrem Wissen führen, innerhalb eines Lebens, aber wenn ich mir die Kommentarliteratur so anschaue, dann wird da selbst bei sehr angesehenen Lehrern noch eine ganze Menge gemeint und nicht gewusst. Aber das ist ja auch nicht so schlimm.


    Das am Ende alle das gleiche erkennen ergibt sich jedoch ganz zwingend aus dem Pfad zur Wahrheit. Wie diese Wahrheit letztlich ausgedrückt wird mag uns oft widersprüchlich erscheinen, aber im Kern der Sache müssen alle wahrhaft Erwachten von der gleiche Sache sprechen. Es geht nicht anders. Sonst hätte der gesamte 8fache Pfad keinen Nutzen.

    Onda:
    Geronimo:

    .... und zeigt auch deutlich das es so etwas wie Lesarten im Dharma überhaupt nicht geben kann.


    Genau diese Anschauung ist die Wurzel vieler Probleme.
    Dieser naive Glaube, es gäbe nur eine Lesart. Damit ist dann immer die eigene gemeint.


    Onda


    Nee. Wenn du einen Stein in's Wasser wirfst, dann entstehen Wellen. Das ist einfach so, ganz gleich aus welcher Richtung du es auch betrachtest. Und genauso ist es auch beim Geist. Wenn da Begehren ist, wenn da Triebe sind, wenn da Bedürfnisse sind, dann ist da keine Freiheit. Das ist so klar das es einigen schon wieder unklar ist.


    Und jeder Reiz dem man nachgeht führt zu einer Stärkung der Triebe. Und jeder Trieb der in uns wächst führt uns ein Stückchen weiter weg vom Frieden. Das ist einfach so.


    Auslegungen sind nichts anderes als Ansichten und Meinungen. Und all die lösen sich mit dem konsequenten beschreiten des 8fachen Pfades nach und nach auf. Am Ende sehen alle das gleiche. Lesarten haben mit Wissen überhaupt nichts zu tun.


    Aber es bedarf dabei aller 8 Pfadglieder. 7 oder gar weniger reichen nicht um die eine Wahrheit zu ergründen.

    Onda:


    Eben. Und darum ist das Projekt Geburtenvernichtung so absurd. Die Kultivierung von Aversion gegen die relative Wirklichkeit (Samsara) ist nicht sinnvoll.


    Onda


    Nur gibt es auch keine wie auch immer geartete Aversion bei Nachfolgern des Buddha die gerne aus dem Kreislauf der Geburten aussteigen wollen, in welcher Form auch immer dieser Kreislauf existieren könnte.


    Es gibt Leben, es gibt glückliches Leben, und dann gibt es da noch etwas friedvollereres...

    Onda:
    Geronimo:


    Und genau da liegt ja der Fehler. Leben ist nichts anderes als viele kleine Strudel im Meer. Und da die Strudel sich als getrennt vom Meer empfinden hängen sie sehr an ihrem Dasein. Lösen sich die Grenzen jedoch zunehmend wieder auf, dann kann der Strudel erkennen das er nie davon getrennt war. Und so kehrt Ruhe ein.


    Ich kann da keinen Fehler entdecken. Das mit der Welle und dem Meer sehe ich ähnlich. Bloß ist es falsch, die individuelle Existenz der Welle zu leugnen. Die Welle leidet solange sie sich als separates Etwas empfindet. Erkennt sie die Einheit mit dem Meer, erlischt das Leiden. Kein vernünftiger Mensch käme aber nun auf die Idee zu sagen: "Wir müssen darauf hinarbeiten, dass es künftig auf dem Meer keine Wellen mehr gibt. Oder: Wir müssen die Wiedergeburt der Welle verhindern". Und genau diesen Blödsinn halten hier einige für Buddha-Dharma.


    Onda


    Ich glaube das nicht. Es ergibt sich ganz von selbst aus der Praxis des 8fachen Pfades, das das Meer irgendwann zur Ruhe kommt. Der Welle ebbt einfach ab. Etwas verhindern zu wollen führt genauso wenig zur Befreiung wie etwas haben zu wollen. Und beides beruht auf Unwissenheit. Wer gegen eine Welle vorgehen würde, würde nur noch mehr Wellen erzeugen. Und so kommt nichts zur Ruhe. Was dir vielleicht manchmal wie Aversion gegen das Leben erscheint ist letztlich nur Erkenntnis die auf Gleichmut beruht.

    Onda:
    Geronimo:


    ...Dass der Begriff "lebensfeindlich" in Bezug auf die Lehre des Buddha einem nur mit falschen Verständnis richtig erscheinen kann.


    Lebensfeindlich habe ich die Lehre des Buddha nie genannt. Es gibt lediglich lebensfeindliche Lesarten dieser Lehre (=Stolperfallen). Meine Lesart des Buddha-Dharma ist nicht lebensfeindlich. Da ich keine Sinn darin sehe, eine Lehre auf dem Fundament der Aversion (Bedürfnis nach Lebens-Überwindung) zu errichten.


    Onda


    Und genau da liegt ja der Fehler. Leben ist nichts anderes als viele kleine Strudel im Meer. Und da die Strudel sich als getrennt vom Meer empfinden hängen sie sehr an ihrem Dasein. Lösen sich die Grenzen jedoch zunehmend wieder auf, dann kann der Strudel erkennen das er nie davon getrennt war. Und so kehrt Ruhe ein.


    Als Strudel kennen wir nur das Glück der Bedingungen. Was jedoch noch darüber hinaus an Glück möglich ist, jenseits von allen Bedürfnissen, das hat der Buddha entdeckt und dargelegt.


    Aber auch nur wenn man Leben als unabhängigen Vorgang sieht. Sieht man das Leben jedoch in größerem Kontext, dann kann man erkennen das es sich dabei "nur" um Energien handelt die entstehen und wieder vergehen.

    sarvamitra:

    War mir ein Anlaß nächtens MN72 in zwei verschiedenen Übersetzungen zu lesen. Im Wesentlichen geht es um die Frage nach dem Resultat der Erlösung bzw. was ist mit Buddha nach dem parinibbana. Und was wollte man jetzt damit Onda sagen?
    Sarvamitra


    Das der Begriff "lebensfeindlich" in Bezug auf die Lehre des Buddha einem nur mit falschen Verständnis richtig erscheinen kann.


    http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m072z.html