Beiträge von mukti im Thema „Rechte Anstrengung (sammā-vāyāma)“

    blue_aprico:


    ganz abgesehen davon kriegt man vom lehrer auf den deckel
    wenn man s nicht "kapiert". oder ?


    Wohl nach dem Motto: leichte Schläge auf den Hinterkopf fördern das Denkvermögen. Aber ich hab' früher mal bei so einen Trainer gewohnt, das war sehr förderlich, die nötigen Impulse von außen zu kriegen. Ein Bikkhu zu Buddhas Zeiten hat ja auch erstmal ein paar Jahre mit einem Unterweiser zusammengewohnt.

    Um Dukkha zu beenden muss das ganze Programm vollständig geübt werden, wie es beispielsweise in A.III.74 zusammengefasst ist:


    Nur mal wieder allgemein zu "Rechter Anstrengung":


    Tatkraft (virya) ist eine der fünf geistigen Fähigkeiten (bala) und steht damit im Zusammenhang mit Vertrauen, Achtsamkeit, Sammlung und Wissen.
    Wie ja schon gesagt wurde gründet sie besonders auf rechter Ansicht, also die Motivation zur Willensanstrengung kommt vor allem aus Einsicht und Erkenntnis, nicht aus blindem Vertrauen oder Gehorsam. Zur Entfaltung der Erkenntnis ist Achtsamkeit nötig, und so ist Tatkraft auch eine "Vorstufe des Erwachens", die sich durch Satipatthana entfaltet, als eine direkte Folge der Wahrheitsergründung:


    blue_aprico:

    Gefühle würde ich nicht antasten, die gehen immer mit Energie einher, da sollte man nix blockieren, geschweige niederringen. Naja, mittlerer Weg und so. Allet nich so einfach. ;)


    Interessanter Punkt das mit den Gefühlen. Die werden durch Erkenntnis transzendiert:



    http://www.palikanon.com/samyutta/sam36.html#s36_3


    Da steht noch einiges mehr über Gefühle.

    blue_aprico:


    Er spricht auch nicht von unterdrücken von Gedanken und Vorstellungen, sondern eher davon sie am Aufsteigen zu hindern, so dass sie die Sicht nicht verschleiern können ( Verblendung )- und auch da als letztes Mittel wenn s anders nicht geht-..


    Oder auch wenn der Geist gerade nicht klar und ruhig genug ist, unheilsame Gedanken beim Aufsteigen gleich in der Anfangsphase wegdrücken. Wenn man das eine Zeitlang macht entsteht bald mehr Klarheit und Zufriedenheit, und die Fähigkeit der Kontemplation und Meditation kehrt wieder zurück.

    Karma Pema:


    Wenn ich den Anhang 5 zum Majjhima Nikaya 20 lese, sehe ich, das es mit MN 36 in Verbindung steht. Es ist eine Entwicklung.


    Jedenfalls sind das in M.20 Anweisungen wie ein Bikkhu störende Gedanken beseitigen kann, und Abschnitt 5 gehört als die gröbere Lösung dazu. Für mich unterstreicht das auch dass man alles einsetzen muss um die Störungen zu beseitigen, wie es einem auch immer möglich ist. In M.36 steht dass man die Störungen durch extreme Überanstrengung aber nicht beseitigen kann. Das "Niederringen" funktioniert also nur wenn man es nicht so sehr übertreibt dass Geist und Körper aus dem Gleichgewicht geraten.
    Manchmal funktioniert das auch, man geht unheilsamen Gedanken und Neigungen einfach nicht nach ohne viel darüber nachzudenken oder zu kontemplieren - nein das mache ich jetzt nicht, das ist nicht gut - nur ein simpler Willenseinsatz, ein Wegschieben.

    Diese Stelle ist in M.20: "Die Stillung störender Gedanken" http://palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m020z.html


    Da werden zuerst vier Maßnahmen genannt um unheilsame Gedanken zur Ruhe zu bringen, erst wenn das alles nicht klappt dann soll man:


    Zitat

    So wie ein starker Mann einen schwächeren Mann am Kopf oder den Schultern packen, ihn niederwerfen, ihn zu Boden zwingen und überwältigen könnte, genauso sollte ein Bhikkhu - falls immer noch üble unheilsame Gedanken, die mit Begierde, mit Haß und mit Verblendung verbunden sind, in ihm entstehen, während er die Aufmerksamkeit auf die Stillung der Gestaltung jener Gedanken richtet - mit zusammengebissenen Zähnen und an den Gaumen gepreßter Zunge den Geist mit dem Herzen niederwerfen, ihn zu Boden zwingen und überwältigen.


    Das ist wohl einfach reine Willensanstrengung als letzte Maßnahme.

    Hallo,


    Buddhaghosa:


    wie ich finde, zeigt rechte Anstrengung eben auch, wie gleichmütiges und akzeptierendes reines Beobachten von heilsamen und unheilsamen Geisteszuständen eben nicht immer und ausschließlich die wahre Praxis ist. Es gilt durchaus, den unheilsamen Geistesfaktoren, den Kampf anzusagen. Für mich ist dies ein Punkt, der nicht genug betont wird.


    Ich finde auch dass das zuwenig betont wird, manchmal wird es sogar verneint. Wie nach dem Motto anderer Richtungen "Liebe und tue was du willst", gälte im Buddhismus "Beobachte und tue was du willst", das genüge zur Loslösung. Oft wird aber "der Beobachter" von Trieben überwältigt und in das Geschehen hineingezogen, was nur mit Anstrengung und Willenseinsatz vermeidbar ist. Achtsamkeit hat eben auch einen aktiven Aspekt und ist nicht nur passives Wahrnehmen. Besonders bei hartnäckigen Gewohnheiten braucht es längere Anstrengung bis der Geist die gewünschte Richtung annimmt. Andererseits lässt sich der Kampf gegen die Leidenschaften nicht ohne Wissen und Sammlung gewinnen.

    Trägheit und Nachlässigkeit entkommt man also durch Willensanstrengung, mit Maß und Ziel, basierend auf rechter Ansicht.


    Zitat


    Kein besseres Mittel kenne ich, ihr Mönche, wodurch die aufgestiegene Starrheit und Mattigkeit nicht zum Aufsteigen kommt und die aufgestiegene Starrheit und Mattigkeit schwindet, wie die Geisteshaltung (*8) des Willenseinsatzes, des Vorwärtsstrebens und der kraftvollen Ausdauer. Wer nämlich, ihr Mönche, seinen Willen einsetzt, in dem kommt die unaufgestiegene Starrheit und Mattigkeit nicht zum Aufsteigen und die aufgestiegene schwindet.


    (*8) dhātu, wtl: Element. Diese Bezeichnung der drei Phasen der Tatkraft (ārambha-dhātu, nikkama-dhatu, parakkama-dhatu) soll hier wohl auf eine entsprechende elementare geistige Einstellung oder Grundhaltung hinweisen.
    (A.1.2.)


    "Dem Unbeherrschten ist der eigene Geist der größte Feind, dem Beherrschten der größte Freund" - ein Wort aus der Bhagavad-Gita, das vom Buddha bestätigt wird:


    Zitat

    Kein anderes Ding kenne ich, ihr Mönche, das, ungezähmt, unbehütet, unbewacht und ungezügelt, zu so großem Unsegen führt wie der Geist. Zu großem Unsegen, ihr Mönche, führt der ungezähmte, unbehütete, unbewachte und ungezügelte Geist.
    Kein anderes Ding kenne ich, ihr Mönche, das, bezähmt, behütet, bewacht und gezügelt, zu so großem Segen führt wie der Geist. Zu großem Segen, ihr Mönche, führt der bezähmte, behütete, bewachte und gezügelte Geist. (A.1.4.)


    Das fortwährende Stehen wird sogar heute noch in Indien praktiziert, einige stützen sich dabei auf den Ast eines Baumes damit sie nicht irgendwann umfallen. Beliebt ist es auch einen Arm in die Höhe zu halten bis er ganz dünn und verdorrt ist. Vielleicht eine etwas mildere Form ist das fortgesetzte Niederwerfen im Hinduismus und tibetischen Buddhismus, bei dem lange Pilgerstrecken zurückgelegt werden, oder der Kailash-Berg umrundet wird. Auch im Christentum gibt es harte Askese.
    Das kommt wohl alles aus dem Gefühl man müsse für die vergangenen Verfehlungen Buße tun um sich zu reinigen. Oder auch als Maßnahme um von den körperlichen Anhaftungen loszukommen. Auch der Buddha hat ja eine Zeitlang extrem praktiziert, bevor er es als falsch erkannt hat, jedenfalls nach dem Palikanon.



    Da geht es wohl überwiegend um geistige Anstrengung bzw. Bemühung, wie auch die Achtsamkeit auf den Körper (satipatthana sutta) vor allem eine geistige Angelegenheit ist.
    Die körperliche Gesundheit ist eine Folge von maßvoller Lebensweise, wobei das schon auch eine körperliche Anstrengung ist, etwa Essen und Schlafen zu regulieren. Da wäre interessant wie das im Vinaya mit dem Schlafen gehandhabt wird, dazu habe ich dort noch nichts gefunden. Jedenfalls ist öfter von "Nachtwachen" die Rede. Im Yoga ist es üblich, vor Sonnenaufgang aufzustehen.

    Interessant finde ich auch dass rechte Anstrengung bei der Dreiteilung des achtfachen Pfades zu Sammlung (samadhi) gezählt wird. Es geht dabei also vor allem darum, den Geist auf ein einziges Objekt, oder auf eine Sache zu konzentrieren. Gewöhnlich ist der Geist zerstreut bzw. geht allen möglichen unnötigen und unheilsamen Dingen nach. Für den Buddha gab es nach seinem Aufbruch in die Hauslosigkeit nur mehr ein einziges Thema, das er bis zur Erleuchtung konsequent verfolgt hat.
    Es ist diese Selbstbeherrschung, die Kontrolle über die geistigen Aktivitäten, die durch das Entwickeln rechter Ansicht, beobachtende Achtsamkeit und Willensanstrengung erreicht wird, bis der Geist sozusagen nicht mehr mit einem macht was er will. Doch die Vernunft oder Intelligenz alleine ist dazu nicht imstande, sondern eine zu entwickelnde Instanz die "höhere Geisteskraft" (abhiññā) genannt wird:


    Das hier klingt auch anstrengend:


    Monikadie4.:
    mukti:


    ... bleibt der Schmerz der Entsagung und rechten Anstrengung wohl kaum jemandem ganz erspart, wenn er auch umso größer ist, je stärker die Begierden sind.


    Dem muss ich widersprechen. Der Schmerz, der durch Begierde, Hass und Verblendung entstand, war derartig groß, dass das Wissen und die Erleichterung, einen Weg aus diesem Dilemma gefunden zu haben, dagegen die Befreiung an sich schon war.


    Ich behaupte sogar, dass derjenige, der keinerlei oder wenig schmerzliche Erfahrungen mit obigen Hindernissen hatte, es sogar schwerer hat, dem Weg zu folgen.


    Wenn es keine schmerzlichen Erfahrungen gibt, gibt es auch kein Motiv zur Befreiung. Andererseits verhindert die Verblendung das Leid mit Gier und Hass in Verbindung zu bringen. Dann motiviert auch großes Leid nicht zur Entsagung - wie beim Raucher mit Kehlkopfkrebs, der die Zigarette an das Loch in der Luftröhre hält, das der Chirurg gemacht hat. Oft wird angesichts des Leids noch jeder mögliche Genuss gesucht, damit man wenigstens noch ein bisschen was vom Leben hat. Gesundheit und sogar das Leben wird häufig dem Genuss geopfert, wenn es keine sonstige Aussicht auf Glück gibt. Auch wenn es diese Aussicht gibt, kann man erst ganz loslassen, wenn man das Glück der Loslösung erfährt. Bis man das erfährt ist es gewöhnlich mehr oder weniger eine Durststrecke. Womit ich jetzt nichts gegen deine Erfahrungen sagen will.

    Elliot:


    Und das mit der Entsagung beispielsweise ist für den einen halt einfacher und für den anderen halt anstrengender:
    .........


    Anstrengung kommt an dieser Stelle in M.45 gut zum Ausdruck:


    Zitat

    6. "Und was, ihr Bhikkhus, ist die Art, Dinge zu verrichten, die jetzt schmerzhaft ist und in der Zukunft als Glück heranreift? Jemand, ihr Bhikkhus, hat von Natur aus starke Begierde in sich und ständig erfährt er Schmerz und Trauer, die aus der Begierde entstehen; er hat von Natur aus starken Haß in sich und ständig erfährt er Schmerz und Trauer, die aus dem Haß entstehen; er hat von Natur aus starke Verblendung in sich und ständig erfährt er Schmerz und Trauer, die aus der Verblendung entstehen. Dennoch führt er in Schmerz und Trauer, weinend mit tränenüberströmtem Gesicht, das perfekte und reine heilige Leben. Bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode erscheint er an einem glücklichen Bestimmungsort, ja sogar in der himmlischen Welt wieder. Dies nennt man die Art, Dinge zu verrichten, die jetzt schmerzhaft ist und in der Zukunft als Glück heranreift."


    Ich denke das betrifft nicht nur einen zukünftigen glücklichen Bestimmungsort, sondern auch die Befreiung. Im Sanskrit gibt es den Ausdruck "Tapasya", das Ausüben von Disziplin, Aufsichnehmen von Unannehmlichkeiten, um spirituellen Fortschritt zu machen. Obwohl der Buddha extreme Praktiken verworfen und den mittleren Weg gelehrt hat, bleibt der Schmerz der Entsagung und rechten Anstrengung wohl kaum jemandem ganz erspart, wenn er auch umso größer ist, je stärker die Begierden sind.

    Mr. Green bedeutet für mich Selbstironie. Die ganze Aufmerksamkeit auf die Lehre richten erzeugt rechte Anstrengung sagst du, gut, das ist bestimmt richtig. Wie auch Elliot aus M. 117 zitiert hat: "In jemandem mit richtiger Ansicht entsteht richtige Absicht". Und richtige Ansicht entsteht ja durch das Hören und Verstehen der Lehre.

    Die Veranlagung spielt eine entscheidende Rolle:


    Es ist aber sehr schwierig eine so klare Einsicht zu erlangen dass die Loslösung von selber passiert. Wenn sich Gedanken an zukünftige Schwierigkeiten auch ablegen lassen, dann ist es in der Gegenwart noch anstrengend genug auf diesen Berg hinaufzukommen, den Gipfel der Einsicht zu erreichen. Aber ja, ein gewöhnlicher Mensch kann immerhin den Weg der kleinen Schritte gehen.

    Ja das ist jetzt mal ziemlich eindeutig. Aber was man auch immer unter yoniso manasikāra versteht, wichtig ist wohl vor allem diesen Willen in sich zu erzeugen, der zur Überwindung, Vermeidung, Erweckung und Erhaltung nötig ist.

    Hallo,


    weil ich zur Zeit etwas faul bin, ist die Auseindersetzung mit rechter Anstrengung angebracht. Nyanatiloka hat das aus dem Palikanon im "Wort des Buddha" sehr schön zusammengestelt http://www.palikanon.com/buddh…buddhas/08wortbuddhas.htm. Ein bisschen lang, aber ich stelle es mal so rein, vielleicht möchte jemand dazu was sagen. Es betrifft natürlich Mönche, aber man kann/sollte sich da wohl einiges abschauen.



    Was aber ist rechte Anstrengung?



    Zitat

    FÜNF WEGE ZUR ÜBERWINDUNG ÜBLER GEDANKEN


    Wenn beim Erwägen eines Objektes dadurch im Mönch üble, unheilsame Gedanken aufsteigen, mit Gier, Haß oder Verblendung verbundene, so soll er aus dieser Vorstellung eine andere, heilsame gewinnen; oder er soll den Unsegen solcher Gedanken erwägen: ,Da sind sie ja, diese unheilsamen Gedanken, diese verwerflichen leidgebärenden!'; oder er soll solchen Gedanken keine Beachtung schenken; oder er soll ihren Entstehungsgrund feststellen; oder er soll, die Zähne aufeinander beißend und die Zunge gegen den Gaumen gepreßt, die Gedanken mit seinem Geiste niederzwingen, unterdrücken und überwältigen. Dabei aber kommen jene mit Gier, Haß und Verblendung verbundenen, üblen unheilsamen Gedanken zum Schwinden und zur Aufhebung; und nach ihrem Schwinden festigt sich innerlich der Geist, beruhigt sich, wird einig und sammelt sich.


    M.20



    Zitat

    Ein Jünger, der Vertrauen besitzt und des Meisters Weisung durchdrungen hat, ist erfüllt von dem Gedanken: ,Mögen, wahrlich, eher Muskeln, Haut und Sehnen, mitsamt den Knochen, dem Fleisch und dem Blute auftrocknen und zusammenschrumpfen, als daß ich meine Willenskraft aufgebe, bevor ich nicht erreicht habe, was mit männlicher Kraft, Anstrengung und Ausdauer zu erreichen ist!'


    M.70