Beiträge von xxx im Thema „Gibt es ein Selbst?“

    Morpho:

    die begriffe intuition und intuitiv werden im buddhistischen kontext anders als im westlichen gelesen/verstanden, genau wie "weisheit" oder auch "intelligenz", und in ersterem kontext eben als 'unbedingt'.


    Es gibt nichts unbedingtes im buddhistischen Kontext ausser nibbana.

    Yofi:

    , falls du ein Problem mit der "Intuition" hast. .


    Das Problem, welches ich mit der Intuition habe besteht darin, dass diese wie alle geistigen Vorgänge Produkt von paticca samuppada (Kette bedingten Entstehens) ist. Dadurch ist sie konditioniert. Nur weil sie gewöhnlich unbewusst bleibt ist sie noch lange nichts "heiliges".
    Wenn sie nicht unter ständiger reflektiver Kontrolle durch die Vernunft stehen können intuitive Gedanken auch mal gefährlich werden: Wahnvorstellungen, Affekte etc.
    Womit ich ausdrücken will: Die bewusste Vernunft sollte immer über der unbewussten Intuition stehen und diese kontrollieren. Z.B: woher die Intuition kommt und welches (unbewusste) Ziel sie verfolgt.


    Natürlich ist es alles andere als einfach unbewusste geistige Vorgänge zu erkennen. Aber genau dazu dient ja schliesslich eine buddhistische Geistesschulung (-> Anapanasati). Die hat natürlich nicht viel mit TNH's Meditationsvorschlag gemeinsam.

    Damit ist gemeint, dass wir falsche Vorstellungen, die schöne Gefühle auslösen schnell und kritiklos als Wahrheit akzeptieren. Wahrheiten hingegen, die Schmerzen bereiten genauso schnell und kritiklos als Unwahrheiten abtun.

    Morpho:

    Sie ist Handlung, die dem jeweiligen Wesen nutzbar sein muss, erhellend, lösend, und das bedeutet: geschmeidig, formbar, gefügig, - mit Weisheit verbunden.


    Daher kommt es auch, dass seit jeher jeder x-beliebige unreflektierte "Mist" als Buddhismus verkauft wird.
    Sobald es einem warm wird ums Herz bleibt die reflektierende Kritik der Vernunft leider oft auf der Strecke.

    Yofi:

    Dhamma aber, wie du schreibst, bedeutet den eigenen Geist mit der Weisheit zu verbinden, seine positive Eigenschaften stärken um sich so von den negativen befreien zu können. Das hat mit 'den anderen' und 'ihrem dhamma' überhaupt nichts zu tun.


    Mit Dhamma bezeichne ich die unverfälschte Lehre Buddhas wie sie im Palikanon zu finden ist. Was du da beschreibst sind deine eignen Ideen, welche sich möglicherweise an die Lehre Buddhas anlehnen, diese aber nicht explizit verkörpern.


    Unter der Formulierung "den eignen Geist mit der Weisheit verbinden" kann ich mir leider nichts vorstellen. Ich verstehe nicht was du damit meinst und wo und wie Buddha dies als Quintessenz seiner Lehre gelehrt haben soll.

    Es wäre schön wenn Du deine Aussagen über Buddhadhamma auch als solche belegen kannst. Zum Beispiel mit entsprechenden Textstellen im Palikanon.....

    Yofi:

    Intuitiv macht man nach und nach immer mehr richtig, denn Intuition bedeutet auch Entwicklung. Und das funktioniert eben nur dann, wenn man das urteilende Denken weg lässt.


    ..................ansonsten muss ich annehmen, dass deine Aussagen nicht Buddhadhamma verkörpern sondern lediglich eben diesen, deinen persönlichen phantasievollen Intuitionen entsprungen sind.


    Ich will hier aber kein Fass aufmachen und mich in papanca verlieren.


    Eigentlich wollte ich ja nur auf die Frage von Spock antworten und anmerken, dass der zitierte Anapanasativerschnitt von TNH imho nicht der Lehre Buddhas entspricht. :)


    Zitat

    Spock hat geschrieben:
    Ich verstehe das Problem nicht.
    Bakram hat geschrieben:
    Weil TNH ....eine esotherische Atta-Lehre verbreitet, die nichts ursprünglich buddhistisches mehr an sich hat...


    Nachvollziehbar belegt habe ich dies mit Werken eines sehr angesehenen Lehrer des Buddhadhamma ohne mich auf unreflektierte Intuitionen zu berufen.


    Leider ist die Diskussion wegen meiner Eitelkeit und v.a. Dünkel papanca-mässig aus dem Ruder gelaufen.
    Dafür entschuldige ich mich. _()_

    Zitat

    Auch die Einbildung ist ein psychischer Vorgang, weshalb es völlig irrelevant ist, ob eine „Erleuchtung“ „wirklich“ oder „eingebildet“ genannt wird. Der, welcher eine Erleuchtung hat oder zu haben vorgibt, meint auf alle Fälle, erleuchtet zu sein. (...) Selbst wenn er löge, wäre seine Lüge eine seelische Tatsache. (C. G. Jung, 1939.)


    :):):);)

    Yofi:


    Wer sich in diesem Opfer-Modus befindet, dem bleibt sicher keine andere Möglichkeit, als sich gegen "äußere" Einflüsse in der Art zu wehren, dass er Feindbilder postuliert. Wenn es kein "anderes Selbst" gäbe, wären auch Karmaformationen nicht möglich. Das "andere Selbst" findet man übrigens auch im Tibetischen Buddhismus, und einen "Vernichtungsglauben" findet man im gesamten Buddhismus nicht.


    Wie soll ich Dir nun am besten Antworten ? Ich habe am Anfang meines Posts doch extra vermerkt, dass sich niemand davon betroffen fühlen soll. Jeder hat eine Ansicht.
    Ich kenne keine Feindbilder, allerdings unterscheide ich wohl zwischen Buddhadhamma und Adhamma.
    Was Sankhara betrifft (Karmaformationen) existieren viele verschiedenen Vorstellungen in den Köpfen genauso wie über "Vernichtungsglauben" den du mir unterstellst.

    Was als Selbst erfahren wird ist das Gewahr werden der eigenen individuellen psycho-physischen Existenz (nama-rupa). Diese(s) beginnt mit der Befruchtung der Eizelle und vergeht mit dem Ableben.

    Morpho:

    Sag ich doch: Meinungsbilder des Fürwahrhaltens. Nun kommen manche daher und behaupten (mehr) Objektivität. Das sind "die ganz Schlauen".


    accinca:

    Zumindest lehrte der Buddha das.Und die sollte in einem buddhistischen Forum relevant sein


    Buddha lehrte keine Wahrheiten und Ansichten über die "Welt", das taten seine Nachfolger. Sie stülpten Metaphysik über die Lehre. Je nach Schule mal mehr, mal weniger.


    Dabei lehrte Buddha mehr wie man sich verhalten kann/soll in dieser unberechenbaren Welt und weniger wie diese Welt beschaffen ist.

    Morpho:

    wie dein zitat ja auch aussagt, hat nur der nicht diskriminierende und undogmatische geist einen zugang zur erkenntnis.


    Ich denke nicht, dass damit Erkenntnis im Sinne von "höchster Wahrheit" gemeint ist. Allein schon die Verwendung des Begriffs "Wahrheit" impliziert logisch-rationales Denken.
    Eine Aussage ist entweder wahr oder falsch. Dabei gibt es nicht verschiedene Wahrheiten sondern verschiedene Bezugssysteme. So kann eine Aussage im Bezugsystem Buddhismus als wahr gelten, im Bezugssystem Physik jedoch als falsch. Deshalb behaupte ich es gibt keine absolute höchste Wahrheit.


    Wahrheit ist immer relativ im Auge des Betrachters. Ein buddhistisch geprägtes Auge nimmt dabei anders wahr als ein physikalisch geprägtes.


    accinca:

    Es gibt ja noch die Lehre des Buddha. Dieser hat nicht von zwei Wahrheiten gesprochen sondern von Wahn und Wahrheit wobei die Wahrheit ja gerade in der (Er)Kenntnis des Wahns besteht.
    Genau

    Morpho:

    Bei der Verkündigung des Dharma haben sich die Buddhas auf die zwei Wahrheiten gestützt: Die eine ist die weltliche, 'verhüllte Wahrheit' (saṃvṛtisatya), die andere ist die ‚Wahrheit im höchsten Sinne’ (paramārthasatya). Diejenigen, die den Unterschied der beiden Wahrheiten nicht erkennen, die erkennen auch nicht die tiefe Wahrheit (tattva) in der Lehre Buddhas.


    Damit gehe ich gar nicht einig. Es gibt nicht zwei Wahrheiten. Wahr ist wahr basta. Ist etwa eine Wahrheit wahrer als eine andere ? Eine Weisheit (Prajnaparamita) weiser als eine andere ? Alles papanca, unnötige Gedankenspiele.

    Morpho:


    ............ nargajuna sich bemüßig fühlte die zu dekonstruieren, dass der "mittlere weg"


    Nagarjuna ? Hilfe ! Der hat uns was eingebrockt mit Mahayana, ursprünglich reinen Buddhismus mit metaphysischen Gedanken verunreinigt :roll: : Plötzlich sollen da zwei Wahrheiten und verschiedene Weisheiten gelten.
    Wo bleiben da die Kalamer ?

    Hallo Spacy


    Nenene. Zeile 1 - 4 sind als Antwort an accinca gedacht. Es sind mehr so eine Art rhetorische Fragen.


    Ich denke wir können gleich zur zweiten Stunde übergehen...........


    All das bin "Nicht-Ich". Bin ich ? Wenn ja was denn ? Buddha gibt keine Antwort....


    Deshalb komme ich auf die Idee, dass es für mich am Besten wäre, die Fragen bin ich nicht {Nicht-Ich}, bin ich {Nicht-Ich} oder bin ich {Ich}, nicht nur unbeantwortet stehen zu lassen sondern generell nicht mehr weiter zu beachten.


    Vielleicht ist der Term {Nicht-Ich} nur eine missverständliche Übersetzung. Man könnte "Anatta" ja auch als bedingt Entstandenes verstehen. Anatta wird schliesslich als Gegensatz zum herkömmlichen Atta verwendet. Vielleicht wollte Budhha damit ausdrücken: Bedingt entstanden bin ich und bedingt vergänglich bin ich und nicht ewig, unvergänglich.


    Das wirft die Frage auf gibt es überhaupt unvergängliches ? Laut Buddha ja: Nibbana ! Aber was hat das mit Ich [sig!] zu tun ?


    Ist mir alles noch etwas unklar. :doubt:

    accinca:

    Ein wahres "Ich bin" das immer der gleiche nur ist das wird "Atta" genannt und das ist es was der normale Mensch auch glaubt egal welche Vorstellungen ersonst noch hat. Die ist bei allen da außer beim Heiligen.



    Viele haben die Vorstellung ich bin nicht ich... sonders etwas anderes.


    Der Heilige ? Weiss er was er ist ? Oder macht er sich schlicht keine Vorstellungen indem er sich diese und andere philosophischen Fragen gar nicht erst stellt ?

    Elliot:


    Und sakkāya-ditthi bedeutet dann schlichtweg die Ansicht, dass in der Existenz-Gruppe (d.h. den fünf Daseinsgruppen, an den festgehalten wird) ein Atman enthalten sein könnte.


    Stimmt meine Annahme, welche ich aufgrund deiner Aussagen vermute, du denkst es existiere eine Art Atman, welches nicht in den Daseinsgruppen sondern woanders zu finden ist ?

    MN52:

    Wiederum, mit dem völligen Überwinden des Gebiets der Bewußtseinsunendlichkeit, indem sich der Bhikkhu vergegenwärtigt 'da ist nichts', tritt er in das Gebiet der Nichtsheit ein und verweilt darin. Er erwägt dies und versteht es so: 'Dieses Erreichen des Gebiets der Nichtsheit ist produziert und willentlich herbeigeführt. Aber was auch immer produziert und willentlich herbeigeführt ist, ist vergänglich, dem Aufhören unterworfen.' Auf dieser Grundlage stehend, erlangt er die Vernichtung der Triebe. Aber wenn er die Vernichtung der Triebe nicht erlangt, dann wird er aufgrund jener Begierde nach dem Dhamma, jenes Entzückens über das Dhamma, mit der Vernichtung der fünf niedrigeren Fesseln, einer, der dazu bestimmt ist, spontan wiederzuerscheinen und dort Nibbāna zu erlangen, ohne je von jener Welt zurückzukehren


    "Auch dies ist eine einzelne Sache, die vom Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist, verkündet wurde, durch die, wenn ein Bhikkhu umsichtig, eifrig und entschlossen verweilt, sein unbefreiter Geist befreit wird, seine nicht vernichteten Triebe vernichtet werden, und er die höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein erlangt, die er vorher noch nicht erlangt hatte."


    MN101:

    "Wenn sein konzentrierter Geist auf solche Weise geläutert, klar, makellos, der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich ist, richtet er ihn auf das Wissen von der Vernichtung der Triebe. Er versteht der Wirklichkeit entsprechend: 'Dies ist Dukkha.' Er versteht der Wirklichkeit entsprechend: 'Dies ist der Ursprung von Dukkha.' Er versteht der Wirklichkeit entsprechend: 'Dies ist das Aufhören von Dukkha.' Er versteht der Wirklichkeit entsprechend: 'Dies ist der Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt.' Er versteht der Wirklichkeit entsprechend: 'Dies sind die Triebe.' Er versteht der Wirklichkeit entsprechend: 'Dies ist der Ursprung der Triebe.' Er versteht der Wirklichkeit entsprechend: 'Dies ist das Aufhören der Triebe.' Er versteht der Wirklichkeit entsprechend: 'Dies ist der Weg, der zum Aufhören der Triebe führt.


    "Wenn er so weiß und sieht, ist sein Geist vom Sinnestrieb befreit, vom Werdenstrieb und vom Unwissenheitstrieb. Wenn er so befreit ist, kommt das Wissen: 'Er ist befreit.' Er versteht: 'Geburt ist zu Ende gebracht, das heilige Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden mußte, darüber hinaus gibt es nichts mehr'"


    Es existieren zahlreiche ähnliche Stellen im PK, welche Vernichtung predigen.


    Exemplarisch habe ich MN 52 erwähnt:
    Hier wird Vernichtung der fünf Niederen Fesseln gepredigt. Die erste Fessel sei "Persönlichkeitsglaube" sakkāya-ditthi respektive atta-ditthi die Vernichtet werden muss. Persönlichkeitsglaube ist die Ursache der falschen Ansicht, die entsteht man sei ein Selbst. Diese Meinung man sei oder hätte ein Selbst wird vernichtet.


    Ein anderes Beispiel MN101 berichtet ebenfalls von der Vernichtung der Triebe und erwähnt dabei den Werdenstrieb. Werden (bhava) kann auch als Dasein übersetzt werden http://www.palikanon.com/wtb/bhava.html:
    •'Sinnendasein' (kāma-bhava) oder Dasein in der Fünfsinnenwelt
    •'Feinkörperliches Dasein' (rūpa-bhava), oder Dasein in übersinnlicher, feinkörperlicher Himmelswelt
    •'Unkörperliches Dasein' (arūpa-bhava) oder Dasein in unkörperlicher Himmelswelt.


    Wer auch immer diesem Werdenstrieb unterworfen ist fühlt Daseindurst (Daseinsbegehren (bhava-tanhā)), was ungünstig ist.


    Langer Rede kurzer Sinn: Nur wer die (ev auch erst nach dem Tode eintretende) Vernichtung des Selbst aushalten kann, ist überhaupt Fähig die erste Fessel zu lösen. Dies ist Voraussetzung für alles weitere.


    Für unentschlossene fand ich folgendes Bonmot :) :


    EINE UNBEQUEME WAHRHEIT


    Was das Selbst betrifft, hat Buddha seine Meinung wie so oft hinter paradoxen Aussagen versteckt.


    Einerseits behauptet Buddha das Selbst sei anatta also ohne eigenen Wesenskern, bedingt entstanden und vergänglich. Andererseits behauptet er jedoch auch das Selbst werde nie vernichtet (Vernichtungsglaube). Daraus müsste man schliessen: WENN ES NICHT VERNICHTET WIRD, MUSS EIN TEIL DES SELBST EWIG BESTEHEN.
    Die paradoxe Aussage bezüglich Selbst führt bei gewissen Menschen zum Glauben, dass das was sie als ihr Selbst wahrnehmen gar nicht das Selbst sei. Sie glauben deshalb es gäbe noch ein anderes, tieferes, wahres ewiges Selbst.


    DIE Wahrheit ist jedoch: Das Selbst wird vernichtet.


    Ein Vernichtungsglaube hat Buddha nur aus moralischer Verantwortung abgelehnt. Die meisten Menschen leiden an einem sehr starken Persönlichkeitsglauben. Dieser starke Persönlichkeitsglaube führt zu Identifikation, Anhaften etc. Diese führt dazu, dass diese Menschen Buddhas Kernaussagen des Daseins anatta, anicca, dukha nicht ertragen können. Es werden unbewusste psychische Abwehrmechanismen in Gang gesetzt um die Gefahr der Vernichtung abzuwenden.
    Wer die Daseinsfaktoren nur oberflächlich glaubt und nicht in ihrer gesamten Dimension erfährt (->Vipassana) wird zwangsläufig dem Nihilismus verfallen.


    Tatsache bleibt, dass Vernichtung die Wahrheit ist. Buddha selbst predigt konstant Vernichtung. Allein Vernichtung führt ins Nibbhana. Vernichtung der Persönlichkeit steht dabei an erster Stelle.

    Ehrlich gesagt erschliesst sich mir die Bedeutung des Begriffs sankhara noch nicht wirklich.


    Am meisten kann ich noch mit der englischen Übersetzung anfangen: The word means 'that which has been put together' and 'that which puts together'.


    Am meiste verwirren mich die verschiedenen Bedeutungen, die dem Wort sankhara im buddhistischen Wörterbuch zugeschrieben werden: http://www.palikanon.com/wtb/sankhara.html

    Hallo Selbst


    Zitat

    Der Palikanon ist bereits eine transzendente Lehre.


    Der Palikanon ist voll von transzendenten Aussagen und Inhalten. Er wurde ja auch nicht von Buddha persönlich geschrieben sondern von gewöhnlichen, unerleuchteten mit Durst(Tanha) behafteten Mönchen !
    Was zählt ist nicht der Palikanon sondern Buddhadhamma, welches meiner Meinung im Palikanon zu finden ist, jedoch verschüttet.


    Wie ich sagte: Es ist nicht verboten Transzendentz zu erschaffen. Möglicherweise ist diese Eigenschaft des Geistes sogar die Wurzel der menschlichen Kreativität (= Versuch dukkha zu versiegen) . Ich kenn mich auch da ja auch ein wenig aus und habe vieles schon erlebt im Schamanismus, Mystik, Kunst etc. Es spricht nichts dagegen sich damit zu beschäftigen.


    Ich will nur bemerken und daran erinnern, dass buddhistische Praxis im achtfachen Pfad liegt. Ob man dabei an 7 Sonnen oder was auch immer glaubt ist für die Praxis egal. Es spielt für die Praxis keine Rolle solange Glaube nicht so stark ins Zentrum rückt, dass er Fortschritt verhindert (z.B indem er lediglich von dukkha ablenkt),

    Morpho:

    dann muss sowohl die intellektuelle Analyse scheitern, als auch kann man es nicht als möglich bzw. gängig betrachten, dass diese Art Einsichtsfähigkeit von Belang für die Erlösung ist


    Das ist vollkommen richtig !


    Ich gehe soweit, dass ich behaupte alle - wie ich sie nenne - transzendenten Inhalte im Buddhismus (allerlei Theorien über Höllen, Adibuddhas, Geister) erst nach dem Ableben von Buddha im Laufe der Jahre von einzelnen Schulen in verschieden starker Ausprägung "erfunden" wurden.


    Als Motivation transzendente Inhalte zu "erfinden" wirkt Durst Durst/Begehren (tanha http://www.palikanon.com/wtb/tanha.html insbesondere nach körperlichem und feinkörperlichem Dasein) diese zu glauben ist Anhaften/ upadana ( http://www.palikanon.com/wtb/upadana.html)
    Im Palikanon finden sich viele Stellen in denen Buddha entweder sich weigert Fragen nach transzendenten Inhalten zu beantworten oder ein Ratschlag nicht zu "erfinden" und nicht zu "glauben":


    Exemplarisch für den Ratschlag Buddhas nicht zu glauben erwähne ich hier die Aussagen Buddhas im Kalamer Sutta, insbesonder bezüglich Vorstellungen über eine jenseitge Welt/Karmawirkung. Er lässt alle Möglichkeiten offen, so als wolle er uns sagen: "Es spielt keine Rolle was ihr glaubt, hauptsache ihr befolgt die Praxis des achtfachen Pfads":

    Zitat

    Mit einem von Begierde und Übelwollen also befreiten, unbefleckten und geläuterten Geiste, Kālāmer, ist dem edlen Jünger schon bei Lebzeiten ein vierfacher Trost gewiß: ,Gibt es eine andere Welt und eine Frucht, ein Ergebnis der heilsamen und unheilsamen Taten, so mag es sein, daß ich beim Verfall des Körpers, nach dem Tode, auf glückliche Fährte, in himmlischer Welt wiedererscheine’; dieses ersten Trostes ist er gewiß. ,Gibt es aber keine andere Welt und keine Frucht und kein Ergebnis der heilsamen und unheilsamen Taten, so lebe ich eben hier in dieser Welt ein leidloses, glückliches Leben, frei von Haß und Übelwollen’; dieses zweiten Trostes ist er gewiß. ,Wenn nun einem Übeltäter Böses widerfährt - ich sinne ja gegen niemanden etwas Böses - wie kann da wohl mir, der ich nichts Übles tue, Böses widerfahren?’ dieses dritten Trostes ist er gewiß. ,Wenn aber einem Übeltäter nichts Böses widerfährt, so weiß ich mich hier eben beiderseits rein’; dieses vierten Trostes ist er gewiß . . ."


    Exemplarisch für die Aussagen Buddhas, man solle gar keine transzendenten Ideen Entwicklen sind poste ich diese beiden Passagen:


    Zitat

    DN 1: 1.5.2 Netz der Ansichten:
    „Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester Ewigkeit behauptet, Seele und Welt als ewig ausgelegt, nach vier Urständen, war es gleichwohl sinnlich begründet (abhängig von Berührung, ohne Berührung ist eine Empfindung nicht möglich).
    „Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester dies und das und dergleichen mehr behauptet, mancherlei Glaubenslehren ausgebracht, nach zweiundsechzig Urständen, war es gleichwohl (abhängig von Berührung) sinnlich begründet.
    „Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester Ewigkeit behauptet, Seele und Welt als ewig ausgelegt, nach vier Urständen, werden sie freilich anders als sinnlich wahrzunehmen (Berühren) unmöglich imstande sein.
    „Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester dies und das und dergleichen mehr behauptet, mancherlei Glaubenslehren ausgebracht, nach zweiundsechzig Urständen, werden sie freilich anders als sinnlich wahrzunehmen unmöglich imstande sein.


    Sinnlich begründet heisst hier sie haben es sich ausgedacht. Im Folgenden wird dies noch etwas klarer ausgedrückt:

    Zitat

    DN1: 1.5.2 Netz der Ansichten:
    „Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester Ewigkeit behauptet, Seele und Welt als ewig ausgelegt, nach vier Urständen; haben da jene Asketen und Priester dies und das und dergleichen mehr [ausgedacht] behauptet, mancherlei Glaubenslehren [sich ausgedacht] ausgebracht, nach zweiundsechzig Urständen: so haben alle diese auf die sechs Sinnesgebiete (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Ertasten, Denken) gestützt und gegründet wahrgenommen.



    Oder auch hier (MN 2. Alle Triebe)

    Zitat

    Dies sind die Dinge, die für das Erwägen ungeeignet sind, die er erwägt. Und was sind die Dinge, die für das Erwägen geeignet sind, die er nicht erwägt?
    •Es sind Dinge, bei denen, wenn er sie erwägt, der noch nicht entstandene Sinnestrieb in ihm nicht entsteht und der bereits entstandene Sinnestrieb überwunden wird,
    •bei denen der noch nicht entstandene Werdenstrieb in ihm nicht entsteht und der bereits entstandene Werdenstrieb überwunden wird,
    •bei denen der noch nicht entstandene Unwissenheitstrieb in ihm nicht entsteht und der bereits entstandene Unwissenheitstrieb überwunden wird

    .
    Weiter unten wird er noch etwas konkreter:


    Buddha rät davon ab sich Gedanken über Transzendentes zu machen, da es vom Ziel der Praxis ablenkt. Als Ausdruck von tanha, upadana ist es jedoch normal das man dies tut und auch nicht verboten. Theisten plötzlich Zen-buddhismus betreiben und auch sonst alle Religionen wild durchmischenhttp://www.lassalle-haus.org/ . Meiner Ansicht tun sie dies um ihren Durst zu stillen (tanha).


    Wenn man durch buddhistische Praxis (=achtfacher Pfad) erkennt, dass solche Gedanken/Praktiken gar nicht zum versiegen von tanha/dukkha beitragen und im Gegenteil diesen oft auch noch mehren, lässt man es von alleine bleiben.

    Mirco:

    Was gibt es da zu interpretieren? Entweder, man 'erblickt' sie direkt, dann weiß man, was Sache ist, oder eben nicht. Da hilft auch kein interpretieren.


    Das Problem (Interpretationsbedarf) beginnt ja auch erst dann, wenn das was man erblickt nicht übereinstimmt mit dem was geschrieben steht.