Quote from Morpho
dann muss sowohl die intellektuelle Analyse scheitern, als auch kann man es nicht als möglich bzw. gängig betrachten, dass diese Art Einsichtsfähigkeit von Belang für die Erlösung ist
Das ist vollkommen richtig !
Ich gehe soweit, dass ich behaupte alle - wie ich sie nenne - transzendenten Inhalte im Buddhismus (allerlei Theorien über Höllen, Adibuddhas, Geister) erst nach dem Ableben von Buddha im Laufe der Jahre von einzelnen Schulen in verschieden starker Ausprägung "erfunden" wurden.
Als Motivation transzendente Inhalte zu "erfinden" wirkt Durst Durst/Begehren (tanha http://www.palikanon.com/wtb/tanha.html insbesondere nach körperlichem und feinkörperlichem Dasein) diese zu glauben ist Anhaften/ upadana ( http://www.palikanon.com/wtb/upadana.html)
Im Palikanon finden sich viele Stellen in denen Buddha entweder sich weigert Fragen nach transzendenten Inhalten zu beantworten oder ein Ratschlag nicht zu "erfinden" und nicht zu "glauben":
Exemplarisch für den Ratschlag Buddhas nicht zu glauben erwähne ich hier die Aussagen Buddhas im Kalamer Sutta, insbesonder bezüglich Vorstellungen über eine jenseitge Welt/Karmawirkung. Er lässt alle Möglichkeiten offen, so als wolle er uns sagen: "Es spielt keine Rolle was ihr glaubt, hauptsache ihr befolgt die Praxis des achtfachen Pfads":
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Mit einem von Begierde und Übelwollen also befreiten, unbefleckten und geläuterten Geiste, Kālāmer, ist dem edlen Jünger schon bei Lebzeiten ein vierfacher Trost gewiß: ,Gibt es eine andere Welt und eine Frucht, ein Ergebnis der heilsamen und unheilsamen Taten, so mag es sein, daß ich beim Verfall des Körpers, nach dem Tode, auf glückliche Fährte, in himmlischer Welt wiedererscheine’; dieses ersten Trostes ist er gewiß. ,Gibt es aber keine andere Welt und keine Frucht und kein Ergebnis der heilsamen und unheilsamen Taten, so lebe ich eben hier in dieser Welt ein leidloses, glückliches Leben, frei von Haß und Übelwollen’; dieses zweiten Trostes ist er gewiß. ,Wenn nun einem Übeltäter Böses widerfährt - ich sinne ja gegen niemanden etwas Böses - wie kann da wohl mir, der ich nichts Übles tue, Böses widerfahren?’ dieses dritten Trostes ist er gewiß. ,Wenn aber einem Übeltäter nichts Böses widerfährt, so weiß ich mich hier eben beiderseits rein’; dieses vierten Trostes ist er gewiß . . ."
Exemplarisch für die Aussagen Buddhas, man solle gar keine transzendenten Ideen Entwicklen sind poste ich diese beiden Passagen:
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DN 1: 1.5.2 Netz der Ansichten:
„Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester Ewigkeit behauptet, Seele und Welt als ewig ausgelegt, nach vier Urständen, war es gleichwohl sinnlich begründet (abhängig von Berührung, ohne Berührung ist eine Empfindung nicht möglich).
„Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester dies und das und dergleichen mehr behauptet, mancherlei Glaubenslehren ausgebracht, nach zweiundsechzig Urständen, war es gleichwohl (abhängig von Berührung) sinnlich begründet.
„Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester Ewigkeit behauptet, Seele und Welt als ewig ausgelegt, nach vier Urständen, werden sie freilich anders als sinnlich wahrzunehmen (Berühren) unmöglich imstande sein.
„Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester dies und das und dergleichen mehr behauptet, mancherlei Glaubenslehren ausgebracht, nach zweiundsechzig Urständen, werden sie freilich anders als sinnlich wahrzunehmen unmöglich imstande sein.
Sinnlich begründet heisst hier sie haben es sich ausgedacht. Im Folgenden wird dies noch etwas klarer ausgedrückt:
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DN1: 1.5.2 Netz der Ansichten:
„Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester Ewigkeit behauptet, Seele und Welt als ewig ausgelegt, nach vier Urständen; haben da jene Asketen und Priester dies und das und dergleichen mehr [ausgedacht] behauptet, mancherlei Glaubenslehren [sich ausgedacht] ausgebracht, nach zweiundsechzig Urständen: so haben alle diese auf die sechs Sinnesgebiete (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Ertasten, Denken) gestützt und gegründet wahrgenommen.
Oder auch hier (MN 2. Alle Triebe)
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Dies sind die Dinge, die für das Erwägen ungeeignet sind, die er erwägt. Und was sind die Dinge, die für das Erwägen geeignet sind, die er nicht erwägt?
•Es sind Dinge, bei denen, wenn er sie erwägt, der noch nicht entstandene Sinnestrieb in ihm nicht entsteht und der bereits entstandene Sinnestrieb überwunden wird,
•bei denen der noch nicht entstandene Werdenstrieb in ihm nicht entsteht und der bereits entstandene Werdenstrieb überwunden wird,
•bei denen der noch nicht entstandene Unwissenheitstrieb in ihm nicht entsteht und der bereits entstandene Unwissenheitstrieb überwunden wird
.
Weiter unten wird er noch etwas konkreter:
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Auf solche Weise erwägt er unweise:
•'Gab es mich in der Vergangenheit?
•Gab es mich nicht in der Vergangenheit?
•Was war ich in der Vergangenheit?
•Wie war ich in der Vergangenheit?
•Was war ich, und was bin ich daraufhin in der Vergangenheit geworden?
•Wird es mich in der Zukunft geben?
•Wird es mich in der Zukunft nicht geben?
•Was werde ich in der Zukunft sein?
•Wie werde ich in der Zukunft sein?
•Was werde ich sein, und
•was werde ich daraufhin in der Zukunft werden?
Oder ansonsten ist er über die Gegenwart verwirrt:
•'Bin ich?
•Bin ich nicht?
•Was bin ich?
•Wie bin ich?
•Wo kam dieses Wesen her?
•Wo wird es hingehen?'"
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Buddha rät davon ab sich Gedanken über Transzendentes zu machen, da es vom Ziel der Praxis ablenkt. Als Ausdruck von tanha, upadana ist es jedoch normal das man dies tut und auch nicht verboten. Theisten plötzlich Zen-buddhismus betreiben und auch sonst alle Religionen wild durchmischenhttp://www.lassalle-haus.org/ . Meiner Ansicht tun sie dies um ihren Durst zu stillen (tanha).
Wenn man durch buddhistische Praxis (=achtfacher Pfad) erkennt, dass solche Gedanken/Praktiken gar nicht zum versiegen von tanha/dukkha beitragen und im Gegenteil diesen oft auch noch mehren, lässt man es von alleine bleiben.