Beiträge von Sunu im Thema „Sexualität und Befreiung: Ist die kritische Sicht des Buddha auf Sexualität für heutige Praktizierende relevant?“

    Was ich meinte ist, dass nichts außerhalb der Natur existiert und ein absoluter Anfang ist nicht auszumachen ... unsere Sinne nehmen ein Pferd wahr indem bedingt durch unsere Wahrnehmung ein Rahmen gesetzt wird. Wir nennen diesen Rahmen dann Pferd. Etwas tritt in diesen Rahmen hinein und wird Pferd genannt...wir sehen ein Pferd wird geboren...irgendwann fällt es aus dem Rahmen...wir sehen ein totes Pferd...es verwest, wir sehen ein Pferdeskelett und irgendwann bleibt gar nichts mehr vom Pferd, was wir mit unseren Sinnen Wahrnehmen, was uns an ein Pferd erinnert. Das Pferd ist vergangen. Da ist nichts mehr was in unseren Pferderahmen passt....und trotzdem ist nicht ein Fitzel wirklich verschwunden. Auch ist vorher nicht wirklich etwas dazugekommen.

    Aber selbst diese Betrachtung, dass nichts wirklich dazugekommen oder verschwunden ist, ist ja eine sinnliche....Das sollte man nicht vergessen. Dh. auch " die Natur" existiert nicht aus sich selbst heraus, so wie auch das Pferd...ist nur Benennung...ist kein Atman....kein Selbst..Dahingehend war accincas natürlich Einwand gerechtfertigt.

    Durch Verblendung, durch die 5 Gruppen des Ergreifens bedingt, entsteht Leiden und Knechtschaft durch diese falsche sinnliche Betrachtungsweise. Die gilt es zu überwinden sonst nix...

    Natur die bedingt durch das Ergreifen entsteht, ist sicher vergänglich und leidvoll...aber ohne das Ergreifen ist sie Natur im höchsten Sinne. Ohne Anfang und ohne Ende. Rein und frei vom Leiden. Buddha ging über die selbe Erde wie wir, nur ohne Leiden und erfüllt von Glückseeligkeit. Vom Anhaften befreit, wurde ihm die wahre Schönheit der Natur an dem Ort offenbar....an dem andere, bedingt durch den Schleier ihrer Verblendung , blind bleiben.

    Wenn es ein wahres Selbst gäbe würde ich dem zustimmen.

    So aber ist das Ende des Leidens nur dadurch das alles Anhaften

    an jeglicher Natur inklusive Geist und Gefühl ob glückselig oder nicht

    durch die Erkenntnis ihres Leides und der Vergänglichkeit aufgehoben worden.

    Wenn es so ein wahres Selbst gäbe, dann könnte es durch ergreifen erlangt werden, durch bloße Worte benannt und begriffen werden. So ein wahres Selbst gibt es natürlich nicht...da stimme ich dir zu. Aber ebensowenig existiert im absolutem Sinne etwas, was aufgehoben werden könnte. Denn auch das wäre ja nur ein Ergreifen.

    Die Natur im weitesten Sinne ist ja gar nicht vergänglich. Erst das Anhaften an bestimmte Aspekte der Natur...durch die sinnliche Wahrnehmung bedingt, lässt sie als vergänglich erscheinen.

    Ich weiß zwar nicht was du meinst mit "im weitesten Sinne", aber nach der

    Lehre ist Natur immer vergänglich, unbeständig, gebrechlich, bedingt mit

    und ohne Anhaften.

    Natur die bedingt durch das Ergreifen entsteht, ist sicher vergänglich und leidvoll...aber ohne das Ergreifen ist sie Natur im höchsten Sinne. Ohne Anfang und ohne Ende. Rein und frei vom Leiden. Buddha ging über die selbe Erde wie wir, nur ohne Leiden und erfüllt von Glückseeligkeit. Vom Anhaften befreit, wurde ihm die wahre Schönheit der Natur an dem Ort offenbar....an dem andere, bedingt durch den Schleier ihrer Verblendung , blind bleiben.

    Das Empfinden von Naturschönheit sehe ich als charakteristisch für einen Geisteszustand, der von groben Anhaftungen befreit ist. Also ist so ein Empfinden sicher kein Hindernis

    Ja, wer nichts besseres kennt und weiß, der wird auf so einer subjektiven Sichtweise

    seiner Matrix sicher reinfallen. Von der Vergänglichkeit solcher Phänomene gar nicht erst zu reden.

    Die Natur im weitesten Sinne ist ja gar nicht vergänglich. Erst das Anhaften an bestimmte Aspekte der Natur...durch die sinnliche Wahrnehmung bedingt, lässt sie als vergänglich erscheinen.

    Nein, ich sprach nicht von einem Gegensatz, sondern davon, dass Befreiung in Mitten der Welt stattfindet. Siehe dazu auch Buddhas Aussage in der Lehrrede.

    So ein Mönch sitzt Achtsam und gleichzeitig unbewegt in der Welt...im hier und jetzt, bis sein Geist durch Nicht- Anhaften von den Trieben befreit ist.

    Dass "Befreiung in Mitten der Welt stattfindet" und der Mönch achtsam und unbewegt sitzt mit festem Entschluss, besagt doch gar nichts im Hinblick auf unsere Frage, wie in dieser Lehrrede der Wald von den Mönchen wahrgenommen wird, welche Rolle die "entzückenden" Natureindrücke spielen und in welchem Sinn die Mönche ein "Schmuck" des Waldes sind.

    Ein gesunder Mönch und auch ein Buddha ist doch mit den selben Sinnesorganen ausgestattet wie jeder Mensch, darum wird er die umgebene Natur über die Sinnesorgane nicht anders Wahrnehmen als jeder andere auch. Er haftet jedoch nicht weiter daran, sondern bleibt im hier und jetzt...Achtsam, unbewegt ohne Anhaften an den Sinnesobjekten... Ein Schmuck des Waldes sind die Mönche insofern, dass sie dem Weg folgen... wodurch sie zu Reinheit und Unverblendung gelangen.

    Nein, ich sprach nicht von einem Gegensatz, sondern davon, dass Befreiung in Mitten der Welt stattfindet. Siehe dazu auch Buddhas Aussage in der Lehrrede.

    Zitat

    17. Nach diesen Worten fragte der ehrwürdige Sāriputta den Erhabenen: "Ehrwürdiger Herr, wer von uns hat gut gesprochen?"

    "Ihr habt alle gut gesprochen, Sāriputta, jeder auf seine Weise. Höre auch von mir, welche Art von Bhikkhu diesen Sālawald von Gosiṅga schmücken könnte. Sāriputta, wenn da ein Bhikkhu von seiner Almosenrunde zurückgekehrt ist, setzt er sich nach seiner Mahlzeit nieder, kreuzt die Beine, richtet den Oberkörper auf, verankert die Achtsamkeit vor sich und faßt den Entschluß: 'Ich werde diese Sitzhaltung nicht aufgeben, bis mein Geist durch Nicht-Anhaften von den Trieben befreit ist .' Jene Art von Mönch könnte diesen Sālawald von Gosiṅga schmücken."


    So ein Mönch sitzt Achtsam und gleichzeitig unbewegt in der Welt...im hier und jetzt, bis sein Geist durch Nicht- Anhaften von den Trieben befreit ist.

    Man kann es auch anders sehen. Keiner der Mönche spricht davon, sich dem sinnlichen Waldgenuss hinzugeben, um den Wald zu schmücken....Sondern jeder gibt an, wie er auf seine Art den Dharma praktiziert. Man kann das auch als Metapher verstehen. Wie nutzt man die Zeit als Mensch....wie gestaltet man sein weltliches Dasein inmitten einer sinnlichen, verführerischen Welt ? Auch ist es ein Hinweis darauf, dass die Befreiung in Mitten der Welt stattfindet... immer im hier und jetzt. Indem weder gegiert noch gehasst wird... In der Mitte...im Auge des Zyklons...

    @Frieden und Freude: Mir ist nicht klar, warum Du quasi bei Sexverzicht einen verpflichtenden inneren Konflikt postulierst. Meine Erfahrung ist eher, dass auch massive Lebensumstellungen recht beschwerdefrei verlaufen, wenn sie einem tiefen inneren "Aha-Erlebnis" folgen. Dann gehen Umstellungen, die - wenn befohlen - zu Revolution und Hassattacken führen würden.

    Majjhima Nikāya 14


    Wie dort auch beschrieben. Es geht nicht um Verbote oder um eine erzwungende Askese durch die man irgendwas ereichen könnte. Es braucht ein tieferes Verständnis, dass das Begehren nach dem Sinnlichen Leiden verursacht. Erst durch dieses ICH will haben, dass ist mein, entseht Leiden. Eine als schön empfunde Landschaft ist eben eine als schön empfundene Landschaft... Daran tut nichts weh, solange gar nicht versucht wird, sie sich zu eigen zu machen.

    Für mich geht das aber nicht durch Verzicht, der ja nur die leidvolle Begleiterscheinung der eigenen Wünsche ist. ...Sondern über die rechte Einsicht.

    Kommt mir gekünstelt vor. Was ist jetzt wenn diese "rechte Einsicht" sich

    bei dir einstellt auf unheilsame, schlechte Dinge zu verzichten.

    Und das obwohl du sie gerne machst? Verzichtest du dann doch lieber

    als dir von den Wort "verzichten" Angst machen zu lassen?

    Ich denke nur, dass es nicht zielführend ist, Krieg mit Krieg zu bekämpfen. Da mag sich erstmal ein kurzfristiger frieden einstellen, wenn die eine oder andere Seite gewonnen hat, aber wirklich nachhaltig ist das nicht. Erst wenn man den Krieg an sich wirklich knüppeldicke hat und das kämpfen in die eine oder andere Richtung sein lässt, hat man echten Frieden.

    Ich denke wenn etwas wirklich freiwillig ist, dann kann man gar nicht wirklich von einem Verzicht sprechen. Weil dann der Wille ja frei ist. Wenn man aber das Gefühl hat auf etwas zu verzichten zu müssen, dann ist das nie ganz freiwillig.

    Wenn ich mir ständig etwas wünsche, dann werde ich auch ständig auf etwas verzichten müssen. Von daher ist es sicher besser, die Wünsche zu beseitigen. Für mich geht das aber nicht durch Verzicht, der ja nur die leidvolle Begleiterscheinung der eigenen Wünsche ist. ...Sondern über die rechte Einsicht.

    Ich hatte da mal für einige Jahre so eine allgemein erimitische Phase. Ich kann gar nicht sagen ob das gewollt, selbstauferlegt oder unfreiwillig war. Das passt irgendwie alles nicht. Gezwungen hat mich niemand, wirklich selbst gewollt war es aber auch nicht. Die Situation hat sich halt ergeben, aber natürlich nicht ohne mein zutun. Ich habe sie damals begrüßt, weil sie sich für mein Leben wichtig anfühlte und zugleich verflucht weil sie düster war. Ich dachte ich muss da durch und habe mir das wie eine Wüste voller Dämonen vorgestellt, gegen die ich kämpfen müsste. Dabei war da gar nichts...Weder eine Wüste, noch irgendwelche Dämonen.

    Man muss bestimmt nicht alles praktisch ausprobieren bzw. ausleben, um zu einer Einsicht zu gelangen, dass etwas Leid hervorbringt. Manche Dinge sind den meisten schon offensichtlich genug, dass deren Leidhaftigkeit auch so erkannt werden kann. Dennoch ist es mit dem Glauben müssen so eine Sache. Entweder man glaubt oder man glaubt nicht. Entweder die Vorstellung und das Erwägen genügt, oder eben nicht. Auch wenn es in einigen Fällen dann sehr bedauerlich ist, wenn es nicht ausgereicht hat. Wie sieht es nun aus mit der Erfahrung der Enthaltsamkeit ? Man könnte sagen, ich habs knüppeldicke.

    Dann habe ich mich bestimmt nicht gut ausgedrückt, wenn du mich nun so verstehst. Denn ging mir nicht darum was ich nun möchte oder will.

    Desweiteren denke ich, jeder hat es verdient das man ihm aufmerksam Gehör schenkt. Darauf erfolgt dann das Erwägen und Prüfen des gesagten.


    Zitat

    A.III. 66 Die Rede an die Kālāmer - 5. Kesamutti Sutta

    Geht, Kālāmer, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, (*1) nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters! Wenn ihr aber, Kālāmer, selber erkennt: 'Diese Dinge sind unheilsam, sind verwerflich, werden von Verständigen getadelt, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Unheil und Leiden', dann o Kālāmer, möget ihr sie aufgeben.



    Wenn nun z.b. jemand u.U. überhaupt keine sexuelle Erfahrungen gemacht hat. Wie will er denn darüber Urteilen ? Z.b. ein junger Novize der sich noch in der Pubertät befindet und dem ein Zölibat auferlegt wird? Das führt doch eher dazu, dass er sich falsche ggf. sogar phantastische Vorstellungen macht. In der Folge werden dann u.U. noch Regeln nötig, die den Mönchen schon die bloße Berührung einer Frau verbieten, weil das ja schon ausreichen könnte, dass bei ihnen einer abgeht....ggf. noch mehr Regeln werden nötig im Bezug auf den Kontakt mit dem anderen Geschlecht. Das zeigt doch wie stark Mara da bereits wirkt. Diese Regeln und Gegenmaßnahmen, wären wohl nicht nötig, wenn die Begierde nach Sex tatsächlich oder auch nur annähernd überwunden wären. So gesehen sind diese Maßnahmen dann durch Begierde bedingte Handlungen. Triebgesteuerte Handlungen und eben nicht solche, die auf der Richtigen Ansicht beruhen.


    Ich habe doch kein Pfadglied hinzugedichtet... Richtige Ansicht bzw. Rechte Einsicht bzw. Rechte Erkenntnis....sind alles bloß übliche Übersetzungen für sammā diṭṭhi.

    Ohne die rechte An- oder Einsicht, gibt es auch keine rechte Absicht. Da hilft es nicht ein Begehren zu unterdrücken weil man einer bloßen Vorschrift folge leistet. Das wäre m.E. keine rechte Absicht, weil sie eben nicht auf rechter Einsicht gründet. Wenn das Begehren überhand nimmt, dann liegt das an einer verblendeten Sicht und die klärt sich nicht dadurch auf, dass Begehren unterdrückt wird... So wird dann doch nur an den Symptomen herumgedoktert, während sich die Ursache munter weiter ausbreitet.

    wenn man da etwas einfach unterdrückt

    wieso "etwas"?

    Wieso "unterdrückt"?

    Das etwas heißt "Begierde" und "unterdrücken" nennt der Buddha "überwinden".

    Überwinden und unterdrücken ist für mich nicht das selbe. Etwas unterdrücktes ist nicht überwunden, sonder nur oberflächlich kaschiert...eingeschlossen vlt.. Das kann auch eine erste notdürftige Maßnahme sein um etwas letztendlich zu überwinden. Aber wenn es hinter den Türen so tobt, dass das ganze Gebäude droht einzustürzen, dann ist das kontraproduktiv.

    Buddha hatte vor seiner Erleuchtung auch Sex. Ich glaube es wird nichts bringen, wenn man da etwas einfach unterdrückt, während es an Einsicht fehlt. Das würde nur dazu führen, dass man nicht in der Lage ist an etwas anderes zu denken als an Sex. In so einer Situation wäre man dann auch nur ein Opfer seiner Triebe.Trotzdem ist Sexualität ist mit Leid verbunden. Man braucht sich da nur einmal pubertierende Jugendliche angucken...dass ist für die meisten wohl kein Zuckerschlecken wenn die Triebe plötzlich so an die Tür klopfen.