Beiträge von Leonie im Thema „Das „nicht“-Paradoxon in den Koan des Chan/Zen Buddhismus oder es ist nicht ein Ding“

    wo in der Übersetzung "Weg" steht, "Weg = DAO" stehen lassen.


    Das ist zwar üblich, aber nicht genug.

    Das Schriftzeichen für DO oder DAO besteht aus zwei Teilen - 道 - ein Kopf mit Auge, was einen Menschen/ Jäger darstellt und eine Spur, die von irgendwoher kommt und irgendwohin geht. Spur ist insofern angemessener, und das findet sich auch wieder als Bild in den Ochsenbildern oder im Genjokoan von Dogen, wo es heisst - die Spuren des Erwachens führen endlos weiter.

    Zitat

    Die Spuren deines Erwachens lösen sich auf, doch die aufgelösten Spuren des Erwachens führen endlos fort.

    Ich sehe es aus meinem Leben, heraus, aus dem Leid und der Freude, der Liebe und dem Verlieren, dem Leben und dem Sterben, dem Schmerz und der Freude, dem Lachen und dem Weinen, dem grausigen und mozartischen, dem Lärm und der Stille, da ist ein Weg und da ist kein Weg, da ist ein gehen und da ist kein gehen – und immer ist es ein Stolpern inmitten eines Versuches zu leben.

    Trotz aller Melodramatik deiner Aussage - ich wünsch' dir eine gute Zeit.

    Mein alter Meister sagte einmal, wo man laut Rosenbüsche vergoldet lass deinen Wanderstab nicht liegen.

    Er würde wohl hier von einigen als Wichtigtuer etikettiert werden oder müsste in die „Studiengruppe Kommunikation“ zum Unterricht.

    kopfschütteln!

    Und wie sieht du es? Willst du hier "Rosenbüsche vergolden"? Oder was treibt dich hier an?

    Falls du Etiketten sammelst - hier sind viele Kreative. Die lassen sich da schon was einfallen.


    Aber wenn du dich hinter Versen, Texten und Autoritäten versteckst und nicht selbst sprichst, sondern nur diese zitierst - dann klopfen eben viele auf den berühmten Busch.


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    Das Kegon-Sutra sagt: „Beim Anblick aller Lebewesen überall sehe ich, dass jedes einzelne von ihnen die Weisheit und Tugend des Tathagata besitzt, aber wegen seiner Anhaftung und Täuschung kein Zeugnis davon geben kann.“


    Gehen wir also davon aus, dass jeder von uns die Weisheit und Tugend des Tathagatha besitzt, wir jedoch wegen unserer Täuschungen diese nur schlecht bezeugen können. Auf der Ebene der Weisheit und Tugend findet keine Kommunikation statt, da dies allumfassend ist und weder vermindert noch vermehrt werden kann.

    Kommunikation - also Austausch - gibt es nur auf der Ebene der Täuschungen, also dort wo Ansichten ausgetauscht werden - da gibt es natürlich falsche und richtige Ansichten und ich bin hier, um meine falschen Ansichten gegen eure richtigen Ansichten einzutauschen. Und das mache ich solange, bis nichts mehr haften bleibt. Insofern ist das Forum nichts anderes als ein (leeres) Feld der Übung des Buddhaweges und auch das ganze Internet mit seinen dreckigen Ecken ist nichts anderes als dieses (leere) Feld der Übung.


    Irrtum hin, Irrtum her - .




    Nach meinen Dafürhalten führen solche Erörterungen nur ins Dickicht des eigenen Weges ....

    Da fallen mir Tosotsus drei Schranken ein.

    In der ersten heißt es: Man bahnt sich einen Weg durch das Gras und kommt zum Meister, allein um Selbst-Wesensschau zu erlangen.

    Es hilft nichts vor dem Dickicht des "eigenen" Weges zu warnen - die Erörterungen sind nichts anderes als das Dickicht selbst - wer also sich in Erörterungen oder auch in Lyrik und Zitatehaufen ergeht, macht doch nur sichtbar, dass er sich immer noch den Weg bahnt.

    Dabei ist der Himmel klar und weit - und wolkenlos. Wenn nicht diese unnützen Gedanken wären .... vom Dickicht und vom Weg.

    Da hilft tatsächlich ein Donnerwetter und alles Gewölke löst sich auf .....

    Das lässt sich allen"falls" mit Rilke toppen -


    Herbst (1902)


    Die Blätter fallen, fallen wie von weit,

    als welkten in den Himmeln ferne Gärten;

    sie fallen mit verneinender Gebärde.


    Und in den Nächten fällt die schwere Erde

    aus allen Sternen in die Einsamkeit.


    Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.

    Und sieh dir andre an: es ist in allen.


    Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen

    unendlich sanft in seinen Händen hält.


    Und dann kann sich noch Wittgenstein dazu äußern - 1. Die Welt ist alles, was der Fall ist.


    d.html

    Was meinst du damit, dass auch Prozesse Dharmas sind? Prozesse sind doch eben gerade Vergänglichkeit. Die Blätter fallen ab und werden zu Erde.

    Ich bin nicht in der Stimmung, um über derart schwierige Themen zu reden. Aber ich fand einen ganz guten Aufsatz über den Abhidharma -

    bd4-k08rospatt.pdf

    Und da ist so ein schöner Satz zur "Vergänglichkeit" enthalten, den ich hier gerne hinterlasse - wegen der fallenden Blätter und dem zur Erdewerden.


    Zitat

    Nach buddhistischer Analyse unterliegt aber nicht nur der Körper einem ständigen Wandels- und Zerfallsprozeß, sondern alle andere Materie auch. Demnach muß auch fur alle andere Materie gelten, daß sie ständig vergeht und neu entsteht. Dies bedeutet, daß die scheinbare Kontinuität von uns und der Außenwelt fiktiv sein muß. In Wirklichkeit entsteht und vergeht zu jedem Moment eine gänzlich neue Welt, die wir irrtümlich mit der unmittelbar vorhergehenden für identisch halten, weil die Veränderungen von einem Moment zum nächsten so minimal sind, daß wir sie nicht registrieren können.


    Unterstreichung von mir.

    Ich meine, Dôgen hat sowas ähnliches auch gesagt - mir fällt jetzt nicht das Kapitel aus dem Shôbôgenzô ein.

    Ach ja - jetzt fällt es mir ein - Uji - Sein-Zeit - da steht das drin.

    Das Hauptproblem ist "Verdinglichung" - also das wir gewohnt sind, über alles zu reden, als sei es ein Ding.


    Die erste Ebene ist klar: die zehntausend Dinge, die Erscheinungen, die Schattenbilder. Und da werden diese Bilder durch bestimmte Prozesse erzeugt. Prozesse sind keine Dinge sondern eher so etwas wie Verben. Inwieweit schafft man es gedanklich, der Verdinglichung zu entgehen?

    Netter Versuch.


    Anstatt "Dinge" kann man auch "dharmas" sagen, dann wird es deutlich, dass auch Prozesse dharmas sind. Der Begriff Verdinglichung bezieht sich auf die marxistische Theorie, in der die lebendigen Arbeitsbeziehungen durch den Kapitalverwertungsprozess zu Sachbeziehungen gemacht werden, verdinglicht werden. Gedanklich kann keiner dieser Verdinglichung entgehen - LOL.


    Vielmehr ist das der Punkt, dass wir - jedenfalls in einem Forum - nur unsere Gedanken darstellen können. Daher ist der Abschnitt 24.10 des MMK von Nagarjuna besonders zu bedenken:

    Zitat

    "Ohne sich nicht auf die Anwendung [der Worte] zu stützen, kann die Wahrheit im höchsten Sinn nicht gezeigt werden; und ohne zur Wahrheit im höchsten Sinne vorgestoßen zu sein, wird Nirvana nicht erlangt."

    Das entspricht auch dem, was im Diamantsutra durch Buddha ausgesagt ist -

    u.a.

    Zitat

    „Subhuti, eine Person, die höchsten, vollkommen erwachten Geist in sich erweckt, sollte wissen, dass dies für alle Dharmas wahr ist, dass alle Dharmas dieser Art sind; sie sollte Vertrauen haben, alle Dharmas zu verstehen, ohne jede Vorstellung von Dharmas. Subhuti, der Tathagata hat gesagt, dass das, was Vorstellung von Dharmas genannt wird, nicht eine Vorstellung von Dharmas ist. Und darum wird sie Vorstellung von Dharmas genannt."

    Das Höhlengleichnis aus Platons "Politea" entspringt Platons Ideenlehre, die zwischen den sinnlich wahrnehmbaren Dingen - den Schatten in der Höhle - die fälschlich als real vom gewöhnlichen Menschen, dem Höhlenbewohner oder cave man (!) gehalten werden - und den wahren Dingen, die Platon als die Ideen ansah, wie z.B. dem sogenannten wahren Selbst, dem Wahren, Guten, Schönen nach Hegel, um die Verbindung zum Idealismus mal aufzuzeigen.


    Das hat mit dem Verständnis des Zen insofern nichts zu tun, als dort auf die Logik des Nagarjuna zurück gegriffen wird , die demnach weder beim Sein noch beim Nicht-Sein stehen bleibt, sondern durch die vierfache Logik alle Seins und Nichtseinsaussagen verwirft. Es kann über die Wirklichkeit nichts ausgesagt werden, was sich irgendwie substantiell begreifen ließe.

    Das Denken hat zur Wirklichkeit des Lebens keinen Zugang. Es ist in seiner Begrifflichkeit gefangen - um es mit Platon zu sagen - nur die Höhle hat keinen Ausgang - oder kein Tor.

    Diese Torlosigkeit verweist jedoch darauf, dass es überhaupt keine Höhle gibt. Platon hat hier auch nur ein nettes Konzept gebastelt.

    1. Ein Koan ist eine Art Fallbeispiel und ist ähnlich wie ein Präzedenzfall im Recht in der Praxis selbst entstanden und deshalb für die Praxis geeignet, weil es da Anwendung findet. Die Koansammlungen sind in China auch in der Zeit entstanden, als die Rechtsfälle in Sammlungen zusammen gestellt wurden.

    2. Koan sind nicht nur zusammen mit einem Lehrer sinnvoll, sondern für das Verständnis von Koan ist es unverzichtbar, gemeinsam mit jemandem zu praktizieren, der die ca. 750 Fälle aus seiner Tradition durchlaufen hat und der als Lehrer für diese Praxis anerkannt wurde.

    3. Koan sind vielleicht auf der Eben des "gesunden Menschenverstandes" Paradoxien. Sie wären vielleicht als metaphysische Paradoxien zu bezeichnen, wenn es da eine Metaebene gäbe. Koan erscheinen nur so. Sie sind ganz einfach Schranken für den Verstand und für das diskursive Denken. Daher können sie auch nicht begrifflich erklärt werden.

    4. Die Funktion eines Koan besteht darin eine Begegnung von Buddha zu Buddha zu ermöglichen und zu vertiefen. Deshalb ist ein Mensch, der das realisiert hat, notwendig und es ist auch notwendig, dass dies von Angesicht zu Angesicht geschieht. Letzteres bedeutet auch, dass man nicht über Bücher oder Schriften "die große Sache" klären kann, sondern zur letztendlichen Klärung eine Begegnung unmittelbar notwendig ist, also eine Art Dharmagefecht oder Schlagabtausch, wie z.B. Yoka Daishi und Eno.

    Was möglicherweise auch hilft,

    hilft, wobei?

    Ich versteh' nicht was dein Anliegen ist?

    Was soll das mit den Koan und den Kommentaren von Roloff?

    Von der Praxis des Koanstudiums in der Rinzai-Tradition ist das völlig belanglos, ob das Paradoxien sind. Es ist notwendig, dass die Logik und das Denken nicht zur Lösung findet, sondern die Anwort auf eine Frage im Dokusan intuitiv gefunden wird. Das meint man mit ohne wählerische Wahl - einfach spontan - ohne Überlegung. So wie man einen Ball fängt.

    Die alten Chan-Chinesen sehen aber die Gefahr für ihre Schüler, denn wenn man drin ist, kommt man nicht mehr raus.

    Nicht nur die - alle waren in dieser Denk-Schleife, genannt dukkha, auch Buddha. Und weil man nur dann anderen zeigen kann, WIE man da raus kommt, wenn man selbst drin war und raus gekommen ist und dann wieder rein geht bzw. erkennt, dass da einer drin ist, der mit seiner Fragerei nicht so weiss, wie er raus kommt, nur deshalb erscheint der WEG.

    Das ist keine Gefahr, sondern Leiden, und das hat einfach was mit dem grundlegenden menschlichen Problem zu tun, dass die Welt nicht so ist, wie wir sie uns gerne zurecht denken oder wünschen.

    Auch du steckst da fest und weisst nicht, wie du da heraus findest.

    Man kann sich natürlich auf die eine Seite werfen und postulieren, DAS habe keinen Sinn oder DAS sei sinnlos.

    Das Leben eben - man kann es mit theoretischer oder praktischer Vernunft versuchen, wie Kant. oder wie Descartes mit Cogito ergo sum - Dogen hat es schon im Bendowa ausführlich dargelegt, weil eben ALLE sich die Frage gestellt haben - macht es Sinn diese Übung? Man meint ja, sie mache Sinn bis zur Erlechtung - und dann?

    Dann kann man aufhören - es los lassen? Oder nur noch Blumen hoch halten.

    Die Frage nach dem Sinn der Übung oder nach dem Kommen des Patriarchen aus dem Westen ist eine sehr wichtige Frage - sie ist eine Schranke (ohne Tor). Und die kann auch nicht mit dem Gegenteil postuliert werden - so wie der Typ da aus dem Fall 20 einfach so heraus kräht - hat keinen Sinn! Schön - hat keinen Sinn - und dann.

    Der Typ ist ja dann Abt eines Klosters geworden - Fall 80 aus dieser Klause der Gelassenheit. Ohne diese sinnlose Sammelei der Koans würde kein Schwein darüber reden - das macht doch deutlich, dass das nichts mit den Chinamännchen zu tun hat, sondern dass es hier um die grundlegende Frage nach dem Sinn des Lebens handelt.

    Und da finde ich die Antwort von Monty Python auch nicht schlecht.


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    Wenn einer daher kommt und eine Frage stellt, wie diese nach dem Sinn - dann ist die Antwort - in diesem Fall - ein Schlag. Nur der Fragende hat das nicht kapiert, weil er eine Antwort auf der Sprachebene, also in der Welt der Vorstellung sucht. Und da hat er aber bereits die Antwort gefunden - und genau das will er dem Meister zeigen - ich weiss Bescheid.

    Und so ist das auch bei dir - du weisst Bescheid.

    Was ist da also der Sinn einer Diskussion, für die du dich auch noch bedankst?

    Ich diskutiere hier gar nicht. ich lasse hier meine Beiträge einfach nur so fallen und wer das gebrauchen kann, der hebt sie auf.