Alles anzeigenLieber Rupert Reiger,
ich verstehe nicht ganz, auf was du hinauswillst. Ich verstehe es so, dass du eine Zusammenhang zwischen dem in der Logik (Lügner-Paradoxon und Russel) und in Koans untersuchst. Dir fällt auf, dass da das Pardoxon auf ähnliche Weise konstruiert wird, nämlich indem sowohl Bejahung als auch Verneingung ausgeschlossen werden.
Gerade wegen dieser ähnlichen Struktur, nimmst du wohl an, dass Pardaoxa in Koans eine ähnliche Funktion haben, wie Prdoxa in der Logik. Hier klingt es so, als würde in Koans auf ein logisches Problem Bezug genommen und dabei eine Lösung gefunden (Schranke) die aber nicht an eine klare Lösung wie die von Kurt Gödel heranreicht:
Kurt Gödel hat nun in seinem Unvollständigkeits-Theorem (gutes dazu findet man) bewiesen, dass ein widerspruchsfreies, vollständiges formales System aus Axiomen abgeleitet prinzipiell nicht möglich ist! Das gilt prinzipiell, unabhängig davon ob man nun so ein Beispiel, wie das Beispiel von Russel oder die aus den Koan, kennt oder nicht. Es kann also prinzipiell beides nicht bewiesen werden: Dass so ein System widerspruchsfrei ist (unabhängig davon ob man dazu Beispiele wie oben kennt oder nicht, dann kann man sie suchen) und dass so ein System vollständig ist (unabhängig davon ob man dazu Beispiele kennt oder nicht, dann kann man sie suchen). Natürlich haben die alten Chinesen Gödels Beweis nicht gekannt. Aber sie haben zumindest das Paradoxe der Beispiele klar gesehen und sie haben es gelöst durch: Schranke!
Wobei es ja nicht so ist , dass es bei Koans um Axiomsysteme, Vollständigkeit oder Logik geht. Natürlich gibt es eine strukturelle Ähnlichkeit insofern, als auch im Koan das Paradoxe verwendet wird, um ein System durch inneren Widerspruch auszuhebeln.
Bei logischen Pardoxa geht es um logische Axiomsysteme geht, die da "ad absurdum" geführt werden. Gödel zertrümmerte das Hilbertprogramm - die Hoffnung der formalen Logik auf eine ebenso vollständiges wie widerspruchsfreies Axiomensystem. Gödel zeigt die Logik des formalen Folgerns und Beweisen auf und damit dann natürlich auch bei Turing die Grenzen der Berechenbarkeit.
Darum geht es bei Koans nicht. Koans sind eine religiöse Praxis, bei der es auch darum geht, die Grenzen aufzuzeigen. Aber s geht um die Überwindung unserer ganzen alltäglichen Denkungsart in Ich und Mein, Subjekt und Objekt. Das ist ja eine sehr andere Funktion, die nur durch eine Methode - nämlich die alles hin auf einen inneren Widepruch zu kulmulieren - eine strukturelle Ähnlichkeit erhält. Eine der grossen Unterschiede ist, dass dabei die Person selbst ( der Schüler) im Mittelpunkt steht, und er auf inneren Widerpruch gestossen wird, den er darstellt. Das geht schon sehr viel weiter als die Ebene logischer Beweisbarkeit.
Vielen Dank für die Diskussion, dashalb ist das Thema hier angesprochen: Dass es diskutiert wird.
Ich gehe davon aus, dass die alten Chan -Chinesen genial waren. In den Koan treffen sie mit absoluter Präzission, es gibt nichts vergleichbares. Die westliche Philisophie reicht da, nach meiner begrenzten Leseerfahrung, nicht heran, vielleicht mit der Ausnahme Schopenhauer ... und der hatte eine Buddha-Statue in seinem Arbeitszimmer, aber wohl die Koan Sammlungen noch nicht gekannt.
Also: Die alten Chan-Chinesen haben, nicht im Widerspruch zu ihrer Diskussion, genau gewusst, dass es Koan gibt, wo man in ewige Iteration gerät, nur ein Beispiel wieder von oben
Bi-Yan-Lu Koan 20:
Long-ya fragt: Was ist der Sinn dessen, dass der Patriarch aus dem Westen gekommen ist?
Cui-wei schlägt ihn mit dem Stützbrett
Lin-ji schlägt ihn mit dem Sitzkissen
Long-ya sagt jedesmal: Wenn ihr mich schlagt, dann lasse ich mich schlagen. Und doch bestehe ich darauf: Es gibt keinen (nicht einen) Sinn dessen, dass der Patriarch aus dem Westen gekommen ist.
Cui-wei und Lin-ji haben es natürlich begriffen: Sie sagen kein Wort, sie wollen nicht in den ewigen Kreis, der wieder ist:
2) Long-ya: was ist der (vorausgesetzt) existierende Sinn?
1) Long-ya: der Sinn ist: Es gibt keinen (nicht einen) Sinn --> somit gibt es auch den Sinn nicht, der besagt es gibt keinen Sinn, somit kann man fragen
(schlaue Cui-wei und Lin-ji, armer Long-ya: schon ist er drin)
2) Long-ya: was ist der (vorausgesetzt) existierende Sinn?
1) ......
2) .....
.....
....
...
..
.
Cui-wei und Lin-ji wollten verhindern, aber der unbedarfte Long-ya tritt den paradoxen Kreis 1) ... 2) ... 1) ... .. . los:
Lobgesang von Xue-dou: (Long-ya hat) Stützbrett und Sitzkissen nicht zu gebrauchen gewusst!
Das ist genial!
Der Patriarch aus dem Westen hätte auch nicht kommen können, es hätte auch sonst wo hinlaufen können oder überhaupt nicht. Sinn ist da nicht dahinter aber sind wir froh, dass er gekommen ist. Aber schon diese Zeilen wären Cui-wei und Lin-ji zu viel. Das setzt Prügel ... zu Recht.